L - You have changed my World von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 11: Ein wolkenverhangener Tag ------------------------------------- Ein wolkenverhangener Tag Ich stand auf dem Balkon meiner kleinen 2 Zimmerwohnung und hing wiedermal meinen Gedanken nach, während ich die fantasievollen Figuren der Wolken bestaunte. Ein sanfter Morgenwind spielte schmeichelnd mit meinen Haaren, sodass ich immer wieder mal gezwungen war, mir diese aus dem Gesicht zu streifen. Die Sonne stand schon eine Weile am Himmel und hüllte meinen Körper in eine angenehme Wärme. Das Treffen mit Light war leider nicht so aufschlussreich gewesen, wie ich es erhofft hatte. Leider war es mir nicht möglich gewesen ihm irgendetwas wirklich Nützliches zu entlocken, was man als stichhaltigen Beweis gegen ihn, dem vermeintlichen Kira, hätte verwenden können oder auch nur eine Möglichkeit aufzeigte an eben solche zu gelangen. Aber immerhin war ich mir jetzt sicher, dass mit Light irgendwas nicht stimmte. So harmlos, wie er vorgab zu sein, war er nicht. Das sagte mir einfach mein Gefühl und dieses hatte mich schließlich noch nie getäuscht. Nicht nur, das er genau auf das Täterprofil von Kira passte und zudem noch im unmittelbaren Umfeld der Polizei zu finden war. Nein. Es war seine ganze Art und Weise die mich stutzig machte. Ich wusste nun mittlerweile, dass er sich verstellen konnte. Das hatte ich sehr wohl während der Unterhaltung mit ihm bemerkt, auch wenn ich ihn nicht durchschauen hatte können. Allerdings, und das war auch der Punkt mit dem er sich für mich verraten hatte, tat er das zu perfekt. Er ließ sich keinen, nicht einen einzigen, kleinen menschlichen Fehler anmerken. Jeder hatte doch irgendeinen Makel. Aber er? Light war einfach zu fehlerfrei. Alles an ihm schien Perfekt und das war einfach nicht normal. Wenn ich das alles berücksichtigte, war die Wahrscheinlichkeit, das Light wirklich Kira war, für mich einfach sehr hoch. Ich würde es zwar noch nicht beschwören, gerade weil ich keinerlei greifbare Beweise hatte, aber alle Fäden liefen für mich immer wieder bei Light zusammen. Er passte einfach zu deutlich in Kiras Profil. Nur konnte man niemanden aufgrund einer Vermutung aufhalten oder gar festnehmen. Ich fuhr mir nachdenklich, durch die vom Wind zerwühlten Haare und schloss dann mit einem kurzen Seufzer die Augen. Wie konnte man ihn nur überlisten? Das einzige, womit man Kira wohl sicher überführen könnte war, das man wusste wie er tötete. Doch noch immer hatte ich nicht auch nur den Hauch einer Ahnung, wie man mit dem Gesicht und den Namen eines Menschen töten konnte. Und dieser zweite Kira war allen Anschein nach noch schlimmer. Der braucht nur noch das Gesicht. Aber wie konnte man nur anhand dieser Informationen töten? Mir fiel einfach keine logisch klingende Möglichkeit ein, wie man sowas handhaben könnte. Nichts in meinem Kopf ergab einen rationalen Sinn. Sollte ich jetzt ehrlich anfangen, etwas Übersinnliches in Betracht zu ziehen, wäre es wohl besser mir gleich einen guten Psychiater zu suchen. Denn das war im Moment die einzige fantasievolle Lösung, welchem meinem Verstand einfiel. `Reiß dich gefälligst zusammen da oben…` maßregelte ich diesen selbst. Ich öffnete wieder die Augen und lauschte dem Wind. `Er kennt sicher die Antworten auf meine Fragen` ging mir durch den Kopf und schüttelte diesen sogleich unwillig. Dieser Fall machte mich wahrlich total konfus. Er beraubte mich meinen rationalen Verstand, knebelte ihn und warf ihn in ein feuchtes, kaltes Loch, aus dem dieser versuchte sich vehement zu befreien. Das alles sorgte schlicht weg dafür, dass ich langsam aber sicher an meiner geistigen Gesundheit zu zweifeln begann. Und L tat sein Übriges um mein Nervenkostüm weiter zum einlaufen zu bringen. Ich schaute noch ein letztes Mal hinauf in den Himmel, bevor ich deprimiert ins Wohnzimmer ging und mich auf mein Sofa schmiss. Vorher griff ich mir noch meine Tafel Milchschokolade, welche ich auf dem Tisch liegen hatte, und machte mich dann daran, diese zu vernichten. Wie sagt man immer so schön? Schokolade macht glücklich. `Und vor allem einen Schokoholiker wie mich….