Diesem Einen will ich #Follow von Virdra-sama (Was macht der Zwergenkönig in meinem Onlinegame?) ================================================================================ Kapitel 13: 13. Vom Erdboden verschluckt ---------------------------------------- Die Welt war ganz schön verschwommen an diesem Morgen. Der Met hatte seinen Dienst ordentlich vollbracht und mich mit einem leichten Schwindelgefühl aufstehen lassen, nachdem der Weckruf aus dem "ROZ" über den Campingplatz gehallt war. Noch fühlte ich mich leicht benebelt und musste meine Gedanken sortieren. Doch ein gutes Frühstück würde dem mit Sicherheit eher helfen als in der Matte zu bleiben. Als ich klein Mordor verließ fiel mir erst auf, dass mich die kleinen Herren diesen Morgen gar nicht mit ihrer Anwesenheit behelligt hatten. Offenbar hatten sie den einmaligen Jagdausflug als kleine Warnung verstanden und waren an Ort und Stelle geblieben. Dennoch fand ich die Gruppe bereits Putz munter an ihrem Lager am werkeln. Selbst Kili, der ja noch am Vorabend von seinem "Bruder" gestützt werden musste, um sein Bett zu finden. Seitlich an deren Zelt gelehnt bemerkte ich das Rehfell, dass sie zum Trocknen an einen Spannrahmen gebunden hatten. Es sah schon gewaschen aus und schimmerte rot golden in der Morgensonne. "Morgen Cuna!", rief Fili als ich näher kam. "Morgen", nuschelte ich noch halb schlafend. "Wohin des Wegs?", kam es von Kili der seine Stiefel putzte. "Ähm. Zum Frühstück? Ist doch gleich Zeit", sagte ich und schaute auf meine Armbanduhr. Ja, tatsächlich kurz vor Acht. "Ist dem so? Dann kommen wir mit", meinte Balin, der genüsslich ein Morgenpfeifchen rauchte und die Sonne genoss, solange sie nicht zu heiß war. Sie ließen daraufhin ihre Arbeit oder was sie gerade taten stehen und folgten mir zum Küchenzelt. Allerdings bemerkte ich das zwei fehlten. War auch nicht schwer zu erraten wer. "Wo sind Thorin und Dwalin?", fragte ich nachdem wir einen Platz gefunden hatten. "Reden mit Herr Moe. Geht ja immerhin darum, dass hier nicht nochmal so etwas vorfällt wie gestern Abend", meinte Fili beiläufig und biss ein Stück von einer trockenen Scheibe Brot ab. Ich schmierte mir unterdessen ein Brötchen mit Nutella. Zucker konnte am Morgen ja nicht schaden, um Kraft zu tanken. "Das wird nicht nochmal vorkommen. Solche Idioten kommen nur selten her. Ihr braucht euch da keinen Kopf drum zu machen", meinte ich ruhig. "Thorin macht sich darum aber große Gedanken. Wenn es schon Menschen schaffen so einfach hier Leute angreifen zu können. Wie sieht es dann aus, wenn wir über Nacht von Orks überfallen werden", sagte Balin und musterte mich ernst. "Balin. Es gibt hier keine Orks. Hat es nie und wird es nie. Das sind Hirngespinste. Fabelwesen. Dinge mit denen man hier kleinen Kindern angst macht", gab ich seufzend zurück. Die Augen der drei weiteten sich in einer Mischung aus Spott und Unglaube. Was war nur mit diesen Leuten hier los? Orks... Also mal ehrlich... Man konnte sein Rollenspiel auch echt übertreiben. Und diese Herren hier reizten es bis zum letzten Nerv aus. Hauptsächlich bis zu meinem."Mal was anderes. Was habt ihr heute so vor?", fragte ich um das Thema zu wechseln. "Das werden wir sehen wenn Thorin von Herr Moe zurück ist. Aber wenn ich Zeit habe dann werde ich wohl mal wieder etwas schnitzen. Hab ich lange nicht gemacht", meinte