Vampires vs. Humanity von Nisshoku (Captured by Vampires) ================================================================================ Kapitel 8: Guardian Angel ------------------------- Ich wusste nicht, wie lange ich einfach nur Löcher in die Luft starrte und darüber sinnierte, wie es überhaupt so weit kommen konnte. Doch dann bemerkte ich, wie die Tür vorsichtig aufging. Ein tiefes Seufzen entwich mir. Er war wohl zurück gekommen um das zu vollenden, was er begonnen hatte. "Jin?", hörte ich eine Stimme fragen, die mich doch aufhorchen ließ. Das war nicht Byou weshalb ich meinen Kopf zur Seite drehte und Kai entdeckte, der mich mitleidig ansah. Super. Jetzt wurde ich auch schon bemitleidet. Das letzte Mal hatte mich meine Mutter so angesehen, als ich mal wieder mit einem blauen Auge und einer aufgesprungenen Lippe nach Hause gekommen war. In der Schule wurde ich regelmäßig verprügelt einfach nur weil ich intelligenter, als der Rest, war. Ich war das Opfer gewesen. Das hatte sich erst geändert als meine Eltern mich auf eine Privatschule schickten, die für hochbegabte Kinder eine Zuflucht bot. Danach hatte mich nie wieder irgendjemand mit Mitleid betrachtet. Doch Kais Blick katapultierte mich in diese Zeit zurück und das Gefühl mochte ich so gar nicht. Ich drehte den Kopf wieder zur Decke, da ich den Ausdruck auf seinem Gesicht einfach nicht ertrug. "Ich mache dich los.", verkündete er leise und ich ließ ihn machen. Als sich die Fesseln endlich lösten zog ich die Arme an meinen Körper und murrte schmerzlich. Meine Gelenke taten, durch die einseitige Haltung, weh und meine Hände kribbelten unangenehm, da sie nun endlich wieder ausreichend mit Blut versorgt wurden. "Danke...", murmelte ich, sah Kai aber nach wie vor nicht an. Dieser ließ sich behutsam auf die Bettkante sinken und betrachtete mich. Nun wuchs meine Scham. Wie viele Emotionen musste ich eigentlich noch durchleben? Es nervte und zwar gewaltig. "Jin? Geht es dir gut?" Ich lachte leise und hob die Hand um mir über die Augen zu reiben. Die Frage war wirklich dumm. Sah ich denn so aus, als ob es mir gut ginge? Jedoch konnte der Andere nichts für Byous Ausraster weshalb ich einmal tief durchatmete und ihn dann ansah. "Was glaubst du denn?" Ich war bemüht mein inneres Chaos nicht an ihm auszulassen und erhob mich langsam. Kai sah betreten zur Seite bis ich langsam vom Bett rutschte und aufstand. Erneut musste ich mich an dem Bettpfosten festhalten. Dieses Mal aber nicht, weil Byou zu viel Blut getrunken hatte, sondern weil ich einfach nur im Arsch war. Mein Kreislauf spielte verrückt und meine Beine zitterten. Vermutlich war das ein leichter Schock, der mich nun auch noch mit aller Macht in die Knie zwingen wollte. "Ich...komm. Ich nehm dich mit zu mir.", bot Kai mir an und erhob sich. Ich klammerte mich noch immer an den Pfosten und sah an diesem vorbei zu dem aufmunternd lächelnden Mann, von dem ich immer noch nicht wusste, was er war. Sollte ich mit ihm gehen? Ich wusste, dass er mir nichts tun würde und es nur gut meinte. Einerseits wäre ich gerne alleine gewesen, andererseits wollte ich aber auch genau das vermeiden. Eines wusste ich aber genau und zwar, dass ich nicht in diesem Zimmer bleiben wollte. "Okay.", willigte ich schließlich ein und sah mich nach meiner Hose um. Ich wollte um keinen Preis halb nackt durch dieses Haus wandern. Kai folgte meinem Blick und fand meine Jeans zuerst ehe er mir diese reichte und ich umständlich hineinstieg, seine Hilfsangebote aber ablehnte. Allerdings fiel mir nun ein, dass Byou mein Shirt zerrissen hatte, was mich seufzen ließ. "Hier." Kai hielt mir seine Kapuzenjacke entgegen. So viel Wärme und Nächstenliebe