Vom Opfer zum Helden von NithrilMusic ================================================================================ Kapitel 12: ------------ Kurz nach Sonnenaufgang landeten sie in sicherer Entfernung zu dem kleinen Dorf und versteckten den Helikopter somit hinter einem großen Felsen. „Da wären wir“, sagte Zack ein wenig erleichtert über den unerwartet reibungslosen Flug. Generell mochte er es nicht durch die Lüfte getragen zu werden. Er bevorzugte festen Boden unter den Füßen. Sephiroth sah sich kritisch um. Seiner Meinung nach, waren sie auf zu wenig Widerstand gestoßen. „Jetzt sag mir aber endlich mal, worum es hier eigentlich geht!“ Die beiden Kameraden sahen sich an. Dann begann der ältere von ihnen, den Fall genau zu erläutern. „Der Grund, wieso unsere ehemaligen Kollegen ShinRa den Rücken gekehrt haben, liegt darin, dass sie die Wahrheit über ihr Dasein herausgefunden haben. Der Konzern hat eigenartige Versuche gemacht und verschiedene Projekte gestartet. Darunter Projekt G. Nein, es steht nicht für Genesis, sondern Gillian. Gillian Hewley, das ist der Name von Angeals Mutter. Dem zufolge, was ich herausgefunden habe, hat man versucht Superkrieger zu erschaffen mit einer bestimmten Methode, über die ich jedoch noch nichts weiß. Die Ergebnisse von Projekt G waren Genesis und Angeal. Ersterer wurde wohl wegen der Degradierung als Fehlschlag eingestuft, während Angeal als perfekt gilt. Und anscheinend haben beide die selbe Mutter und sind somit Brüder. Mehr ist mir auch noch nicht bekannt. Deshalb möchte ich hier, in der alten ShinRa-Villa Antworten auf die offenen Fragen finden. Denn es gibt noch Begriffe wie Projekt S, die ich klären möchte.“ Sie warfen sich einen vielsagenden Blick zu. Sephiroth versuchte ihn zu überzeugen, mit ihm zu forschen, während Zack etwas skeptisch war. Aber seine Neugierde über das, was er gehört hatte siegte. „Gut, dann sehen wir uns diese Villa doch mal an. - Aber was machen wir mit Cloud?“ „Wir nehmen ihn natürlich mit. Klar, mit dem Grad an Mako-Vergiftung wird er uns erst mal nicht viel unterstützen können. Aber sobald sich sein Zustand bessert, klären wir ihn auf.“ Zack nickte. Da es helllichter Tag war, warteten sie in ihrem Versteck, bis es wieder dunkel wurde und brachen dann zu dem großen Gebäude auf. Sie hätten vielleicht eine Taschenlampe mitnehmen sollen, denn diese Nacht wollte der Mond die Umgebung nicht mit seinem Licht erhellen. Deshalb war es in der Villa stockfinster. Man konnte noch nicht mal die eigene Hand vor Augen sehen. Eine Weile standen sie nebeneinander im Foyer, in der Hoffnung ihre Augen würden sich an die Dunkelheit gewöhnen. Doch es half alles nichts. Zack rückte den Körper auf seiner Schulter zurecht, dann hörte er Sephiroth neben sich grummeln: „Warte hier! Ich such nach irgendwas das uns Licht schenkt!“ Er lauschte den vorsichtigen Schritten, die das Holz knarzen ließen und ein unheimlicher Schauer lief ihm den Rücken hinab. Schon seit seiner Kindheit war er nicht gruselfrei, dennoch verharrte er an seinem Platz. Plötzlich polterte etwas und er hörte den Anderen laut fluchen. Kurze Zeit später erhellte rechts von ihm ein kleiner Schein das undurchdringliche Schwarz. „Sieh an, ich habe eine Kerze gefunden“, murmelte der Silberhaarige und sah zu seinem Kameraden. Endlich konnten sie zumindest ein klein wenig ihre Umgebung erkennen. „Lass uns schnell die Bibliothek finden!