Happy Birthday, Doremi! von Alaiya (Ein weiteres Jahr) ================================================================================ Der 24. Geburtstag ------------------ „Alles Gute zum Geburtstag, Doremi-chan“, drang eine Stimme in ihr Bewusstsein. Dieses war jedoch noch viel zu schlaftrunken, um sich um die Verarbeitung der Worte zu bemühen. „Wach auf, Doremi“, versuchte die Stimme es erneut und jemand versuchte sie zu schütteln. Noch immer im Halbschlaf schlug sie die Hand weg. „Es ist noch zu früh“, murmelte sie. „Sind doch Ferien...“ „Hey, Dojimi!“ Die Stimme klang nun weit weniger zärtlich als zuvor und ehe sie sich versah, wurde ihr die ohnehin dünne Bettdecke fortgerissen. Doremi rollte sich zusammen, doch es war einfach nicht dasselbe wie mit Bettdecke und so richtete sie sich letzten Endes mit noch immer beinahe gänzlich geschlossenen Augen auf. „Kotake!“, grummelte sie und tastete Blind nach ihrer Decke. „Pass doch auf, Dojimi“, erwiderte Tetsuya und sie konnte spüren, das er aufstand. Verschlafen rieb sie sich die Augen und blinzelte ihn an. „Nenn mich nicht so“, grummelte sie. Er streckte ihr die Zunge heraus. „Dann hör auf so ungeschickt zu sein.“ Er balancierte ein Tablett. „Du hättest beinahe die Sachen runtergeworfen!“ Nun schenkte Doremi ihre Aufmerksamkeit dem Tablett, auf dem sie nicht nur Sandwichs und Soda, sondern auch eine sehr kleine Torte fand. Misstrauisch sah sie nun wieder zu Kotake, beziehungsweise Tetsuya. „Und wozu bringst du mir etwas zu essen ans Bett?“, fragte sie mit zusammengezogenen Augenbrauen, ganz so, als wolle sie ihm vorwerfen, etwas im Schilde zu führen. „Und keine Ausreden?“ „Weil ich dir eine Freude machen wollte, Dojimi?“, erwiderte er und sah übertrieben finster zurück. Sie zog eine Augenbraue hoch. „Sicher, dass du nicht irgendetwas planst?“ Er erwiderte ihren Blick, ehe er aufstand. „Ich bringe es ja schon wieder zurück in die Küche“, meinte er dann und zog einen Schmollmund. „Da will man dir eine Freude machen und dann...“ Doch da wurde er aufgehalten, indem Doremi, die aufgesprungen war, ihn von hinten umarmte. „Danke, Idiot“, flüsterte sie und küsste ihn auf die Wange. Dann lachten sie beide. Es war ein sonniger Tag in Misora. Der Himmel war klar und auch wenn es heiß war, wehte doch ein frischer Wind von der Bucht aus und machte das Wetter somit angenehm. „Ah, wie schön“, flüsterte Doremi und hielt eine Strähne ihres Haares, das sie mittlerweile offen trug mit einer Hand zurück, während sie zusammen mit Tetsuya die Promenade am Meer entlang ging. „Du bist wirklich noch immer leicht zu beeindrucken“, lachte er und bekam dafür einen beleidigten Blick zugeworfen. Schnell winkte er ab. „War doch nur ein Spaß.“ „Idiot“, murmelte sie und verschränkte die Arme. Doch er lachte, als sie schmollend die Wangen aufplusterte, wie sie es schon als Kind immer gemacht hatte. Einige Möwen, deren Flügel hell im Licht der Sonne leuchteten, flogen über sie hinweg und Doremi sah den Vögeln hinterher, wie sie auf das Meer hinaus flogen. „Also“, meinte Tetsuya, der bemerkte, wie sie für einen Moment zögerte und trag neben sie, beide Hände in seinen Hosentaschen versteckt. „Wo willst du hin! Ich habe mir heute freigenommen wegen dir.“ Doremi, die noch immer die Arme verschränkt hatte, sah ihn an. „Hmm...“ Sie wusste, dass sie bei sich zuhause niemanden vorfinden würde, da nun, wo sowohl sie, als auch Pop studierten auch ihre Mutter beschlossen hatte wieder zu arbeiten. Sie gab Klavierstunden an einer der Musikschulen der Stadt und würde erst am Nachmittag da sein. Sie seufzte. Auch ihre Freundinnen würde sie erst am Wochenende sehen. „Was seufzt du so?“, meinte Tetsuya und klopfte ihr auf den Rücken. „Mach nicht so ein langes Gesicht.“ „Es ist nichts“, erwiderte sie, ohne ihn direkt anzusehen. Er warf ihr einen misstrauischen Blick zu. „Sicher?“ Für einen Moment schwieg er. „Ha! Ich weiß es! Du bist dir dessen bewusst geworden, dass du alt wirst!“ „Kotake!“, rief sie aus und brachte ihn damit erneut zum Lachen. „Ich glaube, ich sehe schon erste graue Haare“, meinte er. „Du bist nutzlos“, gab sie zurück. „Weißt du denn nicht, wie man mit einer jungen Frau an ihrem Geburtstag umgeht. Warum habe ausgerechnet ist einen so unnützen Freund?“ Er zog eine Augenbraue hoch. „Unnütz? Was soll das jetzt heißen?