Fili. "Gibt es hier eigentlich noch etwas anderes was man so tun kann Cuna?", fragte Kili. "Also. Soviel ich weiß ist ab Heute der T-shirt Workshop offen. Da könnt ihr Bilder auf Eure Shirts malen. Wenn du Lust hast gehen wir da mal hin", antwortete ich und stopfte den letzten Rest des Brötchens in meinen Mund. "Was ist denn bitte ein... T-shirt?", fragte er und ich verschluckte mich fast an meinem letzten Bissen. Nun schlugs aber echt mal wieder Dreizehn. So beschränkt konnte doch nun wirklich kein Mensch sein. "Das Oberteil was ich gerade trage", meinte ich ein wenig gereizt. "So was besitzen wir nicht", sagte Balin mit beschwichtigendem Ton. "Ihr nehmt mich schon am frühen Morgen auf den Arm, kann das sein?", hakte ich entrüstet nach doch alle drei schüttelten den Kopf. "Soll das heißen ihr rennt nur in diesen Mittelalterfummeln herum?" "Ist was gegen unsere Kleidung einzuwenden? Sie hält warm, ist bequem. Was will man mehr?", sagte Kili und nahm einen Schluck Wasser aus einem Becher. "Nein, es ist natürlich nichts dagegen einzuwenden. Ich find es nur sehr außergewöhnlich nicht auch was Normales zu tragen. Ist doch viel zu auffällig im Alltag." "Das ist doch ganz normale Kleidung. Weiß ja nicht was du da für Probleme hast. Aber wenn du uns zeigst, wo wir so etwas bekommen, dann könnten wir ja mal versuchen sie zu tragen", sagte Fili und grinste breit. Ich musste schlucken. Mit diesen Chaoten einkaufen gehen? Um Himmels willen! Nicht auszudenken, wie die Verkäufer glotzen würden, wenn da einige zu klein geratene Männer mit Axt und Schwert in der Herrenabteilung eines Kaufhauses antraben würden und nach maßgeschneiderten Anzügen fragten. Wobei es vermutlich sowieso eine riesen Herausforderung wäre etwas zu finden, was diese hier tragen könnten. Ich ertappte mich ja schon in diesem Moment dabei, wie ich Kili und Fili in richtig schicke Klamotten packen könnte. Dann sähen sie zumindest einmal im Leben aus wie richtige Menschen. Bei Balin war ich mir nicht ganz so sicher, da immer wenn ich zu dem kleinen alten Mann hinunter sah mir nur ein Nikolauskostüm in den Kopf stieg. "Was ist jetzt? Zeigst du uns so was?", drängte Kili auf eine Entscheidung von mir. Ich atmete tief durch und musterte alle nochmal bevor ich mich dazu durchrang zu sprechen:"Also gut. Ich kann euch mit zum Einkaufszentrum nehmen." Kili und Fili grinsten breit und warfen sich gegenseitig freudige Blicke zu. "Allerdings...", fügte ich an. "Nur unter der Bedingung, dass eure Waffen hier bleiben, ihr nichts ohne meine Erlaubnis anfasst, und erst recht nicht irgendwo hin verschwindet ohne mir Bescheid zu geben, wo ihr hin gehen wollt." "Wird gemacht Schwesterchen. Müssen aber vorher noch Thorin fragen, ob wir mit gehen dürfen", meinte Fili und aß eine weitere Scheibe Brot ohne alles. "Ich denke ich werde hier bleiben. Eure Welt da draußen ist mir doch noch etwas zu ungewöhnlich. Ich hole mir hier vorher lieber noch einige Auskünfte ein. Euer Freund Richi ist wirklich ein guter Junge. Ich werde mich nachher nochmal mit ihm zusammen setzen", meinte Balin lächelnd. Ja, Richi schaffte es wirklich einem die Welt zu erklären. Wobei ich spätestens dann aufhörte ihm zu zuhören, wenn er über Matheformeln oder Computertechnik anfing zu reden. Da konnte er sich zum teil so sehr rein steigern, dass er sogar vergaß zu