The answer to our life von Vienne (Viel Lärm um Nichts...) ================================================================================ Kapitel 8: I want it that way ----------------------------- Die Uhr an der Wand im Wohnzimmer schlug Sekunde um Sekunde. Es war still im Zimmer. Nur ab und an konnte man ein emsiges Tippen auf einer Laptoptatstaur hören. Jemand hatte inzwischen das Licht angemacht, um den Raum ein wenig mehr zu erhellen. Draußen zog die Nacht über Tokio herein. Doch den Sturm interessierte es nicht im Geringsten. Unabdingbar heulte er weiter durch die Straßen der japanischen Hauptstadt. Die Schneedecke wuchs und wuchs. Im Radio wurden alle Bewohner der Stadt dazu aufgefordert, in ihren Häusern zu bleiben. Der Bürgermeister der Stadt rief den Notstand aus und erklärte, dass er aus Sicherheitsgründen auch die städtischen Mitarbeiter der Schneeräumung vom Dienst freigestellt hatte. Sowieso würde es keinen Sinn mehr machen, Benzin und Steuergelder zu verschwenden, solange permanent neuer Schnee fiel und kein Ende in Sicht war. In der Küche von Mamoru klapperte es. Minako und Rei standen zusammen am Spühlbecken und wuschen das benutzte und nun dreckige Geschirr ab. Sie hatten beide eigentlich nicht die geringste Lust dazu. Aber Makoto bestand darauf, dass es die beiden taten. Allein schon deshalb, weil sie ihr kaum beim Kochen geholfen hatten und es sollte schon ausgleichende Gerechtigkeit geben. Minako seufzte laut auf und wischte sich den imaginären Schweiß von ihrer Stirn. “Was ist denn?”, Rei schaute vom Spühlbecken auf, in das sie gerade einen Topf zum kurzen Einweichen gegeben hatte. ”Ich hasse es, abzutrocknen.” ”Macht das sonst immer deine Mutter?” ”Nein. Der Geschirrspüler.” ”Wie praktisch. Wir haben auch einen im Tempel.” ”Mamoru sollte sich ganz dringend einen zulegen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Usagi gerne für ihn das dreckige Geschirr abwaschen wird.”, grinste die Blondine breit und schnappte sich den nächsten Teller zum Polieren. Sie holte wieder Luft und wollte gerade etwas sagen, als ihr Blick zu Rei glitt. Ihre Freundin hatte in ihrer Arbeit inne gehalten und schaute betrübt auf das ebenso trübe Abwaschwasser. “Hey Rei, alles okay?” Die Schwarzhaarige nickte, erwiderte allerdings nicht den Blick von Minako. “Ist es wegen Mamoru? Ich hätte das nicht sagen dürfen, tut mir leid.” “Nein.”, Rei schüttelte den Kopf, “Ist schon okay. Ich muss lernen, damit umzugehen.” ”Verstehe. Wenn du jemanden zum Reden brauchst, ich bin da.” ”Ich weiß.” Minako beobachtete, wie Rei sich abwandte und zur Tür ging. Diese komplett schloss, da sie bis dato nur angelehnt war. Dann ließ sich das Mädchen auf einen Stuhl sinken, der am Küchentisch stand und schaute mit Tränen in den Augen zu ihrer Freundin. “Oh je.”, seufzte Minako und ging zum zweiten Stuhl. Setzte sich Rei gegenüber, “Lass hören.” ”Ich ertrag das nicht. Ich ertrag es nicht, dass sie mit ihm glücklich ist. Monatelang habe ich ihn nach Dates gefragt. Bin mit ihm ausgegangen, um was zu erreichen. Aber nichts passierte. Außer das ich mich bei ihm einharken konnte, war nichts. Ich habe so sehr auf einen Kuss gehofft. Egal wie kurz. Nichts. Nächtelang habe ich hin und her überlegt, wie ich es am besten anstelle. Als ich von dem Kuss zwischen den beiden erfahren habe, war es mir wirklich egal.” ”Wie bitte?” ”Es war mir egal.”, lachte Rei hohl auf, “Auch wenn ich mir sicher war, dass Usagi nicht die Wahrheit