Die gute Klopapierfee von Namaiki (Tualetnaya Bumaga) ================================================================================ Kapitel 4: Scheiß Hormone ------------------------- Auf dem Display stand TEMARI. Seufzend hob ich ab. „Ja?“ „Bereite dich auf dein Ende vor“, ertönte es aus der Leitung. Ich schauderte und erwartete halb, auf der Stelle tot umzufallen. Dann setzte mein gesunder Menschenverstand wieder ein und ich erkannte zu meiner Erleichterung, dass sie mich nicht über das Telefon töten konnte. In diesem Moment klingelte es an Chojis Haustür. „Mach die Tür auf“, verlangte Sabakuno. „Ich mach doch nicht meinem eigenen Henker die Tür auf!“, protestierte ich halbherzig. „Schatz“, versuchte sie es sanfter. Sie klang immer noch so, als wolle sie mich durch den Fleischwolf drehen. „Nein.“ „Bitte.“ „Auf gar keinen Fall.“ „Mach die Tür auf!“ An dieser Stelle legte ich auf. Choji beobachtete mich. „Das war unklug.“ „Warum?“ „Unsere Hintertür ist offen.“ Schon hörte ich, wie die Hintertür aufgerissen wurde und kurz darauf hastige Schritte auf der Treppe. Ein Fluchtweg war nicht in Sicht, außer ich wollte mich im Badezimmer verstecken. Es blieb aber keine Zeit abzuwiegen, welche der verrückten Weiber die bessere Wahl war, da kam Sabakuno schon um die Ecke. Choji neben mir wirkte noch völlig ruhig, was ich ihm ein wenig übel nahm, bedachte man den mordlustigen Blick, mit dem sie mich betrachtete. Sie bückte sich zu mir hinab, packte mich am Kragen und ich sah ihr ruhig ins Gesicht. Vielleicht hatte ich es ja doch verdient. „Mich deiner Mutter zum Fraß vorzuwerfen, war nicht okay“, bemerkte sie. Ich nickte langsam. Bloß keine hastigen Bewegungen. „Das wieder gut zu machen wird wirklich schwer.“ Ich nickte erneut. Aber anstatt dass sie anschließend ihren Kiefer ausrenkte und mir meinen Kopf mit einem Biss von den Schultern riss, zog sie mich auf die Füße und dann den Flur hinab. „Schön dich wiederzusehen, Choji“, warf sie noch über die Schulter. Er winkte zurück und zeigte mir den erhobenen Daumen. Mit meiner freien Hand zeigte ich ihm den Vogel. Die andere hatte Sabakuno in einem Schraubstockgriff, aus dem auch Houdini sich nicht hätte befreien können. Zumindest war es diesmal die andere Hand und nicht die, die auch schon heute Morgen hatte leiden müssen. Draußen vor Chojis Haus zögerte sie plötzlich und sah sich um. „Wo war nochmal diese tolle Eisdiele?“ Ich blinzelte. Es gab nur eine wirklich gute Eisdiele in Konoha aber da lag nicht mein Problem. Mit einem Kopfnicken wies ich ihr die Richtung und sie zog mich weiter. „Mach dich darauf gefasst. Das ist mindestens vier Kugeln wert“, teilte sie mir mit. Dabei lächelte sie mich an, auf eine Weise, die sogar mir ganz kurz die Knie weich werden ließ. Ich räusperte mich. „Du bist eine bessere Schauspielerin, als ich dachte.“ „Oh, ich bin wütend. Aber ich bin auf dich wütend und das bedeutet, ich werde meine Wut einfach auf die Zeit schieben, in der wir uns nicht sehen können. Jetzt gebe ich mich mit einem großen Eisbecher zufrieden.“ Ich ließ mich von ihr mitziehen, ohne einen weiteren Blick auf ihr Gesicht erhaschen zu können. Wieder zuhause hielt ich ihr die Tür auf. Sabakuno hatte in jeder Hand eine Eiswaffel mit je zwei Kugeln und wirkte durchaus zufrieden mit sich und der Welt. In der Küche fand ich einen Zettel meiner Mutter. Sie und mein Vater waren zur Arbeit gefahren. Auf dem Zettel fand ich aber keine lieben Grüße. Wehe, Temari ist irgendwie unzufrieden, wenn ich wieder komme! Deine Mutter Ich schnaubte durch die Nase. Sah ihr ähnlich. „Shikamaru!“, hörte ich es aus dem Wohnzimmer. Als ich nachsah, war eine der Eistüten aus Sabakunos Hand verschwunden(vielleicht hatte sie den Kiefertrick jetzt doch angewendet) und die freie Hand zeigte auf mein Shogi-Brett auf dem Regal. „Lust auf eine Runde?