Persona: Shadows of Mirror von ShioChan (Kagami no Kage) ================================================================================ Kapitel 140: CXL – Verzweiflung ------------------------------- [~Dienstag, 13.Oktober~] [-Neumond-] [*Abend*] „MIRÂ! Komm zu dir! Es ist schrecklich!“, rief sie und lenkte so nun die Aufmerksamkeit der Violetthaarigen wieder auf den Standspiegel, „Junko wurde hierher verschleppt!“ Wie angewurzelt saß Mirâ noch immer auf dem Fußboden ihres Zimmers und starrte auf die dunklen Dielen unter sich, ohne diese wirklich wahrzunehmen. Dumpf und in weiter Ferne hörte sie, wie jemand nach ihr rief, doch gelang es dieser Person nicht gänzlich zu ihr durchzudringen. Viel zu sehr war sie von den Geschehnissen geschockt, die sich kurz zuvor ereignet hatten. Junko war verschwunden… und sie war schuld daran. Hätte sie den herannahenden Shadow bemerkt, der es gewagt hatte, die Grundschülerin in die Welt hinter den Spiegeln zu ziehen, wäre das niemals passiert. Sie hätte Junko beiseite ziehen oder anderweitig beschützen können. Doch stattdessen war sie wieder in einem ihrer Tagträume gefangen, der sie reglos zurückgelassen hatte. Diese Chance hatte das Wesen aus der anderen Welt genutzt und sich ihre kleine Schwester geschnappt. Damit wurden mehr denn je die Worte unterstrichen, die der unheimliche Schatten nach dem Kampf gegen Ryus Shadow an sie gerichtet hatte. Damals hatte er sie gewarnt, dass jemand hineingezogen werden würde, der ihr wichtig war, sollte sie ihren Weg weiterhin so beschreiten wie bisher. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Mirâ diese Worte wieder verdrängt gehabt, zumal ihr nicht in den Sinn gekommen war, dass eine solche Situation eintreten könnte. Doch nun war es zu spät. Das Wesen hatte seine Drohung wahr gemacht und ihre kleine Schwester zu sich geholt; eine wehrlose und unschuldige Grundschülerin, die für all das gar nichts konnte. Hätte sie etwas daran ändern können, wenn sie auf die Worte gehört hätte? Hätte sie aufgeben und nicht weiter nach einem möglichen Opfer suchen sollen? Hätte sie Junko damit vor diesem Alptraum retten können? Sie wusste keine Antwort auf ihre Fragen und fühlte sich plötzlich so machtlos. Was hatte ihre Fähigkeit für einen Nutzen, wenn sie nicht einmal dazu in der Lage war, die ihr wichtigen Menschen zu beschützen? Immer tiefer in ihren dunklen Gedanken eintauchend, sank die Oberschülerin immer mehr in sich zusammen, bis sie nur noch wie ein Häufchen Elend auf dem Boden kauerte; dabei vollkommen die Stimme Mikas ignorierend, die immer und immer wieder ihren Namen rief. „Mirâ verdammt! MIRÂ!“, rief Mika immer wieder, auch wenn ihr schon der Hals brannte und ihre Stimme drohte zu versagen. Sie wollte, nein, sie durfte nicht aufgeben. Irgendwie musste sie es schaffen die Ältere wieder ins Hier und Jetzt zu holen. Eile war geboten, immerhin ging es um Junkos Leben. Doch egal wie oft sie auch den Namen ihrer Freundin rief, sie reagierte nicht. Verzweifelt legte sie ihre Stirn gegen das kalte Glas des Spiegels und rutschte dann daran herunter, bis sie auf ihren Knien saß. „Mirâ, ich bitte dich. Komm wieder zu dir“, flehte sie verzweifelt mir kratziger Stimme, „Wir müssen Junko doch da rausholen…“ Was sollte sie jetzt nur