sagte, als ich sie auf ihre Gefühle für ihn ansprach. Und dann sagte mir Mamoru ja auch, dass ihn Usagi um Abstand bat. Ich dachte echt, dass das meine Chance wäre. Nur dann hab ich ihren Blick gesehen. Hab seinen Blick gesehen. Als sie sich stritten und sie dann vor mir davon lief, hatte ich zum ersten Mal diesen Herzschmerz.” ”Hast du es dir da schon gedacht? Also was ihre Gefühle für Mamoru angingen?” ”Ja. Ich hab dann ihn angerufen und ihm erzählt, was im Park passiert ist. Er klang ziemlich genervt deswegen, und ich war überrascht, dass er tatsächlich umkehrte.” “Hm, ich hab Usagi ja als letzte von uns Kriegerinnen kennen gelernt. Und ich muss sagen, dass zwischen ihr und Mamoru schon immer eine gewisse Anziehungskraft herrschte. Das fiel mir bei unserem ersten Aufeinandertreffen schon auf.”, Minako starrte vor sich hin, “Und mir fiel es auch bei unseren Kämpfen auf, wenn er als Tuxedo Kamen zur Hilfe eilte. Sobald die beiden nebeneinander waren, war da die gleiche Stimmung. Aber nicht so wie jetzt.” ”Wie jetzt?” “Ja. Die Luft zwischen ihnen ist der Wahnsinn! So intensiv.” ”Aha.” “Ihre Liebe ist sehr innig und sehr vertraut. Als wären sie füreinander bestimmt.” ”Ich hab keine Chance mehr, was?”, Rei grinste schief. ”Nein, ich fürchte nicht. Und es ist egal, was Luna auch immer gegen ihn sagen wird. Usagi wird sich dagegen auflehnen. Sie wird ihre Liebe nicht verraten.” ”Eher uns.” ”Wahrscheinlich.” ”Hm.” ”Vielleicht kannst du es ihr und Mamoru jetzt noch nicht gönnen. Vielleicht brauchst du noch Zeit. Aber glaube mir, auch du wirst jemanden finden. Und dann wird Usagi dir deine Liebe genauso gönnen, wie du eines Tages ihre zu Mamoru.”, die Blondine stand auf und nickte zuversichtlich, “Na los. Räumen wir den Rest auf. Dann können wir auch besser mit Pläne schmieden.” Rei nickte und ließ sich von ihrer Freundin auf die Beine ziehen. Sie fühlte sich jetzt wieder etwas leichter ums Herz. Es hatte gut getan, mit ihr zu reden. Und sie hatte auch Recht gehabt: Eines Tages würde sie es akzeptieren können. Vielleicht nicht heute oder morgen. Aber irgendwann ganz sicherlich. Die Katzen beobachteten Ami aufmerksam, die wie eine Besessene in den Laptop einhämmerte. Daten und Fakten trug sie so zusammen. Mittlerweile hatte sie die Seite der staatlichen Meterologieanstalt gehackt, um den Verlauf des Sturmes besser zu sehen. Woher er kam und wohin er wollte. Aber schnell wurde ihr klar, dass der Sturm kein normaler war. Er wurde nicht von irgendwelchen Winden beeinflusst. Noch von einem Hochdruckgebiet oder dem gegenteiligen Tiefdruckgebiet. Es war ganz eindeutig, dass wohl ihr Feind, das Dark Kingdom dahinter steckte. Um den Laptop herum lagen unzählige Blätter. Alle mit Notizen versehen, die ständig von Makoto, die neben Ami saß, ergänzt wurden. Ab und an markerte sie etwas in Neonfarbe an. So hatten sie dutzende Notizen gesammelt. Doch aus keinem wurden sie wirklich schlau. “Was hatte Usagi gesagt? Wie lange hatte es beim ersten Mal gedauert?” ”Was meinst du?”, Ami schaute Makoto fragend an. “Sie hatte doch erzählt, dass sie eine Pause zwischen durch brauchte, weil sie nicht mehr konnte. Und dann haben sie erst wieder angegriffen.” ”In dem Moment als Tsurara auch einen Schwächemoment hatte.” ”Genau.”, nickte Makoto, “Wie lange waren sie da weg?” “Eine Viertelstunde.” “Wir sind jetzt seit über zwei Stunden hier.”, seufzte Luna und schaute hinauf zur Wanduhr, “Wenn Yukidaruma genau wie Tsurara ist, haben