Sinneswandel von Friedi (LExJP) ================================================================================ Kapitel 3: Golden Bay --------------------- Das Hotel lag direkt an der Golden Bay. Über eine Treppe gelangte man direkt zum Strand. Es war wirklich voll hier. Aber das war ja zu erwarten gewesen. Ich mietete mir einen Sonnenschirm und suchte mir einen Platz. Am liebsten wollte ich so nah wie möglich ans Wasser. Es war eine Qual. Der Sand war unglaublich heiß. Und selbst in Flipflops blieb es nicht aus, dass ich mir fast die Füße verbrannte. Die Entscheidung, nah am Wasser zu liegen, festigte sich nur noch mehr. Endlich hatte ich einen guten Platz gefunden und breitete mich aus. Von weitem sah ich auch meine Eltern und winkte sie zu mir herüber. „Mein Gott, ist dieser Sand heiß!“, rief meine Mutter aus, als sie sich neben mir ausbreitete. Dann wandte sie sich an mich. „Ich hoffe, du hast dich ordentlich eingecremt, mein Schatz.“ „Ja, Mum, hab ich“, antwortete ich. Mit Lichtschutzfaktor 50+! Das war das einzige, was mich davor bewahrte einen Sonnenbrand zu bekommen. Braun zu werden konnte ich natürlich gleich aufgeben. Aber wahrscheinlich würde ich nach diesen vier Wochen hier einige Sommersprossen im Gesicht haben. „Und ich hoffe, du hast sie auch in deiner Strandtasche“, erwiderte meine Mum. „Du wirst es nach dem Baden wiederholen müssen.“ „Ja, Mum, natürlich“, antwortete ich. „Ich leg mich doch nicht zum ersten Mal an einen Strand.“ Mein Vater lachte. „Amaryllis, sie ist kein kleines Kind mehr“, beschwichtigte er meine Mutter. „Ja, aber ich werde nie vergessen, als sie sich einmal so verbrannt hatte, dass ihr ganzer Körper so rot war, wie ihre Haare“, sagte meine Mutter. Daran konnte ich mich gar nicht erinnern. Wie alt war ich da gewesen? Vier? Viel älter kann ich ja nicht gewesen sein. Womöglich war ich aber sicherlich noch jünger gewesen. Mein Vater beantwortete mir meine nicht laut gestellte Frage. „Amaryllis, da war sie doch erst drei gewesen“, lachte er. „Du darfst deiner jetzt siebzehnjährigen Tochter auch etwas zutrauen.“ „Ja, du hast ja Recht!“, gab sie schließlich zu. Ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte. Gut, dass uns niemand zuhören könnte, der mich kannte. Gott, wäre mir das gerade peinlich gewesen. „Also ich geh dann mal ins Wasser“, sagte ich schließlich und zog mir meinen Rock und mein T-Shirt aus. „Aber renn nicht zu schnell rein, ja“, riet mir meine Mutter. „Nicht, dass du einen Kreislaufzusammenbruch bekommst!“ „MUM!“, rief ich. Mein Vater lachte nur. Und meine Mutter schien etwas verlegen zu sein. Woher kamen ihre Anwandlungen gerade? Wenn ich normalerweise Marlene besuchte, bombardierte sie mich doch auch nicht mit solchen Ratschlägen. Vielleicht waren wir ja einfach nur zu lange nicht mehr im Urlaub gewesen. Ich begnügte mich mit dieser Erklärung und ging ins Wasser. Ich spritzte mir etwas Wasser über meine Arme und über meinen Körper und ging dann weiter ins Wasser. Es war kühl und erfrischend. Eine echte Entspannung! Ich ließ mich eine Weile im Wasser treiben. Dann schwamm ich noch etwas nach draußen. Das Wasser war wirklich flach. Man konnte sehr weit nach draußen schwimmen, die Beine den Boden nicht mehr erreichen konnten. Und ich gehörte nicht gerade zu den hoch gewachsensten Persönlichkeiten. Irgendwann schwamm ich zurück an den Strand und trocknete mich ab. Meine mittlerweile umgestellte Uhr sagte mir, dass es jetzt kurz nach fünf Uhr war. Ich entschied nur etwa ein halbes Stündchen Pause zu machen. Ich wollte noch einmal ins Wasser, bevor ich nachher ins Hotel-Restaurant gehen würde. Ich setzte mich unter den Sonnenschirm und nahm mir mein Buch zur Hand. Ich las, bis mein Vater ebenfalls aus dem Wasser kam, hinter ihm folgte meine Mutter. „Hast du nochmal vor ins Wasser zu gehen?