Diesem Einen will ich #Follow von Virdra-sama (Was macht der Zwergenkönig in meinem Onlinegame?) ================================================================================ Kapitel 64: 64. Immer ärger mit den Fan-Girls --------------------------------------------- Was für ein Vormittag. Erst dieses makaberes Fußballspiel, dann die Aussprache zwischen meinem Freunden und Thorin, und direkt nach dem Mittagessen meine wohl heißeste Kaltwasserdusche, die ich seit Jahren genießen durfte. Wobei diese im Nachhinein betrachtet noch das Schönste war. Was allerdings hinterher ein wenig störte war, dass der kleine, dunkelhaarige Mann sichtlich Probleme hatte, den Rest des Tages seine Finger bei sich zu behalten. Woran ich selbst ja nun nicht wirklich unschuldig war. Egal wo ich auch stand und ging, umarmte er mich unversehens fest und zärtlich von hinten und murmelte mir immer wieder einige unanständige Sachen ins Ohr, die mein Gesicht aufleuchten ließen, wie einen Feuermelder. Dabei machte er sogar kleinere Andeutungen, die den kommenden Abend betrafen. Eigentlich hatte ich ja nichts dagegen, dass er mir so etwas zu flüsterte. Nur gerade von seiner Seite her war es etwas vollkommen Neuartiges, was ich an ihm entdecken durfte. Es war auch die erste Zeit sehr amüsant, doch hatte ich an diesem Nachmittag etwas anderes im Sinn, als mich ständig in einer seiner vielsagenden Umklammerungen zu befinden und von ihm auf diese Weise geneckt zu werden. So schade das auf der anderen Seite für mich war, wo mir seine Nähe doch sehr gefiel und meiner Seele richtig gut tat. Aber leider hatte Frodo wenig später, nachdem wir wieder zu unserem Zelt zurückgekehrt waren, über das "ROZ" verkündet, dass man sich bereits die ersten Aufräumarbeiten auf dem Platz vorzunehmen sollte, damit man diesen am nächsten Tag schneller verlassen könne. "Ach ja. Und vergesst nicht. Heute Abend nach der Auktion ist unsere allseits beliebte Zeltplatzdisco im Fisse Ma "Tent" Chen. Und dieses Jahr ist Damenwahl. Also Mädels. Nur nicht so schüchtern sein. Schnappt euch euren Mann oder Frau, oder was auch immer und legt eine heiße Sohle aufs Parkett. Danach könnt ihr dann mit dem oder derjenigen gemeinsam unser Abschiedsfeuerwerk bewundern", kam es von ihm aus den Lautsprechern. Ich seufzte kurz, nachdem ich das hörte. Ich stand an meiner Liege und war dabei meine T-shirts und die Kleider zu falten, damit ich diese in meine vielen Rucksäcke packen konnte, die ich ja nur allein wegen dem Zwergenkönig dort hin geschleppt hatte. Das würde sicherlich eine ordentliche Tortur werden, die alle wieder alleine in den dritten Stock zu schaffen. Aber so wirklich machte ich mir darum noch wenig Sorgen. Ganz bei der Sache war ich nach der Durchsage sowieso nicht. Ausgerechnet dieses Jahr gab es Damenwahl. Was für eine großartige Idee, dachte ich zynisch. Nicht, dass ich mich selbst zu sehr davon betroffen gesehen hätte. Thorin würde mit Sicherheit kein Angebot der anderen Frauen und jungen Mädchen annehmen. Ich war mir noch nicht einmal sicher, ob er mit mir tanzen würde, wenn ich ihn fragte. Aber das war ein ganz anderes Thema. Viel schlimmer würde es wohl dem Rest der Truppe ergehen, die sich ja nun alle über ihre Beliebtheit unter der Bevölkerung meiner Welt erfreuen durften. Auch wenn ich mir wiederum ganz sicher war, dass sich darüber eigentlich keiner von ihnen wirklich freute. Dafür hatten sie nun sowieso keine Zeit. Sie waren, ebenso wie ich, viel zu beschäftigt damit, ihre Sachen zusammen zu suchen, da sie am nächsten Tag schon vor Sonnenaufgang abreisen wollten oder vielmehr gesagt mussten, um nicht zu riskieren, dass noch mehr Menschen sie verschwinden sahen. Obwohl es bestimmt dem ein oder anderen nichts ausgemacht, hätte früher zu gehen, nachdem Frodo das Thema des Disco-abends so offenkundig in die Welt hinaus posaunt hatte. Nun kam nämlich von überall her lautes Gekreische der Mädels zu uns herüber geweht, was sogar mich in meinem Tun inne halten ließ. Auch die Herren der Schöpfung waren reichlich verwirrt, sodass das Geklapper ihrer Werkzeuge, Waffen und dergleichen für einen Augenblick verstummte. "Was ist das für ein Aufruhr da draußen?", warf Dwalin in den Raum. Neugierig schaute ich kurz hinter meinem Vorhang hervor, um zu sehen, wie weit die Zwerge mit dem Aufräumen waren und ein bisschen Pause bei meiner Arbeit zu machen. "Mach dir keine Sorgen, das sind nur ein paar durchgedrehte Nazgûl", meinte ich lässig und streckte mich ausgiebig. Auf meinen Kommentar hin erntete ich von allen Männern panische Blicke. "Nazgûl?!", riefen sie fast gleichzeitig entsetzt und wollten sofort wieder zu ihren Waffen greifen. Ich grinste unterdessen