wir schon eine Menge schwacher Momente verpasst.” “Usagi sprach aber auch davon, dass das Monster jetzt viel stärker ist.” “Artemis hat Recht.”, Ami tippte wieder einige Daten in den Laptop, “Ich nehme an, dass sich Yukidaruma schon länger unbemerkt auf der Erde hält. Ohne das wir ihn mitbekommen haben. Und vielleicht war Tsurara auch nur eine Art Vorläufer oder Ableger.” Rei und Minako kamen aus der Küche. Sie hatten den letzten Satz ihrer Freundin mitbekommen. Die Schwarzhaarige stellte heißen Tee auf den Tisch: ”Das Wetter ist seit letzter Woche so seltsam.” “Aber der extreme Sturm ist erst seit gestern Abend.” “Ja schon, Mina. Aber der Wind und die Luft sind sicher schon seit einer Woche so eisig.” “Usagi hat erwähnt, dass sie bei beiden Kämpfen mit dem Atmen Probleme hatte. Beziehungsweise haben wir es vorhin ja selbst erlebt.” ”Du meinst, es schwächt sie stärker als uns?” Die Brünette nickte Rei zu. “Wir brauchen dringend eine Lösung.” Alle Blicken glitten wieder zu Ami, die starr auf ihren Laptop schaute. “Und an was denkst du da?”, Minako blickte sie neugierig an. ”Weiß ich nicht.” ”Was?!”, Unglauben schwankte in den Stimmen der anderen mit, als sie sprachen. “Ich weiß nicht, was wir tun sollen.” ”Wir sollten Usagi fragen, wie sie es das letzte Mal angestellt haben.”, sinnierte Rei, “Schließlich haben es die beiden ja sogar ohne uns geschafft. Und die Vorgehensweise des Dark Kingdom scheint auch immer die gleiche zu sein. Sie lassen das Wetter verrückt spielen und dann manipulieren sie die Luft so, dass Usagi zusammen klappt.” ”Dann fragen wir sie doch einfach.”, Artemis war aufgesprungen, “Wo ist sie denn?” ”Halt.” Der weiße Kater drehte sich zu Luna um und schaute sie, wie auch die Mädchen, fragend an. “Sie ist im Schlafzimmer.” ”Was macht sie denn da? Zum Schlafen ist jetzt nicht wirklich die Zeit.”, Makoto klang empört. “Sie sagte, dass sie müde ist und sich nur kurz ausruhen müsste, um wieder Kraft zu sammeln. Sie sah auch recht blass aus.” ”Oh.” ”Mamoru ist bei ihr.”, Lunas Blick traf den von Rei, “Geben wir ihr Zeit.” Die anderen nickten und setzten sich rund um Ami aufs Sofa und den Boden. Sortierten Notizen. Sie alle wollten Usagi die Zeit geben, die sie brauchte. Denn jede einzelne von ihnen wusste, dass sie deren Hilfe mit Sicherheit brauchen würden. Nur kraftlos wäre sie nicht zu gebrauchen. Egal wie lange es dauern würde, bis sie bereit wäre. Sie alle würden warten. Es war still im Schlafzimmer von Mamoru. Ab und an konnte sie das metallene Klappern der Balkonbrüstung hören, wenn der Wind an ihr zerrte. Einzelne Wörter aus den Gesprächen der Mädchen, die nebenan im Wohnzimmer saßen, drangen von Zeit zu Zeit zu ihnen herüber. Doch sonst herrschte Ruhe. Die kleine Lampe auf der Kommode neben der Tür leuchtete. Aber nur auf niedrigster Stufe durch ihre Dimmer-Funktion. Es war ein warmes Licht, was sie ausstrahlte. Usagi lag auf dem großen Bett. Mit dem Rücken lehnte sie in einem Kissen, dass sie ans Kopfende gelegt hatte. Die Beine hatte sie angezogen und mit ihren Armen umschlungen. Ihr Blick war aus dem Fenster gerichtet. Sie sah, wie die Brüstung wackelte. Es jagte ihr Angst ein, mit welcher Wucht der Sturm durch die Stadt jagte. Und sie wusste nur allzu gut, dass es allein auf das Werk des Dark Kingdom zurück ging. Das Mädchen hoffte, dass ihre schlaue Freundin Ami einen Weg finden würde. Denn sie selbst kannte keinen. Mamoru lehnte an der Fensterscheibe. Auch er schaute sorgenvoll