Persona: Shadows of Mirror von ShioChan (Kagami no Kage) ================================================================================ Kapitel 124: CXXIV – Kopflose Unternehmung ------------------------------------------ Mittwoch, 30.September 2015 Seufzend lief Mirâ die Straße von der U-Bahnstation zur Schule entlang. Sie war heute alleine unterwegs, da Akane sich vor der Schule mit Yasuo zum Spaziergang mit Bejû treffen und danach gemeinsam mit ihm zur Schule kommen wollte. Die Violetthaarige gönnte es ihrer Freundin. Vor allem, nachdem sie am vorangegangenen Tag erfahren hatte, was Hiroshi widerfahren war. Ablenkung tat ihr also nur allzu gut, fand Mirâ. Da sie nun aber alleine war, hatte sie leider genug Zeit zum Nachdenken und eigentlich war ihr das gerade gar nicht recht. Es gab zu viel was sie beschäftigte. Allem voran Mikas Abwesenheit. Denn trotz mehrmaliger Versuche am vergangenen Abend hatte sie es immer noch nicht geschafft ihre kleine Freundin zu erreichen. Deshalb war auch immer noch nicht sicher, ob jemand während des Vollmondes in die Spiegelwelt gelangt war, den es nun galt zu retten. Und das war das nächste Problem. Da die Dungeons von Mal zu Mal schwerer wurden, war es besser sofort zu wissen, ob jemand Hilfe brauchte, denn dann konnten sie schnell Maßnahmen ergreifen. Doch so… Es musste einen Grund geben, wieso Mika sich nicht meldete und sie auch nicht erreichbar war. Mirâ hoffte, dass ihr nichts geschehen war. Zwar ließen die Shadows der Welt sie in Ruhe, aber der Reaper war da anders. Selbst sie und ihre Freunde, als Persona-User, hatten gegen ihn keine Chance. Wie sollte es dann Mika ohne jegliche Kräfte schaffen? Das machte ihr die größten Sorgen. So in Gedanken versunken, bemerkte sie nicht die Person, welche schräg vor ihr lief und dabei langsamer wurde, sodass es nicht lange dauerte, ehe sie mit der Schulter gegen diese stieß. „Oh gomen“, entschuldigte sich Mirâ etwas erschrocken und bemerkte dann, gegen wen sie gerempelt war, „Ryu-kun.“ Überrascht sah sie in zwei große, rehbraune Augen, die zu Ryu gehörten. Auch er wirkte als sei er durch den Zusammenstoß aus seinen Gedanken geschreckt. Erst langsam schien er zu registrieren, dass Mirâ vor ihm stand und grüßte sie höflich. Dabei entging der Älteren jedoch nicht der merkwürdige Unterton in seiner Stimme. „Ist alles in Ordnung?“, fragte sie deshalb nach, „Du wirkst etwas niedergeschlagen…“ Die Brünette wandte den Blick ab und schien nicht drüber sprechen zu wollen: „N-nein. Alles gut.“ „So sieht mir das aber nicht aus. Ist etwas passiert? Du weißt doch, dass du mit uns sprechen kannst“, versuchte es die Violetthaarige noch einmal. Der junge Mann jedoch presste die Lippen aufeinander und wirkte so, als wüsste er nicht, ob er wirklich darüber sprechen sollte. Irritiert zog Mirâ deshalb die Augenbraue nach oben. Ob es etwas mit der Sache vom letzten Mal zu tun hatte? Immerhin hatten sie mit Mrs. Masa darüber gesprochen und sie wollte sich kümmern. Irgendwie hatte sie in diesem Moment ein ganz schlechtes Gefühl, in welches sich auch noch Schuldgefühle mischten. Sie war immerhin dann an dieser Situation schuld. Trotzdem konnte es nicht angehen, dass er weiter fertig gemacht wurde und alle drüber wegsahen. Seit sie am Vortag von Hiroshi erfahren hatten, wohin wegsehen führen konnte, wollte sie das nicht akzeptieren. „Kann es sein, dass du irgendwie Probleme wegen dem Gespräch mit Mrs. Masa bekommen hast?“, fragte sie deshalb gerade heraus und bemerkte dann, wie der Jüngere merklich zusammenzuckte, „Also doch… Möchtest du mir erzählen, was genau passiert ist?“ „Nein, also…“, begann Ryu und wollte wieder ablenken. Doch die Zweitklässlerin packte ihn an den Schultern und zwang ihn so sie anzusehen: „Hör mal, wenn du deshalb Probleme bekommen hast, dann bin ich auch dran schuld. Also kannst du mir ruhig sagen was passiert ist.