Vom Opfer zum Helden von NithrilMusic ================================================================================ Kapitel 7: ----------- Nach dem Mittag hatte Zack dann endlich Zeit seinen kleinen Freund zu besuchen. Er fand ihn wie immer liegend, die Augen geschlossen in dem Bett. Langsam ließ er sich auf dem Stuhl nieder und betrachtete das blasse, ebenmäßige Gesicht. Cloud hatte eine sehr schöne Haut, eine schmale Nase und hohe Wangenknochen. Fast schon edel wirkte dieser Teil seines Körpers und erinnerte ihn nur zu sehr an eine Porzellanpuppe. Sanft ergriff er die zarte Hand des Kleinen und lächelte leicht. Er berührte sie gerne, da sie so schön weich war. Wie schaffte er das nur, seine Haut so geschmeidig zu halten? Regelmäßig entfernte Zack die Hornhaut von seinen Knöcheln, doch viel brachte es nicht. Er merkte gar nicht, dass er von stumpfen Augen angesehen wurde, da sein Blick auf die Finger in seiner Hand gerichtet war. Erst als er aufsah staunte er nicht schlecht. „Cloud!“, rief er erleichtert aus. „Du bist wieder wach!“ Er hätte ihn drücken können, so sehr freute er sich darüber, endlich mit ihm reden zu können, sich sicher sein zu können, dass seine Worte vernommen wurden. Doch er hielt sich zurück. Sicher hatte der Kleine immer noch Schmerzen und körperliche Nähe war vielleicht zu dem Zeitpunkt auch noch nicht das Richtige. „Wie geht es dir?“, ein wenig Sorge schwang in seiner Stimme mit, doch außer, dass der Andere kurz seinen Blick senkte, bekam er keine Reaktion. Aber es war nicht schlimm. Er konnte sich denken, dass es ihm nicht gerade gut ging. „Schon gut. Du musst nicht antworten“, er strich ihm zart über die Hand. „Aber wenn ich dir irgendetwas Gutes tun kann, dann lass mich das bitte wissen, ja? Ich möchte dir nämlich helfen, dass du so schnell wie möglich deinen Traum verwirklichen kannst.“ Ihre Blicke trafen sich wieder. Clouds Augen drückten so vieles auf einmal aus, dass er einige Sekunden brauchte, um zu verstehen, was er ihm sagen wollte. Schmerz, Sehnsucht, Hilflosigkeit, Verzweiflung, ein Hauch von Traurigkeit und Mutlosigkeit schwang ihm entgegen. „Keine Sorge, Kleiner. Ich werde immer bei dir sein. Und wenn nicht physisch, dann hier drin“, mit diesen Worten tippte er sich lächelnd auf die Brust und erntete sogar ein kleines Nicken. Kurz überlegte er, was er denn jetzt tun konnte, wenn der Wolf endlich mal wach war und nicht gleich eine Panikattacke bekam. Dann fielen ihm die interessanten Mahlzeiten des Tages ein und er begann zu erzählen, wie Genesis und Sephiroth sich immer wieder neckten, bis ein Streit entbrannte. Auch wenn man immer dachte, die Söldner wären gefühlskalte Killer, die keine Scherze machen konnten, so sagte er dem Kleinen, dass sie durchaus sehr unterhaltsam und freundlich waren. Doch nicht nur von den Konkurrenzkämpfen erzählte er, sondern auch von Angeal und dem was er herausgefunden hatte. Denn er war jetzt der Meinung, dass sein Lehrmeister sich ganz schön für den Ältesten in ihrem Ring interessierte. Zuletzt erzählte er von dem Verschwinden seiner ehemaligen Kollegen, die er alle nie wirklich hatte kennenlernen können. So redete er fröhlich weiter, da er merkte, wie aufmerksam Cloud ihm zuhörte. Vielleicht war das gut so, um ihn abzulenken und auf andere Gedanken zu bringen. Also machte er das jetzt täglich. Immer wenn er ihn besuchte und der junge Infanterist nicht schlief, erzählte er ihm entweder eine interessante Anekdote aus seinem Leben oder von dem lustigen Treiben bei SOLDAT. Doch auch nach ein paar Tagen, die langsam zu Wochen wurden, hatte Cloud noch immer kein Wort gesagt. Langsam machte er sich Sorgen, ob er vielleicht seine Sprache verloren hatte. Aber er ließ nicht locker und