Vom Opfer zum Helden von NithrilMusic ================================================================================ Kapitel 11: ------------ Er riss die Augen auf und starrte im Halbdunkel an die weiße Decke über sich. Schweißgebadet und schwer atmend lag er in dem Krankenbett und konnte sich im ersten Moment nicht rühren. Sein Körper bebte. Ein Alptraum. Vom schlimmsten Erlebnis, an das er sich nur zu gut erinnern konnte. Dieses Gesicht. Nein, es war nicht allein Sonaths Gesicht gewesen. Es hatte sich mit einem anderen vermischt. Es machte ihm zunehmend Angst und er wollte den Gedanken gar nicht zu Ende denken. Das Gesicht seines Widersachers hatte sich mit dem seines Liebsten fusioniert. Wieso? Weil sie beide schwarze Haare und blaue Augen hatten? Nur deswegen? Einen anderen Grund konnte er sich nicht vorstellen. Denn diese beiden Menschen waren so verschieden wie Tag und Nacht. Cloud kniff die Augen zusammen, nur um sie gleich darauf wieder aufzureißen. Da war dieses Bild von den beiden sich vermischenden Gesichtern vor seinem Innern erneut aufgetaucht. Es gab ihm einen Stich ins Herz, was sein Kopf da mit dem Menschen machte, den er so sehr schätzte und am liebsten immer bei sich hatte. Wie konnte er es zulassen, dass er Zack auf die gleiche Ebene stellte wie Sonath? Er tat ihm damit so unglaublich unrecht. Es war so unfair ihm gegenüber, dass der Blonde Tränen in den Augen spürte. Tränen der Wut auf und der Enttäuschung von sich selbst. Hätte er sich doch nur zurückgehalten und nicht so sehr dazu gedrängt, endlich herausfinden zu wollen, ob sein Lehrmeister das Selbe für ihn empfand. Jetzt hatte er diesen und sich selbst mit seiner Ungeduld verletzt. Sicher machte Zack sich Vorwürfe, obwohl es nicht seine Schuld war. Diese lag ganz allein bei dem blonden Klasse 3 Söldner. Er biss sich auf die Unterlippe und fuhr mit der Hand über das Gesicht, um sich die Tränen weg zu wischen. Den Rest der Nacht schlief er nicht mehr. Er hatte zu viel Angst davor, wieder davon zu träumen. So hielt er sich damit wach, die Kacheln an der Decke zu zählen und jede einzelne Kante mit dem Auge nach zu fahren. Irgendwann hörte er Geräusche aus dem Flur, die ihm sagten, dass der nächste Tag angebrochen war. Was wohl heute passierte? Sicher würde sein Therapeut wieder bei ihm vorbei sehen und ihm unangenehme Fragen stellen, die er nicht beantwortete, sowie dummes Zeug reden. Er war wieder unter die Stummen gegangen, seit er erneut im Krankenflügel seine Zeit tot schlagen musste, was schon vier Tage anhielt. Langsam war er es Leid ständig für alle eine Last zu sein, anderen Sorgen bereiten zu müssen und einfach nur nutzlos irgendwo sein Dasein zu fristen. Wie konnte er endlich aus diesem Teufelskreis entkommen? Er kannte einen einzigen sicheren Weg. Wenn er sein Leben einfach beenden würde, wäre alles vorbei und er musste keinem mehr nutzlos am Rockzipfel hängen. Punkt zehn Uhr kam der Therapeut und redete wieder für volle zwei Stunden Unsinn. Es wurde also ein ganz normaler Tag. Zumindest dachte Cloud das. Doch als um die Zeit der Mittagspause die Gänge ruhiger wurden, schlich sich plötzlich eine Person in sein Zimmer. Er staunte nicht schlecht, als er Sephiroth erkannte und sah ihn fragend an. „Ich dachte, ihr dürft mich nicht besuchen?