Essen. Nicht umsonst hieß er deswegen auch gerne in unserem Bekanntenkreis Richi-Pedia. "Also gut. Dann fahren wir Morgen zum Einkaufszentrum, wenn alles gut geht", meinte ich entschlossen und nahm einen Schluck Kakao aus meinem Becher. Ich hatte gerade angesetzt, da ging ein heftiges Rucken durch die Sitzbank und der Halbe Tasseninhalt klatschte mir ins Gesicht und auf das T-shirt. "Hey! Kannst du Trampel dich nicht langsamer hinsetzen?", maulte ich Dwalin an der, sich so rüpelhaft neben Balin hatte fallen lassen. Er versah mich nur mit einem abwertenden Blick und machte sich dann über sein Frühstück her. Thorin nahm mit einer ebenso schlechten Laune neben Kili und Fili platz. Fluchend stellte ich meinen Becher ab und wischte mir das Gesicht und den Kragen mit einer Serviette sauber. Aber wer Kakao kennt, weiß dass es nicht sehr viel hilft. "Was ist los ,Thorin?", fragte Balin diplomatisch über den Tisch. "Es werden keine Wachleute aufgestellt. Die sagen es wäre Zeitverschwendung. Noch dazu würde das für alle hier auf dem Platz zusätzliche Kosten bedeuten", sagte er in einem ernsten aber doch beleidigten Ton. Er zog seine Pfeife vom Gürtel, stopfte diese mit dem Kraut, was sie alle rauchten und zündete sie mit einem Streichholz an. "Hab ich doch gesagt. Warum hört eigentlich niemand auf mich", gab ich motzend von mir und war immer noch damit beschäftigt mich einigermaßen sauber zu bekommen. "Noch gebe ich die Sache nicht auf. Es gibt bestimmt eine Möglichkeit die Leute hier zu schützen", meinte er mit verschwörerischem Unterton und blies kleine Rauchringe in die Luft. Ich seufzte. Unglaublich, dass er immer noch daran fest hielt, obwohl Moe ihm wohl das Passende gesagt hatte. Was wollte er denn nun machen? Selbst eine Sicherheitsfirma engagieren und das auf seine Kosten laufen lassen? Oder kam ihm die glorreiche Idee ein Heer aus den Eisenbergen anzuheuern? Ja, sicher. Ein ganzes Heer von Zwergen. Was auch sonst? Ich musste nur den Kopf schütteln bei dem Gedanken, Thorin würde einen ganzen LKW voller Gartenzwerge in mehreren Reihen hintereinander aufstellen und behaupten, das wäre das große Zwergenheer, das uns verteidigen sollte. "Thorin. Cuna wollte uns Morgen einmal mitnehmen zu so einem Ding namens Einkaufszentrum. Hast du was dagegen, wenn wir hin gehen?", fragte Kili und riss mich dabei aus meinen Tagträumen von axtschwingenden Gartenzwergen. Er schaute kurz zu seinem "Neffen" und dann zu mir. "Was wollt Ihr da mit meinen Jungs?", fragte er mit ernstem abschätzigen Blick. "Nur ein bisschen Kleidung kaufen. Mehr nicht", gab ich zur Antwort und zuckte mit den Schultern. "Reicht euch nicht das, was ihr am Leib tragt?", fragte Dwalin grummelnd. "Wir wollen nur mal diese fremdländische Kleidung hier anprobieren. Gibt ja sicherlich einen Grund, weshalb das alle hier tragen", meinte Fili ruhig. "Außerdem müssen sie es ja nicht unbedingt gleich kaufen. Ich meine, viele gehen in Geschäfte, probieren das einfach nur an, und wenn es denen nicht gefällt, dann gehen sie wieder", fügte ich hinzu. "Also ich weiß nicht...", sagte Thorin und zog nochmal an seiner Pfeife. "Och bitte. Sei doch nicht so. Wenn du willst dann bringen wir dir von da auch was mit", sagte Fili und bedrängte seinen "Onkel" regelrecht. Dieser blickte kurz ernst vor sich hin. Dann wandte er sich an mich. "Ich vertraue