Persona: Shadows of Mirror von ShioChan (Kagami no Kage) ================================================================================ Kapitel 133: CXXXIII – Konsequenzen ----------------------------------- Freitag, 09.Oktober 2015 „Hast du schon gehört?“, schnappte Mirâ immer wieder auf, während sie mit Akane durch die Gänge der Schule streifte, um einen ruhigen Platz zum Mittagessen zu finden. Schon als die Violetthaarige an diesem Morgen die Schule betreten hatte, war ihr die Unruhe aufgefallen, die sich durch die Schülerschaft zog. Überall hatten sich kleinere Grüppchen gebildet, die miteinander tuschelten und darüber spekulierten, was eigentlich geschehen war. Auch der Schülerrat war deshalb mächtig im Stress. Ständig sah man sie nur schnell irgendwo vorbeihuschen. Versuchte man sie anzusprechen, um herauszufinden, was denn überhaupt los war, vertrösteten sie einen auf später und waren dann bereits um die nächste Ecke verschwunden. Irgendwie fand Mirâ diese Stimmung mächtig unheimlich. „Man, was für ein Trubel“, murmelte Akane, „Was ist denn nur los? Hast du etwas gehört?“ „Keine Ahnung“, schüttelte Mirâ den Kopf und beobachtete zeitglich, wie eine Gruppe von Mädchen wieder die Köpfe zusammensteckte, um zu tuscheln. Daraufhin schluckte die Violetthaarige kurz und nahm dann all ihren Mut zusammen, um auf die Gruppe zuzugehen: „Hört mal. Könnt ihr uns sagen, was hier los ist? Alle sind so aufgeregt.“ Die Mädchen schraken kurz auf und sahen sich gegenseitig etwas verunsichert an. „Habt ihr nicht davon gehört?“, fragte eines anschließend. „Nein. Sonst würden wir ja nicht fragen. Was ist denn passiert?“, fragte Akane leicht genervt nach. Noch einmal sahen sich die Mädchen an, bevor ein weiteres sprach: „Es heißt, dass gestern ein Schüler unserer Schule einen Erwachsenen schwer verletzt hat und umgehend der Schule verwiesen wurde. Angeblich wurde er sogar wegen Körperverletzung angezeigt.“ Überrascht sahen Mirâ und Akane die Gruppe an und konnten gar nicht wirklich glauben, was sie eben gehört hatten. Ein Schüler ihrer Schule sollte wirklich jemanden verletzt haben? Wobei… Mirâ stutzte kurz, als ihr die Sache mit Dai und seiner kleinen Schwester einfiel. Nein, das konnte doch nicht sein. Oder? Immerhin hatten sie nur Minami beschützt und so wirklich schwer verletzt hatte Dai den Fremden auch gar nicht. Sollte er wirklich für so etwas suspendiert worden sein? Aber hätte Masaru ihr das nicht geschrieben? Oder war das etwa der Grund, wieso der Schülerrat so in Aufruhr war? Vielleicht war Masaru hinterher seinen besten Kumpel aus der Sache herauszuboxen. So versunken in ihre Gedanken, wie die Violetthaarige war, bemerkte sie nicht, wie sich die Gruppe von Mädchen bereits wieder von ihnen entfernt hatte. Erst als sie ein paar schnipsende Finger vor ihren Augen erkannte, erwachte sie erschrocken aus ihrem Tagtraum. „Alles okay bei dir?“, fragte ihre beste Freundin mit besorgtem Blick. „A-ah“, nickte Angesprochene nur, war jedoch immer noch unsicher. „Jetzt wo ich weiß, was los ist, weiß ich worum es geht. Es stand heute Morgen in der Zeitung“, sagte diese nur, „Ich habs durch Zufall gelesen, als mein Vater den Sportteil durchgeblättert hat. Gestern Abend soll es in Tsukimi-kû zu einem Handgemenge gekommen sein, wo ein Oberschüler plötzlich einen Erwachsenen angegriffen haben soll. Die Schule wurde dabei allerdings nicht genannt. Aber die Aufregung deshalb kann ich dann natürlich verstehen.“ Erleichtert atmete Mirâ auf, als sie hörte, dass sich die Sache in Tsukimi-kû ereignet hatte und nicht in Hansha-kû, wo sie gestern Minami gerettet hatten. Außerdem sollte der Vorfall am Abend geschehen sein. Es konnte sich bei dem Schüler also nicht um Dai handeln. Ein Stein fiel ihr vom Herzen, als ihr plötzlich noch etwas anderes einfiel: Nämlich die Verhaftung, die sie am Abend beobachtet hatte. War es etwa diese Situation gewesen, die die gesamte Schule in Aufruhr versetzt hatte? Doch wer war so dumm und verletzte einen Erwachsenen ohne Grund? Wobei… Wenn sie an die Mobber dachte, die Ryu immer fertig machten und die nicht einmal Respekt vor älteren Schülern aufbringen konnten, dann konnte sie sich so etwas schon vorstellen- Ob es sich bei dem Schüler um einen von denen handelte, die Ryu immer