“ Überrascht sah der Erstklässler sie an und zögerte noch kurz, bevor er es nun doch aus ihm rausplatzte: „Mrs. Masa hat wie versprochen mit meinem Klassenlehrer gesprochen. Der hat natürlich alles abgestritten und meinte, dass es sowas wie Mobbing in seiner Klasse nicht gibt. Daraufhin hat er meine Eltern zum Gespräch geladen und ihnen erzählt, ich würde Lügen verbreiten, weil ich mich angeblich nicht in meine Klasse integrieren könne. Mein Vater war außer sich. Ich wollte ihm erklären worum es ging, aber er hörte mir mal wieder nicht einmal zu.“ Geschockt sah Mirâ ihren Kohai an und senkte dann den Blick. Es war also wirklich ihre Schuld. Dabei hatte sie es nur gut gemeint und sie war sich auch ganz sicher den richtigen Ansatz gefunden zu haben. Doch nun wusste sie auch, was Hiroshi meinte, als er sagte, dass er von seinen Lehrern keine Hilfe erwarten konnte. Mobbing war etwas, was in der japanischen Gesellschaft totgeschwiegen wurde. Offiziell existierte es nicht. Und trotzdem… „Ryu-kun, es tut mir leid, dass ich dich mit meiner Aktion in diese Lage gebracht habe. Ich denke, ich bin dafür vielleicht nicht der beste Ansprechpartner“, sagte sie plötzlich, „Aber du darfst nicht aufgeben. Das werde ich auch nicht. Lass uns mit Hiroshi-kun und Nagase-kun darüber sprechen. Sie wissen sicher, was zu tun ist. Okay?“ „Mirâ-senpai…“, der Brünette wirkte erst etwas überrascht und nickte dann, „Ja. Du hast recht. Ich möchte selber, dass dieser Teufelskreis endlich ein Ende findet, deshalb… lass uns mit den beiden reden. Danke dir.“ Ein lächeln legte sich auf Mirâs Lippen, während sie wieder das warme Glühen in ihrer Brust spürte und sich fest vornahm in der Mittagspause mit Hiroshi darüber zu sprechen, auch wenn ihr noch während des Gesprächs leichte Zweifel an dem Unterfangen kamen. Wenn sie daran dachte, was sie am Vortag über die Vergangenheit der beiden Jungs erfahren hatte, fühlte sie sich nun etwas unwohl bei dem Gedanken, Hiroshi nun damit zu belästigen. Jedoch wusste sie sich keinen anderen Rat. Außerdem hatte sie es Ryu nun versprochen, weshalb sie nun auch keinen Rückzieher mehr machen konnte. Gesagt, getan. In der Mittagspause hatte sie, wie vorgenommen, Hiroshi abgefangen, als dieser gerade loswollte, um etwas Fußball zu spielen. Gemeinsam hatten sie sich in eine ruhige Ecke zurückgezogen und Mirâ hatte ihm von dem Problem mit Ryu erzählt. „Ich habs nur gut gemeint und deshalb Mrs. Masa drauf angesprochen. Aber nun hat Ryu-kun deshalb andere Probleme“, erklärte sie, während sie mit ihren Fingern herumnestelte und dabei den Boden beobachtete, „Ich dachte mir vielleicht haben du oder Nagase-kun eine Idee, immerhin… naja… kennt ihr euch mit sowas aus.“ Der Blonde hatte ruhig zugehört und dann den Finger an das Kinn gelegt: „Hm… ja, das ist eine häufige Reaktion von Lehrern. Ich hatte ja erwähnt, dass sie das gerne unter den Tisch kehren. Das aber auch Ryus Vater davon unterrichtet wurde und er ihm nicht zuhört, macht es kompliziert. Hm…“ Er schloss die Augen und schien zu überlegen: „Ich rede mit Shuyan drüber. Irgendwas müssen wir unternehmen und das Gespräch mit Mrs. Masa war mit Sicherheit auch der erste richtige Schritt. Nur müssen wir sehen, wie es weiter geht. Ryu darf darunter nicht leiden…“ „Danke, Hiroshi-kun“, deutete Mirâ eine leichte Verbeugung an, was ihren Teamkameraden etwas irritierte. „Schon gut“, meinte er mit leichtem lächeln und wandte sich dann ab, „Wie gesagt, ich spreche mit Shuyan. Er hat da meistens die besten Ideen. Also bis später.