“, fragte er ein wenig ruppig. „Ich weiß. Aber das ändert nichts daran, dass ich mit dir reden möchte. Also scheren mich die Verbote der Ärzte wenig. - Mir wurde gesagt, dass du nicht redest, aber jetzt merke ich das Gegenteil.“ Der Klasse 1 Söldner wirkte freundlich und schien keine bösen Absichten zu hegen. „Was soll ich so einem Trottel von Therapeut, der nur Schwachsinn von sich gibt und keine Ahnung hat, denn schon sagen“, antwortete Cloud gleichgültig. „Okay, hör zu! Ich habe etwas herausgefunden, dem ich nachforschen will. Und ich muss es euch zwei auch sagen und möchte, dass ihr mit kommt. Allerdings ist das nur eine Sache unter uns. ShinRa hat mit dem Auftrag, als unser Arbeitgeber, nichts zu tun. Es geht um den Grund, wieso so viele SOLDAT den Rücken gekehrt haben. Bist du dabei?“ Sie sahen sich an, Sephiroth erwartungsvoll und Cloud ausdruckslos. „Holst du mich dafür hier raus?“, stellte er die Gegenfrage und bekam sogleich ein Nicken als Antwort. „Ja, wenn du mit kommen willst, kommst du hier raus.“ Dann nickte auch der Blonde. „Okay, ich bin dabei!“ Er sah wieder an die Decke. Wie oft hatte er sich schon aus seinen Depressionen gerissen, weil jemand anderes ihm eine Hand angeboten hatte. Aus eigener Kraft hatte er es noch nie geschafft. Aber vielleicht nahm er das Angebot gar nicht deswegen an und sah nur eine günstige Gelegenheit, den Weg einschlagen zu können, um seinem Teufelskreis zu entkommen. Der Silberhaarige sah ihn etwas mitleidig an und seufzte leise. „Zack macht sich große Vorwürfe. Es geht ihm alles andere als gut, weil er sich viel Sorgen um dich macht.“ „Es ist nicht seine Schuld“, fiel er ihm mit fester Stimme ins Wort. „Ich habe mich gedrängt und war ungeduldig. Er kann gar nichts dafür.“ Sephiroth schüttelte den Kopf und erwiderte: „Keiner von euch Beiden trägt die Schuld dafür. Es ist jemand anderes, der dir diese Erinnerungen gegen deinen Willen in den Kopf gesetzt hat. Was auch immer er getan hat, es muss schrecklich sein. Ich will es gar nicht wissen, aber es ist dessen Schuld!“, sagte er mir Nachdruck und rechnete nicht damit, dass der Kleine sich ihm öffnete. „Er hat meine Naivität schamlos ausgenutzt und war feige genug, seine ganze Bande auf mich los zulassen.“ Und so sprach Cloud das allererste Mal das aus, was ihm widerfahren war. Es schmerzte diese Erinnerungen so lebhaft heraufzubeschwören. Doch er merkte, dass, immer wenn er einen Augenblick in Worte gefasst hatte, dieser an Intensität und Präsenz verlor. Aus dem Grund redete er weiter bis zu dem Moment, als er in Zacks Armen durchgedreht und von den Ärzten wieder in künstlichen Schlaf versetzt worden war. Er wusstebekam nicht, dass Sephiroths angewidert zuhörte. Egal ob Frau oder Mann, eine Vergewaltigung war widerwärtig, gerade in solch einem Ausmaß. Als der Blonde geendet hatte herrschte eine ganze Weile bedrückte Stille. Doch irgendwie fühlte er sich leichter. Als hätte er eine schwere Last von den Schultern geworfen. Nach einigen Minuten blickte er zu seinem Besucher, der immer noch missmutig drein blickte. „Ich kann verstehen, wieso ihr euch zurückgehalten habt. Beide wohl aus einem ähnlichen Grund. Zack wollte dich nicht verletzen und du wolltest nicht von ihm verletzt werden. Ich hätte mich doch da raus halten sollen.