mobbten? Vorzustellen war es. Die junge Frau versuchte sich an das Gesicht des jungen Mannes zu erinnern, den sie gestern gesehen hatte. Doch egal wie sehr sie es versuchte, es klappte nicht. Das Einzige, was ihr immer wieder in den Sinn kam, war das merkwürdige Gefühl, dass sie hatte, als sich ihre Blicke kurz getroffen hatten. „Naja… selber schuld, wenn man sich mit Erwachsenen anlegt. Egal was der Grund dafür war, es ist einfach nur dumm einen Erwachsenen zu verletzen. Da braucht man sich über Konsequenzen auch nicht zu wundern“, Akane setzte sich in Bewegung und holte Mirâ damit aus ihren Gedanken, „Lass uns in die Mensa gehen. Hier finden wir eh keine ruhige Ecke.“ Die Violetthaarige sah ihrer besten Freundin nach. Sicher, wenn die Angelegenheit wirklich so war, wie sie beschrieben wurde, dann war der Schüler für seine Suspendierung selber verantwortlich. Aber konnte man das so einfach und pauschal sagen? Vielleicht war es ja auch ganz anders verlaufen und nur ein großes Missverständnis. Dann würde der Schüler bestraft werden, obwohl er unschuldig war. Irgendwas an der Sache störte sie, doch Mirâ konnte nicht genau sagen was es war. Erschrocken zuckte sie zusammen, als sie ihre beste Freundin ihren Namen rufen hörte und folgte dieser daraufhin. Als die beiden Mädchen kurz vor Ende der Mittagspause ihren Klassenraum erreichten, blieb die Violetthaarige überrascht stehen, als sie Dai erkannte, welcher offensichtlich nach ihr gesucht hatte. Verunsichert über sein Auftauchen sah sich Mirâ kurz um und bemerkte dann die verwunderten Blicke auf sich Ruhen. Es war nicht ganz so üblich, dass sich ein Drittklässler in ihre Klassenstufe verirrte, weshalb das natürlich immer für Aufsehen sorgte. Vor allem, wenn er nach einem bestimmten Mädchen fragte. Dai schien Mirâs Unbehagen zu spüren und bat sie ihr kurz zu folgen. Natürlich machte es die Situation nicht wirklich besser. Wahrscheinlich bewirkte dies nur das Gegenteil. Trotzdem folgte die Zweitklässlerin dem Brünetten, während sie Akane bat schon vorzugehen. Einige Minuten später standen beide in einer ruhigen Ecke. „W-Was gibt es, Kazuma-senpai?“, fragte sie etwas verunsichert. „Warum so ängstlich?“, lachte der Ältere. Beleidigt blähte Mirâ die Wangen auf: „I-ich bin nicht ängstlich. Aber weißt du, was jetzt in meiner Klasse abgeht? Hast du nicht die Blicke gesehen?“ Überrascht stoppte Dai und schien dann erst genauer darüber nachzudenken. Anscheinend hatte er sich noch nie über sowas Gedanken gemacht. Wahrscheinlich, weil sich Jungs nicht viel aus solchem Gerede machten. Deshalb wollte die Violetthaarige ihm auch keine böse Absicht unterstellen und räusperte sich daraufhin. „Was wolltest du denn von mir, Senpai? Konnte das nicht bis nach der Schule warten?“, fragte sie so ruhig, wie es ihr eben gerade gelang. „Ach ja. Ich wusste nicht, ob ich dich heute nach der Schule noch erwische und wollte es auch nicht zu lange vor mich herschieben“, plötzlich griff der Ältere nach beiden Händen der jungen Frau, welche ihn nur wieder erschrocken ansah, „Ich wollte mich nochmal richtig für gestern bei dir bedanken. Ich weiß, du meintest, dass es deinem kleinen Kumpel aufgefallen war und dafür bin ich ihm auch dankbar. Aber du bist ja dazwischen gegangen und hast dich selbst in Gefahr gebracht. Mir hat das die Nacht echt keine Ruhe gelassen. Also was passiert wäre, wenn Masa und ich euch nicht gleich gefolgt wären.“ Mit großen roten Augen musterte die junge Frau ihren Senpai und lächelte dann. Er hatte sich also noch den restlichen Tag über Gedanken darüber gemacht. Dabei war für sie die Sache bereits wieder erledigt gewesen, nachdem die Polizei diesen Pädophilen mitgenommen hatte. Über die Konsequenzen, was passiert wäre, wenn die beiden Jungs nicht in der Nähe gewesen wäre, hatte sie sich bis hierhin auch überhaupt keine Gedanken gemacht. Ihr war nur wichtig gewesen, dass die kleine Minami in Sicherheit war. Deshalb hatte sie auch gar nicht an sich selbst gedacht. Sie löste ihre Hände aus denen von Dai und kehrte dies um, indem sie seine in ihre nahm, woraufhin dieser sie nun ebenso überrascht ansah. „Schon okay, Senpai. Ehrlich gesagt habe ich nur an Minami-chan gedacht und bis eben gar nicht daran, was hätte passieren können. Deshalb brauchst du dir auch keine Gedanken machen. Ich habe gerne geholfen“, sagte sie lächelnd. „Nicht jeder würde so reagieren“, seufzte der brünette junge Mann, „Deshalb bin ich dir auch so dankbar. Ich schimpfe zwar oft über meine Schwester, aber sie ist mir unglaublich wichtig.