Between Heaven and Hell von Lady_Red-Herb ================================================================================ Kapitel 25: Alles wird gut? --------------------------- Rebecca hielt sich das Handy ans Ohr und starrte ungläubig zu Barry, der mit einer Einkaufstüte und einem Sixpack Wasser in den Händen vor ihr stand und etwas den Kopf zur Seite geneigt hatte. Als das Handy der Biochemikerin geklingelt hatte, war sie davon ausgegangen, dass es Piers war, der fragte, wann sie zurückkamen, doch da hatte sie sich geirrt. Natürlich war Chris' Nummer auf dem Display erschienen, doch sie wusste, dass der Scharfschütze das Handy seines Captain bei sich trug, und so hatte sie auch mit dessen Stimme gerechnet, und nicht mit der, die sie nun stattdessen zu hören bekam. „C…Chris?!“, hakte Rebecca nun nach, und bei diesem Namen hätte Barry beinahe die Sachen fallen lassen. Schnell verstaute er sie im Kofferraum des Jeeps, ehe er sich zu der Jüngeren gesellte und diese unsicher und abwartend ansah. „Aber du… du bist doch…“ Die Rothaarige stand einfach nur da und versuchte, zu begreifen, was hier gerade passierte. Chris war tot, er war gestorben, das hatte Piers ihnen doch mitgeteilt. Und seine Leiche… Natürlich… Sie war ja gestohlen worden, sehr wahrscheinlich von Wesker, und so langsam wurde Rebecca klar, was in etwa passiert sein musste. „Wo ist Piers?“, hakte sie nun nach, noch ehe Chris die ganze Situation hätte erklären können. Sie hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache, und so hatte die Erklärung erst einmal Zeit. Chris war am Leben, das wusste sie nun, und alles andere war erst einmal egal. „Er… er ist schwer verletzt“, hörte die junge Frau nun Chris‘ Stimme, und ihr Blick wurde ernster, während sie Barry, der ihr gegenüber stand, musterte. Das Handy hatte sie mittlerweile auf Lautsprecher gestellt, und so konnte der Ältere das Gespräch mit anhören. „Ich... ich erkläre euch alles später, aber jetzt… jetzt brauchen wir Hilfe…“ Schweigend lauschte Rebecca der beinahe ängstlichen Stimme des Soldaten, und ihr wurde klar, wie schlimm es um Piers stehen musste. Sie wusste nicht, warum er verletzt war, was geschehen war, aber das war auch erst einmal egal. Sie mussten den beiden Männern helfen. „Wo seid ihr?“, wollte die Rothaarige also wissen, und als Chris ihr die Koordinaten genannt hatte, machten sich Rebecca und Barry direkt mit dem Wagen auf den Weg zu der kleinen ausgebrannten Stadt. Es dauerte etwa eine halbe Stunde, bis die Zwei sie erreicht hatten, und Rebecca stieg aus dem Jeep und blickte sich um. Es war wirklich wie in einer Geisterstadt, alles verkohlt, alles voller Asche, und keine Menschenseele zu sehen. Die Biochemikerin schauderte leicht, und ein Blick zu Barry verriet ihr, dass auch ihn dieser Anblick nicht kalt ließ. Sie hatten schon vieles erlebt, schon viele schlimme Dinge gesehen, aber es gab immer irgendetwas Neues. Zudem erinnerte eine so niedergebrannte Stadt zu sehr an die Sprengung von Raccoon City vor gut 15 Jahren. Sie waren zwar selber zu dem Zeitpunkt schon lange nicht mehr vor Ort oder auch nur in der Nähe gewesen, dennoch war die Information nicht spurlos an ihnen vorbei gegangen. Umbrella hatte gesiegt und so gut wie alle Spuren beseitigen können, und sie hatten keinerlei Beweise mehr für die Untaten des Pharma-Unternehmens gehabt. Alles war anscheinend umsonst gewesen. Rebecca verdrängte diese Erinnerungen und entfernte sich langsam von dem Wagen, um die Straße entlang zu gehen. Staub und Asche waren aufgewirbelt worden, und einige Fußspuren waren halbwegs zu erkennen. Sie