` dachte ich und begann sogleich traurig zu schmunzeln. In diesem Zusammenhang, schlich sich auch wieder Lina in meine Gedanken. Es würde wohl niemals aufhören zu schmerzen, aber es erinnerte mich trotz allem immer daran, dass es auch positive Dinge im Leben gab, wenn man nur genau hinsah. `Meistens merkt man erst, was man an jemanden hatte, wenn er fort ist.` dachte ich bitter. Denn so groß der Schmerz über ihren Verlust auch war und auch immer sein würde, so verband ich ebenso mit den Erinnerungen an Lina die wohl bis jetzt schönste Zeit in meinem Leben. Die Zeit, seit ich sie damals als 14 jähriges Mädchen kennen und schätzen gelernt hatte bis zu dem Zeitpunkt, als mir diese für mich wertvollste Person genommen wurde. Diese schöne Zeit würde jetzt wohl für immer einen bitteren Nachgeschmack für mich haben und trotzdem würde ich Lina niemals vergessen. Sie war so etwas wie eine Schwester für mich gewesen. Meine Familie. Ich blinzelte die in mir aufkommenden Tränen weg und setzte mich auf. Nein, ich durfte jetzt nicht aufgeben. Lina hatte immer an mich geglaubt und schon darum musste ich kämpfen. Kämpfen um diesen Kira und seinen Trittbrettfahrer endgültig hinter Gittern zu bringen. In meinen Augen erschien wieder diese unbarmherzige Entschlossenheit. Ich würde nicht ruhen, bis Kira überführt war. Egal wie lange es dauern würde. Somit stand ich auf und machte mich festen Schrittes auf dem Weg zur SOKO und folglich auch zu L. Während ich im Taxi saß, ließ ich die letzten Tage noch einmal Revue passieren. Es war viel in den letzten Tagen passiert. Ich hatte eine Überflut an Informationen zu dem Fall Kira erhalten und immer wieder meine Theorien überarbeitet. Zudem hatte ich viele neue Menschen kennen gelernt, denen ich vertraute und welche ich unterstützte, um diesen Fall aufzuklären. Auch sie schienen mir zu vertrauen. Jedenfalls alle bis auf einen. L. Ich seufzte resigniert auf. Dieses Machtspielchen in Bezug auf das Treffen mit Light, hatte ich wohl gewonnen. Nur wie würde er jetzt reagieren? War er vielleicht sauer auf mich? Hatte ich es am Ende vielleicht doch übertrieben und würde jetzt sogar aus der SOKO entlassen werden? Immerhin wusste ich ja, dass er meinen Alleingang nicht gerade befürwortet hatte. L hatte ihn sogar mit allen Mitteln verhindern wollen. Aber ich konnte mindestens genauso stur sein wie er. Und ich hasste es genauso zu verlieren, nur deshalb hatte ich nicht nachgegeben. Ich wollte ihm beweisen, dass er mir Vertrauen konnte und mich nicht wie ein kleines Kind im Auge behalten musste. Zudem kam noch seine provozierende Art, die mich jedes Mal fast in den Wahnsinn trieb und meinen Kampfgeist weckte. Egal wie die Sache ausgehen würde. Ich wusste, dass ich in dem Fall Kira trotz allem weiter ermitteln würde, ob nun mit oder ohne SOKO. Ich stand zu meinen Handlungen und Entschlüssen. L würde mich niemals dazu kriegen, das ich nach seiner Pfeife tanzte. Er war in seinem Handeln auch nicht rücksichtsvoller, also warum sollte ich mir jetzt Gedanken darum machen, ob er nun verärgert war oder nicht? Ich wusste immer was ich tat und war mir auch immer im Voraus über alle möglichen Konsequenzen bewusst die eintreten konnten. Ich sah aus dem Fenster des fahrenden Wagens und ein kleines Grinsen schlich sich auf meine Lippen. Irgendwie wurde mir gerade bewusste, das mir diese kleinen Auseinandersetzungen mit ihm auf die eine oder andere Weise sogar Spaß machten. Er war wohl der erste Mensch den ich begegnet war, welcher mir intellektuell ebenbürtig war und das schien nicht nur meinen Kampfgeist zu wecken, sondern mich auch in gewissen Weise zu reizen. Es war eine Herausforderung. Eine Art Spiel, indem keiner von uns beider