Diesem Einen will ich #Follow von Virdra-sama (Was macht der Zwergenkönig in meinem Onlinegame?) ================================================================================ Kapitel 54: 54. Wahrhaft Märchenhaft ------------------------------------ Da stand ich nun, stocksteif und eng an den Zwergenkönig gepresst, während sich hinter mir langsam ein dunkler Schatten aus Fassungslosigkeit aufbaute und mich in Gestalt von zwölf kleinen, bärtigen Männern anvisierte. Kalter Schweiß stand mir auf der Stirn. In meinem Kopf überschlug sich alles Mögliche und ich wusste, dass Thorin mir dieses mal nicht helfen würde, wenn ich mich der Wahrheit stellen musste. "Das ist doch jetzt nicht wahr, oder? Gerwulf?", hörte ich Bofur fragen, in dessen Stimme bei jedem Wort das pure Entsetzen stand. Ich schluckte kurz und ballte meine Hand hinter Thorins Rücken zu einer Faust. Doch dieser murmelte mir nur unerbittlich und kühl ins Ohr. "Stell dich deiner Verantwortung. Du bist kein Kind mehr, also trag gefälligst die Konsequenzen, die du mit deinem Handeln verursacht hast", meinte er trocken und versetzte meinem Kopf mit seiner kräftigen Schulter einen Schubs, der mir deutlich machte, dass es keinen Wert hatte, bei ihm Schutz zu suchen. Ich biss mir heftig auf die Unterlippe und kniff die Augen zu. Ich musste mich nun schwer zusammen reißen, um nicht direkt wieder in Tränen auszubrechen. Während die Sekunden so dahin schlichen, vernahm ich langsam das Anschwellen eines wütenden Brummens hinter mir, als sei gerade ein ganzer Schwarm zorniger Wespen ausgebrochen. Sie alle nahmen mein langes Schweigen als Eingeständnis. So musste ich ihnen gar nicht erst sagen, dass Thorin die Wahrheit über mich gesprochen hatte. Das Einzige was ich tun konnte, war mich in irgendeiner Art und Weise für mein Auftreten zu rechtfertigen und zu entschuldigen. Doch wusste ich zu diesem harten Zeitpunkt nicht, ob sie mir das auch wirklich verzeihen konnten. Aber ich musste irgendwo anfangen, auch wenn meine Worte nur ein hoffnungsloses Herumgestammel waren. "Ich. Ich kann das. Erklären", stotterte ich und öffnete leicht die Augen, um dem Zwergenkönig ins Gesicht zu sehen, der mich immer noch fest hielt. "Erklären? Erklären?! Pah! Da bin ich ja mal gespannt!", rief Gloin mit einem Wortlaut, der erahnen ließ, dass er wohl liebend gerne seine Axt nach mir werfen würde. Ich startete noch einmal einen verzweifelten Versucht, mir in Thorins Augen Mut und Trost zu schöpfen, doch seine Miene war wie versteinert und seine blauen Augen stachen mich wie Speere aus purem Eis. Sein Arm löste sich um meine Hüfte. "Mir bist du keine Erklärung schuldig. Ich habe dir deine Geschichte von Anfang an nicht geglaubt", sagte er so kalt, dass mich fröstelte. Es hatte keinen Zweck. Sein Urteil mir gegenüber schien er schon für sich gefällt zu haben und er würde es mir am Ende verkünden. Soviel war sicher. Nun war es Zeit, mir das der Anderen anzuhören. Ich seufzte kurz etwas wehmütig und drehte mich dann ganz langsam zu den Männern um. Restlos allen stand eine Mischung aus Wut, Entsetzen und Ratlosigkeit ins Gesicht gemeißelt. Langsam löste ich meine Hände von Thorin und zog meine Samtmütze ab. Ich wischte mir einfach damit über das Gesicht und schaffte es zumindest einen Teil meines aufgemalten Bartes zu entfernen. Die Augen der Herren wurden mit jedem Bisschen das verschwand immer Größer. "Cuna. Du. Du bist es ja wirklich", entfuhr es Kili dem, wie seinem Bruder, der Mund weit auf klappte. Ich nickte zuckend mit dem Kopf und atmete ein paar Mal tief durch, bevor ich mit meiner normalen, wenn auch leicht belegten Stimme, das Wort an die Männer richtete: "Ja, ich bin es. Nur. Kann ich das Ganze erklären." "Das sagtest du schon. Komm zum Punkt, Weibstück!", fuhr mich Dwalin heftig von der Seite, mit einem bösen Funkeln in den Augen an. Ich nahm noch einmal einen tiefen Atemzug und zerknautschte unterdessen meine Mütze in den Händen. "Also. Ich. Ähm. Es ist nicht so, dass ich damit eine böse Absicht verfolgt habe", stammelte ich und schon fiel mir der Nächste ins Wort. "Keine Böse Absicht?! Das ich nicht lache! Vor allen hier hast du uns lächerlich gemacht und beschämt! Von dir hätte ich am wenigsten erwartet, dass du so niederträchtig und falsch sein kannst!", rief Dori aus, dem seine beiden Brüder mit Kopfnicken beipflichteten. "Ihr versteht das falsch. So war das gar nicht beabsichtigt gewesen", startete ich einen neuen Versuch, doch wieder