hatte ich schon lange nicht mehr erlebt, weshalb mir schon wieder die Tränen kommen wollten, die ich aber angestrengt wegblinzelte. Das war gerade nicht der Zeitpunkt um wie ein kleines Mädchen zu heulen. Dankend nahm ich ihm das Kleidungsstück ab und schlüpfte hinein. Ich war überrascht, dass der Stoff warm war, was mich zu dem Schluss brachte, dass Kai auf keinen Fall ein Vampir sein konnte. Vampire waren kalt, nur Menschen waren warm. Jedoch schüttelte ich den Gedanken ab, da ich gerade mit dem Reißverschluss kämpfte. Das blöde Dinge wollte sich einfach nicht einfädeln lassen. Gut, dass ich gerade nicht wie Espenlaub zitterte, sonst wäre das ganze Unterfangen am Ende noch schwer gewesen. Verdammt nochmal, konnte ich mich nicht einfach zusammen reißen? Jedoch kam Kai auf mich zu und nahm mir den Verschluss aus der Hand und half mir beim Zumachen. Seufzend ließ ich den Kopf hängen und fühlte mich erneut so hilflos. "Danke.", murmelte ich erneut ehe er mir meine Stiefel übergab. In diese schlüpfte ich problemlos bevor ich dem Größeren einfach aus dem Zimmer folgte. Eine unangenehme Angst überkam mich, als ich das Zimmer verließ und sofort malte ich mir die schlimmsten Dinge aus. Bestimmt würde Byou gleich hinter einer Ecke hervorspringen und mich eigenhändig zurück ins Zimmer schleifen weil ich mal wieder ohne Erlaubnis das Zimmer verlassen hatte. Ich schob meine Hände in die Taschen der Kapuzenjacke und folgte Kai bis ins Erdgeschoss. Anscheinend hatte er hier sein Zimmer, was mich wieder zu dem Schluss kommen ließ, dass er definitiv kein Vampir war. Die hatten ihr Reich, erfahrungsgemäß, im obersten Stockwerk. Ich war froh Niemanden anzutreffen, was vermutlich auch an der Tageszeit lag. Die Sonne war vermutlich schon längst aufgegangen. Kai öffnete eine Tür und trat als erster ein bevor ich ihm folgte, damit er die Tür hinter uns schließen konnte. Der Raum war größer als die Zimmer der Vampire, was mich doch sehr erstaunte. Was machte Kai so besonders, dass er so ein riesiges Zimmer bewohnen durfte? Ich verschob den Gedanken auf ein anderes Mal und ließ den Blick schweifen. Es war an sich genauso ausgestattet wie restlichen Zimmer bis auf die Tatsache, dass er einiges an persönlichen Dingen besaß. Das war vermutlich auch der Grund weshalb mir der Raum so gemütlich vorkam. "Setz dich. Hast du Durst oder Hunger?" Er deutete auf seine Sofaecke weshalb ich mich auf dieser niederließ und leicht den Kopf schüttelte. "Durst ja, Hunger nein." Er nickte und wandte sich ab ehe er durch eine Tür verschwand. Kurze Zeit später war er wieder da und stellte mir ein großes Glas Wasser vor die Nase ehe sich ein weiteres, kurzes Glas mit einem bernsteinfarbenen Inhalt dazu gesellte. Alkohol. Gute Idee. Zuerst trank ich das Wasser, in wenigen Zügen, aus ehe ich zum zweiten Glas griff und die Flüssigkeit auf Ex runterkippte. Kurz verzog ich das Gesicht, da der Abgang leicht brannte aber es wärmte mir immerhin den Bauch und der Geschmack war auch gar nicht mal so übel. Ich sah auf und lächelte schwach. "Danke. Mal wieder." Er winkte ab und ging zu seinem Bett, wo er eine Hälfte des Bettzeugs nahm und es auf die Couch legte. "Nimm das Bett. Ich glaube du könntest eine Nacht in einem ordentlichen Bett gut gebrauchen. Wenn du vielleicht duschen möchtest, dort drüben ist das Bad.", deutete er auf eine weitere Tür und ich überlegte. Duschen. Ja das war vermutlich keine schlechte Idee doch die Sache mit dem Bett schmeckte mir nicht wirklich. "Du musst dein Bett nicht für mich räumen. Ich komme auch mit der Couch klar.", erklärte ich leise und lief in Richtung Badezimmer. "Mach dir keine Gedanken um mich. Die Couch bringt mich