Tochter Satans von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 19: Bleiben für die Ewigkeit ------------------------------------ Kapitel 19 Bleiben für die Ewigkeit Scrall Rabells Sicht Stellt euch vor eine wildgewordene, vermutlich tollwütige Kuh, die sich so nebenbei gesagt für eine Abrissbirne auf geheimer Mission hält, wütet in eurem Schädel, während ein aufbrausender Affe euren Brustkorb mit einem Trampolin zu verwechseln scheint und ein Vogel eifrig auf eurem Mund rumhackt. Könnt ihr euch das tatsächlich vorstellen, wisst ihr nun, wie ich mir vorkam, als ich mein Bewusstsein wiedererlangte, oder zumindest kurz davor war. Bloß, dass sich der brillenbedürftige Affe und der durchgeknallte Vogel als Shinigamis in Erstehilfeoutfits entpuppten und die Kuh in Wirklichkeit ein… gut ich habe keine Ahnung, was die Kuh wirklich war, vielleicht war sie ja wirklich eine Kuh, oder gleich ein behörnter Bulle, oder aber vielleicht war es bloß auch nur mein hin und her rutschendes Gehirn, worüber ich gar nicht erst so genau nach denken möchte. Das kurz zusammengefasste Fazit hier von lautet jedenfalls in etwa so: Aua, mir tut so ziemlich alles weh. „Sie ist wach!“, stellte einer der Erste Hilfe- Gurus, der, der meine Lippen erfolgreich malträtiert hatte, erfreut fest und zeigte in einem breiten, überschwänglichen Lächeln eine Reihe spitzer Reißzähne. Gut, da hatten wir schon die Erklärung fürs Rumgepieke. Mit einer schmerzverzerrten Grimasse rieb ich mir die Lippe und setzte mich auf: „Ja, offensichtlich… wo bin ich hier?“ Erfreut breiteten die Beiden ihre Arme auf und gaben unisono von sich: „Willkommen in der Welt der Shinigamis.“ Ich nahm es mit einem trockenen Nicken zur Kenntnis. Was hätte ich auch sonst tun sollen, war die ganze Situation doch mehr als kurios. Merkwürdiger weiße ließ mich das alles ziemlich kalt und obwohl mir vermutlich tausende Gedanken von Flucht bis hin zur Todesgötterkonversation durch den Kopf hätten spuken müssen, überlegte ich bloß ob die Beiden, wenn sie schon gleich aussahen und offenbar auch gerne gleichzeitig sprachen, vielleicht auch in einer Reflexsituation gleich handeln würden. Aber noch bevor ich zu einem logischen Schluss kommen konnte wurde ich plötzlich von einer weichen Stimme aus meinen Gedanken gerissen: „Du bist Scrall, oder? Der neue Dämon, freut mich, mein Name ist Ashelle, bin ’n Engel.“ Der Engel, wie er sich vorgestellt hatte, hatte das Aussehen eines gewöhnlichen Jungens: blonde, kurze, verwuschelte Haare, eine eingerissene Jeans und ein verwaschenes, weißes Shirt mit verblättertem Aufdruck. „Du siehst gar nicht aus wie ein Engel.“, bemerkte ich scherzhaft und rutschte dabei unauffällig ein Stück von dem Double weg. Lachend verließ der Type seinen sitzenden Posten auf einem alten Klapperstuhl, um das kleine Zimmer mit wenigen Schritten zu durchqueren und dann zu mir auf eine Bettkante zu setzen: „Ein »Engel« wie wir uns nennen ist kein goldgelockter kleiner Knirps wie du ihn aus Gemälden oder Büchern kennst, ebenso wie Dämonen keine Hörner und Flügel wachsen, oder beginnen dir etwa solche Zahnstocher aus dem Schädel zu sprießen? Eigentlich sagen wir bloß Dämon, weil uns Promenadenmischung-aus-Mensch-und-Shinigami schlicht und einfach zu lang war.“ Skeptisch runzelte ich die Stirn: „Und was ist mit Engeln? Was seit ihr eigentlich? Auch irgendein schräger Mix?“ „Nein, das ist auch bloß ein weiterer Spitzname für einen halben Mensch, nämlich die, die keine Kräfte besitzen. Genetisch unterscheiden wir uns kein Stück von euch, wir sind einfach nur schwächer. Man kann davon ausgehen, dass wir alle als normale Menschen in einer Behinderung geendet wären, wie z.B. Querschnittslähmung.“, tat er diese eigentlich ziemlich ernst zu nehmende Erklärung mit einem lässigen Schulterzucken ab. Bloß waren meine Fragen damit noch nicht geklärt: „Mit einer Krankheit geboren zu werden ist doch eher selten…“ Es war keine direkte Frage, aber dennoch verständlich genug, dass er mich auch so verstand: „Jep, darum sind wir Engel auch eher selten. Wenn man es genau nimmt ist der Begriff Engel hier eigentlich ein Schimpfwort, aber wir sehen das nicht so eng.“ „Hm.“, brummte ich zustimmend und ließ meinen Blick nachdenklich durchs Zimmer schweifen. Viel zu sehen gab es nicht, vielmehr glich dieses Zimmer dem einer Anstalt, war es doch völlig in Weiß gehalten und hatte bis auf das Stuhlklappergestell und mein Bett keine Möbel. Fast so als erwartete man, dass ich noch diverse Anfälle erleiden würde… Hoffentlich nicht, das hatte mir gerade noch gefehlt! Eine durchgeknallte, kindische Mutter und ein psychisches Wrack als Tochter, um Gotteswillen, als super Kombination konnte man das nicht gerade bezeichnen. Mom würde- Moment! Mom! Auf der Stelle spannte sich meine Haltung an und ich rutschte schnell vom Bett herunter: „Ich muss nach Hause!“ Verwirrung spiegelte sich in seinen Augen wieder, als er zu mir aufblickte: „Du kannst nicht mehr gehen, ist man einmal hier gibt es kein Zurück. Hat dein Vater dir das nicht gesagt? Dass du nicht einmal über Engel Bescheid wusstest war schon erstaunlich, aber einfach als schlecht informiert ab zu tun, aber das… Wie wenig weißt du eigentlich?“ Ein genervtes Stöhnen entfuhr mir, wobei ich die Tatsache, dass er mich gerade indirekt beleidigt hatte, gekonnt überging: „Eigentlich so gut wie gar nichts… Glaub ich zumindest. Ich bin ja nicht einmal freiwillig hier, verdammt!“ Plötzlich erhellte ein breites Grinsen sein Gesicht: „Tatsächlich? Dieser sture Esel… Dein Vater macht wahrlich nichts als Unsinn, tze, tze, tze… Und mir einfach sagen, ich sollte dich holen kommen, da du angeblich einverstanden wärst. Noch dazu, ohne dich zu verabschieden.“ „Ahja….. na… dann.“ In diesem Moment wurde mir bewusst, dass das Problem vermutlich an mir lag. Ich meine, wenn alle von jetzt auf gleich auf einmal verrückt werden, gut es gab schon immer viele Irre in meinem Leben, kann das doch gar nicht an ihnen liegen, oder? Entweder alle Menschen, nein alle Lebewesen ( wenn man bedachte, wie mein Horizont die letzten Tage an übernatürlichen Wesen angestiegen war, sollte ich nicht weiter bloß bei Menschen bleiben ) drehen durch und ich bin der einzig normale, oder aber, das hier ist normal und… ich drehe am Rad. Was mir ehrlich gesagt um einiges Wahrscheinlicher erscheint als alles andere. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)