fuhr mir jemand über den Mund. "Wie war es dann beabsichtigt? Uns diese Lügengeschichten über deinen angeblichen Vater namens Beowulf aufzutischen und dieses an den Haaren herbeigezogene Trinkspiel durchzuführen. Wenn das nicht aus purer Niederträchtigkeit entstanden ist, dann braucht es schon eine wirklich gute Erklärung!", knurrte Bifur und schlug mit der Faust auf den Tisch, sodass ich zusammen fuhr und einen Schritt rückwärts machen wollte. Doch da drängte sich schon wieder der Zwergenkönig hinter mich und gab mir einen sanften Schubs mit seiner breiten Brust. "Du brauchst gar nicht an Flucht denken. Dem hier entkommst du nicht", raunte er mir unerbittlich ins Ohr. Ich zerdrückte meine Mütze immer mehr in den Händen und spürte, wie mein Kinn zitterte. Ich kam mir so gefangen und allein vor, wie schon lange nicht mehr. Sonst war immer jemand da gewesen, der mich aus solchen Situationen heraus geholt hatte, doch diesmal waren nicht einmal meine besten Freunde in der Nähe, um mich aus meiner eigenen Miesere heraus zu ziehen. Trotzdem ließ ich hilfesuchend den Blick durch das Zelt wandern. Aber die gesuchten Personen waren wohl schon längst gegangen. Schließlich wand ich mich dann doch mit hoffnungslosem, frustriertem Blick den Zwergen zu, deren Ärger mehr und mehr anschwoll je länger ich schwieg. "Es. Es war wirklich nicht so gedacht. Ich wollte. Also ich wollte eigentlich nur", stotterte ich vor mich hin, doch wieder ließ man mich nicht ausreden. "Es hat keinen Sinn, dass du so weiter vor dich hin stammelst. Hier glaubt dir absolut keiner mehr ein Wort. Los. Lasst uns gehen", kam es von Nori und die Zwerge stimmten ihm mit grantigem Murmeln zu. Mir klappte der Mund auf und wieder zu. Einer nach dem anderen erhob sich von seinem Platz und machte Anstalten den Raum zu verlassen. In meinem Magen verdrehte sich alles. Ich musste es ihnen doch sagen. Sie durften nicht einfach gehen. Wenn sie nun verschwanden, dann würde ich es nie wieder gut machen können. Als sie mir die Rücken zu gewandt hatten, nahm ich noch einmal all meinen Mut und meine Kraft zusammen und rief ihnen meinen Grund so laut entgegen, dass sich selbst die Menschen um uns herum irritiert umdrehten. "Ich wollte einer von euch sein!", platzte es aus mir heraus. Sofort hielten alle gleichzeitig inne und verharrten in ihren Bewegungen, als wären sie gerade zu Salzsäulen erstarrt. Hinter mir hörte ich ein leises Schnauben von Thorin, von dem ich nicht sagen konnte, ob es nun zufrieden oder spöttisch klingen sollte. Langsam und zögerlich nahm ich wahr, wie die Männer sich wieder zu mir umdrehten. Es war ein Bild, wie in Zeitlupe und es machte mich immer nervöser. Meine Beine standen kurz davor einzuknicken, so sehr bebten sie bereits. Als ich dann noch ihre mehr als ausdruckslosen Gesichter erblickte, begann ich einfach weiter zu sprechen. Auch wenn ich wusste, dass es eigentlich keinen wirklichen Sinn hatte. Aber ich musste es einfach tun. Mir alles von der Seele reden, was mich derzeit einfach beschäftigte. "Nur für diesen einen Abend. Da wollte ich das Gefühl haben, ein wahrer Teil eurer Gemeinschaft zu sein. Nicht nur als 'Das Menschenweib' da zu stehen das ich bin. Ich wollte wirklich nicht, dass das Ganze so sehr in die Hose geht. Ich. Ich hab euch alle sehr. Sehr ins Herz geschlossen. Ja, sogar dich Gloin. Auch wenn ihr laut, ungehobelt und grob kantig seid, und mir des öfteren den letzten Nerv geraubt habt. So. So hab ich euch alle doch furchtbar lieb und. Und es bricht mir jetzt schon das Herz, dass. Dass ich vermutlich einen Großteil von euch nie mehr wiedersehen werde, wenn übermorgen die Zeltstadt aufgelöst wird", brachte ich gerade noch halbwegs klar heraus, bevor ich mich auf dem Bartisch abstützen musste, um zumindest ein bisschen Halt zu haben. Erneut biss ich mir auf die Lippen und kniff die Augen zu. Das Schweigen der Zwerge war mit das Schlimmste in diesem Augenblick. Doch dann rang sich Balin dazu durch, ein paar Worte an mich zu richten. "Der einzige Grund, weshalb Ihr Euch so verkleidet und verstellt habt, war dass Ihr uns näher sein wolltet?", fragte er in ruhigem Ton. Ich nickte nur und ballte meine Hände auf dem Tisch zu Fäusten. "Das hättest du doch nicht tun müssen. Wir haben dich doch auch so wie du bist sehr gern. Selbst wenn du kein Zwerg bist. Dafür hättest du uns doch nicht belügen müssen", kam es fast Tonlos von Ori. "Da sprichst du wohl nur für dich, Ori. Zumindest erklärt das, warum sie