(Außer)Gewöhnlich von RedRidingHoodie ================================================================================ Kapitel 5: Mai -------------- Nervöse Finger zupften an kirschrotem Stoff. Grüne Augen folgten den Bewegungen um sie herum. Zähne gruben sich in eine bemalte Lippe als wollten sie den Lippenstift abnagen. Hör auf damit, es gibt bald Essen, dachte Sie und hätte fast hysterisch aufgelacht. Es war nicht so, als hätte Sie den Besuch noch nie gesehen, aber noch nie unter diesen Umständen. Umstände, die gerade lautstark ihren vollverchromten Hochglanz Elektrogrill in Betrieb nahmen. Einer der Umstände trug ein geblümtes Sommerkleid und die Bedienungsanleitung, der andere ein karriertes Hemd und einen verwirrten Gesichtsausdruck. Ihre Eltern. Seufzend wandte Sie sich ab, um nochmal den Vorrat an Speisen zu prüfen, obwohl Sie inzwischen schon zehn Mal alles durchgesehen hatte. Salate, Kräuterbaguette, verschiedene Soßen, Getränke... Alles war da für einen gemütlichen Grillabend mit der Familie Ihres Freundes - Die sonst in Highclass Restaurants speiste. Sie war richtiggehend schockiert gewesen, als Ihr Vater vor zwei Wochen bekanntgegeben hatte, dass es jetzt Zeit wäre, die Familie seines Schwiegersohns im Spe kennenzulernen und noch viel schockierter, als er zu diesem Anlass ein Barbeque vorgeschlagen hatte. Natürlich hatten Mikoto und Itachi Uchiha, beide die Höflichkeit in Person, zugesagt, aber dass dieser Abend einen guten Eindruck bei ihnen hinterlassen würde konnte Sie sich einfach nicht vorstellen. Die wohlhabende Zeitungsredakteurin und ihr Erstgeborener, ein Anwalt, würden die volle Wucht der Bürgerlichkeit der Harunos abbekommen und das machte der jungen Ärztin Angst. Ihr Freund hatte sich nie viel um Ihre Eltern gekümmert; Sie erfuhren dieselbe höfliche Distanz von Ihm wie die meisten Menschen. Ihm war es gleichgültig gewesen, dass Seine Mutter und Sein Bruder jetzt vorbeikommen würden. Dafür war Sie nervös genug für zwei, als es endlich an der Tür klingelte. "I-Ich geh schon!", rief Sie hastig und warf Ihrem Vater einen letzten bedauernden Blick zu; mindestens ein Dutzend Mal hatte Sie ihn gebeten, ein anderes Hemd zu tragen, aber er war mit seiner Standardantwort, er würde sich nicht verstellen, bei seiner Kleiderwahl geblieben. Als Sie die Tür öffnete, stand Sie zuerst Ihrem Freund gegenüber und wie immer beschleunigte sich Ihr Herzschlag bei Seinem Anblick etwas. Sie schlang die Arme um Seinen Hals und drückte Ihm einen keuschen Kuss auf, den Er mit einem Tätscheln Ihres Rückens beantwortete. Er mochte es nicht besonders, vor anderen körperlich zu werden. Noch immer im Arm Ihres Freundes wandte Sie sich jetzt Seiner Familie zu, welche die kurze Szene wohlwollend beobachtet hatte. Mikoto Uchiha war eine klassische, elegante Schönheit und hatte ihre edlen Züge an ihre Söhne vererbt. Itachi hatte die breite Statur seines Vaters geerbt, während sein jüngerer Bruder eher der elfengleichen Mutter ähnelte. Eine umwerfend attraktive Familie - Und jetzt würden sie Ihren alles andere als umwerfenden Eltern begegnen. "Kommen Sie doch rein - Meine Eltern warten schon im Garten", bat Sie nach höflicher Begrüßung. Sie lotste die Gäste durch das kleine Haus nach draußen, wo tatsächlich bereits der Rest der Familie Position bezogen hatte. "Willkommen!", rief Ihr Vater mit der ihm eigenen Begeisterung und drückte Mikoto dabei jovial an seine breite Brust. "Es freut mich, dass es endlich mal geklappt hat. Haben Sie gut hergefunden?" Die etwas überfordert wirkende Mikoto lächelte verwirrt, behielt aber ihre gute Erziehung bei: "Ja, danke. Wir haben uns sehr über Ihre Einladung gefreut." Getränke wurden gereicht, Plätze wurden angeboten und das Gespräch plätscherte angenehm gelassen von einer Partei zur nächsten, ja, die Familien lachten bereits ein paar Mal zusammen - Zumeist auf Kosten des Pärchens, das