nicht um. Geh erst mal duschen, dann sehen wir weiter." Mit einem Nicken verschwand ich im Badezimmer und war glücklich über eine Dusche. Doch als ich an mir herabsah entdeckte ich die Spuren, die Byou hinterlassen hatte, was mich direkt wieder erschauern ließ. Als die Wunden dann mit Wasser in Berührung kamen, brannte es leicht aber der Schmerz war erträglich. Ich wusch mich bestimmt drei Mal, bis ich mich einigermaßen sauber fühlte und aus der Dusche stieg. Den Blick in den Spiegel vermied ich, trocknete mich einfach ab und schlüpfte wieder in meine Shorts. Ich sparte mir die Jeans. Kai hatte mich mit noch weniger am Leib gesehen weshalb ich mir das prüde Verhalten auch verkneifen konnte. Ich verließ das Bad und betrachtete das Bett. Kai hatte es sich schon auf der Couch gemütlich gemacht. "Ehm, hast du vielleicht einen Verbandskasten? Mein Arm blutet wieder...", murmelte ich leise und sofort war Kai wieder auf den Beinen. Er ging zu einer Kommode, wühlte darin herum ehe er mit einem weißen Kasten zu mir kam. "Setz dich.", forderte er mich sanft auf weshalb ich mich auf die Bettkante sinken ließ. Er öffnete den Kasten, griff nach etwas zum Desinfizieren und betrachtete, Kopf schüttelnd, die Wunden. Ja, Byou hatte sich ordentlich ausgetobt. Ich verzog das Gesicht, als Kai alles desinfizierte und Salbe darauf verteilte ehe er sie verband. "So. Das sollte für's Erste reichen.", lächelte er sanft, packte alles wieder zusammen und stellte den Erste-Hilfe-Koffer beiseite. Er ging zurück zur Couch und legte sich wieder hin, während ich einfach sitzen blieb. "Es macht dir auch wirklich nichts aus, dass ich dein Bett in Beschlag nehme?", hakte ich erneut nach und erntete nur ein warmes Lächeln. "Natürlich nicht, sonst hätte ich es nicht angeboten. Los leg dich hin. Du kannst etwas Schlaf gebrauchen denn du siehst, um ehrlich zu sein, echt scheiße aus." Seine Ehrlichkeit brachte mich zum Grinsen. "Danke, ich nehme das als Kompliment." Er lachte leise und schüttelte den Kopf während ich zur Bettmitte rutschte und unter die Decke glitt. Ich rollte mich ein wenig zusammen und schlang die Arme um meinen Oberkörper. Eigentlich war ich kein bisschen müde. Meine Gefühle fuhren Achterbahn und die Erlebnisse waren noch allzu präsent, als das ich Ruhe hätte finden können. Ich hörte ein Rascheln, sah Kai zu wie er das Licht ausschaltete und seufzte tonlos. Dunkelheit. Ich starrte einfach vor mich hin, hatte Angst wieder die Augen zu schließen und Byous Antlitz zu entdecken. Das was er getan hatte, brachte mich ordentlich durcheinander. Natürlich war er äußerst brutal gewesen, hatte sich an meinem Blut und Schmerz bereichert während er meinen Körper dazu gezwungen hatte, nach seinen Berührungen zu lechzen. Dennoch hatte ich mich ihm, ab einem gewissen Punkt, einfach hingegeben. Ich hatte es gewollt, auch wenn ich diese Tatsache vehement leugnen würde, wenn man mich darauf ansprach. Wie sollte das hier nur weitergehen? Ich wusste es nicht und langsam war ich dieses ständige Hin und Her wirklich leid. Anscheinend musste ich tatsächlich einen Teil von mir selbst aufgeben, wenn ich solchen Situationen nachhaltig aus dem Weg gehen wollte. Wenigstens schien Kai ein netter Geselle zu sein. Obwohl er weder mich noch ich ihn kannte, half er mir und kümmerte sich ungefragt um mich. Morgen würde ich ihn fragen, warum er das alles für mich tat. Immerhin musste ihm das doch eine Menge Probleme einbrocken und das wollte ich gewiss nicht. Er war ein netter Kerl und doch wusste ich nicht so recht, ob ich ihm völlig vertrauen konnte. Das würde nur die Zeit zeigen. Zeit, die ich nicht wirklich hatte. Irgendwann musste ich doch eingeschlafen sein und