Homoarsch von Jaelaki (schrieben sie) ================================================================================ Kapitel 3: Auto jagend (Chasing Cars) ------------------------------------- Kapitel 3 Auto jagend (Chasing Cars) If I lay here If I just lay here Would you lie with me and just forget the world? I don't quite know How to say How I feel (Snow Patrol)         Der Herbst näherte sich und rauschte um das Haus herum. Der letzte Tag Sommerferien. Und es regnete. Schwere Tropfen klopften gegen die Fensterscheibe. Ich schloss es und wandte mich um, seufzte. »Was ist?«, fragte er und lächelte. »Sommerferienmelancholie?« »Vielleicht«, erwiderte ich und rieb mir über die Augen. Solches Wetter machte mich immer müde. Ich ließ mich zurück auf das Bett fallen und er lehnte sich an mich. Sein Blick rutschte wieder zum Fernseher, wo irgendeine Serie lief. Die Tüte mit den Gummibärchen raschelte. Ich seufzte schon wieder. Spürte seine Augen seitlich zu mir hoch schielen. »Was ist?«, hakte er nach. »Nichts«, behauptete ich. Sein Blick sprach Bände. Nichts war nie nichts. Doch er beharrte nicht darauf und schaute erneut fern. Ich spürte, dass er aufmerksam jede meiner Bewegungen neben sich, jeden Seufzer genau mitbekam und ich ihm irgendwann eine Antwort schuldig war. Ich rang mit mir selbst. Innerlich. Schon lange, immer wieder. Es war mein Geheimnis. Es war unser Geheimnis. »Was wäre, wenn –« Meine Stimme verlor sich zwischen unausgesprochenen Gedanken und einem unguten Bauchgefühl. »Was denkst du, wäre, wenn – also – wir – sagen –« Ich tigerte durch das Zimmer, verknotete ich meine Finger ineinander. »Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll«, murmelte ich. Er lächelte mich an und zog mich langsam zu sich. »Wenn's soweit ist, ist es soweit«, behauptete er und es klang wie ein altes Sprichwort, dabei war ich mir sicher, dass er sich das mal wieder aus den Fingern gezogen hatte. »Klar«, grinste ich zurück, lehnte mich an ihn und griff in die Tüte mit den Gummibärchen. Natürlich. Noch konnten wir einfach hier liegen, Süßigkeiten in uns hinein stopfen, die Zeit an uns vorbeiziehen lassen. Die Zeit genießen. Die Welt vergessen. Ich lugte zu ihm, als er gerade eine seiner rötlichen Strähnen aus dem Gesicht strich und wieder nach den Gummibärchen griff. In meinem Bauch hüpfte etwas. Brummte. Wie kleine Autos, die in meinem Magen umher rasten. Ein Wärme breitete sich aus, in meine Beine, über meine Wangen. Vielleicht wurde ich gerade wieder einmal rot. So viel Wärme. Ich wusste nur nicht, wie ich es ausdrücken sollte. Für ihn war es leicht. So natürlich. Er schämte sich nicht. Wäre ich nicht ich, sondern ein anderer, der sich auch nicht schämte, dann könnte er es allen zeigen. Aber ich schämte mich. Oder? Ich fürchtete die Reaktionen der anderen, die Blicke, die getuschelten Worte. Die kleinen Autos in meinem Magen rasten davon. Leere füllte meinen Bauch. Ohne ein Wort, aber mit einem Lächeln in seinen Augen, griff er nach den Gummibärchen und meiner Hand und hielt mir die Tüte hin.         Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)