“ Die Jüngere kicherte: „Das kann ich verstehen. Mir geht es mit meiner Schwester genauso.“ „Das beruhig mich“, schlich sich nun auch ein Lächeln auf die Lippen des Älteren, „Wenn ich mich irgendwie dafür erkenntlich zeigen kann, sag mir Bescheid. Okay?“ „Nett von dir, auch wenn es nicht nötig ist. Hauptsache Minami-chan geht es gut“, wieder spürte die Zweitklässlerin das warme Glühen in ihrer Brust, welches ihr zeigen sollte, dass sie Dai nähergekommen war, „Aber weißt du was? Wie du diesen Typen umgenietet hast war echt der Hammer. Ich war echt überrascht, wie leicht das bei dir aussah.“ Etwas verlegen befreite Dai seine Hände aus denen von Mirâ und kratzte sich dann im Nacken: „Ja weißt du… in der Grundschule habe ich mal eine Zeit lang Judo gemacht. Einige Griffe kenne ich noch.“ Diese Tatsache überraschte Mirâ dann doch ein wenig, immerhin hätte sie gedacht, dass Dai schon seit seiner Kindheit Kyudo betrieb, genau wie sie. Dieser schien ihre Überraschung zu bemerken und erklärte, dass er sich kurz vor Eintritt in die Mittelstufe beim Judo das Bein gebrochen hatte und danach tierische Angst hatte weiterzumachen. Deshalb hatte er aufgehört und war dann durch Zufall zum Kyudo gekommen. Die Schulglocke erinnerte beide daran ihr Gespräch schnellstmöglich zu beenden, da der Unterricht bald wieder beginnen würde. Schnell wandte sich der Ältere ab und verabschiedete sich, um in seine Klasse zu kommen, während Mirâ ihm winkend nachschaute. Nach dem Unterricht beeilte sich die Oberschülerin schnellen Schrittes, um zum Fußballclub zu kommen. Da sie in Sportkleidung erscheinen sollte, musste sie sich zuerst umziehen, was sie einiges an Zeit gekostet hatte. So bog sie schnell um die nächste Ecke, um in den Gang zu gelangen, welcher sie hinaus in den Hinterhof und damit zu den Außensportplätzen führen würde, als sie vor sich einen Schatten bemerkte. Schnell stoppte sie und das gerade noch rechtzeitig, bevor sie mit Shirota zusammengestoßen wäre. Erschrocken sah dieser die Ältere an und verbeugte sich kurz vor ihr, um dann an ihr vorbeizukommen. Überrascht sah sie ihm hinterher, bevor sie ihren Blick wieder in den Gang richtete und bemerkte, dass hier auch der Bonatik-Club war. Schnell wandte sie sich wieder um und griff nach dem Handgelenk des jungen Mannes, welcher sofort wieder wie erstarrt stehen blieb. „Warte kurz… hast du mit Kuraiko gesprochen?“, fragte die Ältere neugierig nach. Konnte es sein, dass ihre Versuche die beiden zu versöhnen nun doch Früchte trugen? Schnell wurde sie jedoch enttäuscht, als der Schwarzhaarige vor ihr den Kopf schüttelte. „Nein. Sie hat mich gleich wieder rausgeschmissen. Es hat keinen Sinn“, seufzte er. „Gib nicht so schnell auf. Natürlich geht das nicht von jetzt auf gleich. Aber sie wird dir irgendwann zuhören müssen. Okay!?“, versuchte die Violetthaarige ihm gut zuzusprechen. „Wieso bist du so erpicht darauf, dass wir uns wieder vertragen?“, fragte Shirota ganz direkt. Ja wieso eigentlich? So genau wusste Mirâ die Antwort darauf auch nicht. Vielleicht lag es daran, dass sie jeden beneidete, der eine enge Kindheitsfreundschaft pflegte und war deshalb auch der Meinung, dass diese gehütet werden sollte. Doch ganz genau konnte sie das nicht sagen. Eines wusste sie aber. Sie hatte das Bedürfnis den beiden zu helfen und auch das Gefühl, dass es für die beiden das Beste wäre. Doch wieso wusste sie nicht. „Keine Ahnung. Aber ich habe das Gefühl, dass Kuraiko sich eigentlich mit dir vertragen möchte. Und du möchtest ihr auch gerne die Wahrheit sagen. Das steht dir ins Gesicht geschrieben. Deshalb ist es mein Wunsch, dass ihr euch wenigstens einmal ordentlich aussprecht“, sprach sie deshalb aus, was ihr gerade in den Sinn kam. „Das ist lieb“, befreite sich der Jüngere nun endlich aus dem Griff der Schülerin, „Aber es ist nicht unbedingt nötig, dass du dich einmischst. Du machst Kuraiko nur wütend damit.