sofort verfolgten mich Byous Taten. Wieder erschien er mir im Traum, nur leider nicht im positiven Sinne. Immer wieder durchlief ich ähnliche Szenarien, die sich so unglaublich real anfühlten. Doch dann drang eine Stimme an mein Ohr, die mein Bewusstsein langsam dazu animierte, mich aufwachen zu lassen. Dachte ich. Jedoch konnte ich nicht zwischen Traum und Realität unterscheiden weshalb ich um mich schlug. "Lass mich los! Fass mich nicht an!", krächzte ich und schlug weiter um mich. "Jin! Wach auf!", rief die Stimme nun mit mehr Nachdruck weshalb ich die Augen aufschlug und mich gehetzt atmend umsah. Kai saß neben mir und hielt meine Arme fest, die er sofort losließ, als er bemerkte, dass ich endlich aufgewacht war. Ich sah ihn verwirrt an, überprüfte nochmal die Umgebung um mir selbst zu versichern, dass Byou nicht anwesend war. "Hey...es ist alles gut. Du bist in Sicherheit...", versuchte Kai mich zu trösten und legte eine Hand auf meine Schulter worauf ich sofort zurückwich. Ich war immer noch nicht ganz bei mir aber ich spürte, dass mein Gesicht spannte und sich meine Augen komisch anfühlten. Langsam hob ich die Hand und bemerkte, dass ich anscheinend im Schlaf geweint hatte. Meine Augen waren noch immer feucht. Ich setzte mich auf und strich mir durchs Haar. Die Hölle war ein Ponyhof im Vergleich zu den Zuständen in diesem Haus. "Ich werde niemals sicher sein...", hauchte ich und Verzweiflung kroch in mir hoch. "Solange ich hier bin...solange ich ein wertloser Mensch bin...werde ich immer wieder das Opfer irgendeines Bewohners werden. Immer und immer wieder bis sie mich eines Tages töten..." Diese Erkenntnis traf mich wie eine Faust, mitten ins Gesicht. Es war ja nicht so, dass ich mir nicht darüber klar gewesen wäre aber dennoch hatte ich die leise Hoffnung gehabt, dass ich hier lebend rauskam und alles gar nicht so schlimm werden würde, wie es tatsächlich war. Ich zog die Beine an meinen Körper, schlang die Arme um sie und bettete meinen Kopf auf meinen Knien ehe ich elendig anfing zu weinen. Ich heulte wie ein kleines Mädchen. Mir wurde alles zu viel. Der Schmerz, die Angst, der Verlust meiner Freundin und meiner Freiheit. Das alles wuchs mir über den Kopf. Die Matratze gab leicht nach als Kai näher rutschte und mich vorsichtig in seine Arme zog. Ich unterdrückte den Impuls ihn von mir zu stoßen, da der Andere es ja nur gut meinte und gerade konnte ich eine Schulter zum Ausweinen wirklich gebrauchen. Beruhigend strich mir der Schwarzhaarige übers Haar und wiegte mich leicht hin und her während ich mich einfach nur an ihn drückte und meinen Emotionen freie Bahn ließ. Ich hatte keine Ahnung wie lange er mich einfach nur so im Arm hielt aber als meine Tränen langsam versiegten, löste ich mich etwas von ihm und rieb mir über die Augen. Ein Rascheln drang an mein Ohr, dann hielt Kai mir ein Taschentuch hin, das ich dankend annahm und mir erst mal die Nase putzte bevor ich mir die Tränen wegwischte. "Geht's wieder?", fragte er behutsam nach und ich nickte leicht, traute mich erst nicht, ihn anzusehen aber es war dunkel und ich konnte zunächst nur seine Umrisse erkennen. Wenn er ein Mensch war, dann würde es ihm genauso gehen. Also gab es keinen Grund sich wegen eines verheulten Gesichtes zu schämen, er sah es sowieso nicht. "Wieso bist du so nett zu mir?", platzte es aus mir heraus aber ich wollte einfach wissen, warum er sich so sehr um mich kümmerte. Er war vermutlich der Einzige in diesem Haus, der mir weder an die Wäsche noch an die Halsschlagader wollte. Ich hörte ihn leise lächeln und betrachtete seinen Umriss. "Wieso sollte ich nicht? Du hast mir keinen Grund gegeben unfreundlich zu sein, was ich