“ Ich grinste halbherzig. „Von mir aus.“ Sabakuno war tatsächlich eine gute Spielerin, die mich wirklich auf Trab hielt. Ich war es gewohnt, mich in Spielen gegen die meisten Gegner nicht wirklich anstrengen zu müssen, aber sie war nicht zu unterschätzen. Mitten in einer Pause, während ich auf ihren nächsten Zug wartete, glitt mein Blick vom Spielbrett ab und zu ihr hinauf. Ihre Augen waren auf die Figuren geheftet und ihr rechter Zeigefinger zog ihre Unterlippe vermutlich unbewusst immer wieder zart nach unten. Ich starrte wie der größte Dämlack auf diese Bewegung. Ihre Zungenspitze zeigte sich kurz, wieder ihr Finger. Nach mehrmaliger Wiederholung, in der mein ramponiertes noch denkendes Selbst sich verzweifelt fragte, wann seine andere Hälfte sich wieder zu ihm gesellte, verzogen ihre Lippen sich zu einem Grinsen. Aufgescheucht wandte ich mich weg. Das war eben nicht passiert. Wieder einigermaßen gefasst, hatte ich Zeit mir ihren Zug anzusehen. Er war gut. In ihrer Situation war es wohl die beste Wahl, die sie hätte treffen können. Aber ich wusste bereits, wie ich dem entgegenwirken konnte. Das Spiel endete wie zu erwarten mit meinen Sieg, aber ich war trotzdem genervt. Sie war als Gegenüber in mehr als nur einer Weise anstrengend. Hielt ich meinen Blick gesenkt, waren ihre entblößten Beine immer in meinem Blickwinkel. Hob ich den Blick, konnte ich mich, von dem was ich sah, nicht losreißen. Und als ich schließlich die Augen die meiste Zeit geschlossen hielt, bildete ich mir einen ihren Blick auf mir zu spüren. Als wir endlich fertig waren, war ich dem Ende meiner Nerven näher als in der letzten Nacht, als ich immer noch in der Badewanne lag. „Ach, verdammt.“ Sie betrachtete die Spielfiguren, als wären sie schuld daran, dass sie verloren hatte. Ich ließ mich nach hinten fallen, die Decke betrachtend. Schließlich schloss ich die Augen wieder. „Hey“, ertönte es plötzlich direkt über mir. Ich riss die Augen wieder auf, nur um ihre Nase nur wenige Zentimeter von meiner entfernt vorzufinden. Was war sie? Ein Ninja? Wo hatte sie gelernt, sich so anzuschleichen? Und wo war ihr Ärger hin? „Shikamaru.“ Ihr Flüstern jagte mir einen Schauer über den Rücken, der mich erschreckend an den von letzter Nacht erinnerte, als sie in mein Bett gekrochen war. Ihr Blick zeigte, dass sie etwas erwartete und nur ein Idiot verstünde nicht was. Ich war kein Idiot. Der Moment dauerte lange an, keiner von uns rührte sich. Und endlich war das Glück einmal doch auf meiner Seite. Es klingelte an der Haustür und das rettete mich aus dieser kompromittierenden Situation. Ich ließ Temari schmollend zurück und flüchtete mich in den Flur. An der Haustür erwartete mich... „Pfft, was bist du denn so rot?“ Ino. Was hatte ich noch von Glück gesagt? Streicht das. „Hey, hey, ist Temari schon da?“ Sie wollte sich an mir vorbei schieben und öffnete den Mund, um nach meiner angeblichen Angebeteten zu rufen, als ich ihr den Mund zuhielt. Wenn ich jetzt etwas nicht gebrauchen konnte, dann dass sich erneut zwei Frauen gegen mich verbündeten. Wenn man allerdings die Situation bedachte, aus der ich gerade kam, war wohl jedwede Ablenkung willkommen. Prompt ließ ich sie wieder los, gerade rechtzeitig, denn durch Sabakunos Auftauchen im Flur wurde mir Inos endloses Gezeter erspart. Ich überließ die beiden sich selbst und verkroch mich in mein Zimmer, das bereits erste Anzeichen seiner neuen Bewohnerin zeigte. Der Futon auf dem Boden, eine Tasche und ein Koffer in der Ecke und auf der Stuhllehne ein BH, den ich mit spitzen Fingern hochhob und zielsicher wieder in den Koffer beförderte. Ich ließ mich auf mein gemachtes Bett fallen und vergrub frustriert mein Gesicht im Kissen. Ich ließ das