führten zu einem der Häuser, und es schien noch relativ fest und sicher zu stehen. „Chris und Piers sind vermutlich da drin“, murmelte der Ältere nun, und er steckte eine Pistole in das Holster an seinem Gürtel, ehe er den Jeep abschloss und der Rothaarigen folgte. Ganz ohne Waffe würde er hier nicht rum laufen. Zwar wussten sie noch nicht genau, was passiert war, aber Barry hatte da so eine Vermutung. Chris lebte wieder, Piers war schwer verletzt, das alles war sicherlich nicht einfach so passiert. Da war es besser, er hatte eine Waffe dabei, mit der er sich im Notfall verteidigen konnte, gegen wen oder was auch immer. „Chris?“, rief Rebecca nun möglichst leise, als sie das Haus vorsichtig betreten hatten, und sie ging vorsichtig ein paar Schritte und sah sich etwas um. „Wir sind hier…“, kam es ebenso leise zurück, und die Rothaarige und Barry folgten der Stimme ins ehemalige Wohnzimmer des Hauses, wo der Soldat neben seinem Liebsten kniete und mit müdem Blick aufsah. Chris sah alles andere als gut aus, aber in der Tat quicklebendig. Piers hingegen wirkte eher wie tot, so still wie er da auf dem Boden lag. Das Winden hatte schon vor einer ganzen Weile aufgehört, und in der letzten halben Stunde hatte sich der Scharfschütze so gut wie gar nicht mehr bewegt. Er lebte und atmete, allerdings nur sehr schwach, und auch das Fieber schien noch um keinen Grad gesunken zu sein. Es sah alles andere als gut aus, das war auch den beiden Neuankömmlingen auf den ersten Blick klar. „Was ist passiert?“, wollte nun Barry wissen, und er trat auf Chris und Piers zu und ließ sich ebenfalls in die Hocke sinken, ehe er eine Hand an die Stirn des jungen Mannes legte. Sie war glühend heiß, und Piers ließ ein ganz leises Stöhnen hören. Zumindest reagierte er also noch irgendwie. Etwas überrascht sah Chris bei der Frage nun auf, und er wunderte sich, dass keiner der Beiden etwas dazu sagte, dass er noch lebte. Die Frage am Telefon hatte er natürlich gehört, gemerkt, wie überrascht und verwirrt Rebecca gewesen war. Aber dabei war es auch geblieben. Vermutlich sorgten sich auch Barry und Jüngere gerade einfach um Piers und hatten entschieden, alles andere später zu klären. Und das war vermutlich auch die beste Entscheidung. Chris ging es gut, bis auf eine leichte Müdigkeit und die Sorge um seinen Freund, und sie hatten später noch genug Zeit, über Wesker und die Infizierung zu reden. Und darüber, dass er selber schuld daran war, dass der junge Soldat so hier lag und vielleicht nie wieder aufwachen würde… Der Brünette biss sich auf die Lippen und ballte die Hände zu Fäusten, während er versuchte, nicht in Tränen auszubrechen. „Wesker…“, murmelte er schließlich doch, und Chris sackte im Sitzen etwas zusammen und wirkte nun wie ein Häufchen Elend. „Er… er hat mich… er hat mich infiziert, darum lebe ich noch… wieder…“, murmelte er, und er stockte immer wieder und musste sich wirklich zusammenreißen, nicht doch vor den Beiden zu weinen. „Ich bin… schuld…“ Wieder das Stocken, und nun rannen doch einzelne Tränen über Chris‘ Wangen, und er wandte den Blick ab und starrte wieder auf Piers hinab. „Ich hab ihn angegriffen, ich konnte nichts dagegen machen. Und ich hab ihm… mein Messer in die Brust gerammt…“ Der Soldat verstummte, seufzte schwer und strich sanft über Piers‘ kalte Wange. „Wesker hat das Messer vergiftet, und das Gift unterdrückt Piers‘ Virus. Ich… ich hab keine Ahnung, was wir tun sollen…“ „Er braucht erst einmal Blut. Blut und fiebersenkende Mittel“, erwiderte Rebecca nun, und sie ging auf Chris‘ Schuldgeständnis gar nicht ein. Auch dazu war später noch genug Zeit. Piers‘ Leben war nun erst einmal wichtiger. „Im Auto müssten einige Medikamente sein, für Notfälle. Und ich hätte sicherlich auch die ein oder andere Spritze dabei. Auch für… Notfälle…“ Etwas verlegen zuckte die Biochemikerin mit den Schultern und lächelte leicht. „Ich bin eben, was ich bin. Barry mit Blutgruppe A, und du mit 0, Chris, ihr könnt Piers beide spenden, nicht wahr? Er hat auch Blutgruppe A?