Wen liebst du eigentlich wirklich? von R1kku (Oder: Brichst du mir mein Herz, brech ich dir deins (GWxDM)) ================================================================================ Kapitel 2: Warum stört mich das? -------------------------------- Als Ginny aufwachte, war das erste, was sie mitbekam ihre stechenden Kopfschmerzen. Ganz langsam setzte sie sich in ihrem Bett auf. Moment mal… ihr Bett? Wie war sie denn überhaupt in ihr Zimmer gekommen? Was war letzte Nacht eigentlich passiert? Ach ja, Harrys Geburtstagsparty… sie hatte sich zu Lavender Brown gesetzt und einen Feuerwhiskey nach dem nächsten in sich hineingeschüttet… sie wollte ins Bett… aber da war doch noch irgendetwas… Ginny konnte sich einfach nicht erinnern. "Naja, wird dann wohl nicht so wichtig gewesen sein", sagte sie zu sich selbst, stieg aus dem Bett, suchte sich ihre Klamotten zusammen und ging hinunter in den Gemeinschaftsraum. Kein einziger Gryffindor war hier zu finden, deswegen setzte sich Ginny in einen Sessel vor dem Kamin, in dem ein warmes Feuer prasselte. Die Farben, in denen der Gemeinschaftsraum der Gryffindors gehalten war, hatten schon immer eine beruhigende Wirkung auf Ginny ausgeübt und so auch dieses Mal. Ginny hatte es geliebt, hier mit Harry zu sitzen und einfach ins Feuer zu schauen. Aber diese Zeiten waren vorbei, das musste sie sich endlich eingestehen… "Ginny!" Die Angesprochene schreckte hoch und schaute ruckartig zum Portrait der fetten Dame. Hermine kam gerade hindurch gekrochen. "Meine Güte, erschreck mich nie wieder so", knurrte Ginny. "Hey, alle haben sich Sorgen um dich gemacht. Ron hat dich bewusstlos am Eingangstor gefunden. Lavender hat gesagt, du warst total betrunken und wolltest eigentlich ins Bett. Warum warst du noch mal draußen?", fragte Hermine und ihre Stimme überschlug sich. "Ich war draußen? Oh Gott, ich kann mich an nichts mehr erinnern. Hat Ron mich in mein Bett gebracht?" "Ja, hat er. Von ihm wirst du dir noch was anhören dürfen, er war total aufgelöst, als er dich hier abgeliefert hat." Ginny seufzte. Die Kopfschmerzen waren schon Strafe genug, da brauchte sie nicht auch noch einen Bruder, der meinte, sich um sie kümmern zu müssen… Am späten Nachmittag, als Ginnys Kopfschmerzen endlich nachgelassen hatten (Rons Standpauke war dabei nicht gerade behilflich), beschloss sie in die Bibliothek zu gehen, um sich Bücher für ihren Aufsatz für Verwandlung auszuleihen. Sie ging gerade die endlos langen Reihen voller Bücher ab, als sie Hermine an einem der Tische erblickte. Natürlich war Hermine in der Bibliothek, wo auch sonst? Sie begrüßten sich kurz und Hermine gab ihr einige Tipps für ihren Aufsatz, als die Tür zur Bibliothek ein weiteres Mal auf und zu ging und ein großer blonder Junge hereinkam. Ginny drehte sich um, um zu sehen, wer der Neuankömmling war. Doch als sie Draco Malfoy erkannte, erstarrte sie. Natürlich! Gestern Abend war wirklich noch etwas nach der Party passiert! Als Ginny wieder bewusst wurde, was sie letzte Nacht getan hatte, wurde ihr schwindelig. Sie musste sich am Tisch festhalten und ließ den Stapel Bücher fallen, den sie gerade mitnehmen wollte. Das Geräusch der fallenden Bücher erregte Dracos Aufmerksamkeit. Er riss die Augen auf, machte auf dem Absatz kehrt und stürmte aus der Bibliothek. Ginny konnte nicht anders, als ihm hinterherzustarren. "Ist alles in Ordnung?", hörte sie