meine Neffen nicht einfach irgendwelchen Leuten an. Aber wenn Ihr mir versichern könnt, dass den Jungs kein Leid geschieht. Übergebe ich sie Euch in die Obhut", sagte er und sein Blick bohrte sich dabei wieder so stark in meine Augen dass mir erneut heiß und kalt zugleich wurde. "Ich verspreche es dir. Ich pass auf die Zwei schon auf. Da kann nichts schlimmes passieren", erwiderte ich und er nickte mir ruhig zu. "Im übrigen seid Ihr komplett eingesaut", ergänzte er nach einem kurzen mustern meiner Erscheinung. "Ja, ich weiß. Am besten geh ich mal Duschen. Bis später." Ich stand auf und holte mein Duschzeug. Heute war ausnahmsweise einmal doch "Marilyn" frei. Eine entspannende warme Dusche konnte ich nach diesen Tagen echt brauchen. Und dieses Mal konnten auch keine unbeteiligten Zuschauer hinein glotzen. Ich blieb etwas länger drunter als gewöhnlich. Denn ich wollte es einfach mal genießen allein zu sein. Ohne nervige Zwerge, die von irgendwelchen Orkangriffen fantasierten. Sicher, wegen dem vorherigen Abend war ich ihnen mehr als Dankbar. Aber noch mochte ich die Vorstellung nicht ganz, sie hier auf dem Platz zu wissen. Und wer wusste schon, was Thorin vor hatte. Vielleicht ersann er sich ja doch noch eines Besseren und ließ den Vorfall auf sich beruhen. Doch schien meine Wahrnehmung von Mutmaßungen in den letzten Tagen erheblich gelitten zu haben. Ich konnte mich eines flauen Gefühles im Magen nicht erwehren, als ich aus der Dusche kam. Das Gefühl wurde auch wenig später bestätigt, als ich mehr zufällig meinen Kopf Richtung Zeitplatzeingang wand und ich sah, dass Thorin in voller Montur, Kili und Fili umarmte und dann irgendetwas zu Balin und Dwalin sagte bevor er sich die Kapuze überzog und hinter dem Busch um die Ecke verschwand. Wo wollte denn der jetzt hin? Gefiel es ihm hier nicht mehr, weil es nicht sicher genug war? Wenn ja, warum blieben die anderen hier? Ich schüttelte nur fragend den Kopf. Wenn er ging. Warum verabschiedete er sich nicht auch anstandsweise von mir? Das hätte ich ihm zumindest doch zugetraut. Neugierig wie ich war schritt ich auf die Gruppe kleiner Männer zu, die mir schon wieder entgegen kam. "Wo will den Thorin auf einmal hin?", fragte ich prompt ohne auch nur eine kurze Begrüßung abzuwarten. "Er ist unterwegs nach Hause", meine Kili seufzend. "Unterwegs nach hause? Warum? Ist irgendwas passiert?", versuchte ich nachzuhaken. "Er will dort Unterstützung holen. Für den Fall eines Angriffes wollen wir gewappnet und vorbereitet sein", sagte Dwalin und ging einfach an mir vorbei. "Wie?... Unterstützung? Gewappnet für einen Angriff?!" Mir stiegt sofort das Bild der Gartenzwergarmee wieder in den Kopf und ich schluckte. Vielleicht waren es ja keine Gartenzwerge, aber wenn er noch mehr Rollenspieler von seiner Sorte her holte. Nein! Nein, das konnte ich doch nicht zulassen! "Ist er zu Fuß unterwegs?", fragte ich hastig und schaute panisch zwischen allen hin und her. "Ja, natürlich. Ponys haben wir nicht mitgenommen. Aber er wird eh schon weg sein also... Cuna? Cuna?!", hörte ich Fili rufen doch ich hatte mich mit einem knappen "Danke" schon in Bewegung gesetzt. Ich musste diesen verrückten Kerl aufhalten! Er konnte doch nicht mit noch mehr schwerbewaffneten Leuten hier aufschlagen! Das ging nicht gut! Ich hoffte ihn noch zu erwischen. Weit konnte er ja nicht