unterliegen wollte, indem aber auch keiner von uns den Ernst der Lage aus den Augen verlor. L war mir intellektuell ein ebenbürtiger Gegner. Und das war auch der Grund dafür, dass er es schaffte mich so aus der Fassung zu bringen, wie mir jetzt klar wurde. Aber ich würde mich ihm nicht unterwerfen. Diesen Sieg würde ich ihm nicht gönnen beschloss ich, ehe ich fest entschlossen aus dem Taxi stieg und weiterhin grinsend auf das Hotel zusteuerte. Als ich in dem Hotelzimmer ankam, saß L vor seinem Laptop und stapelte in aller Ruhe Zuckerwürfel. Ich maß ihn nur mit hochgezogener Augenbraue und einem skeptischen Blick. `Man vielleicht sollte ich ihm mal ein paar Lego Bausteine besorgen...`ging mir durch den Kopf und ich musste bei der Vorstellung wirklich schmunzeln. Ich begab mich zu den restlichen Ermittlern auf eines der Sofas und begann mit ihnen nach der üblichen Begrüßung über die neusten Hinrichtungen von Kira zu diskutieren. L ignorierte mich derweil gekonnt wie mir schien. `Aber wenn er schmollen will soll er nur….` dachte ich und warf einen kurzen Blick zu dem schwarzhaarigen Detektiv. L hingegen hatte Zahras erscheinen zwar ganz genau mitbekommen, dennoch grübelte er im Moment darüber nach, wie er jetzt weiter vorgehen sollte. Würde er die Sache einfach auf sich beruhen lassen, würde Zahra ganz sicher misstrauisch ihm gegenüber werden, da war er sich sicher. Denn auch auf seine Nachfragen hin, würde sie ihm wohl eher wenig von dem Treffen preisgeben, womit er sich unter normalen Umständen nicht zufrieden geben würde. Und das wusste auch Zahra, da war er sich ebenso sicher. Aber wenn er sie darüber in Kenntnis setzte, und somit seinen Sieg über sie bekannt geben würde, stellte sich damit vielleicht nicht nur die fehlende Befriedigung über seinen Triumph ein, sondern auch eine entsprechende Reaktion von ihr. Allerdings konnte er abermals nicht abschätzen, wie sie darauf reagieren würde. L war es immer noch nicht gelungen, sie bis ins letzte Detail zu analysieren und somit einschätzen zu können, was ihm mehr als nur störte. Aber eines wurde ihm gerade klar. Egal wie er sich verhalten würde, Zahra würde früher oder später dahinter kommen. Dafür war sie einfach zu intelligent und misstrauisch, als das sie so etwas nicht bemerken würde. Er hielt mit dem stapeln der Zuckerwürfel inne und sein Daumen legte sich nachdenklich an seine Unterlippe, während er aus dem Augenwinkel zu Zahra schielte. Da er sie so schlecht einschätzen konnte, wäre es wohl sicherer, wenn er in die Offensive gehen würde. So konnte sie ihm immerhin nicht mit irgendetwas überraschen, falls sie Verdacht schöpfen sollte. Er hätte die Situation wenigstens etwas unter Kontrolle. Damit löste er den Daumen von seiner Lippe und begab sich hinüber zu den restlichen Ermittlern, sowie auch zu Zahra. Er hockte sich auf den freien Sessel und starrte sie prüfend an. Ich blickte auf, als Ryuzaki sich erhob und auf uns zukam. Nachdem er den Platz auf dem Sessel eingenommen hatte, starrte er mich einfach nur an. Ich legte den Kopf etwas schief und musterte ihn, bevor ich seine schwarzen Augen fixierte. Irgendwie beschlich mich gerade das Gefühl, das er irgendwas vorhatte. Auch er konnte nicht verlieren und würde sich sicher für Gestern revanchieren. Aber was hatte er vor? Wollte er mich jetzt vielleicht einfach nur in Grund und Boden starren? L hatte sicher schon bemerkt, dass er mich damit zur Weißglut bringen konnte. Ganz einfach deshalb, weil ich es mochte, wenn man mich wie ein Bild in der Galerie anstarrte oder als wäre ich eine außerirdische Lebensform, die sich aus versehen auf die Erde verirrt hatte. Ich musste wachsam sein. „Schön, dass du dich entschlossen hast uns Gesellschaft zu leisten. Dachte schon du ignorierst mich.