Des Tigers neuer Freund von Mayari ================================================================================ Tag 1 ----- Ich möchte euch eine Geschichte erzählen. Sei Tagen bin ich nur noch am Trainieren. Warum? Ganz einfach. Ich möchte mich ablenken! Ich will nicht die ganze Zeit über meine Situation nachdenken müssen. Aber ich denke, ich fange mal von vorne an. Wir legten an einer relativ kleinen Insel an. Ich sage euch, es ist eine Dschungel-Insel! Auch wenn Miss Nami anderes behauptet. Etwa in der Mitte der Insel war ein kleines Dorf und dort wollten wir hin, nachdem Nami es entdeckt hatte. Ich gehe los, ohne auf die Anderen zu warten und erreiche irgendwann dann tatsächlich das Dorf. Es ist nicht sehr groß, aber es gibt ein paar Geschäfte. Ich spaziere etwas herum. Warum auch nicht. Ist ja nicht so, als hätten wir es eilig. Als es dann irgendwann dunkel ist, will ich zurück zum Schiff. Daher gehe ich wieder rein in den Dschungel. Aber ich komme immer und immer wieder am Dorf raus. Nach einiger Zeit werde ich hungrig und nehme mir eine dieser merkwürdigen Früchte, von der auch die Affen essen. Wirklich lecker ist die nicht, aber besser als gar nichts, denke ich mir. Nach einer Weile, als ich mich gerade wieder dem Dorf nähere, höre ich die Stimmen der Anderen. Ich will zu ihnen und mich dazu setzten, aber irgendetwas hält mich zurück. Also hocke ich im Gebüsch und beobachte sie unauffällig. Sie scheinen schon ziemlich viel Wein zusammen mit den Dorfbewohnern getrunken zu haben und sich prächtig zu amüsieren. Das ich fehlte, scheint ihnen gar nicht auf zu fallen. Nami und Ruffy verschwinden nach einer Weile in einer der Hütten. Ich will nicht wissen was die dort drinnen treiben! Robin und Franky tun es den beiden gleich und verschwinden ebenfalls in eine der Hütten. Chopper und Lysop gehen dann nach einiger Zeit zurück zum Schiff. Nur Sanji bleibt noch da umringt von blöden Weibern. Sie bezirzen ihn und er gafft ihnen hinterher, als die eine nach der Anderen verschwinden. Ich bin wütend und enttäuscht. Was für ein merkwürdiges Gefühl. Als er in eine der Hütten mit diesem hässlichen Weib verschwindet, springe ich am liebsten auf um ihn wegzuschleifen. Aber ich tue es nicht. Ich verharre noch eine halbe Ewigkeit dort im Gebüsch bis ich ziel- und zeitlos durch den Dschungel irre. Ich komme erst am späten Nachmittag des nächsten Tages zurück zum Schiff. Sie sind alle schon lange wieder zurück und tun so, als hätten sie sich Sorgen um mich gemacht. Doch sie schauen mich merkwürdig dabei an. Ich sage kein Wort. Was hätte ich denn auch sagen können. Bin wieder da? Das sehen sie auch so! Ich schlendere rauf aufs Schiff und stemme dann direkt meine Gewichte. Das lenkt ab. Wir legen relativ schnell ab und segeln zur nächsten Insel. Sie lassen mich in Ruhe, aber hin und wieder schauen sie mich entsetzt an. Ich bemerkte, wie Chopper in seinem kleinen Zimmer verschwindet. Und auch der Koch verschwindet in seiner Küche. Aber es interessiert mich nicht weiter. Vielleicht haben sie bemerkt, dass ich nicht in der Stimmung bin, um mit ihnen zu reden, denn es spricht mich keiner von ihnen an. Nach dem Abendessen, von dem ich nichts anrühre, will Chopper dann doch mit mir sprechen. Als wir alleine sind, frage er mich wie es mir geht. Wie soll es mir schon gehen? Gut. Und das sage ich ihm auch. Chopper sieht aber irgendwie traurig aus und ich frage ihn was los ist. Da hält er mir einen Spiegel vor die Nase. Ich mache einen Satz nach hinten. Mann! Bin ich erschrocken. Langsam nähere ich mich wieder diesem Spiegel und betrachte mich darin. Ich habe die Ohren und den Schwanz einer Katze. Als ich meinem Ärger Platz mache entgleitet mir ein Knurren. Wodurch mir der Blick auf meine Zähne gewährt wird. Sie sind spitz und scharf! „Das ist ein Tigerschwanz.“ kommt es von Chopper, der sich an dieses Ding da hinten anschmiegte. Ich knurre. „Ist sonst noch irgendetwas an mir anders?“ fauche ich genervt. Er schüttelt nur den Kopf und lässt mich los. Endlich! Dann erzählt er mir, dass er bereits seine gesamten Bücher durchgegangen ist um ein Heilmittel zu finden. Aber nichts gefunden hat. „Also bleibe ich jetzt für immer so!?“ Irgendwie ist es deprimierend, aber gleichzeitig ist es mir auch relativ egal. Dann ist es eben so. Na und? Als ich wieder nach draußen gehe, tun alle unheimlich beschäftigt. Sie hatten gelauscht. Soviel ist sicher. Ich ignorierte es. Tue so, als würde ich nichts bemerken. Ich habe wieder angefangen meine Gewichte zu stemmen. Was hätte ich auch sonst tun sollen? Sie beobachten mich, das sehe ich aus den Augenwinkeln. Sie tuscheln leise miteinander. Worüber wohl? Ist doch klar. Sie reden nur so leise, damit ich es nicht höre, sonst könnten sie auch ganz normal reden. Doch das tun sie nicht. Es ärgert mich. „Habt ihr mir irgendetwas zu sagen?“ frage ich laut. Erschrocken schütteln sie den Kopf und gehen ihrer 'Arbeit' nach. Als es dann endlich dunkel wird gehen so ziemlich alle in die Koje. Ich stütze mich mit den Armen auf die Reling und blicke auf das Meer hinaus. Es hat etwas unglaublich beruhigendes auf mich, was es sonst zwar auch hat, aber lange nicht so intensiv wie jetzt. Irgendwann vernehme ich Ruffys Geschmatze. War das schon immer so laut gewesen? Ich zucke mit den Ohren, als ich ein anderes Geräusch vernehme. Ich kann es nicht gleich einordnen. Doch dann sehe ich, wie Sanji aus der Kombüse kommt. Er hat etwas dabei. Das sehe und rieche ich. Unwillkürlich lecke ich mir über die Lippen. Fleisch. Der Koch bleibt neben mir stehen und hält es mir hin. Es ist zart, roh... und blutig. Zögernd nehme ich es entgegen und schlage dann meine Zähne in diesen Leckerbissen. Ich merke wie Sanji mich dabei beobachtet. „Ist irgendwas?“ frage ich genervt mit vollem Mund. Sanji schüttelt nur lächelnd den Kopf. Na wenn er meint. Ich brauche nicht lange bis ich das Stück Fleisch hinunter geschlungen habe. Merkwürdig. Woher hatte der Löffelschwinger gewusst, dass ich hungrig war? Genüsslich lecke ich mir das Blut von den Fingern. Ich schnuppere. Es liegt noch immer dieser Geruch in der Luft. Mein Blick gleitet zu Sanjis Hand. Augenblicklich packe ich Sanji und beginne seine Hand ab zu schlecken. „He!“ höre ich von Sanji, aber ich ignoriere es. Der Fleischsaft ist ihm zwischen die Finger gelaufen und ich lecke ihn mit meiner Zunge sauber. „Darf ich dich ansehen?“ fragt der Giftmischer unsicher, als ich von ihm ablasse. „Tust du das nicht schon die ganze Zeit?“ entgegne ich ihm mürrisch. Er zuckt nur mit den Achseln. „Darf ich dich denn anfassen?“ fragt er mich. Ich knurre gefährlich. „Mach doch was du willst.“ Und das tut er auch. Seine Hand wandert zu meinen Lippen, die leicht geöffnet werden und den Blick auf meine Zähne frei geben. Dann wandert sie weiter hoch zu meinen Ohren. Sanft streicht er darüber, was mich dazu veranlasst nervös mit ihnen zu zucken. „Hm.“ macht er und beginnt plötzlich mich hinter dem Ohr zu kraulen. Ein angenehmes Gefühl erfüllt meinen Körper und ich wehre mich nicht gegen diese Zärtlichkeiten. Bald schon beginne ich zu schnurren. Sanji und ich sind beide davon etwas überrascht. Aber er lächelt nur und streichelt mich weiter. Unwillkürlich schmiege ich mich an ihn. Diese Streicheleinheit tut unheimlich gut und ich kann mich nicht dagegen wehren, selbst wenn ich es gewollt hätte. Eine Frage keimt in mir auf. Warum tut Sanji das? Plötzlich habe ich genug davon und trete abrupt einen Schritt von ihm weg, sodass er von mir ablassen muss. Er sieht ein bisschen enttäuscht aus, aber ich ignoriere es. „Was sollte das?“ frage ich ihn ein klein wenig wütend. Will er mit mir spielen und sich darüber lustig machen? Dann hat er aber die Rechnung ohne mich gemacht! „Ich wollte sehen, ob deine Ohren genauso empfindlich sind wie bei einem richtigen Tiger.“ gibt er schulterzuckend von sich. Ich grolle leise und drehe mich dann weg. Aber bevor ich weg gehen kann ist eine Hand an meinem Rücken und fährt ihn entlang. Ein wohliger Schauer durchfährt meinen Körper. Unruhig peitscht mein Schwanz hin und her und meine Ohren sind leicht zurück gelegt. Dann plötzlich wird mein Schwanz eingefangen und ich drehe mich abrupt um. Ich knurre und blecke dabei die Zähne. „Lass das!“ knurre ich gereizt. Sanji hebt abwehrend beide Hände hoch und ich gehe weg. Gehe zur Strickleiter, die hinauf zum Krähennest führt und erklimme sie. Ich brauche Ruhe! Aber kaum, dass ich oben bin höre ich, wie er mir folgt. Kann er mich nicht in Ruhe lassen? Ich lasse mich an der Wand des Nests hinabgleiten und sitze mit dem Rücken angelehnt da. Als sein Kopf von unten auftaucht, fauche ich. Aber es scheint ihn nicht zu interessieren, denn er kommt ganz ins Krähennest und setzt sich neben mich. Glücklicherweise fasst er mich nicht schon wieder an. Langsam überrollt Müdigkeit meinen Körper und ich schließe die Augen. Tag 2 ----- Ich bin wohl eingeschlafen, denn als ich wieder aufwache liege ich zusammengerollt auf Sanjis Schoß. Die Sonne steht bereits am Horizont. Mürrisch will ich mich aufrichten, aber etwas ist anders. Ich wecke Sanji dabei und er blinzelt verschlafen. Doch dann reißt er seine Augen auf und starrt mich an. „Scheiße!“ entweicht es seinen Lippen. Ich sehe ihn schief an, will fragen was los ist, aber ich bekomme nur ein leises, fragendes „Miau“ heraus. Miau? Was war denn jetzt los? „Du bist ein Tiger!“ kommt es von Sanji. Ich weiß, dass ich Schwanz, Ohren und Zähne eines Tigers habe, also warum...? Ich verstehe gar nichts mehr. Sanji scheint es zu bemerken und erklärt es mir dann: „Du hast nicht mehr nur einzelne Körperteile eines Tigers. Du bist ein Tiger.“ Ich schaue an mir hinunter. Meine Arme, zumindest waren sie es mal sind von Gold getigertem Fell bedeckt. Ich drehe den Kopf und sehe meinen Körper an. Sanji hat Recht. Ich bin jetzt vollständig zu einem Tiger mutiert. Ich schnaufe genervt. Na super. Und nun? Wie komme ich jetzt überhaupt aus diesem Krähennest runter? Genau in diesem Moment scheint Sanji den selben Gedanke zu haben. „Wir sollten dich hier irgendwie runter kriegen.“ Er überlegt kurz. „Lass dich mal hochheben. Wenn ich dich tragen kann, bring ich dich runter, aber du musst dich irgendwie festhalten.“ erklärt er mir und ich nicke. Er nimmt mich hoch. Ich sehe, wie er sich anstrengen muss, doch er beginnt bereits die Leiter hinunter zu steigen. Unruhig peitscht mein Schwanz hin und her, aber ich halte mich an ihm fest, ohne meine Krallen in ihn zu bohren. Als wir auf der Hälfte sind merke ich wie Sanji nicht mehr kann. Er atmet schwer und seine Muskeln zittern unaufhörlich. Mit einem Knurren bewege ich mich auf seine Schulter und springe dann hinunter. Sanft lande ich auf allen Vieren. Ich schaue hinauf und beobachte genau, wie Sanji erschöpft weiter hinunter klettert. Als seine Beine endlich das Deck berühren entfährt ihm ein Seufzer und er lässt sich erst einmal auf den Boden sinken. Ich stehe neben ihm und sehe ihn an. Er streckt eine Hand nach mir aus und ich schmiege mich an sie. Ich stupse ihn aufmunternd an. „Chopper!“ ruft Sanji dann. Es dauert nicht lange, da steht Chopper in der Tür und schaut zu Sanji. Als er mich sieht weiten sich seine kleinen Knopfaugen und er eilt zu uns. „Ist das Zorro?“ fragt er an den Koch gerichtet, der nur nickt. Ich schnaube. Klar bin ich das. Wer denn sonst. Ach ja richtig. Ich bin ja jetzt ein Tiger. „Wie ist das passiert?“ will Chopper wissen, aber Sanji zuckt nur hilflos mit den Schultern. Der Kleine schaut mich fragend an. „Kannst du reden?“ fragt er mich dann. Klar kann ich reden, will ich sagen, aber es kommt wieder nur ein Maunzen heraus. Verdammt. Chopper schaut traurig und auch etwas hilflos zwischen mir und dem Löffelschwinger hin und her. „Kannst du dich um ihn kümmern? Ich gehe meine Bücher nochmal durch. Vielleicht finde ich ja etwas.“ bittet Chopper und verschwindet. Sanji schaut mich an und grinst. „Sieht so aus, als würdest du mich nicht mehr so schnell los.“ Ich knurre wütend. Unterschätz mich nicht. Diese Krallen und auch diese Zähne sind ziemlich scharf und ich kann dir dein viel zu großes Maul aufreißen. Ich gehe zur Treppe die zur Kombüse hoch führt und springe geschmeidig hinauf. Dieser neue Körper hat durchaus seine Vorteile. Sanji folgt mir. Es ist für ihn sowieso an der Zeit das Frühstück vorzubereiten und ich leiste ihm Gesellschaft. Gewichte stemmen kann ich ja in diesem Zustand sowieso nicht. Ich lege mich in eine Ecke nahe der Tür und beobachte Sanji. Er schnippelt, hackt, schält, kocht, rührt und summt vor sich hin. Ich höre wie Ruffy heran getrampelt kommt, da fliegt auch schon die Tür auf. Sanji fährt herum und wirft ein Messer nach Ruffy. „Raus.“ knurrt Sanji unseren Chef an. Ein amüsiertes Schnauben entfährt mir und ich erhebe mich. Ich stelle meine Vorderpfoten gegen die Tür und drücke sie zu. Ruffy hat damit wohl nicht gerechnet, wodurch er sich nicht gegen die Tür wirft, sondern einfach von der Tür und somit von mir hinausgeschoben wird. Als die Tür ins Schloss fällt gehe ich zu Sanji rüber und hocke mich neben ihn. „Danke.“ kommt es von ihm und er gibt mir ein kleines Stück Fleisch, das ich gerne annehme, denn es ist noch roh. Ich richte mich auf und stehe nun auf meinen Hinterpfoten, während ich mich mit den Vorderpfoten auf der Küchenzeile abstütze. „Pfoten runter.“ kommt es von Sanji, der seine Arbeit wieder aufgenommen hat. Doch ich bleibe so und schaue zu, wie Sanji das Fleisch zerschneidet. Ich lecke mir über das Maul. Da legt sich schon eine Hand um meine Nase und drückt mich sachte runter. „Du bekommst nachher was.“ Ich schnaube genervt und streiche um Sanjis Beine, doch er ignoriert mich. Also gebe ich nach und lege mich wieder zurück in die Ecke. Von hier aus kann man mich nicht sehen, wenn man die Küche betritt. Es dauert eine halbe Ewigkeit bis Sanji zum Essen ruft. Und er hatte noch nicht einmal dieses eine Wort zu Ende gesprochen da wurde schon die Tür aufgerissen und Ruffy kam hereingestürmt. Ich beobachte die Szene mit nur einem Auge, denn das andere halte ich geschlossen. Als Ruffy hibbelig auf seinem Platz sitzt und auch die anderen endlich rein kommen erhebe ich mich. Ruhig schreite ich durch den Raum und begrüße Chopper mit einem Stupsen in die Seite. „Ich habe leider noch nichts gefunden.“ unterrichtet er mich und ich nicke. Die Blicke der Anderen liegen auf mir und ich schnaube genervt. Na super. Heute würde es wohl noch schlimmer werden als gestern. Geschmeidig springe ich auf den Stuhl wobei mich alle außer Chopper und Sanji anstarren, als ich so am Tisch sitze. „Wo ist den Zorro?