Vom Opfer zum Helden von NithrilMusic ================================================================================ Kapitel 16: ------------ Es war schon hell, doch kein Sonnenlicht fiel auf die Erde. In der nördlichen Hälfte des Landes bedeckte eine dünne Schneeschicht Feld, Wald und Wiesen. Der Winter war da und er brachte einen kräftigen, kalten Wind mit sich, um allen Lebewesen zu sagen, dass er dieses Jahr nicht scherzen würde. Pflanzen, Tier und Mensch blieb nichts anderes übrig, als sich so gut es ging vor der härtesten Jahreszeit zu schützen. Doch für die drei ehemaligen Söldner gab es kein wärmendes Feuer oder gar angepasste Kleidung. Alles was sie hatten, war ein zerfallenes Haus, ein dünnes Rinnsal Wasser, das sicher bald zufrierte, zwei dünne Decken und sich selbst. Mit ihren Schwertern konnten sie gegen die eisige Luft gar nichts ausrichten. Der Morgen war schon ein wenig verstrichen, als Sephiroth erwachte und aufstand. Er fror und bewegte sich sogleich, damit sein Körper ein wenig Wärme produzierte. Sein Blick fiel auf seine beiden Kameraden. Es war ein schönes Bild, wie sie so da lagen, eng einander gekuschelt und schlafend. Auch wenn sich in ihm ein wenig Neid regte, gönnte er es ihnen. Sie hatten es auf jeden Fall verdient, sich zu haben. Allerdings nicht in solch einer Situation. Denn diese war im Grunde genommen seine Schuld. Er hatte sie dazu überredet, mit ihm Nachforschungen anzustellen und sich gegen ShinRa zu wenden. So sehr es ihn auch nach Nibelheim zurück zog, um noch mehr Informationen zu bekommen und vielleicht den Aufenthaltsort seiner Mutter herauszufinden, er konnte Zack und Cloud nicht alleine lassen. Nicht in dieser Verfassung. Er musste und wollte jetzt dafür sorgen, dass sie an einen sicheren Ort gelangten, damit der Welpe sich regenerieren konnte. Er selbst fühlte sich schon wieder ziemlich fit, allerdings war er auch nicht so schwer verwundet worden wie sein ebenbürtiger Kamerad. Langsam bückte er sich, hob die Decke hoch, welche ihn selbst in der Nacht ein wenig gewärmt hatte und legte sie vorsichtig über die Beiden. Um nicht am Boden fest zufrieren, trat er dann, sich seinen Mantel enger um den Körper ziehend, aus dem Haus. Sein Magen knurrte und er ging los, wobei er sich sicher war, nichts Essbares finden zu können. Die Jahreszeit ließ alles in Winterschlaf fallen und die Produktion von eventuellen Früchten einstellen. Dennoch lief er einige Minuten den Weg entlang, der von den Bergen weg und zu einem Wald hin führte. Bei den Bäumen blieb er kurz stehen und überlegte. Er wusste nicht, wieso Cloud diese Richtung eingeschlagen hatte, aber da dieser sich hier besser auskannte, als er selbst, beschloss er ihm zu vertrauen und machte sich auf den Rückweg. Als er wieder in das Gebäude trat war der Kleine auch schon wach und er grüßte ihn freundlich. „Guten Morgen!“, sagte er leise, um den Schwarzhaarigen nicht zu wecken. „Morgen! Wo warst du?“, bekam er als Frage zu geworfen. Der Wolf hatte sich anscheinend um sein Verbleib gesorgt, also lächelte Sephiroth sanft und aufmunternd. „Ich habe nur einen kleinen Spaziergang gemacht, um nicht zu erfrieren“, antwortete er. Er bekam ein Nicken des Blonden, ehe dieser zu der Wasserstelle kletterte und die Tonschale auffüllte, nur um diese ihm zu reichen. Ein wenig überrascht über die Aufmerksamkeit, nahm er das Gefäß dankend entgegen und leerte es. Eisig rann das Wasser seinen Hals hinab und es schüttelte ihn kurz. Dann folgte sein Blick dem