in diesem albernen Fetzen herum läuft. Aber was ist mit den anderen Sachen? Mit dem was sie uns erzählt und angetan hat?", fragte Gloin mit sehr barschem Ton in die Runde. Ich atmete tief durch und versuchte den Kopf zu heben, um sie erneut anzusehen. Doch es fiel mir unsagbar schwer. "Es. Es ist so. Die Geschichte oder vielmehr die Legende von. Von Beowulf entstammt einem sehr alten Gedicht aus dem hohen Norden meiner Welt. Sie geschah vor mehr als tausend vierhundert Jahren. Beowulf hat tatsächlich einem Menschenfressenden Troll den Arm ausgerissen. Danach tötete er dessen Mutter mit dem Schwert der Riesen. Nach seiner ruhmreichen Rückkehr wurde er zum König seines Volkes gekrönt und herrschte viele Jahre lang in Frieden, bis ein gewaltiger Drache über sie her fiel. Diesem hatte man seinen Schatz aus dem Hort gestohlen, weshalb er wütend auf die Menschen wurde und sie angriff. Beowulf schaffte es zusammen mit einem seiner Vettern das Tier zu erlegen. Allerdings wurde er dabei tödlich verwundet. Sein Grabmal wurde an den Hängen des Meeres errichtet. So gesehen, war lediglich die Tatsache, dass dieser Mann mein Vater gewesen sein soll falsch. Aber da es eine Legende ist. Kann man nicht unbedingt davon ausgehen, ob sie nun wahr ist oder nicht", erklärte ich so ruhig ich es eben noch konnte. "Und dieses Trinkspiel? Was wolltest du damit bezwecken?", fragte Nori immer noch aufgebracht. Wieder schnappte ich nach Luft, bevor ich zu dieser Erklärung kam. Zumindest hatte ich sie soweit, dass sie mich anhörten, ohne mir ins Wort zu fallen. Das war schon mal ein Schritt in die richtige Richtung. Wobei mich immer mehr meine Kraft in den Beinen verließ. Doch ich musste standhaft bleiben und es bis zum bitteren Ende durchhalten. "Jetzt sprecht schon", blaffte Oin sehr ungeduldig, nach ein paar Minuten, die ich mir Zeit nehmen musste, um klar zu bleiben. "Also. Also das Spiel. Oder vielmehr das Ritual. Das ist wohl das Einzige, das eine wahrhafte Tradition bei uns nach sich zieht. Seit vielen Jahrhunderten gilt es nicht nur in meiner Kultur, sondern auch in einigen Anderen auf dieser Welt als Zeichen für Verbundenheit und engen Zusammenhalt unter langjährigen Freunden, die schwere Zeiten gemeinsam überstanden haben. Die jedweden Hindernissen zum Trotz immer noch beisammen sind und miteinander lachen und weinen können. Denn das Band, was sie im Laufe der Zeit miteinander geknüpft haben, soll damit so stark gemacht werden, dass es von niemandem mehr zerrissen werden kann. Ich dachte, es wäre vielleicht das Richtige. Nach allem, was wir hier gemeinsam durchgemacht haben. Um unsere Freundschaft zu festigen. Ich weiß, es war falsch von mir euch das unter Vorgabe falscher Tatsachen nah zu bringen. Und ich weiß, ihr werdet mir das nie im Leben wieder verzeihen können. Trotzdem. Trotzdem muss ich euch sagen. Das. Das es mir unsagbar leid tut, dass ich euch damit so schwer verletzt habe", brachte ich gerade noch so eben hervor, als mir endgültig die Knie nachgaben. Fast sofort legte sich wieder ein kräftiger Arm um eine Hüfte und zog mich an sich. "Cuna!", brüllten einige und auch andere entsetzte Ausrufe kamen von allen Seiten auf mich zu. Stühle wurden verrückt, auf dem Holzboden war das Getrampel der schweren Stiefel zu hören. Ich warf unterdessen meine Arme nach hinten und umklammerte heftig schluchzend den Oberkörper des Zwegrenkönigs, der mir hastig beruhigende Worte ins Ohr murmelte. "Scht. Ganz ruhig. Das hast du gut gemacht. Ich bin sehr stolz auf dich", flüsterte er und seine Stimme war nun wesentlich wärmer und zärtlicher, als noch vor einigen Minuten. Ich allerdings hatte große Mühe, weiterhin so auf ihn gestützt stehen zu bleiben. Auch wenn er so stark war, konnte er mich nicht wirklich lange mit einem Arm halten. So begann ich langsam an ihm herab zu rutschen. Doch im nächsten Moment spürte ich schon einen Stuhl in meiner Kniekehle und hörte Balin sagen: "Setz sie schnell hier ab, bevor sie zu Boden fällt." Ganz bedächtig half man mir, mich hinzusetzen und zu stützen, damit ich nicht doch noch weg kippte. Meinen linken Arm ließ ich auf den Tisch fallen, damit ich mich selbst auch ein wenig aufrecht halten konnte. Wobei es nun eher ein Links nach Schräg war, denn mein Promillepegelt meldete sich wieder zurück, der mir deutlich klar machte, dass ich mich immer noch irgendwo in einem gewissen Rauschzustand befand. Es war daher nicht verwunderlich, dass mein Körper immer wieder unruhig