Between Heaven and Hell von Lady_Red-Herb ================================================================================ Kapitel 13: Wohlverdiente Ruhe ------------------------------ Da Piers eigentlich die ganze Zeit über geschlafen hatte, bis auf kurze Momente, in denen er halbwegs wach gewesen war, hatte Chris entschieden, auch den Rest der Strecke noch zu fahren. All zu weit war es ja an sich nicht mehr, und der junge Soldat sollte sich die nötige Ruhe gönnen. Chris selber war noch fit genug, und so lenkte er den Wagen weiter über die fast leere Straße, hatte irgendwann, nach ein paar weiteren Stunden, die Grenze erreicht und diese nach wenigen Minuten überquert. Der Blick des Soldaten fiel zu dem Jüngeren, der im Moment wieder schlief und den Kopf leicht gegen die Scheibe gelehnt hatte. Chris hoffte noch immer sehr, dass Piers mit seiner Vermutung vielleicht richtig lag, dass auch die B.S.A.A. nur ein Opfer war, dass sich alles klärte, und dass es für den jungen Scharfschützen vielleicht doch noch einen Weg zurück gab. Ob er selber nach alledem zurückkehren würde, wusste er noch nicht. Schon damals hatte er in den Ruhestand gehen wollen, und nun, da Piers wieder da war, konnte er das vielleicht auch, wenn alles gut ging. Auf der anderen Seite wollte Chris Piers, nun da sie endlich ein Paar waren, auch nicht alleine lassen. Aber das alles war nichts, worüber sie sich in diesem Moment Gedanken machen sollten. Jetzt waren sie erst einmal ‚auf der Flucht‘ vor der B.S.A.A. oder denjenigen, die wirklich hinter alledem steckten. Sie mussten sich erst einmal zurückziehen, Piers musste sich ganz erholen, und dann würden sie abwarten, was Rebecca und Barry ihnen sagen konnten. Und je nachdem, was bei dieser Sache herauskam, würden sie dann entscheiden, was weiter zu tun war. Vor allem Piers sollte sich in der Zwischenzeit so wenig wie möglich mit der ganzen Sache beschäftigen müssen, er hatte wahrlich genug durchgemacht. Und Chris würde dafür sorgen, dass sein Liebster die nächsten Tage, Wochen, Monate, einfach die nächste Zeit, so gut es ging genießen konnte. Er würde sich nun nach einem Hotel, Motel, einer Pension oder irgendetwas in der Art umsehen, erst einmal für ein, zwei Wochen ein Zimmer oder ein Appartement buchen und dann die nötigsten Dinge für diese Zeit einkaufen. Und anschließend würde Chris sich etwas einfallen lassen, um Piers und sich selbst bestmöglich abzulenken. „Wir schaffen das alles schon…“, murmelte der Ältere vor sich hin, seufzte leise und lenkte den Wagen in eine Seitenstraße, als er ein hell erleuchtetes Neonschild bemerkte, das auf ein Motel hinwies. Ein kleineres Schild darunter wies darauf hin, dass noch etwas frei war, und so entschied er, dort sein Glück zu versuchen. Es waren nur wenige hundert Meter, da sah Chris schon das eher kleine Gebäude, lenkte das Auto auf den Parkplatz und schaltete den Motor aus. Kurz sah er wieder zu Piers, entschied sich aber dazu, diesen erst einmal schlafen zu lassen, bis alles sicher geklärt war. Nicht, dass er ihn nun weckte, mit hinein zerrte, nur um festzustellen, dass es hier nichts Passendes für sie gab. Das musste ja nicht sein. Und so hell erleuchtet wie es hier war, ging Chris auch nicht davon aus, dass irgendjemand sich an dem Wagen zu schaffen machen würde, um Piers zu entführen. Also legte Chris den Wagenschlüssel neben den Schaltknüppel, hauchte dem Jüngeren einen leichten Kuss auf die Wange und schloss dann, so leise es ging, die Fahrertür, um sich auf den Weg in das Gebäude zu machen. Im ersten Moment fürchtete er, dass niemand an der Rezeption sei, und als ihm die Uhr, die hinter dem Tresen an der Wand hing, auffiel, wurde ihm klar, dass das auch nicht weiter verwunderlich gewesen wäre. Es war gerade einmal vier Uhr morgens; nicht