Blonden, der fröstelnd umher tappte, die Arme um den Körper geschlungen. „Ich würde ja sagen, wir gehen weiter, aber da Zack noch schläft, warten wir lieber noch ein wenig“, sagte er dann und sah den Anderen nur erneut nicken. Gegen Mittag hörten sie plötzlich fremde Stimmen und Schritte. Alarmiert griff Sephiroth nach seinem Schwert, doch Cloud hob besänftigend die Hand. Der Wolf schlich in Deckung und lugte nach draußen. „Es sind keine ShinRa-Leute. Lass mich das machen“, flüsterte er und ging langsam, die Reaktion der sich nähernden Menschen genau beobachtend, nach draußen. Sie waren zu dritt. Zwei große kräftige Männer und ein Junge kamen den Weg aus dem Wald herbei. Sie waren mit Speeren bewaffnet und in dicke Mäntel gehüllt. „Papa! Schau mal!“, rief der Junge und zeigte auf Cloud, der vorsichtig eine Hand hob. Sofort zückten die beiden Erwachsenen ihre Waffen. Er zuckte erschrocken einen Schritt zurück. So viel Feindlichkeit hatte er nicht erwartet und er hob noch den anderen Arm. „Ein ShinRa-Hund?“, fragte der größere Braunhaarige, doch sein Kollege ließ die Waffe langsam wieder sinken, als er Cloud musterte. „Der trägt nur dieses blaue Oberteil, Krish. Warte mal ab, was er zu sagen hat.“ Ein wenig erleichtert straffte er die Schultern und versuchte seinen Blick so flehend wie nur möglich wirken zu lassen. „Wir sind keine ShinRa-Hunde! Wir sind vor solchen auf der Flucht. Bitte, mein Kamerad ist schwer verwundet und braucht dringend medizinische Versorgung. Wir können nicht wieder zurück!“, bat er. Sein blondes Gegenüber musterte ihn skeptisch, ehe der rauchende Kerl in das Haus eintrat und sogleich seine Waffe wieder zückte. Er hatte Sephiroth erkannt, der jedoch ohne sich zu regen am Boden saß, sein Schwert in sicherer Entfernung von sich an der Wand lehnend. „Du bist doch dieser... Söldner, von dem alle reden. Was soll das! Wollt ihr uns ausrauben?“, keifte er und nickte seinem Kollegen zu, der Cloud grob am Arm packte. „Ich war einst der Söldner, von dem alle reden“, murmelte der Silberhaarige dann leise und sah zu Zack, der immer noch schlafend unter den zwei Decken lag. „Mein Freund hat nicht gelogen. Wir haben ShinRa den Rücken gekehrt und sind auf der Flucht.“ Der kurzhaarige Blonde kniete sich zu Zack und Cloud wollte sich losreißen, doch der Griff an seinem Arm war stark. Der Fremde kratzte sich nachdenklich am Kinn und überlegte eine ganze Weile, ehe er wieder aufstand. „Na gut! Kommt mit. Aber unser Vertrauen müsst ihr euch erst noch verdienen. Und die Waffen konfisziere ich vorerst!“ „Cid!“, rief Krish ein wenig aufgebracht. „Hältst du das für weise? Was wenn sie unser Dorf auch noch zerstören!“ „Woher willst du wissen, dass die Drei es waren, die Nibelheim dem Erdboden gleich gemacht haben!“, konterte Cid. Cloud und Sephiroth blickten die beiden Fremden erschrocken an. ShinRa hatte Nibelheim zerstört? Einfach so? Angst machte sich in dem Wolf breit. Was war mit Tifa und Renon? Wut stieg in ihm hoch. Wenn der Konzern es wirklich gewagt hatte, seine Heimat zu eliminieren, dann erklärte er diesem jetzt offiziell den Krieg. Wenn die Einwohner des Dorfes nicht zum Schutz evakuiert wurden, dann konnte er sein Kindheitsversprechen jetzt nicht mehr einlösen. „Jetzt sei nicht so, Papa. Die sehen doch nicht böse aus!“, mischte sich der Junge ein und zog an dem Mantel, den dieser trug. Krish knurrte nur, ließ Cloud dann jedoch los. „Na gut! Dann her mit den Schwertern!