Hermine sagen. Geistesabwesend hob Ginny die Bücher auf und verließ die Bibliothek, ohne auf Hermine zu achten. Sie schlug den kürzesten Weg zurück zum Gryffindorturm ein. Sie wollte allein sein, sie musste über das Ereignis von letzter Nacht nachdenken. Sie hielt den Blick starr auf ihre Bücher gerichtet, sie wollte mit niemandem reden und war froh, dass sie auch niemand ansprach, den sie im Gang traf. Sie bog um eine Ecke und erreichte einen weiteren Gang, der zu den sich bewegenden Treppen führte, als sie plötzlich mit jemandem zusammenstieß, nach hinten stolperte und schließlich hinfiel, wobei sich die Bücher wieder auf dem Boden verteilten. "Entschuldige bitte, ich habe dich nicht gesehen", stammelte Ginny, während sie ihre Bücher wieder einsammelte. Als ihr Gegenüber nicht antwortete, wurde sie stutzig und blickte auf. Und wieder einmal sah sie in die sturmgrauen Augen von Draco Malfoy, der sie kalt von oben herab anstarrte. Langsam stand Ginny auf, sie hielt ihre Bücher fest umklammert. Sie konnte nicht sagen, ob sie verhindern wollte, dass die Bücher noch einmal herunterfielen oder ob sie selbst etwas brauchte, woran sie sich festhalten konnte. Ginny hielt Dracos Blick stand, auch wenn ihr bei der Kälte in seinen Augen eine Gänsehaut den Rücken hinunterlief. Gestern Abend hatte er sie ganz anders angesehen. Sein Blick war warm und zärtlich gewesen, doch davon konnte sie jetzt rein gar nichts mehr spüren. Seine Augen schienen in ihre Seele zu blicken, so durchdringend waren sie. Ginny wollte sich abwenden, doch sie konnte es nicht. Sie wollte einfach an ihm vorbeigehen, aber ihre Beine gehorchten ihr nicht. Und was war das für ein komisches Gefühl in ihrem Bauch? "Das gestern war eine einmalige Sache, ein Unfall. Wir waren beide betrunken, also hat das nichts zu sagen. Es ist niemals passiert, verstanden? Wenn du es irgendjemandem erzählst, bist du in großen Schwierigkeiten, das verspreche ich dir!" Seine kalte Stimme ließ Ginny erschaudern. Sie zitterte immer noch, als er an ihr vorbeiging und sie wieder einmal allein im Gang stehen ließ. Nach einer Weile zwang sie sich weiter zu gehen, immer schneller zu gehen, bis sie schließlich rannte und völlig außer Atem vor dem Portrait der fetten Dame ankam, das Passwort herausschrie, sodass die Dame beiseite sprang und sie schnell durch das Loch schlüpfen konnte. Warum hatten sie seine Worte dermaßen verletzt? Er hatte doch recht, sie waren betrunken gewesen und es war ein Unfall. Warum machte sie sich jetzt so viele Gedanken darüber? Es wäre doch das Beste, wenn sie einfach so täten, als wäre gar nichts passiert. Ginnys Magen verkrampfte sich. Warum tat es ihr so weh? Den Aufsatz für Verwandlung konnte sie nun vergessen, ihre Konzentration war an diesem Tag endgültig dahin. Sie knallte die Bücher auf einen kleinen Tisch im Gemeinschaftsraum und ließ sich in einen Sessel fallen. Sie würde Hermine irgendwann fragen, ob sie ihr bei dem Aufsatz helfen könnte, dann wäre der Aufsatz ganz schnell fertig. Doch nun saß sie mal wieder im Gemeinschaftsraum und hing ihren Gedanken nach. "Ginny? Ginny! Ich rede mit dir!", sagte eine Stimme von ganz weit weg. Ginny schreckte hoch. "Hm? Oh, hallo Harry, entschuldige bitte, ich war in Gedanken", gab sie zur Antwort. "Ja, das hab ich mitgekriegt", grinste Harry. "Was ist denn los? Du siehst schon den ganzen Nachmittag so nachdenklich