Vom Opfer zum Helden von NithrilMusic ================================================================================ Kapitel 15: ------------ Die blaue Aura um Cloud herum verschwand und mit ihr die Kraft, die ihn zu dieser Tat bewegt hatte. Aber daran dachte er gar nicht. Etwas ganz anderes erforderte seine komplette Aufmerksamkeit. Er fuhr herum und rannte so schnell er konnte zu seinem am Boden liegenden Kameraden. Das Gewehr fallen lassend, ging er in die Knie und nahm den schwarzen Schopf in beide Hände. „Zack!“, rief er ein Mal leise, dann etwas lauter erneut, als er keine Antwort bekam. „Zack!“ Panik stieg in ihm auf, als sein Kamerad sich immer noch nicht rührte. Mit zitternden Fingern fühlte er dessen Puls. Er lebte noch, doch unzählige Wunden übersäten den Körper, der schon viel Blut verloren hatte. Da vernahm Cloud ein leises Stöhnen und sah, wie Zacks Augenlider flatterten, ehe dieser Blut spuckte. „Oh, Gott! Zack!“, hauchte er und durchsuchte seine Hosentaschen. Doch sie waren leer. Kein Wunder, denn er trug ja immer noch die Krankenhauskleidung. Auch in den Taschen des Schwarzhaarigen fand er nicht, was er brauchte. Hilfesuchend sah er auf und erblickte Sephiroth, der auf sein Schwert gestützt zu ihnen gehumpelt kam. Auch sein Körper was besudelt mit Blut. Der Silberhaarige schüttelte den Kopf, als er Clouds fragenden Blick sah und antwortete: „Es tut mir Leid, ich habe meine Heilmateria auch alle verbraucht.“ Enttäuscht und traurig sank der Blonde in sich zusammen. Ein Kloß bildete sich in seinem Hals, während seine Augen anfingen zu brennen. Die Machtlosigkeit von vorhin überkam ihn mit aller Härte. Er konnte seinen Freund doch nicht sterben lassen. Nicht nachdem er ihre Feinde besiegt hatte und sie entkommen konnten. Mit zusammen gepressten Lippen riss er sich das Oberteil vom Körper. Eilig zerteilte er es in mehrere Streifen, die er nutzte, um Zacks schlimmste Wunden notdürftig zu versorgen. Er hatte die Hoffnung, zumindest die Blutung stillen zu können. Dann entkleidete er einen Infanteristen und zog sich selbst den Pullover an, der zwar auch schon verdreckt war, aber immer noch ein wenig warm hielt. „Wir sollten hier verschwinden, bevor die Verstärkung eintrifft!“, machte Sephiroth sich bemerkbar, der seiner Idee gefolgt war und die eigenen Wunden mit Stoffstreifen seines Mantels verbunden hatte. In dieser Situation war ihm das Überleben wichtiger als seine Ästhetik. Der Blonde nickte und zog sich den schlaffen Körper ihres Kollegen über die Schultern, während der Silberhaarige noch dessen Panzerschwert und ein Gewehr nahm. Da Cloud sich auskannte ging er voraus, weiter die Berge hinter sich lassend. Obwohl er sich, nachdem ihn diese besondere Kraft verlassen hatte, nicht fit fühlte und Zack alles andere als leicht war, setzte er zügig einen Fuß vor den anderen. Er wusste, dass weiter im Norden noch ein kleines Dorf war und hatte vor, dieses schnellstmöglich zu erreichen. Schließlich brauchte der Schwarzhaarige schleunigst medizinische Versorgung. Es war später Nachmittag, als sie an einem zerfallenen Haus vorbei kamen und es anfing zu schneien. „Cloud, lass uns hier bitte hier eine Pause machen“, bat Sephiroth und klang erschöpft. Der hoch gefeierte Held war ausgelaugt, was kein Wunder war. Denn selbst zwei Klasse 1 Söldner hatten keine große Chance gegen solch eine Übermacht. Der Wolf nickte stumm und suchte eine windgeschützte Stelle in dem maroden Haus. Dort legte er Zack sanft zu Boden und blickte