aber ganz schnell wieder sein, denn aus dem Bezug stieg ein Duft auf, der ganz sicher nicht meiner war. Es war tatsächlich ein Duft, kein Geruch und eigentlich war er überaus angenehm. Umso weniger verstand ich, dass meine Nerven sich noch etwas mehr spannten. Ich rollte aus dem Bett heraus und kam wieder auf die Füße. Ich verstand es doch. Sie hatte mein Leben kontaminiert. Mein Kissen, mein Zimmer, meine Familie, meine Freunde, mein Kopf. Sie war überall und das machte mich verrückt. Ich hasste es nicht, nicht eindeutig, aber ich wollte sie auch nicht überall haben. Das alles war entschieden zu plötzlich entschieden zu weit gegangen. Konnte ich nicht einfach mit ihr Schluss machen? Der Gedanke kam mir zum ersten Mal, was für mich zu langsam war. Aber Schlussmachen bedeutete Streit und Stress und Emotionen. Das würde ich mir als letzte Option offen halten, aber nichts womit ich mich freiwillig auseinandersetzte. Bis dahin war mein Problem ein anderes. Da waren gewisse Intimitäten, die sie begann einzufordern. Und meine größte Sorge war nicht, dass sie sie wollte, sondern dass ich langsam begann, sie zu wollen. Ein bisschen vielleicht. Ich legte mich auf meinen Futon und starrte an die Decke. Statt der Decke mit ihren Flecken und Unschönheiten sah ich aber Sabakuno vor mir. Es war schwer zu ignorieren, dass Sabakuno banal gesagt verdammt heiß war. Dass sie sich mir gegenüber absolut schutzlos verhielt, half dabei kein bisschen. Am liebsten würde ich sie packen und in mein altes Astronautenkostüm stecken. Irgendetwas das luftundurchlässig war, damit ich nicht mehr ihren Pheromonen ausgesetzt war, die mich dazu brachten, ihre Lippen anzustarren und meine Lippen ihren immer näher zu bringen, nur weil ihre blau-grünen-Meeres-Wald-und-Wiesen-Augen, so laut das für Augen möglich war, KÜSS MICH! schrien. Logisch betrachtet war die Wahrscheinlichkeit, sie dazu zu bringen, in dieser Hitze ein Astronautenkostüm zu tragen, aber verschwindend gering. Nicht dass ich mir im Winter wesentlich höhere Chancen ausrechnete. Frustriert schloss ich die Augen. Sabakuno saß auf mir, beide Hände neben meinem Kopf abgestützt und starrte mich an. Der abrupte Szenenwechsel verwirrte mich, aber ich hatte nicht wirklich Gelegenheit darüber nachzudenken, weil sie ihren Kopf noch weiter senkte, sodass ihr Atem meine Lippen streifte. Diesmal bildete ich es mir nicht ein und es waren auch nicht ihre Augen sondern sie selbst, die „Küss mich endlich!“ knurrte. Mein Hirn verabschiedete sich endgültig in die Abgründen von Lalalulu-Land und kappte sämtliche Verbindungen mit allen Körperteilen. Die machten stattdessen alle, was sie wollten. Mein Kopf rückte hoch, meine Lippen pressten sich auf ihre. Meine Hände fanden den Weg zu ihrer Hüfte und zogen sie näher, bis sie auf mir lag. Sie wehrte sich kein bisschen, was auch bedeutete, dass niemand meine Hände aufhielt, die über ihren Körper fuhren oder meine Zunge, die-. „Shikamaru! Komm und hilf mir auspacken!“ Niemand außer meiner Mutter. Ich fuhr schwer atmend hoch, Sabakuno von mir weghaltend, die aussah, als wäre sie sehr zufrieden mit sich. Sie war so freundlich, sich von meinem Schoß zu erheben und ich nutzte die Gelegenheit, zu fliehen. An der Tür hielt ich inne. Erst jetzt fiel mir auf, dass das Licht im Zimmer völlig anders war, die Sonne neigte sich bereits immer mehr dem Horizont zu. Ich musste eingeschlafen sein. Und Sabakuno hatte sich mit meinem Körper verschworen und die Situation schamlos ausgenutzt. Scheiß Hormone. „Shikamaru!“, erinnerte meine Mutter mich an ihre Anwesenheit. „Wir kommen schon, Yoshino!“, rief Sabakuno und schob mich zur Tür hinaus. Dabei klang sie zufriedener als sie es den ganzen Tag über getan hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)