“ Gab ich freundlich, aber ebenso prüfend von mir und behielt ihn ganz genau im Auge. Wer weiß was er im Schilde führte. L musterte sie eingehend und er bemerkte ihr misstrauen sofort. Sie hatte also schon Verdacht geschöpft, dass hier irgendetwas im Busch war. Er musste wahrlich achtsam sein. „Tut mir leid Zahra. Ich hatte noch etwas Wichtiges zu erledigen.“ Begann er ruhig. „Aber wie war eigentlich dein Date mit Light gestern? Hattet ihr einen schönen Tag?“ kam wie nebenbei desinteressiert hinterher, jedoch ließ er sie nicht eine Sekunde aus seinen prüfenden Augen. Ich beäugte ihn weiterhin kritisch. War ja klar, dass er nachfragen würde, aber irgendwie klang das alles hier gerade mehr nach Smalltalk als nach Verhör, was eigentlich eine untypische gesprächsweise für ihn in so einer Situation war. Bis auf die kleine Provokation mal abgesehen, welche ich einfach mal überhörte. Das ließ nur drei mögliche Schlussfolgerungen für mich zu. Entweder war er krank, man hatte ihn gegen einen Doppelgänger ausgetauscht oder er heckte irgendetwas aus. Und die Wahrscheinlichkeit, dass er krank war oder hier ein Doppelgänger vor mir saß, war gleich null. „Nun ja. Leider konnte ich ihm in dem Gespräch nichts Brauchbares entlocken, aber meine Vermutung, dass er Kira ist, hat sich dahingehend noch weiter gefestigt.“ Faste ich sachlich das Treffen kurz zusammen, während meine Augen immer noch die seinen fixierten. Herr Yagami schien darüber mehr als erschrocken und ziemlich betrübt, aber ich konnte ihn verstehen. Immerhin war er Lights Vater. L sah ihr weiterhin fest in die Augen und bereitete sich schon mal auf alle möglichen Reaktionen von Zahra vor, ehe er wie beiläufig antwortete. „ Das weiß ich. Ich habe es von hier aus mitverfolgt.“ Ich riss die Augen auf und sah ihn einfach nur geschockt und mit offenem Mund an. Meine Gedanken standen mit einem Schlag still und eine unbändige Wut machte sich in meinem Körper breit, nachdem ich das eben gehörte verarbeitet hatte. Ich war nicht nur sauer auf ihn, sondern genauso auch auf mich selbst. Wie konnte ich ihn nur so unterschätzen? Ich hätte gleich wissen müssen, dass er genauso wie ich nie aufgeben würde. Er hatte es doch tatsächlich geschafft mich zu überlisten. Ich versuchte mich krampfhaft unter Kontrolle zu behalten. Mit Niederlagen konnte ich noch nie gut umgehen. Und das hier war definitiv eine für mich. L sah wie sich ihr Blick verfinsterte und sie mit aller Macht versuchte sich unter Kontrolle zu behalten. Er spannte sich und behielt sie mit festem Blick im Auge. In solch einer Situation konnte er sie noch weniger einschätzen als ohnehin schon. L musste jetzt auf alles gefasst sein. Ich stand mit einer schnellen Bewegung auf und ging einen Schritt auf ihn zu. „Du hast was?“ fragte ich dunkel. L wich unmerklich wenige Millimeter zurück als sie plötzlich aufstand und auf ihn zu trat. Misstrauisch folgte er jeder noch so kleinen Bewegung von ihr und studierte nebenbei jede ihrer Regungen, um sofort auf eventuelle Angriffe reagieren zu können. „Ich habe Mitgehört.“ Bestätigte er ihr nochmals und fügte dann erklärend „Du hattest zwar die Wanze entdeckt, aber ich hatte noch einen Notfallplan für den Fall, dass dies eintreten würde. Ich habe dich ebenfalls beschatten lassen und konnte so über ein weiteres Abhörgerät eure Gespräch verfolgen.“ noch hinzu und ließ sie währenddessen nicht eine Sekunde aus den Augen. „Allerdings verstehe ich nicht ganz, warum du etwas dagegen hattest. In dem Gespräch gab es für mich nichts offensichtliches, was du mir hättest verschweigen müssen.“ War seine nächste Feststellung, welche auch gleichzeitig als Frage galt. Indessen musterte er sie weiterhin kritisch mit seinen schwarzen Augen. Mein ganzer Körper spannte sich an und ich wäre ihm in diesem Moment am liebsten an die Gurgel gesprungen. Aber ich hielt mich zurück. Soweit durfte ich es einfach nicht kommen lassen. Ich starrte ihn nur finster an und ballte meine Hände, um die Kontrolle über die Situation nicht zu verlieren. In meinem Kopf begann sich wieder das Karussell in Bewegung zu setzten und langsam aber sicher wurde mir schwindlig. Ich wollte gerade nur noch weg. Ich musste hier raus. „Du….so etwas wie Vertrauen ist dir scheinbar ein Fremdwort oder?