“ Während Sephiroth ihren verletzten Kameraden trug, hatten sich die beiden erwachsenen Fremden ihre Waffen genommen und gingen voraus, den Weg in Richtung Wald. Ohne Pause liefen sie weiter und schon kurz nach Mittag kamen sie in das Dorf, welches hinter dem Hain lag. Keiner außer ihnen lief draußen herum, da Essenszeit war und die meisten sowieso lieber in ihren warmen Häusern blieben. Sie traten in ein Gebäude und Cid rief sogleich: „Marie! Wir haben Besuch!“ Eine Frau mittleren Alters, mit schönen haselnussbraunen Haaren, kam aus der linken Kammer und sah die kleine Truppe erst erschrocken, dann freundlich an. Sie erkannte wohl sogleich, dass jemand ärztlich versorgt werden musste. „Willkommen in Rocket Town! Bring die Drei doch schon mal nach oben, Krish. Ich bin gleich da!“ Sie wurden in den zweiten Stock in ein kleines Zimmer mit einem Doppelbett geführt und Sephiroth ließ Zack darauf nieder. Es war ordentlich eingerichtet mit zwei großen Schränken und einem kleinen Tisch, der am Fenster stand. Während Krish, sie immer noch skeptisch musternd, an der Tür lehnte, setzten sie sich auf zwei Stühle, die herum standen und atmeten ein wenig erleichtert auf. Es war schön warm hier drin und sie mussten erst einmal keine Angst haben zu erfrieren. Da eilte die Frau auch schon in das Zimmer. Sie holte ein paar Fläschchen, sowie Verbandszeug aus einem Schrank und bat ihren Mann: „Schatz, hol mir doch bitte eine Schüssel warmes Wasser und schau dann nach dem Essen. Vielleicht könnt ihr noch ein wenig Kartoffeln mehr in die Suppe schneiden.“ Murrend verschwand Krish und sie wendete sich Zack zu, der wohl von alldem nichts mitbekommen hatte. „Hmm, das sieht nicht sehr gut aus“, murmelte sie und löste die notdürftigen Verbände. Dann winkte sie Cloud zu sich. „Hilf mit bitte kurz ihm diese Kleider ausziehen.“ Damit hatte er nicht gerechnet und spürte wie ihm das Blut in den Kopf schoss, dennoch kam er ihrer Bitte nach. Vorsichtig löste er die Scharniere und legte zuerst den Schulterschutz zur Seite, ehe er Zack die Stiefel und dann das Oberteil auszog. Dann sah er sie abwartend an. „Das reicht schon. Danke! - Ah, gut Krish! Danke“, sagte sie dann noch zu ihrem Mann, der ihr wie gewünscht eine Schüssel mit dampfendem Wasser brachte und dann wieder aus dem Zimmer ging. Sogleich benetzte sie einen sauberen Lappen und reinigte die Wunden an Zacks Körper ordentlich. „Ihr könnt froh sein, dass Cid und mein Mann euch gefunden haben. Die Wunden haben sich schon entzündet. Euer Freund wird Fieber bekommen und es kann einige Wochen dauern, bis er wieder auf den Beinen ist“, erzählte sie freundlich und ging ihrer Arbeit nach. Sie tränkte ein weiteres Stoffstück mit einer grünlichen Lösung aus einem Fläschchen und benetzte damit die unzähligen offenen Stellen am Körper des Schwarzhaarigen, dann verband sie diese sorgfältig. Cloud stand immer noch daneben und sah ihr zu. Sorge zeichnete sich auf seinem Gesicht ab, als er ihre Diagnose hörte. Aber er war froh, dass sein Kamerad endlich richtig versorgt werden konnte. Und wenn sie hier bleiben durften, dann war er sich sicher, dass Zack auch das Fieber überstehen würde. Als Marie fertig war, verließ sie kurz das Zimmer und kam mit ein paar Kleidern wieder zurück. Sie lächelte Cloud freundlich an und gab ihm zu verstehen, ihr zu helfen Zack ein Leinenhemd und eine lockeren Hose anzuziehen. Wieder stieg ihm ein wenig Schamröte in das Gesicht und er hoffte inständig, dass es keiner merkte. Doch er sah nicht, wie sein silberhaariger Kollege verschmitzt grinste. „So, jetzt zu euch!