Persona: Shadows of Mirror von ShioChan (Kagami no Kage) ================================================================================ Kapitel 120: CXX – Culture Festival – Part III ---------------------------------------------- Sonntag, 27.September 2015 – Schulfest 2. Tag Mittag Seufzend ließ sich Kuraiko auf einem der freien Stühle nieder, welche neben der Eingangstür zur Schulküche standen und nutzte die kurze Zeit der Ruhe. Seit dem Morgen waren sie und noch einige andere Schülerinnen ihrer Klasse damit beschäftigt zu backen, denn das Maid- und Butlercafé war ein voller Erfolg. Zum Ärger der Schwarzhaarigen, denn diese hatte dadurch Unmengen an Arbeit und das bereits seit dem Vortag. Zwar hatte sie gestern am Nachmittag kurzzeitig frei gehabt, doch konnte sie sich da auch nicht wirklich erholen, weil sie gemeinsam mit ihren Freunden durch die Schule gelaufen war, um sich die Events der anderen Klassen anzusehen. Nie im Leben hätte sie gedacht, so etwas jemals zu tun. Die letzten Jahre hatte sie die Schulfeste immer alleine verbracht und sich hauptsächlich um ihre Aufgaben während der Events gekümmert. Ein kleines kaum erkennbares Lächeln zierte ihre Lippen, als sie daran dachte wie es dieses Jahr war. Dieses jedoch verschwand sofort wieder, als die hintere Tür des Raumes aufgezogen wurde und eine Schülerin leicht panisch hereinkam. „Wir brauchen mehr von den Eclairs“, sagte sie mit einem Blick zu Kuraiko. Diese schnalzte mit der Zunge und erhob sich von ihrem Stuhl, um sich wieder an die Arbeit zu machen. Viel Zeit zum Ausruhen hatte sie nicht gehabt, doch sie wusste auch, dass es nur noch dieser Tag war. Und den würde sie auch noch schaffen. Während sie sich an die Arbeit machte, bemerkte sie nicht, wie die Tür, neben welcher sie gesessen hatte, ein kleines Stück aufgezogen wurde und kurz darauf eine Hand erschien. Diese schnappte sich die Jacke, welche über dem Stuhl hing, auf dem sie zuvor noch gesessen hatte und verschwand dann mit dieser wieder im Flur, bevor die Tür wieder leise geschlossen wurde. „Fukagawa, hast du zufällig meine Jacke gesehen?“, fragte eine ihrer Klassenkameraden ungefähr 30 Minuten später. Die Schwarzhaarige, welche gerade dabei war die ersten Eclairs zum Abkühlen vom Bleck zu nehmen, sah zu dem Mädchen hinüber und schüttelte dann den Kopf. Als sie sich vorhin dorthin gesetzt hatte war die Jacke definitiv noch da gewesen, da war sie sich sicher. Immerhin hatte sie extra drauf geachtet, dass sie nicht herunterfiel. Was jedoch passiert war, nachdem sie aufgestanden war, wusste sie nicht. Aber so eine Jacke konnte ja auch nicht einfach verschwinden. „Ist sie heruntergefallen?“, fragte sie nach. „Nein…“, ratlos sah sich das Mädchen um. Ein plötzlicher Aufruhr im Flur ließ die Gruppe aufhorchen und das Mädchen aus dem Raum lugen. Während sich die andere Oberschülerin zu ihr gesellte, versuchte Kuraiko dem Drang zu widerstehen nachzusehen. Wahrscheinlich hatte eine andere Klasse diesen Aufruhr verursacht, um auf ihr eigenes Event aufmerksam zu machen. „Ist das nicht Shuya?“, fragte eine der beiden Schülerinnen und ließ damit die Schwarzhaarige doch aufhorchen, „Wieso trägt er die Mädchenuniform? Und wo hat er sie her?“ „Gute Frage. Aber irgendwie sieht er süß aus“, meinte die andere und schrak plötzlich auf, als sie beiseitegeschoben wurde. Irritiert sah sie auf und blickte auf Kuraiko, welche vollkommen geschockt auf die Szene schaute, die sich vor ihr zeigte. Nur wenige Meter von ihnen entfernt kam tatsächlich Shuya durch den Gang stolziert; gekleidet in die Mädchenuniform der Schule und seine Haare zu zwei Zöpfen gebunden. Unter dem Rock erkannte man seine schwarze Hose, welcher er sich wohl nicht getraut hatte wegzulassen. Trotzdem wirkte er sehr selbstsicher und schreckte auch nicht davor zurück, den anderen Jungs wie ein Mädchen zuzuzwinkern und kleine Küsschen zu verteilen. Plötzlich jedoch blieb er ruckartig stehen, als er hinter sich eine eiskalte, düstere Aura spürte, die ihm einen Schauer über den Rücken laufen ließ. „Na~ga~se~“, erklang eine zischelnde Stimme, die selbst die Hölle gefrieren lassen konnte. Ganz vorsichtig drehte sich der Blau-Violetthaarige um und wurde plötzlich am Kragen gepackt. „Sag mal, kannst du mir verraten was das hier soll?