“ Damit hatte sich Hiroshi gänzlich abgewandt und war gegangen. Die Violetthaarige sah ihm kurz nach und hoffte, dass die beiden Jungs eine Lösung für Ryus Problem finden würden. Denn so konnte es nicht weiter gehen, da waren sich alle einig. Später Abend - Spiegelwelt Vorsichtig kletterte Mirâ durch die verspiegelte Glaswand des Einkaufszentrums und sah sich achtsam um. Wie zu erwarten war es verdammt dunkel, sodass sich einzelne Gebäude und Bäume nur leicht als dunkle Schemen abzeichneten. Sie richtete ihren Blick gen Himmel auf die sich dünn abzeichnende Mondsichel. Hier war der Mond gerade im Begriff wieder zuzunehmen, sodass er kaum Licht spendete. Mirâ seufzte. So würde es schwer werden Mika zu finden, doch sie musste es versuchen. Da sie die Kleine einfach nicht erreichen konnte, musste etwas geschehen sein. Aus diesem Grund hatte sie sich alleine in die Spiegelwelt aufgemacht. Sie wusste selbst, dass dies ein irrsinniges Unterfangen war und sie dafür mächtigen Ärger von ihren Freunden bekommen würde, doch sie konnte nicht warten, bis alle sie begleiten konnten. In dieser Zeit hätte dem blauhaarigen Mädchen sonst was passieren können. Und das wollte sie nicht zulassen. Also musste sie es einfach alleine schaffen. Entschlossen setzte sie sich also in Bewegung, dabei ihre Umgebung genau im Blick, um nicht plötzlich von einem Shadow angegriffen zu werden. Eines blieb ihr dabei jedoch verborgen: Nämlich die Person, welche ihr heimlich in diese merkwürdige Welt gefolgt war und ihr versteckt in den Schatten folgte. Zur gleichen Zeit, als Mirâ durch das Portal getreten war, bemerkte auch Mika die Präsenz einer Person. Überrascht blieb sie deshalb mitten auf der Straße stehen und blickte in die Richtung, in welcher das Kaufhaus lag. Sie hob die Augenbraue, als ihr bewusst wurde, dass wieder jemand hierhergekommen war. Ihr Blick ging automatisch gen Himmel und ließ sie erschrocken zurückweichen. Der Neumond war bereits vorbei und der Mond war wieder in der zunehmenden Phase. Das war vollkommen an ihr vorbeigegangen. Die letzten Tage war sie so sehr mit ihren Gedanken und dem Versuch nicht zu schlafen beschäftigt gewesen, dass sie diesen Umstand nicht einmal mitbekommen hatte. Sie griff in die linke Tasche der beigen Jacken, welche sie von Ryu bekommen hatte, und fischte daraufhin den kleinen Handspiegel heraus. Besorgt blickte sie auf den kleinen Gegenstand und versuchte sich daran zu erinnern, ob sie Mirâs Stimme in den letzten Tagen gehört hatte. Mit Sicherheit hatte diese versucht sie zu kontaktieren. War sie so sehr mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt gewesen, dass sie es nicht mitbekommen hatte? Sie klappte den Spiegel auf und wollte gerade nach ihrer Freundin rufen, als sich ganz in ihrer Nähe eine Explosion ereignete. Erschrocken drehte sie sich um und schaute in besagte Richtung, in welcher eine Rauchwolke nach oben stieg. Das war gar nicht gut. So schnell sie konnte ließ sie den Gegenstand in ihrer Hand wieder in der Tasche verschwinden und rannte dann los, in der Hoffnung noch Rechtzeitig zu kommen. Hechelnd rannte Mirâ um die nächste Mauer, in der Hoffnung so den Shadows auszuweichen, welche sie verfolgten. Bereits kurz nachdem sie den großen Platz vor dem Einkaufszentrum verlassen hatte, wurde sie von den ersten Wesen dieser Welt angegriffen. Anfangs konnte sie ihnen auch noch gut ausweichen und die Stirn bieten, doch je länger sie hier war, desto aggressiver wurden sie. Letzten Endes hatte sie keine andere Wahl, als sich mit Hemsut und den anderen ihr zur Verfügung stehenden Personas zu verteidigen. Pfeil und Bogen hatte sie nicht dabei, immerhin brachte diese Mika immer mit, wenn sie sich trafen. So musste sie auf die Kraft ihrer Personas vertrauen. Doch so langsam schwanden ihre Kräfte. Auch körperlich wurde sie