schwankte. Dass mir unsagbar übel war schon mal ganz zu schweigen. Und das sah man mir auch offensichtlich an. Bofur fächerte mir schon mit seiner Mütze etwas Luft und der Rest murmelte mir eindringliche Worte zu. Der Zwergenkönig zog sich ebenfalls einen Stuhl heran und setzte sich mir gegenüber hin. Er hob mein Kinn mit seiner Hand etwas an und blickte mir tief in die Augen. Ich versuchte den Blick zu erwidern, aber es viel mir deutlich schwer. Unterdessen suchte ich auch noch unbeholfen mit meinem Arm auf dem Tisch herum, um die angefangene Bierflasche zu ertasten, die ich dort noch hatte stehen lassen. Nach dem ganzen Umstand war mir nun wirklich danach mich zu betrinken. Ich wollte im Augenblick nichts lieber als einen schönen Filmriss herbei führen, was sonst nie meine Art war. Doch dieses mal wollte ich schlichtweg mit all meinen Prinzipien brechen, die ich mir stets fest auf meine Fahne geschrieben hatte. Es gab da nur ein Problem. Die Zwerge ließen mich nicht. Als ich die Flasche fand und sie mir so schnell ich konnte an die Lippen setzten wollte, entriss man sie mir auch schon wieder. Ich begann zu maulen und wollte sie mir sofort zurück holen, aber ich hatte einfach nicht mehr wirklich die Kraft dazu mich aufzurichten. "Du hast genug für heute Abend", meinte Thorin ruhig und schickte eben Fili los, um mir etwas Wasser zu besorgen. Nachdem ich dieses erhalten und einige Schlücke aus der Flasche genommen hatte, fingen sich auch meine Gefühle und vor allem die Übelkeit wieder. Ich seufzte kurz, als ich absetzte und ließ den Kopf auf meinen ausgestreckten Arm sinken. Die Flasche wurde mir ebenfalls aus der Hand genommen, damit ich sie nicht zu Boden fallen ließ. Wieder hob ihn der Zwergenkönig auf Augenhöhe und musterte inzwischen mit sehr besorgter Miene mein Gesicht. Ich schielte ihn nur betrübt an und nuschelte dann:"Was hat mich eigentlich verraten, dass du mir von Anfang an nicht geglaubt hast?" Er seufzte einen Moment und schüttelte dann leicht den Kopf. "Zunächst einmal, bist du für einen Zwerg viel zu schmächtig und kraftlos und dein Bart ist milde gesagt für das Alter, was du uns genannt hast, einfach nur lächerlich kurz. Auch wenn ich zugeben muss, dass er fast im ersten Moment täuschend echt ausgesehen hat. Dann warst du uns gegenüber viel zu vertrauensselig. Zwerge sind seit jeher ein misstrauisches Volk und du hast geplaudert, wie ein Waschweib. Selbst wenn wir Verwandte treffen, bleiben wir eher zurückhaltend und verraten nicht jedem von wo wir gerade her kommen und welchen Geschäften wir an einem Ort nachgehen. Es sei den die Umstände gebieten es. Außerdem warst du, für jemanden der Tagelang zu Fuß unterwegs hier her war, viel zu unbewaffnet und sauber", erläuterte er belustigt. Ich gab nur ein schmerzhaftes Stöhnen von mir und wollte wieder meinen Kopf auf dem Arm werfen. Doch er ließ mich einfach nicht, weshalb ich also nur die Augen verdrehen konnte. "Ich bin ein schrecklicher Zwerg", murmelte ich vor mich hin. "Oh ja, das bist du, ganz ohne Zweifel", stimmte mir Dori noch ein wenig beleidigt zu. Die Anderen pflichtetet ihm da nur bei. Ich schloss kurz die Augen und erwartete, dass nun alles wieder von Vorne anfangen würde. Aber mit den nächsten Worten, hatte ich schon gar nicht mehr gerechnet. "Allerdings, so muss man beachten. Seid Ihr bisher der liebenswerteste Mensch, dem wir jemals begegnet sind", kam es mit ruhiger und freundlicher Stimme von Oin. Ich öffnete die Augen und hielt Ausschau nach dem alten Zwerg, der mich hinter Thorins Rücken freundlich anlächelte. "Du nimmst mich doch wohl auf dem Arm. Ich meine, was ich eben angerichtet habe...", murmelte ich leicht verbittert, doch schon unterbrach mich Dwalin mit seiner groben Ausdrucksweise. "Was du angerichtet hast, war alles andere als zuträglich, Weibstück. Vor allem da ich dir beinah erneut die Nase gebrochen hätte, wegen deinem frechen, vorwitzigen Mundwerk. Das war einfach nur dumm und einfältig. Trotzdem muss ich sowohl Dori als auch Oin zustimmen. Du bist ein absolut miserabler Zwerg. Aber für einen Menschen bist du ganz in Ordnung", meinte er und zustimmendes Gemurmel ging durch die Gruppe. Immer mehr Stimmen meldeten sich, die mir etwas zu sagen hatten. "Du bist eine hervorragende Köchin", meinte Bombur und gluckste ein bisschen. "Du hast eine Gesangsstimme, die selbst einen Elben übertreffen könnte", sagte Ori ein wenig verschüchtert. "Nun übertreib aber mal nicht. Ich bin bestimmt nicht