“, schnauzte ihn Kuraiko an, „Wieso rennst du in der Mädchenuniform herum… und woher verdammt hast du die?“ Verlegen kratzte sich der Schüler an der Wange und überlegte, wie er die Situation am besten erklärte: „Naja… da war diese Wette… und ja… d-den Rock hat mir ne Freundin geliehen… und die Jacke ist deine…“ „Hu? Meine? Bist du doof? Ich trage so gut wie nie diese dumme Jacke…“, meinte Kuraiko plötzlich mit einer Stimme, die schon fast an einen Gangsterboss erinnerte. Nun hatte sie auch eine Vermutung, wohin die Jacke ihrer Klassenkameradin verschwunden war: „Sag bloß…“ Weiter kam die Schwarzhaarige jedoch nicht, denn plötzlich tauchte hinter der nächsten Ecke eine Meute an Schülern auf, welche ihre Handys gezückt hatten. Sie alle hatten nur ein Ziel: Ein Foto von Shuya in der Mädchenuniform zu schießen. Erschrocken blickte dieser nun auf die Meute vor sich und nestelte solange an den Händen der jungen Frau herum, bis diese ihn endlich losließ. Da diese in dem Moment selber vollkommen verwirrt war, gelang es ihm auch recht schnell sich zu befreien. Bevor Kuraiko jedoch reagieren konnte, hatte der Ältere bereits die Beine in die Hand genommen und war in die andere Richtung verschwunden. Perplex blieb die Schwarzhaarige zurück und spürte wie immer mehr Wut in ihr aufstieg. Zähneknirschend setzte sie sich daraufhin in Bewegung und rannte dem Schüler nach, gefolgt von der fotogeilen Masse, während ihre beiden Kameradinnen und einige Besucher ratlos im Gang zurückblieben. Zur gleichen Zeit war Mirâ gerade auf dem Außengelände der Schule unterwegs und wollte sich etwas zum Mittag kaufen. Sie hatte bereits einen Stand im Sinn, auf den sie schnurstracks zuging, doch hielt plötzlich inne, als an ihr ein stark leuchtender blauer Schmetterling vorbeiflog. Irritiert folgte sie ihm mit ihrem Blick und erkannte kurz darauf am Schultor eine Person mit mittelblauen, langen Haaren, welche etwas hilflos auf einen Zettel starrte und sich dann umsah. Überrascht Rin hier anzutreffen, ging die Violetthaarige auf die junge Frau zu und hob dann zur Begrüßung die Hand: „Hallo Rin-chan. Möchtest du unser Schulfest besuchen?“ Etwas erschrocken darüber, unvermittelt angesprochen zu werden, sah Besagte auf und lächelte dann, als sie ihr Gegenüber erkannte: „Mirâ. Schön dich zu sehen. Ja, Shû-chan hat mich eingeladen, weil er heute ein Konzert spielt. Er wollte mich eigentlich hier abholen, aber…“ Sie sah sich um, doch von besagtem Jungen war weit und breit nichts zu sehen: „Und übers Handy erreiche ich ihn auch nicht…“ „Vielleicht ist er noch im Café seiner Klasse beschäftigt und hat es nicht rechtzeitig raus geschafft. Wollen wir mal gemeinsam hinschauen?“, fragte die Violetthaarige nach und bekam daraufhin ein Nicken als Antwort. Lächelnd setzte sie sich, gefolgt von Rin, somit in Bewegung und führte die Blauhaarige über das Gelände, während sie ihr ein wenig versuchte zu erklären, wo sich was befand. Als sie auf das Fußballfeld zu sprechen kam, erzählte sie ihrer Begleitung auch gleich von dem Spiel am vergangenen Tag und dass die Oberschule dieses leider verloren hatte. „Das wird Shû-chan sicher geärgert haben…“, meinte Rin, während sie durch die Eingangstür ins Innere der Schule traten. „Hiroshi-kun hat es auf jeden Fall geärgert“, lachte Mirâ sachte. „Was hat mich geärgert?“, ließ die Stimme von Besagtem sie zusammenzucken und erschrocken zu ihm blicken, „Yo.“ „Hi-Hiroshi-kun, bitte erschrick mich nicht so“, fasste sich die junge Frau an die Brust. „Gomen“, entschuldigte sich ihr Gegenüber und wandte sich dann an Rin, „Hallo Aikawa. Das ist ja eine Überraschung. Hat Shuyan dich eingeladen?“ „Wer denn sonst?