An deiner Seite bis ich sterbe... von Kisuko_Valentinesday ================================================================================ Kapitel 3: Bin ich denn hier überhaupt willkommen? -------------------------------------------------- Eine Woche nach Hitomis Wiederkehr wurde er in ein großes Bett in seinem eigenen kleinen Schlafzimmer verlegt. Er würde wohl noch länger bleiben. Die Uhr zeigte längst, dass es Zeit war zu schlafen aber Hitomi war verdammt unruhig. Er räkelte sich, drehte sich immer wieder von einer Seite auf die andere. Manchmal verlor er dabei seine Decke und wurde wieder munter. Ihn plagten seltsame Gedanken, Gefühle und sinnlose Träume. Alles roch so unberührt, schon beinahe steril und dazu war es auch noch sehr kalt. Er fühlte sich in diesem Raum ganz und gar nicht wohl. Es dauerte Stunden, bis er glaubte, endlich in ruhe schlafen zu können. Die perfekte Position war gefunden, ein bisschen wärmer wurde es schon und schließlich begann er dann zu schlummern. Er wurde ruhiger, entspannte sich und schien die Nacht zu überstehen. Aber in ihm passierte etwas. Wieder begann er zu träumen. Seine Miene verzog sich und er begann ganz hastig zu Atmen und zu krächzen. Warf den Kopf hin und her und klammerte sich in das Bettlaken. Kaum definierbare und schreckliche Dinge spielten sich in seinem Kopf ab. Er sah wie er alles verlieren würde, was in der Zukunft geschehen könnte, verzerrte Bilder, Unmengen Blut und sterbende Freunde. Er biss die Zähne zusammen. So etwas wollte er nicht sehen. Es spitzte sich immer weiter zu und steigerte sich mehr und mehr. „Ogamiiiih!“, jaulte er auf kurz bevor er völlig Schweißgebadet wieder erwachte. Schnell machte er das Nachtlicht an und schaute sich in dem fast leeren Raum um. Sein Herz schlug so feste, dass es schon schmerzte. Sich die Haare raufend und den Schweiß von der Stirn wischend keuchte er sich selbst zu: „Ich halt das nicht mehr aus...“ Dann stand er auf, verließ sein Zimmer. Vorsichtig und leise tapste er den Flur entlang bis hin zu Ogamis Gemach fast am Ende des Ganges. Er gab acht, dass er die Tür nicht zu laut öffnete. Schritt für Schritt wagte er sich hinein, setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen. Ein bisschen schwankte er und war etwas Orientierungslos. In Ogamis Zimmer konnte man die Hand vor Augen nicht sehen. Es kam wie es kommen musste und Hitomi stieß sich den Fuß an der Bettkante. Vor Schreck zuckte er zusammen und musste sich den Mund zu halten. Vielleicht hätte er sonst angefangen herum zu fluchen. Aber er fing sich schnell wieder. Langsam gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit. Er konnte die Umrisse des Bettes und von Ogami erkennen. Kurz musste er inne halten. Er wusste nicht ob er wirklich fragen sollte, hier übernachten zu dürfen oder wieder umkehren sollte. Hitomi schämte sich unheimlich für sein Benehmen aber langsam begann er zu verzweifeln. Wo war all seine Männlichkeit hin verschwunden? Kurz seufzte er und schüttelte den Kopf über sich selbst. Noch näher trat er an das Bett heran und stupste Ogami ganz zögerlich an die Schulter. „Du? Ogami? Ähm… Darf ich bei dir schlafen? Nur diese eine Nacht… Ich bekomme kein Auge zu“, flüsterte er dem Schlafenden leise entgegen. Dann wartete er kurz ob dieser reagierte. Ein genervtes Quengeln ertönte bloß. Ogami drehte ihm den Rücken zu und rollte sich zusammen. Völlig schlaftrunken und kaum bei Sinnen antwortete er ihm: „Lass mich in ruhe... Halt die Klappe... Hmm... Ist mir egal... Komm her...