so perfekt wie die", erwiderte ich mit gesenktem Blick obwohl mir zaghaft der Mund zu einem Lächeln hin zuckte. "Genau das ist es was dich ausmacht. Du brauchst dich unseretwegen gar nicht zu verkleiden und so tun, als wärst du einer von uns. Du bist gut, genau wie du bist. Anders wollen wir dich gar nicht haben", meinte Kili und legte mir seine Hand auf die Schulter. "Sieh dir an, was du alles in dieser kurzen Zeit erreicht hast. Du hast meinem Bruder und Ori das Leben gerettet, hast uns deine Welt gezeigt und mit uns zusammen die verrücktesten Pläne geschmiedet. Du bist unglaublich Stark. Du hast so viel mit uns ertragen und ausgehalten. Und schau einmal auf in das Gesicht des Mannes dir gegenüber", kam es von Fili, der mir eine Hand auf meinen Arm legte. Ich hob auf seinen Wink den Kopf in Richtung Thorin, der mir ein sanftes, aber ernstes Lächeln schenkte. "Du hast einen alten, sturen und blinden Zwerg dazu gebracht zu sehen, dass es noch irgendwo einen Sinn gibt wieder am Leben zu sein. Du hast ihm eine Aufgabe gegeben und er hat dir im Gegenzug das Wertvollste opfern wollen was er hat. In all den Jahrhunderten die vergangen sind, habe ich nie einen solchen Schatz in Händen halten dürfen wie dich. Fernab von jeglichem Gold oder Juwelen", sagte er ruhig und streichelte mir ganz vorsichtig mit dem Daumen über die Wange, wobei er die letzten Reste meiner Schminke abwischte. Ich keuchte einen Moment und mir blieb der Mund weit offen stehen. Seine Worte trafen mich mitten ins Herz, das vor Freude so heftig anfing zu pochen, als wollte es gleich zerplatzen. Sie prasselten auf mich ein, wie ein Schauer warmen Sommerregens. Nun spürte ich ganz deutlich, wie sich auf meinem Gesicht ein strahlendes Lächeln und in meinem Bauch ein zufriedenes Kribbeln ausbreitete. All die Übelkeit und die trüben Gedanken waren wie weggeblasen. Lediglich das leichte Schwindelgefühl des Alkohols war noch da, was mich dazu bewog nur die Hand zu heben, um die seine zu erfassen, welche ja immer noch zärtlich mein Gesicht streichelte. Obwohl ich deutlich den Drang verspürte aufzuspringen und ihn fest zu umarmen, beließ ich es doch lieber bei dieser Geste. Mühsam quälten sich Worte meine Kehle empor, die mir nun sehr tief aus dem Herzen sprachen. Auch wenn es sehr schöne waren, so waren sie dennoch nicht einfach für mich auszusprechen. "Ich bin so froh, dass ich euch alle kennenlernen durfte. Und ich werde euch bestimmt nie wieder vergessen, solange ich lebe", sagte ich und schon ging es in einem kleinen Sturm aus Gekicher und Gegluckse unter. Ja selbst Thorin konnte nun die Fassung nicht mehr bewahren und lachte. Verwirrt sah ich zwischen allen hin und her. "Was? Was ist denn so komisch?", fragte ich irritiert in die Runde. "Ich hab da wohl was nicht ganz mitbekommen. Das hörte sich nach einem 'Lebt wohl' an. Gerade so als wäre jemand gestorben", erwiderte Bofur erheitert und pflanzte mir seine Mütze auf den Kopf. Mir entgleisten einen Augenblick später die Gesichtszüge. "Oh, verdammt. Ihr habt recht. Das tut mir leid. So hab ich das gar nicht gemeint. Hier soll doch keiner sterben. Im Himmels willen", stammelte ich hektisch. Nun brach richtiges Gelächter los und man drückte mir die Mütze noch tiefer ins Gesicht. "Hör auf dich ständig zu entschuldigen. Ein Zwerg macht so was nicht. Hast du verstanden, 'Gerwulf'?", lachte mir Kili ins Ohr. Nun musste ich auch unwillkürlich kichern. Das Lachen der Männer war einfach nur ansteckend. Erst recht, wenn man nicht mehr so nüchtern war. Nach und nach erntete ich in den nächsten Sekunden einen Schulterklopfer nach dem anderen, womit deutlich war, dass sie mir meinen derben Scherz doch verziehen hatten. Dennoch erwartete mich noch eine sehr unangenehme Überraschung. Denn Thorin löste sich nämlich auf einmal von mir und stand auf. "Da wir das nun aus der Welt geschafft haben, kommen wir zu deiner Bestrafung", meinte er gelassen, aber sehr ernst. Ich zog mir die Mütze aus den Augen, reichte sie an Bofur zurück und sah verwirrt zu ihm auf. "Bestrafung? Aber. Aber ich dachte...", murmelte ich irritiert, doch er schüttelte den Kopf. "So leicht kommst du mir nicht davon. Mit einer Entschuldigung ist es noch lange nicht vergolten. Es wird mal wieder Zeit, dass man dir den Kopf wäscht", sagte er und schon fühlte ich wie mich, auf einen Wink von ihm, mehrere Arme von hinten unter den Schultern packten. Ich keuchte erschrocken und strampelte mit den Beinen. "Was? Mir den Kopf