“, sagte er dann mit fester Stimme und ging voraus die Treppen in den ersten Stock hoch. Kurz blieb er nachdenklich stehen, ehe er murmelte: „Oberer Nordosten der Villa“, dann wandte er sich nach links und lief den Gang hinab, immer gefolgt von dem Welpen, der den Wolf trug. „Versteckt hinter vielen Geschichten. - Das muss das Bücherregal sein. - Drei kommen von unten und vier von rechts...“, murmelte er einfach weiter zu sich selbst, während Zack ihm stillschweigend zusah, wie er das vierte Buch von rechts aus der dritten Reihe von unten heraus zog. Sogleich setzte sich eine Mechanik in Gang, die das Regal aufschob und eine Treppe, die nach unten führte, zum Vorschein brachte. Langsam stiegen sie hinab und kamen in einen runden Raum. Er war nicht all zu groß und hatte dennoch genügen Platz für hunderte von Büchern und Akten. In der Mitte befand sich ein Schreibtisch mit einem alten Sessel und Papiere lagen zerstreut umher. Sephiroth sah sich um und durchsuchte die Schubladen des massiven Tisches. Tatsächlich fand er, was er suchte: noch mehr Kerzen. Denn die eine würde nicht mehr lange halten. Also zündete er zwei Weitere an und platzierte sie auf dem Ständer, der auf dem Boden gelegen hatte. „Das sind ganz schön viele Bücher, Mann!“, murmelte Zack ein wenig unmotiviert. „Das wird verdammt lange dauern bis wir durch sind. Bist du dir sicher, dass wir uns der Aufgabe stellen wollen?“ Sein Kamerad fuhr zu ihm herum. „Wenn du kein Interesse mehr an der Wahrheit hast, kannst du gerne wieder gehen, Zack!“ Er zuckte zusammen. So harsch hatte er noch nie mit ihm geredet. Im Ernst, was hatte er nur? „Schon gut, Mann“, sagte er besänftigend und sah dann Verzeihung in dessen Blick. „Entschuldige bitte, Zack. Ich wollte das nicht so sagen. Ich weiß auch nicht, was in letzter Zeit mit mir los ist. Es ist fast so als hätte ich mich nicht so recht unter Kontrolle.“ Er seufzte und setzte Cloud dann endlich auf dem Boden ab. Vorsichtig lehnte er ihn an ein Regal und legte die Decke um ihn, die er aus dem Helikopter mitgenommen hatte, ehe er leicht den Kopf schüttelte. „Ist schon okay, Sephiroth. Wir sind glaube ich alle von den vergangenen Ereignissen noch geschlaucht“, erwiderte er, während er den Blonden betrachtete. Gern würde er ihn in den Arm nehmen und an sich drücken, doch er ließ es bleiben, da er nicht wusste, was es in diesem auslöste. Dann stand er auf und blickte seinen Mitstreiter entschlossen an. „Also, wie gehen wir vor?“ „Vielleicht ist es am Besten wenn wir uns, einer von rechts und der andere von links, auf einander zu arbeiten. Schau dir nur die Bücher genauer an, von denen du denkst, dass sie uns über den Fall aufklären können. Wir wollen schließlich keine Zeit verlieren.“ Zack nickte und ergriff gleich das erstbeste Buch, da fiel ihm schlagartig etwas ein: „Sephiroth? Haben wir wirklich an alles gedacht?“ Der Angesprochene drehte sich zu dem Schwarzhaarigen um und fragte nach: „Was meinst du?“ „Von was sollen wir denn leben, während wie hier sind? Ich meine, ich glaube nicht, dass wir all die Regale innerhalb eines Tages durch haben.“ Er sah sein Gegenüber vielsagend an, der sogleich verstand. „Verdammt, du hast recht. Vielleicht können uns die Menschen in Nibelheim unterstützen.