“, lachte die Blauhaarige. Irritiert darüber, dass sich Hiroshi und Rin zu kennen schienen, blickte Mirâ zwischen den beiden Parteien hin und her. Andererseits war das mit Sicherheit nicht verwunderlich, immerhin war Shuya ihr gemeinsamer Kumpel. Da gab es sicher bereits die ein oder andere Situation, wo sie aufeinandergetroffen waren. Trotzdem überraschte es die Oberschülerin. Doch ehe sie dazu kam nachzuhaken, ertönte aus einem der Gänge ein enormer Lärm. Kaum hatte sie sich diesem zugewandt, um nachzusehen, woher er kam, rannte auch schon Shuya an ihnen vorbei: Gekleidet in einer Mädchenuniform und die Haare zu zwei Zöpfen gebunden. „Entschuldigt mich“, hatte er noch gerufen, bevor er an dem Dreiergespann vorbeigeeilt war. Kurz darauf folgte bereits Kuraiko, deren wütende Aura man durch den kompletten Eingangsbereich spüren konnte und der dafür sorgte, dass alle möglichen Schüler und Besucher beiseite gingen. Sauer schrie sie dem Blau-Violetthaarigen zu, dass er gefälligst stehen bleiben solle, damit sie ihn umbringen konnte. Als wenn das jedoch nicht schon genug der Kuriosität war, wurden die beiden zusätzlich noch von einem Pulk an Schülern verfolgt, welche alle ihre Handys gezückt hatten und versuchten Fotos zu schießen. Vollkommen perplex sahen die drei Oberschüler dem Geschehen nach und wussten nicht so genau, was sie eigentlich sagen sollten. Plötzlich jedoch setzte sich Rin in Bewegung und folgte der Meute mit den Worten „das muss ich sehen!“. Auch Hiroshi rannte nun hinterher, während er seiner Teamkameradin eine Entschuldigung zurief und kurz darauf um die nächste Ecke verschwunden war. Zurück blieb eine vollkommen verwirrte Mirâ, die nicht wusste, was hier eigentlich los war. „Was war das denn? Geht das hier an eurer Schule immer so ab?“, wurde sie jedoch plötzlich unvermittelt angesprochen, weshalb sie erschrocken herumfuhr. Daraufhin erkannte sie ein junges Mädchen mit orangebraunen, wunderschön gelockten Haaren, die sie mit einem roten Perlenhaargummi zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte. Sie war ein Stückchen kleiner, als die Violetthaarige, weshalb sie einschätzte, dass es sich bei ihr um eine Mittelschülerin handelte. „Ähm… nein eigentlich nicht“, meinte Mirâ, während sie sich peinlich berührt an der Wange kratzte, „Bist du alleine hier?“ „Ja. Meine Mutter wäre nie mit mir hierhergekommen“, nuschelte die Jüngere, „Ich schaue mir gerade potentielle Oberschulen an. Da kam mir das Schulfest heute ganz gelegen.“ Fragend legte die Ältere den Kopf schief, da man sich Oberschulen eigentlich ansah, wenn sie offizielle Besuchstage hatten. Immerhin wurde den Schülern an diesen Tagen die Schule richtig gezeigt und auch erklärt, welche Klubaktivitäten es gab. Meistens fand die Besichtigung kurz vor der Prüfungsphase statt, bevor sich die Mittelschüler auf ihre bevorzugte Oberschule bewerben mussten. Deshalb verstand sie auch nicht, wieso die junge Frau ausgerechnet am Tag des Schulfestes herkam. Immerhin was es währenddessen viel zu chaotisch, um sich alles anzuschauen. „Wäre dafür nicht der offizielle Besuchstag besser geeignet. Ich glaube da siehst du mehr und die Lehrer haben auch mehr Zeit, um dir Fragen zu beantworten“, sprach die Oberschülerin das Thema direkt an. Die Orangebraunhaarige jedoch zuckte nur mit den Schultern: „Nein, das ist schon okay so. Ich kann mir nicht vorstellen, dass meine Mutter mich hierher lassen würde. Ich war nur gerade zufällig in der Stadt und dachte, dass ich diese Gelegenheit beim Schopfe ergreife.“ Mirâ verstand es immer noch nicht genau, doch glaubte, dass dieses Mädchen schon ihre Gründe haben würde. Deshalb schlug sie der Jüngeren kurzerhand vor sie herumzuführen, immerhin hatte sie an diesem Tag sowieso keinen Dienst mehr und wusste nichts mit ihrer Freizeit anzufangen, da alle ihre Freunde aktuell irgendwo eingespannt oder beschäftigt waren. Auch wenn einige von ihnen einer eher merkwürdigen Beschäftigung nachgingen. Noch einmal sah sie kurz in die Richtung, in welche Shuya mitsamt Sack und Pack verschwunden war und konnte sich dabei ein kleines Grinsen nicht verkneifen. Die Jüngere wiederum war kurz etwas über ihr Angebot irritiert, doch nahm dieses letzten Endes dankend an, woraufhin die beiden mit der Führung begannen. „Darf ich eigentlich fragen wie du heißt?