Enrico als Autor von Marron (Die Geschichte hinter Mariahs Freude) ================================================================================ Kapitel 6: Im Krankenhaus ------------------------- Den Weg zum Krankenhaus hatte Johnny nicht wirklich wahrgenommen. Er war leicht hysterisch geworden, als man ihm sagte, er dürfe nicht mitfahren, sondern solle sich von jemand anderem fahren lassen. Da hatten sie ihn doch mitgenommen – um ihm so bald wie möglich eine Beruhigungsspritze zu verpassen. Die war auch nötig gewesen, weil Robert doch tatsächlich versucht hatte, ihn zu beruhigen und dafür hatte er versucht, aufzustehen. Beim Anblick des Blutes war Johnny übel geworden und beinahe wäre er umgekippt. Aber nur beinahe. Nun saß er hier vor den Türen und widerstand dem Drang, hin und her zu laufen. In seinem momentanen Zustand wäre das keine gute Idee – das Mittel lies ihn immer noch leicht schwach zurück. Wieder und wieder drehte er die kleine Dose mit Tee darin in seinen Händen. Schon eine Stunde war vergangen seit Robert in diesen Saal hineingeschoben worden war und ihn eine Krankenschwester informiert hatte, dass der Deutsche Glassplitter in der Schulter stecken hatte, welche schnellstens heraus mussten. Weiteres sagte ihm niemand, was ihn schier verrückt machte. „Johnny!“ Der doppelte Ausruf lies ihn den Kopf heben. Enrico und Oliver kamen auf ihn zugelaufen und auf beiden Gesichtern sah er die gleiche Sorge um den Teamkapitän. „W-Wie kommt ihr denn hier her?“, fragte der Schotte verdattert. Er konnte sich nicht erinnern, die beiden angerufen zu haben. „Einer der Ärzte hat uns informiert“, erklärte Oliver leise, „Wir wollten es erst nicht glauben, aber dann kam eine Eilmeldung im Fernsehen. Da sind wir natürlich sofort los.“ „Wie konnte denn so etwas passieren, Johnny? Robert ist doch nicht unvorsichtig“, fragte Enrico verwirrt. Der Franzose direkt daneben nickte heftig. Der Rothaarige seufzte schwer. „Ich weiß es nicht genau“, gab er zu, „Da war plötzlich Reifenquietschen und dann kam auch schon ein Knall. Aber ich denke, das war Absicht.“ „Das denke ich allerdings auch“, erklang eine Stimme hinter ihnen. Johnny sprang auf und alle drei konzentrierten sich auf den Mann in weiß, der offenbar Roberts behandelnder Arzt war. „Die Herren McGregor, Bourlanger und Giancarlo, nehme ich an?“ Er erhielt ein Nicken als Antwort und gab jedem die Hand. „Ich bin der behandelnde Arzt ihres Freundes, LeCock mein Name. Die Eltern meines Patienten haben mich informiert, dass ich mit ihnen über sein Befinden sprechen solle, da sie selbst noch nicht in der Lage sind, hierher zu kommen. Wollen wir uns nicht setzen?“, ratterte er seine Sätze herunter und wies auf eine Tür zu einem Büro ganz in der Nähe. Als alle saßen – wobei die drei Jungs sich offensichtlich unwohl fühlten – begann der Arzt zu sprechen: „Also, der Zustand ihres Freundes ist recht gut. Er hat einige Fragmente in der Schulter gehabt, die wir aber entfernen konnten. Auch eine oder zwei Rippen sind angebrochen. Wir haben das behoben. Davon werden keine bleibenden Schäden zurückbleiben. Aber eine Narbe wird er wohl in Kauf nehmen müssen. Des weiteren hat er eine leichte Gehirnerschütterung erlitten – nicht weiter tragisch, das klingt in einigen Tagen wieder ab. Wir wollen ihn zur Beobachtung noch einen Tag hierbehalten, falls etwas weiteres auftreten sollte. Ansonsten bleibt zu sagen, dass Herr Jürgens großes Glück gehabt hat. Trotzdem müssen wir unter den gegebenen Umständen die Polizei verständigen, das verstehen sie doch sicher, nicht wahr?“ Wieder erhielt er nur ein Nicken als Antwort, was den Mann in weiß leicht zu frustrieren schien. „In etwa einer Stunde können sie zu ihm, er wird gerade auf Station gebracht“, meinte er nur noch knapp und verabschiedete sich dann. Kaum war der Arzt aus dem Raum verschwunden, sprang Oliver auf, wobei er wütend die Fäuste ballte. „Wer zum Teufel war das nur?!“ „Oliver! Fluch doch bitte nicht so!