“ Doch sie streckte ihm nur die Zunge heraus. „Genau das.“ Dann lachte auch sie. Nachdem sie eine Weile weiter gelaufen waren, setzte Tetsuya wieder an. „Aber ernsthaft: Was willst du heute machen?“ Doremi zuckte mit den Schultern und sah ihn an. „Ich weiß es nicht.“ Sie legte die Stirn in falten, während sie nachdachte. „Vielleicht... Äh... Wir könnten ein Eis essen gehen... Oder so.“ „Oder so, eh?“ Tetsuya seufzte und zuckte dann mit den Schultern. „Lass uns in die Stadt gehen.“ „Okay“, meinte Doremi und wandte sich vom Meer ab. Es gab eine Sache, die sie bedrückte. Doch über diese Sache würde sie selbst jetzt nicht mit Tetsuya reden können. Es würde für immer ein Geheimnis bleiben - ein Geheimnis zwischen ihr, Hatsuki, Aiko, Momoko und Onpu... Dennoch. Es war nun schon wieder sechs Jahre her. „Kommst du?“, fragte Tetsuya, der, da sie so langsam ging, bereits einige Meter Abstand zwischen sie gebracht hatte. „Lauf halt nicht so schnell“, meinte sie. „Du könntest ja auch meine Hand halten.“ Auf dieses Angebot, oder viel eher diese Nachfrage, antwortete Tetsuya nicht. Stattdessen wurde er knallrot und wandte sich ab, ohne etwas zu sagen. Er lief fortan langsam und ohne sie anzusehen neben ihr her und sie wusste nicht, ob sie seufzen oder lachen würde. Er weigerte sich weiter beharrlich in der Öffentlichkeit ihre Hand zu halten oder sie gar zu küssen. Aber irgendwann würde sie ihn schon noch dazu bekommen - immerhin hatte es Hatsuki bei Masaru ja auch geschafft! Schweigend liefen sie für ein ganzes Stück, ehe sie eine von Misoras vielen kleineren Einkaufsstraßen erreichten. „Ein Café“, meinte Tetsuya und zeigte auf den Eingang eines solchen. Um genau zu sein, war es ein kleines Restaurant, das gleichzeitig als Café betrieben wurde. Doremi erinnerte sich, dass sie während ihrer Highschoolzeit ab und an hergekommen war - wenn sie einmal genug erspartes dafür hatte - demnach also nicht besonders häufig. Sie zögerte. „Ich lad dich ein“, sagte Tetsuya und lächelte sie an. Etwas errötet stimmte sie mit einem Nicken zu. „Danke“, murmelte sie. „Nur weil dein Geburtstag ist und so“, murmelte er und schlug den Weg zum Eingang des Geschäfts auf. Er hielt ihr sogar die Tür auf. „Wie außergewöhnlich zuvorkommend“, meinte Doremi und folgte ihm, als er sich von einem Angestellten zu einem Tisch leiten ließ. Das Café hatte zwei Etagen und befand sich an einer Straßenecke. Die äußeren Wände des Gebäudes waren verglast, so dass sie noch immer hinaus sehen und vorbeifahrende Autos und Passanten beobachten konnten. Da der Tisch, der ihnen zugewiesen wurde, direkt an einem Fenster stand, tat Doremi auch genau das und starrte auf die Straße hinaus, bis Tetsuya ihr mit der Hand vor den Augen wedelte. „Du bist noch immer viel zu verträumt“, seufzte er. „Ich frage mich ja, wie oft du in der Schule einschläfst.“ „Sag so etwas nicht“, schmollte sie, woraufhin er erneut lachte. Nicht viel später kam ein Angestellter, der sehr förmlich gekleidet war, zu ihnen mit zwei Eiskaffee hinüber. „Danke“, meinte Doremi und sah zu Tetsuya hinüber, während dieser seinen Kaffee bisher nicht allzuviel Aufmerksamkeit schenkte. Tatsächlich starrte er nun Doremi an, die nicht umher kam erneut misstrauisch ihre Stirn in falten zu legen. „Ist etwas?“, fragte sie und bemerkte, wie er rot wurde. „Nichts, nichts“, meinte er und nahm einen Schluck von seinem Eiskaffee. „Ich habe nur nachgedacht.“ „Sicher?“ Doremi hob eine Augenbraue. Tetsuya tat ihr diese Geste gleich. „Was soll das heißen?“ Mit schelmischem Blick beugte sie sich vor. „Nichts, nichts...“ „Vorsichtig!“ Tetsuya streckte die Hand auf, um das hohe Glas mit dem Eiskaffee am fallen zu hindern, als sie sich zu weit vorbeugte. „Save“, seufzte er, als er das Glas stabilisiert hatte, auch wenn etwas des Kaffees übergeschwappt war. „Typisch Dojimi.“ „Du bist blöd“, murmelte Doremi schon wieder. Doch anstatt, wie sonst immer, mit gespielter Beleidigung zu reagieren oder ihr weitere Gemeinheiten an den Kopf zu werfen, wurde Tetsuyas Gesichtsausdruck auf einmal ungewohnt ernst. „Was...?“, begann Doremi, nun ernsthaft erschrocken. Sie bekam nicht sofort eine Antwort, da Tetsuya auf einmal seltsam unsicher wurde und seinen Blick auf die Tischplatte richtete. Mit fahriger Hand fuhr er sich durchs Haar, wie er es sich während der Highschoolzeit angewöhnt hatte. „Na ja, Doremi“, meinte er und sah sie auf einmal wieder an. „Es... Es gibt eigentlich schon etwas...