“ gab ich wütend und gleichzeitig bitter von mir und machte dann auf den Absatz kehrt. Noch bevor irgendjemand reagieren konnte, war ich auch schon aus dem Zimmer verschwunden. Ich brauchte jetzt einfach frische Luft. Die Ermittler, welche in Zahras Weg standen machten eilig einen Schritt zur Seite und starrten dieser erschrocken und mitleidig hinterher. Mit so einer Reaktion von ihr hätte hier niemand gerechnet. Sie war doch sonst immer so besonnen und ruhig. Aber sie verstanden auch, dass dieses Misstrauen ihr gegenüber, welches Ryuzaki ihr entgegenbrachte, die junge Frau anscheinend gekränkt hatte. Auch L war überrascht von Zahras Reaktion. Er hatte ihr einfach nur perplex hinterher geschaut, als sie das Zimmer verließ. L hatte ja gewusst, dass sie nicht wirklich begeistert sein würde und genauso wusste er darum, dass sie nicht verlieren konnte, aber damit hatte selbst er nicht gerechnet. Für ihn hatte es eher so ausgesehen, als würde sie ihm im nächsten Moment versuchen den Kopf abzureißen, aber dass sie so plötzlich den Rückzug antrat hätte er nicht vermutet. Sie gab ihm immer wieder neue Rätsel auf. Und das er ihr nicht vertraute, stimmte ja auch nicht in seinen Augen. Würde er ihr nicht Vertrauen, hätte er ihr gegenüber niemals seine wahre Identität preisgegeben. Aber das er ihre Alleingänge nicht dulden konnte, da es seine Ermittlungen und schlimmstenfalls Menschenleben in Gefahr bringen könnte und er zudem derjenige war, der die volle Verantwortung für alles trug was passierte, hatte für ihn doch nichts mit Misstrauen zu tun. Oder sah sie das etwas anders? Hatte er sie damit vielleicht gekränkt? War das vielleicht einer der Gründe, warum sie so reagiert hatte? L starrte einfach nur die Tür an, hinter der Zahra gerade verschwunden war und legte wieder nachdenklich den Daumen an die Lippen. Zudem kam, dass sich die Befriedigung über seinen Triumph immer noch nicht einstellen wollte. Im Gegenteil. Er hatte irgendwie das Gefühl etwas falsch gemacht zu haben. Aber warum? Und auch die anderen SOKO-Mitglieder sahen ihn nicht gerade freundlich an, wie er feststellen musste. Ich lief derweil durch den in der Nähe befindlichen Park und versuchte mich abzureagieren und zu beruhigen. Ich war wütend. Sehr sogar, aber mehr auf mich selbst, als auf L. Natürlich war ich irgendwie gekränkt, das er mir so sehr misstraute, aber andererseits konnte ich ihn ja auch irgendwie verstehen. Ich atmete ein paar Mal tief durch und lies mich dann mit einem gequälten Seufzer auf eine der Parkbanken sinken. Ich hatte einfach daraus gemusst. Es war mehr eine Flucht gewesen. Eine Flucht vor mir selbst und vor meinen Gefühlen. Ich stütze meine Ellenbogen auf meine Beine und vergrub die Hände in meinen Haaren. Wieso um alles in der Welt, hatte ich nicht bemerkt, dass ich beschattet worden war? Warum habe ich ihn so unterschätzt und mich viel zu schnell in Sicherheit gewogen? Das war doch alles überhaupt nicht typisch für mich. Ich hätte einfach ahnen müssen, dass er nicht aufgeben würde. Wäre ich an seiner Stelle gewesen, hätte ich vermutlich genauso gehandelt. Aber dennoch, egal wie logisch und rational mein Verstand mir versuchte einzuhämmern, das ich an seiner Stelle genauso gehandelt hätte und ich das alles einfach so akzeptieren musste wie es jetzt ist, war in mir die Wut über mein eigenes Versagen stärker. Diese Niederlage warf mich einfach aus der bahn. Es war nicht die erste die ich erlitt, sicher. Allerdings so schlimm wie diese war für mich bisher noch keine gewesen. Aber warum? Ich schnaufte aus und richtete meinen Blick in die Baumwipfel über mir. War es dieses Mal vielleicht so heftig, weil es eine Niederlage gegen L war? Jemanden, der mir intellektuell gleichgestellt war und mich trotzdem überlistet hatte? So langsam