L - You have changed my World von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 10: Taktik ------------------ Taktik Am nächsten Morgen saß ich grübelnd auf dem Sofa in meiner Wohnung. Einen frisch gebrühten Kaffee in der einen und eine Tafel Milchschokolade in der anderen Hand. Immer noch versuchte ich das Chaos in meinem Kopf zu sortieren und den Knoten im meinem Verstand zu lösen. Ich wurde weder aus L noch aus Light schlau. Resigniert nahm ich einen Schluck aus meiner Tasse und begutachtete nachdenklich meine Schokolade. L war mir einfach nur ein Rätsel. Ständig versuchte er mich zu analysieren, zu manipulieren oder zu provozieren. Und er brachte mich mit diesem Verhalten echt aus meinem sonst so ausbalancierten Gemüht. Er war einer der wenigen Menschen, welche es schafften mich nicht nur aus der Ruhe, sondern auch aus der Fassung zu bringen. Eigentlich hatte diesen Part immer nur Lina inne gehabt. Aber L besaß wirklich das einmalige Talent, mich in den Wahnsinn zu treiben. Nur warum war er so? War es für ihn wirklich so schwer, mir einfach nur dieses eine Mal zu vertrauen? Gut ich verstand ja, dass er mich ständig analysierte. Ich selber wollte ja auch immer ganz genau wissen, wie mein Gegenüber tickte. So konnte man wenigstens nicht unangenehm überrascht werden oder schlimmstenfalls rechtzeitig darauf reagieren. Zudem war es dadurch auch leichter, andere Menschen in eine bestimmte Richtung zu lenken und so ein geplantes Ziel zu erreichen. Aber das er einem Teammitglied der Sonderkommission so wenig vertrauen schenkte, konnte ich beim besten Willen nicht verstehen. Immerhin war doch dies das wichtigste in einem Team. Vertrauen. Allerdings hatte ich ja auch schon bemerkt, dass er nicht gern die Zügel aus der Hand gab. Genau genommen sträubte er sich mit aller Macht dagegen. Die Kontrolle über jedes Detail und sei es noch so unscheinbar, war ihm anscheinend sehr wichtig. Andererseits hatte ich aber auch so etwas wie Verständnis, denn als Leiter der Ermittlungen hatte er bei allem was passierte die volle Verantwortung zu tragen. Auch hatte mir der gestrige Abend gezeigt, dass er mit sozialer Interaktion, auf der zwischenmenschlichen Ebene, anscheinend nicht umzugehen wusste. Die Frage war nur warum? Ich biss ein Stück von meiner Tafel ab und ließ es mir genüsslich auf der Zunge zergehen. Und dann schoss mir plötzlich ein Gedanke durch den Kopf. `Lina….was wäre wohl aus mir geworden, wenn ich sie damals nicht getroffen hätte?` überlegte ich. Ich legte meine Schokolade bei Seite und stellte nebenbei meine Tasse auf den Tisch, ehe ich mich vom Sofa erhob und in Richtung Schlafzimmer aufmachte. Wiedermal zog ich ihr Foto aus meinem Buch auf dem Nachtschrank und setzte mich auf mein Bett. Sanft berührte ich es. „Sag Lina, wäre ich dann vielleicht genauso geworden wie er?“ fragte ich traurig das Bild, aber selbstverständlich bekam ich auf meine Frage keine Antwort. Sie lächelte mir nur weiterhin glücklich vom Foto entgegen. Ja vielleicht wäre es so gekommen, denn immerhin war sie es gewesen, die mir den richtigen Umgang mit anderen Menschen gelehrt hatte. Aber warum war L so? Klar er hatte durch seine Arbeit als Detektiv sicher nicht den umfangreichsten Freundeskreis, aber sich sozial komplett abzuschotten war doch für einen Menschen gar nicht möglich oder? Und Watari war ja, soweit ich es verstanden hatte, auch noch da und somit in seiner Nähe. Gut ich gebe zu, dass ich auch gerne für mich alleine war und riesige Menschenansammlungen lieber mied, aber so ganz alleine würde