“ „Das weiß ich, aber ich habe das Gefühl keine andere Wahl zu haben“, kam recht schnell eine konkrete Antwort. Überrascht sah Shirota sie an und wandte sich dann an: „Dann mach wie du möchtest…“ Damit hatte er sich abgewandt und war gegangen. Das Leuchten in Mirâs Brust jedoch verriet, dass sie mit ihrer Vermutung den beiden gegenüber nicht ganz unrecht hatte. „Du kommst etwas spät“, wurde sie ernst von Kinako begrüßt, welche ihr sogleich ein Klemmbrett in die Hand drückte. „Entschuldigung. Ich wurde kurz aufgehalten“, schlug Mirâ die Hände zusammen, nachdem sie sich das Brett unter die Arme geklemmt hatte. Die Ältere bedachte sie kurz mit einem Seitenblick, doch beließ es dann dabei. Es brachte ohnehin nichts nun zu meckern, immerhin wollte die Jüngere nur hospitieren und war auch noch so freundlich sie beim Turnier zu unterstützen. Deshalb erklärte die Brünette der Zweitklässlerin lieber, was ihre Aufgaben waren und was sie dafür zu tun hatte. Hauptsächlich waren sie dafür da Statistiken aufzuschreiben, wer in offiziellen Spielen wie viele Tore schoss oder für einen Treffer assistierte. Zusätzlich notierten sie auch, wer wie viele Fouls beging, Strafen kassierte oder Strafschüsse ausführte. Ebenso, wie die Spieler sich im Training machten, was sie verbessern mussten und wo ihre Stärken lagen. Diese Aufzeichnungen mussten sie am Ende an den Trainer weiterreichen, damit dieser die Aufstellung für das nächste Spiel festlegen konnte. Außerdem waren sie für die Verpflegung der Mannschaft zuständig. Das hieß explizit, dass sie darauf zu achten hatten, dass die Trinkflaschen der Jungs immer gut genug mit Wasser gefüllt waren und dass die Flaschen auch am richtigen Platz lagen. Etwas überfordert versuchte Mirâ den Erklärungen ihrer Senpai zu folgen, doch wusste schon bald nicht mehr wirklich, was überhaupt gemeint war. Kinako schien das mitzubekommen und seufzte etwas ergeben: „Ich glaube bei dir müssen wir nochmal mit den Regeln anfangen. Was?“ „Gomen nasai“, jammerte Mirâ mit gesenktem Kopf, was die Brünette jedoch nur erneut seufzen ließ. „Schon okay. Du bist ja auch nur eine Aushilfe. Wobei ich mir schon gewünscht hätte, dass Makoto jemanden aussucht, der sich besser mit Fußball auskennt. Aber okay. Er meinte du bist sehr zuverlässig. Das bekommen wir also hin“, meinte sie und klopfte neben sich auf die Bank, woraufhin sich die Violetthaarige neben ihr niederließ. Zum Glück für die Zweitklässlerin richtete das Fußballteam an diesem Tag ein kurzes Testspiel aus, weshalb Kinako ihr in aller Ruhe alle Regeln erklären konnte. Jedoch schweiften Mirâs Gedanken nicht nur einmal ab, während ihr Blick an Hiroshi kleben blieb, welcher sich mit vollem Einsatz ins Training stürzte. Die Sache mit seiner möglichen Strafe war immer noch nicht geklärt. Jedenfalls dachte sich das Mirâ, immerhin hätte ihr Hiroshi sonst mit Sicherheit davon berichtet. Soviel sie wusste sollte es wohl eine Anhörung in Beisein der Eltern geben. Wann diese jedoch stattfinden sollte, darüber hatte ihr Kumpel geschwiegen. Während sie den Blonden so beobachtete bemerkte sie immer mehr, dass auch er nicht ganz so konzentriert zu sein schien, wie er vorgab. Immer wieder passierten ihm kleine Fehler, die den Trainer und auch Yu dazu veranlassten ihn zurechtzuweisen. Die Ungewissheit machte ihm wirklich zu schaffen. „Hey! Hörst du mir zu?“, ein Schnipsen vor ihren Augen ließ sie aufschrecken und zu der Managerin des Clubs sehen, welche böse dreinblickte, „Konzentrier dich gefälligst!“ „Gomen“, senkte Mirâ den Blick und vernahm neben sich wieder ein Seufzen. „Du machst dir Sorgen um Makoto. Hab ich Recht? Ich hab von der Sache gehört. Er hat einen anderen Schüler verletzt, weil er einen Jüngeren beschützen wollte. Oder?“, sprach die Ältere das Thema an, woraufhin Mirâ sie überrascht ansah, „Auch wenn er es gut gemeint hat, so wusste er genau, was er tat. Deshalb muss er leider mit den Konsequenzen leben und das weiß er auch. Er gibt niemand anderem außer sich selbst die Schuld dafür, das heißt er muss da auch selbst mit klarkommen. Auch wenn es dir, als seine Freundin, schwer fällt sich da heraus zu halten. Es gibt nur eins, was du machen kannst… und zwar dich hier für ihn anstrengen. Immerhin hat er dich um diese Sache gebeten. Oder?“ Besorgt sah Mirâ die Ältere an, welche ihren Blick ernst erwiderte. Gab es wirklich nichts, was sie für ihren Kumpel tun konnte? „Shingetsu?