“ Doch er kam nicht dazu, zu erzählen, was es da noch gab, als Doremi auf dem Gehweg vor dem Café zwei bekannte Gestalten entdeckte. „Seki-sensei und Nishizawa-san!“, rief sie aus und zeigte auf die Straße, womit sie Tetsuya aus dem Konzept brachte. Ohne lang zu überlegen stand Doremi auf, lief zu Tür und winkte ihren beiden ehemaligen Lehrerinnen zu. Seki-sensei, die einen Kinderwagen vor sich herschob, lächelte, als sie die junge Frau erkannte. „Harukaze-san.“ Auch Nishizawa Yuka, die noch immer an der Misora Grundschule tät war, lächelte sie an. „Doremi-san!“ Und so kam es, dass die beiden Lehrerinnen ihr in das Café folgten und Doremi schon vergessen hatte, dass Tetsuya ihr hatte etwas sagen wollen. Stattdessen redete sie glücklich mit Seki und kam dabei nicht ganz umher neidische Blicke auf Haku, den kleinen Jungen im Kinderwagen zu werfen. Erst, als sie zwischendurch Tetsuya einen Seitenblick zuwarf, merkte sie, dass dieser etwas bedrückt wirkte. „Was? Kein Steak?“ Auf Doremis Gesicht spiegelte sich Entsetzen ab, während sie im Wohnzimmer ihrer Eltern saß. „Sei nicht so verfressen“, kommentierte Pop, die im Sessel am Fensterende des niedrigen Tisches saß und eine Tasse Tee in den Händen hielt. Sie saß vollkommen grade und hatte einen Blick, der sie beinahe etwas überheblich wirken ließ. Harukaze Haruka sah sie verlegen an. „Nun, ich dachte, wenn du am Wochenende mit Hatsuki und Aiko feierst...“ „Aber es ist mein Geburtstag“, seufzte Doremi. Es war ihr Fluch. Nie gab es Steak! „Du musst doch nur bis Samstag warten“, versuchte Tetsuya sie aufzumuntern. Pop winkte ab. „Damit muss sie halt auskommen. Steak ist teuer. Und wenn du zu viel frisst, wirst du eh dick.“ „Pop!“ Ihr Vater, der noch immer in der Tür des Zimmers stand, sah sie streng an, während Doremi seufzte. „Du bist eine gemeine kleine Schwester“, meinte sie dann melodramatisch. „Wieso müsst ihr mich alle selbst an meinem Geburtstag ärgern?“ Pop tat, als würde sie nachdenken. „Ich denke, weil ich so selten die Chance habe.“ Daraufhin lachte Tetsuya. „Das kann ich nachvollziehen.“ Mit geblähten Wangen und einen Schmollmund ziehend wandte Doremi sich demonstrativ ab, was Harukaze Keisuke dazu brachte, zu ihr hinüber zu gehen und ihr die Hände auf die Schulter zu legen. „Na komm, du weißt, sie meinen es nicht so.“ Doch Doremi zog nur eine Augenbraue hoch und seufzte dann. „Womit habe ich es verdient, eine so freche kleine Schwester zu haben.“ Dann sah sie zu Tetsuya. „Und einen Freund, der mich die ganze Zeit ärgert.“ Noch einmal seufzte sie. „Hey, du hast mich ausgefragt“, meinte Tetsuya und verschränkte die Arme. Pops Blick wanderte jedoch nur zu ihren Eltern und sie zuckte mit den Schultern. „Ach ja“, meinte Keisuke auf einmal und ging in die Küche. „Das hier ist heute für dich gekommen.“ Er kam mit zwei Briefen und einer Karte zurück. Doremi nahm die Post entgegen und sah drauf. Die Karte und einer der Briefe waren mit ausländischen Briefmarken versehen, während der letzte Brief aus Japan zu kommen schien. Auch Pop fasste die Post ins Auge. „Wen kennst du, der dir eine Karte aus Venedig schreiben würde?“, fragte sie ihre Schwester und zog eine Augenbraue hoch. Doremi sah ihre Schwester nur lächelnd an, sich dessen bewusst, dass ihr Lächeln etwas traurig war. Ihre Schwester wusste nichts von Majo Mirai. Selbst ihre Freundinnen kannten die Geschichte nicht vollständig. Die Geschichte der Hexe, die keine Hexe mehr sein wollte und nun Hanas Schwester in Venedig groß zog. Doch selbst davon wussten nur sie, Hana und die Hexenkönigin. Die Karte enthielt wenig Text. Nur die Worte Happy Birthday, Doremi. Darunter war eine Blume gemalt, die eindeutig von Yume gezeichnet worden war. „Weißt du, von wem die ist?“, fragte ihre Mutter, als sie sah, das Doremi die Karte in der Hand hielt. Die junge Frau seufzte. „Jemand, den ich vor einer Weile einmal getroffen habe.