versuchte alles, um dem Infanteristen die Genesung einfacher und leichter zu gestalten. Er hing auch mittlerweile nicht mehr am Tropf, sondern nahm den Krankenhausfraß zu sich, auch wenn man ihn etwas dazu drängen musste genügend zu sich zu nehmen. Die Zeit verging, in der Zack auch mal wieder auf Mission hatte gehen müssen. Genesis war während einer Nachforschung spurlos verschwunden, wie die anderen Söldner vor ihm. Diesmal leistete nicht sein Lehrmeister ihm Gesellschaft, sondern er lernte einen Turk kennen, der sich als Tseng vorstellte. Ein schlanker, hochgewachsener Mann mit einem schwarzen Pferdeschwanz und einem seltsamen Mal auf der Stirn. Mit ihm sollte er den Verbleib des Klasse 1 Söldners erforschen. Als sie in Banora, ihrem Zielort, ankamen fanden sie statt Genesis, gestohlene ShinRa-Technologie und Klone von dem Klasse 1 Söldner. Das rief nur noch mehr Fragen auf. Doch so sehr sie sich auch bemühten weitere Informationen zu bekommen, um Antworten zu finden, niemand konnte ihnen Auskunft geben. Nicht mal die Familie von Genesis, da sie nicht mehr unter den Lebenden weilte. Zu allem Überfluss fanden sie auch noch ein paar ermordete Infanteristen. Doch wieso das geschehen war und wer dahinter steckte blieb immer noch ein Rätsel. Mit diesen Nachrichten kehrten sie zu Lazard zurück, der alles andere als erfreut war. Die lockere heitere Stimmung in SOLDAT war wie weg geblasen. Jeder machte sich Sorgen und Gedanken um den verschwundenen Freund und das eigene Leben. Denn es konnte jederzeit mit ihnen passieren, wenn sie nach draußen gingen. So wurden sie alle für's erste da behalten und die Infanterie, sowie die Turks mit den Nachforschungen in diesem Fall betraut. Aber Zack wurde deswegen nicht langweilig. Neben dem täglichen Training mit Angeal, das aber lange nicht mehr so gelassen abgehalten wurde, besuchte er jeden Tag Cloud, um ihm Gesellschaft zu leisten und mit ihm zu plaudern. Auch wenn er immer noch der Einzige war, der redete. Er erzählte, wie er von seinem Lehrmeister jetzt noch mehr gefordert wurde, was sehr anstrengend war. Doch der Welpe verstand die Notwendigkeit dafür. Denn einerseits konnte es jederzeit passieren, dass Angeal verschwand und er dann so gut wie alleine war, oder andererseits er selbst verschwinden könnte. Klar, da war noch Sephiroth, aber der würde ihn nur im Notfall trainieren können und musste selbst darum bangen, dass ihm nicht das Gleiche widerfuhr. So vergingen zwei weitere Wochen, bis Lazard sich dazu entschloss, doch noch mal einen von SOLDAT mit einer Mission zu betrauen. Angeal sollte in Begleitung eines Turk erneut nach Banora reisen und Informationen bezüglich des Verbleibs von Genesis sammeln. Aber schon nach einem Tag verloren sie den Kontakt zu den Beiden. Sie schienen wie vom Erdboden verschluckt, doch keine zehn Stunden später kam der Turk, nicht gerade leicht verwundet, wieder und erstattete Bericht: Die Söldner waren verschwunden, weil sie etwas herausgefunden hätten. Doch worum es ging oder was es war, hatte er nicht herausfinden können. Noch mehr Unruhe nistete sich seitdem bei ShinRa ein und man brachte alle möglichen Kräfte auf, um diesen Fall endlich lösen zu können. Fast schien es so, als wolle der Konzern etwas um jeden Preis verhindern. Zack war etwas niedergeschlagen, was er seinem stummen Freund auch mitteilte. Denn es war das passiert, wovor er schon ein wenig Angst gehabt hatte. Sein Meister war verschwunden. Was passierte jetzt? War er der nächste? Dann war nur noch Sephiroth übrig. Aber er konnte nicht einfach so verschwinden. Schließlich hatte er hier noch eine Aufgabe zu erfüllen: Cloud helfen wieder auf die Beine zu kommen. Doch er wurde nicht verschont. Am Tag danach wurde er zu Lazard gerufen. „Zack, ich habe nachgedacht und ich weiß, dass das sehr plötzlich kommt“, seufzte dieser schwer. „Du wirst hiermit zum Klasse 1 Söldner befördert!