nur süffisant und ergänzte: "Ja. Die sind sauer, weil sie keine Kekse mehr haben und sind gekommen um Nachschub zu holen." Daraufhin stoppten die Männer in ihren Haltungen, die sie eingenommen hatten und begriffen sehr langsam, dass ich sie gerade mal wieder ordentlich auf den Arm genommen hatte. So kam es reihum zu einem erleichterten, aber auch leicht gereiztem Aufstöhnen. Offenbar hatten sie inzwischen verstanden, wann ich Scherze machte. Aber fanden sie diesen, im Gegensatz zu mir, alles andere als komisch. "Haha. Sehr witzig. Mach dich ruhig über diese ganze Morgulbrut lustig, Weibstück. Sei lieber dankbar darüber, dass du nie mit so etwas zu tun hattest. Sonst würde dir das Lachen im Hals stecken bleiben", raunte der glatzköpfige Zwerg zynisch und barsch, ließ die Äxte, die er gegriffen hatte sinken und zog stattdessen seinen Rücksack wieder heran, und die Lederbänder daran zu. "Jetzt seid nicht immer so beleidigt, wenn ich mal nen kleinen Scherz mache. Dafür muss ich mich mit anderen Sachen herum schlagen, von denen ihr dankbar sein könnt, sie niemals erlebt zu haben. Aber nun mal im Ernst. Wenn ihr wisst, was gut für euch ist, haltet euch bis zum Abendessen lieber vom Fisse Ma "Tent" Chen fern", erklärte ich, woraufhin sich mehrere paar Augenbrauen hoben. "Warum denn wenn ich fragen darf?", kam es vom alten Balin, der sich kurz am Kopf kratzte. "Na, ihr habts doch gerade gehört. Heute ist für den Tanzabend Damenwahl angesetzt. Heißt sämtliche Frauen hier im Umkreis, die nicht bereits vergeben sind, werden versuchen sich irgendwie einen Mann zu krallen, mit dem sie dort hin gehen möchten. Dabei kommt es so gut wie jedes mal zum Streit. Und glaubt mir. Wenn eine oder mehrere von denen sich zanken, wollt ihr nicht dazwischen geraten. Dagegen sind Orks wie kleine Plüschhäschen", meinte ich und sah sie nacheinander langsam nicken. "Was Weibsbilder dieser Welt angeht sind wir ja bereits bedient genug", sagte Kili belustigt, woraufhin ich ihm einen beleidigten Blick schenkte. "Dankeschön", schnaubte ich sarkastisch und der Junge lachte. "Ich rede doch nicht von dir. Ich meine diese durchgedrehten Billwissinzuchten, sofern du dich erinnerst", entgegnete er und holte die Plastiktüte mit den Kleidungsstücken heran, die immer noch mit einem Preisschild und allem drum und dran ausgezeichnet, zusammengefaltet und unberührt waren. Als er die Geschichte erwähnte, musste ich mir kurz an die Nase fassen. Das hatte ich wirklich verdrängt. Und aus gutem Grund. Was diese gazellenschlanken Modezombies mir angetan hatten und was ich danach hatte durchleben müssen, ging auf keine Kuhhaut. Dieses Debakel mit dem Richten meines Riechorgans war nach dem ersten Einkaufsausflug wirklich die Krönung gewesen. Doch wäre es nicht dazu gekommen, hätte ich bestimmt niemals mit der Fürsorge eines gewissen Herren bekanntschaft gemacht, der sich hinter mir seelenruhig mit seinem eigenen Kram beschäftigte. Er war wohl der Einzige unter den Anwesenden, der die Ruhe weg und meine Anspielung auf die Ringgeister von Anfang an nicht geglaubt hatte. Die Anderen schienen dahingehend ein klein wenig nervöser geworden zu sein, was ich durchaus nachvollziehen konnte. Immerhin würden sie ja bald wieder mit diesen tödlichen Kreaturen zusammen treffen, auf die wohl nach diesen, für ihre Verhältnisse ruhigen zwei Wochen, keiner von ihnen mehr Lust hatte. Diese Gefahren waren im Übrigen einige der Gründe, weswegen es mir Thorin, auch ohne dass ich ihn danach fragte, bereits im Voraus strickt untersagte einmal mit ihm zu reisen, um seine Welt kennen zu lernen. Nachdem, wie ich ihn und seine Männer erlebt hatte, war es durchaus verständlich, weil sie zum Teil immer noch bei jeder unbekannten Kleinigkeit zusammen fuhren und sich erst einmal hektisch nach allen Seiten umdrehten. Nur die Jüngeren eher weniger, die sich, im Gegensatz zu den Alten, in meiner Welt richtig wohl fühlten. So hörte ich Kili und Fili gelegentlich aufseufzen, während sie sich leise an ihren Schlafplätzen unterhielten. Sie hatten hier sehr viel erlebt und gesehen, das sie in diesem Moment bereits sehr vermissten. Vor allem hatten es ihnen wohl die Getränke angetan, die sie in ihrer Welt nicht hatten. Besonders die Limonaden waren bei den Beiden wirklich heiß begehrt. So wunderte es mich auch nicht, dass hin und wieder die ein oder andere Flasche im Gras lag oder im Zelt herum rollte, wenn einer von Beiden unachtsam dagegen stieß. Wie auch dieses mal, als Kili nachdenklich einen Schritt zur Seite machte und dabei seine halbleere Cola erwischte, die daraufhin gänzlich auslief und seine Schlafdecken völlig besudelte. "Nicht schon wieder!", stieß er hervor und