“ „Denkst du nicht, dass sie uns an ShinRa verpetzen?“, gab Zack zu bedenken und er sah wie es im Kopf des Anderen arbeitete. „Ich hab's! Ich verkleide mich und werde schauen, was ich tun kann. Wir können das Risiko nicht eingehen gleich von den Hunden gefunden zu werden.“ „Und mit was willst du dich verkleiden?“, skeptisch sah er ihn an, denn andere Kleidung hatten sie auch nicht dabei. Da wurde ihm eine Kerze gereicht. „Wir durchsuchen die Villa. Bring alles was du an Stoff findest, und sei es nur ein Laken, hier her. Irgendetwas werden dir schon daraus basteln können.“ Er musste zugeben, dass Sephiroth sehr erfinderisch war, wenn es darum ging schnell ein Problem zu lösen. Also folgte er seinem Vorschlag und den Rest der Nacht schlichen sie durch das Gebäude, welches noch ziemlich gut eingerichtet war. Lediglich die dicke Staubschicht zeugte davon, dass es schon lange nicht mehr genutzt wurde. Die ersten Sonnenstrahlen trafen die Bergspitzen, als sie sich wieder in der Bibliothek trafen. Es war einiges zusammen gekommen und Zack half dem Silberhaarigen eine notdürftige Verkleidung zu kreieren. Er kam nicht umhin laut aufzulachen, als er das Ergebnis sah. Ein wenig lächerlich sah es schon aus. Doch er verstummte, als der strafende Blick des Älteren ihn traf. „Es ist für den Zweck, dass wir hier nicht verhungern. Wenn ich bis zum Abend nicht wieder da bin, such mich. Es ist ja noch genug Stoff übrig, dass du dich auch verkleiden kannst.“ Mit diesen Worten ging Sephiroth die Stufen in den ersten Stock hinauf und trat aus der Villa, dem kühlen Morgen entgegen. Dank der vielen Stoffschichten fror er noch nicht einmal, als er den Weg zum Dorf einschlug. Inständig betete er dafür, dass die Menschen dort freundlich und hilfsbereit waren. In den Bergen war es immer um einige Grade kälter, nicht zuletzt weil der Herbst in den letzten Zügen lag. Eine weitere kleine Treppe ging er hinab und sah vor sich die Häuser, welche so angeordnet waren, dass sie einen kleinen Dorfplatz bildeten. Die Sonne schien bereits heller und weckte alle, die noch nicht wach waren. Ein schwarzhaariges Mädchen hatte gerade das größte Haus verlassen, als es ihn bemerkte. Erst erschrocken, dann neugierig sah sie den gebeugt gehenden, jedoch noch relativ jungen Mann mit den blauen Augen an. Er trug seltsame Kleider, die sie noch nie zuvor gesehen hatte. Doch entgegen allen Warnungen, die hätten ausgesprochen werden können, ging sie auf ihn zu und fragte: „Kann ich ihnen irgendwie helfen?“ Er nickte und verstellte seine Stimme ein wenig, um sie kratziger klingen zu lassen, was ihm jedoch nicht sehr schwer fiel. Denn er war durstig. Nicht mal daran hatten sie in ihrer Eile gedacht. „Hätten sie für einen armen Mann auf Reisen etwas zu Essen und zu Trinken? Ich bin schon die ganze Nacht ohne Proviant unterwegs und habe einen weiten Weg vor mir.“ Eifrig nickte das Mädchen freundlich und gab ihm zu verstehen ihr zu folgen. „Kommen sie mit. Wir können ihnen sicher etwas geben.“ Voll in seiner Rolle folgte er ihr in das große Haus, das wohl so etwas wie eine Unterkunft war. Sich aufmerksam umsehend stand er nun da. In Nibelheim war er noch nie gewesen. „Warten sie einen Augenblick hier. - Onkel Renon!