Between Heaven and Hell von Lady_Red-Herb ================================================================================ Kapitel 8: Wer ist der Feind? ----------------------------- Ein leises Seufzen kam über Piers’ Lippen, und er öffnete langsam die Augen. Das Erste was er spürte, war der warme Körper seines Captains, auf dessen Brust er lag, und das langsame und gleichmäßige Heben und Senken dieser. Chris schien noch zu schlafen, und so blieb der junge Soldat ruhig liegen, hob nur den Kopf an und blickte in das friedliche Gesicht des Älteren, während er an den Vorabend zurückdachte. Viel passiert war an sich nicht, da hatte Chris schon aufgepasst. Dass er mehr gewollt hatte, war ihm deutlich anzusehen gewesen, aber noch deutlicher hatte man die Sorge in seinem Blick erkannt. Er hatte Piers beinahe verloren, der Scharfschütze war verletzt und geschwächt. Und so sehr er diesen auch voll und ganz spüren wollte, musste er sich doch zurückhalten und warten, bis es ihm besser ging, auch, wenn es Piers im Grunde ebenso wenig gepasst hatte wie ihm. Aber wenigstens war der junge Soldat einsichtig gewesen, und er hatte sich damit zufrieden gegeben, dass es erst einmal bei ein wenig Kuscheln geblieben war. Schön war es so oder so gewesen, und Chris war ohnehin der Meinung, dass man nicht immer gleich Sex haben musste, nur weil man sich gerade seine Liebe gestanden und eine Beziehung begonnen hatte. Und auch Piers hatte diese einfache Nähe und Zweisamkeit sehr genossen, war dadurch auch ruhiger geworden und hatte sich sichtlich entspannt. Er brauchte die Ruhe, und Chris hatte sie ihm gönnen wollen, natürlich. Er sorgte sich sehr um den Jüngeren, und nach wie vor war er der Meinung, überhaupt erst schuld an dessen Zustand zu sein. Wegen ihm war er gegangen, weil er so sinnlos feige gewesen war. Und statt sauer zu sein, hatte sich Piers dann auch noch ausgerechnet um ihn gesorgt. Aber nun war ja alles gut. Nun hatte auch Chris sich endlich überwunden, nun waren sie zusammen, und er würde nicht zulassen, dass irgendjemand oder irgendetwas sie jemals wieder trennte, um keinen Preis. Sie würden der B.S.A.A, entkommen, sie würden, sollte er noch leben, Wesker endgültig vernichten, und dann würden sie sich zurückziehen und in Ruhe ein gemeinsames Leben führen. Das war es, was Chris wollte, und jetzt wusste er, dass Piers sich genau das Gleiche wünschte wie sein Captain. Doch dieser machte sich im Moment keine Gedanken darüber, sondern schlief noch, wie der Jüngere es vermutet hatte. Auch Chris war nicht ganz ungeschoren davon gekommen. Zwei Mal hatten sie auf ihn geschossen, und auch als man ihn in die kleine Kammer geworfen hatte, war man nicht unbedingt sanft mit ihm umgegangen. Ihm ging es weitaus besser als Piers, aber gut war doch etwas Anderes. Und so gönnte sich auch der Captain die wohlverdiente Ruhe, und hier in der Hütte würde man sie so bald auch sicherlich nicht finden. Darum würde Rebecca sich schon kümmern. Begeistert war Chris von deren Vorschlag nicht gewesen, aber in Anbetracht der Umstände hatte er gar keine andere Wahl gehabt, als zuzusagen. Sie waren auf ihre Hilfe einfach angewiesen, sie hatten nichts mehr bis auf den gestohlenen Wagen und Chris’ Handy, das man ihm zum Glück nicht abgenommen hatte. Piers hatte ja nicht einmal Kleidung, und auch die von Chris sah alles andere als gut aus. Aus diesem Grund wollte er hier auch noch ein wenig warten, und nach einer Weile würde er Rebecca kontaktieren und ihr mitteilen, wo sie waren, damit sie ihnen Kleidung und etwas Essen und Trinken bringen konnte. Das würden sie brauchen, vor allem Piers, damit dieser wieder richtig zu Kräften kommen konnte. Und sobald sie ein paar Vorräte hatten und gestärkt waren, würden sie aufbrechen. Benzin sollte Rebecca noch mitbringen, daran musste Chris auch noch denken. Der Weg bis zur Grenze war noch weit, und dann würde es mit einer Fähre weiter gehen. Wenn sie