“ Dann hob sie den anderen Brief auf, dessen Umschlag bereits deutlich machte, dass er aus Amerika kam. Natürlich war er von Momoko. Hello Doremi-chan, laß sich die Überschrift in englischen Lettern. I wish you a happy Birthday. Erst nach diesen Worten fuhr Momoko auf japanisch fort. Nur ein Scherz. Ich weiß, dass du Englisch nicht so gerne magst. Ich wollte dir alles gute zum Geburtstag wünschen und mich entschuldigen, dass ich nicht bei euch sein kann. Ich werde jedoch vielleicht über Weihnachten einmal wieder nach Japan zurückkommen. Ich hoffe dir, Aiko und Hatsuki und natürlich auch Onpu-chan geht es gut! Mir selbst geht es bestens! Ich habe dir ein paar Fotos beigelegt. Ich weiß, das ist furchtbar altmodisch. Hier fand sich ein daneben gezeichneter, verlegener Smiley. Eigentlich wollte ich dir eine Email schreiben, aber ich dachte, du würdest dich über einen Brief freuen. Ich hoffe nur, er kommt rechtzeitig an. Für den Notfall werde ich dir wohl noch zusätzlich eine Mail schicken. Ein zwinkernder Smiley. Jedenfalls geht es mir gut. Ich teile mir mit Beth eine Wohnung in Brooklyn, aber wir können weiterhin die Universität besuchen. Ich habe außerdem einen Freund. Schau dir die Fotos an. Ein weiterer zwinkernder Smiley. Argh. Ich weiß gar nicht, was ich sonst noch schreiben soll! Grüß auf alle Fälle alle von mir, auch deine Eltern, Pop-chan und Kotake-kun. Und warte auf meine Email (wenn sie nicht vor dem Brief angekommen ist). Wir hören bald voneinander! Und mit lieben Grüßen endete der Brief. Hinter dem handschriftlichen Brief, der mit einzelnen Blumenstickern verzirrt war, fanden sich drei ausgedruckte Bilder auf festeren Papier. Das erste zeigte Momoko und zwei andere Mädchen, von denen das eine schlacksig und rothaarig, das andere dunkelhäutig und mit lockigen Haaren war, wie sie gemeinsam in einem Wald standen. Auf der Rückseite fand sie eine kurze Erklärung: Das sind Beth und Maria, eine andere Kommilitonin von mir. Wir waren vor zwei Wochen in New Jersey wandern. Das zweite Bild zeigte ein ordentliches Zimmer, an dessen Wand zwei moderne Bilder hingen. Neben einem recht breiten Bett, stand eine Gitarre an die Wand gelehnt. Das ist mein neues Zimmer, stand auf der Rückseite. Auf dem letzten Bild war Momoko an der Zeite eines jungen westlich aussehenden Mannes mit braunem Haar zu sehen. Und das bin ich mit Thomas. My boyfriend. Die letzten beiden Worte standen erneut in Englisch dort und waren mit einem Herzchen versehen. „Hmm, Momo-chans Freund?“, meinte Pop, die aufgestanden war um von hinter dem Sofa aus Doremi über die Schulter zu sehen. Dann sah sie zu Tetsuya. „Sie hat definitiv einen bessern Fang gemacht als du.“ „Hey!“, protestierte der junge Mann, doch Doremi, die ihre Chance für etwas Rache sah, warf ihm einen Seitenblick zu. „Leider“, seufzte sie. Dann legte sie den Brief auf die Seite und holte den anderen Brief hervor. „Von Onpu“, sagte sie, als sie die säuberliche, aber sehr abgerundete Handschrift sah. Liebe Doremi, begann der Brief. Ich wünsche dir alles gute zum Geburtstag. Es tut mir so leid, dass ich nicht mit dir feiern kann, doch wir werden noch bis in den August hinein mit den Dreharbeiten beschäftigt sein. Ich komme kaum dazu einen Brief zu schreiben. Es tut mir wirklich leid. Dafür möchte ich dich - und natürlich auch Hatsuki und Aiko, wenn sie Zeit haben - zur Premiere des Films im Oktober nach Osaka einladen. Aiko ist ja ohnehin vor Ort. Dann können wir auch einmal wieder etwas gemeinsam unternehmen. Ich habe mir überlegt, dass ich mir, wenn der Film erschienen ist, vielleicht wieder für ein paar Wochen Zeit für euch nehmen werde, auch wenn ich weiß, dass du wahrscheinlich ebenfalls von der Arbeit eingespannt bist. Aber vielleicht können wir Weihnachten zusammen feiern. Ich schicke dir noch kein Geburtstagsgeschenk. Doch ich habe etwas, das ich dir geben möchte, wenn wir uns das nächste Mal sehen. Richte Aiko und Hatsuki viele liebe Grüße aus, wenn du sie siehst! Ich freue mich darauf, euch alle wieder zu sehen. Wir werden uns spätestens im Oktober sehen, aber ich hoffe, dass ich euch schon früher besuchen kann! Mit viel Liebe, Onpu. Dabei unterschrieb sie mit ihrer üblichen, mit einem Herzchen versehenen Signatur. Doremi lächelte und faltete den Brief wieder zusammen. „Dann können wir Weihnachten wirklich alle zusammen feiern“, meinte Pop, die erneut mitgelesen hatte. „Wenn wir dich mitfeiern lassen“, erwiderte Doremi und sah sie aus den Augenwinkeln an. „Hatsuki-chan und die anderen lassen mich sicher mitfeiern“, antwortete ihre Schwester überzeugt. Darauf erwiderte Doremi nichts. Sie unterdrückte ein Seufzen. Es war an sich schön, dass ihre Freundinnen an sie dachten, doch sie vermisste die Zeiten, die sie gemeinsam verbringen konnten. Sie vermisste die Zeit, als sie gemeinsam im Mahodou verbracht hatten; die Zeit, als sie jeden Tag nach der Schule dorthin gegangen waren und gemeinsam Majo Rika geärgert hatten. Sie vermisste auch Majo Rika. Und natürlich vermisste sie auch Hana. „Hey, Dojimi, was ist los?