Schicksalsfäden von Nakuj (Jeder verdient eine zweite Chance (Uchiha-center)) ================================================================================ Kapitel 1: Teil I: Anfangen --------------------------- Noch bevor er die Augen öffnete, wusste er, dass etwas anders war als sonst. Er war nicht in der Lage, es zu benennen, in eine Schublade zu stecken und doch war es unverkennbar. Nur, was konnte es sein? Die Rädchen in seinem Kopf begannen wie wild zu rotieren, die einzelnen Zähne griffen ineinander, versuchten krampfhaft seinem noch müden Hirn eine Antwort zu entlocken. Doch: Pustekuchen. Mit einem lautlosen Seufzen strich Sasuke sich durch seine, wie er fand, mittlerweile viel zu langen Haare, nur um seinen Arm daraufhin wieder fallen zu lassen. Alles deutete darauf hin, dass es noch mitten in der Nacht war. Es war schlichtweg zu ruhig, als dass er sich in dieser Hinsicht irren könnte. Dieser Tag mutete wirklich großartig an und dabei hatte er, mit großer Wahrscheinlichkeit, gerade erst angefangen. Langsam brachte er seinen Oberkörper in eine aufrechte Position. Es war an der Zeit, dem seltsamen Gefühl auf den Grund zu gehen. Mit diesem Gedanken öffnete er schließlich seine Augen und sah … Schwarz. Wie? Ein wenig verdattert blickte er auf eine dunkle wabernde Masse. Sasuke blinzelte ein paar Mal, doch schien das irgendwie so gar nichts an seiner derzeitigen Situation verändern zu wollen. Langsam bekam der Schwarzhaarige es mit der Angst zu tun. Sollte er auf einmal blind geworden sein? Ein wenig zu rasch streckte er die rechte Hand zu seinen Augen aus und spürte einen Verband. Jetzt verstand er gar nichts mehr. Was war noch mal am Vortag passiert? Da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen und er hatte auch schon das dringende Bedürfnis, sich mit der Hand gegen die Stirn zu schlagen – was er selbstverständlich nicht tat. Madara hatte ihm doch erst … gestern, so sicher war er sich da nicht, die Sharingan seines Bruders implantiert! Auf einmal durchfuhr ein Gefühl der Vorfreude seinen Körper, schoss durch seine Adern wie pures Adrenalin, das sich den Weg durch seine Adern bahnte. Er verzog die Mundwinkel zu einem kaum erkenntlichen Grinsen, als er ungeduldig den Verband entfernte und achtlos beiseite warf. Noch bevor dieser den Boden berühren konnte, hatte Sasuke sein ewiges Mangekyō Sharingan aktiviert. Die Pupillen verformten sich, nahmen zum ersten Mal diese Form an, die so gefürchtet wurde und ihrem Träger eine beinahe unendlich große Macht verlieh. Doch ehe Sasuke sich ihrer erfreuen konnte, erstarrte er komplett. Er war nicht sicher, ob sich hier jemand einen Scherz mit ihm erlaubte oder ob er nun vielleicht endgültig den Verstand verloren hatte, aber er wusste, dass das Gefühl, das ihn erst kurze Zeit zuvor geweckt hatte, keineswegs ohne Grund aufgetaucht war. Mit seinen Augen konnte er, wie jeder andere Uchiha auch, sehen, was sich in der Dunkelheit der Nacht verbarg. Dies war eine nützliche Fähigkeit, die ihn bereits mehr als einmal vor dem sicheren Tod bewahrt hatte. Doch das, was er nun sah, verwirrte ihn viel mehr, als dass es Klarheit schaffte. Eine ungewohnte Situation, aber das war nun wirklich nicht von Belang, zumindest nicht in diesem Moment. Sasukes Mund klappte auf, was ebenfalls nicht alltäglich war, während er sich dem Bett, in dem er nun schon die ganze Zeit lag, bewusst wurde. Es war sein Bett, genauso wie das Nachtkästchen mit Lampe neben ihm oder auch der hölzerne Schreibtisch vor dem Fenster zu seiner Linken Seins war. Er befand sich tatsächlich in seinem alten Kinderzimmer! Immer noch unfähig zu reagieren ließ Sasuke seinen Blick wandern. Über den sich ihm gegenüber befindlichen