immer schwächer, denn das Wegrennen verbrauchte auch Unmengen an Kraft. Sie verfluchte sich dafür so unvorbereitet und vor allem alleine hierhergekommen zu sein. Im Nachhinein war das absolut keine gute Idee gewesen. Doch nun gab es kein Zurück mehr. Sie stoppte, als ein weiterer Gegner ihr den Weg versperrte, und rief daraufhin wieder Hemsut hervor, welche sofort mit einem Eisangriff in die Offensive ging. Der Shadow löste sich in schwarzem Nebel auf und machte ihr den Weg frei, sodass sie weiterkonnte. Also nahm sie die Beine in die Hand, doch als sie die nächste Kreuzung erreicht hatte stieß ihr plötzlich jemand in die Seite und ließ sie damit zu Boden gehen. Kurz darauf spürte sie ein Gewicht auf ihrem Schoß und riss erschrocken die Augen auf, woraufhin sie Mika erkannte, die quer über ihren Beinen lag und sie ebenso erschrocken ansah. „Mirâ!“ – „Mika!“, kam es von beiden Mädchen gleichzeitig. Doch bevor sich die beiden weitere Gedanken darüber machen konnten hörten sie bereits die Shadows, welche auf sie zugestürmt kamen. Schnell versuchten sie sich aufzurichten und wurden dabei nur ganz knapp von zwei Feuerattacken verfehlt. Erschrocken schrien die beiden Mädchen auf und erwarteten bereits den nächsten Angriff. Doch plötzlich stoppten ihre Gegner, wichen kurz zurück und waren einen Moment später in alle Himmelrichtungen geflüchtet. Mit einem Mal waren die beiden alleine auf den leeren Straßen. Irritiert blickte Mirâ auf den Punkt, an welchem sich zuvor noch eine Horde Shadows befand. Lange musste sie jedoch nicht über deren Flucht nachdenken, denn plötzlich spürte sie einen eisigen Hauch, welcher um ihre Beine strich. Kurz darauf erklang auch schon das Rasseln der Ketten, welche den Reaper ankündigten. Erschrocken griff sie Mikas Hand und wollte sie mit sich ziehen, doch ihre Beine versagten ihr den Dienst. Sie konnte sich nicht vom Fleck bewegen, dabei kam das Geräusch mit jeder Sekunde näher und näher und ließ das Blut in ihren Adern gefrieren. Plötzlich erkannte sie den Zipfel des Mantels, welchen der riesige Shadow trug und kurz darauf stand er in voller Größe vor den beiden Mädchen; die Waffen gezückt und jederzeit bereit sie anzugreifen. Ein Klicken war zu hören, während der Reaper eine seiner Pistolen auf sie richtete. In diesem Moment schaffte es Mika die Kontrolle über ihren Körper zurückzugewinnen. Gerade noch rechtzeitig schaffte sie es ihre Freundin beiseite zu ziehen und sie damit aus ihrer Starre zu holen. Mit einem lauten Knall traf ein Schuss eine Straßenlaterne und entlockte den Mädchen einen erneuten Schrei. „Hemsut“, rief Mirâ, die ihr Handy gezückt hatte. Ihre Mainpersona erschien auf der Bildfläche und griff das riesige Monster mit einer Eisattacke an, welche jedoch keinen wirklichen Effekt hatte. Doch die Oberschülerin und ihre kleine Freundin nutzen die Chance zur Flucht und hechteten um die nächste Ecke. Das jedoch hielt den Reaper nicht davon ab sie zu verfolgen. Mit Schwung holte er mit seiner Waffe aus und schlug Hemsut damit in den Magen, woraufhin diese mit einem Schrei verschwand. Schmerzhaft zuckte ihre Besitzerin zusammen und stolperte zu Boden, woraufhin auch Mika mitgerissen wurde. Die Violetthaarige keuchte und warf einen Blick über ihre Schulter, nur um einen Moment später das blauhaarige Mädchen zu schnappen und mit dieser zur Seite zu rollen. Gleich darauf traf ein weiterer Schuss eine Mauer. „Urgh“, krümmte sich Mirâ noch immer vor Schmerzen und blickte gequält zu dem riesigen Shadow, der nun immer weiter auf sie zukam. Sie konnte nicht mehr. Ihr Körper verweigerte ihr jeglichen Dienst. Der Schmerz, der sich immer noch durch ihre Brust zog, nachdem Hemsut von ihrem Gegner vernichtet wurde, lähmte sie regelrecht. Das war