aus." "Ähm, ach nichts, ich mach mir nur Gedanken über meinen Aufsatz für Verwandlung, weißt du?", schwindelte sie. "Ach so, kann ich verstehen, Professor McGonagall verlangt immer Übermenschliches. Du solltest dich ein bisschen ablenken. Hey, es ist ja noch nicht besonders spät. Was hälst du davon, wenn wir noch ein Butterbier trinken gehen? Das heitert dich bestimmt auf. Nur unter Freunden, versprochen. Was meinst du?" Harrys Lächeln wurde immer breiter. Ginny zögerte. Sie fand es eine eher schlechte Idee, mit ihrem Exfreund etwas trinken zu gehen. Andererseits konnten sie sich nicht ewig aus dem Weg gehen und es wäre eine wirklich gute Ablenkung. Es wäre eine gute Gelegenheit, ihre Beziehung endgültig zu den Akten zu legen und wieder Freunde zu werden. Also gab sie sich einen Ruck, stimmte zu und machte sich mit Harry auf nach Hogsmeade. Sie unterhielten sich eine ganze Weile über dies und jenes und Harry schaffte es wirklich, Ginny von ihren Gedanken abzulenken und sie zum Lachen zu bringen. Mit Harry zu reden war viel unkomplizierter als Ginny gedacht hatte und es tat gut, sich Harry wieder anzunähern. Doch die gute Laune verflog augenblicklich als die Tür zum Eberkopf aufging und niemand anderes als Draco Malfoy hereinstolziert kam. Ginny verkrampfte sich und richtete ihre Augen auf ihr Butterbier, das sie umklammert hielt. Was machte er denn schon wieder hier? Verfolgte er sie? Das konnte doch kein Zufall sein, dass er immer dann auftauchte, wenn sie gerade nicht an ihn dachte! Und warum machte es ihr überhaupt so viel aus? Früher hatte sie ihn auch immer gekonnt ignoriert, warum ging das jetzt nicht mehr? Lag es nur an dem einen Kuss? Warum zog sich ihr Magen schon wieder zusammen? Was war denn nur los mit ihr? Noch einmal blickte sie in seine Richtung. Seine kalten Augen waren ebenfalls auf sie gerichtet. Er sah sie durchdringend an, als wollte er ihr sagen: "Halt bloß die Klappe, sonst mache ich dir dein Leben zur Hölle!" Sie wendete sich schnell wieder ab, bevor sie das Gefühl bekam, wegrennen zu müssen. "Ginny, alles in Ordnung?", fragte Harry besorgt. "Ähm, ich, äh, ja…" Ginny seufzte. "Danke, dass du mich abgelenkt hast, Harry, aber ich glaub, ich geh jetzt wieder zum Schloss zurück, ich bin müde. Aber es war wirklich ein netter Abend." Sie warf ihm ein aufmunterndes Lächeln zu, was sie eigentlich auch gebraucht hätte. Harry nickte nur und so standen sie auf und gingen zur Tür. Draco verfolgte sie mit ihrem Blick. Ginny versuchte, nicht darauf zu achten und doch zuckten ihre Augen immer wieder zu ihm hin. Harry entging das nicht. Er sah besorgt zu Ginny hinunter, dann verfolgte er ihren Blick und als er sah, wie Malfoy Ginny beäugte, stieg Wut in ihm hoch. War sie wegen dieses Idioten so nervös? Warum sah er sie so an? Harry beschleunigte seine Schritte und schob Ginny zur Tür hinaus. Schweigend legten sie den Weg bis nach Hogwarts zurück. Im Gemeinschaftsraum angekommen, ging Ginny schnurstracks zur Treppe, die zu den Mädchenschlafsälen führte. Sie stieg auf die erste Stufe, dann hielt sie inne und drehte sich noch einmal um. "Danke für den Abend. Du hast es wirklich geschafft, mich auf andere Gedanken zu bringen." Mit diesen Worten und einem Lächeln ging sie die Stufen hinauf und dieses Mal war sie es, die einen verdutzten Jungen einfach so stehen ließ. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)