erst einmal in Alaska angekommen waren, konnten sie zumindest ein klein wenig aufatmen. Die B.S.A.A. war dort nicht stationiert, und man würde die Beiden dort auch kaum vermuten. Rebecca gab ihnen Rückendeckung, und so konnten Chris und Piers den nötigen Abstand gewinnen. Ein paar Tage, vielleicht auch ein, zwei Wochen, würden sie dort verbringen müssen, ehe sich die Situation soweit beruhigt hatte, dass sie es wagen konnten, Land und Kontinent zu verlassen. Und dann ging es an die Suche nach Albert Wesker oder dem, was vielleicht noch von ihm übrig war. Aber im Moment dachte Piers an nichts davon. Er betrachtete einfach seinen schlafenden Captain, stützte sich etwas hoch und hauchte ihm einen sanften Kuss auf die Wange. Als der Ältere sich daraufhin regte, hielt der junge Soldat inne, blinzelte leicht und biss sich auf die Lippen, als Chris nun auch die Augen öffnete. Er hatte ihn eigentlich nicht wecken wollen, Chris sollte ruhig noch ein wenig schlafen, das brauchte er sicher. Aber der Captain erwachte mit einem Lächeln, als er Piers erblickte, und gleich schlang er die Arme um seinen Scharfschützen und zog ihn wieder an sich heran. „Guten Morgen…“, hauchte er ihm ins Ohr und küsste ihn anschließend sanft auf die Lippen. „Morgen, Captain. Ich wollte… dich nicht wecken, tut mir leid“, flüsterte Piers dann leise, doch Chris schüttelte nur den Kopf. „Schon gut. Wenn du mich auf dese Art weckst… kannst du das meinetwegen auch mitten in der Nacht tun, wann immer du magst“, erwiderte der Ältere nun grinsend und strich dabei über Piers’ Wange. Ja, daran konnte er sich durchaus gewöhnen, das gefiel ihm sehr. Er mochte Piers schon lange, und er hatte durchaus gemerkt, dass von dem Scharfschützen mehr ausging als nur Respekt. Aber er hatte sich nie getraut, etwas zu sagen, auch, weil es für ihn als Captain übel hätte ausgehen können. Nun im Nachhinein schämte sich Chris jedoch dafür. Er hätte schon viel früher zu seinen Gefühlen stehen sollen, schon damals vor Edonia. Vielleicht wäre dann alles anders gewesen. Besser. Vielleicht wäre er dann nach Piers’ vermeintlichem Tod aber auch vollends zerbrochen. So wie es nun war, war es, ob gut oder schlecht, das spielte keine Rolle. Sie waren zusammen, und das war auf jeden Fall etwas Gutes. Chris würde seinen Piers nie wieder gehen lassen, er würde nun immer für ihn da sein, so, wie der Scharfschütze immer für ihn da gewesen war. Das hatte er sich nun schon mehrmals geschworen, seit der Jüngere wieder da war, und er würde sich daran halten, würde sich zusammenreißen und würde alles dafür tun, dass Piers mit ihm ein wundervolles Leben führen konnte. Denn das hatte dieser sich auf jeden Fall verdient. „Ist… alles in Ordnung, Chris?“, hörte dieser nun die Stimme des jungen Soldaten, und er blinzelte leicht und sah zu ihm hoch. Die braunen Augen des Jüngeren waren direkt auf seine gerichtet, und Besorgnis lag in seinem Blick. „Vielleicht solltest du doch noch etwas schlafen…“ „Nein, mir geht es gut, keine Sorge. Ich hab nur nachgedacht. Über… uns…“ „Keine schlechten Gedanken, hoffe ich“, murmelte Piers leise und neigte den Kopf zur anderen Seite, während er sich wieder etwas hoch stemmte und sich neben Chris abstützte. Dieser lachte jedoch nur und schüttelte wieder den Kopf. „Ganz und gar nicht, nein. Nur gute Gedanken, natürlich. Ich hab mich gefragt, was wir machen wollen, wenn all das vorbei ist. Wo wir dann hin gehen, wie und wo wir wohnen werden.“ Er grinste leicht, als Piers bei diesen Worten errötete, hob eine Hand an und legte diese an die Wange des Jüngeren. „Nur weil es im Moment nicht sonderlich gut aussieht, sehe ich nicht gleich schwarz für die Zukunft. Immerhin habe ich dich hier. Da muss einfach alles gut werden.