“ Das einzige was Ogami jetzt wollte war seine Ruhe haben. Über seine Worte dachte er nicht mehr länger nach. Hitomi empfand es deutlich als eine Einladung und schien recht erleichtert. Ganz vorsichtig kroch er zu dem jungen Mann in das große Doppelbett, Platz für die zwei war also genügend. Schon von den ersten Sekunden an fühlte Hitomi sich wohler und vor allem sicher. Noch immer war er angeschlagen und diese Träume plagten ihn wirklich sehr, machen ihn schon fast verrückt. Von Ogami nahm er genügend Abstand ein, um ihn nicht zu bedrängen. Es war schon sehr schön nicht allein zu sein. Aber ironisch, dass Hitomi es in seinem Alter nicht fertig brachte, die Nacht auch allein zu überstehen. Endlich kam er zur Ruhe und konnte sich diesmal wirklich entspannen. Ein Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. Überraschend fand er es schon, dass Ogami ihn hier nächtigen ließ. Sie konnten nun beide die letzten Stunden Schlaf genießen und für den nächsten Tag Kraft tanken. Der Morgen brachte etwas sehr interessantes mit sich, denn die beiden Männer schienen sich über Nacht etwas näher gekommen zu sein. Ganz dicht lagen sie sich gegenüber, sodass kaum noch Platz zwischen ihren Körpern war. Hitomis Arm umschlang Ogamis Hüfte während dieser sich feste in das Shirt des noch tief und fest Schlafenden klammerte als wolle er ihn nicht fort lassen. Sie schmiegten sich regelrecht aneinander. Plötzlich aber störte etwas diese sinnliche Ruhe. Wie wild und unaufhörlich fing der Wecker, der auf dem kleinen Nachtschränkchen stand an zu klingeln und über das Holz zu hämmern. Diese Laute waren grauenvoll und alles andere als förderlich für einen guten Start in den Tag. Es war Wochenanfang und Ogami musste in die Schule. Noch recht verschlafen wollte Ogami den röhrenden Wecker ausschalten und griff danach, beugte sich Hitomi noch mehr entgegen und wurde durch ihn etwas ausgebremst. Er streckte den Arm stöhnend noch weiter aus und kam endlich dort heran. Einmal kräftig schlug er oben drauf und es wurde wieder still. Zumindest ein paar Sekunden bis Ogami die Situation klar wurde. Er tastete an seinem Gegenüber entlang und öffnete die Augen. Die Schnarchnase von Hitomi war unmittelbar vor seinem Gesicht. Vor Schreck schnellte Ogami auf und stieß Hitomi aus Reflex von sich. Mit lautem Poltern fiel dieser unsanft aus dem Bett und verfing sich in der Bettdecke, die er mitriss. „HITOMI! Was zur Hölle machst du in meinem Bett?!", fing der aufgebrachte Ogami an zu motzen. Aus dem zerknüllten Haufen von Decken auf dem Boden grinste Hitomi scheinheilig hervor. Er strich sich seine Haare zurecht, die wie wild in alle Richtungen standen und antwortete gelassen: „Hör mal ich habe dich gestern Nacht gefragt ob ich mich dazulegen darf... Und du fandest es in Ordnung also was ist denn schon dabei?“ Ogami hob eine Augenbraue. Sein Ausdruck war sehr ungläubig. „Pfiffig sich mit Entscheidungen zu rechtfertigen die ich im Schlaf getroffen habe!", schnaufte er und stand auf. Wie zickig und trotzig er sich gerade verhielt schien er nicht zu bemerken, was den Hitomi aber schon etwas ins Schmunzeln versetzte. Vielleicht war er etwas demotiviert und hatte keine Lust auf den Tag. Füße schleifend bewegte sich der übel Gelaunte auf seinen Kleiderschrank zu und wühlte seine Schuluniform und frische Unterwäsche hervor, um sich gleich auf den Weg ins Bad zu machen. Hitomi legte den Kopf schief, schaute ihm nach bis er aus dem Raum verschwand. Anders als Ogami fühlte er sich wohl und hatte doch eine angenehme Nacht seit er hier im Bett liegen durfte. Bloß gleich am frühen Morgen schon geschubst und an gekeift zu werden war nicht unbedingt das schönste was ihm passieren konnte. Gähnend und sich die Augen reibend erhob er sich, verließ das Zimmer und stand Löcher in die Luft starrend im Flur. Wenn Ogami nicht im Hause war wusste er nichts mit sich anzufangen. Trotz Ogamis kühler und abweisender Natur hielt er sich bei diesem irgendwie am liebsten auf. Hitomi tapste den Gang entlang, stoppte zögerlich vor der Treppe die nach unten führte, seufzte kurz und ging hinunter. Unten angekommen ging er in der großen Villa ziellos umher, entdeckte Gänge wo er noch nicht gewesen war aber hatte nicht vor irgendwelche Türen zu öffnen. Schließlich vertrauten die anderen ihm noch nicht wieder nach dem was passierte. Der Gedanke daran wurmte ihn und machte ihn etwas traurig. Tief seufzend kehrte er wieder um, schlug einen neuen Weg ein aber fand einfach keine Beschäftigung. Hitomi spitzte die Ohren und hoffte jemanden im Haus aufzufinden mit dem er sich vielleicht unterhalten konnte. Dieses ewige Gesuche nach einer Beschäftigung strengte den faulen Hitomi an und nervte ihn nach einer weile wirklich extrem. Schlafen konnte er