unbedingt die Zeit, zu der man irgendwo eincheckte. Doch sie hatten Glück, und kaum dass Chris eine kleine Klingel betätigt hatte, waren Schritte zu hören, und ein älterer Herr kam auf ihn zu und musterte ihn mit gerunzelter Stirn. Anscheinend war es auch hier nicht unbedingt normal, um diese Zeit aufzutauchen und einchecken zu wollen. Und irgendwie tat es Chris auch leid, diesen Herren nun zu stören, auch, wenn dieser offenbar noch arbeitete und nicht schlief. Aus dem Hinterzimmer drang jedenfalls angenehmer Kaffeeduft zu ihnen, und Chris spürte, wie er selber langsam doch richtig müde wurde, und Hunger bekam er auch. „Es tut mir leid, dass ich so spät… oder früh… hier auftauche, aber…“ Chris deutete mit einem Kopfnicken nach draußen, wo der Wagen stand, in dem Piers noch immer zu schlafen schien. „Mein Freund und ich waren die ganze Nacht unterwegs und sind ziemlich müde. Ich habe das Schild an der Straße gesehen und wollte fragen, ob Sie für ein paar Tage noch etwas frei hätten…“ Innerlich betete der Soldat schon fast, und er sah hoffnungsvoll auf das kleine Buch, das der Mann ihm gegenüber aufschlug. Wenn er selber sich die Einträge so ansah, wirkte der Laden ziemlich leer, und tatsächlich tippte der alte Herr nach wenigen auf eine freie Stelle und nickte leicht, was Chris ein wenig aufatmen ließ. „Ein Appartement haben wir tatsächlich noch. Es ist nicht das größte, reicht für zwei Leute aber vollkommen aus. Küche, Bad, Sie haben hier sogar Internet. Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen das Appartement für die nächsten ein, zwei Wochen reservieren. Auf welchen Namen?“ Nun atmete Chris völlig auf, und er war sehr froh, dass sie so schnell etwas gefunden hatten, und noch dazu etwas Besseres als die üblichen Motelzimmer. Und sie durften es für längere Zeit nutzen. Perfekt. Dass das hier ein Reinfall war und man sie in eine Gammelbude stecken würde, befürchtete er bei dem, was das Haus bisher vom Anblick her versprochen hatte, nicht, und so nannte er dem Mann seinen Namen, legte ihm das Geld bar auf die Theke und ließ sich dann den Schlüssel geben. Kurz zeigte ihm der nette alte Herr noch, dass er die Treppe in das obere Stockwerk nehmen und dann links abbiegen musste, den Gang einmal ganz durch, um zum Appartement zu gelangen. Chris bedankte sich, wandte sich ab und ging nach draußen zum Wagen, in dem Piers noch immer so saß, wie er ihn dort zurückgelassen hatte. Der Soldat öffnete die Tür, rüttelte etwas an Piers‘ Schulter und strich sanft über dessen Wange, ehe der Jüngere endlich die Augen aufschlug. Etwas verwirrt sah er seinen Captain an, doch der erklärte ihm schnell, was er gefunden hatte und hielt ihm den Schlüssel mit einem etwas stolzen Grinsen vor die Nase. Er bemerkte die Erleichterung in Piers‘ Blick und lächelte leicht, als er den Schlüssel erst einmal weg steckte und nach Piers‘ Hand griff, um diesem aus dem Wagen zu helfen. Etwas schlapp schien der Scharfschütze noch zu sein, denn der fiel Chris erst einmal halb entgegen, hielt sich dann aber auf den Beinen und nahm sogar eine der Taschen, ehe er den Älteren in das Gebäude begleitete. Der Mann von zuvor war wieder in sein Hinterzimmerchen verschwunden, und noch immer hing der Duft von Kaffee in der Luft. Schnell waren sie oben angekommen und hatten die Tür gefunden, die zu ihrem Appartement führte. Chris öffnete diese, schob sie auf, schaltete das Licht an und blieb erst einmal überrascht stehen. Vieles hatte er bei den Worten des Alten erwartet, aber nicht das, was sich ihnen hier bot. Bei der Größe des Zimmers konnte man meinen, dass sie gerade das halbe Motel bezogen hatten. Er hätte hier mit seinem gesamten ehemaligen Team einziehen können, so viel Platz gab es. Und das bei dem Preis... Und auch Piers staunte