“, fragte er mich. „Ja, wie spät ist es?“, erwiderte ich und guckte kurz auf meine Uhr. Es war schon fast sechs. „Oh, ich hab die Zeit etwas verpasst! Aber ja, ich geh nochmal ins Wasser. Wenn ihr wollt könnt ihr aber schon mal vorgehen. Ich spring nur noch mal kurz ins Wasser rein.“ Ich klappte mein Buch zu und warf es wieder in meine Strandtasche. „Wir treffen uns um sieben im Restaurant“, sagte mein Vater während er sich abtrocknete. „Ja, Dad“, versprach ich und rannte noch einmal ins Wasser. Ich schwamm noch eine Runde und beobachtete, wie meine Eltern zurück ins Hotel gingen. Ich ließ mich ein Weilchen treiben und schloss die Augen. Als ich sie wieder öffnete war die Sonne noch ein kleines Stückchen weiter rum. Ich sollte wohl jetzt ebenfalls raus gehen. Ich wollte zurück schwimmen, als ich, nur ein paar Meter von mir entfernt, ein kleines Mädchen sah, das offensichtlich gerade einen Krampf zu haben schien. Ich schwamm zu ihr hin. „Was ist los?“, fragte ich sie. „Kann ich dir helfen?“ Sie schien nicht in der Lage zu sein, mir zu antworten. Ich half ihr zurück an den Strand. Ein Junge kam auf uns zu gerannt. „Jana!“, rief er und kniete sich zu ihr hin. Er nahm das Mädchen in seine Arme und reichte ihr irgendeine Klare Flüssigkeit. Nur ein paar Augenblicke später schien sie sich zu beruhigen. „Danke, dass du meine kleine Schwester an den Strand gebracht hast“, sagte er zu mir. „Kein Problem“, antwortete ich und sah zu ihm auf. Mich traf der Schlag, als ich ihn erkannte. Das war nicht möglich! Das konnte einfach nicht real sein! Ich war quer durch Europa geflogen und vor mir saß tatsächlich niemand anderes als James Potter! Ich musste mir das einbilden! Meine Fantasie ging wohl gerade mit mir durch! „Lily?“, sagte er nach einer Weile und ich bemerkte, dass ich ihn wohl die ganze Zeit mit offenen Mund angestarrt hatte. „Was machst du hier?“ „Das könnte ich dich genauso fragen“, erwiderte ich. „Ich mache hier Urlaub mit meiner Familie“, antwortete James. „Und das ausgerechnet hier, wo auch ich mit meiner Familie Urlaub mache?“, fragte ich. Ich war wahrscheinlich etwas taktlos, aber ich konnte es einfach nicht fassen, dass ich gerade James Potter begegnet war. „Naja, ich habe diesen Zufall nicht gerade geplant“, verteidigte er sich. Das konnte ich wohl nicht leugnen. „Tja…“, sagte ich und überlegte, was ich tun sollte. „Ich sollte jetzt wohl besser rein gehen. Man sieht sich.“ Und so floh ich schleunigst zu meinen Sachen. Es war halb sieben. Ich sollte mich jetzt wirklich beeilen. Ich trocknete mich ab, warf mir meine Sachen so schnell wie möglich über, schmiss alles Übrige zusammen in die Strandtasche und rannte nach oben in mein Zimmer. Innerhalb von weniger als fünf Minuten hatte ich mich mit einem kleinen Zauber zurecht gemacht. Ich hatte jetzt noch etwa zwanzig Minuten, bis ich ins Restaurant sollte. Zwanzig Minuten, um mich etwas zu sammeln. Ich konnte nicht anders. Ich kramte nach dem Zwei-Wege-Spiegel, den Marlene mir geschenkt hatte. „Marlene!“, rief ich aufgeregt. Tatsächlich erschien nur einen Moment später ihr Gesicht im Spiegel. „Hi, Lily“, grüßte sie mich. „Gut angekommen?“ „Ja, und du wirst nicht glauben, was mir gerade am Strand passiert ist!“ „Du hast einen Jungen kennen gelernt!“, rief Marlene und strahlte mich an. „Siehst du? Und du wolltest mir nicht glauben!“ „Nein!