hinaus. Wenn es nach ihm gegangen wäre, wäre er alleine losgezogen, um Yukidarum zu besiegen. Doch er wusste, dass er und auch die anderen Sailorkriegerinnen auf die Hilfe von Usagi angewiesen waren. Und ihm war auch klar, dass sie es dieses Mal nicht so leicht hatten und haben würden, wie bei Tsurara. Der junge Mann erkannte es alleine daran, dass seine Liebste beim jetzigen Kampf viel schneller von ihren Kräften verlassen wurde, als beim letzten Mal. Und das beunruhigte ihn zutiefst. Genau wie der Grund warum sie sich vor den anderen zurückgezogen hatten. Was sie zu ihren Freundinnen gesagt hatte. Er wandte sich vom Fenster und dem Blick nach draußen ab, drehte sich zu Usagi. ”Wie geht es dir?” ”Ich bin müde.”, sie rutschte ein wenig tiefer in die Kissen. “Aber du hast gesagt, dass es dir wieder besser ging.” ”Das dachte ich auch. Aber um ehrlich zu sein, könnte ich jetzt tagelang durchschlafen.” Mit Sorgen in den Augen kam er zu ihr, setzte sich auf die Bettkante. “Schau nicht so. Nur ein paar Minuten Ruhe und es wird schon wieder.” “Hm.”, sanft strich er ihr über die Wange, “Das gefällt mir nicht. Sag mal, kannst du atmen?” ”Hä?” ”Ich meine ohne Beschwerden.” ”Ich muss nicht Husten. Aber...” ”Aber was?” “Es brennt ein wenig in den Lungen.”, sie legte ihre Hand auf ihre Brust und versuchte, in sich hinein zu horchen. “Warum sagst du das jetzt erst?”, Mamoru schaute sie geschockt an. Er kniete sich aufs Bett und über sie. Sah sie eindringlich an. “Weil ich euch alle nicht beunruhigen wollte. Vor allem dich nicht.” “Usako.” “Wir haben jetzt keine Zeit dafür.”, sie schaute ihm direkt in die Augen. Mamoru wusste, was sie damit meinte. Ihn hatte das Gefühl beschlichen, dass die ganze Welt unmittelbar vor einer klimatischen Katastrophe stand. Er hatte nicht den Hauch eines Schimmers, warum er das dachte und fühlte, aber er kam auch nicht umhin, das flaue Gefühl in seinem Magen zu ignorieren. Usagi entging es nicht, dass ihr Gegenüber mit seinen Gedanken woanders war. Sie schaute ihn aufmerksam an. Versuchte in seinem Gesicht etwas zu lesen. Doch er ließ nichts erahnen. Gerade wollte sie sich vorbeugen und ihn mit einem Kuss aus seiner ganz eigenen Welt holen, als sie geschüttelt wurde. Mamoru schreckte auf. Sah zu Usagi: ”Hey, alles okay?” ”Ja.”, ihre Stimme war ein Keuchen. Sie wurde von einem Husten heimgesucht, der sie am ganzen Körper zittern ließ. Er zog sie in seine Arme, strich ihr beruhigend über den Kopf. “Mamo-chan?” Der Genannte senkte besorgt seinen Blick. Ihm entging es nicht, wie sich das Mädchen aus seiner Umarmung zu befreien versuchte. “Mamo-chan. Wir dürfen die anderen nicht in Gefahr bringen.” “Was meinst du?” “Wir müssen es alleine versuchen.” ”Was?”, leicht geschockt über ihren Satz, war Mamoru aufgesprungen. “Wir müssen es alleine versuchen und dürfen die anderen nicht Gefahr bringen.”, nun schwang Usagi die Beine über die Bettkante und stand ebenfalls auf. Langsam und bedächtig lief sie an ihm vorbei und in Richtung Fenster. Lehnte ihre Stirn gegen die kalte Scheibe und malte mit dem Zeigefinger eine der Eisblumen nach. “Alleine versuchen?” ”Ja. So wie wir es bei Tsurara gemacht haben.” ”Das war nur Zufall. Und ich bezweifle, dass du in deinem angeschlagenen Zustand überhaupt die Kraft dazu hättest.” “Wir müssen es versuchen.” ”Nein. Nicht solange du diesen Husten hast.” ”Aber wir können nicht länger warten. Das Wetter wird immer schlimmer. Die Menschen werden bald keine