dunkelgrünen Kleiderschrank mit den Bildern darauf, die er als kleiner Junge gemalt und voller Stolz seinem Bruder gezeigt hatte, über die Tür, die er einmal wutentbrannt mit einigen Kunai malträtiert hatte, … Es gab so viele Geschichten in diesem Zimmer, Geschichten an glücklichere Zeiten, dass es Sasuke im Herzen schmerzte. Noch immer war er geschockt und verwirrt, aber zumindest war er mittlerweile wieder dazu in der Lage, seine kalte Mine aufzusetzen und nachzudenken. Beinahe unbewusst deaktivierte er seine Sharingan, um Chakra zu sparen und richtete den Blick auf seine Hände, die er in der Dunkelheit der Nacht gerade noch erkennen konnte. Sie hatten sich ohne sein Zutun in die Bettdecke gekrallt. Erneut musste er stutzen. Seit wann waren die bitte so klein? Ungläubig starrte er sie an, so als würden sie ihm die Antwort verraten, wenn er das nur lange genug täte. Sie waren wirklich kleiner geworden und auch irgendwie … zierlicher. Da fiel ihm noch etwas auf. Die Wölbung der Bettdecke, unter der sich seine Beine verbargen, war beängstigend kurz. Mit einem Ruck zog Sasuke jene beiseite und musste etwas feststellen, das seine Nackenhaare dazu veranlasste, sich aufzustellen. Sein ganzer Körper schien geschrumpft zu sein! Seine Hände begannen sein Gesicht abzutasten und konnten, neben dem entsetzten Ausdruck, den er ganz bewusst ausblendete, weichere Konturen, schmalere Lippen und irgendwie auch größere Augen unter seinen viel zu kleinen Fingern spüren. Sollte er … wieder ein Kind geworden sein? Gedankenfetzen flogen in Sasukes Kopf herum, sodass er diese erst einmal ordnen musste, bevor er versuchen konnte, eine logische Erklärung für all das zu finden. Er atmete einmal tief durch. Da er allein war, würde niemand etwas von seiner Schwäche mitbekommen, warum also den Starken spielen? In einer solchen Situation hatte er verdammt nochmal das Recht dazu. Er konnte sein Herz in schnellem Rhythmus gegen seine Brust schlagen hören. Erst nach einigen Minuten pumpte es wieder in einer zumindest annähernd normalen Geschwindigkeit. Nun wieder deutlich ruhiger, aber immer noch alles andere als entspannt, begann Sasuke nachzudenken. Sein Chakra floss in den gewohnten Bahnen, weswegen er sich sicher sein konnte, nicht unter dem Einfluss eines Genjutsus zu stehen. Diese Wahrscheinlichkeit war zwar von vornherein nur sehr gering gewesen, aber immer noch das Verständlichste und vor allem am realistischsten. Wie sonst waren all diese Dinge zu erklären? So ungern Sasuke es auch zugab, er wusste nicht mehr weiter. Ehe er sich diesem Gedanken erwehren konnte, begann ein ziemlich … kindischer Wunsch in ihm aufzukeimen. Er wünschte, sein großer Bruder wäre bei ihm, wünschte, er würde ihm sagen, was er tun sollte, so wie er es schon immer getan hatte. Itachi hatte immer gewusst, was zu tun war, egal, was denn nun eigentlich zu tun gewesen war. Itachi war perfekt gewesen. Aber nun war er tot, gestorben durch seine eigene, Sasukes, Hand und daran konnte er nichts ändern, auch wenn es ihm bei dem Gedanken die Kehle zuschnürte. Wenn es etwas gab, das er mehr als alles andere hasste, ja sogar noch mehr als diese Bastarde aus Konoha, dann war es diese Hilflosigkeit. Er hasste es, wenn er alleine nicht mehr weiterkam, wenn er andere dazu brauchte. Er hasste Momente wie diese. Damit war er tief in seiner Gedankenwelt versunken. So tief, dass er nicht merkte, wie die Nacht sich langsam dem Ende zuneigte und einem neuen Morgen Platz machte. Erst, als ein paar Sonnenstrahlen ihn blendeten, erwachte er aus seinen Grübeleien. Es war ein Tag, von dem er nicht wusste, wie er ihn beginnen, geschweige denn beenden sollte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)