sein großes Idol ein wenig mitleidig an, als dieser sich leise stöhnend daneben setzte. „Wenn du kurz auf Zack aufpasst, gehe ich auf die Suche nach etwas Nützlichem“, murmelte er und bekam ein müdes Nicken als Antwort. Sogleich tappte er los und fand schon unter der zerfallenen Treppe einen kleinen Trog, in den ein schmales Rinnsal tropfte. Er trank ein wenig, ehe er erst einmal weiter ging. Auf dem Rückweg wollte er hier Wasser holen. Leichtfüßig erklomm er die morschen Bretter in den ersten Stock, immer darauf bedacht auf die noch stärksten Stellen des Holzes zu treten. Doch oben angekommen, gab ein Balken unter ihm nach und er sprang schnell weiter. Im ersten Raum fand er unter einem zerbrochenen Tisch eine kleine Tonschale, in der er das Wasser transportieren konnte. Er balancierte weiter und sah am anderen Ende des nächsten Zimmers eine noch vollständige Kommode. Sie sah verlockend aus und obwohl der Wind kräftig durch die Dielen pfiff und der Boden alles andere als stabil aussah, erreichte er sie. In der Hoffnung etwas Brauchbares zu entdecken, durchsuchte er die Schubladen. Er fand eine Wolldecke und stockte, als er ein bekanntes Geräusch aus dem untersten Fach hörte. Vorsichtig griff er tief nach hinten und holte ein schwarzes Säckchen zum Vorschein. Große Murmeln klirrten und hastig öffnete er es. Mehr als eine handvoll Materia leuchtete ihm entgegen. Er griff hinein und wühlte kurz, bevor er erleichtert aufatmete. Zwei Heilmateria hatte er in der Hand, spürte jedoch, dass sie nicht sehr stark waren. Aber es war besser als Nichts. Auf dem Rückweg fand er eine weitere Decke und füllte noch Wasser in die Tonschale. Wachsame graublaue Augen folgten ihm, als er das Gefäß am Boden neben Zack absetzte und die Decken neben dran legte. Dann holte er die Materia hervor und reichte eine Sephiroth. „Sie ist nicht stark, aber besser als nichts“, sagte er leise, ehe er sich Zack zuwandte. Er injizierte diesem die grün leuchtende Kugel. Aber wie erwartet hatte sie nicht genügend Kraft, um die Wunden komplett zu heilen. Immerhin stoppte sie die Blutung und gab seinem Freund ein wenig Energie. Inständig bat er darum, dass dieser bald wieder zu sich kam. Dann wandte er sich erneut dem Silberhaarigen zu, der die andere Heilmateria bereits verwendet hatte und zumindest ein klein wenig besser aussah. „Wenn du etwas trinken möchtest, darfst du gern. Ich kann die Schale jederzeit wieder auffüllen“, sagte der Wolf leise und zeigte auf das Tongefäß. Der Angesprochene nickte und bedankte sich, bevor er den Arm ausstreckte und den Behälter an die Lippen setzte. Gierig leerte er diesen in wenigen Zügen. „Danke“, murmelte Sephiroth und reichte ihm die Schale wieder. Cloud schüttelte leicht den Kopf, während er sich erhob. „Das bin ich euch schuldig. Schließlich war ich die ganze Zeit alles andere als hilfreich“, erwiderte er leise. „Das stimmt nicht, Cloud. Hör auf dir irgendwelche Vorwürfe zu machen. Erstens ändert das gar nichts an unserer momentanen Situation und zweitens wären wir ohne dich jetzt nicht mehr am Leben. Wie hast du das eigentlich gemacht?“ „Ich weiß es nicht“, nuschelte er und zuckte mit den Schultern, dann ging er und füllte die Schale erneut mit Wasser, nachdem er sie selbst ein Mal komplett geleert hatte. Mit einer sanften Feinfühligkeit begann er Zacks Wunden vorsichtig zu säubern. Da er allerdings keinen sauberen Stoff hatte, musste er die Fetzen seines ehemaligen Oberteils wieder verwenden. Als er fertig war breitete er eine Decke über dem Schwarzhaarigen aus und reichte die andere Sephiroth. „Hier! Das hält zumindest ein bisschen warm.