waschen?", fragte ich verwirrt und schon zog man mich auf die Beine. "Ganz recht. Du weißt, was jetzt kommt", sagte er und ein hinterhältiges Grinsen breitete sich hinter seinem dunklen Bart aus. Ich begann genervt zu stöhnen, als die Zwerge auch nach meinen Beinen griffen und mich über ihre Köpfe hoben. "Oh, nicht schon wieder! Könnt ihr euch denn nicht mal was Neues einfallen lassen? Das wird langsam langweilig", rief ich aus und wurde bereits aus dem Zelt getragen. "Das hast du dir selbst zu zu schreiben", kam es von Gloin, der sich meine rechte Seite geschnappt hatte und das wohl von allen am Meisten genießen würde. Natürlich ging es mal wieder zu den Freiluftduschen und wie schon an dem Tag, als sie den Kinderfilm gesehen hatten, bekam ich eine eiskalte Dusche verpasst. Nur verzichteten sie aufgrund der späten Abendstunden darauf mir noch einmal Zöpfe in die Haare zu flechten. Ich prustete und schüttelte mich etwas, als sie das Wasser wieder abgestellt hatten. Einen Vorteil hatte diese unfreiwillige Abkühlung ja schon gehabt. Ich war wieder richtig klar im Kopf. "So. Nun bist du sauber genug, um zurück in dein Siebengebirge zu verschwinden, Frau Gerwulf", gackerte Nori vergnügt. Ich schnaubte ihm beleidigt entgegen und klatschte mir meinen ebenso nassen Samthut auf den Kopf. "Nur damit ihr es wisst. Das Siebengebirge existiert und ist tatsächlich einige Tagesmärsche von hier entfernt", maulte ich trotzig. "Das wollen wir nicht einmal abstreiten. Aber dort gibt es mit Sicherheit keine anderen Zwerge", erwiderte Dori ruhig. "Nein. Nicht mehr. Die gab es dort einmal", sagte ich, als wir zurück zum Barzelt gingen. Plötzlich verstummte um mich herum das Gekicher. Im Schein des großen Lagerfeuers konnte ich bei einem kurzen Umherblicken erkennen, dass alle verblüfft die Augen geweitet hatten. "Du nimmst uns doch wieder auf den Arm, oder? Du sagtest doch, dass es hier keine Zwerge gibt und jetzt auf einmal doch?", fragte Dwalin sehr irritiert. "Ich habe gesagt, dass es heutzutage hier keine Zwerge mehr gibt. Aber wenn man der Geschichte glaubt, gab es damals welche hier in der Gegend", antwortete ich und kroch über den Erdwall, um mich am Feuer trocknen zu können. "Welche Geschichte denn? Wovon sprichst du?", fragte Ori und kam zusammen mit den anderen hinterher. "Na, die Geschichte von den Sieben Zwergen hinter den Sieben Bergen", erklärte ich. Unter den Männern brach mit einem mal ein leicht entnervtes Stöhnen aus. "Du redest von dieser lächerlichen Bildergeschichte, die ihr Menschen uns gezeigt habt", meinte Thorin mit leicht gefrusteter Stimme, als er sich wohl daran erinnerte. "Die Geschichte ist bei weitem nicht so lächerlich, wie sie dort dargestellt wurde. Sie ist die wohl bekannteste der Welt", sagte ich und rang ein wenig meine Tunika aus, damit sie schneller trocknete. "Also, wenn du mehr darüber weist wie in dieser Bildergeschichte dargestellt wurde, dann erzähl du sie uns doch", forderte Kili und die anderen Stimmten ihm murmelnd zu. Ich drehte mich zu ihnen um und hielt meinem Rücken ans Feuer. "Ihr wollt wirklich, dass ich euch die Geschichte erzähle?", hakte ich nach und sah dass alle nickten, und sich der Reihe nach auf dem Erdwall nieder ließen. Ich zuckte kurz seufzend mit den Schultern, als ich sie nacheinander gemustert hatte. "Also gut. Wie ihr wollt. Nun, die Geschichte ist jener sehr ähnlich, die ihr ja gesehen habt. Einst lebte in diesen Landen ein König mit seiner lieben Gemahlin. Natürlich wünschten sie sich wie jedes Paar zur damaligen Zeit ein Kind. Als der Winter über das Land herein brach und die junge Königin am offenen Fenster ein Tuch bestickte, stach sie sich in den Finger, wobei drei Blutstropfen in den Schnee fielen. Daraufhin äußerte sie den Wunsch, dass sie gerne ein Kind hätte, mit einer Haut so weiß wie Schnee, mit Lippen so rot wie Blut und den Haaren so schwarz wie das Ebenholz aus dem der Fensterrahmen bestand. Nun gesagt getan. Im Sommer brachte die Königin ein Mädchen zur Welt mit eben diesem gewünschten Aussehen. Leider verstarb sie direkt nach der Geburt und ließ ihre Tochter in dem Armen des Königs zurück. Da dieser aber sehr beschäftigt war und nicht wollte, dass sein Kind ohne Mutter aufwächst, hat er sich einige Zeit später eine neue Frau gesucht, die dem Mädchen als Mutterersatz dienen sollte. Nun begab es sich, dass Krieg über das Land zog und der König sein Reich verließ, um an der Front zu Kämpfen. Er kehrte nie von dort zurück. So