“ kommt die naive Frage von Ruffy, die ihm eine Kopfnuss von Nami einhandelt. Ich schnaube amüsiert. Als der Löffelschwinger mit einem riesigen Topf Essen an den Tisch tritt hält Nami unseren gefräßigen Teamchef in Schach, damit sich erst einmal die anderen etwas nehmen können. Sanji bringt mir einen riesigen Teller mit einem Berg rohem Fleisch und ich richte mich auf meinem Stuhl auf. Ich merke, wie mich beinahe alle beobachten, als ich anfange zu essen. Ich bohre meine Krallen in ein Stück Fleisch und reiße ein Stück davon ab. Ruffy hat mal wieder in jedem Teller seine Finger, wodurch die Aufmerksamkeit sich erst einmal wieder auf das Essen konzentriert. Als Ruffy es auch bei mir probiert mir etwas zu klauen, ramme ich ihm instinktiv meine scharfen Krallen ins Fleisch und knurre gefährlich. Ruffy jault auf und ich sehe ihn mit gefährlich blitzenden Augen an, aber dann lasse seine Hand los. Blitzschnell zieht er sie zurück und jammert Nami etwas vor. Von wegen wie gemein die Katze sei und ihm weh getan hat. Ich schnaube und widme mich wieder meinem Fleisch. Ich spüre die Blicke auf mir und gereizt nehme ich mein letztes Stück Fleisch ins Maul und springe vom Stuhl. Ich laufe raus aus der Küche und lege mich zwischen die Orangenbäume. Genüsslich verspeise ich das letzte Stück Fleisch und lecke mir dann die Pfoten sauber. Ich kann hören, wie sie in der Küche diskutieren. Ich höre Nami, die sagt, dass ich gefährlich sei. Sanji der seine Nami-Mausi beruhigen will. Ich knurre und erhebe mich. Mit einem Satz stehe ich in der Küchentür und knurre laut. Sie verstummen sofort. Ich gebe einen wütenden Laut von mir und Lysop, Ruffy und Franky drücken sich an mir vorbei und verlassen beinahe fluchtartig den Raum. Es sind jetzt nur noch Chopper, Nami, Robin, Sanji und ich in der Küche. Ich gehe instinktiv zu Sanji und lasse mich neben ihm nieder. Ich muss nicht lange warten, bis er mir über den Kopf streicht. Doch ich bleibe still und schaue meine Beobachter an. Als Nami ihre Hand nach mir ausstreckt, sträubt sich mein Fell, doch sie krallt ihre Finger trotzdem in mein Fell und streicht darüber. Ich zucke nervös mit dem Schwanz. Es gefällt mir nicht, dass sie mich anfasst, doch ich halte still. Will die Angst nicht noch weiter schüren und sie auch nicht verletzten. Doch als es mir zu viel wird stehe ich abrupt auf und wechsle auf die andere Seite von Sanji. Chopper würde mich wohl kaum ungefragt berühren. Ungeduldig stoße ich Sanji mit der Schnauze an, als er mich nicht weiter streichelt. Er sieht zu mir und lächelt sanft und beginnt mich erneut zu streicheln. Ich genieße es, doch ich bleibe still. Ganz sicher werde ich nicht in Anwesenheit der Weiber schnurren! Sie reden etwas über mich und meine Situation und entschließen auf der nächsten Insel nach einem Gegenmittel zu suchen. Als sich die zwei Frauen erheben, um sich in die Sonne zu legen, bin ich zufrieden. Auch Chopper geht zurück zu seinen Büchern. Schließlich sind Sanji und ich alleine in der Küche. Ich richte mich auf und lege meine Vorderpfoten auf seinen Schoß. Genüsslich fange ich unter der streichelnden Hand an zu schnurren und schmiege mich an ihn. Ich weiß nicht, warum ich so sehr nach Sanjis Nähe und diesen Zärtlichkeiten suche, aber er gewährt sie mir. Nach einer Weile sagt er dann: „Ich muss das Geschirr spülen und dann das Mittagessen vorbereiten.“ Er lächelte mich entschuldigend an. Ich bedanke mich, indem ich ihm kurz über die, mich streichelnde Hand lecke und gehe dann von ihm runter. Ich lasse den Smutje alleine in der Küche und lege mich an Deck in die Sonne. Nach einer Weile schlafe ich ein. Ich erwache von dem in meinen Ohren viel zu lauten Lachen der Jungs und linse zu ihnen hinüber. Lysop hat an einem riesigen Katzenkorb gebastelt, der offensichtlich für mich bestimmt war, während die anderen beiden an Katzenspielzeug gebastelt hatten. Glauben die echt, dass ich mit diesem Ball an der Gummischnur spielen werde? Ich gehe hinüber zu Lysop und begutachte interessiert den Korb. Ich sehe ihn kurz fragend an. „Der ist für dich, Zorro.“ sagt Lysop und nickt mir zu. Ich beschnuppere den Korb und stelle mich dann darauf. Er ist weich und bequem. Zufrieden lege ich mich hinein. Doch dann hüpft dieser dämliche Ball vor meiner Nase auf und ab. Zuerst ignoriere ich ihn, doch die Jungs sind viel zu begeistert, als dass sie mich damit in Ruhe lassen würden. Genervt schlage ich mit der Pfote nach dem Ball. He, das macht ja wirklich Spaß. Und so kommt es, dass ich tatsächlich mit diesem Ball spiele. Die drei Jungs johlen und lachen. „Was macht ihr da?“ frage Sanji, der plötzlich neben mir steht. Ich schaue ihn an. „Wir spielen mit Zorro.“ gibt Lysop überflüssiger Weise als Antwort und grinst breit. Er drückt Sanji den Ball in die Hand und die Drei rennen lachend weg. Ich sehe abwechselnd Sanji und den Ball an. „Vergiss es. Ich habe dafür wirklich keine Zeit.“ brummt Sanji. Ich schnaube enttäuscht. Sanji verdreht die Augen und hält mir den Ball vor die Nase. Erfreut schlage ich mit meiner Pranke danach. Der Koch beobachtet mich, wie ich mit dem Ball spiele, doch nach einer Weile richtet er sich auf und hält den Ball außerhalb meiner Reichweite. Ich starre den Ball an, doch er kommt nicht näher. Erwartungsvoll schaue ich zu Sanji auf, der mich angrinst. Meckernd maunze ich und tänzle um seinen Beine. Seufzend legt er das Spielzeug weg und streichelt mich. „Ich muss das Mittagessen fertig machen. Danach spiele ich wieder mit dir, ok?“ Ich blinzle ihn an und nicke dann. Ruhig gehe ich zu meinem neuen Schlafplatz und kuschle mich in die Kissen, die den Korb inzwischen schmücken. Der Geruch von saftigem Fleisch weckt mich und ich blinzle verschlafen. Ich gähne herzhaft und strecke meine vom Schlaf etwas steifen Glieder. Gemächlich trotte ich in die Küche. Alle sitzen schon da und essen. Sie haben also nicht auf mich gewartet. Ich hatte aber auch nicht gehört, dass man mich gerufen hatte. „Da bist du ja endlich.“ sagte Sanji und stellte mir gleich einen Teller Fleisch hin. Noch immer etwas schläfrig springe ich auf meinen Stuhl und mache mich über mein Fleisch her. „Wir sollten heute Abend die Insel erreichen.“ gibt Nami kund. Sie muss wohl während ich geschlafen habe, die Insel entdeckt haben. Also war es nicht mehr weit bis zum Heilmittel. Doch ich beachte sie nicht weiter, sondern verschlinge weiter mein Fleisch. Ruffy lässt diesmal seine Finger von meinem Essen, was ihm eine menge Ärger erspart. Zumindest was mich an geht, denn die Anderen am Tisch werden nicht verschont. Nachdem alle aufgegessen haben und die Küche verlassen haben, sitze ich noch immer am Tisch und lecke mir die Tatzen sauber. „Ich habe dir Wasser hingestellt.“ kommt es von Sanji der zu einer Schale auf dem Boden deutet. Glaubt der wirklich, dass ich wie ein Köter Wasser aus einem Napf trinke? Aber ich merke wie durstig ich bin und gehe widerwillig zu dem Napf. Ich beäuge das Metall skeptisch und tunke dann meine Zunge in das kühle Nass. Gierig trinke ich die Schale aus und lasse sie von Sanji nachfüllen. „Ich spüle noch schnell ab, dann können wir wieder spielen. Heute Abend essen wir auf der Insel, also muss ich nichts kochen.“ sagt der Smutje und beginnt Wasser in die Spüle laufen zu lassen. Mit einem kurzen Blick auf den Berg von schmutzigem Geschirr verlasse ich die Küche und tigere an der Reling entlang. Ruffy sitzt auf der Galion, Lysop sitzt mit Franky oben im Krähennest und halten Ausschau, Nami steht am Steuer, Robin und Chopper durchstöbern Bücher und der Koch spült das Geschirr. Es ist also relativ ruhig an Deck. Nach einer Weile setzte ich mich hin und blicke hinaus auf das Meer. Das Meer ist fast vollkommen glatt und es geht nur ein leichter Wind. Es wird noch eine ganze Weile dauern, bis wir die Insel erreichen, obwohl man sie schon deutlich sehen kann. Ich merke nicht, wie Sanji sich mir nähert und so zucke ich erschrocken zusammen, als sich eine Hand auf meinen Kopf legte. Ich schaue zu Sanji, der das Spielzeug in der Hand hält. Kopfschüttelnd stupse ich Sanji an. Lust zum Spielen habe ich gerade keine. Der Koch setzt sich hin und ich lege mich neben ihn. Er krault und streichelt mich. Mein Schnurren vermischt sich mit der Stille, doch es scheint niemanden zu wundern oder zu stören. Genüsslich räkle ich mich unter der Hand und drehe mich auf den Rücken, sodass sie mich am Bauch kraulen kann. Und das tut der Löffelschwinger auch. Zufrieden strecke ich leicht meine Zunge raus und sauge jede Berührung in mich auf. Es beginnt zu dämmern, als mich ein Ziehen in meinem Körper unruhig werden lässt. Schmerzhaft werden meine Glieder in die Länge gezogen und ich drücke mich von Sanji weg. Ein Grollen kommt aus meiner Kehle und Sanji ruft nach Chopper. Dieser eilt herbei und schaut mich besorgt an. Ich winde mich auf Deck, umringt von der Mannschaft, die mich besorgt mustert. Als das Ziehen endlich aufhört, merke ich sofort, dass etwas anders ist. Ich schaue an mir hinunter. Ich habe meinen Körper wieder, denke ich und streiche mir durch das Haar. Dabei bemerke ich, dass ich noch die Ohren habe. Mit einem kurzen Blick nach hinten sehe ich, dass auch der Schwanz nicht verschwunden ist. Die beiden Frauen haben sich beschämt weggedreht, da ich nackt auf dem Boden liege. Chopper reicht mir ein Handtuch und ich bedecke mich damit. „Danke.“ sage ich. Erleichterung macht sich in mir breit. Also hatte ich nicht meine Stimme verloren. Ich richte mich auf. „Ich gehe mir mal etwas anziehen.“ brumme ich und gehe in die Kajüte. Wieder angezogen komme ich heraus und eine Flut aus Fragen überrollt mich. Ich seufze und unterbreche die Frageflut. „Leute. Ich weiß doch auch nicht was mit mir los ist. Also beruhigt euch wieder, ja?“ Ich sehe aus den Augenwinkeln, wie Sanji zu mir schaut und dann zu dem Spielzeug. Ich muss mir ein Lächeln verkneifen, denn ich erkenne die Enttäuschung in seinem Blick. Als sich der Tumult um mich herum endlich wieder legt, gehe ich zu Sanji und lasse mich neben ihn sinken. „Danke.“ sage ich nur und lehne mich etwas an ihn. Doch bevor wir noch etwas sagen können ruft Nami: „Wir müssen wenden!“ Irritiert sehe ich zu Nami, die mit dem Kompass in der Hand am Steuer steht. „Warum das denn?“ stellt Ruffy die Frage, die jedem von uns auf der Zunge liegt. „Die Kompassnadel hat sich plötzlich gedreht und zeigt jetzt in die entgegengesetzte Richtung!“ antwortet Nami und es bricht eine allgemeine Unruhe auf Deck aus. Wir laufen herum und bereiten das Schiff zur Wende vor und dann wenden wir. Es dauert nicht lange bis von oben Lysop ruft, dass die Insel, die jetzt hinter uns liegen müsste verschwunden ist. Und nur wenige Sekunden später wird „Land in Sicht!“ von ihm gerufen. Er zeigt Richtung Bug und da taucht sie tatsächlich, wie aus dem Nichts vor uns auf. Es dauert nicht mehr all zu lang, bis wir andocken und an Land gehen. Ich melde mich freiwillig auf das Schiff aufzupassen, denn ich habe keine große Lust angegafft zu werden. Also bleibe ich allein zurück. Entspannt lehne ich an den Mast des Schiffes und lausche dem regen Treiben, das noch am Hafen herrscht. Ich springe auf und verberge mich, als ich Schritte auf der Gangway höre. „Ich bins!“ höre ich. Es ist der Koch. Ich atme fast schon erleichtert auf und eile auf ihn zu. Nehme ihm etwas von dem schweren Zeug ab, das er mit sich schleppt. „Das ging aber schnell.“ sage ich und verstaue das Zeug im Lagerraum. „Ich habe mich ja auch extra beeilt.“ Ich ziehe erstaunt die Augenbrauen hoch und blicke ihn an. Er hatte sich beeilt? Etwa wegen mir? „Die Anderen bleiben an Land.“ gibt Sanji von sich und nimmt eine Papiertüte, die er mir reicht. „Das ist für dich.“ Er grinst leicht und ich nehme die Tüte entgegen. Ich knurre bedrohlich, als ich einen Blick hineinwerfe. Darin befindet sich ein ledernes Halsband und eine ebenfalls lederne Leine. „Versteh mich nicht falsch. Wenn du morgen wieder zum Tiger werden solltest, kannst du mich wenigstens begleiten. Und die Leine mache ich dir erst um, wenn es nicht mehr anders geht.“ sagt er schnell und lächelt mich an. Er tritt auf mich zu, während ich das Halsband skeptisch mustere. Sanji greift in die Tüte und zieht das Halsband heraus. Vorsichtig hält er es mir an den Hals. „Ja, das dürfte passen.“ sagt er nachdenklich und steckt es dann zurück in die Tüte. Er nimmt mir die Tüte ab. „Ich habe dir etwas zu Essen mitgebracht.“ Er geht in die Küche und ich folge ihm. Ich beobachte, wie er zwei Teller auf den Tisch stellt und dann eine weitere Tüte hervor zieht, aus der er gekauftes Essen zieht. Der Löffelschwinger gibt das Essen auf einen der beiden Teller und zieht dann ein weitere Tüte hervor. Aus ihr nimmt er eine rohe Keule Fleisch heraus, die er auf den anderen Teller legt und diesen mir gibt. „Danke.“ brumme ich und mache mich über das Fleisch her. Nachdem wir fertig mit essen sind setzen wir uns raus und genießen die Stille, die inzwischen eingekehrt ist. „Wenn ich morgen tatsächlich wieder zum Tier werde...“ beginne ich, doch ich spreche nicht weiter. „Wir sollten uns noch überlegen wie wir dich nennen, wenn du ein Tiger bist. Ich kann ja schlecht in der Stadt herum rennen und ständig 'Zorro' rufen.“ sagt er und grinst mich an. Ich schnaube verächtlich und nicke dann zustimmend. Ja, das würde in der Tat merkwürdig sein. „Was hältst du von Kitty“ scherzt Sanji und ich knuffe ihn in die Seite. „Wag es ja nicht!“ drohe ich grinsend. Eine Weile herrscht Schweigen zwischen uns. „Tora.“ sagt Sanji leise. Erst reagiere ich gar nicht, doch dann sehe ich ihn an. „Ok.“ Das ist alles was wir sagen. Tag 3 ----- Als ich erwache liege ich eingerollt neben Sanji. Ich bin wieder ein Tiger. Das merke ich gleich. Schnurrend schlecke ich über Sanjis Gesicht, um ihn zu wecken. Verschlafen schiebt er mich weg, aber ich bleibe hartnäckig. Immer wieder lecke ich über Sanjis Gesicht, doch er will einfach nicht wach werden. So beginne ich ihm direkt ins Ohr zu maunzen, was ihn tatsächlich endlich in diese Welt zurück bringt. Verschlafen reibt er sich die Augen und ich setzte mich vor ihn, beobachte ihn dabei. „Ih. Mein Gesicht ist ja ganz nass. Zorro. Was hast du getan?“ fragt er mit einem Grinsen, als er sich über das Gesicht fährt. Ich schnaube belustigt und trete auf ihn zu, lecke ihm demonstrativ über das Gesicht. Sanji kichert und schiebt mich spielerisch weg. „Hast du Hunger?