“ Jemand reichte ihm die neue Uniform, die sich nur durch die schwarze Farbe von der blauen für Klasse 2 unterschied. Überrascht nahm er sie entgegen, doch wirklich darüber freuen konnte er sich nicht. Die Ereignisse der letzten Wochen drückten zu sehr auf seine Stimmung. „Ich wünschte ich könnte mich wirklich freuen, aber danke, Direktor!“, sagte er ernst. „Ich habe dann auch gleich eine Mission für dich, bei der Tseng dich wieder begleiten wird.“ Furcht nistete sich in seinem Magen ein. Jetzt war er ein Klasse 1 Söldner und wurde sofort auf Mission geschickt? Und das in dieser Situation? Eigentlich konnte er es nicht glauben, doch er nahm sie an, denn wer sonst käme in Frage? Sephiroth war ShinRa sicher noch zu teuer, um ihn als einfachen Bauern zu opfern, da war der Welpe der Einzige, der dafür übrig blieb, trotz seiner Beförderung. „In der momentanen Lage, würden wir diesen Infanteristen Strife, sofort in SOLDAT aufnehmen. Aber ich habe gehört er liegt immer noch im Krankenflügel. Das ist sehr schade. - Es geht in zwei Stunden los. Also bereite dich vor!“ Zack nickte bedrückt. Er hatte noch ein wenig Zeit bis zu dem Beginn seiner Mission, also zog er sich erst einmal um und sagte dem Kleinen Bescheid. Doch der schien alles andere als erfreut darüber, dass der Söldner in solch einer Situation weg geschickt wurde. „Du weiß, Cloud, falls ich nicht wieder kommen sollte ich bin trotzdem immer bei dir! Hier drin!“, sagte er ihm zur Beruhigung und tippte sich auf die Brust. Doch das beruhigte den sehnsüchtig, flehenden Blick nicht, der ihm zugeworfen wurde. Zack seufzte. Was sollte er denn tun? Er konnte den Befehl nicht verweigern, um Angeals und Genesis' Ehre halber nicht. Er musste derjenige sein, der etwas herausfand. Auch wenn es bedeutete sein Leben aufs Spiel zu setzen. Zum Abschied fuhr er noch ein letztes Mal durch die blonden Zotteln. „Mach's gut! Und immer Kopf hoch, Kleiner!“ Er lächelte ihm aufmunternd zu, dann ging es los. Wieder nach Banora. Was brachte das? Schon zum dritten Mal wurde das Heimatdorf von Angeal und Genesis von oben bis unten umgedreht, in der Hoffnung man habe etwas übersehen. Und siehe da, tatsächlich hatten sie das die beiden Male zuvor. Die Fabrik am Rande des Dorfes war der Schlüssel. Denn als sie diese genauestens unter die Lupe nahmen, trafen sie Genesis dort an. Er war, bis auf eine Sache, putzmunter: aus welchem Grund auch immer, schien er zu degradieren. Deshalb, so sagte er, hatte man Klone von ihm erstellt, doch auch diese litten unter dem Phänomen. Wer ihm dabei half, wollte er nicht sagen. Als Grund für das Verlassen von ShinRa nannte er nur: „Man hat mich mein ganzes Leben lang belogen! Deshalb bin ich gegangen!“ Es machte keinen Sinn für Zack. Was ging hier nur vor? Wieso hätte man den ehemaligen Söldner belügen sollen? Und was sollten das eigentlich für Lügen sein? Gerade als sie Genesis überreden wollten wieder zurückzukehren, floh er. Sie wollten ihm nach, doch er wurde aufgehalten, während der Turk dem Rothaarigen folgen konnte. Zack konnte es nicht fassen, als er die Klinge des breiten Panzerschwertes vor sich sah. „Angeal!“, entfuhr es ihm und er wandte sich seinem Lehrmeister zu. „Was tust du hier? Was ist passiert?“ Er war aufgebracht und hatte keinen Ahnung was vor sich ging. „Es freut mich, dass du es geschafft hast!“ Verwirrt sah er den Älteren an. „Dass du endlich Klasse 1 bist!“ „Was spielt das denn jetzt für eine Rolle! Was ist mit dir? Und Genesis? Wieso habt ihr ShinRa den Rücken gekehrt?“, rief er. „Weil wir in dieser Welt so nicht weiterleben können!