Chance mehr haben. Sie sind jetzt schon ohnmächtig. Wenn ihnen das auf der Straße passiert, werden sie sterben.”, ihre Stimme war verzweifelt, “Wir müssen sie retten.” “Aber nicht um den Preis deiner Gesundheit.” “Wenn du mir nicht dabei hilfst, werde ich es eben alleine tun.” Mamoru wollte etwas sagen. Aber er war nicht in der Lage dazu. Sein Verstand war mehr damit beschäftigt, ihre Worte zu verarbeiten, als neue zu formen und ihm in den Mund zu legen. Wie in Trance ging er zu ihr ans Fenster und mit weit aufgerissenen Augen sah er sie an. Zu seiner eigenen Überraschung erwiderte sie seinen Blick. Lächelte sogar dabei, wobei sie kurz von einem Husten unterbrochen wurde. Der junge Mann sah die Zuversicht in ihrem Blick. ”Usako.” ”Hm?”, sie legte den Kopf schief und lächelte immer noch. “Es war nur Zufall.” ”Nein. Ich glaube daran, dass es das nicht war.” ”Was macht dich so sicher?” ”Keine Ahnung.” Mamoru klappte der Unterkiefer nach unten, was sie zum Lachen brachte. “Du hast keine Ahnung?!” ”Nein. Ich hab aber den Glauben daran.” ”In deinem Zustand werde ich das nicht zulassen.” “Bitte, Mamo-chan.” ”Nein.”, er klang härter, als er es beabsichtigt hatte. “Ist das dein letztes Wort?” ”Ja.” “Dann geh ich alleine.” ”Nein.” “Doch.” ”Du könntest sterben.” ”Wenn ich dafür alle retten könnte, ist es das wert.” ”Usako!” “Mamo-chan, ich muss es tun. Versteh es doch bitte!” ”Nein! Nein, vergiss es! Ich hab mich nicht all die Monate gequält und dir fast jede Nacht den Arsch gerettet, nur damit du jetzt die Heldin spielen und dein Leben wegwerfen kannst. Das mach ich nicht mit!”, Mamorus Blicke hatte sich verfinstert. Doch auch aus Usagis Blick war der Sanftmut und das Verständnis gewichen: ”Mamoru! Wir müssen sie retten. Oder hast du Lust darauf, dass sich das Dark Kingdom der Erde bemächtigt?” ”Nein, natürlich nicht. Aber hast du nicht vorhin vorgeschlagen, dass wir eine gute Taktik brauchen?” “Es dauert aber zu lange. Wir sind keinen Schritt weiter als vor Stunden. Die Menschen sterben uns weg. Wenn Tokio in ihre Hände fällt dann bald ganz Japan. Den Rest kannst du dir sicher selber vorstellen.”, sie war vom Fenster weggetreten und wandte sich zum Gehen. “Was hast du jetzt vor?” ”Was wohl. Ich stelle mich ihnen.” ”Bitte tu das nicht!”, er flehte sie an. “Ich muss es tun. Das weißt du. Zoisite hat vorhin gesagt, dass sie nur auf dich und mich gewartet haben.” ”Ich weiß.” ”Siehst du.” ”Trotzdem bin ich dagegen.” ”Wenn du nicht mitkommst, dann stell ich mich ihnen eben allein. Mir wird schon eine Ausrede wegen dir einfallen.”, sie legte die Hand auf den Türknauf. “Tu es nicht Usako!” Sie schaute zu Boden. Konnte hören, dass er versuchte, die Tränen zu unterdrücken. Aber sie schwankten nur zu deutlich in seiner Stimme mit. “Du bist mein Feuer. Die Frau die ich begehre.” ”Mamoru.”, sie seufzte, “Egal, von was auch immer wir getrennt werden und egal wie groß die Distanz sein wird, sollst du wissen, dass auch du mein Feuer bist.” ”Dann sag mir, warum ich diesen Schmerz im Herzen habe. Sag mir, dass es alles nur ein großes Missverständnis ist. Ich will dich nicht sagen hören, dass du diesen Weg gehen willst.” “Ich werde ihn aber gehen.”, sie drehte den Türknauf und öffnete die Tür, “Es tut mir leid.” Die Mädchen schauten auf, als Usagi im Rahmen der Schlafzimmertüre stand und hinter sich die Türe schloss. Sie versuchten in ihrem Gesicht auszumachen, was im Zimmer nebenan vorgefallen war. Denn sie alle hatten die