Schicksalsfäden von Nakuj (Jeder verdient eine zweite Chance (Uchiha-center)) ================================================================================ Kapitel 2: Verspiegelt ---------------------- Wasser tropfte von seinem Kinn, den Haaren, der Nasenspitze. In gleichmäßigem, ja beinahe schon routiniertem Rhythmus fiel es zu Boden. Die einzelnen Tropfen konnten gar nicht anders, die Schwerkraft ließ es nicht zu. Egal was man tat, früher oder später würden sie sich diesem Naturgesetz beugen müssen. Irgendwie waren sie genauso wie er selbst. Auch er hatte nie eine wirkliche Wahl gehabt. Mit kaltem, aber doch leicht resigniertem Blick betrachtete Sasuke sein Spiegelbild. Er war aufgestanden und beinahe völlig unbewusst in Richtung Bad getrottet, wo er sich erst einmal eine Ladung kaltes Wasser ins Gesicht gespritzt hatte, um wieder etwas wacher zu werden. Es gefiel ihm nicht, dass die Nacht so schnell an ihm vorbeigezogen war. Nun blickte er auf die Reflexion des Spiegels, gewissermaßen auf sich selbst und dann doch wieder nicht, und fand sich tatsächlich seinem jüngeren, etwa sieben Jahre alten Ich gegenüber. Er war wieder zum Kind geworden. Eine paradoxe Situation und doch hatte sie etwas seltsam Vertrautes. In seiner Kindheit hatte er oft in diese Fläche geschaut, auch wenn er es nicht wirklich bemerkt hatte. Jeder Mensch sah sich, egal ob in einer Glasscheibe, einem Spiegel oder sonst wo und das mehrmals täglich. Sasuke hatte das schon lange nicht mehr. Es war einfach nicht wichtig gewesen. Seine Rache wog mehr als alles andere, weswegen er unnötige, banale Dinge zur Seite geschoben hatte - allem voran sein eigenes Wohlbefinden, zu dem auch sein äußeres Erscheinungsbild zählte. Demnach wäre es vermutlich noch seltsamer gewesen, in seinem älteren, richtigeren Ich, hier, vor diesem Spiegel, zu stehen. Noch seltsamer als dieser kleine, irgendwie verstört wirkende Junge, der ihn da mit viel zu kalten Augen ansah. Trotz des überdeutlichen Unterschieds zu seinem eigentlichen Selbst konnte er Augenringe, viel zu blasse Haut und Narben erkennen, die er in früherer Zeit nicht gehabt hatte. Er schloss daraus, dass er geschrumpft sein musste und er nicht, wie zuerst vermutet, in seinem Kinderkörper aufgewacht war. Er wusste nicht, was er davon halten sollte. Weiterhin besah er sein Spiegelbild. Auch, wenn es ihm mehr oder weniger egal war, so wunderte er sich doch darüber, dass er ziemlich fertig und mitgenommen aussah. Er hatte in letzter Zeit auch etwas abgenommen, was aufgrund der zurückliegenden Ereignisse wohl nicht allzu verwunderlich war. All die Kämpfe, die er ausgetragen hatte, trugen nicht gerade zu seiner Gesundheit bei, weder der körperlichen noch der geistigen. Er fühlte sich fehl am Platz, hatte das Gefühl, nicht hierher zu gehören, zumindest nicht mehr. Mit einem lautlosen Seufzen verließ er das Bad. Er war auf dem Weg zurück in sein Kinderzimmer, als ihm auffiel, dass er eigentlich gar nicht dort hin wollte. Zu viel Schmerz, in Form von Erinnerungen, wartete dort auf ihn. Er blieb stehen. Das ganze Haus war voll davon. In jeder Ritze und jeder Ecke waren sie, Bilder aus vergangenen Zeiten, lauerten, warteten darauf, ihn in die Knie zwingen zu können. Doch das würde er nicht zulassen. Schon in der Nacht war er kurzzeitig überwältigt worden. Noch einmal würde ihm das nicht passieren. Er war ein Uchiha und hatte sich auch als solcher zu verhalten und sich diesem Namen als würdig zu erweisen. Nun wieder sicheren Schrittes ging er diesmal wirklich wieder in sein ehemaliges Zimmer. Kaum dort angekommen, ließ er sich im Schneidersitz auf seinem Bett nieder. Er wollte ein wenig meditieren. Vielleicht würde ihm ja so eine Erklärung in den Sinn kommen. Seine