machen? Welche Optionen blieben ihr noch? Es war Tatsache, dass sie Junko retten mussten, doch dafür brauchten sie Mirâ. Und diese wirkte mit jeder Minute die verging immer kraftloserer, so als würde sie nach und nach den Willen verlieren überhaupt zu kämpfen. Die Blauhaarige hatte eine Ahnung davon, was im Kopf der Älteren vorging, immerhin hatte sie die Worte des Schattens ebenso vernommen. Mirâ gab sich mit Sicherheit die Schuld an dieser Situation. Sie machte sich Gedanken darüber, ob sie es hätte verhindern können, wenn sie aufgehört hätten. Doch was wäre dann aus möglichen Opfern geworden, die womöglich noch gefolgt wären? Hätte sie diese einfach im Stich lassen können? Das konnte und wollte Mika nicht glauben. Sie war auch der Meinung, dass es nichts an der ganzen Situation geändert hätte. Wahrscheinlich hätte es nur noch mehr sinnlose Opfer gegeben, die weniger Glück hätten, als ihre Freunde. Aus diesem Grund durften sie auch nicht aufgeben und mussten weiter machen. Nur wie sollten sie das schaffen, wenn Mirâ jeglichen Willen zu kämpfen verloren hatte und noch immer in ihren Gedanken gefangen war? Sollte sie alleine losziehen und nach Junko suchen? Doch was hätte sie dann ausrichten können, wenn sie dem Shadow gegenübergestanden hätte? Sie besaß weder eine Persona, noch die allgemeine Fähigkeit zu kämpfen. Damit war es unmöglich die Grundschülerin zu retten. Viel eher glich es einem Selbstmordkommando und damit wäre niemandem geholfen. Was also blieb ihr noch? Sie musste es irgendwie schaffen Mirâ wieder ins Hier und Jetzt zu holen. Nur sie und ihre Freunde gemeinsam wären in der Lade dazu Junko zu retten. Doch auch jeder weitere Versuch zu der Oberschülerin vorzudringen waren bisher gescheitert. Verzweifelt schlug Mika mit der Faust gegen den Spiegel. Wenn sie nur in der Lage wäre diese Welt zu verlassen und hinüber zu Mirâ zu gehen, dann könnte sie die Violetthaarige notfalls mit einer Backpfeife wieder zurückholen. Doch sie saß hier fest und war machtlos. Trotzdem musste es doch eine Möglichkeit geben sie wieder zur Besinnung zu bringen. Verzweifelt kniff sie die Augen zusammen und überlegte angestrengt. Was sollte sie nur machen? Plötzlich kam ihr ein Gespräch in den Sinn, was sie einmal mit Mirâ geführt hatte. Damals hatte sie erzählt, dass sie sich beinahe in ihren dunklen Gedanken verloren hätte, wäre nicht eine ganze bestimmte Person in ihrer Nähe gewesen, die sie da wieder herausgeholt hätte. Auch wenn sich Mika nicht sicher sein konnte, so hoffte sie, dass derjenige welche auch in dieser Situation helfen und zu ihr durchdringen konnte. Sie hob den Blick und sah noch einmal zu Mirâ hinüber, die noch immer reglos auf dem Boden hockte. Dann nickte sie entschlossen. Es gab nur diese Möglichkeit. Sie musste es also einfach versuchen. Damit erhob sie sich aus ihrer Position und drehte sich auf dem Absatz um, nur um kurz darauf das Zimmer zu verlassen. Kaum war sie jedoch in den Flur getreten, blieb sie wie angewurzelt stehen, als ihr ein eiskalter Schauer über den Rücken lief. Ruckartig drehte sie sich zur Seite und blickte auf eine geschlossene Tür, an welcher ein niedliches Schild mit der Aufschrift „Junko“ hing. Damit war klar wohin sie führte, doch das war nicht der Grund, wieso die Blauhaarige