“ Chris nickte leicht, und er sah Rebecca und Barry dankbar an. Schon wieder halfen die Beiden ihnen. Sie waren offenbar extra zu Piers nach Kanada gekommen, um heraus zu finden, was passiert war, und nun waren sie auch in diese kleine Stadt gekommen, um sich um den Verwundeten zu kümmern. Wie hatte er solche Freunde nur verdient? Ganz stimmte das natürlich nicht, aber der Soldat wusste nicht, wie viel Zeit vergangen und was wirklich passiert war nach seinem Tod. „Kopf hoch, er wird schon wieder“, brummte Barry nun, ehe er sich erhob und das Haus verließ, um ein paar Sachen aus dem Auto zu holen. Nur weniger Minuten später saßen sie alle Drei wieder um Piers versammelt und hatten alles, was sie brauchten. Barry hatte den gesamten Notfallkoffer aus dem Auto mitgebracht, mit Verbänden, einer Wärmedecke und einigen Schmerzmitteln und fiebersenkenden Tabletten, während Rebecca nun zwei Spritzen auspackte und diese erst einmal desinfizierte. Fehlte ja gerade noch, dass einer der Männer hier eine Blutvergiftung oder so bekam. „Wir müssen ihm zuerst die Medikamente einflößen, wie machen wir das am besten?“, fragte die Rothaarige nun, nachdem sie die Spritzen gereinigt und auf ein sauberes Tuch aus dem Verbandskasten gelegt hatte. Chis hatte Piers in der Zwischenzeit einen richtigen Verband angelegt, und der B.S.A.A.-Captain wirkte noch besorgter, weil der Jüngere mittlerweile so gar nicht mehr reagierte. „Ich mache das schon“, murmelte er, und er nahm die Tablette entgegen, die Barry ihm hinhielt. Er nahm sie selber in den Mund, beugte sich über Piers und verabreichte ihm das Medikament nun so, vorsichtig, damit der junge Mann nicht daran erstickte. Irgendwie gelang es dem Soldaten, seinen Liebsten dazu zu bringen, die Tablette zu schlucken, und er atmete etwas auf, während er sich wieder von dem Bewusstlosen löste. Es würde nun etwas dauern, bis die fiebersenkenden Mittel wirkten, und Chris hoffte, dass es Piers danach etwas besser ging. Jetzt mussten sie ihm nur noch etwas Blut geben. Natürlich wäre das alles viel einfacher gewesen, wenn sie den Jüngsten einfach in den Jeep verladen und zu einem Krankenhaus gebracht hätten, aber das war zu riskant. Chris und Piers waren immer noch immer mit dem C-Virus infiziert, und auch wenn das Gift das Virus bei dem Scharfschützen unterdrückte, konnte jederzeit etwas damit passieren. Zudem waren sie alle Drei sicher, dass Wesker noch irgendwo da draußen war. Sie brachten also auch andere Menschen in Gefahr, wenn er am Ende beschloss, das Krankenhaus einfach anzugreifen. Nachdem Piers nun den sauberen Verband um seinen Brustkorb hatte, und ihm auch die Tablette eingeflößt worden war, konnten sie sich endlich um die Bluttransfusion kümmern. Natürlich würde das nicht so professionell klappen wie im Krankenhaus, aber sie mussten eben mit dem klarkommen, was sie hier hatten. Rebecca begann als erstes, Barry etwas Blut zu entnehmen, welches sie dann Piers spritzte, und nach einer Weile bedeutete sie dem Älteren, sich etwas auszuruhen, während sie sich nun daran machte, Chris‘ Blut zu nehmen, um den Verlust des Scharfschützen auszugleichen. Es dauerte etwas, schließlich hatten sie nur diese kleinen Spritzen, doch schließlich kehrte ein wenig Farbe in Piers‘ Gesicht zurück, und Chris ließ sich erschöpft zurück sinken. Es sah erst so aus, als würde sich der junge Soldat nun wirklich erholen können, und sein Captain wollte gerade etwas die Augen schließen, als Piers mit einem Mal begann, sich zu verkrampfen und sich doch wieder etwas zu winden. „Piers!