“, bemerkte Enrico überrascht. Es war selten, dass der Franzose so die Fassung verlor. „Ach, bleibst du dabei etwa ruhig?!“, schoss der Grünhaarige zurück. „Nein, aber wir sollten ruhig bleiben. Hysterie bringt uns nicht weiter.“ Schon erstaunlich, wie vernünftig der Blonde plötzlich klingen konnte – obwohl die Situation es wohl erforderte. „Olivers Gedanken hatte ich auch als erstes“, murmelte Johnny trocken, bevor er seufzend meinte: „Aber Enrico hat Recht. Wir müssen uns zusammenreißen.“ Auf diesen Kommentar folgend wurde er nur ungläubig angestarrt. „Was?!“, schnaubte er und lehnte sich ein wenig zurück. „Das...ist unglaublich. Dass...der Tag noch einmal kommt...wo du mir recht gibst...“ Offensichtlich fehlten Enrico die Worte. Wäre die Situation nicht so ernst gewesen, hätte Johnny herzlich gelacht, aber so beließ er es bei einem schmalen Grinsen. „In der Not frisst der Teufel Fliegen.“ „Na schön“, nahm Oliver den Faden wieder auf, „Und was sollen wir jetzt machen?“ Enrico wandte sich an den Schotten. „Hast du was mitbekommen, was uns weiterhelfen könnte?“ Stumm schüttelte der Angesprochene den Kopf. „Dann geh du zu Robert. Wir werden mal sehen, was wir am Unfallort in Erfahrung bringen können.“ Ausnahmsweise hatte der Rothaarige keine Lust, um den Tonfall zu streiten. „Okay.“ Er erhob sich wackelig und fragte im Flur eine Schwester nach Roberts Zimmer. Oliver betrachtete Enrico skeptisch und verschränkte die Arme vor der Brust. „Denkst du wirklich, dass uns das was bringt, am Tatort rumzulaufen?“, fragte er. „Vielleicht“, murrte der Italiener, „Vielleicht auch nicht. Auf jeden Fall hat Johnny jetzt erst einmal etwas Zeit für sich.“ Er erhob sich und die beiden Freunde verließen das Krankenhaus und machten sich auf den Weg. Johnny hingegen saß neben Roberts Bett und wartete darauf, dass sein Freund wieder aufwachen würde. „Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich es dir gestern Abend doch gesagt“, murrte er und seufzte leise auf. Leicht verzweifelt fuhr er sich durchs Haar und betrachtete den Deutschen lange. Robert lag auf der Seite, um sowohl die Schulter, als auch die angeknacksten Rippen zu entlasten und sein Gesicht konnte Johnny folglich gut sehen. Der Deutsche schlief noch – immerhin war die OP erst vor wenigen Minuten beendet worden. So schlafend sah er schön aus. Richtig friedlich – nicht so ernst und überkorrekt, wie wenn er wach war. Johnny lächelte leicht und fuhr ihm durchs Haar. Das hatte er schon längst einmal tun wollen. Wie oft hatte er sich schon vorgestellt, wie sich das wohl anfühlen würde? Auf jeden Fall zu oft, als dass er diese Chance nicht genutzt hätte. Seine Finger wanderten weiter über das Gesicht seines Freundes. An der Wange spürte er einige Stoppeln – den Beginn eines Bartes, welchen Robert sicherlich nie zulassen würde. Das leicht raue war angenehm. Er fuhr die Linie seines Kiefers nach und legte den Zeigefinger auf die Lippen des Teamkapitäns. „Du hast uns echt ganz schön erschreckt“, flüsterte er und beugte sich vor. Es war nur ein ganz leichter Kuss, aber es war der erste, den Johnny jemals jemandem gab. Hätte er gewusst, wie gut sich sowas anfühlte, so hätte er Robert bestimmt schon vor Monaten geküsst! Er grinste – und biss sich im nächsten Moment auf die Lippe. Hatte er jetzt etwa die Muße, so egoistisch zu sein und Roberts Zustand auszunutzen? Sicherlich nicht. Wahrhaftig, er sollte eher für den Deutschen da sein, sobald dieser aufwachte! Johnny holte tief Luft und wollte schon aufstehen, um mit ein bisschen Bewegung seine innere Unruhe los zu werden, als Roberts Stimme ganz leise zu ihm drang. „Hey, Schotte“, flüsterte der Lilahaarige leise. Johnny konnte nichts gegen das Grinsen tun, welches sich auf sein Gesicht schlich. „Hey, Deutscher. Wieder da?“ Ein schwaches Nicken. „Ich dachte, du wärst nicht hier“, gab Robert zu. Wieso er das dachte, sagte er nicht. „Keine Sorge“, erwiderte der Rothaarige, „Ich geh nirgendwo hin.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)