“ Und bei diesen Worten errötete Piers nur noch mehr, murrte leise und wandte den Blick ab. Chris’ Worte waren ja richtig süß, und er musste zugeben, dass er selber nicht wirklich anders dachte. Sie waren zusammen, und sie waren erst einmal entkommen. Irgendwie würden sie es schon schaffen, irgendwie würde schon alles gut werden. Aber eine Frage brannte Piers auf der Zunge, eine, die ihn doch beunruhigte. „Chris, ich… ich sehe es nicht anders als du, aber… aber ich verstehe einfach nicht, warum das alles. Ich meine… so kenne ich die B.S.A.A. nicht. Ich hätte nie gedacht, dass…“ Er verstummte, als der Captain ihm einen Finger an die Lippen legte und den Kopf schüttelte. „Es ist, wie es ist. Ich kann es auch nicht begreifen, aber… im Moment bringt es nichts, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Rebecca wird sich etwas umhören, und vielleicht… vielleicht klärt sich das alles auf, und…“ Doch nun war es Piers, der den Älteren unterbrach. „Du verstehst nicht ganz, was ich damit sagen will, Chris. Ich… Ich habe das Gefühl, dass nicht die B.S.A.A. das Problem ist. Vielleicht red ich mir das einfach nur ein, aber…“ „Du denkst, jemand hat sich eingeschlichen und manipuliert uns?“ „Ja…“ Für einige Momente herrschte Schweigen zwischen den beiden Männern, und auf Chris’ Stirn bildeten sich tiefe Furchen. Die ganze Zeit über hatten sie einen gewissen Hass der B.S.A.A. gegenüber empfunden, während sie das Verhalten auch etwas hatten verstehen können. Aber auf die Idee, ein Fremder könnte irgendwie hinter alledem stecken, waren sie bis zu diesem Moment noch nicht gekommen. Nun aber hatte Piers genau diese Vermutung ausgesprochen, und der B.S.A.A.-Captain musste zugeben, dass es gar nicht einmal so abwegig war. Wesker hatte sich damals ja auch in die S.T.A.R.S. eingeschlichen und hatte dort sein Spiel mit ihnen allen getrieben. Warum also sollte nicht auch jemand anders auf diese Idee kommen? Aber diese Tatsache beunruhigte Chris sehr, und er entschied, Rebecca so schnell wie möglich anzurufen. Zum Einen, um um die Versorgung zu bitten, die sie brauchten, zum Anderen, um sie über Piers’ Vermutung zu informieren. „Vielleicht hast du Recht. Vielleicht ist es wirklich so, dass sich irgendjemand bei uns rein geschlichen hat. Wie damals bei S.T.A.R.S.. Hoffen wir dann nur, dass wir es nicht erneut mit einem Gegner wie Wesker zu tun haben. Schon gar nicht, wenn der auch noch lebt“, murmelte Chris seufzend und schüttelt den Kopf. Eigentlich hatte er sehr optimistisch in die nahe Zukunft gesehen. Bald würde Ruhe einkehren, man würde die Jagd nach ihnen abblasen, und sie konnten sich erst einmal ein wenig in Alaska erholen. Aber so? Wenn der wahre Feind wirklich nicht die B.S.A.A. war, dann war auch diese nichts weiter als ein Opfer, dann mussten sie ihren Kollegen helfen. Ja, fast schon hoffte Chris, dass Piers’ Befürchtung stimmte. Er wollte sein gutes Bild von der B.S.A.A. nicht verlieren. Und abgesehen davon würde sein Co-Captain so auch noch immer eine glorreiche Zukunft vor sch haben. Dann würde man ihnen, was seine Infizierung anging, vielleicht doch noch helfen können, ohne Piers gleich einzusperren und wie ein Monster zu behandeln. „Pass auf. Du ruhst dich jetzt noch ein wenig aus. Und keine Widerworte. Ich ruf Rebecca an, erzähl ihr von unserer Vermutung und bitte sie, uns schnell etwas Verpflegung zukommen zu lassen. Dann bleiben wir noch ein wenig hier und warten ab, wie sich die Lage entwickelt. Wenn du Recht hast… dann können wir nicht einfach verschwinden, dann müssen wir das auch gar nicht. Wenn sich aber herausstellt, dass wir uns all die Jahre in der B.S.A.A. geirrt haben… Dann werden wir augenblicklich verschwinden und dem eigentlichen Plan folgen.