“, fragte Tetsuya, der ganz offenbar bemerkt hatte, dass sie nachdenklich geworden war. Sie schüttelte den Kopf. „Nichts, nichts.“ Sie zögerte. „Ich glaube, ich schaue einmal, ob Momo-chan tatsächlich eine Email geschrieben hatte“, meinte sie dann, vom plötzlichen Bedürfnis beselt, zumindest für einen Moment allein zu sein. „Ich muss sowieso anfangen zu kochen“, meinte ihre Mutter daraufhin. Und so nahm Doremi die Briefe in die Hand und machte sich auf den Weg die Treppe hoch, um in ihr altes Zimmer zu gehen, wo sie eigentlich noch immer lebte, wenn sie nicht bei Tetsuya übernachtete. Doch es hatte sich viel verändert, seit sie in die Grundschule gegangen war, auch wenn sowohl ihr Bett, als auch ihr Schrank gleich geblieben waren. Allerdings hatte sie einen neuen, gradlinigeren Schreibtisch, auf dem ein rosafarbener Laptop stand. Sie startete das Gerät und öffnete das Fenster. Sie dachte daran, wie sie an einem ihrer ersten Tage als Hexenschülerin zu diesem geflogen war, um Hatsuki zurückzuholen. Natürlich hatte sie keine Email von Momoko. Sie erinnerte sich daran, dass es in Amerika noch tief in der Nacht war. Dafür fand sie jedoch einige Emails von ehemaligen Mitschülern und Kommilitonen. Es klopfte an der Tür. „Kann ich reinkommen?“, hörte sie Tetsuyas Stimme. „Natürlich“, erwiderte sie. Der junge Mann kam herein. Die Hände in beide Taschen gesteckt und etwas unschlüssig aussehend. „Und?“, meinte er mit einem Blick auf den Laptop. „Hat Momoko eine Email geschrieben?“ „Nein“, erwiderte sie. „Wahrscheinlich zu früh in Amerika.“ „Ah.“ Er ließ sich auf ihr Bett fallen und schien weiterhin sehr unschlüssig zu sein. „Was habt ihr damals eigentlich immer bei diesem Mahodo gemacht?“, fragte er. „Geholfen!“, antwortete Doremi, wie aus der Pistole geschossen. Sie wusste, dass Tetsuya schon lange etwas vermutete, doch direkte Vermutungen hatte er nie geäußert. Und erzählen würde sie es nie - immerhin wusste sie nicht, ob sich der Fluch jetzt noch auf sie auswirken könnte. Tetsuya hob eine Augenbraue, fragte jedoch - wie immer - nicht weiter. „Hey, Doremi“, begann er dann. „Hmm?“ Sie sah zu ihm hinüber, überrascht über den eher ernsten Ton in seiner Stimme. „Ich...“ Er schien unsicher. „Ich wollte mit dir eigentlich über etwas reden...“ „Worüber denn?“, fragte sie. Er druckste etwas herum und sah sie nicht direkt an. „Na ja... Eigentlich... Na ja, du weißt ja... Im Moment helfe ich nur hier in der Klinik aus...“ Er sah aus dem Fenster und schien viel unsicherer, als sie es von ihm gewohnt war. „Ja...?“, hakte sie nach, als er nicht fortfuhr. „Und, na ja“, begann er. „Ich kann vielleicht...“ Doch in dem Moment hörten sie die Klingel im Erdgeschoss gehen und nur wenige Sekunden später schrie Pop die Treppe hinauf: „Doremi. Ist für dich! Hatsuki-chan ist gekommen! Ich schicke sie hoch!“ So vergaß Doremi schon bald wieder, dass Tetsuya sie etwas fragen wollte. Immerhin sah sie bereits seit der Mittelschule Hatsuki nur in unregelmäßigen Abständen - selbst wenn Hatsuki als einzige ihrer alten Freundinnen in Misora verblieben war und Doremi sie somit häufiger zu sehen bekam, als Aiko, Onpu oder Momoko. Dennoch reichten auch eineinhalb Wochen um für genug Gesprächsstoff zu sorgen und so kam es, dass die beiden jungen Frauen bald schon lachten und gemeinsam redeten, während Tetsuya ungewöhnlich still wurde. Als sie später gemeinsam beim Abendessen - Harukaze Haruka hatte ein Fondue mit verschiedenen Beilagen vorbereitet - saßen, redeten Hatsuki und Doremi noch immer, während Tetsuya ein halbherziges Gespräch mit Pop führte, bei dem er sich nicht einmal dazu hinreißen ließ, über seine Freundin zu lästern. Schließlich bemerkte Doremi es doch und sah ihn von der Seite an. „Alles in Ordnung?