Gedanken schienen ihm allerdings einen Strich durch die Rechnung machen zu wollen. Erst hatte er versucht, sie gewaltsam zu unterdrücken, als das jedoch fehlgeschlagen war, resignierte er und ließ ihnen ihren Lauf. Er war in Konoha, was ihm ganz und gar nicht passte. Früher oder später würde man ihn finden, auch wenn er nicht glaubte, dass irgendein Mensch heute noch freiwillig das Uchihaviertel betreten würde. Selbst er musste hie und da etwas essen und dafür logischerweise das Haus verlassen, da er ja seit nunmehr fast zehn Jahren nicht mehr hier gelebt hatte. Fliehen konnte er nicht, zumindest noch nicht, da er zuerst wissen wollte, wie er überhaupt hierhergekommen war. Außerdem würde er als kleiner Knirps bestimmt nicht lange außerhalb der Stadtmauern überleben. Noch immer war es befremdlich, in einem Kinderkörper herumzulaufen, war er doch mindestens einen Meter kleiner als sonst. Wie viel von seinen kämpferischen Fähigkeiten er bei seinem „Schrumpfen“ eingebüßt hatte, blieb ebenfalls unbekannt. Und was war mit Madara? Würde er ihn suchen kommen oder war er es vielleicht, der für das hier verantwortlich war? Fragen über Fragen und nicht die geringste Antwort. Wieder etwas, das er hasste. Er mochte eben nur wenige Dinge. In diesem Moment konnte er hören, wie sich einige Leute dem Gebäude näherten. War er etwa schon entdeckt worden? Innerhalb von Sekunden hatte er sich einen Plan zurechtgelegt. Die Schritte waren zu laut, als dass die Personen mit ihm rechnen konnten. Wäre dies der Fall gewesen, so hätten sie sich anders bewegt. Er hätte sie vermutlich gar nicht bemerkt, wenn sie es wirklich darauf angelegt hätten. Vielleicht war es ein reiner Routinerundgang, um diverse Schäden zu besehen. Oder etwa gar eine Putzkolonne? Auch wenn ihn das sehr wundern würde, so fragte er sich doch, was mit all dem Staub, der sich während seiner Abwesenheit angesammelt haben musste, passiert war. Wie auch immer es sein sollte, er befand sich im Vorteil. Zwar hatte er nach wie vor keine Ahnung, wie viel oder wohl eher wenig er im Moment ausrichten konnte, aber es gab immer noch etwas, das er ihnen voraus hatte. Nämlich: Sein Sharingan. Damit würde er sie ohne Probleme überwältigen können. Leise schlich er sich die Treppen hinab in Richtung Tür. Seine „Gäste“ konnte er bereits nahe dieser, auf dem Kiesweg vor dem Haus, an dem typischen Knirschen wahrnehmen. Sasuke wurde klar, dass er weder Kunai noch sonstige Waffen, auch nicht sein Kuzanagi, bei sich trug. Er würde den Kampf einzig und allein mit seinen Augen austragen müssen, da er sich nicht auf sein Ninjutsu verlassen wollte. Wer wusste schon, wie viel Chakraverlust dieser Körper verkraften konnte? Er würde auch ohne mit seinen Gegnern fertig werden. Kaum hatte er sich im Eingangsbereich postiert, konnte er hören, wie ein Schlüssel in das Schloss gesteckt wurde. Einen Augenblick lang fragte Sasuke sich, woher sie diesen wohl hätten, als die Türklinke auch schon heruntergedrückt wurde. Er war gerade dabei, seine Sharingan zu aktivieren, als die erste Person das Haus betrat. Schon wollte er sie zu seinem Mangekiō ausweiten, doch da erkannte er, wer da hereingekommen war. Sein Mund stand offen und seine Augen weiteten sich merklich, sein ganzer Körper wirkte wie erstarrt. Der Mann ihm gegenüber schien ihn noch nicht bemerkt zu haben, was kein Wunder war, da er vermutlich nicht mit ihm rechnete. Sasuke brauchte mehrere Versuche, bis es ihm gelang zu sprechen und doch war es nur ein Hauch, als er das Wort endlich über die Lippen brachte: „V– Vater?“ Da drehte sich dieser auch schon in seine Richtung und Sasuke konnte deutlich sehen, wie die Fugakus Augen sich weiteten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)