gab zusätzlich noch einige zwergische Flüche von sich, als er die Flasche vom Boden auf hob. "Wie kann man nur immer so ungeschickt sein?", spottete sein Bruder lachend, der im selben Moment sein eigenes Getränk nicht beachtete und so bei sich selbst das gleiche Marleur auslöste. Nun lachte Kili, als er den blonden Zwerg ebenso fluchen hörte. "Ha. Ungeschickt sagt ja mal wieder der Richtige. Jetzt hast du auch nichts mehr", meinte der dunkelhaarige Junge und streckte seinem Gegenüber frech die Zunge raus. Daraufhin packte Fili seine zusammengerollte Decke, die er für gewöhnlich als Kopfkissen benutzte und klatschte sie seinem Bruder mitten ins Gesicht. Der sah nach dem Schlag völlig verdattert aus und griff schnaubend nach seinem improvisierten Kissen, um es Fili vor den Latz zu knallen. Und er traf auch. Nun ging das eine Zeitlang hin und her, bis schließlich die ganze Sache zu einer kleinen Kissenschlacht ausartete, bei der sich beide irgendwann über den Boden wälzten und versuchten den jeweils Anderen zu übertreffen. Ich stand nur lachend daneben und hielt mir den Bauch, der davon in zusammenhang mit der Prellung ziemlich schmerzte. Aber allein dise Showeinlage war es mir wert diese in kauf zu nehmen. Sie machten so einen ungeheuren Lärm dabei, dass sich irgendwann ihr Onkel erbarmen musste und zielstrebig dazwischen ging. "Jetzt reicht es aber!", fauchte er und packte beide mit seinem eisernen Griff an den Ohren. "Ach. Lass die Jungs doch toben, solange sie es noch können", meinte ich und wischte mir kurz die Lachtränen aus den Augen. "Nein, lasse ich nicht. Sie können noch genug herum tollen, wenn sie ihre Rucksäcke gepackt haben", sagte er streng und zog seine Neffen an den Ohren auf die Beine. Diese quietschten unterdessen kurz mit schmerzverzerrten Gesichtern und machten sich, nachdem sie Thorin endlich wieder los gelassen hatte, mit betrübten Gesichtern, weiter ans einzupacken. Der Zwergenkönig schritt unterdessen mit zufriedenem Nicken zu seinem eigenen Kram zurück. "Ich finde du bist etwas hart mit den Jungs", sagte ich, als er an mir vorbei kam. "Das muss ich auch sein. Schließlich sind sie in meiner Obhut. Davon abgesehen würde ich ein solches Verhalten nicht mal bei meinen eigenen Kindern für gut heißen. Und das solltest du auch nicht", erwiderte er ohne mich anzusehen. Ich schnaubte nur kurz. Diese zwergischen Erziehungsmethoden waren für mich einfach zu rückständig. Sicher, in Mittelerde gab es bestimmt keine Form der Antiautoritärenerziehung. Weder bei Menschen noch bei Elben und bei Zwergen schon mal gar nicht. Und selbst ich zweifelte diese Methode in unserer neumodischen Gesellschaft mehr als an. Aber trotzdem sträubte sich in mir alles dagegen, einem Kind irgendwie Schmerzen zu zu fügen. Auch wenn es einem doch das ein oder andere Mal in den Fingern jucken konnte, wenn die Eltern ihre Bälger in den örtlichen Straßenbahnen oder Bussen nicht unter Kontrolle hielten und diese dann schreiend mit ihren Zucker und Speichel verklebten Fingern Alles und Jeden antatschten, oder die ganzen Fahrgäste zusammen brüllten, weil sie ihren Willen nicht bekamen. Eigentlich war ich ja immer ein sehr toleranter Mensch, der auch einiges ertragen konnte. Aber in den vergangenen Jahren hatte gerade dieses umdenken der Menschheit wirklich überhand genommen. Und wenn man den Mund aufmachte, um die Eltern darum zu bitten, sich doch um ihre kleinen Monster zu kümmern, die einem Gerade mehr als eindeutig das Schienbein oder die Kniescheibe mit ihren neuen Turnschuhen zertrümmerten, weil sie auf der Sitzbank meistens mir gegenüber saßen und eine diebische Freude dabei empfanden mir weh zu tun, wurde man noch als schlechter Mensch hin gestellt. Für gewöhnlich ließ ich dann solche Sachen auf sich beruhen. Aber jedes mal wenn ich ernsthaft darüber nachdachte, wurde mir nur eines bewusst. Die Menschheit brauchte weder solche Eltern, noch die Kinder dieser Eltern. Auch wenn es für Außenstehende sehr kalt und unbarmherzig klang, sobald ich es nur ansatzweise erwähnte. Einige würden bestimmt zu meinen Gedanken sagen: "Sie haben ja gar keine Ahnung, was es bedeutet Kinder zu haben. Daher können Sie sich auch nicht erlauben so darüber zu denken." Stimmt. Ich hatte keine Kinder. Noch keine. Das eigentlich aus gutem, persönlichem Grund, wie ich mir wieder bitterlich ins Bewusstsein rief. Bei den Gedanken daran, dass ich auch irgendwann einmal zu dieser Sorte von verzweifelten Müttern gehören sollte, die einige dumme Sprüche rein gedrückt bekam und böse Blicke erntete, weil ich unfähig wäre meine Brut um Zaum zu halten, stellten sich bei mir die Nackenhaare auf. Den Einzigen, den ich mit meiner Einstellung