mit einem Ruck zurückwich. Viel mehr lag es an der unheimlichen Macht, welche unaufhörlich aus diesem Raum herausströmte und immer stärker zu werden schien. Noch einmal wurde ihr bewusst, dass Eile geboten war, weshalb sie schwer schluckte und dann so schnell wie möglich das Haus verließ, um endlich Hilfe zu holen. Leise pfeifend betrat Hiroshi sein Zimmer; dabei ein Handtuch um seinen Nacken gelegt, mit dem er sich kurz zuvor seine Haare etwas angetrocknet hatte. In seiner Hand hielt er eine Flasche Cola und eine kleine Tüte Chips, die er sich gleich schmecken lassen würde, sobald er seine Konsole gestartet hatte. Heute war der perfekte Abend für eine Gamesession. Da war zum einen der Umstand, dass er alleine war, weil seine Mutter Nachtschicht hatte und sein Vater bei einem Geschäftsessen war. Und zum anderen erwartete sie an diesem Abend endlich mal wieder kein Bossgegner, den es zu besiegen galt. Zwar hatte er sich auch Gedanken darüber gemacht, ob sie nicht doch etwas übersehen hatte, doch hatte diese damit wieder beruhigt, dass sie ja wirklich alles abgesucht und nichts gefunden hatten. So sollte ihn an diesem Abend nichts und niemand daran hindern, endlich sein neustes Videospiel zu zocken. Voller Vorfreude wandte er sich dementsprechend seiner Sitzecke zu und steuerte gezielt auf diese zu, als er plötzlich das Gefühl hatte seinen Namen zu hören. Er stoppte kurz und lauschte, konnte jedoch nichts hören. Deshalb zuckte er nur mit den Schultern und entschied, sich einfach nur verhört zu haben. Vielleicht waren es auch einfach nur die Nachbarn, die er gehört hatte. So wandte er sich wieder seinem Tun zu, als die Stimme in diesem Moment erneut ertönte; dabei jedoch um einiges Lauter: „HIROSHI!“ Dieses Mal hatte er sich die Stimme definitiv nicht eingebildet, weshalb er sich vollkommen überrumpelt umdrehte und plötzlich den Schreck seines Lebens bekam, als er eine Person in der Spiegeltür seines Kleiderschrankes vorfand. Erschrocken wich er daraufhin zurück, stolperte und fiel danach rücklinks mit einem überraschten Aufschrei über die Lehne seiner Couch, genau in die Sitzecke hinein. Ein kurzes Rumpeln ertönte, als er dabei auch noch seinen kleinen Couchtisch streifte. Das jedoch interessierte Mika nicht. Schwer atmend stützte sie sich auf ihren Knien ab und wischte sich den Schweiß vom Kinn, welcher von ihrer Stirn hinablief. „W-was zum Geier ist passiert Mika?“, setzte sich der Blonde langsam wieder auf, während er sich an der Lehne wieder nach oben zog. Angesprochene atmete tief durch, um wieder zu Kräften zu kommen: „Junko wurde entführt!“ Geschockt weitete der junge Mann seine blauen Augen, während ihm das kleine Mädchen in kürze erzählte was vor nicht allzu langer Zeit passiert war. Nur wenige Minuten später sprintete der Oberschüler durch die Straßen des Stadtviertels, dabei den kürzesten Weg nehmend, den er finden konnte. Er hatte sofort alles stehen und liegen gelassen, nachdem er erfahren hatte, was geschehen war; dabei war es ihm völlig egal, dass seine Haare noch teilweise nass waren oder er wahrscheinlich noch mächtigen Ärger bekommen würde, wenn sein Vater nachhause kam und bemerkte, dass er nicht in seinem Bett lag. Diese Dinge waren in diesem Moment einfach nur zweitrangig. Er wollte nur