Wenn alles ein wenig anders wäre von Nakuj (Sasuke-center; Werwölfe) ================================================================================ Kapitel 1: Vollmond ------------------- So Kinder! Setzt euch hin, damit ich euch eine Geschichte erzählen kann. Sie ist recht lang, aber wir haben ja Zeit, nicht? Wie war das? Worum es geht? Seid nicht so ungeduldig! Ihr werdet es noch früh genug erfahren. Aber ich glaube, ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage, dass sie stellenweise recht traurig sein wird. Ihr solltet vielleicht wissen, dass das, was ich euch nun erzählen werde, nicht gerade das ist, was man als das „typische Märchen“ bezeichnen würde. Was sollen denn diese enttäuschten Gesichter? Jetzt reißt euch mal zusammen! Es ist kein Märchen, weil es wirklich passiert ist. Aber das soll nicht heißen, dass es eine schlechte Geschichte ist. Ihr wisst doch, wie ein Märchen normalerweise abläuft, nicht? Es fängt mit „es war einmal“ an und endet mit „und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende“ und kaum ist diese letzte Zeile verklungen, so hat man auch schon eine neue Lebensweisheit dazugelernt. Hier ist das eben nicht so. Aber ich denke, dass ihr schon etwas dabei lernen werdet. Wenn nicht, dann muss ich mir etwas anderes überlegen, um euch die Kernaussage dieser Geschichte näher zu bringen. Was seid ihr denn so still? Ach so! Ihr wollt, dass ich endlich anfange! Gut, dann will ich euch nicht länger warten lassen. Also, es gab da mal einen Jungen, der hatte rabenschwarzes Haar. Seine Augen waren kohlefarben und stets von einem neugierigen Glitzern erfüllt. Der Junge war immer fröhlich müsst ihr wissen. Zwar gab es auch Zeiten in denen er nicht ganz so fröhlich war, aber er war immer auf eine gewisse Art und Weise glücklich. Und das war er wirklich immer. Er kam aus einer allseits bekannten Familie. Sein Vater was das Oberhaupt seines Clans und auch sein Bruder stand recht weit oben in der Hierarchie. Wer weiß, aber vielleicht war gerade das das Problem. Es wurde viel von dem Jungen erwartet. Er sollte stets das vollbringen, was sein Bruder auch geschafft hatte, als er noch in seinem Alter gewesen war, wenn nicht noch mehr. Aber es gab einen Lichtstreifen am Horizont. Der Junge, der hatte eine gute Freundin. Ja, eine Freundin fürs Leben, wenn man so will. Gemeinsam konnte er den Leistungsdruck, der auf ihm lastete, vergessen und einfach nur das Kind sein, das er ja war. Was ist denn Tamashi? Ach so! Du willst wissen wie die beiden geheißen haben! Der Junge mit den kohlefarbenen Augen hieß Sasuke und das Mädchen, das der Anker war, an den er sich klammern konnte, hieß Mariko. Und das ist ihre Geschichte. „Sasukeee!“ Der Junge drehte sich herum und konnte auch schon das lächelnde Gesicht seiner Freundin sehen. Ihre Haare wehten im Wind und ihre Augen waren von einem erfreuten Glitzern erfüllt. „Lass und spielen!“ Sasuke nickte grinsend. Auch, wenn Mariko kein Mitglied des Uchiha-Clans war, so gehörte sie für ihn zur Familie. Sie war seine beste Freundin, Schwester und Seelenverwandte zugleich. Sein Vater hielt sie für schlechten Umgang, weswegen sich die beiden nur im Geheimen treffen konnten. Aber das machte nichts. Nicht, solange sie einander überhaupt noch sehen konnten. Täglich kamen sie an ihrem geheimen Treffpunkt im Wald zusammen. Viele Jahre lang ging das so, bis Mariko an jenem verhängnisvollen Tag nicht auftauchte. Viele Stunden lang hatte Sasuke auf sie gewartet, aber sie kam nicht. An diesem Abend ging er besorgt nachhause. Auch die nächsten Male wartete er vergeblich. Irgendwann, als er allein zuhause war, machte er sich auf zu ihrem Haus. Es war nicht weit weg, weswegen er es schnell erreicht hatte. Aber es kam nicht so, wie er gedacht hatte. Das Haus war verwaist. „Mariko?