“ Sephiroth stand auf und ging zur Tür. Er wirkte ein wenig niedergeschlagen. „Danke!“, sagte der Kleine. „Wofür?“ „Für alles. Auch, dass du dich eingemischt hast. Die Erinnerungen hätten früher oder später sowieso zugeschlagen. Aber jetzt habe ich sie ausgesprochen und das Gefühl, sie besser fern halten zu können.“ Da drehte der Silberhaarige sich doch noch einmal um und lächelte ein wenig. „Das ist gut zu hören. Erwarte uns morgen Abend!“ Dann war er wieder alleine. Er käme hier heraus und hatte hoffentlich endlich seine Vergangenheit im Griff. Er würde nicht zulassen, dass es Zack erneut wegen ihm schlecht ging. Jetzt hieß es nur noch einen Tag warten. Es klopfte leise, aber mit Nachdruck gegen seine Tür. Er war gerade dabei sich für die geheime Mission vorzubereiten, da es auf den Abend zu ging. Zwar hatte er noch keine Ahnung was Sephiroth über den Grund des Verschwindens seiner ehemaligen Kollegen herausgefunden hatte, aber er vertraute ihm. Nicht zuletzt ging er mit, weil Cloud ebenfalls zugesagt hatte. Auch wenn er sich ein wenig davor fürchtete ihm unter die Augen zu treten. Wie würde er reagieren ihn wieder zu sehen? Er nahm sich vor, erst einmal Abstand zu wahren. Gerade wollte Zack die Tür öffnen, da kam sie ihm langsam entgegen. „Zack?“, aufgebracht trat der Silberhaarige einfach so ein. Er hatte diesen noch nie so unbeherrscht gesehen. Was war nur in letzter Zeit mit ihnen allen los? „Du bist früh dran.“ „Ich weiß, aber wir haben ein Problem!“ Verwundert blickte er in die gräulich-blauen Augen. „Was für eines denn?“ „Ich habe beobachtet, wie Cloud von einigen Forschern bewusstlos in die Mako-Abteilung gebracht wurde. Sie haben von irgendeinem Experiment geredet“, erläuterte Sephiroth. „Was? Ein Experiment? Einfach so?“, rief er erschrocken aus. „Pssst!“, zischte der Ältere und Zack zuckte zusammen. „Und jetzt?“ „Na, ist doch klar. Wir warten bis es dunkel ist und holen ihn da raus. Dann fahren wir wie abgemacht fort. Einverstanden?“ „Also nehmen wir ihn mit nach Nibelheim.“ „Natürlich. - Ich hoffe, dass sie ihm nichts schlimmes an tun.“ Zacks Blick verfinsterte sich. Wehe diese ultra-neugierigen Forscher machten seinem kleinen Wolf das Leben noch schwerer. Am Liebsten wäre er sogleich los gestürmt, doch wenn jemand herausfand, was sie vor hatten, wurden sie sicher alle eingesperrt. Er konnte es gar nicht abwarten, bis es endlich so weit war und sich die Flure lehrten. Ungeduldig lief er in seinem Zimmer auf und ab, während Sephiroth es sich auf seinem Bett bequem gemacht hatte. So harrten sie der Dinge und es wurde immer dunkler draußen. Auf einmal stand der Silberhaarige auf. „Gut! Lass uns gehen!“ Gesagt getan. Leise schlichen sie sich aus Zacks Zimmer und den Flur zum Aufzug. Sie mussten auf Ebene 8 und von dort aus Richtung Osten in Sektor 3. Immer auf der Hut sich nach eventuellen herum streunenden ShinRa-Mitarbeitern umsehend, eilten sie lautlos voran, ehe sie vor dem Eingang zu den Laboren Halt machten. „Hier! Nimm das!“ Sephiroth hielt ihm eine kleine Pistole entgegen. „Wofür das denn? Ich hab mein Schwert.