wuchs das Mädchen allein bei ihrer Stiefmutter auf, die sich selbst und ihr Äußeres mehr liebte als alles andere. Sie besaß diesen Zauberspiegel, der ihr immer wieder zusicherte, dass sie die Schönste im ganzen Land war und ihr keine andere Frau gleich kam. Bis allerdings eines Tages die junge Prinzessin das heiratsfähige Alter erreichte. Daraufhin sagte der Spiegel, dass die Prinzessin nun die Schönste wäre und nicht mehr die Königin selbst. Zornig und gekränkt in ihrer Eitelkeit, schickte sie ihre Stieftochter mit dem königlichen Jäger fort, um sie zu ermorden. Doch der gute Mann kannte das Mädchen von klein auf und hatte sie so lieb, dass er es nicht über sich brachte und sie davon scheuchte. Er sollte zwar als Beweis ihr Herz mitbringen, aber stattdessen lieferte er ein Schweineherz ab. Dieses ließ sich die Königin braten und als Abendessen auftischen. Die Prinzessin rannte in dieser Zeit völlig verängstigt, frierend und hungrig durch die Wälder des Siebengebirges. Wie lange sie unterwegs war, weiß heute keiner mehr. Aber irgendwann erreichte sie an einer Lichtung ein kleines, verlassen wirkendes Häuschen. Dort brach sie mehr oder weniger ein, bediente sich an dem Essen, was die Bewohner dort für den Abend vorbereitet hatten und legte sich dann erschöpft in die ungewöhnlichen und viel zu kleinen Betten. Als es dann Abend wurde. Nun, was denkt ihr? Da kamen die Bewohner des Hauses wieder. Jene die wir als die sieben Zwerge kennen", erzählte ich ruhig und sah wie mir die kleinen Männer bei jedem Wort buchstäblich an den Lippen hingen. Ich machte eine kurze Pause und wartete ob sie vielleicht einige Fragen hatten, doch Thorin machte einen kurzen Wink mit der Hand und bat mich so mit stummen, ernsten Gesicht fort zu fahren. Ich räusperte mich und erzählte dann weiter. "Also. Die Herren kamen nach Hause und sahen, dass ihre Tür offen stand. Nachdem sie drin waren, merkten sie dass Jemand von ihrem Essen gestohlen hatte und schließlich entdeckten sie die junge Prinzessin schlafen in ihren Betten. Natürlich waren sie zunächst völlig erstaunt, weil sie eigentlich nicht mit so einem Einbrecher gerechnet hatten. Dennoch waren sie ein wenig ungehalten, da sie ja eben bestohlen worden waren und so weckten sie das Mädchen, um sie zur Rede zu stellen. Eigentlich wollten sie sie sofort hinaus werfen. Doch als sie erfuhren wer sie war und was alles geschehen war, beschlossen sie einstimmig sie da zu behalten. Allerdings musste sie im Gegenzug dafür, das Haus in Ordnung halten, ihnen Essen kochen, die Kleider waschen und so weiter. Aber das kennt ihr ja alles schon aus dem Film. Ab hier kommt nun aber der Unterschied. Und zwar, erfuhr die Königin, dass ihre Stieftochter noch lebte durch ihren Zauberspiegel. Sie ließ den Jäger für seinen Verrat hinrichten und dachte sich, wenn man Dinge nicht selbst erledigt, dann macht sie keiner richtig. So verkleidete sie sich drei mal als Krämersfrau. Die Prinzessin lebte inzwischen recht unbesorgt bei den Zwergen, die natürlich ihrer täglichen Arbeit in der nahegelegenen Mine nach gingen. Und jedes mal ermahnten sie die junge Prinzessin zur Vorsicht, wenn Fremde vorbei kämen. Sie sollte weder mit ihnen reden, noch sie in ihr Haus lassen oder irgendwelche Geschenke von ihnen annehmen. Aber was macht Prinzessin Einstein? Die Herren sind aus dem Haus, sie fegt den Waldboden. Warum auch immer man Waldboden fegen sollte. Der wird dadurch nicht sauberer. Wo war ich? Ach ja. Und ihre Stiefmutter, verkleidet als Krämersfrau, kommt daher und will ihr die mitgebrachte Ware feil bieten. Intelligent, wie die junge Dame ist, wird sie in ein Verkaufsgespräch verwickelt, in dem ihr die 'Fremde' Frau zunächst ein Mieder anbietet. Natürlich zieht die Behauptung bei ihr, dass sie eine uralte Freundin der Zwerge sei und sie auch öfters bei ihr kaufen würden. Klar, wer hat schon männliche Zwerge mit Korsett gesehn? Naja, sei es wie es sei. Das Mädchen soll eins anziehen und macht das auch gedankenlos. Daraufhin ergreift die Stiefmutter ihre Chance und zieht das Ding ordentlich zu, damit das Kind erstickt. Am Abend kommen die Zwerge Heim und finden die Kleine bewusstlos am Boden. Einer davon kommt auf die Idee das Mieder aufzuschneiden und schwupp, schon atmet sie wieder. Das selbe Spielchen dann eine Woche später, weil der erste Plan nach hinten los gegangen ist. Zwerge wieder auf der Arbeit und geben der Prinzessin die üblichen Anweisungen. Wieder kommt eine Krämersfrau