so schnell wie möglich zu Mirâ. Dazu hatte er sogar bewusst auf die U-Bahn verzichtet, da er der Meinung war in einem schnellen Sprint schneller an sein Ziel zu gelangen, zumal er da mehr oder weniger einmal querfeldein laufen konnte. Noch im Fahrstuhl hatte er sofort Akane kontaktiert und diese in Kürze eingeweiht, nur um ihr dann aufzutragen, die anderen zusammenzutrommeln und sie zum Einkaufszentrum zu zitieren. Auf die Frage hin, was er denn machen würde, hatte er gar nicht reagiert und sofort wieder aufgelegt, um dann Mirâ anzurufen. „Der Gesprächspartner ist aktuell nicht zu erreichen…“, erklang es jedoch darauf nur nach kurzem Klingeln aus dem Hörer. Zunge schnalzend wählte er sogleich die Wahlwiederholung und versuchte es erneut, jedoch mit dem gleichen Ergebnis. Trotzdem kam für ihn aufgeben nicht in Frage und so versuchte er es einfach immer wieder. Doch egal, wie oft er auch die Nummer der Violetthaarigen wählte, sie nahm einfach nicht ab. „Kche“, knirschte er mit den Zähnen, als er zum wiederholten Male die Bandansage hörte, versuchte es jedoch daraufhin gleich noch einmal. So erreichte er innerhalb kürzester Zeit das Haus, in dem die junge Frau wohnte und stürmte sogleich auf die Eingangstür, welche er versuchte aufzuschieben. Jedoch blockierte sie, was drauf hinwies, dass sie verschlossen war. Also betätigte er die Klingel, woraufhin aus dem Inneren das dumpfe Klingeln der Glocke zu hören war. Doch auch darauf reagierte die Oberschülerin nicht. Er trat einige Schritte zurück und sah hinauf zu den Fenstern, welche zu Mirâs Zimmer gehörten. Dabei musste er feststellen, dass sie auf jeden Fall noch hier sein musste, denn ganz leicht schimmerte Licht durch die zugezogenen Vorhänge. „Mirâ ich weiß, dass du da bist! Mach die Tür auf!“, rief er laut, dabei vollkommen ignorierend, dass es die Nachbarn hören und vollkommen falsch verstehen könnten. Das allerdings war ihm in diesem Moment ohnehin egal. Es gab wesentlich wichtigeres, als sich um solche Nichtigkeiten zu kümmern. Junko war in Gefahr und sie mussten sie retten, doch zuvor musste er es schaffen Mirâ aus diesem Haus zu bekommen. Zunge schnalzend nahm er wieder sein Handy zur Hand und wählte erneut ihre Telefonnummer, nur um daraufhin wieder mit der Bandansage konfrontiert zu werden. „Verdammt Mirâ! Du hörst mich doch! Oder? Los mach die Tür auf!“, rief er zum wiederholten Male und versuchte noch einmal telefonisch zu ihr durchzudringen. Mirâ hörte das Klappern der Haustür und das vibrieren ihres Handys, welches immer wieder über den Tisch rutschte, doch war sie nicht im Stande sich zu bewegen und darauf zu reagieren. Ihr Körper war so schwer, während sie sich selbst so nutz- und hilflos fühlte. Dabei wusste sie doch genau was zu tun war: Sie musste Junko retten. Aber wie sollten sie das schaffen? Es war unmöglich innerhalb eines Abends einen gesamten Dungeon zu erobern und im Nachhinein noch einen mächtigen Shadow zu besiegen. Das würde ihre physischen Kräfte übersteigen und den sicheren Tod bedeuten. Dieser Gedanke lähmte sie. Sie konnte doch aber ihre Schwester nicht im Stich lassen. Gab es aber überhaupt einen Weg die Grundschülerin zu retten? Ihre Gedanken drehten sich wieder im Kreis und rissen sie immer weiter in einen tiefen Abgrund, dem sie nicht entrinnen konnte. Die Zähne zusammenbeißend, kniff sie die Augen zusammen und hielt sich die Ohren zu. Sie wollte einfach nichts mehr hören und auch nichts mehr sehen. „MIRÂ!