“ Zaghaft rief Sasuke ihren Namen. Es fühlte sich nicht wohl hier, so ganz alleine. Das Haus lag tief im Inneren des Waldes. Mariko hatte ihm einmal erzählt, dass sie die Nähe von Menschen nicht mochte. Er hatte sie daraufhin gefragt, warum sie sich dann mit ihm traf, aber sie hatte nur gelacht und gemeint, dass sie ihn sehr wohl gern hatte. Das hatte auch ihm ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Erst, als er spät nachts in seinem Bett lag, schoss ihm eine weitere Frage durch den Kopf. „Soll das heißen, dass du dich selbst nicht magst?“ Sasuke schüttelte den Kopf. Das war nicht der richtige Zeitpunkt um in Erinnerungen zu schwelgen. Er wusste, dass er nicht lange bleiben konnte. Die Blätter der Bäume raschelten im Wind. Die anderen Geräusche waren verstummt, was sein Herz noch ein Stück weit schneller schlagen ließ. Er trat zu der Haustüre und öffnete sie. Im Inneren war es dunkel. Kein Licht brannte und auch die Vorhänge waren zugezogen. „Mariko? Bist du da?“ Erneut rief er nach ihr, aber eine Antwort blieb aus. Schnell schlüpfte er aus seinen Schuhen und trat ein. Das Haus war nicht gerade groß. Viel mehr war es eine kleine Wohnung. Die wenigen Möbel waren schlicht und bestanden aus Holz. Die Wände waren leer. Kein einziges Bild schmückte die ohnehin schon kahlen Räume. Er gab es sich nicht gerne zu, aber so langsam bekam er es mit der Angst zu tun. Wo konnte Mariko nur sein? Mit einem Kopfschütteln versuchte er seine Gedanken zu klären und nach einer logischen Erklärung zu suchen, während er langsam einen Fuß vor den anderen setzte. „Vielleicht schläft sie ja“, murmelte er vor sich hin, auch wenn er nicht daran glaubte. Die drei Zimmer der Hütte waren schnell abgesucht. Sasuke atmete tief aus. Er merkte erst jetzt, dass er die ganze Zeit über die Luft angehalten hatte. Gerade als er wieder nach draußen gehen wollte, hörte er Schritte. Sein Körper erstarrte mitten in der Bewegung. Eigentlich hatte er Marikos Namen rufen wollen – wer hätte es sonst sein sollen? – aber gerade, als er den Mund öffnete, war es als hätte man ihn geschlagen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht hielt er sich den Bauch. Es stand niemand neben ihm, aber dennoch war er sich sicher, dass ihn jemand in den Magen geboxt hatte. Da konnte er wieder Schritte hören. Jetzt merkte er auch, dass sie viel zu laut waren, als dass sie von Mariko stammen konnten. Er lauschte. Ziemlich träge waren sie, wie von jemandem, der sich nicht die Mühe machte, schnell zu sein, aber dennoch auf eine seltsame Art und Weise bestimmt, so als ob die Person nicht zufällig hier hereinspaziert war. Suchte sie etwas? Oder vielleicht sogar jemanden? War Mariko deswegen verschwunden? War sie vor diesem Unbekannten geflohen? Unzählige Fragen bestürmten Sasukes Geist. Er hatte Angst und war verwirrt. Aber eine Sache wusste er mit einer Gewissheit, die seine wirren Gedanken verstummen ließ. „Irgendetwas stimmt hier nicht.