“, rief der Brünette erschrocken, und er beugte sich über seinen Liebsten und starrte diesen einfach nur panisch an. „Was… was ist denn…?“ „Das Virus“, murmelte Rebecca leise, und sie fluchte kurz etwas, ehe sie sich ebenfalls über Piers beugte und versuchte, diesen irgendwie fest zu halten. „Du hast gesagt, dass das Gift an dem Messer das Virus in Piers‘ Körper blockiert. Aber mit deiner Dosis wurde diese Blockade aufgehoben. Ich habe ehrlich gesagt gehofft, dass das passieren würde, und dass wir das Gift so neutralisieren können, aber offenbar lief das nicht ganz nach Plan…“ Die Rothaarige schüttelte den Kopf und presste die Lippen zusammen, als der junge Soldat begann, sich mit aller Kraft gegen ihren Griff zu stemmen. Aber er schien dabei nicht einmal wach zu sein. Die Augen hatte er noch immer geschlossen, und Schweiß stand auf seiner fieberheißen Stirn. „Komm schon, Piers“, murmelte Rebecca, und sie fluchte erneut und versuchte weiterhin, den Jüngeren fest zu halten. Sie wusste, dass das bei Krämpfen eigentlich nicht gut war, aber das hier war eine ungewöhnliche Situation, die mit normalen Krämpfen nichts zu tun hatte. Und sie konnte nicht riskieren, dass der Verletzte sich noch selber weh tat oder plötzlich einfach aufsprang. Eine ganze Weile versuchte die Biochemikerin nun also, den Bewusstlosen irgendwie unten zu halten, und nach und nach wurde er ruhiger, ehe er schließlich einfach in sich zusammensackte und wieder vollkommen still liegen blieb. Fast schon etwas zu still für Rebeccas Geschmack. Vorsichtig nahm sie Piers‘ linke Hand und drückte die Finger gegen sein Handgelenk, ehe sie sich etwas über sein Gesicht beugte und für einen Moment die Augen schloss. „Er… er atmet nicht mehr“, murmelte die Rothaarige schließlich leise, und sie schluckte schwer, einzelne Tränen bahnten sich ihren Weg über ihre Wangen. „Ich… ich wollte nicht…“ Doch Chris schüttelte nur den Kopf und bedeutete ihr, zu schweigen und sich nicht selber die Schuld zu geben, ehe er sich über das Gesicht seines Liebsten beugte, dessen Kopf überstreckte, ihm die Nase zu hielt und begann, ihn zu beatmen. Piers‘ Herz schlug noch, und so sah der Brünette es gar nicht ein, jetzt einfach aufzugeben. Und wenn überhaupt, war er selber schuld. Er hatte Piers die Verletzung zugefügt, er war dafür verantwortlich, dass der Jüngere hier lag, schwer verwundet und fiebernd. Nicht Rebecca. Sie hatte nur helfen wollen und hatte gehofft, mit Chris‘ Virusanteil das Gift im Körper des Jüngeren verdrängen zu können. Und offenbar hatte das ja auch geklappt. Dass dieser Versuch eine solche Auswirkung haben würde, hatte doch keiner von ihnen ahnen können. Wie auch? Und Chris hätte ja auch einfach ablehnen können und sagen, dass er es zu riskant fand, Piers sein virushaltiges Blut zu geben. Aber das hatte er nicht. Nein, er selber hatte nicht einmal daran gedacht, er hatte das vollkommen verdrängt. Und sie wussten ja nicht einmal, was nun überhaupt wirklich passiert war, was Piers so schwächte und die Krämpfe und den anschließenden Atemstillstand verursacht hatte. „Komm schon…“, murmelte Chris nun leise, als er sich für einen kurzen Moment von Piers‘ Lippen gelöst hatte, um selber etwas durch zu atmen. Das Virus hatte ihn vollkommen geheilt, dennoch war der B.S.A.A.