nicht schlecht, als sein Captain den Raum betreten und ihm somit auch etwas Platz gemacht hatte. Rechts von der Tür stand eine Couch vor einem Tisch, und an der Wand hing ein riesiger Flachbildfernseher, an beiden Seiten von Regalen und jeweils einem Schrank eingesäumt. Hinter diesem ‚Wohnzimmer‘ führte ein breiter Durchgang in das Schlafzimmer, in dem zwei große Doppelbetten standen, ebenso wie ein riesiger Spiegelschrank. Von dort aus ging eine Tür ins Badezimmer, und links von der Eingangstür befand sich hinter einer Nische die geräumige Küche. Die nächsten zwei Wochen würden sie also in einem angenehmen Luxus verbringen können, und als Chris die Taschen ins Schlafzimmer gestellt hatte, bemerkte er, dass es hier sogar einen Balkon gab. „Nicht schlecht…“, murmelte er zufrieden und schob den Vorhang etwas beiseite. Von hier oben hatte er sogar einen wunderbaren Blick auf das Auto. Alles fiel ihm hierfür als Bezeichnung ein, Motel gehörte aber definitiv nicht dazu. Aber er würde sich ganz bestimmt nicht beschweren. Auch Piers hatte das Appartement nun ganz betreten, schloss die Tür und sperrte sie ab, ehe er sich kurz die Küche ansah, dann zu Chris ins Schlafzimmer ging, die Tasche abstellte und einen Blick in das Bad warf. Es war hell, wie der Rest des Appartements, sehr sauber und mit separater Dusche und Badewanne. Es gab noch eine weitere Tür, und als Piers diese öffnete, sah er, dass sich dahinter die Toilette befand, abgetrennt vom Rest des Badezimmers. „Da hast du wirklich was verdammt Tolles gefunden“, musste der junge Soldat gestehen, und er trat von hinten an Chris heran, legte die Arme um ihn und lehnte den Kopf an seinen Rücken. Sie hatten es geschafft, die hatten die USA verlassen, waren in Kanada, hatten die Verfolger abgehängt und erst einmal eine Bleibe gefunden. Langsam fiel ein wenig der Spannung von Piers ab, und er bemerkte, wie müde er trotz allem war, obwohl er die letzten Stunden über geschlafen hatte. Leicht schloss er die Augen, und er spürte, wie Chris sich herumdrehte und die Umarmung erwiderte, wie er ihn sanft festhielt und ihm einen Kuss auf die Stirn hauchte. Der Jüngere konnte sich kaum noch auf den Beinen halten, und irgendwie war ihn sogar etwas schwindelig. Lange würde er sicherlich nicht mehr wach bleiben können. Dennoch war Piers in diesem Moment einfach nur glücklich. Er war bei Chris, sie waren der B.S.A.A. entkommen, sie hatten endlich ein wenig Ruhe. Ganz gleich, was die Zukunft auch bringen würde, ob er zurück konnte oder nicht, es spielte keine Rolle. Diese Gedanken waren schnulzig, das wusste Piers, aber auch das störte ihn nicht. Solange sein Captain bei ihm war, war alles in Ordnung. Und er wusste, dass es diesem ganz genau so ging. Doch ebenso wusste er, was sich Chris für ihn wünschte; nämlich, dass alles gut ging und er zur B.S.A.A. zurück konnte. Aber Piers war nicht sicher, ob er das selber auch wollte. Dass Chris ihn damals rekrutiert hatte, hatte seinem Kämpfen, seinem Soldatsein einen Sinn gegeben, und dafür war Piers mehr als dankbar. Aber in den letzten Jahren hatte er viel Leid erlebt, Leid, das er natürlich bekämpfen wollte, das aber auch an ihm nicht spurlos vorbeigegangen war. Und vor allem hatte er Chris richtig kennenlernen können, hatte er gesehen, was die letzten Jahre diesem angetan hatten. Der junge Soldat wusste, dass sein Captain, wenn er selber wieder zurückkehrte, mit ihm kommen würde. Und das war etwas, das Piers nicht zulassen konnte. Chris hatte genug durchgemacht, genug gelitten, er sollte sich seine wohlverdiente Ruhe gönnen. Und wenn er selber dafür seinen Beruf als Soldat an den Nagel hängen musste, dann war das eben so. Das hieß ja nicht, dass sie in Zukunft einfach zu Hause rum sitzen würden, wenn es erneut irgendwelche Ausbrüche gab. Sie würden nach wie vor gegen den Bioterrorismus kämpfen, da konnten sie vermutlich beide nicht anders. „Wollen wir uns etwas hinlegen?