“ fragt er mich und ich nicke. Wir gehen gemeinsam in die Küche wo der Koch mir Fleisch reicht. Diesmal ohne Teller, aber das ist mir egal. Vorsichtig nehme ich ihm das Fleisch ab und esse es genüsslich. Als ich fertig bin lecke ich wie immer meine Tatzen sauber und dann auch Sanjis Hand. Ich beobachte den Smutje, wie er zu der Tüte geht und das Halsband heraus holt. Ein widerwilliges Brummen entrinnt meiner Kehle. „Das hatten wir doch gestern besprochen. Also mach jetzt kein Theater, ja?“ sagt er leicht entnervt. Mit einem Schnauben lasse ich mich auf den Boden nieder und lasse Sanji mir das Halsband umlegen. Er macht es nicht eng und es liegt weich an meinem Hals.“Geht das so?“ will Sanji wissen, worauf ich nicke. Er lächelt und streicht mir über den Kopf. „Na dann können wir ja jetzt in die Stadt. Ich muss noch ziemlich viel einkaufen.“ sagt er und hängt sich die Leine an den Gürtel. Als wir das Schiff verlassen heften sich sogleich Augen auf mich. Einige verlassen eilig die Umgebung, andere grinsen schief und treten etwas näher und wieder andere bleiben entweder wie angewurzelt stehen oder laufen normal weiter. Letztere sind mir eigentlich am Liebsten. Sanji legt kurz eine Hand auf meinen Rücken. Ich sehe zu ihm auf und er lächelt. Die Straßen sind voller Menschen, doch die Meisten machen uns, oder besser mir Platz. So gehen wir in der Mitte der Straße von wo aus man beide Straßenseiten, die von Geschäften besiedelt werden gut sehen kann. Immer wieder verlassen wir die Mitte, um an einen Stand heranzutreten. Sanji kauft für mich Unmengen an rohem Fleisch. „Wir müssen uns etwas für dich überlegen. Das Fleisch ist nicht ewig haltbar und wenn wir mal etwas länger auf See sind und das Fleisch aus ist... Was machen wir dann?“ sagt Sanji und ich schnaube, denn ich habe eine Idee. Ich stupse ihn an und bedeute ihm mir zu folgen. Er versteht mich gleich und ich führe ihn zu einem Stand an dem ein Händler lebendiges Fleisch verkauft. Sanji lacht auf. „Na dann such dir was raus, Tora.“ Im ersten Moment stutze ist. Tora? Wer war das denn? Und dann erinnere ich mich, dass es der Name war, den wir gestern meiner tierischen Form gegeben hatten. Ich begutachte das Vieh gut, schnuppere daran. Der Händler ist nicht wirklich erfreut darüber, dass ein Tiger durch seine Herde läuft und beklagt sich lautstark bei Sanji. Ich treibe zwei Schafe und einen Schafsbock aus der Herde und setzte mich neben Sanji. Der Händler beschwerte sich immer noch, doch er nannte Sanji den Preis für die drei Tiere. Der Koch gab ihm das Geld und legte noch etwas drauf, sodass der Händler endlich Ruhe gab, denn es hatten sich bereits Leute zu uns umgedreht oder waren stehen geblieben. „Ok. Bringen wir die Sachen erst einmal zurück zum Schiff.“ sagt Sanji und ich treibe mein Essen vor mir her. „Tora. Falsche Richtung.“ lacht Sanji und zeigt in die andere Richtung. Ich schnaube und laufe neben ihm, die Schafe vor mir hertreibend. Beim Schiff angekommen stupse ich die Schafe an und sie trampeln die Gangway hinauf auf Deck. Ein überraschter Ausruf lässt mich aufhorchen und ich springe mit einem Satz auf das Schiff. Doch es ist nur Nami, die von einem Schaf umgerannt worden ist. Sanji kommt auf das Schiff und entdeckt Nami auf dem Boden. „Nami-Mausi. Alles in Ordnung? Warte ich helfe dir.“ ruft er aus. Missbilligend knurre ich, doch Sanji sowie auch Nami scheinen es nicht zu bemerken. Ich springe zwischen die Orangenbäume und lege mich mit dem Rücken zu dem Geschehen hin. Ich schnaube. Was glaubt dieser Koch eigentlich, wer er ist? Nami ist mit unserem Chef zusammen. Also warum schmiert dieser blöde Giftmischer immer noch Honig um ihr Maul? Genervt kratze ich mit den Krallen über das Holz. „Zorro?“ ruft Sanji, doch ich komme nicht. „Nami-Schatz. Hast du gesehen wo Zorro hin ist?“ fragt er Nami. Sie verneint. Doch es dauert nicht all zu lange da krabbelt Sanji zu mir unter die Orangenbäume. „Hier bist du.“ sagt er und lächelt. Ich sehe ihn nicht an. Starre weiter gerade aus. Er beginnt mich zu streicheln und zu kraulen. Abrupt stehe ich auf und gehe weg. Mühsam versucht Sanji mir zu folgen, doch ich verlasse das Schiff mit einem Sprung und verschwinde in der Menge. Er holt mich nicht mehr ein. Ich höre ihn rufen, doch ich reagiere nicht darauf. Es ist später Nachmittag und ich sollte zurück auf das Schiff, sonst würde ich bald nackt herum laufen müssen, doch ich finde einfach nicht zurück. Da höre ich Sanjis Rufen wieder und gehe in diese Richtung. Als Sanji mich sieht breitet sich Erleichterung auf seinem Gesicht aus und er rennt auf mich zu. Ich lege die Ohren an. Ich bin immer noch wütend, aber nicht mehr ganz so sehr, wie zur Mittagszeit. „Komm. Lass uns zurück aufs Schiff.“ sagt er. Er fasst mich nicht an. Der Koch scheint meine Körpersprache ziemlich gut zu verstehen. Am Schiff angekommen bin ich mit einem Satz auf diesem und verkrieche mich wieder unter den Orangenbäumen. „Zorro? Ich habe dir Kleidung geholt, wenn du dich verwandelst...“ höre ich Sanjis unsichere Stimme. Ich lausche. Er geht wieder und ich stehe auf. Schnappe mir die Sachen, die er mir hingelegt hat. Ich habe mich gerade wieder hingelegt, da kommt erneut Sanji. Ich rieche das Fleisch, das er mir bringt. Er stellt es mir hin und geht wieder weg. Doch ich rühre es nicht an. Ich verspüre keinen Appetit, obwohl ich Hunger habe. Die Sonne geht unter, doch die Schmerzen bleiben aus. Scheint wohl so, als müsste ich heute Nacht weiterhin ein Tiger bleiben. Nach einer Weile ist dann doch der Hunger größer, als alles andere und ich stehe wieder auf. Ich spüre die Blicke auf mir, als ich zwischen den Orangenbäumen hervor komme, um mir das Fleisch zu holen. Chopper kommt zu mir geeilt und fragt mich, wie es mir geht. Zur Antwort schnaube ich nur entnervt. Sie machen sich Sorgen. Das sehe ich, denn ich habe mich nicht zurück verwandelt. „Ich habe noch nichts gefunden. Aber ich werde morgen wieder nach einem Heilmittel suchen.“ höre ich von Chopper, aber ich ignoriere ihn. Eigentlich ignoriere ich alle. Nach einer Weile, ich bin fast fertig mit Essen kommt Nami zu mir. Ich knurre leise, doch sie setzt sich trotzdem zu mir. „Er hat die ganze Zeit nach dir gesucht, als du abgehauen bist.“ sagt sie. Das ist alles. Sie steht wieder auf und geht. Ich sehe ihr hinterher und blicke dann zu Sanji, der in der Tür zur Küche steht und mich ansieht. Als sich unsere Blicke treffen erkenne ich die Traurigkeit in seinen Augen. Plötzlich fühle ich mich schlecht und dieses Ziehen in meinen Gliedern macht es nicht besser. Ich knurre und fauche und schleppe mich zurück zwischen die Orangenbäume. Doch der Schmerz wird stärker und ein Wimmern entfährt mir. Ich höre besorgte Stimmen, doch es scheint alles wie in Watte gehüllt. Als der Schmerz endlich abebbte schaue ich auf meine Hände. Hände? Also hatte ich mich wieder verwandelt? Mühsam setzte ich mich auf. Ich höre die Anderen besorgt rufen, doch ich ziehe mich erst einmal an. Meine Glieder scheinen merkwürdig steif und als ich endlich fertig angezogen bin, krabble ich mit steifen Gelenken zwischen den Orangenbäumen heraus. Ich stehe auf und sehe die Anderen an. „Mir geht es gut.“ murmle ich, doch dann wird mir schwarz vor Augen. Tag 4 ----- Als ich wieder zur Besinnung komme, schmerzt mein Kopf und ich liege in Choppers Studierzimmer, in das er schon lange eine Liege gestellt hat. Vorsichtig setzte ich mich auf und sehe mich um. Sanji sitzt auf einem Stuhl und scheint eingeschlafen zu sein. Von Chopper oder jemand anderem aus der Crew ist keine Spur. Ich stehe langsam und leise auf und gehe zu Sanji. Ihn hochnehmend lege ich ihn auf die Liege und decke ihn mit einem Leintuch zu. Leise verlasse ich den Raum. Es ist mitten in der Nacht, doch ich bin kein bisschen müde, also gehe ich zu meinen Hanteln und beginne mit dem Training. Was sollte ich auch anderes machen? Als die ersten Sonnenstrahlen auf Deck fallen durchzuckt mich ein Schmerz und ich lege schnell die Hanteln bei Seite. Von einem Moment auf den anderen werden die Hanteln vor mir immer größer und größer, bis ich wieder auf die Größe des Tigers geschrumpft bin. Auf Samtpfoten husche ich zurück in Choppers Raum und lege mich auf Sanji, um noch etwas Schlaf zu bekommen, bevor die Meute aufwacht. Ich schmiege mich an die Brust des Kochs und beginne fast automatisch zu schnurren. Ein verschlafenes Murren kommt von Sanji und ich stupse ihn mit meiner kalten, feuchten Nase an. 'He wach auf. Ich will schmusen' denke ich und drücke meine Nase nun in Sanjis Handfläche. „Zorro.“ beschwert sich Sanji müde und will mich von sich runter schieben. Doch noch hat er nicht genügend Kraft und das weiß ich auszunutzen. Ich ducke mich unter der Hand durch und bekomme dadurch die ersehnte Zuwendung. Es ist schon merkwürdig wie viel Liebe und Zärtlichkeit dieser Körper braucht. Sanji kichert, noch immer im Halbschlaf. Maunzend reibe ich meinen Kopf gegen sein Kinn. Und dann ist er plötzlich wach. Beinahe schmeißt er mich von sich runter, als er sich ruckartig aufsetzt. Mit geweiteten Augen sieht er mich an und umarmt mich fest. Ich schmiege mich an ihn und schnurre begeistert. „Ah~. Enel sei Dank. Dir geht es gut...“ flüstert er. Etwas verwundert sehe ich ihn an. Ach ja. Richtig. Ich war ja umgekippt. Entschuldigend lecke ich über seine Hände, was ihn zu einem leisen quietschen bringt. „Lass das, Zorro. Das kitzelt.“ beschwert er sich etwas. Er beginnt mich zu streicheln und zu kraulen. Schnurrend genieße ich diese Zärtlichkeiten und drehe mich nach einer Weile auf den Rücken. Ihm den Bauch zu wendend strecke ich leicht die Zunge heraus und schließe die Augen. Er krault mich sanft am Bauch und ich muss schon sagen. Er schenkt mir sehr viel Aufmerksamkeit, wenn keine Nami-Mausi oder Robin-Schatz in der Nähe ist. Bei dem Gedanken an Nami setzte ich mich abrupt auf. Vorwurfsvoll sehe ich Sanji an, doch er versteht es nicht. Kratzt sich nur fragend am Kopf und zuckt hilflos mit den Achseln. „Ich weiß nicht was du hast.“ sagt er und ich schnaube. Ich habe keine Idee, wie ich es ihm verdeutlichen soll und so lasse ich das Thema vorerst ruhen. Nach Sonnenuntergang, wenn ich wieder ein Mensch werde, würde genug Zeit sein mit ihm darüber zu reden. Erneut schnaube ich und schiebe Sanji von der Liege und springe dann selbst hinab. Ihn zum Bad führend rümpfe ich die Nase. „He! Ich stinke nicht.“ witzelt Sanji, doch er stellt sich brav unter die Dusche. Während Sanji duscht, lege ich mich in meinen Korb, den mir Lysop gemacht hat und mache ein kleines Nickerchen. Doch kaum, dass Sanji aus dem Bad kommt, springe ich wieder auf und begleite ihn in die Kombüse. Er macht sich direkt an die Zubereitung eines üppigen Frühstücks für die gesamte Mannschaft und holt dann etwas von dem frischen Fleisch, das wir am Vortag auf dem Markt eingekauft hatten. „Magst du jetzt essen, oder willst du auf die Anderen warten?“ fragt er mich und ich setzte mich demonstrativ an den Tisch. „Also mit den Anderen zusammen?“ fragt er, worauf ich nicke. Das Essen ist bereits fertig, doch es regt sich noch immer nichts auf der Sunny und so schenkt mir Sanji noch einmal etwas ausgiebiger seine Aufmerksamkeit. Mich hinter dem Ohr kraulend sitzt er neben mir auf dem Boden und ich lege meinen Kopf in seinen Schoß. „Tut mir Leid wegen gestern.“ sagt er nach einer Weile und ich sehe ihn an. Was genau meint er damit? Tut es ihm Leid, dass er mich ignoriert hat, als er seine Nami-Mausi entdeckt hat, oder tut es ihm Leid, dass es mir wegen ihm schlecht ging? Mir ging es wegen ihm schlecht? Was denke ich denn da? Schnaubend vertreibe ich den Gedanken. Warum sollte es mich überhaupt berühren, wenn er sich, wie immer eben, den Weibern zu wendet. Doch Sanji interpretiert mein Schnauben falsch und beginnt zu erklären. „Ich habe nicht nachgedacht. Es ist eine Gewohnheit... Ich wollte dich damit nicht verletzten. Als du weg bist, bin ich dir hinterher, aber ich habe dich aus den Augen verloren. Ich hatte dich die ganze Zeit gesucht und bin immer wieder zum Schiff zurück um zu sehen, ob du wieder aufgetaucht bist... Nami... Nami hat mich für verrückt erklärt und mir gesagt, dass ich es lassen soll. Dass du schon zurück kommen würdest, wenn du es denn wolltest. Aber ich habe trotzdem weiter gesucht. Ich... Ich...“ Stille herrscht zwischen uns. Macht er das eigentlich mit Absicht? Will er jetzt wirklich mit mir über das Thema reden, wenn ich noch nicht einmal etwas dazu sagen kann? Denn dieses Tigermaul ist der menschlichen Sprache einfach nicht mächtig, egal wie oft ich es auch versuche. Ich bekomme keinen Ton... nun ja... zumindest keinen menschlichen Ton heraus. Ich starre ihn verständnislos an. „Warum rechtfertige ich mich überhaupt? Es kann mir doch scheiß egal sein, was du machst, Marimo.“ faucht er und springt auf. Unsanft wird mein Kopf dabei zur Seite gestoßen. Knurrend sehe ich ihn an. Doch noch ehe ich etwas machen kann, kommt mal wieder Ruffy angerannt und will Futter. Und das ist heute Sanjis Rettung, denn sonst hätte ich ihn wohl mit Hilfe meiner Klauen zerfetzt. Wütend verlasse ich die Küche und überlasse Sanji damit Ruffy, der unaufhörlich versucht an das Essen zu kommen. Auf meinem Weg zu Lysops Katzenkorb, wie er es getauft hat, begegne ich Chopper. „Wie geht es dir?