gekommen sein, so gemächlich, wie er davon geschritten war. Ich erreichte den Parkplatz, doch da war nichts und niemand mehr zu sehen. Wie vom Erdboden verschluckt. "Thorin? Thorin, wo bist du? Verdammt wo ist er hin... Herr Eichenschild sofort bei Fuß!", brüllte ich über den Parkplatz, doch es kam keine Antwort. Ich rannte zur Zufahrtsstraße. Schaute links, schaute rechts. Nichts! Dann dachte ich an das Wäldchen. Vielleicht war er da hinein gelaufen. Ja das musste es sein. Ich machte auf dem Absatz kehrt und rannte in Richtung Wald. "Cuna bleib stehen! Du kriegst ihn nicht mehr! Er ist schon weg!", hörte ich Fili rufen, der mit Kili aus dem Eingang herausgekommen war. Aber ich ignorierte sie schlichtweg. Das war doch nicht wahr? So klein war der doch auch nicht, dass ich ihn übersehen konnte. Schon gar nicht, da er bei weitem nicht so unauffällig gekleidet war, um ihn bei den nicht vorherrschenden Menschenmassen, nicht zu erkennen wäre. Ich stürzte mich in den Wald. Weiter nach ihm rufend. Wollte er mir nicht Antworten oder hörte er mich vielleicht gar nicht? Ich konnte am Waldboden auch keine Spuren von Stiefeln ausmachen, die darauf hingedeutet hätten, dass er hier durchgekommen sein konnte. Schnaufend und erschöpft lehnte ich mich irgendwann an eine Fichte. Der konnte doch wohl nicht in einem Kaninchenloch verschwunden sein? Unmöglich! Was zum Teufel ging hier nur vor? Wo war dieser kleine Mann nur hin? Er konnte auch nicht irgendwie geplatzt sein. Das hätte einerseits einen riesen Knall getan und zum Anderen wäre ein frischer Krater im Boden aufgetaucht. Ich wischte mir die vom duschen und inzwischen auch wieder vom Schweiß nassen Haare aus dem Gesicht. Hinter mir hörte ich mehrere schwere Schritte heran keuchen. "Hier bist du. Meine Güte, Cuna. Was rennst du so schnell?", hechelte Kili, der sich an einem anderen Baum festhielt, als sie mich erreichten. "Wo ist Thorin hin verschwunden? Er muss doch noch hier irgendwo sein", meinte ich und wollte schon wieder weiter suchen, aber Fili hielt mich atemlos fest. "Du kannst ihn nicht mehr erreichen. Er ist schon längst unterwegs nach hause. In ein paar Stunden ist er sicher wieder zurück. Mach dir keine Sorgen um ihn", meinte er und legte mir zur Beruhigung einen Arm um die Schulter. "Ich mache mir weniger Sorgen um ihn, als darum was er gerade vor hat. Und wo ist er überhaupt hin?", fragte ich und ließ mich von Fili mit ziehen. "Nach hause. Sag ich doch. Und er ist bald wieder zurück. Also Kopf hoch", meinte er mit knappen ernsten Ton. Das Beantwortete meine Frage natürlich nicht. Aber große Lust zu streiten hatte ich in dem Moment auch nicht. "Lasst uns zum Platz zurück gehen. Ich brauch was zu trinken", schnaufte Kili und drückte sich wieder etwas aufrecht. Ich schüttelte nur betrübt den Kopf auf dem Rückweg. Dieser Mann gab mir mehr Fragen auf, als ich mir selbst logisch beantworten konnte. Wie kann sich eine Person einfach in Luft auflösen? Ich hatte ja nicht mal ein Auto gehört, dass weggefahren sein könnte. Es wollte mir nicht ins Hirn. Noch dazu die beängstigende Frage, was oder wen er da anschleppen würde, wenn er tatsächlich wieder kam? Den Rest des Tages war mir so schlecht bei diesen Gedanken, dass ich nicht mal wirklich viel zu Mittag essen konnte. Kili und Fili schienen natürlich der Annahme zu sein, dass ich einfach