es mir irgendwann doch zu einsam werden. Dank Lina. Der Mensch zählte doch mehr zu der geselligen Gattung der Erdbewohner. Aber was sollten eigentlich diese ganzen Spekulationen über L und seine Verhaltensmuster schon wieder? Hatte ich nicht andere Probleme und vor allem an erster Stelle diesen Kira zu fassen? Ich schüttelte unwillig den Kopf, bevor ich Linas Foto wieder in dem Buch verschwinden ließ. Entschlossen ging ich zurück ins Wohnzimmer und leerte meinen Kaffee. Danach beschloss ich, dass es Zeit war wieder zur SOKO zurück zu kehren. Es war immerhin schon 10.15Uhr. Und somit machte ich mich auf dem Weg ins Hotel. Unterwegs hing ich erneut meinen Gedanken nach. Nur dieses Mal vereinnahmte nicht L, sondern Light und unser späteres Treffen meinen Verstand. Wirklich kennen gelernt hatte ich ihn ja noch nicht. Von der einen kurzen Begegnung und den paar gewechselten Worten mal abgesehen, hatte ich nur aus Berichten der SOKO und von L Eindrücke über ihn sammeln können. Aber das reichte doch noch nicht, um mir ein Urteil über ihn erlauben zu können oder? Klar war die Übereinstimmung zwischen Light und dem Täterprofil, welches ich mir von diesem Kira erstellt hatte, nicht zu übersehen. Aber andererseits gab es auch keine stichhaltigen Beweise gegen ihn. Und hieß es nicht eigentlich, dass bis zum Beweis der Schuld ein Verdächtiger als unschuldig galt? Nur waren die Parallelen zwischen Light und Kira nicht einfach so von der Hand zu weisen und er gehörte zudem auch zu der Gruppe, welche von den FBI Agenten überwacht wurde, da Kira vermeintlichen Zugriff auf die Ermittlungsdaten hatte und somit im näheren Umfeld der Polizei vermutet wurde. Und Lights Vater war ebenso auch der Oberinspektor der Kriminalpolizei. Es machte ihn einfach verdächtig. Und dazu kam noch, dass er der einzige Verdächtige war. Aber machte ihn das alles gleich zum Täter? Ich fuhr mir fahrig mit der Hand durch die Haare. Ich musste einfach das Treffen heute abwarten, um weitere Schlüsse ziehen zu können. Denn ich persönlich hatte ihn nur als netten und wohlerzogenen, intelligenten Studenten kennen gelernt. Aber was wenn er sich einfach nur verstellt hatte? Es war für mich im Moment nicht möglich ihn einzuschätzen. Ich seufzte einmal gequält auf. Ich sollte mich einfach überraschen lassen, aber dennoch davon ausgehen, dass er Kira war. `Denn Vorsicht ist besser als Nachsicht…` bestätigte ich mir selbst diesen Gedanken und stoppte dann direkt vor der Hotelzimmertür von L. Ich klopfte und ein freundlich dreinblickender Herr Yagami öffnete mir die Tür. „Zahra. Schön sie zu sehen.“ Kam sogleich freundlich von ihm und er trat ein Schritt zur Seite, um mich einzulassen. „Danke Herr Yagami. Ich freue mich auch sie zu sehen.“ Gab ich mit einem ebenso freundlichen Lächeln zurück und betrat das Zimmer. „Hallo zusammen.“ Begrüßte ich den Rest und suchte mir einen noch freien Platz. „Und gibt es irgendwas neues?“ fügte ich an, während ich mir einen Kaffee eingoß und nebenbei auf Ryuzakis Kuchenstück schielte. „Nein, außer das wieder Verbrecher hingerichtet wurden nicht“ beantwortete mir Matsuda meine Frage und schien resigniert. Ich schenkte ihm nur einen aufmunternden Blick, bevor ich diesen auf L richtete, welcher gerade sein Stück Erdbeertorte genoss. Er bemerkte genau, wie Zahra seinen Kuchen musterte und nahm einen weiteren Bissen von diesen zu sich, während er sie mit seinen schwarzen Augen fixierte. Er hatte den gestrigen Abend nicht vergessen und sich lange Gedanken dazu gemacht. Aber sein Entschluss hatte sich nicht