“, fragte Mirâ nachdem sie einige Meter gegangen waren, „Es wäre umständlich, dich die ganze Zeit mit du anzusprechen. Mein Name ist im übrigen Mirâ Shingetsu.“ „Mein Name ist Nami Takahashi. Freut mich sehr dich kennenzulernen, Shingetsu-senpai“, stellte sich die Jüngere vor und deutete eine Verbeugung an, „Und vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst mich etwas herumzuführen.“ „Kein Problem. Also dann, Takahashi-chan, beginnen wir mit der Tour durch die Jûgôya High School“, grinste die Violetthaarige. So liefen die beiden Mädchen durch das Schulhaus, während die Ältere der Mittelschülerin erklärte, was sich in welchem Stockwerk und Raum befand und welche Klubaktivitäten die Schule so bot. Natürlich konnten sie nicht wie beim Besichtigungstag in alle Räume hineinschauen, da die meisten mit den Events der einzelnen Klassen bestückt waren, trotzdem sah sich die Orangebraunhaarige interessiert um. Hier und da stellte sie auch einige Frage, welche Mirâ mal gut, mal weniger gut beantworten konnte. In diesen Fällen verwies sie auf die Internetseite der Schule, auf welcher auch noch mal alle wichtigen Punkte zusammengefasst waren. Sie selbst hatte von der Homepage auch erst erfahren, als sie bereits einige Monate auf dieser Schule war, hatte selbst aber bisher noch nie wirklich draufgeschaut. Sie wusste aber, dass dort viele interessante Informationen niedergeschrieben waren. Unterwegs trafen sie auch noch einmal auf Shuya, welcher mittlerweile von Kuraiko eingeholt und mächtig zusammengestutzt worden war, während sich die restliche Schülerschar bereits aus dem Staub gemacht hatte. Flehend hatte er vor der Schwarzhaarigen gekniet und diese um Verzeihung gebeten, während sich Hiroshi und Rin vor Lachen nicht mehr einbekamen. Dieses Grüppchen zurücklassend, führte Mirâ die Jüngere weiter durch die Schule, bis sie schließlich wieder am Eingang zum Stehen kamen. „So damit wären wir durch“, beendete die Violetthaarige den Rundgang. Noch einmal ließ Nami ihren Blick durch die Eingangshalle schweifen und wandte sich dann an die Ältere: „Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, Senpai.“ „Sehr gern“, lächelte die Oberschülerin, „Vielleicht entscheidest du dich ja für unsere Schule. Dann sehen wir uns vielleicht wieder.“ Ihr Gegenüber nickte lächelnd: „Das wird sich zeigen. Jedenfalls konnte ich mir heute schonmal ein gutes Bild machen.“ Sie blickte auf ihre Uhr und stellte fest, dass es langsam Zeit für sie war zu gehen. Die Frage Mirâs, ob sie sich noch das Konzert und das Feuerwerk am Ende anschauen wollte, musste sie leider verneinen und erklärte, dass sie es gerade so geschafft hatte, sich bis jetzt freizuschaufeln. Auch wenn sie sich das Spektakel am Ende gern angesehen hätte. Die Violetthaarige lächelte und hielt der Jüngeren die Hand entgegen, während sie ihr alles Gute und eine sichere Heimreise wünschte. Erst sah Nami die ihr angebotene Hand etwas irritiert an, dock lächelte dann und ergriff sie. Kaum hatten sich die beiden jungen Frauen jedoch berührt spürte Mirâ eine angenehm warme Aura, welche die Jüngere plötzlich zu umgeben schien. Sie kannte dieses Gefühl. Als sie vor einiger Zeit in Osaka war und auf Aiden getroffen war, hatte sie genau das gleiche verspürt. Und wieder überkam sie eine üble Vorahnung, während sie die Mittelschülerin vor sich leicht musterte. Das Ganze dauerte nicht mal einen Wimpernschlag, sodass die Jüngere das gar nicht mitbekommen hatte, als sie die Hand der Oberschülerin wieder losließ und sich nun endgültig verabschiedete. Besorgt blickte Mirâ ihr nach, als sie das Gebäude verließ, und hoffte, dass sich ihre Vermutung nicht bestätigen möge. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)