“ fragt er mich. Ich nicke nur beiläufig, wobei ich nicht anhalte. Doch dann entscheide ich mich anders. Mit einem Satz springe ich von Bord ans Ufer, wobei ich einige Möwen aufscheuche. Menschen sind noch keine unterwegs. Sollte sich Sanji doch sein Fleisch sonst wo hin schieben. Ich streune durch die Straßen, die sich langsam mit Leben füllen und habe bald das andere Ende der Stadt erreicht. Hier stehen die Häuser dicht beieinander und ich muss mich teilweise durch die engen Gassen schlängeln, da sie voll gestellt sind mit leeren Fässern und allerlei anderem Gerümpel. Nach einer Weile wird es mir zu dumm und ich springe kurzerhand auf das Dach. Es scheint stabil genug und so setzte ich meinen Weg über die Dächer fort. Es dauert etwas bis ich die Stadtgrenze erreiche und in die Wildnis hinter der Stadt springe. Das Gras unter meinen Pfoten fühlt sich weich an. Ganz anders als das harte und dreckige Kopfsteinpflaster der Straßen und der unangenehm spitze Schotter in den Gassen der Stadt. Ich habe das Bedürfnis zu rennen und so spanne ich meine Muskeln an und sprinte los. Der Wind rauscht in meinen Ohren und an meinem Körper vorbei, ohne mich wirklich abzubremsen. Es ist ein unglaubliches Gefühl. Mein Herz klopft schnell in meiner Brust und meine Atmung ist beschleunigt, doch ich fühle mich so frei, wie noch nie. Obwohl ich am Liebsten ewig so weiter gelaufen wäre, zwingt mich mein Körper erst langsamer zu werden und schließlich ganz mit dem Rennen aufzuhören. Ich trotte durch das üppige Gras, das mich vollständig verschwinden lässt und genieße die Geräuschkulisse. Ich bleibe stehen und lausche einem Specht, der in seinem eigenen Rhythmus sein neues Heim in einen Baum schlägt. Ein Hase raschelt in meiner Nähe und ich spiele einen Moment mit dem Gedanken, ihn zu jagen und dann zu essen. Aber dafür bin ich nicht in der Stimmung. Ich möchte einfach nur still da liegen und die unbändige Freiheit genießen. Mich in das hohe Gras legend, lausche ich weiter den Vögeln und anderen Lebewesen in meiner Umgebung. Ich habe die Augen geschlossen, als mich plötzlich etwas an der Schnauze berührt. Träge öffne ich ein Auge und sehe den Hasen vor mir, den ich noch vor ein paar Momenten verspeisen wollte. Ich lasse ihn gewähren und nach einer Weile tauchen sogar seine Jungen auf. Die kleine Hasenfamilie ist ziemlich mutig, wenn sie sich so nah an einen Tiger herantrauen. Ganz in meiner Nähe knabbern die Kleinen am zarten Gras, wobei ich sie beobachte. Nicht weil ich Hunger habe, sondern viel mehr aus Neugier. Das Grollen meines Magens scheucht die Familie dann allerdings auf und sie verschwindet panisch im dichten Gras. Gähnend erhebe ich mich und streife noch eine Weile hungrig durch die Gegend, bis ich mich entschließe zum Schiff zurück zu gehen. Ich laufe noch ein Stück weiter, bis ich das Meer erreiche und laufe am Ufer entlang. Doch ich komme nicht weit. Eine riesige Mauer versperrt mir den Weg und so setze sich einen Weg entlang der Mauer fort. An einer Stelle, an der die Mauer eingestürzt war, springe ich hinein in die Stadt. Tumult und lautes Stimmengewirr umhüllen mich, wie ein dicker Vorhang und ich brauche einen Moment, um mich an den Lärm zu gewöhnen. Es ist unglaublich wie laut wir Menschen sind. Ich bleibe an der Stadtmauer und folge ihr zurück bis zum Meer und erreiche schon bald darauf den Hafen. Eine Weile bleibe ich nahe der Sunny sitzen und lausche. Es scheint nur Lysop da zu sein und so springe ich grazil auf das Deck des Schiffes, was dem Langnasigen einen Heiden Schrecken einjagt. Gemächlich gehe ich in die Vorratskammer und ziehe mir ein großes Stück Fleisch heraus. Ich trage es zu meinem Korb und beginne es genüsslich zu verspeisen. Ich bereue es nicht, diesen Hasen nicht gegessen zu haben, denn an ihm wäre nicht viel Fleisch gewesen, das mich satt gemacht hätte. Aber dieses hier ist wirklich vorzüglich. Nachdem ich meine Tatzen wie immer sauber geleckt habe, geselle ich mich zu Lysop, der mal wieder an einer seiner Erfindungen bastelt. „Wo warst du denn die ganze Zeit?“ fragt er mich, während er ein Teil an einem anderen befestigt. Ich sehe ihn etwas vorwurfsvoll an. „Ach ja... Du kannst ja in dieser Form nicht reden.“ Der war aber auch mal schneller im Denken. „Sanji war ziemlich mies drauf heute morgen. Der hätte Ruffy beinahe die Hand abgehackt.“ erzählt mir Lysop und ich muss grinsen. Dieses Grinsen muss wohl ziemlich merkwürdig aussehen, denn Lysop sieht mich mit Angst in den Augen an. Schnaubend erhebe ich mich. So wird das nichts. Was für ein verdammtes Weichei. Noch eine Weile tigere ich auf Deck hin und her, dann lege ich mich wieder in meinen Korb und schlafe ein. Laute Stimmen wecken mich und ich strecke mich müde in meinem Korb. Ich richte mich auf und sehe mir die Ursache meines unsanften Erwachens an. Es sind Nami und der Koch. Sie scheinen sich wegen irgendetwas zu streiten, aber ich höre nicht hin. Es interessiert mich nicht. Ziemlich spät ist es schon, denn der Himmel verdunkelt sich bereits. Doch noch verteilt die Sonne hartnäckig ihr letztes Licht über die Dächer der Häuser und zieht lange Schatten. „Zorro.“ höre ich Choppers Stimme und ich gehe ihm entgegen. Wir ziehen uns auf eine Geste hin in sein Studierzimmer zurück. „Wir haben schlechte Nachrichten.“ beginnt er. Eigentlich will ich es gar nicht erst hören. „Es gibt laut der Bücher in der Stadt kein Heilmittel für deine... für deine Situation. Und der Kompass zeigt eine neue Insel an. Die Menschen hier sagen, dass sie ziemlich weit entfernt ist. Wir...“ er bricht ab und schüttelt traurig den Kopf. „Wir können nicht so viel Fleisch und Tiere mitnehmen, dass du die ganze Zeit über was zu Essen hast.“ Hilflos schaut mich der kleine Elch an. „Sanji und Nami streiten sich gerade darüber, ob wir nun ablegen sollen mit so viel Fleisch wie möglich, oder dich hier zurück lassen sollen.“ Entsetzt sehe ich Chopper an. Sie wollen mich hier lassen? Einfach so? Weil ich ihnen jetzt zur Last falle? Wessen Idee ist das? Und als hätte Chopper meine Gedanken gelesen sagt er: „Es war Sanji, der...“ Wütend springe ich auf und höre Chopper nicht weiter zu. Hinausrennend springe ich Sanji an und verpasse ihm einen heftigen Hieb mit meinen Pranken, wobei ich die Krallen ausfahre. Er fällt durch die Überraschung hinten über. Nami stößt einen spitzen Schrei aus und in dem Moment geht die Sonne unter. Mit höllischen Schmerzen werde ich wieder zum Mensch, doch ich gebe keinen Schmerzenslaut von mir und dann brülle ich direkt los. „Geht doch einfach. Lasst mich hier zurück. Ihr seid echt das Letzte!“ Ich schnappe mir meine Hose, die noch von der letzten Verwandlung auf Deck liegt und laufe in sie schlüpfend in die Koje. Ich packe meine Schwerter und verlasse das Schiff. „Ich nehme euch die Entscheidung ab mich hier zurück zu lassen! Ich komme nicht wieder!“ rufe ich über die Schulter und gehe. Ich laufe an der Mauer entlang zurück zu der eingestürzten Stelle und hinein in die Wildnis - meiner neuen Heimat entgegen. Ich bin wütend. Aber vor allem bin ich enttäuscht. Diese... diese Menschen haben mich verraten, mich hintergangen und mich benutzt. Und ich war so dumm gewesen sie als meine Freunde zu betrachten. Das waren sie wohl nie gewesen. Beim Gehen binde ich mir meine Schwerter um die Hüfte. Ich muss mir eine Höhle suchen, in der ich meine Sachen lassen kann, wenn ich ein Tiger werde. Doch meine Füße bringen mich ans Meer. Im Mond glitzernd erstreckt es sich bis an den Horizont. Nur langsam beruhige ich mich. Gegen einen Baum gelehnt sitze ich einfach nur da und starre auf das Meer hinaus. Ich habe Zeit. Niemanden mehr wegen dem ich mich beeilen muss. Keinen mehr, der auf mich wartet. Nur langsam beruhige ich mich. Das Meer rauscht leise und klingt wie Musik in meinen Ohren. Das Zirpen der Grillen vermischt sich mit dem Meeresrauschen. Es ist eine seltsame Mischung, doch sie klingt gut. Beruhigend wirkt sie auf mich und ich genieße es. Ab und an mischt sich ein Rascheln im Gras in die Musik und haucht ihr etwas geheimnisvolles und mysteriöses ein. Ich sitze ewig so da und lausche. Ich erhebe mich mit einem Seufzer, als die Nacht nicht mehr ganz so dunkel ist und sich der neue Tag ankündigt. Ich streife durch das hohe Gras, stolpere über steinige Wege und schlängle mich zwischen riesigen Bäumen hindurch, auf der Suche nach einem geeigneten Versteck. Ich finde eine kleine Höhle an einer Felswand weit entfernt der Stadtmauer. Sie ist weit oben zwischen den Felsen und kaum sichtbar. Ich klettere hinaus. Sie ist leer. Natürlich. Warum sollte sich ein Tier auch hier hoch mühen? Die ersten Sonnenstrahlen werfen ihren schönen Glanz über das freie Land. Schnell lege ich meine Schwerter ab und wappne mich. Wieder beginnen meine Glieder zu schmerzen und ich habe das Gefühl, als würde alles in mir zerquetscht werden. Mit zitternden Muskeln stehe ich da. Langsam verändern sich meine Hände. Meine Finger werden kürzer und nehmen die Gestalt der Zehen einer Tatze an. Langsam beginnt Fell aus meiner sich verdunkelnden Haut zu sprießen. Als ich an mir runter sehe, sehe ich, dass das gleiche mit meinen Beinen passiert. Unfähig mich in dieser Position zu halten senke ich meinen Körper nach vorn und setzte meine voll verwandelten Tatzen auf dem kalten Fels ab. Diese schmerzvolle Verwandlung zieht sich über meinen Körper hinweg fort, bis nur noch mein Kopf menschlich ist. Doch auch dieser bleibt nicht verschont. Schmerzvoll zieht es an meinem Kiefer. Meine Nase wird breiter und länger. Mit kurzem feinen Fell bedeckt nimmt sie die Form einer Schnauze an. Meine Augen brennen wie Feuer und als ich sie wieder öffne ist mein Blick schärfer. In meiner vollendeten Verwandlung trete ich aus der Höhle heraus und blicke über das von der Sonne erhellte Land. Die Stadtgrenze liegt in weiter Ferne, das selbst mit Tigeraugen kaum zu erkennen ist. Die Verwandlung hat ewig gedauert. Und obwohl ich meine mich langsam an diese Prozedur gewohnt zu haben, ist das Ganze nicht weniger schmerzvoll. Eine ganze Weile bleibe ich einfach so stehen und präge mir die Umgebung ein. Ich bin nicht wirklich gut darin mir Wege zu merken und verlaufe mich leicht, daher bin ich jetzt sehr aufmerksam und konzentriert. Hunger nagt an mir und ich steige von den Felsen runter. Den Baum, der in der Nähe des hohen Grases steht markiere ich durch meine Krallen in dem ich mich mit den Vorderpfoten an den Baum stelle und mit ausgefahrenen Krallen tiefe Striemen in dem Baum reiße. Langsam mache ich mich auf Futtersuche. Auf Kaninchen habe ich keine Lust und zudem viel zu klein um nur von einem satt zu werden. Vögel fallen auch aus meiner Liste, denn die sind schwierig zu fangen und noch weniger sättigend. Grillen sind gar nicht erst auf meiner Liste, denn Ungeziefer esse ich nicht! Ziellos streife ich umher auf der Suche nach Fleisch bis mir ein Tier über den Weg läuft das einem Wildschwein ähnelt. Ich folge diesem Tier eine Weile unauffällig und unentdeckt um mich zu versichern, dass es zum Einen ungefährlich ist und zum Anderen nicht von einem noch viel größeren Tier beschützt wird. Im hohen Gras versteckt warte ich auf den richtigen Moment um meine Beute zu fangen. Mein Körper ist in Spannung und ganz dicht über dem Boden. Jede Faser ist so angespannt, dass ich jeden Moment wie ein Pfeil los sprinten oder auch mich im Sprung auf meine Beute werfen kann. Und dann ist der richtige Moment gekommen. Die Beute hat sich sehr nah bei mir von mir abgewendet und grast ruhig von dem saftigen Gras zu seinen Hufen. Blitzschnell springe ich auf meine Beute und grabe meine Zähne und Krallen in das Tier, das erschrocken aufquiekt. Ich arbeite mir mühsam meinen Weg zu dessen Kehle und beiße meinem Opfer die Hauptschlagader durch. Die Augen des Tieres verdrehen sich und langsam werden die Versuch mich abzuschütteln weniger und vor allem schwächer bis sie ganz aufhören und das Tier zu Boden sinkt. Langsam löse ich meine Zähne von der Kehle meiner Beute und lasse mich von ihr runter auf den Boden gleiten. Die Jagd liegt mir im Blut, das spüre ich und trotzdem bin ich etwas erschrocken über mich selbst, dass ich mit solcher Präzision, mit solcher Hingabe meine Beute erlegt habe. Doch weiter reichen meine Gedanken nicht, denn mein Hunger schaltet meinen Kopf aus und meine Instinkte an. Kraftvoll schlage ich meine Reißzähne in das frische und weiche Fleisch und reiße große Stücke heraus die ich genüsslich verschlinge. Blutverschmiert stehe ich vor dem Knochengerüst des Tieres. Ich bin satt, fast schon überfressen. Ich habe kein bisschen Fleisch an den Knochen gelassen, nur den Kopf des Tieres habe ich unberührt gelassen. Genüsslich lecke ich mir meine Pfoten sauber auf mein Maul lecke ich sauber und wende mich dann von meinem Essen ab. Gemächlich wandere ich zum Meer um mich in den Schatten der Bäume vor der Mittagssonne zu verstecken und mich faul auf der Erde zu rekeln. Als ich endlich einen schönen Platz finde, lasse ich mich unter diesem alten knorrigen Baum fallen. Das Gras unter mir duftet und das Meer singt noch immer das gleiche Lied. Vollkommen ruhig liege ich da und halte meine Augen geschlossen, dem Meer lauschend. Nur mein Schwanz peitscht unruhig auf und ab um die Fliegen abzuhalten, die sich aber davon nicht abhalten lassen sich auf mir nieder zu lassen. Diese dreisten Biester! Mit zuckenden Ohren setzte ich mich auf. Da kommt etwas auf mich zu. Mit einem Satz bin ich in dem Baum, der zum Glück seine Krone tief über der Erde hängen hat. Ohne eine Regung sitze ich in meinem Baum und warte gespannt. Ich schnuppere in der Luft, doch ich rieche keine Bedrohung. Gleichzeitig frage ich mich, wie wohl Bedrohung riechen würde. Vielleicht nach Schweiß und Blut? Ich weiß es nicht. Doch ich weiß, dass ich es wissen werde, wenn ich es rieche! Noch immer liege ich angespannt gegen den Ast gedrückt da, in einem einzigen Augenblick bereit zu fliehen oder mich auf einen möglichen Angreifer zu stürzen. Und plötzlich taucht ein Tiger aus dem hohen Gras auf. Er scheint mich zu wittern, denn er hält direkt auf meinen Baum zu. Noch verharre ich auf meinem Ast, denn noch besteht die Möglichkeit, dass ich unbemerkt bleibe. Der Tiger legt sich direkt unter mir auf das Gras. Genau auf die Stelle an der ich zuvor gelegen hatte. Unruhig peitscht mein Schwanz hin und her. Diesmal nicht wegen der Fliegen. Irgendetwas stimmt hier nicht! Er müsste mich doch wittern. Ich atme tief durch und steige langsam aus meinem Baum hervor. Der fremde Tiger sieht mich an und richtet sich auf. Er ist vollkommen entspannt und ruhig. Und diese Ruhe überträgt sich irgendwie auf mich. Ich trete an ihn heran und wir beschnuppern uns ausgiebig. Er schnaubt freundlich, was ich mit einem freundlichen Schnauben meinerseits kommentiere. Gemeinsam legen wir uns unter meinen Baum in den Schatten und lauschen dem Lied des Meeres. Nach einer Weile setzte ich mich erneut mit zuckenden Ohren auf. Doch mein neuer Freund bleibt vollkommen ruhig liegen. Ein Tigerbaby kommt aus dem Gras gesprungen dicht gefolgt von seiner Mutter und 3 weiteren Tigerweibchen. Es ist ein Rudel. Und das Männchen hat mich überprüft. Das ist mir jetzt klar. Ein wenig wundere ich mich darüber, dass das Männchen so einfach ein zweites Männchen neben sich akzeptiert. Ausgiebig beschnuppern wir uns gegenseitig und ich werde in das Rudel aufgenommen. Eine Weile spiele ich mit dem Kleinen bis es erschöpft ist und sich ins weiche Gras plumpsen lässt. Auch ich lege mich wieder ins Gras und schließe träge die Augen. Meine neue Familie. Der Gedanke gefällt mir. Ohne sie wäre mein neues Leben wohl ziemlich einsam und langweilig geworden. Wir liegen ewig hier und ich öffne meine Augen erst wieder, als es kühler wird. Erschrocken stelle ich fest, dass die Sonne bereits unter geht, als mein Blick zum Meer wandert. Der Himmel ist in einem wunderschönen rot-orange. Ich springe auf, denn mir ist klar, dass ich hier weg muss. Denn meine Tigerfamilie würde wohl kaum akzeptieren, dass ich ein Mensch bin. Mit einem Blick zu ihnen bemerke ich, dass sie verschwunden sind. Etwas irritiert will ich im hohen Gras verschwinden, doch ich werde von einem der Tigerweibchen abgehalten. Ich schlage einen anderen Weg ein, doch auch hier versperrt man mir den Weg. Ich bin umzingelt. Unruhig stehe ich zwischen ihnen. Was mache ich jetzt? Sie werden mich angreifen, wenn ich mich verwandle. Doch dann geschieht etwas womit ich nicht gerechnet habe. Die Gestalt der Tiger um mich herum verändert sich. Ihre Glieder werden länger. Das Fell verschwindet. Ihre Körper nehmen die Form von Menschen an. Auch das Tigerbaby ist zum Menschen geworden. Und mit dem letzten Licht der Sonne verwandle auch ich mich in einen Menschen. Ich stehe einfach nur da und glotze dumm aus der Wäsche. Was... Was ist hier los? Haben die etwa alle von dieser Frucht gegessen? War die Frucht überhaupt der Auslöser für diesen Schlamassel? Doch noch bevor ich etwas fragen kann kommt der Mann auf mich zu. Er ist älter als ich und trägt einen Bart. Hässliches Teil! Der sollte sich wirklich mal rasieren! „Ich bin James.