Schicksalsfäden von Nakuj (Jeder verdient eine zweite Chance (Uchiha-center)) ================================================================================ Kapitel 12: Steter Tropfen höhlt den Stein ------------------------------------------ Eine innere Unruhe hatte sie vor einiger Zeit befallen. Es war nicht so, dass es eine große Überraschung dargestellt hatte, dieses Gefühl, dieses Unwohlsein, nicht so, dass sie es nicht erwartet hätte. Sie machte sich einfach Sorgen. Was auch sonst? Sie befanden sich immerhin im Krieg. Und nicht nur irgendeinem Krieg, sondern einem, der die Zukunft der gesamten Welt beeinflussen würde, bei dem sie alles auf eine Karte setzten – setzen mussten! – und doch war es einfach anders als das Gefühl, das sie eigentlich verspüren sollte. Es war seltsam, auf eine bestimmte Art und Weise bedrückend, anders als ein bloßes Unwohlsein. Es war … mehr. Sie konnte es nicht richtig beschreiben, doch kam es ihr irgendwie dichter vor, durchdringender, stärker. Und es hatte, so wie immer, mit einer ganz bestimmten Person zu tun. Seufzend strich Sakura sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die sich aus ihrem Pferdeschwanz gelöst hatte. Sie durfte sich nicht so leicht ablenken lassen. Der Mann, der da unter ihren Händen lag, auf sie vertraute und darauf, dass sie ihm helfen würde, die anderen, die dort draußen kämpften, um das zu beschützen, was sie Heimat nannten, für ihre Art zu leben; sie alle taten, was in ihrer Macht stand, um Mardara aufzuhalten und das war es, wofür auch sie kämpfen musste – wenn auch auf anderem Weg. Erneut konzentrierte sie sich, ließ Chakra in ihre Handflächen gleiten und fuhr mit der Behandlung fort. Das Gefühl jedoch blieb und wurde stärker mit jeder weiteren Sekunde, die sie in diesem Zelt verbrachte, hier, inmitten des Kriegsgebiets, fern von ihm. Hier, wo sie ihm nicht helfen konnte. Wobei auch immer. Er würde ihre Anwesenheit sowieso nicht wollen, geschweige denn tolerieren; weil sie ihm egal war, schon immer gewesen war … und immer sein würde. Ja, sie hatte es sich eingestanden, es akzeptiert oder es zumindest versucht. Ändern tat es nichts. Und vielleicht, nur vielleicht, würde sie ihm gerade dadurch helfen können. Einfach, weil sie, trotz allem, immer noch zu ihm hielt. Und wenn nicht, würde es auch keinen Unterschied machen, nicht für sie. Einfach, weil sie sich dann zumindest nicht vorwerfen konnte, es nicht versucht zu haben. Ein Tropfen, beständig, unaufhörlich, immer präsent und doch nichts weiter als Wasser, das auf Gestein traf, immer und immer wieder, stoisch und einem ganz bestimmten Metrum folgend. Seltsam laut hallte es in dieser großen Leere, dieser penetranten Einsamkeit, die beinahe schon dröhnend auf seine Ohren wirkte und wurde von der Stille verstärkt. Manchmal fragte Sasuke sich, woher es eigentlich kam, dieses Geräusch, warum es nicht stoppte, sich ihm auch weiterhin aufdrängte. Seit mehreren Tagen war er nun wieder wach. Er konnte nicht wirklich einschätzen, ob es nun wirklich Tage waren oder nicht sogar schon Wochen. Er war nicht länger in der Höhle, die ihm als Unterschlupf gedient hatte, auch nicht länger in diesem seltsamen Wald. Es überraschte ihn nicht, nicht im geringsten. Er würde sogar so weit gehen, zu behaupten, dass, sollte es tatsächlich anders gekommen sein, es weit seltsamer gewesen wäre, besorgniserregend angesichts der Tatsache, dass es sich um nichts weiter als ein höchst