durchaus werden kann. Ich weiß, man traut mir das nicht zu aber so wie Jeder, kann auch ich anders werden." Ich war nicht wirklich zufrieden mit dieser Antwort. Sie erklärte eigentlich nichts. "Für mich wird dadurch aber immer noch nicht klar, warum du dich so freundlich um mich kümmerst.", entgegnete ich und kam mir nun unglaublich unhöflich vor aber ich wollte wenigstens bei Kai Gewissheit haben. "Hm. Ich bin von Natur aus sehr uneigennützig und hilfsbereit. Natürlich machte es sofort die Runde, dass Byou dich herschaffen konnte. Ich wusste, dass das zu Chaos und Konfrontationen führen würde. Weißt du, meine Augen und Ohren sind überall und ich habe so einige Gespräche mitbekommen. Und bevor du fragst, du willst es nicht wissen, glaub mir. Um ehrlich zu sein, ich hatte Mitleid mit dir. Du scheinst eigentlich ein ganz netter und lustiger Kerl zu sein. Es erschien mir unfair, dass Jeder so auf dir rumhackt und dich wie ein Spielzeug behandelt. Das hast du einfach nicht verdient. Immerhin bist du nicht freiwillig hier und da ist eigentlich mit Gegenwehr zu rechnen. Allerdings bist du nicht der erste Gefangene und deine Vorgänger haben sich schnell einschüchtern lassen aber du bietest den Bewohnern immer noch die Stirn, obwohl Byou dir so etwas angetan hat. Es tut mir wirklich leid, dass du diese Erfahrung machen musstest. Er ist...wie drücke ich das am besten aus...", murmelte er nachdenklich. "...ein widerliches und brutales Arschloch?", vervollständigte ich seinen Satz wodurch Kai leise lachte. "Eigentlich hatte ihn als kompliziert beschreiben wollen aber das trifft es auch ganz gut." Ich nickte leicht. Seine Erklärung gefiel mir zwar nicht so ganz aber immerhin wusste ich, woran ich bei ihm war. "Wieso warst du in Byous Zimmer?" Wenn ich schon dabei war ihn auszufragen, konnte ich auch direkt weitermachen. "Nunja. Ich war eigentlich auf dem Weg zu einem anderen Bewohner als ich Geräusche aus seinem Zimmer hörte. Ich gebe zu, ich habe gelauscht. Jedoch dachte ich nicht, dass er es so dermaßen übertreiben würde. Ich war allerdings nicht die ganze Zeit vor der Tür weil ich ja noch etwas vorhatte. Als ich dann wieder aufbrechen wollte, sah ich Byou halbnackt davon stürmen und da wurde mir klar, dass irgendetwas passiert sein musste. So kam es also, dass ich sein Zimmer betrat und dich fand. Ich hätte nie gedacht, dass er zu so etwas fähig ist.", seufzte er tief, was nun doch meine Aufmerksamkeit erregte. "Wozu?", hakte ich nach und bemerkte, dass er mich ansah. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass Kai falsch informiert war. "Naja...du lagst gefesselt und halbnackt auf dem Bett...da schoss mir schon ein bestimmter Gedanke durch den Kopf." Kai redete um den heißen Brei herum aber nach kurzem Überlegen wusste ich, worauf er hinauswollte. Ich schüttelte den Kopf. "Du glaubst, dass er mich vergewaltigt hat oder?" Ein zustimmender Laut entwich ihm, worauf ich leise lächelte. "Ich kann dich beruhigen, er hat es nicht getan aber für einen Moment habe ich gedacht, dass er es tun würde. Dennoch fühle ich mich schon ein wenig so, als ob er mich vergewaltigt hätte." Kai legte mir mitfühlend eine Hand auf die Schulter worauf ich nur schief lächelte. "Versteh das nicht falsch aber ich bin sehr froh darüber, dass er es nicht getan hat. Ich hatte mich eigentlich schon darauf eingestellt, morgen mit ihm darüber sprechen zu müssen." Ich hob eine Braue. "Wieso solltest du mit ihm darüber sprechen?", hakte ich misstrauisch nach und Kai winkte nur ab. "Naja, weil ich dich eben in einem schrecklichen Zustand gefunden habe. Deshalb." Ich spürte genau, dass er meiner Frage auswich und wurde das Gefühl nicht los, dass