“ stellt er sich vor. Seine Stimme ist tief. Tiefer als ich je eine Stimme gehört habe. Aber sie klingt angenehm. „Zorro.“ stelle ich mich ebenfalls vor und reiche ihm meine Hand. Mit festem Händedruck schütteln wir uns die Hand. Mit der Hand zeigt er auf die Frauen und stellt sie nacheinander vor. Eine blonde sehr große und schlanke Frau mit beinahe schwarzen Augen. „Miranda.“ sagt sie. Interessanter Name, denke ich mir und nicke ihr zu. Die nächste Frau ist ebenfalls blond. Allerdings klein und kugelrund. Arktischblaue Augen sehen mich freundlich an. „Das ist meine Frau Naomi. Wir erwarten ein Kind.“ Er lächelt sie liebevoll an und fährt dann fort. „Das hier ist Yui und ihr Kleiner. Kato.“ Yui ist größer als Naomi aber kleiner als Miranda. Sie hat feuerrotes in weichen Locken wallendes langes Haar und eine tolle Figur. Ihre Augen leuchten selbst bei den schlechten Lichtverhältnissen in einem smaragdgrün. Sanji wäre hin und weg von ihr. „Hallo.“ brumme ich. Ich bin etwas unruhig. Schließlich stehe ich hier vor drei nackten Frauen nackt da. Wenn man die Umstände betrachtet, warum wir hier alle nackt rumstehen, lässt sich das zwar entschuldigen. Und trotzdem... Alle haben wir die Ohren und die Schwänze unseres zweiten Ichs behalten. Yui stehen sie am Meisten mit ihren roten Haaren. Beinahe könnte man meinen, dass es nur Kopfschmuck ist, was sie da trägt. Unsere Ohren fangen an zu zucken, da wir alle beinahe zur selben Zeit ein Geräusch wahrgenommen haben. Jemand sucht nach etwas oder jemandem, denn die Person ruft immer wieder. Sie scheint ziellos durch die Gegend zu streifen. Ich erkenne sofort, dass es Sanji ist. Ein Knurren entfährt meiner Kehle, denn ich bin noch immer stocksauer. Was glaubt der eigentlich? Dass ich ihm mit offenen Armen entgegen gerannt komme? „Kennst du ihn?“ fragt mich Miranda und ich nickte. „Ja. Aber ich will ihn nicht sehen. Er ist ein Arschloch!“ „Ist er wie wir?“ Ich sehe zu James und schüttle den Kopf. Nein. Das war er nicht. Zum Glück. Ich bemerke sehr wohl, wie alle vier Augenpaare auf mir ruhen, doch ich beachte sie nicht weiter. Angespannt lausche ich auf Sanjis Stimme. Er ist noch weit entfernt. Selbst wenn ich jetzt antworten würde, er würde mich nicht hören. Erneut zucken unser aller Ohren, als sich eine zweite Stimme und kurz darauf noch eine dritte Stimme hinzu mischt. Nami und Chopper. Na großartig. „Habt ihr hier in der Nähe ein Versteck?“ frage ich meine neue Familie, doch sie schütteln nur die Köpfe. „Wir haben noch nichts gefunden.“ „Na dann kommt mal mit. Ich habe eine kleine Höhle etwas weiter oben im Fels gefunden. Da passen wir locker alle rein.“ sage ich und führe sie durch das hohe Gras zu dem alten Baum, den ich am Morgen markiert hatte. „Da oben ist es.“ sage ich und zeige zu dem kaum sichtbaren Höhleneingang etwa zwei Meter über uns. Und so beginnen wir und vorsichtig an der Felswand nach oben zu tasten und erreichen wenig später unbeschadet die Höhle. Sie geht ein ganzes Stück in den Fels hinein und scheint fast wie von Menschenhand geschaffen zu sein. Doch die Wände sind nicht glatt, sondern uneben und rau. James und ich gehen noch einmal zum hohen Gras runter um etwas Material zu sammeln mit dem wir den Höhlenboden bedecken können. Zuvor habe ich mir allerdings meine Hose angezogen und meine Katana daran befestigt. So gelingt es uns dann auch Gras zu schneiden, da dies mit der bloßen Hand nicht möglich ist. Das Gras ist zu fest, aber dafür sehr gut zum Auslegen. Mit zwei riesigen Bündeln Gras steigen wir die nicht ganz so steile Felswand wieder hoch, wo die Anderen uns bereits erwarten. Während die Frauen die Höhle auslegen stehe ich am Eingang der Höhle und lausche in die Nacht hinaus. Noch immer höre ich die Rufe von Sanji. Er ruft nach mir, so viel kann ich noch hören. Doch dann wende ich mich ab und gehe zurück zu den Anderen. Kato hat es sich auf dem Schoß seiner Mutter bequem gemacht und ist eingeschlafen. Wir unterhalten und im Flüsterton. Ich erfahre, dass James schon seit einigen Jahren hier lebt. Gezwungen, allein in der Wildnis zu hausen, fernab von der eigenen Heimat und Familie. Er war Fischer und hatte wie immer vor hier her zu kommen um seine Ware zu verkaufen. Doch ein Sturm brachte ihn vom Kurs ab und er landete auf dieser Insel mit dem kleinen Dorf in der Mitte. Er hatte sich für unterwegs eine dieser Früchte gepflückt, die auch die Affen der Insel gegessen hatten. Als er hier ankam, war es Mittag und die Menschen um ihn herum sind schreiend davon gelaufen, als sich heraus stellte, dass nur er allein auf dem Schiff war. Sie dachten wohl, dass er den Fischer gefressen hatte. Also floh er hierher. Man hatte ihn noch lange gesucht und gejagt, doch irgendwann hatte man ihn vergessen. Miranda war Einwohnerin dieser Stadt, als sie eines Tages einem Händler eine Frucht abkaufte, der sie von dieser einen bestimmten Insel gepflückt hatte. Als Miranda am nächsten Morgen in den Spiegel saß, war sie so erschrocken gewesen, dass sie den Spiegel mit ihren Pranken zerdeppert hatte. Sie war ungesehen aus der Stadt geflüchtet und ein paar Tage später auf James gestoßen. Miranda hatte in der Nähe der Stadtmauer eine kleine Farm, die sie alleine betrieben hatte. Man hatte sie wohl irgendwann doch vermisst, denn als sie eines Abends in die Stadt ging, hingen überall Suchplakate von ihr. Ein paar Monate vergingen und man hat sie schließlich für tot erklärt und ihre Farm an den Höchstbietenden bei einer Aktion verkauft. Yui kam ein Jahr später zu den Beiden. Sie war schwanger, als sie von der Frucht auf der Insel aß und mit ihrer Familie hierher weiter segelte. Ihre Eltern schickten sie am Abend einkaufen, als sie gerade wieder zum Menschen wurde. Als sie zurück in den Hafen kam war ihre Familie mit dem Schiff ohne sie ausgelaufen. Während sie durch die Stadt streifte entdeckte sie die Stelle an der Mauer, über die auch ich gekommen war und stieg hinaus aus der Stadt und hinein in ihr neues Zuhause. Sie stieß noch durch reinen Zufall in der selben Nacht auf Miranda. Zwei Monate später brachte sie ihr Kind zur Welt und musste feststellen, dass ihr Kind ebenfalls nur bei Nacht zum Menschen wurde. Naomi war erst vor einem Jahr zu ihnen gestoßen. Da war Kato bereits 3 Jahre alt. Bei ihr wusste man nicht genau, wer oder was sie in ihrem alten Leben gewesen war, denn sie schwieg darüber. Doch James meinte, dass sie wohl eine Gefangene gewesen sein musste. Und dann erzählte ich von mir. Dass ich Pirat war. Der berühmt berüchtigte Lorenor Zorro. Bewundert aber zugleich gefürchtet. Wie ich allein über die Insel gewandert war, weil ich mich immer verlief. Wie ich von der Frucht gegessen hatte und zum Tiger wurde. Wie die Anderen über mich geredet hatten und zu guter Letzt darüber diskutiert hatten ob sie mich hier ließen, oder während der Fahrt auf die nächste Insel verhungern ließen. Meine Reaktion darauf, wie ich ihnen die Entscheidung abnahm und sie verließ. Mitten in meiner Schimpftirade werde ich unterbrochen. „Du hast ein Halsband um.“ Mehr nicht. Ich sehe an mir runter und bemerke das Halsband, das mir Sanji umgelegt hatte. Während ich mir das Halsband vom Nacken löse starren James, Yui und Miranda Naomi an. Ich verstehe die Situation nicht. Ist doch nicht schlimm, dass sie mir sagt dass ich noch dieses dämliche Halsband umhabe. „Du sprichst ja.“ entfährt es schließlich James und bei mir fällt Wort wörtlich der Groschen. Deswegen hatte James gesagt, dass man über sie nichts wusste, weil sie nicht redete. Sie hatte wohl seitdem geschwiegen. Naomi lächelt James entschuldigend an. „Entschuldige James. Ich hatte einfach zu viel Angst. Eigentlich heiße ich auch nicht Naomi sondern Nozomi.“ sagt sie und gibt James einen Kuss auf die Wange. „Ich war tatsächlich eine Gefangene. Aber nicht von der Marine, sondern von Piraten. Ich weiß nicht mehr, wer es war, aber man hatte mich gefangen und in einen Käfig mit vielen Anderen gesperrte. Irgendwann hat man uns auch mal etwas zu essen gegeben. Es waren vor allem Früchte gewesen und ich habe eine Frucht gegessen, die kein Anderer hatte. Das war wohl genau die selbe Frucht, wie bei euch allen. Am nächsten Tag, als sie kontrolliert haben, ob wir noch alle da sind, haben sie bemerkt, dass ich ein Tiger bin und mich hier rausgeworfen. Es...“ sie schüttelt den Kopf und schaut traurig in die Runde. „Zorro. Du solltest zu deinen Leuten zurück. Es gibt nämlich noch eine andere Insel, die man ansteuern kann. Sie ist nicht so weit weg, aber der Kompass braucht etwas länger als bei der Anderen Insel. Vielleicht haben sie ja darüber diskutiert. Immerhin hast du nicht gehört worüber genau sie sich gestritten haben.“ sagt sie an mich gerichtet. „Nein.“ Ich stehe auf und verlasse die Höhle. Ich will nicht noch mehr hören. Die Felsen hinabsteigend lausche ich wieder in die Nacht. Es ist still geworden. Scheint so, als hätte Sanji endlich aufgegeben. Ich laufe langsam zum Meer hinunter und vergrabe meine Hände tief in den Taschen meiner Hose. Eine Ewigkeit stehe ich im weichen Sand und starre auf das klare dunkle Wasser, das sich in leichten Wellen auf den Sand wirft und den Mond glitzernd reflektiert. Die Grillen sind still und so höre ich nur das sanfte Rauschen des Meeres. Irgendwann mischen sich Schritte darunter und ich wende mich nicht um. Wer soll es auch sonst sein als einer der Vier? Arme schlingen sich von hinten um mich und ein warmer Körper drückt sich an mich. Der Geruch ist mir vertraut und ich schiele nach hinten. Es ist Sanji. Knurrend löse ich die Arme von mir und gehe auf Abstand. „Was willst du? Ich komme nicht zurück!“ fauche ich ihn an. Er flüstert nur meinen Namen und kommt wieder auf mich zu. Er küsst mich und ich lasse es geschehen, ehe ich ihn von mir schiebe. „Lass das!“ murre ich. Plötzlich durchzuckt mich ein fürchterlicher Schmerz. Ich reiße die Augen auf und stelle fest, dass ich alleine am Strand liege. Ich muss wohl eingeschlafen sein. Knurrend krümme ich mich unter Schmerzen und fletsche die Zähne, die langsam die Konturen eines Raubtiergebisses annehmen. Es schmerzt. Es fühlt sich an, als würde sich etwas immer weiter in Richtung meiner Augen bohren. Meine Glieder zucken krampfhaft und unkontrolliert und meine Haut brennt wie Feuer, während tausende Haare aus jedem noch so kleinen Fleck meiner Haut sprießt. Als ich an mir herunter sehe, kann ich wieder beobachten, die sich Fell über meinen Körper zieht. Es ist ein grusliger Anblick. Und das nicht nur, weil es unnatürlich war, wie ich mich hier verwandelte. Nein. Viel mehr, weil sich mein ganzes Wesen mit meiner körperlichen Veränderung zu verändert scheint. Meine strapazierten Muskeln brennen und ich krieche ins Wasser um mir Linderung zu verschaffen. Noch bin ich halb Mensch und halb Tier. Es ist ein widerliches Gefühl, wenn deine Arme und Beine bereits die eines Tigers sind, aber dein Körper der eines Menschen ist und du dich weder aufrecht noch auf allen Vieren fortbewegen kannst, ohne dass es schmerzt. Wie konnten Minotauren nur immer so herum laufen? Ich winde mich im kühlenden Sand während meine Knochen zu brechen scheinen und in rasender Geschwindigkeit wieder zusammen zu wachsen scheinen. Keuchend geht mein Atem durch meinen zum Teil noch menschlichen Mund, der langsam zu der Schnauze eines Tigers wird. Meine Lippen ziehen sich über mein Gesicht. Mein Kiefer werden schmerzhaft in die Länge gezogen, genauso wie meine Nase. Meine Augen brennen, wie nach einer schlaflosen Woche und selbst die Tränen, die sich in ihnen sammeln, verschaffen mir keine Linderung. Meine Lunge brennt bei jedem Atemzug wie Feuer wodurch mir noch mehr Tränen in die Augen schießen. Als die Verwandlung endlich abgeschlossen ist, richte ich mich mühsam auf. Meine Muskeln sind müde und ausgelaugt. Und das Brennen in der Lunge lässt nur langsam nach. Ich laufe noch etwas weiter ins Wasser und lasse meinen Körper vollständig vom Salzwasser umspülen, sodass nur noch mein Kopf aus dem Wasser guckt. Durch die Entlastung vom Wasser entspannen sich meine Muskeln. Langsam kühlt das Wasser meine geschundenen Glieder ab und der Schmerz, der von Tag zu Tag schlimmer zu werden scheint, nimmt endlich wieder ab. Mit einem erleichterten Seufzer hieve ich meinen schweren, nassen Körper aus dem Wasser zurück an den Strand und schüttle mich, dass das Wasser in tausenden kleinen Tröpfchen aus meinem Fell in alle Himmelsrichtungen davon spritzt. Vorsichtig strecke ich meinen tierischen Körper und das Bild gleicht dem einer Raubkatze, die sich nach dem Aufwachen genüsslich streckt. Doch ich bin keineswegs frisch und munter. Dann blinzle ich. War da nicht eben noch Sanji gewesen? Verwirrt schaue ich mich um. Doch weit und breit ist keine Spur von ihm. Suchend schnüffle ich den Boden ab. Allerdings ist nicht einmal der Hauch einer Spur von ihm zu finden. Weg. Als wäre er nie da gewesen... Nie da gewesen? Und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Er war nie da gewesen. Nur ein Traum hatte mich heimgesucht. Ein Schatten. Eine heimliche Sehnsucht, die