geändert. Er würde ihren Alleingang unter keinen Umständen dulden. Zahra allerdings aus der SOKO zu entlassen, war auch keine Option. Denn erstens wusste sie über seine wahre Identität Bescheid, auch wenn er nicht glaubte, dass sie ihm damit mutwillig schaden würde. Das war einfach nicht ihre Art. Zweitens hingegen, und das war der ausschlaggebende Punkt, wusste er auch, das Zahra in diesem Fall ihre Ermittlungen alleine fortführen würde. Und das wäre noch schlimmer, als ein Alleingang. So hatte er wenigstens einigermaßen die Kontrolle über sie, auch wenn ihm das entschieden gegen den Strich ging, dass sie sich ihm nicht unterordnen wollte. Aber er hatte sich schon etwas überlegt wie er trotzdem dem Gespräch zwischen ihr und Light beiwohnen konnte, auch wenn er es lieber komplett unterbunden hätte. „Auch ein Stück?“ fragte er kauend an Zahra gerichtet und blickte sie fortwährend an. Ich musterte interessiert sein Stück Torte. Zu sowas konnte man doch einfach nicht nein sagen und gefrühstückt hatte ich ja auch noch nicht, sah man vor der Schokolade ab, welche ich mir neben meinen Kaffee gegönnt hatte. Zudem machte mein Magen sich langsam aber sicher bemerkbar. Dennoch war ich misstrauisch. Wieso sollte er nach dem ganzen Geschehen am Vortag plötzlich so nett zu mir sein? Ja er hatte meine Entschuldigung angenommen, aber dennoch hätte ich erwartet, dass er weithin versuchen würde mich von dem Treffen mit Light abzuhalten. Hier stimmte doch irgendetwas nicht. Das war nicht typisch für ihn. Oder sah ich etwa nur Gespenster, wo keine waren? „Wo ist der Harken?“ fragte ich dennoch misstrauisch und besah ihn mit einen ebensolchen Blick. L maß sie kurz abschätzend mit den Augen. Sie hatte also bemerkt, das er was im Schilde führte. Er musste sich wirklich vor ihr in Acht nehmen, aber wenigstens ging sein Plan auf. „Du musst mir lediglich versprechen, dass du dich nachher nicht mit Light triffst“ meinte er gelassen, während er immer noch die Gabel im Mund hatte. `Wusste ich doch das hier was oberfaul ist…` dachte ich und biss mir auf die Unterlippe. Es hätte mich auch stark gewundert, wenn er einfach so klein bei gegeben hätte und die Sache mit Light auf sich beruhen ließe. Wäre auch zu schön gewesen. Das er mir nicht einfach Vertrauen konnte? Ich sah ihn argwöhnisch an. „Hatten wir das Thema nicht gestern schon geklärt?“ fragte ich leicht genervt. „Ich werde meinen Entschluss nicht mehr ändern, egal was du versuchst.“ Stellte ich entschlossen klar. Also ob ich für ein Stück Torte meine Meinung ändern würde. Was dachte er sich überhaupt? Der kam echt auf die schrillsten Ideen. „Dann werde ich mithören.“ Gab er seinen Beschluss preis und sah ihr entschieden in die blaugrauen Augen. Ich zog beide Augenbrauen hoch und atmete einmal tief durch. Hatte ich etwa irgendetwas verpasst? Der hatte echt nen Vogel. War ich gestern nicht deutlich genug gewesen oder litt er mittlerweile schon an Alzheimer? „ Sag mal spreche ich vielleicht chinesisch?“ gab ich angesäuert zurück. „Ich sagte dir doch bereits, dass ich mit Light alleine sprechen will. Das bedeutet nur er und ich, ok? Und das heißt auch ohne Zuhörer.“ erklärte ich ihm nachdrücklich. Ich hatte zwar nichts zu verbergen was er nicht hätte hören dürfen, aber schon aus Prinzip sträubte ich mich dagegen, in dieser Sache klein bei zu geben. Er konnte mir ruhig mal vertrauen. L starrte sie weiterhin an und beobachtet sie ruhig. „Der chinesischen Sprache bedienst du dich gewiss nicht. Und ich denke das weißt du auch.