“, riss Chris den Jüngeren nach einigen Momenten aus dessen Gedanken, und dieser hob den Blick, sah seinen Captain an und nickte leicht. Jetzt wollte er ohnehin nicht mehr über all das nachdenken. Er war müde, richtig erschöpft, und auch das Schwindelgefühl wollte sich noch nicht so richtig legen. Noch immer war er angeschlagen, und das wusste Piers auch. Er hatte verdammtes Glück gehabt, die Taten der Wissenschaftler überlebt zu habe, und ihm war klar, dass es noch einige Tage dauern konnte, bis er wieder ganz fit war. Aber Chris würde sich, wie bisher, gut um ihn kümmern, und Piers selber würde vorsichtig sein und sich, so gut es ging, ausruhen. Und damit würde er nun gleich beginnen. Er spürte, wie Chris sich in Bewegung setzte und ihn dabei bestimmt in Richtung des einen Doppelbettes schob. Dort angekommen, drückte Chris Piers sanft in eine sitzende Position und beugte sich hinab, um ihn zu küssen, während er begann, mit den Händen unter Piers‘ Oberteil zu fahren und dieses hoch zu schieben. Kurz löste Chris sich, um Piers das Shirt über den Kopf zu ziehen, dann drückte er ihn ganz nach unten, zog sich das eigene Oberteil aus und beugte sich wieder über den Jüngeren, der ihn mit leicht schräg gelegtem Kopf ansah. „Was wird das, Captain? Ich dachte, wir wollten uns hinlegen?“ „Wir liegen doch“, erwiderte Chris mit einem leichten Grinsen, ließ sich dann neben Piers ganz auf das Bett sinken und schlang die Arme um den schlanken jungen Mann. Deutlich konnte er noch dessen Muskeln spüren, aber an Fett war da überhaupt nichts zu finden, noch weniger als es vor alledem schon der Fall gewesen war. „Morgen werde ich uns was Vernünftiges kochen. Du brauchst dringend mehr auf den Rippen“, murmelte der Ältere und kuschelte sich etwas an seinen Liebsten. Noch immer sorgte er sich sehr um diesen, denn ihm entging nicht, dass Piers sich fitter gab als er eigentlich war. Oder war er selber einfach überbesorgt? „Also, was hältst du davon, Piers? Piers…?“ Verwundert hob Chris den Kopf, als er keine Antwort erhielt, und er sah, dass Piers die Augen geschlossen hatte und ganz ruhig und gleichmäßig atmete. Mit einem leichten Grinsen schüttelte der B.S.A.A.-Captain den Kopf, seufzte leise und erhob sich noch einmal, um dem Schlafenden und sich selber die Hosen auszuziehen, das Licht aus zu machen und sich eben im Bad ein klein wenig frisch zu machen, ehe er wieder zum Bett ging, Piers zudeckte und sich dann wieder neben ihn legte, sich ankuschelte und den Scharfschützen betrachtete. Am nächsten Tag würden sie auf jeden Fall einkaufen müssen, für den angebrochenen Tag hatten sie noch genug Essen und Trinken, und nun würden sie eh erst einmal ein paar Stunden schlafen. Vor allem Piers hatte das nötig, und auch an Chris waren die vergangenen Tage nicht spurlos vorbei gegangen. Er war ebenfalls verletzt worden, und auch die Fahrt war anstrengender gewesen, als man vielleicht meinen mochte. Einkaufen und Rebecca anrufen, das war erst einmal das Wichtigste. Und bei dem Gedanken erhob sich Chris leise ein weiteres Mal, kramte im Dunkeln sein Ladekabel heraus, tastete nach seinem Handy und steckte dieses an, ehe er sich erneut ins Bett legte, jedoch nicht ohne im Kopf noch einmal durchzugehen, ob er nicht doch noch etwas vergessen hatte. Erst als er sicher war, dass es das erst einmal gewesen war, machte es sich Chris wieder bequem, legte einen Arm um den Schlafenden und schloss nun ebenfalls die Augen. Es dauerte nur wenige Minuten, bis er durch den ruhigen Atem und den gleichmäßigen Herzschlag des Jüngeren ebenfalls eingeschlafen war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)