beiden erhobenen Stimmen gehört, die von ihrer Freundin und Mamoru stammten. Aber sie hatten nicht alles gehört. Nur einzelne Wortfetzen die sie nicht sinnvoll zusammen zu setzen vermochten. “Usagi, ist alles okay?”, Minako schaute besorgt zu ihrer Freundin. “Ja, alles gut.” “Du weinst ja.” “Ach was, Ami. Ich hab nur was im Auge. Ich geh mal kurz vor die Tür. Bin gleich wieder da.”, Usagi wischte sich über ihre Augen und lächelte ihren Freundinnen und den Katzen zu, “Ich hab euch lieb!” Überrascht über ihre letzten Worte, sahen ihre Freundinnen ihr nach. Das Mädchen spürte nur allzu deutlich die Blicke in ihrem Rücken, als sie im Flur in ihre Schuhe schlüpfte und sich in ihren Mantel kuschelte. Die Wollmütze tief ins Gesicht zog. Sie atmete tief ein und aus, als sie die Wohnungstüre öffnete, hinaus in den Hausflur trat. Kaum war die Türe ins Schloss gefallen, wurde die vom Schlafzimmer aufgerissen. Alle Blicken wandten sich Mamoru zu, dessen Gesichtsausdruck nur Unverständnis und Wut zeigte. “Wo ist sie?” Die Mädchen und Katzen waren verwundert über seinen Tonfall. Er klang mehr als nur sauer. “Wo ist Usagi?”, wiederholte er seine Frage, “Wo?” “Sie wollte kurz, ähm, vor die Tür.”, Makoto klang verunsichert. “Was ist denn los bei euch? Erst kommt sie weinend raus und dann du mit einer Laune jenseits von Gut und Böse.” “Das ist uninteressant, Rei. Habt ihr was neues heraus gefunden?” ”Nein. Nur das die Stufe für den nationalen Notstand nochmal erhöht wurde.”, erwiderte Ami kleinlaut, “Und das...” Ein Summen ertönte in der Wohnung und mit einem Schlag wurde es dunkel. Alle Lampen erloschen und auch Amis Laptop, der seinen Strom über den Netzstecker bezog, fuhr binnen einer Minute nach unten. Verwundert sahen sich alle um. Luna und Artemis sahen aus dem Fenster. “Das Stromnetz muss zusammengebrochen sein.”, Luna zeigte mit der Pfote aus dem Fenster, “Seht nur: Selbst die Beleuchtung des Tokyo Tower ist lahm gelegt.” “In der ganzen Stadt ist es stockfinster.”, ergänzte sie Artemis. “Aber wieso?”, Minako schaute fragend in die Runde. Langsam gewöhnten sich ihre aller Augen an die Dunkelheit. “Es ist der Sturm.”, Mamoru klang sachlich, “Bleibt hier.” ”Was? Wo willst du hin?” Sein Blick glitt zu jedem einzelnen Mädchen, bevor er bei Rei zum Stillstand kam, die ihn fragend anblickte. “Ich geh mit Usako.” ”Was? Warum? Wo ist sie?” “Sie macht einen auf Super-Sailor Moon.” ”Was? Meinst du damit, sie will alleine da draußen gegen Yukidaruma kämpfen?”, Amis Stimme war tonlos. “Ja.”, er wandte sich ab und ging in den Flur, um sich nun ebenfalls anzuziehen. Die Mädchen folgten ihm. “Dann kommen wir mit.”, Makoto schaute ihn entschlossen an. “Nein! Das ist eine Sache zwischen mir und Usako und dem Dark Kingdom.” ”Wie bitte? Hör mal, wir sind ein Team. Wir lassen Usagi nicht im Stich.” “Ich weiß, Minako. Aber ihr müsst uns vertrauen. Ich weiß, dass sie einen Plan hat. Auch wenn der ziemlich undurchdacht ist.” ”Habt ihr euch darüber gestritten?” ”Ihr habt uns gehört?” “Nicht richtig. Nur wenn ihr lauter wurdet.”, Ami errötete. “Ja, wir haben darüber diskutiert. Und um ehrlich zu sein, bin ich immer noch dagegen. Sie ist noch angeschlagen und hat nicht ihre volle Macht zur Verfügung. Aber wenn sie diesen Weg gehen will, dann werde ich ihr folgen.” Die Mädchen schauten Mamoru ehrfürchtig an. Beobachteten ihn dabei, wie er seinen Schal um den Hals schlang. “Was sollen wir tun?”, Luna war vor getreten und sah ihn an. Er