“, fragte sie. Sie bemerkte, dass er etwas errötete. „Ja, natürlich“, murmelte er. Unter dem Tisch griff sie nach seiner Hand, woraufhin seine Wangen jedoch noch röter brannten, ehe er ihr seine Hand wieder entwand. „Hatsuki“, begann schließlich Pop und schien die Chance zu nutzen. Der beinahe befehlerische Tonfall in ihrer Stimme ließ Hatsuki aufschrecken. Auch wenn sie in den letzten Jahren sehr an ihrem Selbstbewusstsein gearbeitet hatte, so war sie manchmal doch nocht sehr schreckhaft. „J-ja?“, stammelte sie. Pop setzte ein Grinsen auf. „Was ich dich die ganze Zeit fragen wollte“, meinte sie und warf Doremi einen Seitenblick zu, „wie läuft es eigentlich mit dir und Masaru?“ „W-Wie meinst du?“, fragte Hatsuki und wurde nun ebenfalls rot. „Na, ich meine ob er dich schon einmal gefragt hat!“, erwiderte Pop in einem Tonfall, als ob dies offensichtlich war. „Ich meine, ihr wollt euch doch nicht von den beiden überholen lassen?“ Sie zeigte auf Doremi und Tetsuya. „Hey!“, riefen die beiden, während Hatsuki noch röter wurde. „So etwas fragt man nicht“, zischte ihre Mutter und verpasste Pop eine Kopfnuss. Nun, ob Masaru etwas gefragt hatte oder nicht, erfuhren sie nicht, daraufhin Harukaze Haruka und Keisuke sich umschwänglich bei Hatsuki entschuldigte, während diese nur verlegen abwinkte. „Du bist die richtige, so etwas zu fragen“, flüsterte Doremi derweil ihrer Schwester zu. „Lässt du nicht alle abblitzen?“ „Ich kann es mir nur erlauben, wählerisch zu sein“, erwiderte Pop und streckte ihr die Zunge heraus. Dabei bemerkte Doremi jedoch, dass Tetsuyas Hände sich in seinem Schoß verkrampft hatten. Sie legte die Stirn in Falten sagte jedoch nichts, so dass das Abendessen ohne einen ähnlichen Zwischenfall voran ging. Es war schon dunkel, als Doremi zusammen mit Hatsuki und Tetsuya vor ihrem Elternhaus stand. „Du bist sicher, dass du heute nicht bei uns übernachten willst?“, fragte ihre Mutter mit bedauernder Miene. „Tetsuya muss erst morgen Abend arbeiten“, meinte Doremi nur, sah ihrer Mutter jedoch nicht in die Augen. „Du kannst doch gleich ausziehen!“, schlug Pop, die hinter ihrer Mutter im Flur stand, vor. „Dann kann ich dein Zimmer haben!“ „Du wohnst doch selbst nicht mehr hier!“, erwiderte Doremi. „Und?“ Wieder streckte ihre Schwester ihr die Zunge heraus. Schließlich seufzte ihre Mutter. „Na gut, aber du kommst morgen wieder?“ „Ja“, versprach sie und lächelte ihre Mutter an. So liefen sie bald die Straße, die von kleinen Einfamilienhäusern gesäumt war, entlang. „Wir bringen dich nach Hause, Hatsuki-chan“, meinte Doremi. „Danke“, flüsterte ihre Freundin und lächelte verlegen. Tetsuya seufzte und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Einwände?“, fragte Doremi und zog ihre Augenbrauen zusammen. „Nein, nein“, erwiderte ihr Freund nur und ging schweigend neben den jungen Frauen her, während diese sich weiter über ihre Arbeit und über Masaru unterhielten, der es tatsächlich geschafft hatte, in einem größeren Orchester aufgenommen zu werden. Der Weg zur Villa von Hatsukis Eltern war nicht weit und so standen sie bald am in der Dammmauer eingelassenen Pforte, die sich zur aufs Grundstück führenden Treppe öffnete. „Wir sehen uns am Wochenende“, meinte Hatsuki mit leicht geröteten Wangen. „Ja“, erwiderte Doremi und winkte zum Abschied. „Gute Nacht.“ „Gute Nacht euch beiden“, verabschiedene sich Hatsuki und öffnete die Pforte, während Tetsuya zum Abschied nur die Hand hob. Doremi seufzte. „Du hättest auch etwas sagen können.“ „Hmm“, machte er nur und zuckte mit den Schultern. Sie gingen schweigend nebeneinander her. Nun, da Hatsuki nicht mehr bei ihnen war, merkte Doremi, wie still ihr Freund geworden war. Unter einer Straßenlaterne, in deren Licht einige Insekten schwirrten, blieb sie stehen. „Stimmt etwas nicht“, fragte sie, während sie ihn mit forschendem Blick ansah. Erneut wich Tetsuya ihrem Blick aus. „Es ist nichts. Es ist nichts.“ Allein die Tatsache, dass er nun seit mindestens zwei Stunden keine spitze Bemerkung gemacht hatte und auch die Möglichkeit, als sie nun allein waren, nicht nutzte, ließ sie anderes vermuten, doch für den Moment ließ sie es darauf beruhen und ging weiter. Eigentlich wollte sie ihn fragen, doch während sie schon so oft andere dazu ermutigt hatte, konnte sie sich selbst doch einmal wieder nicht dazu bringen. Sie seufzte leise. Die Dunkelheit der frühen Nacht war vom Zirpen der Zikaden erfüllt, während sie durch den Park gingen und auf einem gepflasterten Weg an einem Hang herauskamen. Tetsuya sah sich um. „Wie sind wir hierher gekommen?