“ War die gelassene Antwort auf meine erste Frage, was mir wiedermal kurz die Gesichtszüge entgleiten ließ. Dem war echt nicht zu Helfen. Konnte der eigentlich auch mal einen Tag ohne Provokationen? Ich spürte wie ich mich erneut über ihn aufzuregen begann. `Also mal ehrlich….wenn das hier vorbei ist, brauche ich echt nen guten Psychiater.` meldete sich mein Verstand, der mal wieder einfach nur schreiend davon laufen wollte. Der trieb mich noch ins Irrenhaus, wenn der so weiter machte. Aber bevor ich auch nur etwas erwidern konnte fuhr er fort. „ Warum willst du unbedingt ungestört mit ihm sein?“ fragte er sogleich lauernd und fügte dann noch „Oder hast du etwa ein privates Interesse an Light und der Fall ist nur ein Vorwand um dich mit ihm zu treffen?“ provokativ hinzu und musterte sie währenddessen eingehend. Dieses Mal entglitten mir mehr als nur die Gesichtszüge. Ich starrte ihn einfach nur ungläubig und mit offenen Mund an. Ich war das erste Mal in meinem Leben sprachlos. Wie kam er den jetzt auf die Schiene? Hatte er den einen Vollschatten? Er hatte mich damit so überrascht, dass ich sogar vergaß, das ich eigentlich wütend hätte sein sollen. Das war doch jetzt nicht wirklich eine ernsthafte Frage oder? Mir würde niemals, nicht einmal im Traum, einfallen Ermittlungen für mein privates Vergnügen zu missbrauchen. Der hatte doch ein Ei am wandern. Das war jetzt wirklich der Höhepunkt des Ganzen. `Aber wie du mir, so ich dir…`dachte ich und beschloss das Spiel einfach umzudrehen. „Und was wäre wenn?“ fragte ich herausfordernd, nachdem ich meine Fassung wiedergefunden hatte. L beobachtete indessen jede ihrer Reaktionen und die Empörung, sowie auch die Überraschung über seine indiskrete Frage spiegelten sich mehr als deutlich in ihren Augen. Er hatte es geschafft sie komplett aus der Fassung zu bringen, was ihm ein kleines grinsen entlockte, welches jedoch sofort wieder verschwand. Hingegen seinen Erwartungen, war sie nicht erbost, sondern schien auf das Spielchen einzugehen. Hatte Zahra womöglich doch ein ernsthaftes Interesse an Light? L schien ihre Reaktion mal wieder falsch voraus berechnet zu haben. Und diese Tatsache führte ihm erneut vor Augen, wie wenig er sie durchschauen konnte, was seine Freude über den Triumph, sie komplett aus der Fassung gebracht zu haben, erheblich minderte. „Dann wäre das nicht sehr professionell von dir.“ Stellte er fest und blickte sie mit einem undeutbaren Blick an. „Na dann ist ja gut. Hatte schon Angst, du wärst vielleicht eifersüchtig auf Light.“ Gab ich gespielt erleichtert zurück, wobei ich ihn nicht aus den Augen ließ. Für einen kurzen Moment spiegelte sein Gesicht Überraschung, Irritation und Unverständnis wieder. Ja er sah sogar etwas geschockt aus musste ich ehrlich zugeben und ich freute mich innerlich wie ein Schneekönig. `Touché..` dachte ich schadenfroh. Jetzt hatte ich es geschafft ihn aus der Fassung zu bringen, auch wenn es nur für den Bruchteil einer Sekunde war und sich danach ein eher unwilliger Gesichtsausdruck breit machte. Und dann auch noch so viele verschiedene Regungen….`Mein Gott würde mich nicht wundern, wenn er morgen Muskelkater im Gesicht hatte….` war mein nächster Gedanke und ich grinste ihn frech an. Dann sah ich kurz auf die Uhr und erhob mich von dem Sofa. Ich ging direkt auf ihn zu und bemerkte, wie sein Blick mir misstrauisch folgte. Ich klaubte mir dreist die Erdbeere von seinem Teller, was mir den nächsten überraschten Blick einbrachte und mit einem empörtem „Hey…“ begleitet wurde. Wieder zog sich dieses freche Grinsen über meine Lippen. „Vielen Dank für die Erdbeere Ryuzaki. Ich muss jetzt zu meinem Date. Also bis morgen.