er etwas vor mir verheimlichte. Da aber meine bisherigen Versuche alle abgewehrt wurden beließ ich es erst mal dabei. "Okay. Musst du nicht. Er war ganz artig...wenn man darüber hinweg sieht, dass er mir die Arme aufgeschlitzt, den Oberkörper zerkratzt und an einer Stelle von mir getrunken hat, die bisher nur ganz wenige berührt haben, nur um sich dann an meiner körperlichen Reaktion zu ergötzen. Ja er ist wirklich ein Heiliger.", zischte ich leise und rieb mir übers Gesicht. "Tut mir leid aber glaub mir, es hätte schlimmer kommen können. Ich weiß wozu er fähig ist, wobei er längst nicht der Schlimmste der Truppe ist. Verglichen mit dem Typen, ist Byou ein Schmusekater." Jetzt musste ich doch tatsächlich lachen. Ich stellte mir Byou mit Katzenohren und einem langen Schwanz vor, der sich gerade im Katzenklo wälzte. Eigentlich war das überhaupt nicht komisch aber ich schien gerade alle Emotionen durchzugehen weshalb ich es nicht unterdrückte. Kai sah mich grinsend an. "Der Vergleich war vielleicht nicht so passend aber es freut mich, dass du doch noch lachen kannst." Ich beruhigte mich langsam und wandte mich wieder dem Anderen zu. "Danke. Ich bin wirklich froh, dass es hier Jemanden wie dich gibt, mit dem ich mich normal unterhalten kann ohne gleich Angst haben zu müssen, dass du mir deine Fänge in den Hals schlägst, nur weil ich einen Witz gemacht habe." "Schon gut. Ich weiß, ich bin Mutter Teresa. Lob mich lieber nicht zu viel, sonst steigt mir das noch zu Kopf. Jetzt sollten wir uns aber wirklich hinlegen. Ich bin echt tot müde." Kai rutschte vom Bett aber bevor ich mich versah, hielt ich ihn am Handgelenk zurück und schluckte schwer. Okay, das war jetzt eine unangenehme Situation. Was zur Hölle hatte ich mir dabei gedacht? Vermutlich gar nichts. Ich hatte einfach reagiert, als er gehen wollte. Kai sah mich nun fragend an und legte den Kopf schief. "Willst du, dass ich bleibe?" Gott sei Dank. Ich war so froh, dass er fragte, weil mir die Worte einfach nicht über die Lippen kommen wollten. "Mhm.", murmelte ich leise und unterstrich meine Zustimmung mit einem Nicken. Ich wollte einfach nicht alleine sein und in seiner Nähe fühlte ich mich nicht ganz so verloren und unsicher. Irgendetwas sagte mir, dass der Größere auf mich aufpassen würde. "Gut. Lass mich nur mein Bettzeug holen." Ich ließ ihn los und machte etwas Platz damit er seine Sachen ablegen konnte. Kurzerhand lag er neben mir auf dem Rücken und hatte einen Arm hinter dem Kopf verschränkt und seufzte wohlig. Sein Bett war wohl doch bequemer als die Couch, was mir sofort ein schlechtes Gewissen machte. Ich drehte mich, mit dem Gesicht, zu ihm auf die Seite und zog mir die Decke bis unters Kinn. "Schlaf gut, und Kai?" Er drehte den Kopf zu mir und sah mich an. "Hm?" "Danke." Er lächelte leicht und schüttelte ein wenig den Kopf. "Schon gut. Schlaf gut Jin." Es dauerte nicht lange, da war ich auch schon in einen traumlosen Schlaf gefallen. Kais Anwesenheit tat mir gut, beruhigte mich und hielt mir sogar die Albträume vom Hals. Kai jedoch schlief noch nicht. Er drehte sich auf die Seite und betrachtete meine entspannten Gesichtszüge ehe er die Hand hob und mir vereinzelte Strähnen meines braunen Haares aus dem Gesicht strich. "Keine Sorge Jin...ab jetzt passe ich auf dich auf...ich werde dafür sorgen, dass er dir nie wieder weh tut und irgendwann erfährst du die Wahrheit, nach der du dich sehnst...", murmelte er leise, beugte sich zu mir und hauchte mir einen kleinen Kuss auf die Stirn, was mich nur leise murren ließ. Ich schlief seelenruhig weiter und auch Kai fand endlich seine wohl verdiente Ruhe. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)