“ „Hiermit musst du keinen umbringen. Deine Feinde sind nur betäubt“, sagte sein Mitstreiter und zog noch eine Zweite für sich selbst hervor, ehe Zack die Waffe entgegen nahm. Er hoffte er hatte das Zielen mit so etwas nicht verlernt. Schließlich war er ja auch mal in der Infanterie gewesen und hatte den Umgang mit Feuerwaffen gelernt. Der Älteste von ihnen öffnete die Tür und hob die Pistole, um einen potentiellen Feind sogleich ausschalten zu können. Doch der Kontrollraum war leer. Mehrere Türen führten in einzelne Labore und während der Welpe überlegte, in welchem er zu erst nach dem Dritten in ihrem Bunde suchen sollte, stöberte sein Kollege in den Papieren, die auf einem Tisch lagen. „Labor 5!“, sagte dieser dann, schnappte sich einige der Unterlagen und gemeinsam traten sie in den sogar etwas größeren Raum. Links und rechts von der Tür standen Regale voll mit Büchern, von denen ein paar auf dem Boden verstreut lagen. In der Mitte prangte ein Operationstisch, um welchen zwei eigenartige Geräte standen. An der hinteren Wand standen drei Forschungskapseln und in einer befand sich Cloud. Zack eilte zu ihm und suchte nach einem Schalter, den er kurze Zeit später auch fand. Er drückte auf den Knopf, der die Lösung abließ und dann die Tür öffnete. Ein schlaffer Körper fiel ihm entgegen, den er geschickt auffing. „Cloud“, hauchte er, als er den bewusstlosen Kleinen in den Armen hielt. „Schnell, Zack! Bevor uns jemand auf die Schliche kommt!“, drängte Sephiroth zur Eile. Und nicht umsonst. Ein Forscher, der wohl nur die Geräte kontrollieren wollte, kam herein, wurde jedoch von einem gezielten Schuss des Silberhaarigen gleich außer Gefecht gesetzt. Schnell verließen sie die Forschungsabteilung und eilten die Gänge zum Landeplatz entlang. Sie mussten noch ein paar mehr Mitarbeiter in einen langen Schlaf schießen, bis sie dort ankamen. Wie versprochen stand ein Helikopter bereit. Unter dem Vorwand, sich ein paar Tage Urlaub zu gönnen, hatten die zwei Klasse 1 Söldner das Flugzeug bestellt, jedoch gesagt, dass sie früh am Morgen und nicht mitten in der Nacht los wollten. Vor drei Tagen war der Ältere bei Zack im Zimmer erschienen und hatte ihm gesagt, dass er etwas über SOLDAT herausgefunden hatte, aber noch viele Fragen offen wären, die er beantwortet haben wollte. Er hatte seinen Kollegen von der Wichtigkeit dieser Nachforschung überzeugt und somit hatten sie gemeinsam einen Plan geschmiedet. Während Sephiroth sich um die Nachtwache kümmerte, brachte Zack den Blonden schon in den Helikopter und bettete ihn sicher auf eine Decke. Was hatten diese Forscher nur mit ihm gemacht. Er strich über die zarte Wange und betrachtete das Gesicht ein wenig traurig und sehnsüchtig. Wenn es möglich wäre, so würde er sogleich all dessen Bürden, Laster und Schmerzen auf sich nehmen, nur damit es dem Kleinen wieder gut ging und er lächeln konnte. Dann eilte sein Kollege auch schon herbei und gemeinsam begaben sie sich in die Pilotenkanzel. Beide wussten, wie man so ein Gefährt flog, weshalb sie in Nullkommanichts in der Luft waren und Kurs in die Nibelberge nahmen. Zum Glück schien der Mond ziemlich hell, was ihnen das Manövrieren erleichterte. Es würde ziemlich lange dauern, bis sie ihr Ziel erreichten, weshalb sie sich bei der Steuerung abwechselten, während der jeweils Andere versuchte etwas Schlaf zu finden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)