“ „Und was ist mir dir?“, fragte dieser nach, während er nur zögernd den Stoff entgegen nahm. „Es geht schon. Ich bin die Witterungen gewöhnt“, antwortete er, während er ein wenig verlegen den Blick senkte. Er hatte ja eine Idee, war sich aber nicht sicher, ob er sie vor dem Älteren ausführen sollte. Wobei er sich vor diesem ja nicht mehr verstecken brauchte, da dieser wusste, was der Wolf für den Welpen empfand. Er sah nach draußen und wusste sofort, dass es in der nahenden Nacht sehr kalt werden würde. Selbst für ihn waren solche Temperaturen ohne angepasste Kleidung zu gering. Also tappte er wortlos um Zack herum, hob die eine Seite der Decke an und kuschelte sich zaghaft an den verletzten Körper. Da er schon die Augen geschlossen hatte, sah er das schmale Lächeln auf Sephiroths Lippen nicht, bevor dieser sich ebenfalls hinlegte. Es wurde dunkel, als er zu sich kam. Die Schmerzen und Kälte hatten ihn geweckt. Dennoch wunderte er sich über das lebendige Gefühl in seinem Körper. Da das letzte woran er sich erinnerte unermessliche Pein, rapide schwindende Lebenskraft, sowie eine Stimme war, die seinen Namen rief. Ein wenig verwirrt blinzelte Zack in die endende Dämmerung. Wo war er und was war überhaupt passiert? Das was er in dem Moment ahnte, war, dass er in einem nicht mehr intakten Holzgebäude lag und am Leben war. Seine Wunden schmerzten zwar noch, aber es war nicht mehr so unerträglich. Da nahm er eine kleine Wärmequelle neben sich wahr und er hob ein wenig den Kopf, um nachzusehen, was es war. Er entdeckte den blonden Schopf, der unter der Decke hervor lugte, die über den dazugehörigen und seinen eigenen Körper ausgebreitet war. Cloud! Schoss es ihm durch den Kopf und Erleichterung machte sich in ihm breit. Er hatte sich während des Kampfes solche Sorgen um ihn gemacht. Je mehr ihn seine Kräfte verlassen hatten, desto mehr hatte ihn die Furcht ergriffen, ihn alleine zu lassen. Er wollte nicht, dass der Kleine wegen ihm weinen musste oder überhaupt unglücklich war. Langsam hob er den Arm und legte ihn um den schmäleren Körper, nur um diesen etwas enger an sich zu ziehen. Er wollte ihn bei sich haben, da er so froh war, dass sie noch am Leben waren. Doch was war mit Sephiroth? Langsam drehte er den Kopf in die andere Richtung. Unter einer weiteren Decke lag dieser zusammen gekauert, mit dem Rücken zu seinen beiden Kollegen, nicht weit neben ihm. Zack sah wie er leicht zitterte. Er konnte es sich gut vorstellen, denn der Winter nahte und brachte kalte Luft. Auch ihn fröstelte. Doch da Cloud neben ihm lag, konnten sie sich gegenseitig ein wenig wärmen. Er sah den Silberhaarigen mit Mitleid in den Augen an und hätte ihm am liebsten angeboten näher zu rücken, doch er fühlte sich noch zu schwach, irgendwelche Anstalten zumachen ihn zu wecken. Also schloss er wieder die Augen, döste aber nur. Die sinkenden Temperaturen in den frühen Morgenstunden weckten ihn und er blinzelte in die Dunkelheit. Erst nach wenigen Sekunden kehrten seine Erinnerungen wieder in sein Bewusstsein. Er lag neben seinem verletzten schwarzhaarigen Kameraden und Lehrmeister. Auf der Stelle beschleunigte sich sein Puls, als er spürte, dass dieser einen Arm um ihn gelegt hatte. Er wollte sich enger an ihn kuscheln, war aber zu schüchtern um es zu tun. Stattdessen schälte er sich vorsichtig unter der Decke hervor, um seine steifen