“, widersprach ich. „Nein, ich hab nicht-“ Ich brach einen Moment ab um meine Gedanken wieder zu ordnen. „Ich hab gerade James Potter am Strand getroffen“, erzählte ich ihr schließlich. „Nicht dein Ernst!“ „Doch!“ „Ich hoffe du hast ein Foto gemacht.“ „MARLENE!“, beschwerte ich mich. „Tut mir Leid“, lachte sie. „Aber ich brauch wohl ein Beweisfoto, damit ich das wirklich glauben kann. Aber jetzt mal im Ernst; du klingst so geschockt. Was ist jetzt dein Problem?“ „Was mein Problem ist? Hast du mir gerade nicht zu gehört? Da stand plötzlich James Potter vor mir!“ „Ja?“ Offensichtlich verstand sie tatsächlich nicht, worauf ich hinaus wollte. Ich half ihr etwas auf die Sprünge. „Was soll ich denn jetzt tun? Er hat mich im Bikini gesehen! Mit dem geht doch jetzt garantiert die Fantasie durch! Er wird mich den ganzen Urlaub über nerven und nach einem Date fragen und-“ Weiter kam ich nicht. Marlene lachte laut auf. Und schien sich kaum wieder beruhigen zu wollen. „Wie schön, dass du das witzig finden kannst!“, grummelte ich. „Es ist witzig!“, antwortete sie. „Entspann dich. Er läuft dir seit mindestens unserer halben Schulzeit hinterher. Aber er mag dich tatsächlich und du hast letztes Jahr selber mal zugegeben, dass er vernünftiger geworden ist.“ „Etwas, ja. Aber nicht wirklich wesentlich!“ Sie lachte wieder. „Dann ist er halt in dich verknallt und macht rein zufällig auch auf Malta Urlaub. Na und?!? Komm wieder etwas runter. Ändern kannst du beides eh nicht. Genieß deinen Urlaub. Vielleicht kommt ihr euch ja doch noch etwas näher. Halt mich auf dem Laufenden. Ich muss jetzt für meine Geschwister Essen machen. Bis später!“ Mit diesen Worten und ohne eine weitere Reaktion von mir abzuwarten verschwand sie wieder aus dem Spiegel. Ich war nicht sonderlich beruhigt. Aber ich warf den Spiegel bei Seite und atmete tief durch. Also, James Potter machte tatsächlich ebenfalls hier Urlaub. Ausgerechnet James Potter! Es hätte nicht irgendjemand anderes sein können. Es hatte ausgerechnet er sein müssen! Was alles noch schlimmer machte: Wo ein James Potter war, war meistens auch ein Sirius Black nicht weit. Aber Moment! Hatte er nicht auch von Familienurlaub gesprochen? Vielleicht war er ja tatsächlich mal ohne Sirius hier. Ich hoffte es. Ich sah auf die Uhr und stellte fest, dass ich nun wirklich los musste. Ich rannte ins Restaurant und war nur etwa zwei Minuten zu spät. „Wir dachten schon, du hättest im Wasser die Zeit verpasst“, sagte mein Vater zu mir. „Nein, ich war noch oben auf meinem Zimmer“, antwortete ich. Offensichtlich musste man mir anmerken, dass ich aufgewühlt war. „Ist alles in Ordnung?“, wollte meine Mutter wissen. „Ja, alles in Ordnung. Ich hab nur- Ach nicht so wichtig! Lasst uns was essen!“ Ich grinste meine Eltern an. Sie starrten mich verdutzt an. Tunia dagegen hatte die Arme verschränkt. Ich konnte ihr an ihrem genervten Gesichtsausdruck ablesen, dass sie ebenfalls endlich etwas essen wollte. „Was ist passiert?“, fragte meine Mutter nun besorgter. „Nichts, Mum“, antwortete ich. „Es ist wirklich nicht so wichtig. Wir können jetzt etwas essen.“ Etwas skeptisch wandten meine Eltern den Blick von mir und wir suchten uns einen Sitzplatz. Ich bestand auf eine der hintersten Ecken im Restaurant. Aus den Augenwinkeln heraus sah ich, dass sich meine Eltern verwunderte Blicke zuwarfen. Tunia hingegen beachtete mich gar nicht. Eine Bedienung kam an unseren Tisch und fragte uns nach unseren Getränkewünschen. Ich bestellte einen Eistee. Nachdem sie alle unsere Getränkewünsche entgegen genommen hatte, wies sie uns auf das riesige Buffet hin, an dem wir uns gerne bedienen dürften. Ich sagte meinen Eltern und Tunia, dass sie schon holen