Vom Opfer zum Helden von NithrilMusic ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Es war mitten in der Nacht. Nur die Notbeleuchtung erhellte den Flur spärlich, damit man sich nicht in der Finsternis verlief. Alles war ruhig, bist auf ein leises Summen der neongrünen Lampen an der Decke. Hinter jeder Tür des Sektors 12, in welchem sich die Schlafräume der Angestellten ShinRa's befanden, schlief jemand in seliger Ruhe. Klamme Luft füllte den Flur und ließ die Außentemperatur nur erahnen. Klatsch nass geschwitzt und schwer atmend, als wäre er gerade einen Marathon gelaufen, stand er in dem fahlen grünen Licht des Flures. Eine Hand an die Wand gelehnt, um nicht zur Seite zu kippen blickte er den Gang entlang. Verwirrung, Furcht und Ratlosigkeit spiegelten sich in seinen Augen wieder. Er wusste nicht wo noch wieso er dort war. Natürlich befand er sich noch immer in Sektor 12, soweit erkannte er seinen Umgebung. Doch wie er genau in diesen Stock gekommen war, war ihm immer noch ein Rätsel. Zwei, drei Male atmete er tief durch und schloss für ein paar Sekunden die Augen, ehe er sich aufrichtete und den Weg zu seinem Zimmer einschlug. Dieses befand sich drei Stockwerke über ihm, also nahm er den Fahrstuhl. Sein Atem hatte sich beruhigt, während sein Schlafanzug immer noch vom Schweiß durchnässt an seiner Haut klebte. Es war nun schon das zweite Mal, dass er im Schlaf das Bett verlassen und irgendwohin gelaufen war. Doch auch jetzt konnte er sich in keinster Weise an einen Traum erinnern, der dies verursacht haben könnte. Resigniert ließ er den Kopf hängen und betrat wieder sein Zimmer, in welchem es stockfinster war. Denn es gab keine Fenster. Also betätigte er den Schalter neben der Tür, bevor er sich im fahlen Licht auf sein Bett setzte. Er wollte nachdenken, darüber grübeln, wieso dies geschah, doch sein Kopf war leer. Also stand er wieder auf und tappte in sein kleines Bad, ehe er sich auszog und unter die Dusche stellte. Angenehm warmes Wasser prasselte auf ihn nieder, tränkte seine zerzausten blonden Haare und lief ihm über den Körper. Wohlig seufzte er und schloss die Augen, als das bekannte Kribbeln über seine Haut schlich. Wie lang er in der Dusche stand und sich vom warmen Nass berieseln ließ, wusste er nicht, als er plötzlich fröstelte. Als wäre eine Brise durch das Zimmer gehuscht. Er stellte das Wasser ab und schüttelte sich. Langsam begann er sich abzutrocknen und fror zunehmend mehr. Wurde er jetzt etwa krank? Bitte nicht, das konnte er am wenigsten gebrauchen. Schließlich stand am nächsten Tag eine wichtige Mission an. In einen frischen Schlafanzug gekleidet huschte er wieder ins Bett, und zog sich, nachdem er das Licht gelöscht hatte, die Decke bis zu den Ohren. Doch die Gänsehaut verschwand nicht von seinen Gliedern und so lag er bis zum Weckruf wach. Gerädert rappelte er sich auf, zog sich um und begab sich in den Speisesaal. Wie immer nahm er sein Frühstück mit seinen Mitstreitern schweigend ein, während diese schon so früh begannen sich lebhaft zu unterhalten. Er hatte sich bisher mit noch keinem anfreunden können. Niemand der anderen Infanteristen war ihm sympathisch genug. Da blieb er lieber ein Einzelgänger. Blöd nur, dass Einige meinten ihn deswegen des Öfteren auf den Arm zu nehmen. Doch es war ihm egal. So lang er irgendwann vielleicht doch noch sein Ziel erreichte, nahm er solche Bürden auf die leichte Schulter. Solche, die mit ihm, wie mit einem guten Kameraden umgingen, nannten ihn liebevollerweise Lonely-Wolf, was ihm nicht unbedingt unrecht war. Er hatte