“ Meinte ich keck und zwinkerte ihm kurz zu, bevor ich diese in meinen Mund verschwinden ließ. Ich winkte den erschrocken und überrascht blickenden SOKO Mitgliedern noch einmal freundlich zu, ehe ich meine Tasche schnappte und das Hotel verließ. L hatte das ganze ziemlich missmutig verfolgt. Sie überraschte ihn doch immer wieder und hatte ihn diesmal sogar um seine Erdbeere gebracht. Zahra wurde immer dreister. So langsam hatte er genug von diesen Spielen. Sie ordnete sich nicht unter, war respektlos ihm gegenüber und stand ihm selbst in Dreistigkeit wohl in nichts nach. Sie war wirklich eine ziemlich anstrengende Person. Und zu allem Überfluss konnte er sie nie richtig einschätzen. Sie war schon mehr als nur eine Herausforderung für ihn. Sie war mehr wie eine Bewährungsprobe. Und jetzt wurde ihm auch wieder klar, warum er lieber alleine ermittelte. Aber um Kira zu schnappen ging es dieses Mal leider nicht anders. Immerhin, hatte er seinen Plan erfolgreich umsetzten können, auch wenn es nicht ganz so gelaufen war, wie er es geplant hatte. Dennoch hatte er Zahra erfolgreich ablenken können, sodass Herr Yagami heimlich eine Abhörwanze an ihrer Tasche anbringen konnte. Er würde nicht einfach so tatenlos rumsitzen und ihr ihre Alleingänge durchgehen lassen. L würde das Gespräch genauestens mitverfolgen, um im schlimmsten Fall eingreifen zu können. Und diese Dreistigkeit mit der Erdbeere würde auch noch ein Nachspiel haben. Ich verließ das Hotel und grinste immer noch vor mich hin. Damit hatte er wohl nicht gerechnet. Der hatte echt Nerven mir so was Infames zu unterstellen. Als wenn ich mein privates Vergnügen über die Ermittlungen stellen würde. Ich würde ja nur zu gerne mal wissen, was manchmal so in seinem Kopf vorging. Bis jetzt hatte ich zwar unermüdlich versucht ihn zu durchschauen, aber gelingen wollte es mir dennoch nicht. Aber ich konnte mir auch wahrlich nicht vorstellen, dass er jetzt so schnell aufgegeben hatte. L musste noch irgendetwas in der Hinterhand haben. Da war ich mir sicher. Bloß was? Unterdessen machte ich mich auf den Weg zu der Verabredung mit Light. Während der Fahrt im Taxi sann ich darüber nach, was er sich nun hatte noch einfallen lassen. Dass er so leicht das Handtuch warf, konnte ich mir nicht vorstellen. Und dann traf es mich wie ein Blitz. `Wanzen…` schoss es mir durch den Kopf und ich musste unter einem erneuten Grinsen diesen schütteln. Warum hatte ich da nicht gleich dran gedacht. Sagte er nicht selbst, dass er, wenn ich mich mit Light traf, mithören würde? Also machte ich mich in aller Ruhe auf die Suche. Viele Orte kamen nicht in Frage, da mich niemand körperlich berührt hatte. Am wahrscheinlichsten wäre also meine Handtasche. Mit flinken Fingern suchte ich diese ab und hatte wenig später Erfolg. Grinsend schüttelte ich erneut den Kopf und zugleich betrachtete ich das kleine technische Teil zwischen meinen Fingern. Das war irgendwie typisch für ihn. Ich wusste ja gleich, dass das dort oben im Zimmer nicht alles gewesen sein konnte. `Na warte L…` dachte ich, bevor ich aus dem Taxi stieg und die Wanze unauffällig in diesem versteckte. Sollte er doch den nächsten Fahrgästen lauschen, vielleicht hatten die ihm ja was Interessantes mitzuteilen. Danach machte ich mich in aller Ruhe auf dem Weg zum vereinbarten Café, indem ich mich mit Light treffen würde. L saß derweil vor seinem Laptop und belauschte Zahra heimlich, während er konzentriert Zuckerwürfel übereinander