“, holte sie plötzlich Yus Stimme aus den Gedanken, woraufhin sie zu ihm aufschaute. „Nach dem Club möchte dich der Direktor kurz zu der Sache von neulich befragen. Würdest du ihn dann bitte aufsuchen?“, fragte der Grauhaarige, woraufhin ihn die Schülerin mit großen Augen ansah, doch dann nickte, „Gut. Und vielen Dank für deine Unterstützung hier.“ Damit hatte sich der Student wieder umgedreht und dem Team zugewandt, welches noch immer am Trainieren war. Gedankenverloren folgte sie ihm mit ihrem Blick und hatte nun das Gefühl doch etwas tun zu können. „Danke, dass Sie mich angehört haben“, bedankte sich die Violetthaarige mit einer Verbeugung, als sie am späten Nachmittag das Büro des Schuldirektors verließ. Dieser entließ auch sie mit einem Dank für ihre Aussage, bevor sie sich abwandte, um sich endlich auf den Heimweg zu machen. Erleichtert atmete sie auf. Der Direktor wollte gerne ihre Sicht der Dinge wissen, immerhin wurde sie nur durch Zufall in die Sache verwickelt, weil sie Ryu beschützen wollte. So hatte sie ihm erklärt, wie es sich zugetragen hatte und darum gebeten mit Hiroshi und Ryu nicht zu streng ins Gericht zu gehen. Immerhin hatten sie keine Schuld. Nun konnte sie nur noch hoffen, dass ihre Aussage etwas bewirken würde. Seufzend verließ sie das Schulgebäude und lief schnurstracks auf das Schultor los, als ihr ein Mann auffiel der ihr entgegenkam. Seine hellbraunen, leicht grau melierten Haare waren ordentlich nach hinten gestylt und der dunkelgraue, lange Mantel mit der Doppelknopfreihe wirkte ziemlich teuer. Höflich verbeugte sie sich vor Hiroshis Vater, als sie auf seiner Höhe war, welcher es ihr leicht nachtat, und blickte ihm dann kurz nach, als er an ihr vorbei war. So langsam ahnte sie, wieso sie gerade heute zum Direktor musste, um ihre Aussage zu tätigen und plötzlich war das gute Gefühl von eben wieder verschwunden. *~*~*~*~* Nach einem leisen Klopfen öffnete sich die große Flügeltür, die ins Rektorenzimmer führte und ein Mann mittleren Alters mit hellbraunem, leicht grau meliertem Haar trat ein. „Guten Abend“, mit einer höflichen Verbeugung grüßte er die bereits Anwesenden Personen, welche aus drei Schülern und sechs weiteren Erwachsenen bestanden. Sie alle saßen auf schwarzen Ledersofas und -sesseln, die um einen großen rechteckigen schwarzen Glastisch verteilt standen. Auf der Stirnseite in Richtung der Tür saß ein großgewachsener, kräftiger Mann mittleren Alters, mit rotbraunen sehr kurzen Haaren und strengen Gesichtszügen. Links neben ihm auf der Couch saßen Ryu, welcher neben dem älteren Herrn wie ein Grundschüler wirkte, und Hiroshi, der seinen Vater ziemlich missmutig anblickte. Ihnen gegenüber auf dem Sofa saßen ein junger Mann, dessen Gesicht mit Pflastern übersäht war, sowie dessen Eltern, die ziemlich wütend wirkten. Auf der kleinen Couch an der anderen Stirnseite saßen Mrs. Masa, die Klassenlehrerin der 2-1, und ein weiterer Lehrer mittleren Alters, sowie der Direktor selbst. Dieser erhob sich nun und begrüßte den Hinzugekommenen höflich: „Herzlich Willkommen, Makoto-san. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Bitte setzen Sie sich doch.“ Er wies zu seiner Rechten, auf die Sitzgelegenheit, auf welcher Hiroshi saß, der noch ein Stück näher an den jüngeren Schüler neben sich heranrutschte, um Platz zu machen. „Bitte verzeihen Sie meine leichte Verspätung. Ich hatte noch einen anderen wichtigen Termin zu erledigen“, entschuldigte sich Hiroki sehr formell, während er seinen Mantel auszog, diesen auf die Lehne legte und sich dann neben seinem Sohn niederließ. Er überschlug die Beine, legte seine Hände auf das obere Knie und blickte in die Runde: „Also… würde Sie mich bitte aufklären, wieso wir uns heute hier eingefunden haben?“ „Nun also“, begann der Direktor, wurde jedoch von der hysterischen Frau unterbrochen, die zu seiner Linken saß. „Ihr missratener Sohn hat unseren Sohn verletzt. Er hat ihn einfach mit dem Ball beschossen“, schimpfte diese. „Doch nur, weil IHR missratener Sohn ein übler Mobber ist, der sich an Schwächeren vergreift!“, verteidigte sich Hiroshi. „WIE BITTE?“, die Stimme der Frau ging so hoch, dass alle Anwesenden zusammenzucken mussten, „Mein Sohn würde so etwas niemals machen!