beugte sich zu ihr herunter: ”Luna, ich weiß, dass du immer noch denkst, ich wäre euer Feind. Ja es stimmt, ich will den Silberkristall. Aber bestimmt nicht um jeden Preis. Wenn ihn Usako zuerst in die Finger bekommt, ist das auch in Ordnung. Vielleicht leiht sie ihn mir ja mal.” “Mamoru.” ”Bleibt bitte hier. In der Küche sind Teelichter in der Schublade links vom Herd. Macht es euch gemütlich. Vielleicht brauchen wir eure Hilfe noch. Ich bin mir nicht sicher. Usako wird sich sicher bei euch melden.” “Wir sollen uns also bereit halten?” ”Ja, Rei. Genau das.”, er öffnet die Wohnungstür, “Ich verlass mich auf euch.” Sie nickte ihm zu. Sahen sein hoffnungsvolles Lächeln. Dann schloss sich erneut die Türe. Die Mädchen gingen geschlossen zurück ins Wohnzimmer. Makoto bog vorher kurz in die Küche ab und holte die Teelichter, von denen Mamoru gesprochen hatte. Zusammen mit den anderen zündeten sie sie an. Viel konnten sie jetzt ohnehin nicht mehr tun. Ohne den Strom waren sie nicht in der Lage, am Laptop zu arbeiten. Ami meinte zwar, dass der Akku noch zur Hälfte geladen war, aber bei der Datenmenge, die sie einzugeben dachte, würde sie vielleicht noch gute zwanzig Minuten arbeiten können. So saßen sie rum, hingen ihren Gedanken nach. “Meint ihr, sie schaffen das?”, Rei war nach einer Weile aufgestanden und mit ihrer Tasse Tee zur Balkontüre gegangen. Vorsichtig nippte sie an ihrer Tasse. Sie hatte kurz vor dem Stromausfall noch einmal Wasser zum Kochen aufgesetzt für den Tee. Nun hatten sie wenigstens noch heißen Tee. “Ich bete dafür.”, seufzte Minako, “Denn wenn sie den Sturm und Yukidaruma nicht besiegen, werden wir alle elendig zugrunde gehen. Mir ist jetzt schon kalt.” ”Kein Wunder. Durch den Stromausfall hat sich auch die Heizung abgeschaltet.”, Rei hielt ihre Hand an den Heizkörper, “Er ist nicht einmal mehr lauwarm.” “Glaubt ihr, das es in Ordnung ist, wenn wir uns Decken zusammen suchen? Also außer diesen hier?” “Warum denn nicht Ami?”, Makoto erhob sich, “Komm, gehen wir welche suchen.” Sie war gerade dabei, ins Schlafzimmer zu gehen, als sie den peinlich berührten Blick von ihren Freundinnen sah. “Was habt ihr denn?” “Es ist sein Schlafzimmer.”, grinste Minako verlegen. “Ja und?” ”Das ist ein sehr intimer Raum, Mako.”, auch Ami errötete. “Oh. Aber Luna war doch auch drin.” ”Ich bin ja auch eine Katze.” ”Und Usagi war auch drin.” “Sie ist ja jetzt auch mit ihm zusammen. Da ist das was anderes, wenn ein Pärchen sich ein Schlafzimmer teilt.” Erstaunt schauten alle zu Rei, die mit den Schultern zuckte: ”Was denn? Ich muss es schließlich irgendwann mal akzeptieren. Oder?” ”Wo soll ich denn sonst noch nach Decken suchen?”, seufzte Makoto und lehnte sich gegen den Türrahmen. “Sie hat ja Recht.” “Danke Artemis. Also, wer hilft suchen?” ”Ich komm mit.”, Minako kam zu ihr, “Ich wollte schon immer mal das Schlafzimmer eines Jungen sehen.” “Mina!” “Sei nicht so eine Spielverderberin, Ami. Er wird es verstehen. Wir brauchen schließlich Decken zum Warmhalten. Mamoru soll es als Pfand dafür sehen, dass wir hier die Stellung halten.” “Genau.”, Makoto zog ihre Freundin mit sich. Die anderen beiden Mädchen und Katzen mussten auch nicht lange warten. Schon nach ein paar Minuten kamen Makoto und Minako mit einer großen Tagesdecke und zwei Steppdecken zurück. Sie legten sie vorerst in eine Ecke. Immerhin hatten sie ja noch die Decken, mit denen sie vorher von Usagi und Mamoru zugedeckt worden waren. Sie alle