stapelte. Sie hatte wohl bis jetzt noch nichts von seiner Abhöraktion bemerkt und befand sich nun in einem Taxi Richtung Shibuya. Dort würde sie sich also mit Light treffen. Bis jetzt lief alles nach Plan. Er würde schon seinen Willen bekommen. Alles andere wäre wie eine Niederlage und das war etwas, was er ungern erleiden wollte. Denn genauso wie Light oder Zahra konnte auch er nicht verlieren. Plötzlich horchte er auf. Irgendetwas stimmte da nicht. Es hörte sich gerade an wie ein ganz normales Gespräch zwischen einem Taxifahrer und seinen Fahrgästen. Nur Zahra war doch seit wenigen Minuten gar nicht mehr im Wagen. Mit einem Schlag verengten sich seine Augen. Sie hatte die Wanze entdeckt und allen Anschein nach im Taxi versteckt. Mit einer schnellen Bewegung zückte er sein Handy und wählte eine Nummer. „ Watari. Zahra hat die Wanze entdeckt. Leiten sie Plan B ein.“ Gab er bestimmend an diesen weiter. „Jawohl Ryuzaki“ kam sogleich die bestätigende Antwort von der anderen Seite, bevor das Telefonat beendet wurde. L wusste wie klug Zahra war und das er niemals den Fehler begehen sollte, diese zu unterschätzen. Aber eben weil er darum wusste, hatte er vorgesorgt. Und es hätte ihn wahrscheinlich mehr verwundert, wenn er nicht auf seinen Notfallplan hätte zurückgreifen müssen. Ich kam derweil am vereinbarten Café an und erspähte Light schon von weiten. Er lächelte mir freundlich zu, während ich auf ihn zu schritt. „Hallo Zahra. Schön dass du dich entschlossen hast meine Einladung an zunehmen.“ Begrüßte er mich. „Du warst wohl ziemlich überzeugt von dir, das ich dieser nachkomme, was?“ fragte ich schelmisch. Er öffnete mir galant die Tür. „Na ja du hast doch selbst vorgeschlagen, das wir unser Gespräch woanders fortführen sollten. Und da dachte ich mir, ein Café wäre eine gute Wahl.“ Erklärte er mir smart lächelnd, bevor er mich höflich hinein bat. Ich maß ich mit einen abschätzenden Blick, blieb aber nach außen freundlich und lächelte brav. Auch wenn er unschuldig sein sollte, im Moment war er der Hauptverdächtigte und bei Kira musste man aufpassen, um noch den nächsten Morgen zu erleben. Ich blieb also wachsam. Nett lächelnd folgte ich seiner bitte und betrat das Lokal. Light folgte mir auf dem Schritt und steuerte einen Tisch im hinteren Teil des Cafés an. Wir machten es uns gemütlich und bestellten jeweils einen Kaffee, bevor Light die Unterhaltung wieder aufnahm. „Und du bist also diese geheimnisvolle BKA Beamtin, welche diesen Serienmörder festgenommen hat. Darf ich fragen, wie du ihn überführt hast, denn schließlich war laut den Medien nicht mal die Polizei in der Lage, ihn mit den Taten in Verbindung zu bringen.“ Fragte er neugierig, während er sie ganz genau beobachtete. Ich lächelte artig weiter und erklärte ihm ganz genau, wie ich Linas Mörder zuerst überführt und dann in Japan festgenommen hatte. Dabei beobachtete auch ich jede seiner Reaktionen und er schien überrascht. Aber gleichzeitig spürte ich auch, dass dies nicht alles war, was er gerade dachte. Verstellte er sich also doch? „Wow. Jetzt verstehe ich auch, warum Ryuzaki dich in die Sonderkommission aufgenommen hat. Du hast wirklich eine beeindruckende Kombinations- und Beobachtungsgabe.