“, sagte die Frau voller Tatendrang und wendete sich an die anderen beiden jungen Männer in dem Raum. Sie entschied sich wohl, dass Sephiroth zuerst ihre Hilfe brauchte, denn sie ging auf ihn zu und sagte: „Bitte ein Mal obenherum frei machen!“ Der ehemalige Held zögerte kurz etwas beschämt, zog sich dann aber doch den Mantel und sein Oberteil aus, ehe Marie seine restlichen Wunden versorgte. Da Cloud nur mit ein paar Streifschüssen davon gekommen war, dauerte es nicht lange, bis sie auch ihn verarztet hatte. „Zieh euch um, dann könnt ihr runter zum Essen kommen“, sagte sie und verließ das Zimmer. Ein wenig perplex über ihre offene Freundlichkeit sahen Cloud und Sephiroth sich einige Sekunden an, ehe sie sich umzogen. Die saubere Kleidung passte zwar nicht perfekt, aber es war besser, als weiterhin in den verdreckten und großteils zerschlissenen Uniformen zu stecken. Sie sagten immer noch kein Wort, als sie die Treppen hinab in die Küche gingen. Die zwei Männer und der Junge saßen schon an dem großen gedeckten Tisch, während Marie noch etwas Brot aufschnitt. Im Gegensatz zu ihr und ihrem Sohn, schienen die anderen ihnen gegenüber noch immer ein wenig skeptisch zu sein. Was sie ihnen auch nicht verübeln konnten. Keiner würde selbst einem desertierten Söldner so leicht vertrauen. Dennoch verteilte die junge Frau die Suppe großzügig in alle Schüsseln und legte den zwei Besuchern noch eine extra Scheibe Brot dazu. „Dann lasst es euch schmecken!“, sagte sie freundlich und setzte sich dazu, ehe alle begannen ihre Mägen zu füllen. Fast schon gierig schlang Cloud die Nahrung hinab, da er ganz plötzlich einen riesengroßen Hunger verspürte. Er hatte ja schon seit Tagen keinen Bissen mehr gegessen, da er lange Zeit nichts hatte machen können. Wie ein Wolf, der für Wochen kein Reh mehr gerissen hatte, biss er in das Brot. Ganz zur Belustigung von Cid, der plötzlich schallend lachte. „Du schlägst ja zu, wie ein ausgehungertes Tier! Nur zu! Wir haben genug Suppe“, sagte er freundlich und es schien, als sei die anfängliche Skepsis von dem Raucher gefallen. Cloud hingegen hatte ein wenig erschrocken von seinem Teller aufgesehen, ehe ihm erneut das Blut in den Kopf schoss und er dann ein wenig langsamer weiter aß. Er sollte es genießen und dankbar sein, etwas zu sich nehmen zu können. Dennoch bekam er unaufgefordert Nachschlag. Als sie satt waren, begleitete Marie sie wieder hinauf in das Zimmer, in welchem Zack immer noch schlafend lag. Sie seufzte leise und in ihrem Blick spiegelte sich Sorge wieder. „Wenn er aufwacht oder sein Zustand sich irgendwie verändert, sagt mir bitte Bescheid, ja?“, Cloud nickte. „Ihr werdet hier drin wohl kaum zu dritt Platz haben. Wäre es für einen von euch in Ordnung, wenn er in dem Zimmer von Espen mit schläft?“, fragte sie dann freundlich. Kurz sahen die beiden ehemaligen Söldner sich an, dann nickten sie. „Cloud, du kannst hier bleiben. Ich werde dem Jungen Gesellschaft leisten!“ Er war dem Älteren sehr dankbar dafür. Denn er wollte Zack nur ungern alleine lassen. Deshalb nickte er eifrig und sah Sephiroth und Marie nach, wie sie das Zimmer verließen und er mit ihm alleine war. Seufzend setzte er sich erst auf die Bettkante, dann ließ er sich in das Kissen fallen und sah seinen schlafenden Kameraden besorgt an. „Werd' schnell wieder gesund, ja?“, murmelte er leise, ehe er sich an den warmen Körper schmiegte und die Augen schloss. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)