vermutlich am meisten enttäuschen würde, war wohl Thorin, der sich im Geheimen bereits sehr darauf freute, seine Erben im Arm zu halten. Nur sollte es so eintreten, wie er es mir prophezeite, dann würde ich die meiste Zeit alleine mit den Kindern sein und es käme da mit Sicherheit irgendwann zu einer Katastrophe. Und vor den Konsequenzen fürchtete ich mich so sehr, dass es mich am ganzen Leib heftig schüttelte. "Cuna? Ist alles in Ordnung?", fragte mich Fili plötzlich, der in dem Moment zu mir herüber schaute. Ich seufzte kurz und schüttelte nur noch einmal den Kopf. "Nein. Alles bestens. Ich hatte nur gerade wieder einige sehr wirre und abstoßende Gedanken im Kopf", erklärte ich kurz angebunden und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr. Der blonde Zwerg legte den Kopf leicht zur Seite und nickte knapp. "Na. Wenn du meinst. Aber wo du gerade schon hier stehst. Kannst du Kili und mir vielleicht noch einmal etwas zu trinken holen?", fragte er und hob die leeren Flaschen aus dem Gras auf. Ich zuckte locker mit den Schultern. "Klar, kann ich machen. Das Gleiche noch mal oder was anderes?", erkundigte ich mich freundlich und er lächelte ein bisschen. "Lieber noch einmal die Selben, wenn du sie beschaffen kannst", meinte er und drückte sie mir in die Hand. Ich nickte ihm langsam zu, drehte mich um und verließ das Zelt in Richtung Fisse Ma "Tent" Chen. Hätte ich da nur gewusst, dass das Ganze für mich ein regelrechter Spießrutenlauf werden würde, dann wäre ich vermutlich bei den Männern geblieben. Aber so war ich nun allem ausgesetzt, vor dem ich die Herren einschlägig gewarnt hatte. Ich hatte den Platz noch nicht einmal halb überquert, da stürmten bereits die erste kleinere Gruppe von Mädels auf mich zu. Drei an der Zahl. Ein Mädel fiel dabei besonders auf mit ihrem eher dunklem langem Haar und weil sie knapp einen Kopf größer als ich. Ich blieb natürlich stehen und musterte sie zusammen mit ihren beiden fast gleich großen Freundinnen. Die eine davon mit kurzem, rot gefärbten Haaren, die andere Natur dunkelblond und mittellange Haarpracht. Alle drei waren im Gegensatz zu mir Gertenschlank und kicherten fast ununterbrochen aufgedreht. "Hallo! Hey du warte doch mal. Hey!", rief die Rothaarige. "Was gibts denn?", fragte ich ruhig, wobei ich es mir eigentlich schon hätte denken können. Für gewöhnlich wurde ich ja von solchen Frauen eher weniger heimgesucht, außer sie wollten wie in diesem Fall nichts von mir persönlich, sondern von jemandem den ich gut kannte. So eilten die gackernden Weiber rasch auf mich zu und musterten mich neugierig. Ich verschränkte unterdessen die Arme vor der Brust und beobachtete eine nach der anderen, während die sich immer wieder verstohlene Blicke zu warfen und wohl in einer fast endlosen Kicherschleife gefangen waren. Als sie mich nach einigen Minuten immer noch anstarrten wie ein leckeres Stück Kuchen, ohne wirklich zu sagen, was sie von mir wollten, rollte ich genervt mit den Augen und hakte noch mal nach. "Also. Was wollt ihr drei denn jetzt von mir?", fragte ich so geduldig es ging. Dann meldete sich die Blonde zu Wort, die es zu meiner Verwunderung schaffte, trotz dem Kichern klare Sätze hervor zu bringen. "Also. Also du bist doch Jacky oder?", fragte sie mich und grinste breit. "Sischer dat. Den ganzen Tag und nachts mit Beleuchtung", erwiderte ich genervt. "Und. Und du schläfst doch bei den beiden süßen Typen da drüben mit im Zelt, nicht?", kam es von der dunkelhaarigen die aufgeregt herum hopste. "Da gibt es zwar mehr als nur zwei. Aber ihr meint bestimmt Kili und Fili", sagte ich und sah die drei so heftig nickten, dass ich Sorge hatte, ihnen würden die Köpfe von den Schultern fallen. Ich rollte kurz mit den Augen und seufzte leise. "Und lasst mich raten. Ihr drei Wackeldackel wollt jetzt mich darum bitten, sie zu fragen, ob sie mit euch heute Abend in die Disco gehen. Richtig?", hakte ich nach und die Drei nickten noch viel heftiger, was ich zuvor für unmöglich hielt. "Oh. Ja, ja, ja. Bitte, bitte, bitte. Du würdest uns damit echt einen riesen Gefallen tun", sagte die Rothaarige und warf mir einen Blick zu, den sie wohl viele Male bei ihrem Vater angewandt haben musste, um immer das zu bekommen, was sie sich schon immer wünschte. Na klasse, ausgerechnet diese Gattung Frau musste mir über den Weg laufen. Solche Mädels mochte ich wirklich genauso gerne wie Fußpilz. Deshalb war es für mich von Vorneherein klar, dass ich sie abblitzen lassen wollte. Schon allein um den beiden Brüdern einiges zu ersparen und um nicht schon wieder eine Meinungsverschiedenheit mit ihrem Onkel zu haben, der bestimmt alles andere als begeistert von solchen kicherndes