Oz, der Große und Schreckliche von Suma ================================================================================ Kapitel 1: Gib mir meine Mami wieder....~ ----------------------------------------- Hier und dort mal 'ne Glühbirne für ein paar Bonbons auswechseln, dann mal ein ausgebüchstes Haustier wieder einfangen und dafür ein paar Taler kassieren.. Dies erscheint sehr einfach für einen Dämonen wie mich, doch wie ist es, wenn nun doch mal etwas mehr gefordert wird? Ebendies passierte mir in einer kühlen Frühlingsnacht vergangenen Jahres... Wie sooft streunte ich durch den Park, in dem mein Denkmal unter der großen Eiche stand. Dieses Denkmal in Form einer Statue meines erhabenen Anlitz' hatte man erbaut, um die bösen Geister, die umherschlichen und sich an die Seelen der Menschen hefteten, zu bannen. Zuerst einmal dachten diese dämlichen Menschen doch tatsächlich, dass dies die Geister wirklich fernhalten würde.. und dann schienen sie noch nicht einmal zu wissen, dass ich, Oz, 'der Große und Schreckliche', selbst das Ebenbild des 'Bösen' war. Zumindest war und ist dies noch immer mein Ruf in der Unterwelt. Allerdings begnügte ich mich damit, den Menschen ihre Wünsche zu erfüllen, aber nicht ohne Bezahlung. Ich fordere für jeden Wunsch entsprechende Tribute, die meine Mühe begleichen. Nun ja, wie auch immer.. zurück zu jener Nacht... Wie ich so umher streunte, gefolgt von einigen meiner Tims, vernahm ich unerwartet eine Stimme, die zu einem kleinen verweinten Jungen gehörte, welcher auf meine Statue zu gerannt kam und sich vor sie kniete, als er sie erreicht hatte. „Oooz!“, rief er kindlich, das 'z' eher wie ein 'ch' aussprechend. Natürlich blieb ich sofort stehen und blickte zu ihm, doch erst als er seinen Wunsch aussprach, machte ich Anstalten, ebenso zu meiner Statue zurückzukehren. „Du wünschst also, dass ich deine werte Frau Mama wieder zum Leben erwecke?“ Der Junge nickte und blickte zu mir hoch. Normalerweise wäre ich für Menschen nicht sichtbar. Jenen, die allerdings einen Wunsch an mich richteten, musste ich laut Gesetz erscheinen. Da der Junge so klein war und zu allem Überfluss auch noch kniete, musste ich mich wohl oder übel zu ihm herunter hocken. „Wie ist dein Name, Menschenjunge?“, fragte ich ihn so freundlich wie es mir möglich war, jedoch mit meinem wie immer verzerrten Grinsen. Ängstlich und zunächst zögernd antwortete er mir: „S-sven... Minster..“ Ich musterte ihn und ging gedanklich meine innere 'Datenbank' durch, fand aber keinen 'Eintrag', welcher auf den Jungen hätte zutreffen können. „Dies ist das erste Mal, dass du, Sven Minster, einen Wunsch an mich, Oz, richtest.. liege ich da richtig?“ Klar verständlich nickte Sven und gab ein leises „Ja“ von sich. „Also, warum sollte ich ausgerechnet Deine Mutter wiederbeleben“ „Ich vermisse sie so sehr... ich hab sie doch so lieb!“, antwortete der kleine Mensch augenblicklich auf meine Frage. „Aber auch jeder Andere, der Jemanden, den er liebt, verliert, vermisst ihn sehr.. warum, frage ich dich erneut, soll ich also ausgerechnet DEINE Mutter wieder ins Leben rufen, Sven??“ Meine Stimme wurde drängender, schließlich gab es nicht nur diesen einen Jungen, dessen Wunsch ich erfüllen sollte, sondern noch viele andere. „W-weil... weil ich Dich darum bitte, Oz..! Ich gebe dir auch alles! Alles was ich hab...“, murmelte er nun. „Also würdest du mir auch deine Seele vermachen, im Falle deines Todes?“, ein breites Lächeln spielte auf meinen Lippen; der Junge zögerte, doch dann nickte er. „Meine Seele sollst du haben, doch bitte... bitte, gib mir meine Mami wieder!“ „So soll es geschehen.. Nenne mir ihren Namen und reich mit deine Hände, Sven.“ Gesagt, getan. Als wir uns die Hände reichten, meine natürlich wie gewohnt mitten im Ärmel, schloss ich meine Augen. „Mercedes Evelyn Minster, ich rufe dich“, sprach ich. Normalerweise wäre der übliche 'Zauber' geschehen, doch als ich meine Augen wieder öffnete, umgab uns nicht mal ein Lichtlein oder Wölckchen.. Scharf dachte ich nach, durchsuchte meine Datenbank nach jener Frau und... wurde fündig. „Verzeih, Sven.. doch ich kann deine Mutter nicht wieder erwecken. Auch sie hatte vor einiger Zeit einen Wunsch an mich gerichtet. Im Gegenzug überließ sie mir ihre eigene Seele, folglich befindet sie sich nun in meinem Reich“, versuchte ich dem Kleinen zu erklären, welcher mittlerweile wieder zu weinen begonnen hatte. „Dann bring mich zu ihr... Ich will zu meiner Mami!“, brachte er heulend hervor und verstärkte den Griff um meine Hände. „Du würdest nie wieder zurückkehren können. In meinem Reich seid ihr Menschenseelen zwar so gut wie frei, bis auf ein paar Arbeitsaufgaben, jedoch werdet ihr nie wieder als Reinkarnation auf die Erde zurück können, sondern sitzt bis in alle Ewigkeit, bis zum Untergang meines Reiches, dort fest...“ „Das ist mir egal! Ohne meine Mami kann ich nicht weiterleben. Ich hab doch sonst niemanden...“ Sein Anblick war kläglich; am liebsten hätte ich ihn umarmt oder ihm zumindest ein Schulterklopfen gegeben, doch ich musste zumindest diese eine Maske wahren. Stattdessen erklärte ich ihm, wie es wirklich war. „Du bist im Unrecht, Sven. Es gibt viele Menschen, die für dich da sind. Deine Schwester Ivana, dein Vater, deine Freunde... und sogar, wenn's auch kein Mensch ist, eure Hauskatze Minka. Sie alle würden dich sicher sehr vermissen.. und wenn du jetzt gehst, wäre das der fatalste Fehler, den du machen könntest. Deine Familie leidet sicherlich auch unter dem Verlust und wenn nun auch du von ihnen gehen würdest, würden sie mit Sicherheit all ihren Halt verlieren. Sicher, es ist auch für dich nicht leicht, besonders weil du noch so jung bist.. doch du und die anderen Verbliebenen... Ihr könnt und müsst euch jetzt besonders unterstützen. Alleine mag es schwer sein, doch wenn man zusammenhält und das gemeinsam durchsteht, dann mein Junge.. dann seid ihr stark.“ Scheinbar hatte ich ihm die Sprache verschlafen, denn er sah mich mit großen verweinten Augen und einem weit aufgeklappten Kinnladen an. Nun schien er es endlich begriffen zu haben. Aus all der Trauer hatte er die Liebe, die ihm die vielen Anderen gaben, völlig vergessen. Wie von einer Tarantel gestochen ließ Sven nun meine Hände los, sprang auf und rannte davon.... Es war zwar schade drum, nicht nur um die Zeit die ich eben eingebüßt hatte, sondern auch um das Tribut.. doch nur so konnte ich Mercedes Evelyn Minster's Wunsch erfüllen: >Bitte beschütze meine Familie und stehe ihnen bei...< Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)