Das Lied von Leben und Tod von SummerBreeze ================================================================================ Kapitel 1: Zwischen Weiß und Schwarz ------------------------------------ „Lass mich los!“ sagte sie wütend. Was fiel ihm ein sie so grob am Arm zu packen? Ist er noch bei Verstand? Sie wollte nichts mit ihm zu tun haben. Sie wollte mit niemanden etwas zu tun haben! „Antworte mir gefälligst, wenn ich dich etwas Frage!“ fauchte er kühl zurück. Er wusste nicht, warum ihm das Mädchen nicht aus dem Kopf ging. Seit sie vor zwei Monaten zu ihm an die Schule gewechselt war, fiel sie ihm auf. Nicht nur durch ihr leicht rosa, gefärbtes Haar hob sie sich von der Masse ab. Nein, sie hatte viel mehr an sich. Sie hatte diese kühlen, leuchtenden, grünen Augen mit denen sie kaum jemanden ansah. Manch einer könnte denken, sie sei arrogant und hielt sich für etwas Besseres. Doch Sasuke wusste es besser. Sie war zu sehr darauf bedacht nicht aufzufallen. Sie war zu sehr darauf bedacht nicht zu nett zu wirken, nicht zu viel im Unterricht zu sagen, nicht zu gut und nicht zu schlecht zu sein. Er kannte dieses Verhalten zu gut. Es war dasselbe Verhalten, was er gern an den Tag legte. Es war nicht so, dass er Interesse an dem Mädchen hatte. Nein, es etwas anderes. Sie kam ihm bekannt vor. Dieses Gesicht kannte er irgendwoher. Er kannte es nur zu gut. Diese grünen Augen, diese makellose Haut und sogar dieses zarte Lächeln. Es war zum verrückt werden. Woher kannte er Sakura? „Ich kenne dich nicht. Lass mich jetzt los.“ sagte sie ermahnend. Woher sollte sie ihn auch kennen? Sie wohnte doch erst seit zwei Monaten bei ihren Großeltern. Nach dem Tod ihrer Mutter war es das erste Mal, dass sie wieder hier war. Zu groß war der Schmerz an ihre verstorbene Tochter. Zu groß war die Ähnlichkeit zu ihrer Mutter. Zu groß war ihre Angst davor sie könnten sie hassen. Sie wollte ihnen nicht noch mehr Schmerzen zufügen. Zu ihrem Bedauern war sie das Ebenbild ihrer Mutter und das machte es keinen der Angehörigen leichter. Auch wenn sie sich das Haar kürzte und färbte, es änderte nichts daran, dass sie die Tochter ihrer Mutter war. Es war ein Fluch. Ihr ganzes Leben wurde vom Selbstmord ihrer Mutter beherrscht. Sie war eine Kopie von Jemand, die ein Loch in den Herzen derer hinterlassen hatte, die sie liebten. Noch nicht einmal ihr Vater konnte sie noch ansehen ohne an seinen großen Verlust erinnert zu werden. Je älter sie wurde, desto mehr ähnelte sie ihrer Mutter und desto schwieriger wurde es für ihn sich mit ihr auseinanderzusetzen. Jetzt wo er eine Neue Frau in seinem Leben gefunden hatte, wurde sie von ihm weggeschoben. Einfach weiter gegeben, wie ein Paar gebrauchte Schuhe. Doch konnte sie das ihrem Vater verübeln? Er wollte einen Neuanfang. Er wollte weiter leben. Er wollte nicht auf sein Glück verzichten. Sakura war nicht traurig darüber, dass sie deswegen zu ihren Großeltern ziehen musste. Ihr Vater war ein guter Mensch und hatte es verdient glücklich zu werden. Der schwarzhaarige ließ sie wiederwillig los. Er konnte sich nicht erklären, warum ihm das Mädchen so bekannt vorkam. Er dachte sich, vielleicht hätte sie antworten. Doch wie es schien, hatte sie