Weibern wäre. Von Dwalin mal abgesehen, welcher sich auch erst an mich gewöhnt hatte. Nicht auszudenken, wie sie auf eine oder gleich mehrere von denen reagieren würden. "Was ist denn jetzt? Fragst du die beiden Jungs für uns nach nem Date?", kam es irgendwann ungeduldig von der Dunkelhaarigen, als ich sie immer noch warten ließ. Ich grinste nur leicht und tippte mir mit dem Finger ans Kinn, so als wollte ich ernsthaft darüber nachdenken. Was ich natürlich nicht tat. Wozu auch? Meinem Ermessen nach hatten die Jungs schon etwas besseres verdient. Etwas, was nicht ununterbrochen kicherte und quietschte, wenn sie mit ihnen sprachen. Auch wenn ich ihnen die Entscheidung eigentlich nicht abnehmen sollte. Doch in diesem Fall handelte ich wirklich nur im gut gemeinten Interesse der jungen Zwerge. So murmelte ich dementsprechend absichtlich laut meinen künstlichen Gedankenganz vor mich hin. "Lasst mich kurz überlegen, nein", sagte ich blitzschnell und setzte dazu an weiter zum Fisse Ma "Tent" Chen zu laufen. "Hey! Was? Wieso? Bleib hier!", rief die Blonde empört aus und griff nach meinem Arm. Ich seufzte leise und drehte meinen Kopf etwas über die Schulter zurück. "Mädels. Könnt ihr rechnen?", fragte ich ganz unverblümt und alle drei legten irritiert die Köpfe schief. "Hä? Rechnen? Wieso rechnen?", kam es von der Rothaarigen. "Ganz einfach. Ihr seid zu dritt und wollt mit zwei Jungs tanzen. Klingelt es da nicht irgendwie bei euch?", hakte ich nach und noch mehr Unverständnis trat auf ihre Gesichter. "Ja und? Wir können uns doch immer abwechseln. So ist jede mal dran. Was ist denn da für ein Problem?", meinte die Dunkelhaarige und sah mich schon leicht gereizt an. "Dann gibts da natürlich kein Problem. Aber warum soll ich die Beiden denn fragen? Wenn ihr euch so einig bei den Jungs seid, dann könnt ihr doch auch selbst hin gehen und sie um ein Date bitten", erwiderte ich schulterzuckend und wollte wieder weiter gehen, doch sie hielten mich weiterhin davon ab meinen Weg fort zu setzen. "Weil wir uns nicht da hin trauen, wegen diesem groben alten Glatzkopf. Deshalb brauchen wir dich", sagte die Blonde und quetschte meinen Arm ordentlich durch. Wobei ich darüber eigentlich innerlich nur lachen konnte. Seit ich mich unter Zwergen befand, fühlte sich Klammergriffe dieser Art im Vergleich eher lächerlich schwach an. So war es auch ein Kinderspiel mich daraus zu befreien, wobei ich aufpassen musste die leeren Flaschen nicht fallen zu lassen, ehe ich antwortete: "Tja, dann habt ihr Mädels Pech gehabt. Ich helf euch nämlich nicht." Bestürzt und empört kreischten sie im Chor auf: "Wieso das denn?!" "Ganz einfach. Erstens springt für mich nichts dabei raus. Und Zweitens bin ich euch keinen Gefallen schuldig für irgendwas", sagte ich und ging weiter. Was mir folgte war eine Ansammlung von Schimpfworten und Beleidigungen, die weit unter die Gürtellinie gingen. Ich hingegen schnaubte nur belustigt. Sollten sie nur fluchen. Die würden sicherlich andere finden, die sie zur Disco einladen konnten. Ich hatte nun doch was besseres zu tun, als mich um liebestolle Fan-Girls zu kümmern. Nämlich die Getränke besorgen und dann so schnell ich konnte wieder zurück zu gehen. Doch als ich das Zelt betrat hatte ich bereits die nächsten Fan-Girls an den Hacken kleben. "Hey! Du! Jacky!", riefen dieses mal ganze fünf Mädels, alle samt mit dunklen Haaren in unterschiedlichen Längen und in verschiedenen Körpergrößen. Genervt drehte ich meinen Kopf in ihre Richtung. Sie standen an der Bühne und winkten mich aufgeregt heran. Allerdings wollte ich mich nicht darum bemühen zu ihnen hin zu gehen und blieb einfach da stehen wo ich war. "Was wollt ihr denn?", fragte ich gezwungen ruhig. "Wir wollen dich um einen kleinen Gefallen bitten", kam es von der Kleinsten der Gruppe. Ich stöhnte kurz auf und rollte mit den Augen. "Was denn bitte?", hakte ich nach und schon ging das ganze Theater von vorne los. "Wir wollten dich fragen, ob du Kili und Fili bittest mit uns heute Abend tanzen zu gehen", sagte eine der größeren mit aufgeregt flatternder Stimme. "Boah. Leute. Warum fragt ihr denn alle mich und nicht die beiden selbst?", erwiderte ich sichtlich gereizt. "Weil du grade da bist. Also geh bitte los und frag sie", meinte eine der mittelgroßen Mädchen. "Nein. Geht selber hin, wenn ihr was von ihnen wollt", raunte ich und wand mich ab, um endlich zu Theke zu gehen. Dort angekommen fand ich den guten Achim vor, der sich eine Cola gönnte. Als er mich sah und vor allem mein verärgertes Gesicht, lachte er kurz auf. "Oh, Jacky. Was ist denn dir für eine Laus über die Leber gelaufen?", fragte er als ich meine Bestellung aufgab. "Ein Haufen