“ Gab er anerkennend von sich. Light musste wahrlich sehr gut aufpassen, was er in ihrer Nähe sagte oder wie er sich verhielt. Das wurde ihm spätestens jetzt klar. Sie war noch intelligenter, als er gedacht hatte und konnte ihm genauso lästig werden wie L. Andererseits, wenn er sie wirklich dazu bekommen könnte für ihn, Kira, zu arbeiten, wäre sie ein mindestens genauso gefährlicher Gegner für Ryuzaki, wie er selbst. Wenn nicht sogar noch gefährlicher, da sie ja nicht unter Verdacht stand, sondern man davon ausging, das sie Kira zur Strecke bringen wollte. Sie könnte also sehr nützlich für ihn sein. „Vielen Dank Light“ gab ich brav zurück und behielt mein freundliches Grinsen bei. „Und wie bist du zur Sonderkommission gekommen?“ fragte er vorsichtig und ließ sie nicht aus den Augen. Wenn sie den gleichen Trick, welchen sie bei diesem Sereinmörder angewandt hatte, bei ihm versuchte musste er achtsam sein. „Ganz einfach. Er hat den Mörder meiner Freundin auf dem Gewissen. So bin ich in gewissermaßen auf ihn aufmerksam geworden.“ Erzählte ich ihm meine Halbwahrheit. Wenn ich ihm meine wahren Gedanken über Kira offen legen würde, bräuchte ich dieses Spielchen hier gar nicht mit ihm zu spielen, sollte er wirklich Kira sein. Dann wäre meine ganze Aktion sinnlos. Light beobachtete sie weiterhin unauffällig. Das war doch schon mal eine wichtige Information. „Und dann hast du beschlossen auch ihn festzunehmen.“ führte Light den Satz zu ende. „Aber sag mal wie denkst du eigentlich wirklich über diesen Kira.“ Begann er erneut. „Ich meine gestern im Hotel hattest du erwähnt, das du dich für den Menschen, welcher hinter diesen Namen steckt interessieren würdest?“ warf er dann neugierig und erklärend zu gleich hinterher. Ich maß ihn aufmerksam. Er schien irgendetwas vor zu haben. Das unbestimmte Gefühl in meiner Magengegend meldete sich wieder. Auch wenn ich nichts Genaues an ihm erkennen konnte, was seinen Worten oder Regungen lüge strafen würde, war da doch eine innere Stimme die mich warnte. „Ich weiß nicht ob es so eine gute Idee ist, mich mit dir über Kira zu unterhalten. Schließlich bist du Ryuzakis Hauptverdächtiger in diesem Fall. Und aus diesem Grund sollte ich mich doch eigentlich vor dir in Acht nehmen oder?“ kam provokant, aber trotz allem scherzhaft klingend von mir und ich zwinkerte ihm kurz zu. Aber insgeheim behielt ich jede seiner Reaktionen im Auge. Light lachte kurz auf. „Da hast du allerdings Recht, aber ich kann dir versichern, dass ich nicht Kira bin, glaub mir.“ Gab er amüsiert zurück. Im Verborgenen musste er zugeben, dass sie gut war. Sie versuchte ihn auszuhorchen, was aber immer noch nicht darauf schließen ließ, ob sie für oder gegen Kira war. Nur das er sehr wachsam sein musste. „Also schön.“ Kam es ebenfalls schmunzelnd von mir. „Wie ich schon sagte. Kira ist und bleibt ein Mörder, aber ich denke nicht, das er ein durch und durch schlechter Mensch ist und aus Spaß mordet. Er verfolgt ein bestimmtes Ziel, welches vielleicht in seinen Augen als rechtschaffend erscheinen mag, für welches er aber eindeutig den falschen Weg gewählt hat.“ Gab ich nun erklärend von mir. Light hingegen maß sie mit einen etwas skeptischen Blick. Er wusste noch nicht was er davon halten sollte. Ihrer Aussage nach, hatte er zwar das richtige Ziel, aber den falschen Weg eingeschlagen. Aber nur er konnte die Welt zu einem besseren Ort machen. Wenn er sie auf Kiras Seite bringen wollte, musste er behutsam an die Sache rangehen und dürfte nichts überstürzen. Zahra war nicht einfach mal so zu manipulieren, wie ihm jetzt klar wurde. Er würde sich erst einmal heran tasten müssen. „Ich finde du hast Recht. Nach Gerechtigkeit zu streben ist eine positive Charaktereigenschaft, die nebenbei erwähnt, jeder Polizist besitzen sollte. Aber Kira ist und bleibt trotz allem ein Mörder.