die Nibelwölfe in seiner Heimat schon immer gemocht. Immer wenn er daran dachte, flaute ein bisschen Heimweh in ihm auf. Eigentlich hatte er gedacht, er käme damit klar, nicht mehr dort zu sein. Doch sie Sehnsucht nach dem Zuhause, und war sie noch so klein, beschlich ihn hin und wieder, so sehr er auch versuchte sie auszumerzen. Die Mission war abgesagt worden. Die Söldner von SOLDAT hatten es doch alleine geschafft. Also blieb den jungen Rekruten bis auf das morgendliche Training der Tag freigestellt. Der blonde Wolf jedoch gab sich damit nicht zufrieden und blieb in ihrer Trainingshalle, um seinen Körper weiter zu triezen. Laufen, Situps und Krafttraining waren die Dinge, die er oft tat, wenn sie mal frei hatten. Schließlich war sein Ziel eines Tages ein ebenso großer Held wie der Söldner Sephiroth zu werden. Und um dieses zu erreichen, so meinte er, musste er mehr machen, als die anderen. Klar, ShinRa hatte es ihm verwehrt SOLDAT beizutreten, doch es gab möglicherweise noch einen anderen Weg. Der blonde Wolf hatte sein persönliches Training beendet und lief den Gang zu Sektor 12 hinab, da er sich duschen und die verschwitzte Kleidung los werden wollte. „Grey, komm!“, rief jemand, den er als Eirith identifizierte. Dieser hatte eine so markante Stimme, dass man sogleich wusste, wer sprach. Er war einen halben Kopf größer wie der Wolf und hatte rotes glattes Haar, dass ohne Probleme unter dem Helm der Uniform verschwand. Lachen tönte aus dem Gang, der rechts zu Sektor 13, den Schlafräumen der Söldner führte. „Da ist er ja, unser einsamer Wolf!“ Grey schnitt ihm den Weg ab und grinste hämisch. „Na, die Extrawurst wieder beendet?“ Er wurde nach hinten geschubst, doch von jemandem abgefangen. „Genießt du die freie Zeit heute? Wir haben Langeweile.“ Eirith hatte ihn grob an den Schultern gepackt und wollte ihn seinem Kumpanen wieder zu schubsen. Doch er befreite sich rechtzeitig aus dem Griff und wollte an Grey vorbei weiter zu seinem Zimmer, wäre dabei beinahe über dessen Fuß gefallen. Der Wolf war stehen geblieben und blickte langsam zu seinem Widersacher auf. Zorn war in seinem Blick zu sehen. „Will sich unser Wölfchen etwa auf sein Zimmer verziehen und eine Runde heulen?“, neckte Grey, wuschelte ihm kurz durch die Haare und schubste ihn an die Wand. Als eine Faust auf ihn zu schnellte, duckte er sich und Eirith jaulte auf. „Was fällt dir ein, einfach auszuweichen? Lass dich doch endlich mal verprügeln!“, murrte er und wurde langsam sichtlich wütend. Da die Mission abgesagt worden war, hatten die beiden Streithähne ihre Kampesflust nicht abbauen können und sich wie immer ihn als Opfer ausgesucht. Doch allmählich war er es Leid, deren Durst nach Gewalt zu stillen. „Wenn ihr euch prügeln wollt, verkloppt doch euch gegenseitig“, murmelte er genervt und wand sich zwischen den Beiden hindurch. Doch mit Sonath hatte er nicht gerechnet. Der athletische Schwarzhaarige war nur wenige Zentimeter größer als er selbst und der Stärkste von ihnen. Er hatte ihm noch nie im Zweikampf das Wasser reichen können. Sonath packte ihn am Kragen und warf ihn an die gegenüberliegende Wand. „Wirst du wohl schön brav das Opfer spielen und dich verprügeln lassen, Cloud?