-Captain noch immer etwas erschöpft, und die ganze Sache zerrte an seinen Nerven. Er fluchte nun selber leise, ehe er sich wieder hinab beugte und weiterhin versuchte, seinen Liebsten dazu zu bringen, wieder aus eigener Kraft Luft zu holen. Rebecca hielt noch immer Piers‘ Hand und fühlte an seinem Handgelenk den schwachen Puls, während Barry Chris nun bedeutete, sich ablösen zu lassen, um wieder etwas zu Atem zu kommen. Der Soldat zögerte erst, doch Barrys strenger Blick überzeugte ihn schließlich, und so ließ er den Älteren seinen Platz einnehmen und mit der Beatmung fortfahren. Mehrere Minuten versuchten die beiden Männer nun, Piers wieder zum Atmen zu bringen, und die Atmosphäre in dem Raum war angespannt, die Luft beinahe greifbar. „Komm schon, komm schon…“, murmelte Chris immer wieder, und er hatte nun die andere Hand des jungen Soldaten genommen und drückte diese sanft. Er wollte Piers zeigen, dass er da war, dass alles gut werden würde. Vielleicht half das ja irgendwie. Er musste einfach daran glauben, wenigstens, um sich selber etwas zu beruhigen. Piers durfte nicht sterben, nicht so, nicht hier, nicht jetzt. Nach allem, was geschehen war, nachdem sie nun endlich wieder zusammen waren, beide am Leben, trotz Wesker, trotz des seltsamen Verhaltens der B.S.A.A.. Nein, so durfte es auf keinen Fall enden. Das war einfach nicht fair. Chris hatte sich mittlerweile regelrecht in die Hand des Jüngeren gekrallt, und er hielt sie so fest, dass er sie beinahe zerquetschte. Aber der Scharfschütze bekam das ja ohnehin nicht mit. Immer noch beatmete Barry den jungen Mann, doch nun löste er sich kurz und fluchte nun ebenfalls leise, so wie Rebecca und Chris schon vor ihm, ehe er eine Hand auf Piers‘ Brustkorb legte. Ganz schwach und langsam hob und senkte dieser sich, aber das war besser als nichts. Es war immerhin eine Reaktion. Der junge Soldat atmete wieder, und er zeigte, dass er noch immer kämpfte und nicht einfach aufgab. „Wir müssen ihn hier weg bringen“, meinte der Älteste schließlich ernst, nachdem er Piers‘ Atmung noch etwas unterstützt hatte. Der Scharfschütze schaffte es nun, halbwegs selber Luft zu bekommen, und das mussten sie nutzen. Sie konnten nicht hier bleiben, das war zu riskant. Und auch wenn sie Piers nicht zu einem Arzt bringen konnten, so doch vielleicht wenigstens zum Motel zurück. Natürlich konnte Wesker ihnen auch dort auflauern, aber hier in diesem verlassenen Städtchen waren sie vermutlich ebenso wenig sicher vor ihm. Da war es dann doch besser, den Verwundeten an einen Ort zu bringen, an dem sie notfalls doch schnell Hilfe holen konnten. Denn Gefahr hin oder her, sie würden Piers auf keinen Fall sterben lassen. Es hatte gut zwei Stunden gedauert, bis die Vier wieder beim Motel angekommen waren, und der Mann am Empfang sah ihnen nur stirnrunzelnd nach, als die Gäste den Bewusstlosen herein trugen. Nur kurz erklärte Rebecca dem Typen, dass sie einen Unfall gehabt hatten, dass es aber halb so wild sei und erst einmal kein Arzt nötig war. Natürlich war im Grunde jedes einzelne Wort gelogen, aber sie konnte diesem Mann ja schlecht die Wahrheit erzählen. „Mein einer Freund ist mit einem Zombievirus infiziert und hat unter der Kontrolle des Virus seinen festen Freund abgestochen. Die sind übrigens beide infiziert, aber wir kümmern uns darum“, war ja nun wirklich nichts, was man einfach so raus posaunen sollte. Da blieb die Rothaarige lieber bei der Geschichte mit dem Unfall. Da wurden weniger Fragen gestellt, und es würde auch nicht plötzlich die Polizei vor der Tür stehen. Sie hoffte nur sehr, dass sie den Fremden jetzt nicht in die Sache mit hineingezogen hatten. Es wäre nicht fair gewesen, wenn Wesker ihn nun tötete oder sonst was mit ihm anstellte. Er hatte mit der ganzen Sache nichts zu tun. Nach dem kurzen Gespräch und einer kleinen Extrazahlung für den nun vierten Gast, folgte Rebecca den Anderen schließlich in das Motelzimmer, wo Chris und Barry Piers bereits auf dem großen Doppelbett abgelegt hatten. „Wie geht es ihm?