liebestoller Weiber", antwortete ich und ruckte mit dem Kopf in Richtung Bühne, wo die zweite Mädelsgruppe eifrig am Diskutieren und Fluchen war, über mein barsches Auftreten. Achim nickte nur vielsagend. "Ja. Jedes mal das selbe Theater bei der Damenwahl. Ich musste auch schon einige damit vertrösten, dass ich selbst Ausschau nach knackigen Männerhintern halte. Aber da wir gerade davon reden. Glückwunsch zu deinem Sahneschnittchen", sagte er zwinkernd und klopfte mir anerkennend auf die Schulter. Das entlockte mir dann doch wieder ein kleines, verlegenes Grinsen und ein genuscheltes Danke. Er seufzte unterdessen wehmütig. "Du hast ja keine Ahnung, was du für ein Glück mit dem Süßen hast. Wärst du nicht so schnell gewesen, hätte ich mir den unter den Nagel gerissen. Aber man kann ja nicht alles haben. Vielleicht hab ich bei seinem Freund ja mehr Glück", fuhr er nachdenklich fort. Etwas verdutzt und ein bisschen amüsiert legte ich fragend den Kopf schief. "Welchen meinst du denn?", hakte ich nach und er begann süffisant zu lächeln. "Ich meine den mit der Glatze. Dieser absolut großartig gebaute Kerl. Einfach herrlich anzusehen. Diese Muskeln und diese Kraft", säuselte er vor sich hin, ehe er wieder ein sehnsüchtiges Seufzen von sich gab. Ich konnte mir in dem Moment leider nur schwer ein lautes Lachen verkneifen. Ach du liebe Zeit. Da hatte sich der gute Achim doch tatsächlich in den grantigen, groben Klotz Dwalin verguckt. Und ich konnte mich nicht erwehren mir vorzustellen, wie der gute Zwerg schreiend über den Platz rannte, um vor dem zwei Meter großen Mann reiß aus zu nehmen, der mit Rosen und Pralinen bewaffnet hinter ihm her rannte und die ganze Zeit über rief: "Liebe mich!" Natürlich hoffte ich für den Zwerg, dass er davon doch verschont blieb. Er hatte zwar viel verdient, aber bestimmt keinen Schock fürs Leben, wie von Achim. So gern ich den großen, blonden Mann auch hatte. "Hey du! Willst du jetzt deine Getränke oder nicht?", raunte mich der Barkeeper an, der bereits darauf wartete, dass ich endlich bezahlte und das Zeug wieder mit nahm. "Ja. Ist ja gut.", erwiderte ich mit unterdrücktem Lachen und nahm ihm die Flaschen ab. Ich verabschiedete mich von Achim, der weiterhin verträumt vor sich hin seufzte und machte mich auf den Rückweg. Doch wie zu erwarten wurde ich auch auf diesem wieder aufgehalten. Gerade als ich zum Zelt raus wollte, kamen die nächsten liebestollen Weiber auf mich zu. Und wie ich bereits erwartet hatte, wollten auch sie mich dazu bringen Kili und Fili nach einem Date für sie zu fragen. Nun riss mir aber endgültig der Geduldsfaden. "Hört auf mir mit eurer Scheiße auf den Sack zu gehen! Wenn ihr was von denen wollt, geht gefälligst selber hin und nervt mich net mit dem Rotz!", schrie ich sie an, worauf alle erschrocken zur Seite wichen und ich knurrend davon stapfen konnte. Nicht zu fassen. Warum kamen die auf einmal alle zu mir und waren so unselbständig, die betreffenden Leute selbst zu fragen? Wütend vor mich hin grummelnd stapfte ich über den Kies und war gerade mal am großen Lagerfeuer vorbei, als schon wieder eine Stimme hinter mir vernahm, die mich bat anzuhalten. "Ähm Tschuldigung? Hallo?", hörte ich diese sagen, doch schon drehte ich mich um und fing an zu brüllen: "Himmel Gesäß und Nähgarn! Nein, nein und nochmal nein! Ich frage die Beiden nicht ob sie mit dir heute Abend zur Disco gehen! Verschwinde und lass mich in ruhe!" Erschrocken fuhr die junge, blonde Frau, zusammen und machte ein paar Schritte rückwärts, wobei ihr etwas aus der Hand fiel. Da erkannte ich sie plötzlich. Es war das Mädchen was ich bereits bei dem Fußballspiel gesehen hatte, als sie hinter den anderen Fan-Girls herum gestand und gehüpft war, wie ein Gummiball. "Tut. Tut mir leid. W-Wirklich. Ich. Ich wollte was ganz anderes von dir", quietschte sie hastig und versuchte den Gegenstand wieder aufzuheben. Ich schnaufte kurz und wischte mir mit einem Arm die Stirn. "Und was möchtest du, wenn es nicht ein Date mit irgendwem ist?", fragte ich und versuchte mich zu beruhigen. Die junge Frau sah mich leicht verängstigt und unsicher an. Doch dann strecke sie die Hand aus, in der sie den Gegenstand hielt, der zu Boden gefallen war. Ich legte fragend den Kopf schief und schaute auf das Ding. Es war ein eher altertümliches Messer. Genau so eins, wie es die Zwerge verwendeten, wenn sie zum Essen gingen. Auf dem hölzernen Griff waren Runen eingeschnitzt, die ich nicht lesen konnte. Kein Zweifel, das gehörte einem der kleinen Männer. Vorsichtig hob ich meinen Blick und sah die junge Frau ruhig an. "Wo hast du das her?", fragte ich nun wesentlich entspannter. Ich sah, wie sie schluckte und verlegen