“, bekam er ernst als Antwort. Doch sie verwirrte ihn nur noch mehr. „Was meinst du damit?“ „Willst du das wirklich wissen?“ „Was meinst du wozu ich hier bin?“, er war wütend, traurig und enttäuscht zu gleich. Er hätte nie daran gedacht, dass Angeal sich gegen sie wenden würde. Er war doch so etwas wie ein großer Bruder für ihn, ein Lehrmeister, der Mensch, dem er seit seinem Beitritt bei SOLDAT am meisten vertraute. „Ich denke, um das zu tun, was ShinRa dir vorschreibt: Uns aus dem Weg zu räumen!“ „Das stimmt nicht! Wir sollen Informationen über euer Verschwinden sammeln und, wenn möglich, euch wieder zurück holen!“, sagte er, auch wenn das Letzte keine Anweisung von Lazard gewesen war. Der Ältere lachte bitter auf. „Uns zurück holen? Und was glaubst du, würde man dann mit uns machen?“ Perplex und ratlos sah Zack ihn an. „Genau! Man würde uns betrafen! Mit der Todesstrafe. Denn das ist es, was man mit Monstern macht, die einem nicht gehorchen.“ Kurz herrschte Stille. „Monster?“, fragte Zack vorsichtig nach. Was meinte er denn jetzt damit? „Ja, Zack, wir sind Monster. Dafür geschaffen zu töten und getötet zu werden.“ „Nein!“ Entschlossen sah er seinen Meister an. „Auch wenn ich nicht viel verstehe von dem was hier vor geht, so weiß ich doch, dass wir keine Monster sind!“ Angeal schüttelte den Kopf. „Du vielleicht nicht, aber Genesis, Sephiroth und ich schon.“ Er blickte in den Himmel, fast schon ein wenig sehnsüchtig. „Wenn du davon so überzeugt bist, dann beweise es mir, Angeal!“, forderte der Welpe ihn heraus, denn er wurde zunehmend wütender. Nicht zuletzt, weil er es einfach nicht verstand, wieso die Beiden ihre Freunde im Stich ließen. „Du willst es wohl wirklich wissen, wie?“ Er schloss die Augen, dann erschien plötzlich ein weißer Flügel an seiner rechten Schulter. Erschrocken wich Zack ein paar Schritte zurück. „Da hast du deinen Beweis!“ Sein Meister schien verärgert. Aber das war doch ein Flügel und dann noch ein weißer. Normalerweise wurden damit doch eher Engel identifiziert, nicht Monster. Es verwirrte ihn noch mehr. Langsam wusste er gar nicht mehr, was Sache war. Wer hatte Recht? Was, von dem, was er gesagt bekommen hatte, war die Wahrheit? Wem konnte er vertrauen? Was war überhaupt die Wahrheit? „Zack?“, wurde er aus den Gedanken gerissen und er blickte in das kantige Gesicht seines Gegenübers. „Würdest du mir eine letzte Bitte erfüllen?“ „Angeal? Was soll das? Ich werde dir definitiv nicht einfach so beim Abhauen zu sehen, egal auf welche Weise du das vorhast!“, versuchte er auf ihn einzureden. Doch es brachte nichts. „Tu mir den Gefallen und lass mich wenigstens durch deine Hand sterben, statt mich von einem dieser namenlosen Infanteristen erschießen zu lassen!“ Wie versteinert stand der junge Klasse 1 Söldner da und starrte seinen Meister ungläubig an. Hatte er wirklich richtig gehört? Nein, das konnte unmöglich sein. Wieso sollte er so etwas tun? Es gab doch gar keinen Grund dafür. „Bitte, Zack! Gib mir wenigstens diese letzte Ehre! Ich bitte dich als Lehrer, Kamerad und Freund!“, fast schon flehend drang die tiefe Stimme an sein Ohr und langsam sickerten die Worte durch. Er sank in sich zusammen. Es führte also kein Weg daran vorbei. Er schloss die Augen. Es war nicht mehr rückgängig zu machen. Der Entschluss seines Meisters stand fest. Und er musste es austragen. Wieso gerade er? Langsam wanderte seine Hand zu dem Schwert auf seinem Rücken. Er würde seinem Kameraden einen Kampf geben, der ihm gebührte. Er würde ihm die letzte Ehre erweisen und ihn immer als guten Menschen in Erinnerung behalten. Entschlossen öffnete er die Augen und zog sein Schwert. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)