“, fragte er. Auch Doremi sah sich verwundert um, als sie feststellte, dass sie auf dem Weg waren, der am Mahodou entlang führte, das nun leer an der Treppe stand, die Fenster mit Brettern vernagelt und nur vom Licht einer Laterne erfüllt. Sie wusste, wie sie hierher gekommen waren. Denn einst hatte Majo Rika einen Zauber auf das Mahodou gelegt, dass jene, die Probleme hatten oder bedrückt waren, von ganz allein ihren Weg hierher finden würden. Doch vielleicht waren es auch Doremis Füße gewesen, die sie von ganz alleine hierher getragen hatten. „Warte hier einen Moment“, meinte sie zu Tetsuya und lief schon die kurze Treppe hinab. „Hey warte!“, hörte sie ihn hinter sich rufen, hielt jedoch nicht an und hörte auch keine Schritte, die ihr folgten. Dabei war sie sich nicht einmal sicher, was sie hier überhaupt wollte. Immerhin stand das Mahodou - einmal wieder - leer und die meisten Personen, die an ihm vorbei gingen, würden es wohl nicht einmal sehen. Es bot einen traurigen Anblick, wie es dort mit teils vernagelten, teils vollkommen verstaubten Fenstern stand. Gedankenverloren lief sie um das alte Haus herum. Denn heute, an einem Tag, den sie so gerne mit ihren Freundinnen verbracht hatte, war sie nicht umher gekommen daran zu denken, wie viele glückliche Stunden sie hier verbracht hatte. Sie war nicht umher gekommen an Majo Rika, Lala, Dodo und vor allem auch an Hana zu denken. Denn auch, wenn sie damals noch so unglaublich jung gewesen waren, so waren sie doch, auf irgendeine Art und Weise, Hanas Mütter - und dennoch konnten sie Hana nicht mehr sehen. Es gab Tage, an denen sie sich fragte, ob sie wirklich die richtige Entscheidung getroffen hatten. Doch dann schalt sie sich immer wieder. Denn auch wenn sie Hana liebte und auch Majo Rika wie eine zweite Mutter für sie war - wenngleich vielleicht, eine etwas herrische zweite Mutter - so gab es doch so viele Menschen in dieser Welt, die sie liebte. Und Doremi wusste: Sie wollte hier mit ihren Freunden leben, mit ihnen alt werden und irgendwann eine Familie gründen. Und dennoch... Sie wartete auf den Tag, an dem der Fluch endlich gelüftet würde und sie Majo Rika, Hana und all die anderen wiedersehen konnte. Während sie darüber nachdachte, war sie um das Haus herumgeschritten, dass so furchtbar kalt und leer aussah. Nun, dass sie wieder an der Vorderseite ankam, stand Tetsuya vor ihr. „Was machst du?“, seufzte er und klang etwas genervt. Nun war sie es, die seinem Blick auswich. Ach, wie wünschte sie, dass sie ihm erzählen konnte, wohin Hana wirklich gegangen war und welch schwere Entscheidung damit für Doremi verbunden war. „Ich bin nur etwas nostalgisch.“ „Nostalgisch, hmm?“, meinte er und zog sie nicht damit auf. „Ich weiß noch... Ich mochte das Mahodou am liebsten, als ihr Kuchen gemacht habt.“ „Ja?“, fragte sie. Er lächelte sie an. „Ja. Auch wenn dein Kuchen immer furchtbar aussah.“ „Wie gemein“, schmollte sie, doch er lachte nur und küsste sie kurz auf die Stirn. „Ich sage nicht, dass er nicht geschmeckt hat.“ Nun lächelte auch sie, wenngleich etwas traurig. „Du hast dich wirklich nicht verändert.“ „Du aber auch nicht“, meinte er. In dem Moment fiel ihr Blick auf die Tür zum Mahodou und sie erschrack beinahe. Sie war sicher gewesen, das, als sie vorher zum Haus gelaufen war, die Tür mit zwei Brettern versperrt gewesen war, doch nun waren dort keine Bretter und die Tür stand einen Spalt breit offen. Ohne darüber nachzudenken streckte sie die Hand aus und schob die Tür weiter offen. „Was ist?“, fragte Tetsuya und sah sie an. Sie warf ihm einen kurzen Blick zu. „Warte noch für einen Moment, ja?“, bat sie. „Dann können wir nach Hause gehen.“ Er zögerte, nickte dann aber. „Ja.