nur Thorin vermisste, weil wir uns wohl aus deren Sicht schon etwas näher standen. Na von wegen! Nicht dass ich ihn nicht attraktiv gefunden hätte. Denn zweifellos würde ich ihn nicht von der Bettkante stoßen wollen, wenn er da mal platz genommen hätte. Aber ich wusste auch, wie unerreichbar und unnahbar diese Art von Mann war. Als ich über meinen leeren T-shirt saß, so in Gedanken versunken, wusste ich wirklich nicht, was ich darauf malen sollte. Auswahl gab es genug. Bilder von Wölfen, Drachen und allerhand Schriftzeichen. Aber mir kam im Augenblick keines wirklich in den Sinn, was ich auswählen sollte. "Mal doch etwas von Hand", schlug Kili vor und beobachtete mich, wie ich über den Bildern hing und weder vor und noch zurück wusste. "So gut bin auch nicht im malen Kili", seufzte ich und legte die Vorlagen auf die Seite. "Dir fällt schon was ein. Wenn nicht heute. Dann Morgen. Vielleicht lässt du es erst mal und ich zeige dir, wie man ein paar nette Holzfiguren schnitzt?", sagte Fili und klopfte mir auf den Arm. "Na gut. Dann gehen wir eben was schnitzen. Ich komm ja nicht weiter." Ich atmete tief durch und stand auf. Das T-shirt ließ ich zusammen mit einem Namensschild erst mal im Workshop-Zelt liegen. Schnitzen war sicherlich auch eine gute Ablenkung. Musste ja nicht irgendwas Großes sein. Und Holz hatten wir genug herum liegen. Also nahmen wir ein paar Klötze vom Brennholzstapel und gingen zum Lagerplatz der Gruppe. Balin saß wie schon am Morgen draußen und rauchte Pfeife. Dwalin saß drinnen und schliff gut hörbar die Waffen, die auf dem Ständer standen. Auch wieder so eine Sache, die ich nicht verstehen konnte. Nur hatte ich es langsam leid mich darüber zu wundern und aufzuregen, was diese Rollenspieler für einen Unsinn machten. Stattdessen bekam ich von Fili ein Messer in die Hand gedrückt und wir begannen etwas an dem Holz herum zu Arbeiten. Handwerklich war ich nie wirklich talentiert gewesen, aber ein wenig abstrakte Kunst würde ich sicherlich zustande bringen. Der Abend brach bald herein und noch immer war kein "Zwergenkönig" in Sicht. "Meint ihr wirklich, dass der noch mal auftaucht?", fragte ich vorsichtig und hantierte ungelenk mit dem Holzklotz herum, den ich schon extrem mit dem Messer misshandelt hatte. "Vielleicht ist ihm was dazwischen gekommen. Vielleicht schafft er es auch erst Morgen früh wieder zurück. Hängt ja auch ganz davon ab, wie viele er mitbringen wird", meinte Dwalin trocken und zündete vor dem Lagerplatz ein eigenes Feuerchen an. Ich schluckte nur kurz und drehte das Holz in Händen. Mehrfach hatte ich über Tag versucht herauszufinden, wie denn Thorin jetzt verschwunden war. Doch ich bekam nie eine klare Antwort. Dann musste ich wohl oder übel warten, bis er selbst zurück war. Gähnend und streckend erhob ich mich schließlich von dem Schemel auf dem ich gesessen hatte und reichte Fili sein Messer zurück. "Ich geh schlafen. Heute ist nichts mehr los hier", meinte ich ruhig und wurde mit allseitigem Nicken verabschiedet. Meine "Figur" nahm ich natürlich mit. Ich wollte zwar noch nicht gleich schlafen, sondern vorher noch etwas Lesen. Bücher hatte ich ja zu genüge mitgenommen. Vielleicht sollte ich nochmal "Das Silmarillion" lesen. Das würde mich ein wenig beschäftigen bevor ich einschlief. War zwar nicht mein Lieblings Buch der Tolkien-Reihe. Aber es