von tief in mir geschrien hatte und mir sein Bild vor Augen gehalten hatte. Aber natürlich war es nur ein Traum gewesen. Wie konnte ich auch nur annehmen, dass Sanji hier auftauchen würde. Wie absurd. Er war immerhin derjenige gewesen, der … Verächtlich schnaubend setze ich meinen Körper in Bewegung. Zielstrebig visiere ich das hohe Gras an und verschwinde wenig später vollständig darin. Nichts verrät mich, denn inzwischen bin ich ziemlich geschickt wie ich mich lautlos und ohne auch nur das Gras in Bewegung zu setzten einen Weg durch das dichte Gestrüpp bahne. Nach einer Weile reist es mich dazu hin zu laufen. Oder besser gesagt zu fliegen. So lässt sich dieses Gefühl nämlich besser beschreiben. Und so beschleunige ich meinen Schritt gemächlich. Immerhin habe ich Zeit. Und davon eine ganze Menge. Immer schneller werdend peitscht mir bereits das Gras ins Gesicht und um die Ohren. Doch mein dichtes Fell schützt mich und vermindert die Wucht der Grashalme, mit der sie auf meinen Körper prallen. Dabei bohren sich meine Krallen automatisch in den Untergrund, sodass ich besseren Halt habe. Staub und Erde werden durch jeden Schritt in die Luft geschleudert. Meine Muskeln sind trotz meines dichten Fells gut zu erkennen. Bei jedem Schritt dehnen sie sich aus und ziehen sich kurz darauf wieder zusammen. Ich habe einen Punkt weit vor mir fixiert und verliere ihn nicht aus den Augen. Dort ist nichts. Es ist einfach nur ein Punkt im Nirgendwo. Und trotzdem.... Mein Kopf bewegt sich entgegen meiner Bewegungen, sodass es fast schon wirkt, als wäre mein Kopf die ganze Zeit auf einer Höhe und würde sich gar nicht erst bewegen. Dies ist ziemlich praktisch, wenn ich jagen gehe. Immerhin muss ich meine Beute im Blick behalten können. Nach einer Weile verlangsame ich wieder meinen Schritt, denn meine Muskeln fangen wieder an zu brennen. Im leichten Trab laufe ich leichtfüßig und noch beschwingt von dem Geschwindigkeitsrausch solange weiter, bis ich an der eingestürzten Stelle in der Mauer zum Stehen komme. Witternd recke ich meine Nase in die Luft, bleibe aber noch im Schutz des hohen Grases. Hier kann ich es deutlich riechen. Sie waren hier gewesen. Auch Sanji. Dieser... dieser miese Verräter! Ein gefährliches Knurren entrinnt meiner Kehle und ein Kind, das mich wohl gehört haben muss rennt schreiend und weinend nach Mutter rufend davon. Was es überhaupt auf der anderen Seite der Mauer, auf der Seite der Wildnis und außerhalb der Stadt zu suchen hatte, frage ich mich nicht, denn mein Kopf ist vollkommen leer. Unfähig auch nur einen Gedanken zu fassen. Doch irgendwo in mir keimt die Hoffnung, dass dem Kind nicht geglaubt wird, wenn es von diesem 'Geräusch' erzählt und dass keine Männer kommen würden, um uns zu jagen. Mich und... meine neue Familie. Diese Seite der Mauer ist mein zu Hause. Hier hat kein Mensch etwas verloren. Nicht einmal diese... Menschen, die ich einmal meine Familie nannte. Ich schnaube und wandte mich von der Mauer ab. Doch dann entscheide ich mich noch eine Weile abzuwarten. Nicht dass tatsächlich noch Menschen kamen um uns zu jagen, weil man den Worten eines Kindes Glauben schenkte. Ich laufe also ein Stück an der Mauer entlang und lege mich ins Gras, so dass es meinen Körper vollständig versteckt, ich aber freie Sicht auf die offene Stelle in der Mauer habe. Ein dicker, aber morscher Ast liegt vor mir und ich luge darüber hinweg. Dabei bohre ich meine Krallen tief in das weiche, morsche Holz, das mit Moos überzogen ist. Eine Weile kauere ich einfach nur in dieser Position da und starre beinahe ohne zu blinzeln auf das Loch in der Mauer. Es passiert nichts. Doch mit meinem feinen Gehör kann ich Stimmen auf der anderen Seite der Mauer ausmachen. Ich spitze die Ohren um herauszufinden, ob sie sich über wilde Tiere unterhalten. Zufrieden stelle ich fest, dass dem nicht so ist. Einen tiefen Atemzug nehmend wende ich den Blick von der Mauer ab und dem mit Moos bedeckten Ast zu. Er riecht merkwürdig. Nun... Wenn man bedenkt, dass er zuvor noch nie einen morschen alten Ast mit einer Tigernase beschnüffelt hatte, ist dieser Geruch wirklich seltsam. Ich beschnuppere den Ast unter meinen Pranken, um mir den Geruch einzuprägen. Der Ast riecht leicht faulig und ich kann beinahe das Ungeziefer hören, dass das Holz von innen verspeist. Doch er riecht auch frisch und lebendig, erdig und nach frischem Laub. Auch der Duft nach Harz einer Tanne haftet daran. Und nicht zu vergessen der frische und schwere Duft von üppigem Moos. Der Geruch hat etwas bodenständiges. So gar nicht zu vergleichen mit der frischen, salzigen Meeresbrise, die ich gewohnt bin und die von Freiheit und Abenteuern zu erzählen scheint. Und mich an Zeiten erinnert, die ich nun vergessen muss, da sie nie wiederkehren können. Ich nehme einen letzten tiefen Atemzug und richte meine Aufmerksamkeit dann wieder der Mauer zu. Noch immer keine Regung und so beschließe ich meinen Posten aufzugeben und zu meiner neuen Familie zurück zu kehren. Meine Krallen bohren sich ein Stück tiefer in das weiche Holz während ich mich zu einem Sprung bereit mache. Kein Sprung um Beute zu erlegen. Nein. Ein Sprung, der mich von diesem Ort weg bringen soll. Ich mache einen kleinen Satz nach vorn, wodurch sich nun meine Hinterkrallen in den Ast bohren und meine Krallen die feuchte Erde durchbohren. Mit bis aufs äußerste angespannten Muskeln in meinen Schenkeln bringe ich meinen massigen Körper in Position. Wie eine Sprungfeder pressen sich meine Hinterbeine in den Ast und mein Körper schnellt etwa einen halben Meter in die Höhe und 5 Meter nach vorne. Ich höre noch wie der Ast, der durch meine Krallen wie ein Haufen Laub auseinander stieb und schließlich auf dem Boden aufprallt. Doch noch ehe ich das hohe schützende Gras erreichen kann, ertönt ein ohrenbetäubender Knall. Ein schriller stechender Schmerz jagt von meinem Hinterbein durch meinen Rücken direkt in meinen gesamten Körper. Der Schmerz übertönt alles in meinem Körper. Ich merke nicht, wie ich das Gleichgewicht verliere, falle und durch meine Geschwindigkeit noch ein paar Meter über die Erde schlittere. Blut rauscht in meinen Ohren und lässt mich taub zurück. Panik breitet sich zusätzlich zu dem Schmerz in mir aus und ich blicke mich hektisch um. 2 Männer klettern durch die eingestürzte Stelle in der Mauer und kommen langsam auf mich zu gelaufen. Knurrend und fauchend versuche ich sie auf Abstand zu halten, doch das scheint sie wenig zu beeindrucken. Sie sagen etwas. Das kann ich sehen, doch meine Ohren sind noch immer durch das in ihnen rauschende Blut unfähig, etwas anderes aufzunehmen. Einer der Männer, der jüngere von beiden beugt sich zu mir runter und schaut sich mein getroffenes Bein an. Er zückt ein Messer, doch der ältere hält ihn auf, fuchtelt wie wild mit den Händen in der Luft herum und sieht dabei irgendwie verärgert aus. Was geht hier vor? Frage ich mich. Die beiden Männer scheinen eine Auseinandersetzung zu haben, die ich für mich zu nutzen versuche. Vorsichtig hiefe ich meinen Körper zurück auf meine Beine ohne dabei mein getroffenes Bein zu belasten. Doch wieder macht mir mein Gehör einen Strich durch die Rechnung. Ich verliere das Gleichgewicht und falle zu Boden. Glücklicherweise wenigstens auf die richtige Seite und nicht auf die frische Schusswunde an meinem Bein. Scheint so, als müsste ich noch etwas an Ort und Stelle ausharren. Erschrocken zucke ich zusammen, als sich eine Hand auf mein Bein nahe der Wunde legt. Als ich aufsehe, schaue ich direkt in zwei wunderschöne blau-graue Augen. Im Hintergrund nehme ich war wie der ältere Mann kopfschüttelnd zurück zur Mauer läuft. Er war wohl derjenige der mich angeschossen hatte, immerhin war er der einzige der beiden Männer gewesen, der eine Waffe bei sich trug. Der junge Mann kniet sich zu mir auf den Boden und sagt etwas zu mir. Er lächelt besänftigend. Es ist ein hübsches Lächeln, trotz der schiefen Zähne in seinem Mund. Vorsichtig setzt er mit schlanken Fingern das Messer auf meine Haut nahe der Eintrittstelle der Kugel an. Ich kann sehen, wie er noch einmal tief Luft holt und dann das Messer in mein Fleisch sticht. Ein Brüllen entweicht meiner Kehle, doch ich kann mich soweit beherrschen den Mann nicht zu behindern. Vollkommen still liege ich da, bohre lediglich meine Krallen in die Luft, da die Erde unter mir zu schwinden scheint. Mein tierischer Körper scheint wohl um einiges anfälliger für Schmerzen zu sein, als mein menschlicher es bis dahin gewesen ist. Immerhin hatte ich unzählige Wunden überstanden ohne das Bewusstsein zu verlieren, was ich jetzt natürlich erst einmal nachholen muss. Als die Schwärze vor meinen Augen langsam wieder der Farbe weicht, blinzle ich in die Nachmittagssonne. Es ist nicht mehr all zu lang hin, bis die Sonne unter geht und bis dahin musste ich hier weg sein. Vorsichtig sehe ich mich um. Unweit von mir sitzt der junge Mann und betrachtet mich. Langsam rappele ich mich auf und bringe mich in eine Tiger würdigere Position und bringe somit meinen weichen und empfindlichen Bauch vor dem Mann in Sicherheit. Etwas raschelt unweit von mir und mein Kopf zuckt in die Richtung aus der das Geräusch gekommen ist. Dabei stelle ich erleichtert fest, dass mich meine Ohren wieder mit ihrer Funktion beehren. Ich schnuppere in der Luft und erkenne sofort, wer das Geräusch verursacht hat. Ein tiefes Maunzen entkommt meiner Kehle, was mir die ungeteilte Aufmerksamkeit des Mannes neben mir beschert. Doch dann erschrickt er und kriecht von mir weg. Drei Tiger treten aus dem Schutz des hohen Grases und trotten gemächlich auf mich zu. Ich schnaube, denn die Reaktion des Mannes auf die anderen Tiger amüsiert mich. Immerhin bin ich auch ein wildes und gefährliches Tier, doch vor mir scheint er keine Angst zu haben. Vielleicht deswegen, weil ich verletzt bin. Doch man sollte nie ein Raubtier unterschätzen. Und schon gar nicht ein verletztes. Ein helleres aber unsicheres Maunzen ertönt und ich wende mich wieder den drei Tigern zu, die inzwischen bei mir angekommen sind. Ich antworte mit einem beschwichtigenden Maunzen und gebe kurz ein leises Schnurren von mir. Die drei lassen sich neben mir nieder und wir reiben unsere Köpfe aneinander. Sie zeigen mir damit, dass sie sich Sorgen gemacht hatten und ich, dass alles wieder in Ordnung war. James, Miranda und Naomi. Meine neue Familie. Nun gut nicht alle. Yui und Kato fehlten, doch Kato war noch viel zu jung für eine solch lange Strecke bis hier her. Sie würden vermutlich bereits ungeduldig auf unsere Rückkehr warten. Apropos Rückkehr... Ich frage mich, wie ich den weiten Weg bis zu unserer Höhle schaffen sollte, ohne ständig eine Pause einlegen zu müssen, um wieder zu Kräften und Atem zu kommen. James stupst mich genau in dem Moment an, als ich mir überlege, wie ich mich über Nacht hier verstecken sollte. Mit einem sanften aber nachdrücklichen Stupsen in meine Seite sagt er mir, dass ich aufstehen soll. Ich atme tief durch und rapple mich dann auf meine Beine, wobei ich mein Hinterbein wieder nicht belaste. Doch bevor ich auch nur einen Schritt machen kann, schiebt sich James unter mich und hebt mich damit von meinen Beinen und auf seinen Rücken. Gerade als ich protestieren will knurrt er warnend und ich ersticke den Protest im Keim. Flankiert von Miranda und Naomi verschwinden wir im hohen Gras und lassen einen völlig perplexen jungen Mann zurück. Wir haben schon fast den Rand des hohen Grases erreicht, der an unser Versteck für die Nacht grenzt als die Sonne ihre letzten Strahlen über das Meer zu uns schickt. Doch bevor das letzte Licht des Tages ganz verschwindet, lässt mich James von seinem Rücken auf den Boden gleiten. Kaum, dass ich auf dem Boden zum Liegen komme durchzuckt mich der Schmerz der Verwandlung. Den Anderen ergeht es genauso, denn ich kann ein leises Knurren von Miranda hören. Schmerzhafter als bisher ziehen sich meine Hinterbeine in die Länge. Ich vermute, dass es damit zu tun hat, dass ich angeschossen worden bin. Doch viel Zeit bleibt mir nicht darüber nachzudenken, denn mein Körper windet sich unter Schmerzen, was sogleich noch mehr Schmerz auslöst und mein Hirn vernebelt. Während mein Körper gelähmt vor Schmerz sich weiter und weiter dehnt, verschwindet mein Fell langsam und zurück bleibt nackte Haut. Das Verschwinden meines Fells hinterlässt einen merkwürdigen Druck und es fühlt sich so an, als würde sich meine Haut nicht nur durch meinen wachsenden Körper dehnen. Als mein Kopf beginnt, sich in der Verwandlung zu verändern, wird mir Schwarz vor Augen und der Schmerz wird durch beruhigende Stille und Taubheit abgelöst. Als ich meine Augen wieder aufschlage bin ich ein Mensch. Es ist stockdunkel um mich herum, doch es ist nicht ruhig. Ich vernehme regelmäßige Atemzüge unweit von mir. Bei genauerem Hinhorchen erkenne ich an dem Klang, dass es sich bei dem Schlafenden um den kleinen Kato handelt. Langsam schleicht sich auch noch ein anderes Geräusch in mein Bewusstsein. Es sind Stimmen. Nicht irgendwelche Stimmen, die auf einen verwirrten Geisteszustand hindeuten würden. Nein. Es waren die Stimmen meiner neuen Familie. Stirnrunzelnd versuche ich mich auf ihr geflüstertes Gespräch zu konzentrieren. Mit einem Schnauben gebe ich es auf, da sich mein Kopf anfühlt, als wäre er mit Wackelpudding gefüllt. Mühsam stemme ich mich auf meine Unterarme und schiebe mich vorsichtig auf meine Beine. Ein stechender Schmerz durchzuckt mich, als mein linkes Bein nur leicht den Boden berührt. Leise fluchend stehe ich nun auf einem Bein mitten in der Höhle. Belasten kann ich das Bein nicht. Aber hüpfen geht auch nicht. So wäre eindeutig zu viel Bewegung in dem Bein. Doch ehe ich mir weiter darüber den Kopf zerbrechen kann, wie ich denn nun zu den Anderen komme, kommt James auf mich zu. Er packt meinen linken Arm und zieht ihn sich um die Schulter. Doch noch ehe ich sagen kann, dass ich so auch nicht wirklich von der Stelle kommen werde, taucht Miranda plötzlich neben mir auf und packt sich meinen rechten Arm über die Schultern. Automatisch spanne ich meine Arme an und ehe ich den ersten „Schritt“ machen kann heben die Beiden mich einfach hoch und tragen mich zu Naomi und Yui. Wären meine Arme nicht so durchtrainiert, wie sie nun mal sind, hätte ich mich sicherlich nicht auf ihren Schultern halten können bis wir bei den anderen Beiden angekommen sind. Es wundert mich nur, dass Miranda so stark ist. Ich bin immerhin nicht der Leichteste und Miranda war zwar groß, aber schlank und nicht wirklich muskulös gebaut. Mit Hilfe von den Beiden setzte ich mich auf den Boden. Doch trotz der Hilfe kam ich nicht umhin leise zu zischen, als ich mein Bein falsch bewege. Ich lerne es wohl nie. „Na klasse!