“ Dann trat sie in das verstaubte Innere des Ladens. Sie konnte sich daran erinnern, dass es ähnlich staubig gewesen war, als sie das erste Mal den Laden betreten hatte. Majo Rika hatte gesagt, das würde die Atmosphäre eines Ladens für magische Gegenstände ausmachen. Beinahe sah sie Majo Rika auf ihrem Schaukelstuhl vor der Tür, die in die Wohnräume des Hauses und zu jener Tür, die einmal das Portal zur Hexenwelt gewesen war, führten. Doch dort war kein Schaukelstuhl und keine Majo Rika. Der Raum war beinahe vollständig leer, von ein paar alten verstaubten Schränken, die noch immer an den Wänden standen, einmal abgesehen. Sie seufzte. Doch da fiel ihr Blick auf eine Komode, die neben jener Tür stand. Dort lag ein Zettel. Als sie näher trat, konnte sie sehen, dass auf diesen etwas geschrieben war. Es war Dunkel im Laden, doch Doremi fischte ihr Handy aus ihrer Tasche und nutzte es als Lichtquelle. Sie erstarrte, als sie die Handschrift erkannte. An Mama. Ich hoffe, dass du diesen Brief finden kannst, aber Majo Rika sagt, sie sorgt dafür, dass du ihn bekommst. Ich wollte dir Geburtstagsgrüße schicken. Eigentlich wollte ich dir ein Tuch, das ich selbst bestickt habe, schenken, doch die Königin sagt, ich darf dir nichts magisches schicken. Ich vermisse dich und Hatsuki und Aiko und Momo-chan und Onpu und alle anderen. Deswegen lerne ich fleißig, damit ich einmal eine große Königin sein kann, die den Fluch aufheben kann! Dann können wir uns wiedersehen und gemeinsam leben! Aber manchmal wünschte ich mir, ich könnte wie Yume in eurer Welt leben. Zumindest habe ich Pao-chan, Majo Rika, Lala und die anderen Elfen, die mir Gesellschaft leisten. Pao-chan ist mittlerweile so groß geworden, Majo Rika würde es hassen, müsste sie selbst für ihr Futter bezahlen! Irgendwann werde ich wieder zu euch zurück kommen! Du wirst sehen! Das letzte Mal haben wir es auch geschafft! Also gib du bis dahin auch dein bestes! Alles, alles liebe, deine Hana-chan Neben ihren Namen hatte Hana eine Blume gemalt. Doch unter dem Brief von Hana war eine weitere Nachricht: Liebe Doremi, Es tut mir leid, dass wir euch schon wieder zurücklassen mussten. Hana, den Elfen und mir geht es gut und auch in der Hexenwelt ist alles in Ordnung. Ich hoffe, dass es auch euch Mädchen weiter gut geht. Irgendwann werden wir uns wieder sehen. Ich hoffe, du bist fleißiger, als du es früher warst und strengst dich an, dass aus dir eine großartige Frau wird. Alles gute zum Geburtstag, Doremi. Majo Rika Doch neben Majo Rika konnte sie auch die krakeligen Unterschriften der Elfen erkennen. Eine Träne fiel auf das Papier. Doremi rieb sich über die Wange. Sie hatte sich doch geschworen, nicht mehr deswegen zu weinen. Und doch: Sie vermisste Hana, Majo Rika und die Elfen so sehr. Ja, selbst die anderen Hexen und die Königin, der sie all die Jahre so nahe gewesen waren, ohne es zu wissen. „Dooo“, hörte sie ein vertrautes Stimmchen. Sie sah auf. „Dodo?“, fragte sie in die Dunkelheit. „Dodo!“, quietschte das Stimmchen auf und sie sah zwei Haardanjos durch die Luft auf die Tür zu rasen, welche sich im nächsten Moment öffnete, ehe die beiden Danjos durch den sich öffnenden Spalt flogen und somit verschwanden. Die Tür knallte zu. „Doremi!“, hörte sie Tetsuyas Stimme, als die Eingangstür des Mahodous geöffnet wurde und er hineintrat. „T-tetsuya!“, stammelte sie und ließ den Brief aus der Hexenwelt schnell in ihrer Hosentasche verschwinden. „Wofür brauchst du so lange?“, fragte er und sah sie beinahe etwas beunruhigt an. „Warum weinst du?“ Schnell wischte sie sich das Gesicht mit dem Handrücken trocken. „Es ist nichts!“ Er seufzte, ehe er matt lächelnd auf sie zukam. Er legte die Arme um sie, offenbar sicher, dass sie hier alleine waren, auch wenn die Umarmung nur für einen kurzen Moment anhielt. Dann löste er sich von ihr und sah sie mit ernstem Blick an. „Doremi“, begann er mit belegter Stimme. „Was ist?“, fragte sie und hatte das Gefühl ein Deja-vu zu erleben. Doch anders als die anderen Male an diesem Tag, sah er sie, wenngleich leicht zittrig an. „Ich wollte dich etwas fragen“, sagte er und schien sich zu bemühen, seine Stimme zu festigen. Eine kurze Pause trat ein. „Doremi, ich kann meine Assistenz im nächsten Frühjahr vielleicht in Tokyo fortsetzen...“ Überrascht sah sie ihn an. Es war das erste Mal, dass sie davon hörte. „Und die Sache ist die“, stotterte er weiter. „Ich weiß, dass du dein Referendariat hier zu Ende machen willst. Aber... Magst du danach vielleicht... Mit mir nach Tokyo kommen?“ Er atmete tief durch, als er die Frage gestellt hatte. „Tetsuya...“, begann sie und sah ihn an. Er lächelte unsicher. Und dann, auch wenn sie noch immer Tränen in den Augen hatte, lächelte sie auch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)