“, fragte sie leise, ehe sie die Tür abschloss und zu den Dreien ans Bett heran trat. „Er lebt. Viel mehr können wir momentan vermutlich nicht erwarten“, erwiderte Barry, und er ließ sich seufzend auf die Bettkante sinken und betrachtete den Bewusstlosen nachdenklich. „Als ihr los gefahren seid, um der B.S.A.A. zu entkommen, hätte ich niemals gedacht, dass das alles so sehr ausarten würde. Wesker, dein Tod, jetzt bist du infiziert… das ist wirklich 'ne ganze Menge.“ Und damit hatte Barry nun das Thema angesprochen, das sie bisher im Grunde gemieden hatten. Zwar hatte Chris grob erklärt, dass Wesker ihn infiziert hatte, und von seinem Tod, Wesker und dem Gift hatte Piers ja bereits berichtet, bevor er zu ihnen nach Amerika zurück gefahren war. Nun jedoch schien etwas Zeit zu sein, um das alles etwas genauer zu erklären. Chris setzte sich nun zu dem Älteren auf die Bettkante, und Rebecca ließ sich im Schneidersitz vor ihnen auf den Boden sinken. „Wesker kam nachts zu uns in Zimmer“, begann der Soldat nun, während er nach Piers‘ Hand griff, und diese wieder festhielt, um seinen Herzschlag im Auge behalten zu können. „Er hat mich vergiftet, und… Piers hat mich wohl ins Krankenhaus gebracht, wo ich dann… ihr wisst schon…“ Er sprach es nicht laut aus, senkte den Blick und atmete tief durch, ehe er fort fuhr. „Irgendwann bin ich wieder aufgewacht, in einer Art Labor. Keine Ahnung, wie ich dorthin gekommen bin. Ich weiß, dass ich nicht ich selbst war, aber ich kann mich dennoch an alles erinnern. An Wesker, und wie er mich dann mitgenommen hat in diese verbrannte Stadt. Da war Piers. Ich habe ihn erkannt, aber ich konnte nicht auf ihn reagieren. Ich hatte keinerlei Kontrolle über meinen Körper…“ Er stockte, schüttelte den Kopf und musste ein weiteres Mal tief durchatmen. „Wesker wollte, dass ich Piers angreife, also habe ich es getan. Ich habe alles getan, was er wollte, mein Körper hat ihm voll und ganz gehorcht. Und dann… Dann habe ich Piers das Messer in die Brust gerammt… und bin wieder zu mir gekommen…“ Wieder verstummte der Brünette, und er drehte sich leicht, um zu seinem Liebsten zu sehen, der noch immer so blass und regungslos da lag. Vorsichtig ließ Chris Piers‘ Hand los und stand auf, um ihm ein kaltes und nasses Tuch zu bringen, während er weiter erzählte. „In dem Moment… war ich wieder ich selbst. Und als ich begriff, was ich getan hatte, habe ich dem Virus freie Hand gelassen. Ich habe gegen Wesker gekämpft, das weiß ich noch. Und ich hatte eine Chance, aber irgendwann habe ich einfach schlapp gemacht. Ich bin nur ein Mensch, und mein Körper kennt das Virus noch nicht so wirklich. Wesker ist abgehauen, ich habe Piers in das Haus gebracht, und dann… naja, dann habe ich euch angerufen.“ Der B.S.A.A.-Captain beendete die Erzählung, legte Piers das kalte Tuch auf die fieberheiße Stirn und strich erneut sanft über die Wange des Jüngeren. Die Tablette schien noch nicht wirklich zu wirken, aber zumindest atmete der Scharfschütze nun wieder ganz aus eigener Kraft. Vielleicht würde ja doch noch alles gut werden… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)