erkannte ich mich selbst nicht mehr wieder. Der ganze Fall und alles was damit zusammenhing zerrte immer mehr an meinen Nerven. Vielleicht sollte ich mich einfach nur auf den Fall konzentrieren und alles andere, insbesondere L und seine ständigen Provokationen, ausblenden. Es war wohl erstmal das sinnvollste was ich machen konnte beschloss ich resigniert. So erhob ich mich mit einem erneuten seufzen von der Bank und machte mich halbwegs gefasst auf dem Weg zurück ins Hotel. Als ich im Zimmer angekommen war, begegneten mir sogleich die mitleidsvollen Blicke der restlichen Mitglieder. `Na super…` dachte ich genervt. Das war wirklich das letzte, was ich im Moment gebrauchen konnte und anscheinend spiegelte das mein Gesicht auch gerade wieder, denn plötzlich hatten alle scheinbar etwas unsagbar Interessantes im Raum entdeckt. Ich maß sie nur mit hoch gezogener Augenbraue und einem skeptischen Blick. Wie es schien hatte ich meine Kontrolle noch nicht hundert prozentig zurück erlangt. „Ah Zahra, da bist du ja. Hast du dich wieder beruhigt?“ kam plötzlich tonlos aus der anderen Richtung des Raumes. L war gerade in das Zimmer getreten und musterte misstrauisch die zurück gekehrte. Nicht, das sie jetzt doch noch auf die Idee kam, sich in irgendeiner Form an ihm zu rächen. Ich drehte meinen Kopf in die Richtung, aus der die Stimme kam und bedachte ihn mit einen argwöhnischen Blick. „Lass uns das ganze einfach abharken, ok? Ich habe dich unterschätz und muss jetzt damit Leben. Aber tu mir einen Gefallen und belasse es einfach dabei, als mich in irgendeiner Art damit provozieren zu wollen. Verstanden?“ gab ich ihm angesäuert zu verstehen und schenkte ihm einen Blick, der mehr als unmissverständlich zeigte, dass das ganze jetzt für mich erledigt war. L beobachtete sie aufmerksam. Und nicht nur ihre Worte sondern auch ihr Blick zeigte ihm, dass er die ganze Sache lieber auf sich beruhen lassen sollte, wollte er nicht den nächsten Streit vom Zaun brechen. Auch wenn er sie zu gerne noch etwas provoziert hätte, um seine Überlegenheit ihr gegenüber auszukosten. Denn schließlich war dies sein erster richtig Sieg, den er Zahra gegenüber erzielt hatte. Aber Unruhe konnte er im Team nicht gebrauchen. Wenn er Kira dingfest machen wollte, mussten sie alle zusammenarbeiten. Und Kira zu schnappen hatte allerhöchste Priorität. „Schön“ war seine kurze Bemerkung dazu und maß sie nochmals mit einem kritischen Blick. „Danke.“ Meinte ich kurz angebunden und machte mich zu einen der Sofas auf, die etwas abseits standen, während ich unterwegs meine Tasche griff und mitschliff. Ich brauchte einfach noch ein paar Minuten für mich, um mein immer noch wallendes Gemüht weiter zu beruhigen. L beschloss währenddessen Zahra erstmal in Ruhe zu lassen und wandte sich nun wieder dem Fall und den SOKO-Mitgliedern zu. So blieb es eine Weile ruhig und ich beschloss, nachdem ich mich wieder vollkommen gefasst hatte, dass ein wenig Nervennahrung nicht schaden könnte. Somit setzte ich mich auf und kramte in meiner Tasche nach meiner Notfallschokolade. Zucker beruhigte einfach die Nerven. Somit begann ich in aller Ruhe diese auszuwickeln und wollte gerade herzhaft ein Stück von dieser abbeißen, als sie mir plötzlich aus der Hand entwendet wurde. Ein empörtes „Hey…“ war von mir zu hören und überrascht blickte ich mich in die Richtung um, in welche meine Schokolade gerade geflüchtet war, um den vermeintlichen Dieb ausfindig zu machen. Hinter dem Sofa stand Ryuzaki und hielt meine Schokolade in die Höhe, während er mich ungerührt anblickte. „Du schuldest mir noch was für die Erdbeere.