“ Schon traf ihn die Faust im Magen. Benommen durch den Aufprall an der Wand hatte er ihr nicht mehr ausweichen können. Er spürte, wie ihm die Galle hoch kam und krümmte sich. Das Training war für den Tag vorbei. Angeal hatte ihn mal wieder richtig ans Limit gebracht. Doch das war auch gut so. Nur wenn er seine Grenzen immer wieder erreichte konnte er stärker werden, dachte er zumindest. Und bald wäre er sicherlich ein Rang-Eins-SOLDAT. Zufrieden mit seiner Leistung, auch wenn er wiedermal ein Schwert unbrauchbar gemacht hatte, schlenderte er den Gang zu Sektor 13 hinab, da er sich frisch machen wollte. Auf dem Weg dorthin musste er, wie immer eigentlich, an Sektor 12 vorbei. Doch hatte er es noch nie erlebt, dass Infanteristen auf einen ihrer Kameraden los gingen. „Was ist denn da los?“, wunderte Zack sich und lief einen Schritt schneller. Er war empört als er den Schwarzhaarigen sagen hörte, dass der Blonde sich verprügeln lassen sollte. „Hey, was soll das?“, rief er und überwand die letzten Meter zu der Gruppe. „Seit wann geht ihr Infanteristen aufeinander los?“ Die drei, welche er als die Streitsuchenden befand, drehten sich verwirrt zu ihm um und dem größeren Braunhaarigen entfuhr: „Shit! Einer von SOLDAT!“ „Lass und verschwinden, Sonath!“, nuschelte der Rotschopf und zog seine Kumpanen eilig mit sich in Sektor 12. „Also wirklich!“, schnaubte Zack empört und wandte sich dann dem kleinen Blonden zu. „Alles okay bei dir?“ Cloud war zu Boden gesunken. Der Schlag in den Magen hatte gesessen, ihm war jetzt kotzübel. Auf die Frage nickte er nur leicht und stützte sich an der Wand ab, während er sich den Bauch haltend wieder aufstand. „Danke!“, murmelte er ein wenig beschämt. Es war ihm zuwider, dass einer von SOLDAT gesehen hatte, was diese Deppen mit ihm machten. „Machen die das öfter?“, fragte der große Schwarzhaarige mit den leuchtend blauen Augen und musterte den Kleinen. Irgendwie war er niedlich, wie er so beschämt zu Boden blickte und erneut nur nickte. „Ich an deiner Stelle würde das auch nicht ein einziges Mal mit mir machen lassen und denen mal so richtig zeigen wo der Hammer hängt!“ „Wie denn, wenn sie zu dritt oder sogar zu fünft sind?!“, murmelte Cloud leise, obwohl er es eigentlich nicht aussprechen wollte und sank nur noch mehr in sich zusammen. Er wollte im Erdboden verschwinden. Wie sollte er denn so Söldner bei SOLDAT werden, wenn er so schwach war? „Sogar zu fünft gehen die auf dich los? Was für Feiglinge! - Aus welcher Einheit bist du denn?“ „Sieben.“ „Hör zu, Kleiner! Für euch wurde die Mission ja heute auch abgesagt. Wenn du die nächsten Tage ebenfalls frei hast, zeig ich dir ein paar Tricks, wie du denen mal ein bisschen auf den Zahn fühlen kannst. Okay?“ Zack beugte sich zu ihm und grinste ihn breit an. Doch Cloud wusste nicht so recht, was er mit diesem Vorschlag und dem Gesicht dazu anfangen sollte und starrte sein Gegenüber einige Sekunden ratlos an, bevor er nickte. „Okay!“ Vielleicht war das seine Chance, seinem Ziel näher zu kommen. „Alles klar! Also, wenn ihr morgen nicht auf Mission geschickt werdet, treffen wir uns um halb zehn vor Trainingsraum 47! Bis dann, Kleiner!“, verabschiedete Zack sich und winkte dem blonden Infanteristen im Weggehen zu. Dieser konnte es noch nicht so richtig begreifen, dass er gerade von einem Klasse 2 Söldner für ein Privattraining einberufen wurde. Doch gesagt getan. Statt Einheit 7 wurde am nächsten Tag Einheit 8 auf Mission geschickt. Also machte Cloud sich nach der morgendlichen Routine auf zu Ebene 12 im Trainingsareal und traf Zack vor Raum 47, der wohl schon eine Weile wartete. „Hey, da bist du ja, Kleiner!“ Ein freundliches Lächeln strahlte ihm entgegen, das etwas tief in ihm berührte. Er nickte. „Also gut! Dann mal los!“ Sie betraten den Raum und der Söldner startete das Programm. Ein weites sandiges Areal umgab sie beide, welches von einer hoch stehenden Sonne beschienen wurde. Cloud wollte gerade seinen Helm aufsetzen, als Zack sagte: „Den wirst du nicht brauchen. Schließlich willst du doch was sehen, oder?