“ „Dann kennen Sie ihn aber ziemlich schlecht! Er…“, Hiroshi stoppte, als sein Vater die Hand hob, „Hey!“ „Ruhe jetzt. Mit gegenseitigen Anschuldigungen kommen wir hier nicht weiter. Ich möchte bitte den Hergang erfahren“, sagte Hiroki mit strengem Blick an den Blonden gerichtet, der leicht zusammenzuckte. Ein Lachen von der anderen Stirnseite ließ alle Anwesenden zu dem kräftigen Mann schauen: „Da spricht der Anwalt aus Ihnen, was Makoto-san? Aber mich würde der Hergang auch interessieren. Vor allem, was das alles mit meinem Sohn zu tun hat.“ Genannter, der die ganze Zeit nur auf seine Füße gestarrt hatte, zuckte erschrocken zusammen. Der Direktor räusperte sich und hob mehrere Zettel an, von welchem er die jeweils berichteten Hergänge vorlas. Zuerst sprach er von dem Vorgang, wie ihn der verletzte junge Mann erzählt hatte. Laut diesem wäre Hiroshi einfach auf ihn losgegangen. Grund dafür wäre wohl ein vorausgegangener Streit gewesen, der einige Tage zurücklag. Um sich zu rächen hätte er einfach mit dem Ball auf ihn geschossen und ihn dabei ziemlich heftig erwischt. Die Pflaster wären der Beweis. Außerdem hätten die drei anderen Jungs, von denen zwei aus dem Fußballclub waren, das gleiche berichtet. Diese beiden Beschuldigten den Blonden ebenso, auch beim Club häufiger unfair zu sein, was jedoch sowohl vom Trainer, als auch Co-Trainer nicht bestätigt werden konnte. Angespannt ballte der blonde junge Mann, dem nun alle Schuld zugeschoben wurde, die Hände zu Fäusten und biss sich auf die Zunge. Am liebsten hätte er etwas gesagt und sich gegen diese Vorwürfe verteidigt, doch die Handbewegung seines Vaters hatte ihm deutlich gemacht, dass er sich zurückhalten solle. Natürlich wusste Hiroshi, dass dies einen Grund hatte. Immerhin würde er die Sache damit nur schlimmer machen, doch es nervte ihn so ungemein. Als der Direktor geendet hatte griff er nach dem anderen Zettel und las vor, was Hiroshi und Ryu ausgesagt hatten. Doch der Rektor hatte noch nicht einmal richtig angefangen, da wurde er bereits wieder von der hysterischen Mutter unterbrochen, dass alles was dort gesagt wurde nur eine große Lüge war. „Gnädige Frau, ich bitte Sie. Die Aussage wurde von der Schülerin bestätigt, die darin involviert war“, versuchte der Direktor sie zu beruhigen. Das jedoch hatte nur den gegenteiligen Effekt und sie schaukelte sich immer weiter rein. Nicht einmal ihr Mann war in der Lage sie wirklich zu beruhigen. So zog sich das einige Minuten, bis sie langsam herunterfuhr und der Direktor damit weiter ausführen konnte, was auf seinem zweiten Zettel stand. „Ich verstehe“, begann Hiroki, der schweigend zugehört hatte und nun zu Hiroshi sah, nachdem der Direktor geendet hatte, „Dir ist schon bewusst, dass, egal welcher Grund nun wahr ist, du einen Fehler begangen hast. Oder? Gewalt ist nie eine Lösung.“ Der Blonde schluckte: „Si-sicher. Aber ich kann doch nicht zulassen, wenn irgendwelche Idioten auf anderen herumtrampeln… und erst recht nicht, wenn sie dann auch noch andere verletzen, die nur helfen wollen. Außerdem ist es ja nun nicht so, als hätte ich zugeschlagen oder so. Ich hab nur den Ball zurückgekickt, vielleicht etwas zu doll, aber…“ „Etwas!? Sieh dir meinen Jungen an!“, schimpfte wieder die Mutter des Schülers. „Es war nicht meine Absicht sein Gesicht zu treffen, der Ball war abgeprallt“, verteidigte sich Hiroshi. „Egal ob beabsichtigt oder nicht… es war ein Fehler“, mahnte sein Vater jedoch nur ernst. Der blonde junge Mann wusste, worauf der Ältere hinauswollte, weshalb er leise knurrte und sich dann im Sitzen vor dem Schüler verbeugte: „Es tut mir leid.“ „Senpai…“, kam es nur leise von Ryu. Wieder erklang ein Lachen: „Nun seien Sie nicht so streng, Makoto-san. Die Jugend muss lernen ihre Probleme untereinander zu lösen.