gehen sollten, während ich auf die Getränke warten würde. Ich denke, meine Eltern machten sich wirklich etwas Sorgen um mich. Sie sagten jedoch nichts und gingen zum Buffet. Gespannt beobachtete ich die Eingangstür zum Restaurant. Und tatsächlich! Nur wenige Minuten später betrat James das Restaurant. Gefolgt von seiner Familie, wie ich vermutete, und – oh nein – Sirius Black! Die Hoffnung stirbt zuletzt! Ich konnte nur hoffen, dass sie mich nicht sahen. Zu meiner Erleichterung setzten sie sich einige Tische entfernt von dem, an dem ich saß und sahen auch nicht in meine Richtung. Außerdem saßen James und Sirius glücklicherweise mit dem Rücken zu mir. Als die Getränke kamen, nahm ich sie entgegen und wartete dann auf meine Eltern und Tunia. Währenddessen beobachtete ich James und seine Familie. Er sah seinem Vater sehr ähnlich. Es waren dieselben schwarzen Haare und dasselbe Gesicht. Die Haare seines Vaters waren allerdings schon leicht angegraut. Viel mehr erkannte ich von hier aus nicht. Die Mutter dagegen hatte eher eine zierlichere Statur und hatte lange, seidige Haare von einem hellen braun. Es war derselbe Farbton, wie ihn auch die kleine Schwester hatte. Hm… ging dieses Mädchen schon nach Hogwarts? Ich konnte mich nicht entsinnen, dass ich je davon gehört hatte, dass er eine Schwester hatte. Ich hatte immer geglaubt er wäre ein Einzelkind. Aber sie war wirklich sehr klein. Sie war also vermutlich erst zehn und damit wohl kaum schon in Hogwarts, überlegte ich mir. Meine Eltern und Tunia kamen zurück an den Tisch. Nun ging also ich zum Buffet. Es war wirklich herrlich. Es gab alle möglichen verschiedenen Speisen und verschiedenes Obst und was nicht alles. Ich suchte mir etwas Landestypisches aus. Da gab es zum Beispiel Kaninchen in Tomaten-Rotweinsoße, was auf meinem Teller landete. Als Beilage wählte ich mir Pastizzis – Blätterteigtaschen, die mit Ricotta oder Erbspüree gefüllte waren. Einen etwas kleineren Extra-Teller belud ich mir mit etwas Obst. Ich sah aus den Augenwinkeln, wie James Potter und Sirius Black nun ebenfalls ans Buffet kamen und suchte schleunigst das Weite. Ich wollte um jeden Preis vermeiden von auch nur einem von ihnen angesprochen zu werden. Zu meiner großen Erleichterung verlief das Abendessen ohne Zwischenfälle. James und Sirius schienen mich tatsächlich nicht bemerkt zu haben. Ich hatte zwar beobachtet, wie James seinen Blick im Restaurant umherschweifen gelassen hatte, um – wie ich vermutete – nach mir Ausschau zu halten. Aber sein Blick war nicht in meine Richtung gewandert. Langsam hatte sich schließlich meine Anspannung etwas gelöst und ich hatte mich wieder an der Unterhaltung meiner Eltern und Tunia beteiligen können. Meine Eltern wollten morgen nach Mdina, einer nicht weit von hier entfernt liegenden historischen Stadt, die früher einmal die Hauptstadt Maltas gewesen war. Es sollte dort auch eine sehr sehenswerte Kathedrale geben. Tunia wollte nicht mit. Ihre ganze Urlaubserfüllung lag darin faul im Pool zu liegen. Doch ich konnte es kaum abwarten endlich was von der Insel zu sehen. Nach dem Essen ging ich gleich nach oben auf mein Zimmer. Ich war ziemlich müde und wollte lieber vor dem Schlafen gehen noch etwas lesen. Ich duschte mich noch vorher, trocknete mich dann mit einem Zauber und zog mir schließlich ein Negligé über, bevor ich es mir in meinem Bett gemütlich machte. Ich nahm mir mein Buch zur Hand und las da weiter, wo ich vorhin aufgehört hatte. Allerdings kam ich nicht wirklich weit, bevor mir ziemlich erschöpft von diesem ersten Tag die Augen zu fielen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)