auf den Boden starrte. "Ich. Also. Ich hab gesehen, wie der blonde Junge, ich glaube Fili heißt er, das verloren hat, als er vom Abwaschen kam. Wärst du so nett und bringst es ihm. Bestimmt vermisst ers schon", nuschelte sie und hielt mir das Teil immer noch hin. Ich schluckte kurz und schüttelte matt den Kopf. "Hör mal. Sorry, dass ich dich so angeranzt habe. Hab gedacht du wärst eine von den Bekloppten, die gerade alle hinter mir her sind. Was hältst du davon, wenn du mit mir kommst und Fili das Messer selbst gibst?", fragte ich sie leicht betreten, doch sie schüttelte nur den Kopf. "Nein. Das geht nicht. Gib du es ihm bitte", sagte sie und hielt es mir fordernd unter die Nase. "Warum geht es denn nicht?", fragte ich sie ruhig. Verlegen biss sie sich auf die Unterlippe und auf ihrer Wange bildeten sich zarte, rosane Flecken, ehe sie mir antwortete: "Also. Weil. Weil ich mich nicht traue. Ich will nicht, dass er denkt, ich hätte es geklaut." Ich musste kurz kichern, als ich sie genauer betrachtete. Sie war ein paar Zentimeter kleiner als ich, hatte eine eher durchschnittliche Figur und schien ansonsten nur wenige Jahre jünger zu sein. Und obwohl sie noch bei dem Fußballspiel so eifrig mit dem Anfeuern war, war sie nun deutlich schüchterner und zurückhaltender. Vielleicht sollte ich ihr einen kleinen Gefallen tun, nachdem ich sie so barsch behandelt hatte, um mich damit zu entschuldigen, dachte ich mit einem mal beflügelt. Allerdings, hatte ich bei diesem Gefallen eher etwas anderes im Sinn, als ihr den Gegenstand abzunehmen, welchen sie mit sich führte. Ein kleiner freundlicher Schubs für ihr Ego wäre bestimmt das Richtige, dachte ich weiter so bei mir und kicherte noch mehr. Dieses verunsicherte sie jedoch etwas, weshalb sie leicht irritiert blinzelte. "Was. Was ist jetzt? Bringst du es ihm oder nicht?", fragte sie noch einmal und versuchte deutlich mutiger zu klingen als sie sich gerade fühlte. Ich schüttelte nur matt den Kopf und schenkte ihr ein freundliches Lächeln. "Nein. Werde ich nicht", erwiderte ich und sah wie sie große Augen bekam, und zeitgleich die Augenbrauen hob. "Aber. Aber wie soll er es denn dann zurück bekommen?", fragte sie verwirrt und ein bisschen verzweifelt. "Ganz einfach. Du wirst es ihm selbst geben", meinte ich ruhig. "Wie. Wie soll ich es ihm denn selbst geben?", keuchte sie völlig entsetzt. "Ganz einfach. Du kommst eben mit mir und reichst es ihm persönlich. Mach dir keine Sorgen. Er wird schon nicht sauer auf dich sein. Falls doch, verpass ich ihm ne ordentliche Kopfnuss", erklärte ich entschlossen. "Aber. Aber. Aber. Ich. Ich. Ich. Ich kann das nicht", stammelte sie verzweifelt um sich schauend herum. "Oh doch. Du kannst. Na los komm schon mit. Die beißen nicht, und wenn sie es versuchen sollten, dann beiße ich zurück", sagte ich und ergriff kurzerhand ihren Arm, um sie mit mir zu ziehen. Völlig überrascht von meiner spontanen Aktion tapste sie erschrocken aufkeuchend hinter mir her und machte auch keine Anstalten sich von mir los zu reißen. So ging ich mit ihr im Schlepptau zum Zelt zurück. Dort angekommen blieb ich zunächst am Eingang stehen und deutete ihr an dort erst einmal zu warten. Nachdem sie kurz leicht zitternd nickte und das Messer fest in der Hand umschlossen hielt, ging ich hinein um besagten Zwerg zu finden, der gerade wieder seinen Rucksack entleerte, um hektisch all seinen Kram zu durchsuchen. "Cuna? Was macht dieses fremde Menschenweib vor unserem Zelt?", fragte Thorin, der mich anhielt, als ich zu seinem Neffen hinüber stiefeln wollte. Ich lächelte ihn nur kurz an und antwortete: "Das siehst du gleich. Keine Sorge. Es ist nichts was euch gefährlich werden könnte. Tu mir nur lediglich den Gefallen und verscheuch sie nicht." Langsam hob sich eine seiner Augenbrauen in die Stirn und er versah mich mit einem sehr verwirrten Blick, ehe er mir dann sachte zu nickte. Nun konnte ich endlich an den blonden Jungen heran treten. "Was machst du denn da Fili?", fragte ich und blickte ihm forschend über die Schulter. Er zuckte unwillkürlich zusammen und murmelte: "Ach, du bist es. Hast du vielleicht mein Messer gesehen? Du weißt schon. Das was ich jeden Tag beim Mittagessen verwende. Es ist irgendwie verschwunden." Ich grinste nur breit. "Also. Ich habs nicht. Aber da ist Besuch für dich vor dem Zelt. Ich glaube der kann dir mehr über dein verschwundenes Messer sagen", erklärte ich ruhig. "Besuch? Für mich?", hakte er nach und stand vorsichtig auf, um an mir vorbei zum Zelteingang zu schauen. Ich machte ein paar Schritte zur Seite, um den blick auf die junge Frau frei zu geben, die inzwischen mit beiden Händen, sein Messer fest an ihre Brust