“, drang plötzlich Hiroshis Stimme zu ihr durch. Sie zuckte zusammen, denn kaum erklang die Stimme des jungen Mannes, die ihren Namen rief, tanzten kleine Lichter vor ihrem geistigen Auge umher und erhellten die imaginäre Dunkelheit um sie herum. Immer klarer wurde das Rufen, wodurch auch das Licht vor ihr immer heller wurde. Mit einem Mal erwachte die Violetthaarige aus ihrer Starre, als erneut fordernd die Klingel ertönte. Kurz darauf begann ihr Handy wieder zu Klingeln. Erschrocken sah die junge Frau zu dem kleinen Gerät, welches Leuchtend über den Schreibtisch rutschte. Trotz ihrer Position erkannte sie sofort das Bild, was ihr bei dem eingehenden Anruf angezeigt wurde. Mit schweren Bewegungen erhob sich Mirâ endlich und griff nach dem klingelnden Gerät, auf dem das Foto von Hiroshi zu erkennen war. Zitternd wischte sie über das Display und nahm das Gespräch damit entgegen, bevor sie sich das Telefon ans Ohr hielt. „Endlich nimmst du ab!“, die Erleichterung des Blonden war ihm anzumerken. Plötzlich schwand die Anspannung, die sie die ganze Zeit gelähmt hatte, und Tränen stiegen ihr in die Augen: „Hiroshi-kun… ich… Junko…“ „Ich weiß Bescheid. Mika hat mich über alles informiert und mich hergeholt“, sagte Hiroshi mit sanfter Stimme, „Komm bitte runter und öffnete die Tür. Dann besprechen wir in Ruhe, wie es weiter geht.“ Endlich ertönte das erlösende Klacken der an der Haustür, welches verriet, dass sie entriegelt wurde. Kurz darauf kamen violette Haare zum Vorschein, als sich die Schiebetür mit einem leisen Rattern langsam öffnete. Erleichtert darüber, dass die junge Frau endlich wieder zu sich gekommen war, trat Hiroshi an sie heran, doch stolperte wieder einen Schritt zurück, als sich die Violetthaarige plötzlich an seine Brust warf und in sein Shirt krallte, dass unter der offenen Jacke zum Vorschein kam. Etwas überrumpelt von dieser Aktion, wusste er kurz nicht, was er tun sollte, doch strich Mirâ dann beruhigend mit der Hand über den Hinterkopf. Mit dem anderen Arm zog er sie fest an sich heran, um sie so wieder zu beruhigen. Mirâ ließ es geschehen, sodass sie in dieser Position eine Weile verweilten, bis das Beben in ihrem Körper langsam nachließ. „Geht’s?“, fragte der Blonde anschließend vorsichtig nach, woraufhin ihm mit einem Nicken geantwortet wurde, „Keine Sorge, Mirâ. Ich habe Akane schon informiert. Sie benachrichtigt die anderen. Wir treffen uns mit ihnen am Einkaufszentrum und retten Junko.“ Die Zweitklässlerin zuckte kurz zusammen und löste sich vorsichtig von ihrem Kumpel, während man ihr ansah, wie sie wieder jegliche Kraft verlor: „Aber… wie? Hiroshi-kun… wir müssen sie HEUTE retten. Wie sollen wir das schaffen, wenn wir erst noch einen Dungeon erobern müssen? Das ist… unmöglich…“ Wütend über die Worte seiner Teamkameradin, die vermuten ließen, dass sie bereits aufgegeben hatte ohne es versucht zu haben, packte der junge Mann sie an den Schultern und zwang sie so ihn anzusehen. Erschrocken blickte diese in die blauen Augen ihres Gegenübers, die sie ernst ansahen. „Darüber machen wir uns Gedanken, wenn es soweit ist. Aber es gar nicht erst zu versuchen, kommt nicht in Frage. Es geht hier im Junko-chan“, mahnte er und versuchte dabei seine Wut zu unterdrücken, „Los, zieh dir was über! Wir gehen!