“ Chris seufzte erneut, musterte den Jüngeren und dachte etwas nach. Eigentlich wollt er, dass Piers hier blieb, dass er sich richtig erholte, dass er einfach in Sicherheit war. Aber er wusste, dass das unmöglich war. Piers war ihm schon immer treu gefolgt und hatte ihm immer zur Seite gestanden. Und vor allem jetzt würde sich das nicht ändern. Und Chris wollte auch gar nicht alleine gehen, ebenso wenig wie er wollte, dass Piers alleine hier blieb. Dieser runzelte nun nur die Stirn, wollte erst protestieren und ließ es dann doch. „Na gut, ich ruhe mich noch etwas aus. Aber wehe, du haust ab. Du weißt, dass ich dann nicht ruhig liegen bleiben würde“, murmelte er, küsste seinen Captain kurz sanft und drehte ihm dann den Rücken zu, um sich wieder, so gut das eben ging, in Chris’ Jacke zu kuscheln. Das war ja alles, was er hatte, aber selbst so, nackt und nur mit einer Jacke bekleidet, würde er noch los gehen, um Chris zu finden, sollte der auf dumme Gedanken kommen. Aber irgendwie wusste Piers, dass er sich da gerade keine Sorgen zu machen brauchte. Chris war stur, aber er war nicht dumm, ganz im Gegenteil. Zudem würde er seinen geliebten Scharfschützen niemals einfach alleine hier zurück lassen, wissend, dass der sich in jedem erdenklichen Zustand aufmachen würde, um ihn zu suchen. Mit diesem Wissen und einem leichten Lächeln auf den Lippen, sank Piers langsam aber sicher in einen leichten Schlaf, während Chris ihm noch einmal durch die kurzen Haare strich, ehe er sich leise entfernte, sein Handy schnappte und sich daran machte, Rebecca anzurufen. Die Biochemikerin war nicht überrascht, als ihr Handy klingelte, und als sie sah, dass es Chris war, der sie da anrief. Erleichtert, von ihm zu hören, fragte sie gleich nach, wie es Piers und ihm denn ginge. Sie war froh, dass soweit wohl alles in Ordnung war, dass sich der junge Soldat nicht mehr in Lebensgefahr befand, dass er durchgehalten hatte und wieder zu Kräften gekommen war. Das, was Chris als nächstes sagte, überraschte Rebecca allerdings doch. Auch, wenn sie irgendwie erleichtert war. „Das heißt, wir suchen nach einer Art zweitem Wesker?“, hakte sie nach, seufzte leise und knabberte an dem Ende des Stifts, den sie gerade in der Hand hielt. Seufzend beugte sie sich vor, legte den Stift weg, klappte die Unterlagen, die sie gerade bearbeitet hatte, zu und lauschte den weiteren Worten ihres Freundes. „Möglich, ja. Hoffen wir, er ist nicht ganz so clever und hartnäckig wie Wesker. Rebecca… sei bitte vorsichtig, egal, was du tust. Noch sieht es nicht so aus, als würde sich Piers’ Vermutung bestätigen. Sonst hätte die B.S.A.A. schon längst begonnen, die eigenen Reihen zu überprüfen. Es sei denn…“ „Es sei denn, wir haben es mit jemandem zu tun, der noch gefährlicher als Wesker ist. Mit jemandem, über den einige hier Bescheid wissen und vor dem sie Angst haben." „Richtig…“ Kurz herrschte Schweigen, dann war von Chris ein Seufzen zu vernehmen, ehe es kurz wieder still war. „Tu mir einen Gefallen. Bring uns etwas Verpflegung, Essen Trinken, Piers braucht neue Verbände und etwas zum Anziehen. Und bring uns etwas Sprit mit. Dann kehrst du zurück und verhältst dich weiterhin unauffällig. Versuch vorsichtig, irgendetwas herauszufinden. Wenn du was weißt, dann gib uns Bescheid. Wir werden sofort kommen, wenn sich herausstellt, dass es wirklich ein Fremder ist. Wenn nicht… müssen wir weiter fliehen.“ Wieder war es still, und Chris spürte, dass Rebecca ihm am liebsten widersprochen hätte. Dass sie wollte, dass Piers und er verschwanden und sich in Sicherheit brachten. Aber die Jüngere kannte Chris, und sie wusste, dass sie damit, sowohl bei ihm als auch bei seinem Vize, gegen eine Wand aus Stahl anrennen würde. „Okay, mach ich. Ich beeile mich. Seid vorsichtig. Ein Trupp ist noch immer unterwegs und auf der Suche.“ „Dann sei du auch vorsichtig, Rebecca. Lass dich nicht erwischen.“ „Mach ich nicht, keine Sorge. Bis später.“ Mit diesen Worten legte die junge Frau auf, fuhr sich durch die kurzen Haare und machte sich daran, die Dinge zusammen zu suchen, die Chris angefordert hatte, während dieser das Handy wieder weg packte, sich selber zu Piers legte und den Schlafenden mit einem leichten Lächeln im Gesicht einfach ein wenig beobachtete. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)