drückte. Die Miene des jungen Zwerges erhellte sich und er lächelte breit. Mit großen Schritten ging er auf sie zu und streckte die Hand aus. Ich kicherte hinter vorgehaltener Hand und schlich mich etwas näher an die Szenerie heran, die ich etwas unorthodox eingefädelt hatte. Das Mädchen zitterte deutlich am ganzen Leib, als er direkt vor ihr stehen blieb. "So. Du hast also mein Messer?", fragte er und neigte mit freundlichen Ton den Kopf. Sie schluckte und begann zu stottern: "Ich. Ich. Ich. Ich. Ja. Ja. Ich. Ich habs gefunden. H-Hier. B-bitte." Sie streckte beide Hände aus und hielt es ihm damit unter die Nase. Er lachte ein bisschen und nahm es ihr aus den Fingern. "Vielen Dank. Ich habe es schon überall gesucht. Nett dass du es mir her bringst und... oh", meinte er und senkte den Kopf etwas tiefer um ihre Hände zu betrachten. "Wa-Was?", fragte sie leicht verstört, als er plötzlich nach ihren Fingern griff. "Du blutest ein bisschen. Hast dich wohl an der Klinge verletzt. Warte, das haben wir gleich", sagte er, nahm des Messer zwischen die Zähne und kramte etwas aus der Tasche seiner Leinenhose hervor. Aus meiner Position konnte ich kurz eine Art Stofftaschentuch erkennen, welches er ihr um die Stelle wickelte, an der sich wohl die Schnittwunde befand. Nachdem er fertig war hob er wieder den Kopf und entfernte das Messer zwischen seinen Zähnen. "So. Das hätten wir. Wie heißt du eigentlich?", hakte er freundlich nach. Das Mädchen hob langsam ihre verbundenen Hand schützend zwischen ihre Brust und nuschelte ohne ihn anzusehen: "Jana." "Schöner Name. Gefällt mir. Also Jana. Vielen Dank noch mal, dass du mir mein Messer gebracht und gut drauf aufgepasst hast. Wenn ich im Gegenzug etwas für dich tun kann, dann sag es einfach", meinte er schlicht. Jana zuckte kurz erschrocken über dieses Angebot zusammen und schüttelte wenig später heftig den Kopf. "Ach. Ach nein. Ist schon. Ist schon gut. Ich brauch nichts. Ich finds nur gut, dass ich das Messer endlich los bin. Tu mir nur den Gefallen und verlier es nicht wieder. Ich muss auch jetzt wieder los", sagte sie und wirkte dabei ein bisschen panisch. "Nun. Ganz wie du möchtest. Vielleicht sehen wir uns heute Abend ja noch einmal", meinte er und verabschiedete sich dann von ihr mit einer leicht angedeuteten Verbeugung, ehe er sich von ihr abwandte und wieder zu seinem Rucksack ging, den er von neuem packen musste. Jana blieb noch einen Moment am Eingang stehen und warf mir flüchtig ein zaghaftes Lächeln zu ehe sie "Tschüss" rief und wie der Wind davon stürzte. Nachdem sie weg war, legten sich wieder einmal zwei kräftige Arme von hinten um meinen Bauch und schlossen sich sehr fest darum, während sich ein Kinn auf meine rechte Schulter legte und mir eine sehr tiefe Stimme leise ins Ohr murmelte. "Was sollte das denn werden, Cuna?", fragte Thorin mit belustigtem Ton. Ich kicherte kurz und drehte leicht den Kopf. "Sagen wir, das war ein Entschuldigungsgeschenk, weil ich sie vorhin angebrüllt habe", erwiderte ich und streichelte mit meiner freien Hand zaghaft über seine muskulösen Arme. "Ach? Interessant. Darüber musst du mir später mehr erzählen", raunte er und kam mit seinem Mund gefährlich nahe an mein Ohrläppchen. "Ja, Thorin. Später. Jetzt lass mich mal los. Ich muss deinen Neffen ihre Getränke geben, sonst verdursten die noch deinetwegen", sagte ich und versuchte mich von ihm zu lösen. Er seufzte kurz ein bisschen enttäuscht und entfernte sich dann von mir. Nun konnte ich mich wieder frei bewegen und mit einem süffisanten Grinsen auf den Lippen drehte ich mich um und verteilte endlich die Getränke. Kili nahm mir seines direkt ab und zwinkerte mich grinsend an. "Das hast du doch absichtlich gemacht, oder?", fragte er leise, damit nur ich ihn hörte. Ich zuckte sachte mit den Schultern und setzte eine Unschuldsmiene auf. "Ich weiß nicht was du meinst. Sie hat ihm doch nur sein Besteck wieder bringen wollen", erwiderte ich und ging weiter zu Fili, der munter pfeifend alles was er hatte, mehr schlecht als recht in seinen Rucksack stopfte. "Hier", meinte ich und stellte ihm sein Getränk hin. "Danke", erwiderte er schlicht ohne mich anzusehen. "Gern geschehen. Freust du dich, dein Messer wieder zu haben?", fragte ich ruhig und bemerkte, wie sich ein leicht verträumter Ausdruck auf seinem Gesicht bildete. "Ja. Das auch", antwortete der blonde Junge und packte weiter ein. Ich kicherte belustigt vor mich hin und verschwand dann zu meiner Liege, um selbst mit dem Packen fertig zu werden. Dieses Mal mit dem guten Gefühl wohl endlich etwas richtig gemacht zu haben. - 64. Immer ärger mit den Fan-Girls / Ende - Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)