komischerweise auch nicht. Als er an der Küche vorbeikam vernahmen seine Ohren das knistern vom umblättern einer Zeitung. Da war das Lebenszeichen auf das Hitomi so gehofft hatte. Interessiert betrat er die Küche und sah Rui am Tisch sitzen. Sie nippte gerade an ihrem Schnaps, las in der Tageszeitung und in einigen Prospekten und Flyern. „Es ist ja doch noch jemand hier... Ich langweile mich fast zu Tode“, gab Hitomi erleichtert von sich und setzte sich zu ihr an den Tisch. Er lächelte sie sanft an, freute sich gut erkennbar aber war vorsichtig. Manchmal war er noch unsicher auf die Reaktionen der anderen, fragte lieber: „Ich störe dich doch nicht gerade oder?“ Rui sah von ihrerZeitung auf, blickte Hitomi an. „Nein, wieso denn auch?“, antwortete sie und lächelte kurz zurück. Dann nahm sie noch einen Schluck von ihrem Alkohol und strich sich durchs Haar. Hitomi war erleichtert, warf auch einen kurzen Blick auf die Zeitungen und Prospekte. Kurz war er still aber ihm lag noch etwas auf dem Herzen. Er brauchte ein Weilchen um es in Worte zu fassen. „Ähm Ouji Dono? Sag mal... Die anderen... Die vertrauen mir noch immer nicht oder? Ich meine... Toki hält mir ständig vor was vor einem Jahr passiert ist, Yuuki fragt mich immer warum ich wieder hier bin und Heike schleicht mir manchmal sogar hinterher wenn ich nur einen Spaziergang mache... Ich bin besorgt dass ich hier nicht mehr willkommen bin...“, musste er ihr mitteilen. Rui hörte ihm aufmerksam zu, schien seine Sorge zu verstehen. „Ach Hitomi“, sagte sie: „Mach dir bitte keinen Kopf darüber. Ich bin mir sicher das legt sich irgendwann wieder. Gib den anderen erst mal ein wenig Zeit... Schau mal Hitomi mir kommt da schon eine Idee...“ Sie schob ihm einen Flyer zu und zeigte mit dem Finger darauf. „Wie wäre es, wenn wir alle zusammen da hin gehen um die Stimmung etwas zu lockern? Das ist ein kleines Frühlingsfest in der Stadt am kommenden Wochenende mit Flohmarkt und Musik und so. Ich merke doch wie angespannt du in letzter Zeit bist. So etwas würde dir sicher ganz gut tun. Na komm wir besorgen dir ein paar schicke, festliche Sachen und dann sieht die Welt bestimmt schon ganz anders aus... Dieses bedrückte Gesicht steht dir nicht!“, beschloss sie völlig begeistert von ihrer Idee und nahm Hitomi an der Hand. Ziemlich überrumpelt ließ er sich mitschleifen und wusste noch nicht so recht was er davon halten sollte. „Schicke Sachen? An was dachtest du denn da zum Beispiel? Kann ich nicht auch in meinen gewöhnlichen Sachen dort hin gehen?“, fragte Hitomi verdattert. Rui jedoch schüttelte den Kopf und ging mit ihm die Treppe wieder hinauf, wollte ihn ins Bad schicken damit er sich frisch macht. Sie versuchte ihn zu überreden: „Hitomi denk mal nach... Du bist soweit ich weiß jetzt 26 Jahre alt? Und ich glaube zu deiner Zeit als Code Breaker hast du wirklich keinen Kopf für zum Beispiel die Frauenwelt gehabt... Ich kann mich nicht erinnern, dass du jemals eine Freundin hattest! Wenn du dich raus putzt dann lernst du vielleicht jemanden kennen? Du bist ein hübscher Mann Hitomi! Und da du für Eden nicht mehr arbeitest, hast du doch jetzt die Gelegenheit dazu. Das würde dich ganz bestimmt ausgleichen und entspannen, ich weiß doch wie Männer sind! Jeder Mann braucht so was früher oder später! Du musst doch unheimlichen Druck haben oder etwa nicht?“ Ruis Aussagen machten ihn verlegen und ließen ihm die röte ins Gesicht steigen. Solche Worte hätte er von ihr niemals erwartet, denn sie waren für diese sonst so burschikose Frau wahrlich unüblich. Hitomi war peinlich berührt. Sie war ziemlich direkt aber irgendwie hatte sie auch Recht. Beschämt, wortlos und verlegen lachend verkroch er sich im Badezimmer und tat was sie verlangte. Er hatte wohl keine Wahl als auf ihre Vorschläge einzugehen. Ein wunder Punkt war getroffen. Sie rief ihm noch nach: „Spätestens in einer halben Stunde möchte ich dich am Eingang sehen!“ Sie war streng mit ihm und so sollte es dann auch sein. Sie würden sich dann gemeinsam auf den Weg in die Stadt begeben und aus Hitomi einen super schicken Gentleman machen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)