“ Die Violetthaarige zögerte, immerhin war ihr Unterfangen das reinste Selbstmordkommando. Aber… es ging im Junko… ihr kleine Schwester… „MIRÂ!“, ließ Hiroshis Stimme sie erneut aufschrecken. Nun endlich kam wieder Bewegung in ihren Körper, woraufhin sie sich schnell ihre Turnschuhe überzog und sich dann gemeinsam mit dem jungen Mann auf den Weg zum Einkaufszentrum machte; ohne jedoch ihre Zweifel gänzlich zu verlieren. Mit der U-Bahn erreichten die beiden nach nur wenigen Minuten das Einkaufszentrum, wo sie bereits von den anderen erwartet wurden. „Mirâ!“, kam sofort Akane auf ihre Freundin zugestürmt, „Ich habe mir Sorgen gemacht, weil ich dich nicht erreicht habe. Keine Sorge. Wir werden Junko-chan retten. Verlass dich darauf!“ Überrascht sah Angesprochene erst die Brünette an und dann hintereinander weg ihre anderen Freunde, die sich vor ihr versammelt hatten. Ihnen allen sah man an, dass sie fest entschlossen waren und keine Zweifel hegten. Das jedoch ließ ihre Ängste trotzdem nicht schwinden. „Wie könnt ihr euch da so sicher sein?“, fragte sie deshalb verunsichert, während ihr Blick auf ihre Füße wanderte. „Es gibt keine andere Option“, ließ Masarus Stimme sie jedoch wieder aufschauen, „Wenn wir Junko-chan heute nicht retten, dann ist sie für immer verloren.“ „Viel mehr ist die Frage, wieso du daran zweifelst, Mirâ“, kam es von Yasuo, welcher sie mit einem ernsten Blick bedachte, „Wieso hast du schon aufgegeben? Das sieht dir nicht ähnlich.“ „Aber… wir hatten bei Ryu-kuns Dungeon schon das Problem, dass wir mehrere Tage brauchten, um diesen überhaupt zu durchqueren. Wie sollen wir also bitte an nur einem Abend einen Dungeon erobern und dann noch einen großen Shadow besiegen?“, fragte die junge Frau und senkte wieder den Blick, „Das ist… das ist Selbstmord. Das packen wir niemals!“ Stille hatte sich über die Gruppe gelegt, da niemand so genau wusste, was er darauf antworten sollte. Mirâ war so festgefahren in ihren Gedanken, dass sie auch gar keine andere Argumentation zulassen würde. Und doch wussten sie alle, dass sie es einfach tun mussten. Doch ohne ihre Anführerin… Kuraiko löste sich als erstes aus ihrer Starre und ging dann festen Schrittes auf ihre Freundin zu. Plötzlich klatschte es, während Mirâ ihr Gesicht nun zur Seite gerichtet hatte. „Du willst also schon aufgeben ohne es vorher versucht zu haben? Schön! Aber dann komm am Ende nicht heulend angerannt, weil wir Junko nicht gerettet haben! Beschwer dich dann nicht, über deine eigene Unzulänglichkeit, die es dir verboten hat zu kämpfen, weil der Kampf vielleicht aussichtslos war“, sagte die Schwarzhaarige mit relativ ruhiger Stimme, welcher man jedoch anmerkte, dass sie sich sehr zurückhalten musste, „Du willst Junko im Stich lassen? Dann tu es! Aber ohne mich! Jemandem, der nicht einmal den Versuch unternimmt, seine eigene Schwester zu retten, kann ich nicht mehr folgen. Dann geh ich lieber alleine!