“ „Arabai-san, ich verstehe, was Sie meinen. Jedoch muss eben diese Jugend auch lernen, dass sie mit Konsequenzen zu rechnen hat, wenn sie einen Fehler begeht. Gewalt ist, wie ich bereits sagte, keine Lösung und dabei spielt die Art der Gewalt keine Rolle. Wenn man sie einfach gewähren lässt, dann lernt die Jugend, dass sie mit allem durchkommen kann. Und dann haben Sie irgendwann das Problem, dass ihre Kollegen bei der Polizei ständig ausrücken müssen, um irgendwelche Gewalt- und Straftäter zu fassen. Und die landen dann bei mir und ich muss sie aus dieser Lage irgendwie herausboxen. Meinen Sie nicht, dass man solche Probleme nur an der Wurzel beseitigen kann, indem man früh präventiv dagegen vorgeht“, holte Hiroki ziemlich weit aus und ließ Ryus Vater damit verstummen. Dann wandte er sich an die Eltern den verletzten Jungen: „Das gleiche gilt für Kinder, deren Eltern über alle Fehler ihrer Kinder hinwegsehen. Aus juristischer Sicht ist auch Mobbing Gewalt und kann strafrechtlich verfolgt werden, vor allem wenn es auch zu körperlicher Gewalt kommt.“ „Wollen Sie meinem Sohn etwa auch unterstellen, dass er andere mobbt?“, fragte die Frau erneut mit extrem hoher Stimme, „So eine Frechheit!“ „Ähm“, meldete sich nun Mrs. Masa zu Wort, „Wenn ich etwas anbringen dürfte.“ Alle Anwesenden sahen zu der jungen Lehrerin, welche ebenfalls ein Schreiben in der Hand hielt. Sie räusperte sich kurz und erklärte dann, dass Ryu zusammen mit einer älteren Schülerin vor einiger Zeit ins Lehrerzimmer kam und ihr berichteten, dass der Jüngere immer wieder Opfer von Mobbing und Gewalt wurde. Sie habe deshalb versucht mit seinem Klassenlehrer darüber zu sprechen, doch dieses Gespräch verlief ins Leere. Daraufhin zuckte genannter Lehrer zusammen, während alle Blicke auf ihn gerichtet waren. Plötzlich jedoch stand Ryus Vater auf. „Moment mal. Soll das heißen, das Mobbingopfer, um das es hier geht, soll Ryu sein?“, fragte er wütend, „Stimmt das Ryu?“ Angesprochener zuckte ängstlich zusammen, sagte jedoch nichts dazu. „Arabai-san, seien wir mal ehrlich. Was haben Sie geglaubt, wieso auch Ihr Sohn und Sie geladen sind? Wenn es nur um eine Zeugenaussage gegangen wäre, dann hätte es gereicht, wenn sich Arabai-kun kurz vorher schriftlich geäußert hätte“, sagte Hiroki ernst. „Halten Sie sich da raus! Ryu, stimmt es was hier gesagt wurde?“, fragte der kräftige Mann noch einmal nachdrücklicher, woraufhin Angesprochener nur leicht nickte. „D-du wurdest doch schon davon unterrichtet. Da-damals wurde einfach nur behauptet ich würde Lügen verbreiten, w-weil ich mich nicht integrieren könnte. I-ich habe versucht mit dir darüber zu sprechen. Aber du…“, der junge Mann machte eine kurze Pause und sah seinen Vater dann verzweifelt an, „Aber du hast mir gar nicht zugehört und nur gemeint, dass ich mich nicht so haben und meine Probleme selber lösen soll, anstatt irgendwelche Lügen zu erzählen. Aber ich kann das nicht! Ich bin körperlich nicht so stark, wie Hiroshi-senpai oder diese Idioten! Ich habe versucht mich zu wehren, aber es hat nur dazu geführt, dass es schlimmer wurde! Und ich habe versucht ihnen aus dem Weg zu gehen, was aber auch nicht funktioniert hat. Und das letztens kam nur dazu, weil sie vorher Mirâ-senpai bedroht hatten. Ich wollte ihnen sagen, dass sie sie in Ruhe lassen sollen. Daraufhin haben sie mich mit dem Ball beschossen. Weil zwei aus dem Fußballclub dabei waren, die echt einen starken Schuss draufhatten, konnte ich den gar nicht abwehren. Und nur weil Mirâ-senpai am Ende versucht hat mich zu beschützen hat sich auch Hiroshi-senpai eingemischt. Deshalb kam es zu dieser Situation. Aber das interessiert dich ja nicht…“ Vollkommen perplex sahen alle Anwesenden den Rotbraunhaarigen an, welcher mittlerweile auf seine Hände sah, die sich in seine Hose krallten. Auch sein Vater schien nicht genau zu wissen, was gerade geschehen war und wie er darauf reagieren sollte. Stattdessen setzte er sich nur hin und wischte sich über das Gesicht. Der Direktor hatte mittlerweile ein Taschentuch herausgeholt und wischte sich damit den Schweiß von der Stirn: „Ähm ja…“ „Wie es scheint liegt da einiges im Argen, werter Direktor. Und ich würde Ihnen empfehlen, diese und ähnliche Angelegenheiten schnell zu lösen und nicht unter den Teppich zu kehren. Sie sehen ja, wohin das führt. Sie sollten auch mit den anderen Schülern und deren Eltern ein ernstes Gespräch führen“, merkte Hiroki ernst an und blickte dann zu den empörten Eltern ihm gegenüber, „Und Ihnen empfehle ich, Ihrem Sohn Respekt beizubringen und ihm nicht alles durchgehen zu lassen. Mobbing ist kein Kavaliersdelikt. Eigentlich würde ich auf einen Schulverweis appellieren, allerdings hat mein Sohn genauso einen Fehler begangen und deshalb wäre es nur gerecht, wenn beide eine verkraftbare Strafe bekommen würden.