“ Er klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. „Gut! Dann erkläre ich dir erst mal ein paar Dinge!“ Eine ganze halbe Stunde verbrachte Zack damit, dem Kleinen zu erklären worauf es beim Nahkampf ohne eine Waffe ankam. Er hatte darin zwar nur wenig Erfahrung, aber es gehörte auch zu der Ausbildung eines Söldners von SOLDAT und alles was er sagte, machte für Cloud Sinn und er sog das Wissen förmlich in sich auf. Dann ging es nach ein paar Aufwärmübungen in die Praxis über. Der Schwarzhaarige schien Situps wohl zu lieben, denn er wollte gar nicht mehr damit aufhören, als der Wolf schon ins Schwitzen kam. Sie begannen damit, dass Cloud ihn angreifen und auf den Boden werfen sollte. Zuerst wehrte er sich nicht, doch je geschickter der Kleine wurde, desto mehr wurde es zu einem Ringen. „Du machst schnell Fortschritte. Respekt!“, lobte der Söldner den Infanteristen. Beiden lief schon der Schweiß über die Stirn. „Zum Schluss für heute werde ich mich jetzt nicht zurück halten. Also pass' auf!“ Und schon umkreisten sie sich, jeder sein Gegenüber wachsam mit den blauen Augen beobachtend. Nach einigen Schritten deutete Zack einen Angriff an, wechselte jedoch zu einem Ausfallschritt und verwirrte seinen Gegner. Dieser jedoch duckte sich, als er nach ihm greifen wollte, und packte ihn am Arm. Eine ganze Weile rangen sie miteinander, bis Zack seine Chance nutzte, vor schnellte und den Kleinen mit beiden Händen an der Hüfte packte. Mit Leichtigkeit hob er ihn hoch und warf ihn mehr sanft als mit Kraft über die Schulter zu Boden. Cloud spürte wie er durch die Luft flog und mit einem leisen Keuchen rücklings auf dem Boden landete. Er hatte mehr Schmerzen erwartet, also blieb er einfach erst mal liegen und starrte in den simulierten Himmel über ihm. Die Sonne blendete, bis sich ein grinsendes Gesicht davor schob. Irritiert blickte er Zack an. „Gar nicht so übel, Kleiner. Weiter so und du wirst in den nächsten Tagen deinen Kameraden viele Schritte voraus sein!“ Der Wolf richtete sich langsam auf, bevor sein Lehrer ihm die behandschuhte Hand entgegen streckte. Nach kurzem Zögern nahm er sie entgegen und zog sich hoch. „Danke!“, sagte er mit fester Stimme. „Ich habe heute schon viel gelernt!“ Zack grinste erneut. „Das freut mich! - Ich bin übrigens Zack und du?“ Wieder streckte er ihm die Hand entgegen, welche der Blonde einen Moment ansah, ehe er antwortete und sie ein weiteres Mal ergriff. „Cloud!“ „Es ist mir eine Ehre euch zu lehren, Herr Wolke!“, sagte sein Gegenüber freundlich lächelnd und wuschelte ihm durch das zerzauste Haar, während er an ihm vorbei ging, um den Trainingsraum zu verlassen. Ein Lächeln schlich sich kaum merklich auf Clouds Lippen, als er ihm folgte. Der Söldner war ihm sehr sympathisch und er hatte ihn sogleich ins Herz geschlossen, auch wenn er ihn hart ran nahm. Er trug von diesem Training sicherlich einige blaue Flecken davon. „Dann treffen wir uns morgen wieder. Gleiche Uhrzeit, gleicher Ort, Cloud!“ Er nickte ihm zu und sah ihm einige Sekunden hinterher. Der Wolf hatte neuen Mut gefasst und war voller Tatendrang, sodass sie sich die nächsten Tage regelmäßig trafen, um zu trainieren. Es machte wesentlich mehr Spaß, wenn man nicht alleine war. Noch dazu war Zack ein sehr geselliger, freundlicher, immer zu einem Scherz aufgelegter Mensch, den er sehr schnell gut leiden lernte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)