“ Meinte er gleichgültig zu mir, indessen er von mir einen bösen Blick kassierte. L hatte bemerkt, wie Zahra die Schokolade aus ihrer Tasche geholt hatte und sogleich seine Chance darin erkannt, sich für Ihre Dreistigkeit mit der Erdbeere zu revanchieren. Ein kleines Grinsen schlich sich kurz auf sein Gesicht, ehe er lautlos hinter das Sofa trat, auf welchem sie saß und ihr diese einfach stibitzte. Ihre Empörung und der böse Blick, den er sich damit einfing, waren für ihn so etwas wie Genugtuung. Ich starrte ihn einfach nur böse an und versuchte im gleichen Moment, mir meine zu Unrecht entwendete Süßigkeit wieder zu holen. Ich griff nach der Tafel doch Ryuzaki war schneller und beförderte diese mit einer schnellen Handbewegung aus meinem Aktionsradius. Leider war meine impulsive Reaktion so unbeholfen, das ich mit der anderen Hand, mit welcher ich mich auf dem Sofa abstützte, wegrutschte. Mit einem erschrockenem Aufschrei landete ich unsanft auf dem Boden und als wenn das noch nicht genug wäre, machte mein Kopf eine schmerzhafte Bekanntschaft mit der Tischkante. `Au verdammter Mist…` brachte ich gequält zwischen den zusammen gepressten Zähnen hervor und rieb mir meinen schmerzenden Kopf. Also noch schlimmer konnte dieser Tag doch gar nicht mehr werden. Die restlichen Ermittler waren aufgesprungen und schauten ziemlich erschrocken auf mich runter. „Hey Zahra, ist alles ok bei dir? Du solltest vorsichtiger sein. Deinen Kopf brauchen wir noch.“ Meinte Ryuzaki ruhig und blickte sie über das Sofa hinweg mit seinen schwarzen Augen an. Ich hob meinen Kopf und funkelte ihn nur finster an. Was sollte das den jetzt? Ging es ihm noch gut? Es war ja schließlich seine Schuld, dass ich jetzt hier unten auf dem Boden hockte. Der hatte echt Nerven. Heute ging er echt zu weit. Meine Geduld hielt sich ja heute sowieso schon in Grenzen und dann bringt er auch noch solch eine Aktion? Hatte das vorhin denn nicht schon gereicht? Jetzt hatte er wirklich den Bogen überspannt. Erst das Ding vorhin, dann klaut er mir meine Schokolade und jetzt verspottete er mich auch noch? Mein Geduldsfaden war endgültig gerissen. `So nicht L….` dachte ich mir und merkte wie mein ganzer Körper sich anspannte. `Klaue niemals einem Hund seinen Knochen, er könnte beißen….` war mein letzter Gedanke, bevor ich nach dem erst besten griff, was ich in die Finger bekam und es als Wurfgeschoss missbrauchte. Eines der Kissen, die meinen unfreiwilligen Sturz vom Sofa begleitet hatte, flog jetzt genau auf Ryuzaki zu. Dieser machte kurz ein überraschtes Gesicht, bevor er sich schnell zur Seite lehnte und dem Kissen auswich. Ich gleichem Moment bemerkte dieser allerdings, wie etwas Schweres gegen ihn stieß und mit sich zu Boden riss und er keuchte kurz mit einer Mischung aus erschrecken und schmerz auf, als er unsanft auf dem Boden aufschlug. Ich war im demselben Moment als ich das Kissen los ließ aufgesprungen und mit einem Satz über das Sofa direkt auf L zugesprungen, womit ich ihn unweigerlich zu Boden warf. Jetzt war ein für alle Mal genug. Meine Nerven waren am Ende und irgendwann war das Maß ein für alle Mal voll. Und genau das war gerade passiert. Er hatte das Fass zum Überlaufen gebracht. Jetzt saß ich auf Ryuzaki und entriss ihm flink sein Diebesgut, welches er immer noch in der Hand hielt, während ich ihn weiterhin böse anfunkelte. L lag rücklings auf dem Boden und sah die auf ihm sitzende Zahra mit einer Mischung aus Überraschung und Unglaube an, bevor sich von eine Sekunde auf die andere sein Blick verfinsterte und er nach den Handgelenken dieser griff, um sie von sich runter zu schubsen. Die restlichen Ermittler hatten gerade ihren ersten Schock über diese bizarre Situation überwunden und wollten gerade eingreifen, als es an der Zimmertür klopfte. L und ich hielten inne und blickten zur Tür. Jetzt endlich kehrte auch mein rationaler Verstand zurück und ich begriff, was ich hier eigentlich gerade tat. `Man heute ist echt nicht mein Tag…` dachte ich genervt und erhob mich von Ryuzaki, welcher es mir gleich tat und sich dann ein paar Schritte von mir entfernte, ehe er mich misstrauisch musterte. Auch ich behielt ihn im Auge. Sicher war sicher. In diesem Moment betrat Light das Zimmer und beäugte die vor ihm befindliche Gruppe und das zerwühlte Sofa skeptisch. Sein Blick wanderte von einem Ermittler zum nächsten und blieb schlussendlich an Zahra und L hängen. „Was ist denn hier passiert? Habe ich irgendwas verpasst?