Night of the Hunter von Vidora ================================================================================ Prolog: Agentur Sieben ---------------------- Joe musste ihm die falsche Adresse gegeben haben. Stirnrunzelnd betrachtete Yuki das kleine Infoschild neben der Bürotür, vor der er stand. Event-Agentur Sieben - Wir organisieren alles. Wirklich alles. Es war weniger die seltsame Formulierung, die ihn stutzen ließ, als viel mehr die Tatsache, dass er kein Interesse an einem Event hatte. Hatte Joe sich einen Scherz mit ihm erlaubt? Das sah ihm eigentlich nicht ähnlich. Vor allem nicht in so einer ernsten Lage. Er zog die Notiz aus seiner Hosentasche. Die Adresse war richtig. Nachdenklich kratzte er sich am Kinn. Joe musste sich verschrieben haben. Vielleicht hatte er von dieser Agentur seine Hochzeit ausrichten lassen und dann die Einträge vertauscht. Yuki schüttelte den Kopf. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und ein junger Mann mit blondem Haar kam zum Vorschein. Er stemmte die Hände in die Hüften. “Wollen Sie hier Draußen Wurzeln schlagen? Immer rein in die gute Stube!”, rief er und packte unvermittelt Yukis Arm. Völlig perplex ließ er sich hinterherziehen und stolperte in das Büro der Event-Agentur. “Es gibt was zu tun, Leute!” Der Blonde lachte und ließ ihn los, um sich auf die Kante eines großen Schreibtisches zu setzen. Yuki rieb sich den Arm. Aus einer Seitentür kam eine junge Frau, die sofort Yukis Blick auf sich zog. Ihre Haare hatten einen so unnatürlichen Farbton, dass er nicht anders konnte, als sie anzustarren. Sie stellte ein Tablett mit zwei Tassen dampfenden Tees auf den Schreibtisch, warf ihm ein freundliches Lächeln zu und verschwand wieder. “Ich wollte eigentlich-”, begann Yuki, vergaß aber im selben Moment, was er hatte sagen wollen. Er zog eine Grimasse und griff sich an die Schläfe. Ein Blackout? Das war ihm ja noch nie passiert. Diese Sache musste ihn ziemlich mitgenommen haben. “Willkommen in unserer bescheidenen Agentur.” Wieder hatte sich die Tür geöffnet und ein Mann, dessen Alter sich unmöglich schätzen ließ, betrat den Raum. Er trug einen schwarzen, sehr teuer aussehenden Anzug und eine riesige, verspiegelte Sonnenbrille. Alles an ihm wirkte sehr akkurat, bis auf die etwas zu langen, silbergrauen Haare. Er ließ sich hinter dem Schreibtisch auf dem Drehstuhl nieder. “Nehmen Sie eine Tasse Tee und setzen Sie sich.” Der Mann deutete auf einen Stuhl und nahm sich dann selbst eine der Tassen. Yuki war noch immer ein wenig irritiert. Hatte man ihn erwartet? Unruhig schaute er sich in dem Raum um. Grauer Teppich, weiße Wände, antik wirkende Schränke. Es gab keine Broschüren, keine Deko, nicht einmal Zimmerpflanzen. Irgendetwas stimmte hier nicht. Er fühlte sich unwohl und beobachtet. Letzteres lag sicherlich daran, dass man ihn tatsächlich ansah. Aber das war nicht alles. Dieser Raum war falsch, diese Leute waren falsch. Das spürte er einfach. Nervös kratzte er sich am Kinn und wollte sich umdrehen, um zu gehen. Stattdessen ging er auf den Schreibtisch zu, nahm sich die andere Teetasse und setzte sich auf den Stuhl. “So ist es recht”, sagte der Mann mit der Sonnenbrille und lächelte freundlich. Seine Stimme war so angenehm und ruhig, dass ein wenig des unangenehmen Gefühls von Yuki abfiel. Der Blonde lachte in sich hinein. Yuki hob eine Augenbraue. Was wurde hier gespielt? Befand er sich in einer dieser “Versteckte Kamera”-Shows? Suchend blickte er sich