“ Sie wandte sich ab und betrat ohne weiteres aufsehen die Spiegelwelt. Die anderen sahen ihr kurz nach, bevor sie sich wieder ihrer Teamchefin zuwandten. „Mirâ-senpai… Kuraiko-senpai hat Recht. Ich werde Junko-chan auch nicht im Stich lassen…“, sagte Megumi und folgte daraufhin dem Beispiel ihrer älteren Freundin. „Senpai, ich bin euch wirklich dankbar dafür, dass ihr mich gerettet habt, obwohl ihr damit euer Leben riskiert habt. Ich sehe zu euch auf. Aus diesem Grund, werde ich alles in meiner Macht Stehende tun, um deine kleine Schwester da rauszuholen. Das verspreche ich dir“, kam es nun von Ryu, welcher danach ebenfalls in der Spiegelwelt verschwand. Eine Hand legte sich auf ihre Schulter und ließ sie daraufhin zu Masaru blicken: „Ich könnte es mir nicht verzeihen, wenn Junko-chan etwas passieren würde, in dem Wissen, dass ich es hätte verhindern können.“ Auch er wandte sich ab und verschwand durch die verglaste Fassade des Einkaufszentrums. „Es gibt eigentlich nichts, was ich dazu noch ergänzen könnte, außer das Aufgeben keine Option ist…“, damit war auch Yasuo in die andere Welt hinübergegangen. Zurück blieben Mirâ und ihre beiden Kameraden, die bereits seit Beginn dieses Abenteuers an ihrer Seite waren und sie stets tatkräftig unterstützt hatten. Auch sie konnten nicht glauben, dass Mirâ einfach so das Handtuch warf und damit riskierte, ihre Schwester für immer zu verlieren. Deshalb griff Akane nach der Hand ihrer besten Freundin und drückte diese leicht gegen ihre Brust: „Hör zu Mirâ. Ich weiß, dass du Angst hast. Die habe ich auch… wir alle haben Angst. Keiner von uns möchte sterben, aber… deshalb können wir Junko-chan nicht einfach im Stich lassen. Ich weiß, dass du das genauso siehst. Du bist ja nicht alleine, Mirâ. Wir alle sind bei dir. Wir unterstützen und beschützen dich und helfen dir. Deshalb verlier nicht den Mut. Gemeinsam können… nein werden wir Junko retten!“ Überrascht sah Angesprochene nun doch wieder auf und in das lächelnde Gesicht ihrer besten Freundin, in dem sie erst einmal keine Zweifel erkennen konnte. Doch je länger sie der Brünetten in die Augen blickte, desto mehr bemerkte sie, dass auch sie Angst verspürte. Deutlich wurde dies auch, als sie das leichte Zittern bemerkte, welches sich über deren Hände auf zu übertrug. Auch Akane hatte also Angst vor dem Ungewissen und mit Sicherheit ging es den anderen genauso. Und trotzdem hatten sie sich ohne Zögern dazu entschlossen Junko zu retten. Mit einem Mal kam sich Mirâ unglaublich dumm und feige vor. Wie konnte sie nur ihre eigene Sicherheit über das Leben ihrer eigenen Schwester stellen? Langsam aber sicher schöpfte sie neuen Mut. Ja, ihre Freunde hatten recht. Sie durfte nun nicht einfach aufgeben, nur weil die Situation nicht optimal war. Gemeinsam würden sie schon eine Lösung finden und ihre kleine Schwester da wieder herausholen. Hiroshi merkte den wieder aufkommenden Kampfgeist seiner Teamkameradin und legte ihr seine Hand auf die Schulter: „So ist es Recht Mirâ. Gib niemals auf. Egal wie verzwickt die Situation auch sein mag, du kannst dich immer auf uns verlassen. Wir werden immer hinter dir stehen.“ Er griff nach ihrer anderen freien Hand und setzte sich daraufhin in Bewegung, während Akane es ihm gleichtat. Kurz darauf war das Dreiergespannt Hand in Hand durch die verspiegelte Wand verschwunden. Hosted by Animexx e.V. 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