“ fragte er sogleich in die Runde. Ich seufzte genervt auf. Den konnte ich beim besten Willen jetzt nicht auch noch gebrauchen. Ich musste für heute wirklich hier verschwinden, ansonsten würde ich den Tag bestimmt nicht mehr heil überleben. Und ein auf freundlich und nett gegenüber Light zu machen war mir heute auch nicht mehr möglich. „Nein überhaupt nichts Light, wie kommst du nur darauf?“ War meine sarkastische Antwort auf seine Frage und ich erntete einen misstrauischen, wie auch irritierten Blick von ihm. „Du kommst, ich gehe. Wie sehen uns dann morgen.“ Gab ich danach genervt von mir und schaute zu den restlichen Ermittlern, welche mich unschlüssig musterten. Dann sah ich nochmal kurz zu L, welcher mich weiterhin skeptisch anstarrte. Ich bemerkte, dass ich immer noch die Schokolade in der Hand hielt und beäugte diese noch einmal argwöhnisch, bevor ich zu L ging und ihm diese in die Hand drückte. „Die kannst du von mir aus behalten, wenn dich das glücklich macht.“ Meinte ich mit einen finsteren Blick in seine Augen, welche mich überrascht musterten, ehe ich mich umdrehte und mit einem „Bis morgen“ aus dem Hotelzimmer verschwand. Die zurück gelassenen starrten ihr nur ungläubig und erstaunt hinterher. L sah kurz prüfend auf die Schokolade, bevor er sich aufmachte und in einem der Sessel niederhockte. Wiedermal legte er sein Daumen an die Lippe. Zahra hat ihn erneut überrascht und diesmal sogar überrumpelt. Er hätte niemals gedacht, dass sie wirklich mal so reagieren würde. L war in dem Moment tatsächlich erschrocken gewesen, als sie ihn zu Boden geworfen hatte. Er musste in Zukunft noch vorsichtiger sein, wenn er sie wieder mal provozieren sollte. Zahra machte ihm jedes Mal aufs Neue deutlich, wie wenig er sie einschätzen konnte. Und das gefiel ihn überhaupt nicht. Aber da war noch etwas, was ihm zum Nachdenken brachte. Die Schokolade. Wieder sah er kritisch auf die Tafel. Diese war doch der eigentliche Grund für die eben so eskalierte Auseinandersetzung gewesen. Wieso gab sie jetzt nach und schenkte sie ihm? War das denn nicht auch wieder eine Niederlage für sie? Irgendwie verstand er sie gerade noch weniger, als jemals zuvor. Sie war ihm einfach nur ein Rätsel, welches er aber früher oder später lösen würde. Da war er sich sicher. Er würde das Rätsel lösen, so wie er bis jetzt jedes Rätsel gelöst hatte. Erschöpft setzte ich mich in mein Taxi und wies dem Fahrer an, mich nach Hause zu bringen. Ich rieb mir genervt und verärgert meinen immer noch pochenden Kopf und versuchte mich erneut zu beruhigen. Wie konnte das gerade alles nur so eskalieren? Das war doch nicht mehr ich selbst. Sonst war ich so ausgeglichen und konnte mit jeder Art von Provokation locker umgehen. Aber L hatte es heute geschafft, das mir die Nerven durchgingen. Der ganze Tag war einfach nur beschissen. Noch schlimmer konnte es nicht mehr werden. Aber ich musste da für heute unbedingt weg. Wer weiß was noch alles passiert wäre? Ich schüttelte über mich selbst den Kopf. Das war einfach alles zu bizarr für mich. Wie konnte ich nur so die Kontrolle verlieren? Und plötzlich wurde ich schlagartig aus den Gedanken gerissen, als der Fahrer unvermittelt anfing zu schreien. Ich konnte gar nicht so schnell realisieren, was hier gerade eigentlich passierte. Ich hörte das Quietschen von Autoreifen und ein gewaltiger Schlag erschütterte das gesamte Auto. Ich wurde hart nach vorne geschleudert und ein unerträglicher grausamer Schmerz breitete sich blitzartig in meinem gesamten Körper aus, als wollte man ihn Zerreißen. Dann wurde es abrupt Dunkel und ich viel in ein Meer aus schwarzer Dunkelheit, welches mich komplett einhüllte und den Schmerz auslöschte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)