beschlossen, ihre Wintersachen aus der Garderobe im Flur zu holen. Einschließlich der Stiefel. Sie wollten sich nach und nach dicker anziehen. Je nach dem wie schnell ihnen kalt wurde. Rei und Minako hockten sich aufs Sofa, zwischen ihnen die Katzen. Ami und Makoto saßen vor ihnen. Sie hatten sich beide jeweils ein Sofapolster zwischen Tischkante und Rücken geschoben und lehnten sich dagegen. Jede von ihnen hatte ein Tasse Tee in der Hand. Die Kanne hatte Rei hinter ein Polster gepackt, damit sie warm blieb. “Sie werden es schaffen.”, Makoto schaute auf ihren Tee, “Und wenn nicht, sind wir ja noch da.” ”Mamoru sprach davon, dass Usagi noch nicht wieder richtig bei Kräften ist.”, Luna seufzte leise. “Ich habe sie vorhin husten hören.” “Ja, Mina, ich auch.”, Ami nickte. “Wir müssen den beiden vertrauen. Und wenn sie unsere Hilfe brauchen, werden sie uns rufen.”, Rei blickte aus dem Fenster, “Wenn sie uns rufen, werden wir sie sofort unterstützen. Usagi wird wissen, was sie tut.” ”Laut Mamorus Aussagen wohl eher nicht.” “Würde er nicht an ihren noch so seltsamen Plan glauben, Ami, wäre er ihr nicht gefolgt.” Der Schnee lag nun schon mehr als einen Meter hoch in den Straßen. Usagi hatte Schwierigkeiten voran zu kommen. Was sein Glück war. So musste Mamoru sie nicht allzu lange suchen. Er konnte ihre Anwesenheit fühlen. Sie war bereits verwandelt und augenblicklich tat er es ihr nach. Erneut fehlten ihm jedoch Zylinder und Maske und ihn beschlich die leise Ahnung, dass er die wohl vorm Crown wieder aufsammeln müsste, um wieder vollständig zu sein. “Usako!” Trotz des heulenden Windes hörte Usagi ihn sofort. Drehte sich augenblicklich um und sie lächelte, als er vor ihr stand. “Du kommst doch mit?” ”Ich kann dich doch sowieso keine Sekunde alleine lassen, ohne dass du dich nicht in Schwierigkeiten bringst.”, er hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen. “Danke!” “Welchen Weg du auch immer gehen willst und wirst, den werde ich auch gehen.” “Dann lass uns keine Zeit verlieren.”, nickte sie entschlossen. “Hast du eine Ahnung, wo...” Mamoru konnte nicht weiter sprechen. Von einer Sekunde auf die andere wurde der Wind um sie herum stärker. Erneut wurde der bereits liegende Schnee aufgewirbelt und umgab sie wie eine Wand aus silbernen und glitzernden Eiskristallen. Er zog Usagi in seine Arme, umhüllte sie mit seinem Umhang. Das Mädchen drückte sich fest an ihn. “Ich glaube, sie haben uns gefunden.”, schrie sie gegen den Sturm an. “Ich glaube auch.” Dicht aneinander geschmiegt standen sie da. Die Kristalle wirbelten um sie herum und Usagi versuchte stoßweise die Luft anzuhalten oder nur gedämpft gegen Mamorus Brust zu atmen. “Wie schön, dass wir uns wieder sehen.” Die Stimme die an ihr Ohr drang, war tief. Den höhnischen Unterton konnte man nicht überhören. Langsam hob das Paar den Blick. Zwar wurden sie immer noch vom Schnee umhüllt, doch über ihnen war nichts außer der trübe Wolkenhimmel. Bis jetzt: Denn als sie nur einmal blinzelten,erkannten sie Yukidaruma, der nun um ein zehnfaches seiner ursprünglichen Größe angewachsen war. “Verdammt!”, zischte Mamoru und zog Usagi noch mehr an sich, als mit einem Schlag die Wand verschwand. Die Kristalle fielen klirrenden zu Boden. Yukidaruma erschien in seiner ganzen Größe vor ihnen. In einer der kugeligen Hände warf er einen eben so überdimensionalen Schneeball auf und ab: ”Zeit für eine Schneeballschlacht!” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)