“, rief sie und ein Mann mittleren Alters erschien am oberen Ende der Treppe. Seine blonden Haare fielen ihm wirr in das Gesicht, während seine grünen Augen den Fremden entdeckten. Irgendwie erinnerte er Sephiroth an Cloud. Ob es ein Verwandter von diesem war? „Wer ist das, Tifa?“ Der Kerl schien im ersten Moment nicht sehr offen zu sein. „Das ist ein Mann, der ohne Proviant auf Reisen ist. Er hat um Essen und Trinken gebeten.“ Er wurde weiterhin skeptisch angesehen. „Tifa, du sollst nicht einfach so fremde Menschen hier herein bringen. Du weißt, dass wir eigentlich nur Freunde oder Leute von ShinRa hier unterbringen.“ Der Blonde war die Stufen hinunter gestiegen und kam ihm näher. „Aber Onkel...“ „Wer weiß, ob er nicht ein „Hund“ ist.“ Er war kurz davor zu knurren und erwiderte den skeptischen Blick genauso. „Sieh ihn dir doch mal an. Wieso sollte ein „Hund“ so aussehen und verzweifelt nach Nahrung fragen.“ „Wer weiß, was der so alles unter den Stoffmassen versteckt hat.“ Der Mann traute ihm nicht. Zurecht eigentlich, aber er wollte ungern das ganze Dorf einschläfern, nur um an etwas zu Essen zu kommen. Lediglich die kleine Pistole hatte er mitgenommen, da sein Schwert viel zu auffällig gewesen wäre. Der Blonde seufzte resigniert, als er den treudoofen Blick des Mädchens sah. „Na gut, dann gib ihm eben etwas Brot und Käse, sowie einen Beutel voll Wasser.“ Dann ging er hinter den Tresen und schüttelte den Kopf, als sie in der linken Tür verschwand. Sephiroth war ihr mit dem Blick gefolgt, während er den Blonden im Auge behielt. Er hörte Geschirr klappern und Wasser laufen, ehe sie mit einem großen Beutel wieder auftauchte. „Du hast einfach ein zu gutes Herz, Tifa.“ Sie reichte ihm den Sack, den er dankend und sich eifrig verneigend entgegen nahm. „Vielen Dank, junges Fräulein! Mögen die Götter euch wohlgesinnt sein und ewiges Glück bescheren“, sagte er und bereute seine geschwollenen Worte sogleich. Vielleicht war es doch zu Dick aufgetragen, denn er hörte den Mann lachen. „Ewiges Glück! Das ist ihr vor ein paar Jahren davon gelaufen.“ „Onkel!“, rief die Schwarzhaarige empört und Sephiroth horchte auf. Er wusste ja, dass das hier Clouds Heimatdorf war. „Nur weil ich die Hoffnung nicht aufgebe, dass er zurück kommt...“ „Er wird nicht zurück kommen, Tifa. Sein Vater hat es nicht getan und genauso wenig wird er es tun.“ „Aber er hat es mir versprochen.“ Der Blick des Mädchens wurde traurig. Das war also die Kindheitsfreundin. Wenn sie wüsste, dass ihr angeblich ewiges Glück einen Anderen hatte. „Jugendlicher Leichtsinn...“, murmelte er, schüttelte langsam den Kopf und wandte sich zum Gehen. „Was meinen sie?“, hielt die Kleine ihn jedoch zurück. „Die Liebe! In Midgar gibt es viele Menschen, viele schöne Frauen. In einem einzelnen Jahr kann vieles passieren.“ „Sie meinen...“ „Ich möchte deine Hoffnungen nicht zerstören, Kleines, aber du darfst nicht erwarten, dass alles so kommt, wie in deinen Träumen. Also sei nicht enttäuscht, wenn die Realität anders aussieht. - Danke noch mal für Speis' und Trank!“ Mit diesen Worten verließ er das Gebäude und nahm einen Umweg zur Villa zurück. Sobald er außer Sichtweite war konnte er endlich wieder normal laufen und mit flottem Schritt trabte er den Weg entlang, ehe er noch vor dem Mittag zu seinem Kameraden traf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)