Glieder zu bewegen. Mit leisen Schritten tappte er umher und sah nach draußen. Eine dünne Schneeschicht lag auf dem Boden, doch nur wenige Wolken bedeckten den sternklaren Himmel. Ein leises Seufzen entrang sich seiner Kehle, als er, die Arme vor der Brust verschränkt und von einem Bein auf das andere tretend, da stand und dem Mond entgegen blickte. Eigentlich mochte er die leise Nacht am liebsten und hatte es in Midgar stets vermisst die Sterne sehen zu können. Da kam in ihm mal wieder der Wolf hoch und meist wünschte er sich in solchen Momenten, wie dieses Tier frei in der Natur herum streunen zu können und wenn alles schlief, den Mond an zu heulen. Doch er war ein Mensch. Zumindest bis vor einigen Tagen. Was genau er jetzt war wusste er nicht, denn die Zellen dieses außerirdischen Wesens befanden sich in ihm. „Cloud?“ Er zuckte bei dem schwachen Klang der Stimme zusammen und eilte zu deren Quelle. „Zack!“, hauchte er ein wenig erleichtert, dass sein Kamerad zu sich gekommen war. „Wie fühlst du dich?“ Dessen blaue Augen sahen ihn sehnsüchtig an. „Es geht“, bekam er stockend die Antwort. „Willst du etwas trinken?“, fragte er leise und griff schon nach der Tonschale, als der Andere langsam nickt. Eilig suchte er sich im Dunkeln den Weg unter die Treppe und die Wassertropfen schienen nicht schnell genug das Gefäß zu füllen. Irgendwie war er nervös, aber auch froh, dass Zack womöglich über das Schlimmste hinweg war. Vorsichtig tappte er zurück und half diesem sich ein wenig aufzurichten. „Es ist leider kalt“, murmelte er, als der Schwarzhaarige zaghaft einen Schluck nahm. „Schon okay“, erwiderte dieser und trank langsam die Schale aus, während Cloud ihn stützte. Besorgt sah er ihn an als, sein Arm müde zur Seite fiel und er half seinem Kameraden, sich wieder hinzulegen. Dieser hatte erschöpft die Augen geschlossen und er sah, wie er schwer atmete. Dann stellte er das Tongefäß zur Seite und musterte ihn. Zack hatte ein unbeschreiblich hübsches, ebenmäßiges Gesicht, selbst mit den zwei Schnitten an der Wange. Der Blonde wollte es berühren, um zu wissen ob die Haut, welche sich so geschmeidig um die markanten Knochen legte, weich und zart war. Doch er ballte nur eine Hand zur Faust und ließ Kopf und Schultern hängen. „Es tut mir Leid“, flüsterte er kaum hörbar in die Nacht. Da blinzelte der Schwarzhaarige und sah ihn aus seinen warmen blauen Augen an. „Was tut dir Leid?“, fragte er leise nach. „Alles!“, antwortete Cloud, noch immer flüsternd und wandte den Blick beschämt ab. „Dass ich so schwach bin, nicht helfen kann und dir ständig Sorgen bereite.“ Seine Stimme war ein wenig belegt und nur noch ein dezentes Hauchen. Ein Kloß hatte sich in seinem Hals gebildet und ihm war eigenartigerweise richtig zum Heulen zumute. Zack seufzte. „Cloud! Keiner, außer du selbst, macht dir irgendwelche Vorwürfe. Und das musst du dir auch nicht antun. Ich bin dir wegen gar nichts böse“, erwiderte er und es schien, als würde ihn das Sprechen anstrengen. Dennoch sammelte er seine Kräfte und hob die Decke einladend an. „Komm her!“ Der Wolf hatte den Blick wieder gehoben und seinen Kameraden ein wenig ungläubig angesehen, als er dessen Einladung vernahm. Doch dann krabbelte er verlegen erneut unter die Decke und kuschelte sich an diesen, der ihn sanft an sich drückte. Er schloss die Augen, da es so gut tat die Nähe von Zack zu spüren und ein leises wohliges Seufzen entrang sich seiner Kehle. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)