war zumindest nicht zu schnell durchgelesen. Gerade als ich bei den Passagen von Feanor angelangt war, in denen er die Silmarill erschaffen hatte, fielen mir die Augen zu und ich nickte weg. Ich sah im Traum ein Leuchten. Einen faustgroßen Edelstein. Er leuchtete blau-weiß und ein wenig rötlich im Innern. Drum herum schlagen sich kleinere Wellen aus Licht. Jemand hielt ihn in der Hand. Im Schein des Edelsteins sah ich ein vertrautes ernstes Gesicht, auf dem bald ein Lächeln hinter dem schwarzen Bart auftauchte. Und zwei blaue Augen, in denen sich die Pracht des Steines spiegelte. Ich wollte danach greifen, doch es schien einfach unerreichbar fern für mich. Je näher ich kam. Umso weiter weg glitt die Person mit dem Edelstein. "Thorin komm zurück! Komm zurück!", stieß ich plötzlich hervor. Doch er verschwand mit dem Stein und seinem dunklen Lachen und ließ mich in der Finsternis allein zurück. Etwas krampfte sich in mir zusammen. "Lass mich nicht allein! Bitte lass mich nicht allein!", rief ich ihm sonderbarerweise hinterher. Doch da war nichts. Nur Dunkelheit. "Cuna! Cuna wach auf! Komm Steh auf!", brüllte mir jemand regelrecht ins Ohr und erneut innerhalb von drei Tagen landete ich unsanft neben meiner Hängematte. "Ah.... verdammt... Kili hast du sie noch alle?!", maulte ich und suchte erst einmal nach Oben und Unten. "Entschuldige. Bist du verletzt?", fragte er und hob mich an den Schultern auf die Füße. "Nur mein Stolz. Was ist denn los? Ist jemand gestorben oder warum bist du so durch den Wind?", fragte ich entrüstet und klopfte mir den Staub von den Kleidern. "Nein. Thorin ist wieder da. Und er hat Freunde mitgebracht, die dich unbedingt kennenlernen wollen", sagte er und zog an meinem Arm herum. "Freunde?", fragte ich und war unmittelbar mit einem Schlag wacher, als vor einigen Minuten. Ich ließ mich wiederstandlos von ihm mitschleifen, bis ich von selbst meine Füße bewegte. Er war in Hochstimmung und spurtete schon mal vor. Lange brauchte ich nicht zu warten, denn ich hörte es schon. Lautes Gelächter und Gegröle aus Richtung Zwergenlager. Nein! Das konnte doch nicht sein! Hatte er wirklich...?! "Da ist sie ja!", hörte ich Fili rufen der inmitten einer Traube vieler kleiner bärtiger Männer stand und einen nach dem andern Begrüßend umarmte. Ich erstarrte mit weit aufgerissenem Mund. Das musste noch zu meinem Traum der vergangenen Nacht gehören. Das war doch jetzt nicht Wahr?! Der ganze Rest der Zwergenmannschaft stand mir gegenüber und sie grölten, lachten und jubelten vor sich hin. Als Fili auf mich aufmerksam gemacht hatte, drehten sich einige, die mit dem Rücken zu mir gestanden hatten um und musterten mich neugierig. "Das ist Cuna?", fragte ein kleiner Mann mit Tophaarschnitt, der unzweifelhaft Ori sein musste. Diese Stimme und das Aussehen. Zweifellos. Er war das Ebenbild von Ori. Einer der mir am nächsten stand, schlug mir so kräftig mit der Hand auf den Rücken, dass ich husten musste. Er lächelte mich gut gelaunt an sagte: "Schön dich kennen zu lernen. Ich bin Bofur." Nach Luft ringend hob ich den Kopf und mein Blick fiel auf den Eingang des Zeltes, wo sich Thorin gerade seines Umhangs entledigte. Na warts nur ab, dachte ich. Mit dir hab ich ein ordentliches Hühnchen zu Rupfen. -13. Vom Erdboden verschluckt / ENDE - Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)