diesen Abend überhaupt verursacht hatte. Etwas später fand Sie sich alleine in der Küche wieder, froh um ein paar Minuten des Alleineseins. Ihre nackte Panik war inzwischen beständiger Nervosität gewichen, mit der Sie besser umgehen konnte, zumal der Abend bisher wirklich gut gelaufen war. Es hatte, vorrangig dank Ihres Vaters, keine peinliche Stille gegeben und auch sonst keinerlei Eskalationen. Der Moment der Ruhe wurde von Ihrem Freund beendet, der in die Küche trat. "Bist du immer noch so aus dem Häuschen?" "War das so offensichtlich?", erwiderte Sie mit schwachem Lächeln. Er hob den Arm auffordernd und Sie lehnte sich an Seine Brust, die Augen geschlossen, Seinen beruhigenden Duft in der Nase. "Als wir gekommen sind sahst du aus, als würdest du sofort die Tür wieder zuschlagen." "Tut mir leid... Aber jetzt geht es wieder. Es wundert mich aber echt, dass deine Mutter und Itachi so ruhig bleiben. Mein Vater ist so..." Sie rang um ein Wort, denn Sie liebte Ihren Vater, aber manchmal war er einfach nur peinlich, so spät-pubertär diese Einschätzung auch wirken mochte. "Ungebildet." "Und?" "Und was? Deine Mutter hat ihre eigene Zeitung und dein Bruder klärt Mordprozesse auf - Und mein Vater erzählt ihnen von seinem letzten Bowlingabend. Das kommt mir so... Lächerlich vor. Und ich schäme mich für diesen Gedanken genauso sehr wie für ihn." "Es ist albern, so zu denken", kommentierte Er, obwohl Sie sich etwas Unterstützung von Ihm gewünscht hätte. Beleidigt und mit dem Gefühl, verraten worden zu sein, löste Sie sich von Ihm, um sich am anderen Ende der Küche an die Theke zu lehnen, den Blick auf die Straße draußen gerichtet. "Danke für die Hilfe." "Du bist schon wieder albern. Meine Eltern stammen aus wohlhabende Familien. Sie hatten es im Leben leichter als deine Eltern. Trotzdem haben die beiden es geschafft, Arbeit zu finden, ein Haus zu bauen, eine Familie zu gründen, Sicherheit zu finden... Das zählt." "Das ist nicht wichtig - Das ist schlichtes Leben. Jeder Analphabet in einem Dritte-Welt-Staat kann dasselbe tun." Sie erschrak sich selbst über Ihre Worte, fand sie widerlich, noch bevor Sie sie ausgesprochen hatte, aber irgendwie waren sie trotzdem über Ihre Lippen gelaufen wie Gift. "Und dieser Analphabet hätte auch seine Tochter gefördert, so, wie dein Vater es getan hat?" Seine Stimme war scharf und kalt, ein Eissplitter in Ihrem Herzen. "Wir definieren uns nicht über unseren sozialen Status sondern über die Menschen, die wir sind." Natürlich wusste Sie das. Sie war Ärztin; Sie sah alle Menschen als gleich an - Nur sich selbst nicht. Tatsächlich hatte Sie keine Angst davor gehabt, dass Ihre Eltern Sie blamieren würden, sondern Ihre pesönliche Angst, nicht gut genug zu sein, hatte wieder ihre ekelhafte Fratze gezeigt. Sie hatte immer das Gefühl, doppelt so hart arbeiten müssen wie alle anderen, um auch nur auf Sichtweite an Ihn heranzureichen. Dass Er Sie für gut genug erachtete, zeigte zwar alleine die Tatsache, dass Er Ihr Freund war; Er hätte jede Frau haben können und hatte Sie gewählt, also musste Er etwas in Ihr sehen. Aber es fiel Ihr unendlich schwer zu begreifen, was das Besondere an Ihr sein könnte. Als hätte Er Ihre Gedanken gehört, näherte Er sich Ihr wieder, strich Ihr ungewöhnlich sanft über die Wange und legte dann die Hand auf Ihre Hüfte. "Das hier ist kein Wettbewerb, wer die bessere Familie hat. Niemand bewertet deine Eltern - Oder dich." Erneut lehnte Sie sich an Seine Brust. "Ich weiß", hauchte Sie. Und Sie hoffte, dass irgendwann auch der Tag kommen würde, an dem Sie es tatsächlich glauben konnte. ~♥~ There you go - Ein fürsorglicher Sasuke, der seine Sakura etwas geraderückt. Deal with it. ;) Kleiner Scherz am Rande. Uh, ich hab grad den August fertig geschrieben und der ist irgendwie so deprimierend... Ich brauch etwas Fluff. See ya! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)