“ gebe ich missmutig von mir. Im dunklen Schein des Sichelmondes sehe ich mir die Wunde genauer an. „Scheiße.... Wie sieht das denn aus?!“ entfährt mir erschrocken. Die Wunde schien merkwürdig entrückt. Da traf es mich wie ein Blitz. Das war durch die Verwandlung passiert. Sie war gedehnt worden. Wie der Rest meines Körpers. Wenn die Wunde vor der Verwandlung mit Schorf bedeckt war, so war sie es nun nicht mehr. Noch relativ frisches Blut bedeckte verschmiert meine Haut rund um die Wunde, aus der Wundwasser hervortrat. Als ich meinen Blick von meinem Bein abwende und zu den Anderen aufblicke, sehe ich den mitleidigen Blick von Naomi. Seufzend lasse ich die Schultern hängen. „Sorry, dass ich heute morgen einfach so abgehauen bin. Aber..... Ich werde nicht zu 'meinen Leuten' zurück gehen. Sie haben gezeigt, dass ich, so wie ich jetzt bin nur ein Hindernis bin, dass es zu beseitigen gilt.“ Ich zucke mit den Schultern als Zeichen, dass das Thema für mich damit abgehackt ist. Aber wie das nun einmal so ist mit Frauen, ignoriert Naomi dieses eindeutige Zeichen und muss natürlich nachhaken. „So?“ fragt sie. „Haben sie dir denn explizit gesagt, dass sie dich nicht mehr bei ihnen haben wollen? Oder bist du Idiot einfach auf auf und davon?“ Diese Frau...... Wie hatte James das nur all die Zeit ausgehalten? Ach ja, richtig. Sie hatte ja bis jetzt nicht ein Wort gesagt. „Also stumm hast du mir besser gefallen No-zo-mi.“ brumme ich mürrisch und benutze dabei absichtlich ihren 'wirklichen' Namen. Schnaubend stemmt sie die Arme in die Seite. „Also habe ich genau ins Schwarze getroffen, richtig? Du hattest die Hosen voll von ihnen raus geschmissen zu werden und bevor das passieren konnte bist du lieber abgehauen. Wie ein kleiner Feigling. Und du schimpfst dich einen Mann? Wenn du schon keine Eier in der Hose hast, dann.... dann...“ Wütend schüttelt sie ihren Kopf, macht dann eine wegwerfende Handbewegung und steht auf. „Feiges Arschloch!“ faucht sie plötzlich und stapft dann wütend zur Felswand und klettert diese hinab. James schenkt mir einen fragenden aber zugleich vorwurfsvollen Blick. „Was denn? Ich hab doch gar nichts gemacht!“ verteidige ich mich mit erhobenen Armen. Dann steht James auf und folgt seiner Frau. Mit einem genervten Seufzen drehe ich mich zu Miranda und Yui um. „Was? Ihr auch noch?“ frage ich ironisch, als ich ihren vorwurfsvollen Blicken begegne. Yui schüttelt nur den Kopf. Miranda schnaubt verächtlich, steht auf und sagt: „Sie hat Recht! Du bist wirklich feige!“ Damit dreht sie sich um und verschwindet in der Höhle. Es ist still um uns herum. Nur leises unverständliches Gezeter dringt zu uns herauf. James scheint sich mit Naomi zu streiten. Oder ist es vielleicht anders herum? Ich weiß es nicht. Macht das überhaupt einen Unterschied? Im Endeffekt bin sowieso ich der Auslöser dafür gewesen. Resigniert seufzend reibe ich mir die Stirn. Eine Weile schweigen Yui und ich uns nur an. Doch irgendwie lässt mich das Gefühl nicht los, dass Yui etwas von mir erwartet. „Yui?“ frage ich also vorsichtig. „Nein. Ist schon ok. Es ist nicht so, dass ich dich nicht verstehen kann. Ich meine..... Kann gut sein, dass ich genauso gehandelt hätte.... Aber naja.... Ich war heute Mittag am Hafen. Deine Leute sind nicht ausgelaufen. Im Gegenteil! Sie suchen überall nach dir.“ erklärt sie mir unsicher. Resignierend nicke ich mit dem Kopf. „Danke. Aber das ändert nichts an der Situation. Ich halte sie nur davon ab ihrem Ziel näher zu kommen. Und ich kann nicht von ihnen verlangen sie zu vernachlässigen oder gar aufzugeben, nur damit ich bei ihnen bleiben kann. Das kann und will ich nicht.“ erkläre ich ihr dann leise. „Dann rede mit ihnen. Gib ihnen die Chance diese Entscheidung selbst zu treffen.“ Es beginnt bereits wieder zu dämmern und Yuis Worte hallen noch immer in meinem Kopf wieder. Alle schlafen sie in der Höhle, doch ich sitze unbewegt da und warte auf... Ja... Worauf warte ich? Auf die Erleuchtung? Auf eine Idee? Ich habe keine Ahnung! Aber wenn mir nicht bald etwas einfällt, könnte es zu spät sein. Zu spät für alles. Und auch wenn ich ich genau weiß, dass Yui Recht hat, mit dem was sie vor einigen Stunden gesagt hatte, bin ich nicht bereit, mich der Situation zu stellen und die Sache zu „klären“. Mit einem energischen Kopfschütteln werde ich die trüben Gedanken los und mache mich daran vorsichtig auf dem Hintern die Felswand hinunter zu gleiten. Unten angekommen schiebe ich mich genau so vorsichtig zu dem alten Baum, der die Grenze zwischen Gras und Felswand zu markieren scheint. Mit dem Rücken gegen den Stamm gelehnt wappne ich mich gegen die Schmerzen der Verwandlung. Und pünktlich mit den ersten Sonnenstrahlen zerreißt es erneut meinen Körper. Ein schmerzerfülltes Brüllen entrinnt meiner Kehle. Halb das Brüllen einer verletzten Raubkatze und halb das, eines verletzten Menschen. Das Bein mit der Schusswunde prickelt vor Taubheit, während sich die Muskeln dehnen. Ich fühle mich wie in einem Schraubstock. Teils auseinander gerissen, bis aufs Äußerste gedehnt – teils zusammen gepresst, als würde ich in eine winzig kleine Schachtel gepresst werden. Mein Kiefer schmerzt höllisch. Es fühlt sich an, als würde mir jeder einzelne Zahn mit Gewalt heraus gerissen werden und dann, noch schmerzhafter, neue Zähne wachsen und sich einen Weg durch mein Zahnfleisch bohren. Knurrend und fauchend kauere ich auf dem Boden und versuche mich krampfhaft auf etwas zu konzentrieren, das mich vielleicht von meinen Schmerzen ablenken kann. Doch es will mir einfach nicht gelingen und so bleibt mir nichts anderes übrig als das Ende der Verwandlung herbei zu sehnen. Keuchend strecke ich langsam meine verkrampften Glieder, während der Schmerz langsam abklingt. „Es wird schlimmer, nicht wahr?“ ertönt plötzlich eine vertraute Stimme unweit von mir. Mein Kopf zuckt hoch und etwas fassungslos starre ich die Person an, der diese Stimme gehört. Ich knurre warnend, als sie einen Schritt auf mich zu machen will. „Schon ok. Ich bin nicht hier, um dich zu verletzten. Ich...“ beginnt die Person aufs neue. Ich fauche genervt und richte mich auf, um hier zu verschwinden. „Jetzt warte doch mal, Zorro!“ fleht sie und packt mich an der Schulter. Mein Kopf wirbelt herum und ich schnappe nach der Hand, die eilig zurückgezogen wird. „'Tschuldige. Ich wollte dich nicht erschrecken. Ich will nur mit dir reden! Bitte!“ fleht sie weiter. Ein tiefes Grollen kommt aus meiner Kehle, denn ich weiß genau, dass ich mich nicht wirklich von der Stelle bewegen kann. Und das macht mich nur um so wütender. „Bitte!“ Es klingt fast so, als würde sie weinen, daher blicke ich sie an, um es zu überprüfen. Tatsächlich. Flennt wie ein Baby! Ich schnaube entnervt und verdrehe die Augen. „Ich weiß du willst das vielleicht nicht hören Zorro.... Aber das Ganze war ein Missverständnis. Bitte komm zu uns zurück, damit wir dir das erklären können, ja? Ich bitte dich! Mit Sanji ist nichts mehr anzufangen, seit du abgehauen bist. Er schafft es nicht mal mehr, was anständiges zu kochen. Und du weißt doch, wie Ruffy wird, wenn er nichts zwischen die Zähne bekommt. Lysop hockt nur noch oben im Nest und will nicht mehr runter kommen und von Chopper will ich gar nicht erst anfangen. Wir brauchen dich, Zorro. Mehr denn je! Also bitte. Gib uns die Chance dir die ganze Sache zu erklären, ja?“ erzählt mir Nami mit tränenverschmiertem Gesicht. Dass dieses Weibsstück sich einbildet, dass ich einknicke und angekrochen komme, nur weil diese Tusse vor mir auf die Tränendrüse drückt. Tze! Da kennt die mich echt schlecht. Ich schnaube verächtlich und drehe ihr den Rücken zu. „Na schön, Zorro. Aber bitte denk darüber nach, ja? Wir warten am Hafen auf dich. Und wir laufen nicht aus, bevor wir nochmal mit dir geredet haben. Selbst, wenn wir die Chance verpassen, die Insel zu verlassen und zehn Jahre warten müssen auf die nächste Chance.“ seufzt sie und macht sich dann vom Acker. Ich schaue ihr hinterher. Sie sieht ziemlich geknickt und niedergeschlagen aus. So kenne ich sie gar nicht. Irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass da was nicht stimmt. Seufzend wende ich mich ab und mache es mir unter dem Baum bequemer. Was gehen mich denn schon die Probleme von Leuten an, denen ich nichts bedeute? Immerhin haben sie mir doch ganz deutlich gezeigt, dass ich ihnen nichts bedeute. …. Oder? Und doch lässt mich dieses eigenartige Gefühl nicht los wenigstens mal nach dem Rechten schauen zu gehen. Kopfschüttelnd schnaube ich, um die lästigen Gedanken los zu werden und wende den Blick ab, denn bis gerade eben hatte ich noch in die Richtung gestarrt in die Nami verschwunden war. Verdammtes Miststück. Und doch war sie und die Anderen mir immer noch nicht egal. Immerhin waren sie zu meiner Familie geworden. Hatten mich mit all meinen Fehlern und Macken akzeptiert, die ich natürlich gar nicht habe! Eigentlich hatte ich ja vor, mich noch etwas im Selbstmitleid zu suhlen, allerdings taucht Miranda aus dem Gebüsch auf und schaut mich aus ihren jetzt goldenen Augen an. Wie ein böses Omen kommen mir erneut Yuis Worte in den Sinn und ich rolle mit den Augen. Was wollten die eigentlich heute alle von mir? War ja nicht zum Aushalten. Doch Miranda lässt sich einfach nur neben mich auf dem Boden fallen, wobei sie eine kleine Staubwolke aufwirbelt. Stumm liegen wir eine Weile nebeneinander. Zu meinem Glück fehlt uns ja in dieser Gestalt die Stimme. Zumindest die im menschlichen Sinne. Seit wann denke ich eigentlich in dieser und in der anderen Form? Ich hatte doch nur eine Form und das war meine menschliche Gestalt. Warum musste ich auch eine mir unbekannte Frucht auf einer mir unbekannten Insel essen? Und warum war ich jetzt eine fauchende Samtpfote, die anscheinend keiner mehr haben wollte. Obwohl.... Keiner? Als hätte Miranda meine negativen Gedanken gehört, stand sie auf und sah mich auffordernd auf. Auf meinen fragenden Blick hin nickt sie in Richtung Meer. Vorsichtig rapple ich mich auf und muss feststellen, dass der Schmerz gar nicht mehr so schlimm ist. Etwas verwirrt darüber sehe ich mir mein Bein an und entdecke, dass sich bereits eine dünne Hautschicht gebildet hatte. Es heilte so schnell? Miranda zeigt mir ihr katzenhaftes Grinsen und nickt erneut in Richtung Meer. Ich folge ihr, als sie sich in Bewegung setzt. Als wir mit dem Meer auf der einen und dem struppigen Gras auf der anderen Seite am Strand entlang arbeiten, wird mir ziemlich schnell klar, wohin mich Miranda führt. Ich folge ihr nur noch widerwillig, aber ich folge ihr. Immerhin kann ich mich ja auch täuschen. Natürlich habe ich mich nicht getäuscht. Auf den letzten Metern bis zur Stadtgrenze, hatte sie sich hinter mich fallen lassen und faucht mich jetzt drohend an, als ich zurück gehen will. Missmutig knurre ich. Ich weiß genau, dass bei einem Kampf mein Bein noch nicht mitmacht und außerdem will ich mich gar nicht mit Miranda anlegen. Wer weiß schon was in dieser hageren, großen Frau steckt. Also gebe ich mich geschlagen. Genervt wende ich mich der Mauer zu, die keine Katze davon abhalten kann und springe geschmeidig auf die Mauer. Als ich das erste Mal vor dieser Mauer stand erschien sie mir noch unüberwindbar, doch inzwischen kenne ich die Kraft und die Fähigkeiten meiner Katze gut. Ich lasse meinen Hintern auf die sonnengewärmten Steine plumpsen und lasse meinen Blick über den Hafen gleiten. Wie ein riesiger Magnet zieht dieses eine bestimmte Schiff meinen Blick immer wieder auf sich. Gereizt peitscht mein Schwanz von der einen zur anderen Seite. Mit einem genervten Schnauben springe ich auf das Hafengelände und husche zu genau diesem Schiff. Geduckt schleiche ich über die Planke auf Deck und sehe mich um. Es war keiner zu sehen. Merkwürdig. Schnuppernd arbeite ich mich durch die Schatten. Flüchtig streift mich Lysops Geruch und mein Kopf zuckt nach oben zum Krähennest. Hatte Nami etwa die Wahrheit gesagt? Jetzt würde ich gerne bellen, denn mein lautes „Miau!“ klang merkwürdig. Doch es hat anscheinend die gleiche Wirkung. Erst lugen Gesichter aus Kojen, Küche und Krähennest mit traurigem Blick, dann hellen sie auf und sie kommen wie Ameisen aus ihren Verstecken gekrochen. Wuseln um mich herum und lachen teilweise erleichtert auf. Aus den Augenwinkeln sehe ich wie der Blondschopf sich verstohlen eine Träne aus den Augenwinkeln wischt. Langsam kommt auch Chopper zu der kleinen Gruppe. Er sieht mich einen Moment aus traurigen Augen schweigend an, dann erhebt er als erster das Wort. „Du hast mich nicht ausreden lassen.“ Es klingt kein Vorwurf in seinen Worten mit, nur tiefe Traurigkeit. „Dass du uns zutraust, dass wir dich hier zurück lassen.... Vertraust du uns wirklich so wenig? Sanji hatte vorgeschlagen, dass wir ein größeres Schiff kaufen, oder ein zweites, dass wir genügend Vorrat für die Mannschaft und dich haben und Ruffy hat vorgeschlagen täglich zu Angeln. Wir wollten mit dir darüber reden, was die beste Lösung ist. Aber du bist abgehauen. Und weil du mich nicht hast ausreden lassen, hast du mich missverstanden!“ Diesmal klingt eindeutig leise Wut mit. Ich habe mich hingesetzt und aufmerksam Choppers Worten gelauscht, daher habe ich Sanji nicht kommen sehen. Er stand dicht hinter mir und legt kraulend seine schlanke Hand auf meinen Kopf. Im ersten Moment bin ich wie erstarrt, so dass ich nicht wie bei Nami nach seiner Hand schnappe. Ich brauche einen Moment, dann entscheide ich, dass ich es erst einmal dulde. Nur Schnurren würde ich nicht! Während ich den anderen lausche, die nacheinander alle etwas zu sagen hatten, beginnt mein Körper sich unter Sanjis kraulender Hand immer weiter zu entspannen. Oh, dieser verräterische Körper. Als ich dann tatsächlich beginne zu schnurren, zucke ich unter Sanjis Hand weg und setzte mich mit etwas Abstand zu ihm hin. Ich merke, wie er mich lange ansieht. Ich merke auch, wie die anderen mich für einen Moment schweigend ansehen. Genervt schnaube ich. In diesem Moment bin ich ziemlich froh, dass ich in Katzengestalt hier aufgeschlagen bin. Sonst hätte ich mit ihnen reden müssen. So kann ich hier sitzen und ihnen zuhören ohne dass von mir erwartet wird, dass ich dazu etwas sage oder mich rechtfertige. Apropos... Erschrocken zuckt mein Kopf in die Höhe und mein Blick wandert zu dem sich bereits rot gefärbten Himmel, an dem nur noch die untergehende Sonne zu erahnen ist. Panisch springe ich auf und flüchte vom Schiff. Ich höre Sanjis rufen, doch ich sprinte den Hafen hinunter zur Mauer. Kaum bin ich auf der anderen Seite der Mauer durchzuckt mich der Schmerz der Verwandlung. „Irgendwie hab ich gewusst, dass du wegläufst, wenn du dich verwandelst.