“ Mit großen Augen sah Hiroshi seinen Vater an, doch bevor er etwas sagen konnte meldete sich bereits Mrs. Masa zu Wort: „Ja also, was die Strafe für Makoto-kun angeht… Narukami-sensei hat sich zwar für ihn eingesetzt, aber dadurch hat auch Itoki-sensei, der Trainer des Fußballclubs mitbekommen was passiert ist. Er hat entschieden, dass Makoto-kun aufgrund dessen zum Turnier in Inaba als Spieler gesperrt ist und nur als Unterstützung mitreisen darf.“ „WAS!?“, sprang der blonde junge Mann auf. Auch wenn Narukami-sensei ihn bereits vorgewarnt hatte, so traf ihn diese Entscheidung ziemlich hart. Die letzten Monate hatte er wie verrückt trainiert, um für das Turnier in Topform zu sein. Und nun sollte er nicht daran teilnehmen dürfen? Und dass nur, weil er sich gewehrt hatte. Das war doch unfair. Er wollte protestieren, doch sein Vater hielt ihn erneut zurück. „Lass gut sein. Sei froh, dass es nur das ist. Wäre dir ein Schulverweis lieber? Du weißt, was dann los wäre“, mahnte dieser. Der Oberschüler zuckte zusammen und schluckte schwer, bevor er sich wieder hinsetzte, dabei aber den Blick gesenkt hielt. Besorgt wurde er von der Seite von Ryu beobachtet, welcher nun ein schlechtes Gewissen hatte. Immerhin war er schuld daran, dass es so weit gekommen war. Wenn er doch nur stärker gewesen wäre. Schnell schüttelte er den Kopf. Er durfte nicht wieder in alte Muster verfallen. Trotzdem tat es ihm leid. Irgendwie musste er das wieder gut machen. Die Frage war nur wie. „Damit wäre das schon einmal geklärt“, sprach der Direktor und wandte sich dann an die Eltern des anderen Schülers, „W-Was die Strafe für Ihren Sohn angeht, so werden wir uns noch einmal beraten und es spätestens am Montag bekannt geben. Von einem Schulverweis werden wir aber vorerst absehen. Wie Makoto-san schon angemerkt hatte, sind beide nicht ganz unschuldig. Sollte jedoch bekannt werden, dass das Mobbing nicht endet, werden wir andere Schritte einleiten müssen.“ Wütend erhob sich die hysterische Frau und zog dabei ihren Sohn mit sich. Während sie sich unter den Blicken der restlichen Anwesenden die Jacke anzog, ließ sie sich lautstark über die Unverschämtheit aus und merkte an, dass dies noch Konsequenzen für die Schule haben würde. Kurz darauf war sie mit Sack und Pack aus dem Büro gestürmt. Seufzend erhob sich nun auch Hiroki und griff sich seinen Mantel, bevor er seinem Sohn auf die Schulter klopfte und ihm damit bedeutete, dass sie nun auch gehen würden. Höflich verabschiedete sich der Brünette von den anderen und verließ gemeinsam mit Hiroshi das Zimmer, um sich auf den Heimweg zu machen. Der junge Mann schwieg die gesamte Heimfahrt über und starrte nur aus dem Fenster auf die an ihm vorbeifliegenden Gebäude. Auch Hiroki sagte nichts zu der Situation und ließ den Blonden schmollen. Es brachte ohnehin nichts darüber zu diskutieren. Dem war sich auch Hiroshi bewusst. So betraten beide Männer eine dreiviertel Stunde später die Wohnung. Während Hiroki seine Schuhe abstellte und den Schlüssel auf der Garderobe verstaute, blieb sein Sohn noch wie angewurzelt im Eingangsbereich stehen. Der Ältere schenkte ihm einen Seitenblick, während er den Mantel auszog und ordentlich weghängte. „Ich weiß, dass das bitter für dich ist, Hiroshi. Aber diese Pille musst du nun schlucken“, sagte er dann ruhig, „So läuft das in unserer Gesellschaft nun einmal. Mir ist bewusst, dass du es nur gut gemeint hast. Du bist niemand, der andere einfach grundlos verletzt. Wahrscheinlich war es nicht mal deine Absicht ihn zu treffen, jedenfalls hoffe ich das, aber es ist nun einmal passiert. Du kannst froh sein, dass du nicht von der Schule fliegst.“ „Ach halt die Klappe!“, schrie Hiroshi und ließ den Älteren damit zusammenzucken. Wütend schlüpfte der Blonde aus seinen braunen Lederslippern und drängelte sich an seinem Vater vorbei: „Du hast ja keine Ahnung! Ihr Erwachsenen kotzt einen wirklich nur an! Kein Wunder, dass niemand mehr Zivilcourage zeigt!“ Damit war er durch den Gang gestampft und mit einem lauten Knall in seinem Zimmer verschwunden. Hiroki sah ihm nach, bevor er seufzend die Schuhe seines Sohnes richtete und dann ins Wohnzimmer trat. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)