es nun also gewesen. So weit war Mirâ mit ihren Freunden gekommen und mit einem einzigen Fehler würde es nun hier enden. Gegen diesen Gegner hatte sie keine Chance; nicht alleine und nicht in ihrem aktuellen Zustand. Ihr Abenteuer würde also hier und jetzt ein Ende finden, indem sie von diesem Überwesen getötet wurde. Das erneute Rasseln der Ketten ließ sie aufschrecken und einen Moment später in den Lauf der beiden Revolver blicken, die der Reaper auf sie richtete. Das war ihr Tod. Verzweifelt schloss sie die Augen und schaffte es noch Mika in ihre Arme zu schließen, als sich um den Shadow ein blaues Licht bildete. „Izanagi-no-Ookami!“, ließ sie eine männliche Stimme die Augen wieder aufreißen. In diesem Moment durschnitt etwas die Luft und wirbelte damit die bisher stehende Luft auf. Kurz darauf schrie der Reaper fürchterlich auf und löste sich plötzlich in schwarz-rotem Nebel auf. Doch kaum war das Wesen verschwunden, tauchte dahinter eine weitere Gestalt auf, welche eindeutig nicht menschlich war. Dabei handelte es sich um ein männliches Wesen, das in einen hellen langen Mantel gekleidet war, der ihm bis zu den Waden reichte. An seinen Füßen befanden sich scharfe, goldwirkende Klingen. In seiner rechten Hand hielt es eine Doppelklinge, dessen Heft in einem goldenen Ring steckte, der an den beiden Klingen befestig war. Unter dem spitzen metallenem Helm, an welchem hinten zwei lange Klingen, sowie eine vorn an der Spitze befestigt waren, erkannte Mirâ ein dunkles Gesicht, dass sie mit roten Augen anstarrte. Mirâ wusste sofort, wobei es sich bei dieser Kreatur handelte. „Eine Persona“, sprach Mika plötzlich den Gedanken aus. Auch sie hatte es also bemerkt. Noch einmal richtete die Persona ihren Blick auf die beiden Mädchen, bevor sie sich in blauen Nebel auflöste und verschwand. „Das war wirklich knapp. Ein paar Sekunden später und der Reaper hätte euch erwischt“, erklang wieder die männliche Stimme, welche zuvor die Persona gerufen hatte. Erschrocken wandten sich die beiden Mädchen dieser zu und erkannten daraufhin eine Person, die auf sie zugelaufen kam. Aus den anfänglichen Schemen entstand nach und nach eine menschliche Gestalt, bis letzten Endes ein junger Mann mit kurzem, ungewöhnlichem grauem Haar vor ihnen stand. „Narukami-sensei?“, schrak die Oberschülerin plötzlich auf, was Mika kurz fragend zu ihr und dann wieder zu dem Mann schauen ließ. Mit Schwung stand die junge Frau auf, doch schwankte kurz darauf, als sie merkte wie ihre Kräfte sie wieder verließen. Plötzlich wurde ihr schwummerig vor Augen und gleich darauf umgab sie bereits tiefe Dunkelheit. Jedoch hörte sie noch, wie Mika erschrocken ihren Namen rief, bevor sie gänzlich das Bewusstsein verlor. *~*~*~*~* Langsam erwachte Mirâ aus ihrem traumlosen Schlaf und bemerkte sogleich etwas Warmes unter sich. Irritiert suchte sie die Quelle dessen und blickte kurz darauf auf einen mit dunkelgrauen Haaren bedeckten Hinterkopf. Erst danach bemerkte sie, dass sie, mal wieder, huckepack getragen wurde. „Na, wieder wach?“, wurde sie von der Person gefragt, welche sie auf ihrem Rücken trug. Noch etwas abwesend nickte die junge Frau, während so nach und nach ihre Erinnerungen daran zurückkehrten, was geschehen war. Sie war alleine in die Spiegelwelt gegangen, um nach Mika zu suchen, welche sie nicht erreichen konnte. Dabei wurde sie von einer Horde Shadows verfolgt und hatte sich vollkommen verausgabt, als plötzlich der Reaper vor ihr und Mika stand, die sie noch gefunden hatte. Sie erinnerte sich daran, dass sie tierische Angst hatte und in den Lauf der Revolver blicken konnte. Vor sich hatte sie bereits ihr Ende gesehen. Und dann? Plötzlich schrak sie auf, als sie sich an die Persona erinnerte, welche den Reaper mit einem Schlag besiegt hatte und die Person, welche kurz daraufhin vor ihr aufgetaucht war. „Narukami-sensei?