daher und obwohl sie diesmal ein wenig skeptischer ist, lässt sie sich einen vergiftete Kamm in die Haare stecken. Zwerge kommen Heim. Finden das Mädchen wieder wie tot am Boden. Entfernen den Kamm. Mädchen lebt wieder. Alles super. So und die dritte Aktion dürfte euch ja auch aus dem Film bekannt sein. Also die Sache mit dem Apfel. Natürlich isst sie davon, als man ihn ihr anbietet und naja stirbt dann sogesehen. Doch dieses mal schaffte es die böse Königin nicht rechtzeitig den Wald zu verlassen. Die Zwerge nahmen ihre Spur auf, nachdem sie feststellten, dass sie der Prinzessin nicht mehr helfen konnten und jagten die Frau wortwörtlich zu Tode. Danach bauten sie einen Sarg aus Glas und Gold für die vermeintlich tote Prinzessin. Da sie es einfach nicht über sich brachten, diese Schönheit unter die Erde zu bringen. So flog die Zeit dahin, bis ein ganzes Jahr vergangen war. Und die Sieben hielten Tag und Nacht an ihrer Seite wache, um zu verhindern, dass ihr Leichnam gestohlen wurde. Bis schließlich der Prinz des Nachbarlandes von der Schönheit im Glassarg erfuhr und sie sich einmal selbst ansehen wollte. Der Rest der Geschichte ist schnell erzählt. Liebe auf den ersten Blick. Prinz will sie mitnehmen, weil im Schloss wäre sie sicherer. Die Zwerge stimmen dem zu, wollen den Sarg aber selber tragen. Einer Stolpert sie fällt raus und schwupp spuckt sie das Apfelstück aus und tadaa, Madame lebt wieder. Heiratet natürlich den Prinzen und lebt glücklich bis an ihr Ende im Schloss. Die Zwerge allerdings bekamen für ihren Verdienst, um den Schutz des Mädchens freie Handelsbevollmächtigung und durften fortan im ganzen Land das verkaufen, was sie mit ihrer Hände Arbeit herstellen konnte. So und das ist dann die ganze Geschichte", endete ich und drehte mich nun wieder mit dem Bauch zum Feuer, damit endlich auch mal die Front trocknete. "Das unterscheidet sich wahrlich nicht viel von dem was wir gesehen haben", murmelte Fili hinter mir. "Ach, es gibt noch weit mehr Auslegungen davon. Aber das ist sozusagen die Urform des Ganzen. Es gibt auch eine in der die Prinzessin mit einem Zwerg durchbrennt und mit dem glücklich wird", rief ich ihnen über die Schulter zu. "Ha, diese Geschichte würde mir dann doch besser gefallen", meinte Bofur und klatschte sich gut hörbar auf den Oberschenkel. "Genau. Warum sollen denn immer die feinen Herren die schönen Damen erhalten, wo doch die Zwerge alles dafür getan haben, um das Mädchen zu schützen?", fragte Ori und erntete zustimmende Worte. Ich zuckte mit den Schultern. "Tja, was wollt ihr machen? So ist das Leben halt. Die Zwerge sind die unscheinbaren Helden, aber am Ende bekommt immer ein anderer das Mädchen", antwortete ich gelassen. "Vielleicht aber auch nicht", rief Kili plötzlich aus. Ich drehte mich zu ihm um und hob die Augenbrauen. "Wie meinst du denn das jetzt?", fragte ich verwirrt. "Na, überlegt doch mal. Du hast selbst gesagt, dass es auch eine Geschichte davon gibt, wo die Prinzessin mit einem Zwerg durchbrennt. Wie wäre es, wenn wir den Menschen hier diese Geschichte erzählen würden?", fragte er freudestrahlend in die Runde. Meine Augenbraue wanderte noch weiter in meiner Stirn und ich legte den Kopf fragen schief. Wobei ich da nicht die Einzige war, die nur Bahnhof verstand. "Würdest du dich mal deutlicher ausdrücken, Kili", mahnte Thorin seinen Neffen an. Dieser lachte kurz und sprang auf den Erdwall, damit wir ihn alle gut sehen konnten. "Also, das ist doch ganz einfach. Morgen Abend soll doch dieser komische Talentwettbewerb stattfinden, den du erwähnt hast Cuna. Nun, was haltet ihr davon, wenn wir alle diese Geschichte nacherzählen und am Ende die Prinzessin, anstatt mit dem Prinzen, mit einem Zwerg verschwindet?", fragte er und sah alle der Reihe nach an. "Aber sonst gehts dir gut, oder was?", fragte ich und trat ein paar schritte näher. "Es ging mir noch nie besser", sagte er und schaute dann wieder zu den Anderen. Zu meiner eigenen Verwunderung aber, schienen die Männern tatsächlich über diese Haarsträubende Idee nachzudenken. "Also, warum eigentlich nicht? Schließlich hat man uns schon angeboten an diesem Wettbewerb teilzunehmen. Und eine Prinzessin haben wir ja auch schon", meinte Nori und fuhr sich durch den Bart. Noch ehe ich es mich versah, hatten sich alle dreizehn Augenpaare mir zugewandt und funkelten mich im Feuerschein vielsagend an. - 54. Wahrhaft Märchenhaft / ENDE - Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)