komplexes und mächtiges Genjutsu gehandelt hatte. Seufzend legte er die Hand auf seine Stirn. Eigentlich hätte er es wissen müssen oder zumindest ahnen. Als er zum Kind geworden war, da hatte dieser Gedanke augenblicklich sein Denken ausgefüllt, auf ihn eingeschrien, aber nicht in diesem Wald. Warum bloß? Das Gestein war kalt, aber eigentlich hatte er sich schon daran gewöhnt. Die Nässe war es vielmehr, die ihm zu schaffen machte. Sie zog ihm auch das letzte bisschen Wärme aus den Knochen, ließ ihn innerlich gefrieren oder zumindest das, was nicht schon längst zu Eis erstarrt war. Man hätte sich vielleicht fragen können, warum er nicht nach draußen ging. Nun, die Antwort war einfach. Er konnte nicht. Es gab keinen Ausgang. Rund um ihn herum befand sich Fels. Er fragte sich, woher die Luft kam, die er atmete und das Licht, das ihm erlaubte, zu sehen. Aus irgendeinem Grund war er nicht in der Lage, sein Chakra zu konzentrieren. Es war, als hätte er keine Kontrolle darüber. Selbst unter extremer Anstrengung konnte er höchstens ein winziges bisschen sammeln, doch das würde nicht reichen, um auch nur die simpelsten Jutsus auszuführen. Als wenn das nicht schon schlimm genug gewesen wäre, war auch noch sein Kusanagi, das in der Lage war, absolut alles zu zerschneiden, wie von Erdboden verschluckt. Irgendjemand musste es ihm abgenommen haben. Sein Magen rumorte. Er müsste bald etwas essen und trinken, ansonsten würde er nicht in der Lage sein, einen Fluchtversuch zu starten. Natürlich hatte er sich bereits die unterschiedlichsten Gedanken gemacht, nur schien es, als würden sämtliche Ansätze im Sand versiegen, solange sich nicht jemand zu ihm bemühte. Er versuchte zu schlucken, was kläglich misslang. Wo war er hier nur hineingeraten? Plötzlich begann der Boden zu Beben. Innerhalb von Sekunden war er auf den Beinen und versuchte, das Gleichgewicht zu halten. Kleine Gesteinsbrocken fielen herab, das Tropfen des Wassers verschwand, ging unter in dem Lärm, der ihn nun umgab. Hektisch blickte Sasuke um sich, suchte nach einem Ausweg, doch da hörte es auch schon wieder auf und es wurde von einen Moment auf den anderen beängstigend ruhig um ihn. Perplex starrte Sasuke auf die Felswand, die sich ihm gegenüber befand, besser gesagt befunden hatte. Sie war einfach verschwunden. „Was zum –“ Doch da durchbrachen Schritte die gerade erst wieder eingetretene Stille. Eine Person trat in sein Blickfeld. Sasukes Augen verengten sich, als er sah, wer da vor ihm stand. Diese Sharingan, umrahmt von langen dunklen Wimpern... „Du?“ Obwohl er es als Frage formulierte, was er eigentlich nicht überrascht. Der Grund, weswegen er es dennoch gerade auf diese Weise sagte, war nicht etwa die Person als solche, die nun vor ihm stand und für all das, seine jetzige Situation, die Geschehnisse der letzten Tage, verantwortlich war. Viel mehr war es die Identität, die offensichtliche Herkunft der Person, die ihn dazu bewegte; diese Augen, die ihm da so leuchtend rot, unheilvoll und doch so vertraut entgegen leuchteten und somit der eindeutige Beweis dafür waren, dass er all die Zeit über belogen worden war – und das nicht zum ersten Mal. Sein Gegenüber verzog amüsiert die Mundwinkel, beinahe schon spöttisch wirkte es und ließ die Wut in seinem Inneren aufwallen. „Schön, dich wiederzusehen, Sasuke.“ Und das war der Moment, der das Fass endgültig zum Überlaufen brachte.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)