“ Sasuke war klar, dass er etwas tun musste. Der Unbekannte war nicht zufällig hier und dasselbe Gefühl, das ihn zuvor daran gehindert hatte Marikos Namen zu rufen, sagte ihm nun mit unerschütterlicher Gewissheit, dass er, wenn er gefunden würde, nicht mehr lange zu leben hätte. Es überraschte ihn selbst, aber er verspürte keine Angst bei diesem Gedanken. Es war, als hätte der analytisch denkende Teil seines Gehirns jegliche Gefühlsregungen unterdrückt, so als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Jetzt wurde ihm auch bewusst, dass der Eindringling von seiner Anwesenheit wissen musste. Die Schuhe, die er neben den Eingang gestellt hatte, waren wie ein leuchtend rotes Warnsignal, das jedem von ihm verriet. Mit scharfem Blick sah er sich im Zimmer um. Es gab keine Möglichkeit, sich zu verstecken. Hinausschleichen konnte er sich auch nicht, da das Öffnen eines Fensters zu viel Lärm machen und er somit auf seinen Aufenthaltsort aufmerksam machen würde. Waffen trug er auch nicht bei sich und einen Gegenstand als solche zweckzuentfremden, würde ihm auch nicht weiterhelfen. Trotz allem war er nur ein kleines Kind und sein Gegner ein ausgewachsener Mann. Einen Moment lang stockte er in seinem Gedankengang. Woher wusste er, dass es ein Mann war? Doch da beantwortete er sich die Frage selbst. Eine Frau würde anders gehen. Sie würde leichter auftreten. Sasuke wusste es aber nicht nur daher. Es allein zu denken, kam ihm befremdlich vor, aber es war, als würde er es riechen. Da hörte er wieder diese Schritte. Lange Zeit war Sasukes Gegner einfach nur dagestanden, was ihm die Möglichkeit gegeben hatte, nachzudenken, aber nun marschierte er schnurstracks auf ihn zu. Innerhalb weniger Sekunden fällte Sasuke eine Entscheidung. So schnell und leise wie möglich schnappte er sich einen Apfel, der nur wenige Meter neben ihm auf einem kleinen Tisch lag, und warf ihn gegen eine sich im anderen Zimmer befindliche Vase. Glücklicherweise hatte er bei seiner Suche nach Mariko die Tür, die das Vorhaus vom Rest des Hauses trennte geschlossen, die anderen aber offengelassen, sodass sein Gegner nicht sehen konnte, was Sasuke tat. Das Gefäß zerbarst mit lautem Klirren. Diese Aktion war keine Sekunde zu früh gekommen, denn in diesem Moment öffnete sich die geschlossene Türe und der Mann schoss mit schnellen Schritten in das andere Zimmer. Blitzschnell öffnete Sasuke das Fenster, welches sich direkt neben ihm befand und stürzte nach draußen. Er rannte so schnell er konnte durch den Wald, zurück zum Uchihaviertel, erleichtert darüber, dass er keine Schritte hinter sich hören konnte. Keuchend kam er zum Stehen. Seine Kleidung war von den Ästen zerrissen und auch sein Gesicht und seine Beine hatten einige Kratzer davongetragen. Noch nie in seinem bisherigen Leben hatte er eine solche Angst gehabt. Immer wieder blickte er über seine Schulter zurück, ob nicht vielleicht doch ein Schatten aus dem Wald heraustreten und ihn angreifen würde, während er nach Luft schnappte. Aber es kam niemand. Langsam beruhigte er sich wieder, doch da roch er erneut etwas. Seine Angst hatte ihn so sehr gelähmt, dass er den Duft, den er schon die ganze Zeit über in seine Lungen gepumpt hatte, erst jetzt wahrnahm. Dann tat er etwas, das ihn selbst überraschte. Er schnüffelte. Die Nase in die Luft gereckt, die Augen geschlossen. „Wie ein Hund“, schoss es ihm durch den Kopf. Als er schließlich erkannte, was er da roch, weiteten sich seine Augen in Entsetzen. Es war Blut. Wieder rannte er. So schnell ihn seine kurzen Beine tragen konnten. Doch tief in seinem Inneren wusste er, dass er von diesem Tag an auf sich allein gestellt sein würde. Dies war der Tag, an dem der große Uchiha-Clan seinen Meister fand. Ein Mitglied aus den eigenen Reihen hatte dieses Massaker verübt. Der kleine Sasuke war der einzige, der überlebte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)