“ Gab er sachlich zu. Ich musterte ihn kritisch. Er verbarg etwas, das war mir jetzt klar. Aber konnte er wirklich Kira sein? Nun die Wahrscheinlichkeit dafür wuchs mit jedem seiner Worte. Er hatte etwas in seiner ganzen Art und Weise, was mich mehr als misstrauisch werden ließ. Doch bevor ich etwas sagen konnte, ergriff Light schon wieder das Wort. „Aber was mir gestern aufgefallen ist….Kann es sein, das du und Ryuzaki nicht sehr gut miteinander auskommt?“ richtete er mit einem prüfenden Unterton an sie. Ich blinzelte kurz. Wie kam er den jetzt darauf? Klar ich hatte schon bemerkt, dass er ein sehr guter Beobachter war und auch, das er unseren kleinen Disput gestern bemerkt hatte. Nur deshalb saß ich ja jetzt hier. Aber hatte es tatsächlich den Eindruck bei ihm hinterlassen, das L und ich nicht gut miteinander konnten? Ich begann innerlich zu grinsen. `Da hat mir L doch anscheinend unwissentlich unter die Arme gegriffen und mich sogar unterstützt, anstatt mir einen Strich durch die Rechnung zu machen.` ging mir durch den Kopf. Ich sollte mich bei Gelegenheit bei ihm bedanken. „Er ist ziemlich anstrengend, ja.“ Gab ich ehrlich zu. „Aber er sollte mich nicht unterschätzen. Ich lass mich von ihm nicht rum schubsen.“ Erklärte ich anschließend mit ernsten Blick. Light hatte sie eingehend beobachtet. Zahra schien ihm die Wahrheit zu sagen, obwohl er sich nicht zu hundert Prozent sicher sein konnte. Sicher war ihre offensichtliche Undurchschaubarkeit eine der Ursachen für ihr schlechtes Verhältnis. Aber sie wurde langsam misstrauisch ihm gegenüber. Es wäre wohl besser, erstmal nicht weiter auf das Thema Kira und L einzugehen. „Da kann ich dich gut verstehen Zahra. Ryuzaki ist bei weiten nicht einfach. Aber lass uns für heute nicht mehr von sowas reden ok?“ kam auch sogleich beschwichtigend von Light und schenkte ihr ein lächeln. Was sollte das denn werden? Hatte er etwa was bemerkt? Hatte ich mich mit irgendetwas verraten? Oder hatte er einfach keine Lust mehr darüber zu reden? Aber ihn jetzt weiter auszuhorchen würde erst recht verdächtig sein. „Ja du hast Recht Light. Lass uns von was anderem reden.“ Lenkte ich freundlich ein. So saßen wir noch eine Weile im Café und unterhielten uns über allerlei belanglose Sachen, ehe wir uns verabschiedeten und ich den Heimweg antrat. L hatte währenddessen das gesamte Gespräch zwischen Zahra und Light verfolgt. Sein Notfallplan hatte funktioniert. Watari hatte seine Anweisungen befolgt und eine dritte, außenstehende Person damit beauftragt, sich in dem Café in die Nähe der beiden zu setzten, so dass er über ein weiteres Abhörgerät die Unterhaltung mitverfolgen konnte. Und sowohl Zahra wie auch Light, hatten keinen Verdacht geschöpft. Er hatte seinen Willen bekommen und war somit als Sieger aus diesem Spiel hervor gegangen. Aber irgendwie wollte sich keine rechte Befriedigung darüber einstellen. Nur warum, das wusste er nicht genau zu sagen. Und zudem verstand er nicht, warum Zahra ihm bei diesem Gespräch nicht hatte zuhören lassen wollen. Sie hatte Light, und da war er sich mittlerweile fast sicher, die ganze Zeit über getäuscht. Sie war eine hervorragende Schauspielerin und wusste sich geschickt zu verstellen, wie er es selbst schon so oft zu spüren bekommen hatte. Sie hatte Light getäuscht um an Beweise zu kommen, was aber allem Anschein nach fehlgeschlagen war. Und an dem Gespräch war nichts zu finden, was sie ihm hätte verschweigen müssen. Es erschloss sich ihm einfach kein Grund dafür. Weder für die fehlende Befriedigung noch für Zahras Verhalten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)