keine Ahnung, wer er war. Wiederwillig ließ er ihren Arm los und sie weitergehen. Er hatte in den letzten Jahren viele Bekanntschaften mit dem weiblichen Geschlecht gemacht. Könnte sie eine von ihnen gewesen sein? Auf keinen Fall, niemand vergaß einen Sasuke Uchiha! Für ihn waren Frauen nur ein Spielzeug womit er sich die Zeit vertrieb. Keine von ihnen bedeutete ihn etwas und so behandelte er sie auch. Doch die Frauen sahen in ihm etwas anderes. Sie sahen ihn als ihren Besitz. Doch das interessiert ihn wenig. Er wollte und will keine Verpflichtungen eingehen. Sakura verstand nicht, was der schwarzhaarige genau von ihr gewollt hatte. Er fiel ihr schon öfters auf. Es grenzt auch am Unmöglichen ihn nicht zu bemerken. Doch zuvor hatten sie noch nie miteinander gesprochen. Sie wusste dass er Sasuke Uchiha war. Wie sollte man Sasuke Uchiha auch nicht kennen? Er kam aus einer wohlhabenden und mächtigen Familie. Schon oft hatte sie über den Uchiha-Clan in Zeitungen und Zeitschriften gelesen. Als sie neu auf der Schule war, bemerkte sie ihn sofort. Er erinnerte sie an eine Figur aus einem Märchen, das ihre Mutter ihr als kleines Kind immer erzählt hatte. Es war als ob ihre Mutter damals genau ihn beschrieben hatte. Wie absurd das doch klang. Woher sollte ihre Mutter denn Sasuke Uchiha kennen? Doch wie hätte sie ahnen können, dass sie gar nicht so falsch lag. Wie hätte sie ahnen können, dass das Schicksal etwas anderes für sie vorgesehen hatte. Sasuke Uchiha, diesen Namen würde sie wohl den Rest ihres Lebens nicht mehr vergessen. Nach der Schule fuhr sie nach Hause. Außer die seltsame Begegnung mit dem Uchiha morgens, war es ein recht normaler Schultag. Sie hatte früher Schulschluss als sonst, da heute Abend ein Ball an der Schule stattfand. Eigentlich war es ein Spendengala für Tsunami Opfer im Nahen Osten, aber natürlich verschleierte man dieses traurige Ereignis als einen Themenball. Da es eine Pflichtveranstaltung war, musste Sakura am frühen Abend hin. Sie hasste diese Art von Veranstaltungen, wo sich die kleine Oberschicht von Menschen als Wohltäter zur Schau stellten. Sie hatten doch alle kein Mitgefühl mit den Opfern. Oft wussten sie doch noch nicht einmal, um was für eine Tragödie es sich handelte. Das Geld für den guten Zweck war doch für alle nur Nebensache. Sie hatten Geld im Überfluss. Sie hatten alles im Überfluss und es ging nur um sehen und gesehen werden. Normalerweise besuchte sie nicht diese Art von Veranstaltung, doch da die Schule die Spendengala organisierte, bestanden ihre Lehrer darauf dass alle erschienen. Sakura wollte ihren Großeltern keine Probleme bereiten. Sie wollte niemanden eine Last sein. Sie würde ihre Rolle, als vorzeige Enkelin, perfekt spielen. Als sie den großen weiß geschmückten Ballsaal betrat, merkte sie sofort wie einige Blicke auf sie ruhten. Sie machte sich nichts daraus. Es kam nicht selten vor, dass sich die Menschen nach ihr umdrehten. Sie schauten sie öfters an als sie wollten, als ob beim nächsten Hinschauen sie an Schönheit verlieren würde, als ob beim nächsten Hinschauen sie weniger begeistert von ihr wären, als ob beim nächsten Hinschauen sie einfach verpuffte, wie ein Geist, wie ein Traum, wie eine Illusion … „Das Motto ist White-Ball.