“, fragte sie irritiert. Der junge Mann lachte leicht: „Wie ich sehe ist mein Name schon zu dir vorgedrungen.“ „Ein Freund hat ihn mir verraten…“, murmelte die Oberschülerin, „Ähm… Sie… können mich wieder runterlassen. Es geht wieder…“ Der Grauhaarige blieb stehen und ließ die Jüngere daraufhin vorsichtig wieder herunter, welche kurz schwankte, sich dann aber wieder fing. Nun stand sie dem Älteren direkt gegenüber und erkannte erneut diesen strahlend blauen Schmetterling, der kurz seine Runden um ihn zog und dann wieder verschwand. Er war also wirklich ein Persona-User und dazu noch ein sehr starker, immerhin hatte er den Reaper mit nur einen Angriff zerstört. Immer mehr Fragen türmten sich in ihrem Kopf auf, sodass sie gar nicht wusste, wo genau sie überhaupt anfangen sollte. Doch als sie endlich einen Anfang gefunden hatte, wurde sie plötzlich von der Stimme ihrer Mutter unterbrochen. „Mirâ, da bist du ja endlich! Wo warst du?“, fragte sie aufgebracht und brachte Angesprochene dazu sich umzudrehen. Daraufhin fiel ihr auf, dass sie bereits fast Zuhause war. Nur zwei Eingänge trennten sie von dem Grundstück ihrer Familie. Was sie nun jedoch auch noch zu der Frage brachte, woher dieser Mann wusste, wo sie wohnte. Doch bevor sie sich weiter Gedanken darüber machen konnte, erschien auch schon ihre Mutter neben ihr und musterte genannten skeptisch. „Wer sind Sie?“, fragte sie und versuchte nicht einmal zu vertuschen, dass sie der Sache nicht traute. Der Grauhaarige lächelte und verbeugte sich leicht: „Mein Name ist Narukami Yu. Ich bin Referent für Geschichte und Sport an der Jûgôya High School. Ich habe Shingetsu-chan zufällig getroffen und ihr angeboten sie nachhause zu begleiten, weil es schon so spät war.“ Harukas Blick schnellte zu Mirâ, welche merklich zusammenzuckte: „Stimmt das?“ „Äh… j-ja. I-ich war noch kurz bei Akane, weil ich etwas vergessen hatte. U-und Narukami-sensei hat mich dann gesehen…“, antwortete sie etwas unsicher und hoffte, dass ihre Mutter es ihr trotzdem abkaufen würde. Diese starrte sie einige Sekunden lang an und seufzte dann, ehe sie sich wieder an den Referendar wandte und sich bei diesem bedankte. Gleich darauf verabschiedete sie sich auch schon von dem jungen Mann und wollte zurück ins Haus, allerdings nicht ohne auch Mirâ die Anweisung zu geben wieder hinein zu gehen. Auch Yu verbeugte sich daraufhin und wandte sich nun von den beiden Frauen ab. „Ähm… Sensei…“, begann Mirâ, doch unterbrach den Satz, als Angesprochener sie nur mit vor den Mund gelegten Finger ansah. „Es ist alles gut“, meinte er nur und ging dann seines Weges. Die Oberschülerin sah ihm nach. In ihrem Kopf schwebten unzählige Fragen, die sie geklärt haben wollte, und sie ärgerte sich, dass ihr Gespräch so jäh unterbrochen wurde. Zusätzlich war sie sauer auf sich selbst. Wäre sie in der Spiegelwelt nicht zusammengebrochen, hätte sie viel mehr Zeit gehabt den Älteren ihre Fragen zu stellen. Nun musste sie also eine weitere Gelegenheit finden alleine mit ihm zu sprechen und so wie sie die Situation einschätzte würde sich das mit Sicherheit als ziemlich schwierig herausstellen. Ein Seufzen entkam ihr, während sie sich umdrehte und nun endlich nach Hause lief. Sie musste Mika kontaktieren, sobald sie alleine war, und sie fragen ob alles in Ordnung war. Deshalb war sie ja eigentlich rüber gegangen. Dass sie nun doch keine Chance hatte mit ihr zu sprechen, weil sie zusammengeklappt war, ärgerte sie ebenso. Doch nun ließ es sich nicht mehr ändern. Sie konnte nur hoffen, dass die Blauhaarige dieses Mal mit ihr sprechen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)