“ höre ich Miranda sagen, die mir meine Hose reicht. Wo sie die her hat ist mir schleierhaft. „Lass mich raten: Du weißt nicht, was du ihnen sagen sollst, wenn du etwas sagen kannst.“ mutmaßt sie und trifft damit den Nagel auf den Kopf. Ich greife nach meiner Hose und ziehe sie mir schnell über. „Warum sollte ich ihnen etwas sagen? Sie haben gesagt, was sie zu sagen hatten. Aber es ändert sich nichts damit. Ich bin immer noch Tagsüber ein Tiger und Nachts ein Mensch. Es ist immer noch unmöglich für sie, dass sie mich mitnehmen. Es gibt nicht was ich sagen könnte, um die Situation zu ändern.“ erwidere ich brummend und stapfe mit ihr an meiner Seite am Strand entlang zurück zur Höhle. Die nächsten Tage verstreichen ohne besondere Geschehnisse. In der dritten Nacht nachdem ich auf dem Schiff gewesen war, kommt erneut Miranda zu mir unter den Baum, unter dem ich die letzten Tage ausgeharrt habe. „Hey.“murmle ich noch betäubt von der Verwandlung. Sie nickt mir zu und lässt sich dann neben meinen gekrümmten Körper nieder. „Wie geht’s dir?“ fragt sie nach einer Weile und ich zucke nur mit den Schultern. Wie soll es mir schon gehen. Beschissen! Und das nicht zu knapp. Und das nicht nur wegen der Schmach jedes Mal winselnd vor Schmerzen sich auf dem Boden krümmen zu müssen. „Hm...“ macht sie und wir schweigen wieder. Es vergeht einige Zeit, in der wir dem Gezirpe der Grillen lauschen, die im Mondschein das sanfte Lied der Wellen übertönen. „Hast du darüber nachgedacht, was Nami damit gemeint hat, dass die Schmerzen schlimmer werden?“ fragt die Blonde. Ich schaue auf und starre einen Moment lang wütend in ihre Augen, die ehrliche Besorgnis widerspiegeln. Seufzend schüttle ich den Kopf. „Nein. Da gibt es nichts, was ich daran ändern könnte.“ murre ich und hoffe, dass das Thema damit beendet ist. Sie nickt nur nachdenklich und eine Weile scheint es wirklich so, als hätte sich das Thema erledigt, da fängt sie wieder an. „Sie hat es auch bemerkt.“ Verwirrt schaue ich sie an. Etwas verdutzt schaut mich Miranda an. „Sag mir jetzt nicht, dass du das nicht bemerkt hast.“ knurrt die Frau genervt. Ich schüttle verständnislos den Kopf. Wovon redet sie da? Seufzend schaut sie mich betrübt an und rutscht näher an mich heran. „Wir haben keine Schmerzen bei der Verwandlung.“ erklärt sie mir vorsichtig. Mit gerunzelter Stirn versuche ich zu begreifen, was sie mir damit sagen will, aber irgendwie entzieht sich mir der Sinn ihrer Worte. Sie lacht trocken, wird dann aber wieder ernst. „ Wir haben alle keine Schmerzen bei der Verwandlung. Komplett schmerzfrei. Zack, bumm und Gestalt geändert.“ erklärt sie und schnippt dabei mit den Fingern, um mir den Unterschied besser vor Augen zu führen. Aber was genau will sie mir jetzt damit sagen? „Oh man, Zorro....“ seufzt sie mitleidig. „Bist du so dumm, oder willst du es nicht verstehen? Deine Schmerzen bei der Verwandlung... Du musst dich mit deiner Situation abfinden, sonst stirbst du. Und das solltest du schnell machen. Bei dem Schmerzlevel, das du bereits erreicht hast, kann es vielleicht schon bei der nächsten Verwandlung passieren. Dann hört dein Herz einfach auf zu schlagen.“ faucht sie fast schon wütend. Entgeistert schaue ich sie an. „Was?“ frage ich entsetzt. „Ist das nicht offensichtlich? Eigentlich solltest du es spüren können.“ erklärt sie mit sanfterer Stimme. Nach einer Weile des Schweigens, in der ich gedankenverloren vor mich hin starre, legt sie mir beruhigend eine Hand auf die Schulter. „Etwa einen Monat bevor du zu uns gestoßen bist, haben wir einen jungen Mann bei uns aufgenommen. Sein Name war John. Ganz genau wissen wir nicht, wie er hier her gekommen ist und was genau geschehen war, aber als er hier ankam, hatte er vergleichbar heftige Schmerzen wie du sie jetzt hast. Er war tot unglücklich mit der Situation und hasste seine tierische Seite zutiefst. Sein Herz hat zwei Tage, nachdem er bei uns angekommen war, während einer Verwandlung versagt. Wir haben ihn nahe unserer Höhle vergraben... Aber wir haben es nicht in der Nähe seines Grabes ausgehalten, deswegen sind wir von dort weg. Und deswegen hatten wir keinen Unterschlupf, als wir dich gefunden haben.“ erzählt sie mir mit ruhiger Stimme und wischt sich in einem unbeobachteten Moment eine einzelne Träne aus dem Augenwinkel. Einen Moment lang herrscht Stille zwischen uns, dann drehe ich den Kopf zu Miranda. „Warum habt ihr mir das nicht schon viel früher erzählt?“ frage ich. „Gehst du damit hausieren, dass vor nicht all zu langer Zeit ein Bekannter gestorben ist?“ fragt sie mich sarkastisch. „Nein... Aber...“ weiter komme ich nicht. „Sie hat Recht, Zorro. Und ich befürchte, dir bleibt in deinem jetzigen Zustand nicht mehr viel Zeit!“ sagt James, der gerade zu uns unter den Baum kommt. Ich sehe auf und direkt in sein besorgtes Gesicht. Irgendwie stand ihm dieser Ausdruck nicht. In der kurzen Zeit, in der ich nun bei ihnen bin, sind die fünf mir bereits ans Herz gewachsen. „Wenn ich eines in der Zeit herausgefunden habe, seit ich verwandelt bin, dann dass die Frucht uns nicht nur in Tiger verwandelt. Sie verwandelt uns in das, was ohnehin schon in uns steckt.“ beginnt James zu erklären. Fragend sehe ich ihn an und warte, dass er weiter erzählt. Doch als nichts weiter kommt, frage ich nach. „Was meinst du damit? Die Frucht verwandelt uns doch in Tiger, oder nicht?“ James lacht leise. „Ja, uns schon. Aber eben auch nicht alle.“ sagt er und grinst schief. Bei mir stellt sich totale Verwirrung ein. Was um alles in der Welt erzählt James denn da? Und was bezweckt er damit? Der Bärtige schüttelt schmunzelnd den Kopf, als er meinen verwirrten Gesichtsausdruck sieht. „Tikki!“ ruft er in die Dunkelheit der frühen Nacht. Wir warten. James schweigt und ich sehe genau, dass er erst einmal nichts weiter dazu sagen würde. Als es neben mir im Gras zu rascheln beginnt, sehe ich James fragend an. Er grinst nur schief und nickt in die Richtung aus der das Rascheln kommt. Ich bewege mich nicht und warte gespannt. Was hatte James da vorher gerufen? Tikki? Wer oder was war das? Genau in diesem Moment tritt ein Mensch den ich noch nie zuvor gesehen hatte aus dem Schutz des Grases hervor und winkt James zu. „Jo James, Mira. Lange nicht gesehen.“grüßt das Mädchen. Sie ist schlank, fast so groß wie Miranda und hat ein kugelrundes Gesicht mit großen dunklen Augen. Alles an ihr erinnerte an eine Eule. „Hast ganz schön lang gebraucht, Tikki. Darf ich vorstellen? Zorro, das ist Tikki. Tikki, das ist unser neues Kätzchen Zorro.“ sagt Miranda und schließt die nur etwas Kleinere in ihre Arme und gibt ihr einen Kuss auf die Stirn. „Kätzchen...“ grummel ich missmutig vor mich hin, während ich beobachte, wie die drei sich begrüßen. Auch James schließt Tikki in seine Arme und drückt sie fest an sich. Als sie endlich fertig sind, setzten sie sich mir gegenüber hin. Tikki sieht mich neugierig an. „Und warum habt ihr mich gerufen? Doch nicht etwa nur um mir diesen Kater hier vorzustellen, oder? Weil der ist nicht beeindruckend genug...“ fragt Tikki skeptisch, während sie mich abschätzend mustert. Ich schnaube abfällig und will mich schon vom Acker machen, da sagt Miranda in scharfem Ton: „Du bleibst schön sitzen Zorro!“ James lacht nur leise und wendet sich dann an Tikki. „Ich habe dich gerufen, weil dieser sture Bock nur das glaubt, was er tatsächlich sieht. Also würdest du ihm bitte erzählen was du für eine Frucht gegessen hast und dich dann vor seinen Augen verwandeln? Ich befürchte, anders versteht er es nicht.“ Ich verschränke die Arme vor der Brust. Langsam werde ich sauer. Die Drei reden über mich, als wäre ich nicht da und als wäre ich ein Idiot. Ok, ja. Ich bin nicht super intelligent, aber ich bin nicht dumm und auch kein Idiot! Also was zum Henker soll dieses Affentheater? „Na schön.“ seufzt Tikki und wendet sich an mich. „Hallo. Mira hat mich ja schon vorgestellt. Ich bin vor 15 Jahren auf einer Insel gewesen, deren Name ich schon lange vergessen habe. Ich habe dort eine Frucht gegessen, die auch von den Affen gegessen wurde. Sie war gelb und hatte blaue Streifen und rote Punkte. Ich hätte sie wahrscheinlich nie gegessen, wenn die Affen sie nicht gegessen hätten. Sie hat ja nicht mal besonders gut geschmeckt. Ich hatte eben hunger. Am Abend wurde ich dann das erste Mal verwandelt.“ erzählte sie mir. Sie steht auf und lächelt mich aufmunternd an. Dann zieht sie sich schnell aus, wobei ich den Blick abwende. „Sieh gut zu!“ sagt Tikki und dreht mein Gesicht zu sich, sodass ich sie wieder ansehen muss. Sie ist nun ganz nackt und zeigt keinerlei scheu. Sie stellt sich so hin, dass ich eine gute Sicht habe und lächelt noch einmal. Dann geschieht es. Sie beginnt zu schrumpfen und sich zu deformieren. Doch anstelle der typischen Tigergröße wird sie noch kleiner und kleiner. Und anstelle von Fell, sprießen helle graue Federn aus ihrer Haut. Das Grau wird durch dunklere braune Längsstreifen unterbrochen. Ihr Gesicht wird durch weiße Flecken umrahmt, das einen gelben Schnabel ziert. Der Vogel ist rießig, der vor mir auf dem Boden sitzt. „Eine Eule?“ frage ich verdutzt und schaue fragen zu Miranda und James. „Nein, keine Eule. Ein Kauz. Ein Habichtskauz. Und dazu noch ein wunderschöner!“ sagt Miranda liebevoll und streicht zärtlich über das Gefieder des Vogels. Durch die Streicheleinheit streckt Tikki sich etwas und spreizt die Flügel. Sie ist wirklich rießig. Von Kopf bis zur Schwanzfeder ist sie so lang wie mein ausgestreckter Arm genau wie einer ihrer Flügel. Erstaunt schüttle ich den Kopf. „Aber... wie ist das möglich? Wie kann es sein, dass wir die gleiche Frucht gegessen haben, sie aber eine Eule.... äh 'tschuldige Kauz ist und wir Tiger?“ frage ich vollkommen verwirrt. Tikki gibt einen bellenden Laut von sich, der an Hundegebell erinnert. James und Miranda beginnen zu lachen. Mit gerunzelter Stirn, verschränke ich wieder die Arme vor der Brust, die ich während Tikkis Verwandlung hatte sinken lassen. „Hört auf euch über mich lustig zu machen und fangt endlich an Klartext zu reden!“ fauche ich gereizt, da mir langsam der Geduldsfaden zu reißen droht. James seufzt resigniert und auch Miranda hört auf zu lachen. Das bellende Geräusch von Tikki stoppt und sie beginnt wieder größer zu werden und ihre Federn verschwinden wieder unter ihre Haut. Der Schnabel verschwindet und an Stelle dessen erscheinen ihre vollen Lippen, die noch immer zu einem Lächeln verzogen sind. „Nimm es uns bitte nicht übel. Aber nach all den Jahren, in denen wir so vielen ihre neue Situation erklären mussten, ist uns noch keiner unter gekommen, der so schwer zu überzeugen war wie du.“ erklärt sie entschuldigend. Schnell schlüpft sie in ihre Kleidung und setzt sich dann wieder gegenüber von mir zwischen Miranda und James auf den Boden. „Ich weiß nicht, wie viel die Beiden dir schon erklärt haben, deswegen fange ich mal von vorne an.“ sagt sie und lächelt mich an. „Die Frucht, die wir alle gegessen haben, ist die Gleiche. Eine gelbe Frucht mit blauen Streifen und roten Punkten. Manche von uns haben sie erst hier auf dieser Insel gegessen manche direkt auf der Herkunftsinsel. Ich bin so ziemlich jeder Tierart schon einmal begegnet. Letzten Monat hab ich beinahe einen Igelwandler gefressen. Vor einem Jahr war es ein Hasenwandler und da davor ein Mauswandler. Die Frucht gibt dir lediglich die Fähigkeit dich zu wandeln. Und zwar in die tierische Gestalt die dir und deinem Charakter am nächsten ist. Bei mir ist es der Habichtkauz, bei euch der Tiger. Mein Freund Niko ist ein Delfin. Und unsere Tochter ist ein Fuchs und unsere Tochter ein Streifenhörnchen. Du siehst also, dass der Gestalt keine Grenzen gesetzt sind. Es ist nur entscheidend welchem Tier du vom Verhalten und Charakter her am nächsten kommst. Lass mich raten, du schläfst gerne und viel. Und das so ziemlich überall. Du isst viel Fleisch und bist relativ launisch. Kälte und Hitze machen dir wenig aus. Wenn du das Tier, in das du dich wandelst nicht magst, heißt dass, du magst dich selbst nicht. Die Frucht verstärkt sozusagen nur das, was ohnehin schon in dir steckt. Und wenn du akzeptierst was du jetzt bist, denn es ist nicht rückgängig zu machen, kannst du dich zu allen Tages- und Nachtzeiten wandeln und dass egal wie lang und wie oft. So wie du es gerade bei mir gesehen hast. James und Miranda können das im Übrigen auch, aber sie wandeln sich über den Tag in ihre Tiere für Kato. Unser Nachwuchs ist zwar auch mit dieser Gabe gesegnet, aber es ist nicht von den Eltern abhängig in welches Tier sie sich wandeln können. Nur die ersten 7 Jahre ihres Lebens sind sie von der gleichen Art wie ihre Mutter. Das einzige Problem ist, dass man stirbt, wenn man sich nicht mit seinem Tier arrangiert. Denn sonst fängt der Körper an, gegen sich selbst zu arbeiten. Das heißt, wenn du dich verwandelst hast du Schmerzen und dein Körper versucht mit aller Macht die Verwandlung zu verhindern. Aber es ist nicht an deinem Körper zu entscheiden ob du sich verwandelst oder nicht. Du entscheidest. Dafür musst du nur akzeptieren was du bist und natürlich etwas Übung.“ Nach diesen Ausführungen bleibt es für eine halbe Ewigkeit still, in der ich das gerade gehörte überdenke und sacken lasse. „Das heißt, der Tiger bin ich. Und ich wäre kein Tiger, wenn ich nicht ich wäre?“ frage ich nach, worauf ich ein zustimmendes Nicken von James bekomme. In meinem Kopf arbeitet es. Die Gedanken überschlagen sich förmlich und es beginnt eine Akzeptanz einzusetzten, die sich auf meine Situation bezieht. „Sagen wir mal, dass ich akzeptieren kann, was ich jetzt bin... Wie lange würde es dauern, bis ich mich verwandeln kann wann ich will?“ frage ich nach, als sich ein Gedanke wie eine Zecke in meinem Kopf festsaugt und nicht mehr los zu lassen gedenkt. „Das kommt darauf an, wie gut du bist und wie schnell du lernst.“ sagt Miranda mit einem fragenden Gesichtsausdruck. Ich nicke gedankenverloren, bedanke mich und verabschiede mich von Tikki. Dann stehe ich auf und lasse die Drei etwas verdutzt zurück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)