“ sprach ein rothaariges Mädchen sie zickig von der Seite an. Sie war sichtlich sauer. Wie konnte jemand sich nicht an den Dresscode halten? „Ich bin zu Blass, um Weiß zu tragen.“ antwortet Sakura mit ihrem schönsten Lächeln und machte sich auf dem Weg, ohne dem Mädchen weitere Aufmerksamkeit zu schenken. Sie fand es albern sich nach einem Dresscode zu kleiden. Sie war ein freier Mensch in einem freien Land. Sie konnte sich kleiden, wie sie es am liebsten mochte. Das war ihr Recht! Doch im Innern wusste sie genau, warum sie sich nicht an den Dresscode hielt. Es lag nicht daran, dass sie sich durch die Gesellschaft ihrer Freiheit beraubt fühlte. Das war lächerlich. Auch wenn ihr der Gedanke gefiel gegen den Strom zu schwimmen. Doch dies war ganz und gar nicht der Grund für ihre „Rebellion“. Sie mochte schlicht und weg die Farbe Weiß nicht. Wenn man überhaupt Weiß als richtige Farbe bezeichnen konnte. Sie hatte einmal gelesen, dass Weiß keinen negativen Zusammenhang hat, so war sie wohl die vollkommenste Farbe. Weiß symbolisiert, Licht, Glaube, das Gute, die Unschuld, die Wahrheit. Man verband die Farbe nur mit guten Eigenschaften. Weiß war das Ideale, der Anfang. Wie idiotisch eine Farbe mit Eigenschaften zu verbinden. Doch für Sakura war Weiß genau das Gegenteil. Sie hasste die Farbe. Vor allem hasste sie es, wenn man sie trug. Sie würde nie etwas Weißes tragen. Diese verdammte Farbe. Vor 11 Jahren trug ihr Mutter ein weißes Kleid. Vor 11 Jahren trug ihre Mutter dieses verfluchte weiße Kleid, als sie Selbstmord begann, als sie sich vom Balkon stürzte, als sie vom Holzzaun durchbohrt wurde, als sie beschloss Sakura für immer allein zu lassen. Sie trug dieses weiße Kleid, was sich blutrot färbte. Dieses Bild würde sie nie aus ihrem Kopf kriegen. Es verfolgte sie in jedem ihrer Albträume. Es machte Sakura krank! Sie hasste Weiß und trug nie Weiß, auch nicht heute! Dresscode hin oder her. Stattdessen trug sie ein schwarzes, langes, rückenfreies Kleid. Ein Kleid in dem sie bezaubernd aussah. „So allein hier draußen?“ sprach eine sonore Stimme. Sakura stützte sich vom Geländer ab. Sie befand sich auf der Dachterrasse. Die Musik, das künstliche Gelächter, die ganzen Menschen gingen ihr auf die Nerven. Sie wollte keine gute Miene zum bösen Spiel machen, deswegen verkroch sie sich auf der Dachterrasse. Hier oben genoss sie die kühle Herbstluft, den klaren Sternenhimmel, die Ruhe. „Ich wollte grade wieder rein gehen.“ sagte sie genervt als sie den schwarzhaarigen sah. Sasuke Uchiha. Warum hatte sie immer diesen zickigen Unterton, wenn sie mit ihm sprach? Er hatte ihr doch nichts Böses getan. Was war bloß los mit ihr? Seine kühle und distanzierte Art und Weise, machte sie neugierig. Sie schwärmte nicht für ihn, wie die meisten anderen Mädchen auf ihrer Schule, aber irgendwie wirkte er eine Anziehungskraft auf sie aus, die sogar für sie unerklärlich war. Sie musste zugeben, dass sie ihn gerne näher kennenlernen wollte. Doch jemanden näher kennenzulernen, hieße sich auf etwas einzulassen. Sakura wollte sich niemals auf jemanden einlassen. Sie wollte keine Sympathie für ihre Mitmenschen entwickelten. Sie wollte sich nicht auf einer Ebene wie Freundschaft geschweige mehr wiederfinden. Gefühle hießen Leid und Leid hieß Schmerz und Schmerz hatte sie auch so genug. Sie würde niemals wieder zulassen, dass sie jemand sie jemals wieder enttäuschen konnte. Sie würde immer allein sein. Immer einsam! Arme Sakura, wie sollte sie nur ahnen, dass ihr Schicksal noch so viele Überraschungen bereit hielt. „Das musst du nicht. Ich wollte dich nicht stören.