um. Die Tasse rutschte ihm beinahe aus der Hand, als er den Mann in der linken hinteren Zimmerecke entdeckte. Hatte er die ganze Zeit dort gestanden? Sein Blick ließ einen kühlen Schauer an seinem Rücken hinabhuschen. So kalt und gleichzeitig tiefgehend, so etwas hatte er noch nie erlebt. Der Kerl lehnte dort mit verschränkten Armen, völlig bewegungslos und starrte ihn an. Ein immer lauter werdendes Lachen holte Yuki zurück in die Wirklichkeit. Der blonde Mann konnte sich kaum noch halten, schlug sich grölend auf die Schenkel. Sein Gesicht war schon ganz rot. Yuki runzelte die Stirn. “Ich glaube, ich bin hier falsch. Wissen Sie, ich wollte eigentlich-” Der Mann mit der Sonnenbrille schüttelte den Kopf. “Sie sind hier genau richtig, glauben Sie mir. Tsugaru Yuki, nicht wahr?” Ungläubig sah Yuki ihn an. “Woher kennen Sie meinen Namen?” Langsam wurde die Sache wirklich unheimlich. Wo war er hier hin geraten? “Wir wären eine schlechte Agentur, wenn wir unsere Quellen verraten würden, oder?” Der Mann lächelte und nahm einen Schluck Tee, bevor er weitersprach. “Sie haben ein Problem und sind hier, damit wir Ihnen helfen, es zu lösen.” Yuki hielt seine eigene Tasse noch immer in der Hand, ohne sie richtig wahrzunehmen. “Ja. Ich meine Nein. Also ich habe ein Problem, aber ich glaube nicht, dass Sie mir helfen können. Ich suche eigentlich keine Event-Agentur.” “Sehen Sie. Und wir sind ‘eigentlich keine Event-Agentur’.” “Aber das steht an der Tür.” “Das ist unsere Tarnung, Yuki. Eigentlich sind wir eine Art Sondereinheit”, meldete sich der Blonde zu Wort, der inzwischen wieder zu Atem gekommen war. Ungläubig blickte Yuki zwischen ihm und dem anderen hin und her. “Sondereinheit?” “Lassen Sie mich uns kurz vorstellen: Ich bin Naruto Uzumaki, aber Sie können mich Naruto nennen, das hier ist unser Boss.” Der Mann mit der Sonnenbrille nickte ihm zu. “Hatake Kakashi.” “Genau, und der da hinten ist Uchiha Sasuke, aber Sie können ihn Sissy nennen.” Naruto hatte es kaum geschafft den Satz zu beenden, als er ohne ersichtlichen Grund von der Tischkante fiel. “Mann! Ich hab’ uns doch nur vorgestellt”, murrte er und rieb sich die Schulter. “Nenn mich nicht Sissy”, zischte der Mann aus der Ecke. “Da die Formalitäten nun erledigt sind, schildern Sie uns doch bitte den Fall, Herr Tsugaru.” Herr Hatake schien völlig unberührt von dem seltsamen Streit seiner Angestellten zu sein. Er hatte sich in dem Stuhl zurückgelehnt. Dank der Sonnenbrille konnte man nicht abschätzen, wohin er schaute. Warum trug er überhaupt eine Sonnenbrille in einem Büro? “Entschuldigen Sie, aber … ich verstehe das Ganze hier nicht. Was meinten Sie mit Sondereinheit?” “Wir sind sozusagen besonders gut im Lösen von Problemen. Meine Mitarbeiter und ich verfügen über spezielle … Kenntnisse, mit denen wir unsere Klienten unterstützen. Die Liste unserer zufriedenen Kunden ist lang und ebenso geheim, jedoch steht ihr Freund Joe auch darauf. Sie können uns vertrauen.” Also hatte Joe ihn tatsächlich genau hierher schicken wollen? Zu diesen Freaks? Zweifelnd betrachtete er Herrn Hatake, dann Naruto, der sich wieder aufgerappelt hatte und letztendlich Herrn Uchiha, der noch immer wie eine Statue in der Ecke stand. “Also gut.” Yuki seufzte. Er musste Joe wohl einfach in seiner Wahl vertrauen. Ein einfaches und vor allem seriöses Detektivbüro wäre ihm allerdings tausendmal lieber gewesen, als diese fragwürdigen Gestalten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)