“ sagte er schnell bevor sie gehen wollte. Dieses Mädchen war seltsam. Üblich suchten alle immer seine Nähe. Doch sie wollte einfach nichts mit ihm zu tun haben. Es hatte den Anschein, dass sie eher vor ihm floh. Sasuke war es unerklärlich, aber sie wollte ihm einfach nicht aus dem Kopf gehen. Sie zog ihn in ihren Bann ohne dass es ihr bewusst war. „Stimmt etwas mit meinem Gesicht nicht?“ sprach sie wieder viel zu zickig als sie merkte, dass er sie die ganze Zeit anstarrte. Sie war es gewohnt, dass man sie ansah. Doch die meisten schauten schnell aus Höflichkeit weg. Was stimmte mit diesem Jungen nicht? Erst diese komische Begegnung von heute Morgen und jetzt das. „Du bist interessant.“ antwortete der junge Uchiha. Er war sehr über ihre Reaktion amüsiert. „Du kennst mich gar nicht.“ sagte Sakura und wollte sich aus dem Staub machen. So ein Spiel würde sie nicht mitspielen. Es war nicht zu übersehen, dass er vor hatte mit ihr zu flirten. Sollte er doch einem anderen Mädchen schöne Augen machen. Sie war definitiv die Falsche dafür. „Du bist eine Gute Schauspielerin“ sagte er jetzt kalt und stellte sich ihr in den Weg. So schnell würde er ihr nicht entwischen „Die ganze Zeit versuchst du dich im Hintergrund zu halten. Du redest nur wenn es nötig ist. Du lächelst mit Bedacht niemanden an, um nicht angesprochen zu werden. Du kommst kurz bevor der Unterricht beginnt und verlässt ihn sofort nachdem er beendet wurde.“ sprach Sasuke weiter ohne einen Schritt von ihr zu weichen. Niemand zickte ungestraft einen Uchiha an. „Du gibst dir alle Mühe, um nicht aufzufallen. Keiner soll Sakura Haruno hören, riechen oder sehen. Doch trotzdem färbst du dein Haar rosa. Ziemlich auffällig, findest du nicht? Doch trotzdem trägst du ein schwarzes Kleid auf einer Party, wo die Kleiderordnung Weiß vorschreibt. Ziemlich auffällig, findest du nicht?“ fuhr er kalt fort und strich ihr mit den Fingern über ihre gerötteten Wangen. Er nahm ihr wunderschönes, puppenhaftes Gesicht in die Hände und beugte sich runter um sie zu küssen … Es war nur ein kurzer, leichter Kuss, aber lang genug um sie für einen Moment aus der Spur zu werfen. Was fiel ihm ein sie zu küssen? Und bevor er sich versah, klatschte sie ihm eine ins Gesicht und verschwand. Dieser verdammte Sasuke Uchiha, für wen hielt er sich? „Sasuke, wer war das?“ sprach eine starke Stimme und der schwarzhaarige drehte sich um. „Sakura Haruno!“ antwortete Sasuke und verließ ebenfalls die Dachterrasse. Er hatte keine Lust jetzt mit seinem Vater zu diskutieren. „Sakura …“ flüsterte der ältere Uchiha und schaute wehmütig in die Dunkelheit … Ein Dichter hatte mal geschrieben: Oft trifft man sein Schicksal auf Wegen, die man eigeschlagen hatte, um ihm zu entgehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)