Einnehmende Freiheit von Shino-Tenshi ================================================================================ Kapitel 7: ----------- Es vergingen Jahre und ich wusste nicht einmal, wie es dazu kam, dass ich am Ende wirklich eine Beziehung mit Sora anfing. Diese Sache mit ihr war umso vieles anders, als das, was wir hatten. Unsere Freunde wussten darüber Bescheid und immer wenn wir uns gestritten hatten, meinten sie alle, dass sie uns irgendwelche komischen Ratschläge geben mussten. Es war mal wieder soweit. Wir hatten uns darüber gestritten, dass ich ab nächstes Jahr eine Ausbildung zum Astronauten machen wollte. Dafür musste ich eine Weile weg sein und sie wollte keine Fernbeziehung haben. Etwas, was ich nicht verstand. Es war mein Traum in den Weltraum zu fliegen und sie stand mir im Weg. Das sollte in einer richtigen Beziehung doch anders sein, oder nicht? „Du musst mit ihr darüber reden, das ist dir klar, oder?“, deine Stimme drang in meine Gedanken ein. Wir waren bei mir und ich nahm einen kräftigen Schluck aus der Bierflasche, die ich in der Hand hielt. Du saßest neben mir auf der Couch und hattest auch eine Flasche in der Hand. Agumon und Gabumon waren irgendwo draußen unterwegs. Wir hatten sie weggeschickt. „Ja, ich weiß es. Aber ich weiß nicht, wie ich das Thema ansprechen soll“, ich seufzte schwer und strich mir durch die Haare. Wie sollte ich mit ihr darüber sprechen? Warum verstand sie nicht, dass es mein Traum war? Sollte sie mich nicht eigentlich unterstützen, wenn sie mich wirklich liebte? „Einfach gerade heraus. Das wird wohl das Beste sein. Was ist eigentlich ihr Problem daran?“, deine Frage ließ mich kurz mit den Schultern zucken, bevor ich noch einmal einen Schluck nahm: „Sie hat Angst um mich. Ihr wäre es lieber, wenn ich irgendeinen weniger gefährlichen Beruf ausüben würde. So wie du. Diesen harmlosen Diplomantenjob.“ „Harmlos? Na, wenn du dich da nicht täuschst. Aber ich freu mich schon darauf, wenn ich zwischen den beiden Welten vermitteln darf. Agumon auch. Aber jetzt muss ich erst einmal die Anforderungen erfüllen und dann sieht man weiter“, du stießt mit mir an und ich erwiderte dein sanftes Lächeln. Wie einfach es mit dir war und auch wenn dir Sora in einigen Punkten ähnlich war, so kam sie doch nicht an dich heran. „Das schaffst du schon. Was du dir einmal in deinen Kopf gesetzt hast, kommt da auch nicht mehr raus bis du es erreicht hast. Ich vertrau dir da vollkommen. Und bestimmt wirst du ein guter Diplomat“, ich nahm noch einmal einen Schluck und starrte geradeaus. Wir hatten nur noch dieses Schuljahr vor uns. Dann würde jeder seinen eigenen Weg gehen. Ich traf mich mit dir immer mal wieder zum Lernen. Auch wenn es nicht so oft von Erfolg gekrönt war, wie ich gerne hätte. Auch wenn ich es gerne anders sehen würde, aber der Sex mit dir war um einiges besser, als der mit Sora. Eigentlich sollte ich ein schlechtes Gewissen haben, wenn ich mit dir schlief, obwohl ich in einer Beziehung war, doch irgendwie wollte es sich nicht einstellen. Ich ließ mich von dir gerne dazu überreden und solange es Spaß machte, war ja nichts falsch daran, oder? Mein Blick lag auf dir, als du dich lässig nach hinten sinken ließest und mich schelmisch angrinstest. Es war ein angenehmes Gefühl hier mit dir zu sein. In deiner Nähe fühlte ich mich entspannt und wusste, dass ich mich nicht verstellen brauchte. Du nahmst mich einfach wie ich war. „Danke, Matt. Du wirst auch ein guter Astronaut“, du lächeltest mich an und ich musste es einfach erwidern. Es tat gut dich bei mir zu haben und irgendwie fühlten sich meine Sorgen dann gar nicht mehr so groß an. „Könntest du das auch Sora sagen? Vielleicht hört sie ja auf dich“, ich wünschte mir, dass ich es alleine lösen könnte, aber ich wusste, dass wir nur wieder streiten würden, wenn wir miteinander darüber sprachen. „Tut mir Leid, aber ich zweifle daran, dass sie mir zuhören wird. Irgendwie verstehen wir uns nicht mehr so gut. Ich weiß auch nicht warum“, du zucktest mit den Schultern und nahmst noch einmal einen Schluck aus der Flasche. Klar, wir waren eigentlich noch zu jung, aber mein Vater hatte in diesem Bereich zumindest nichts dagegen. Solange es nur Bier war und nichts Stärkeres. Darum genossen wir gerne einmal ein oder zwei Flaschen, wenn wir zusammen waren. „Wir haben uns dieses Jahr vorgenommen, dass wir uns auf die Aufnahmeprüfungen für die Hochschulen vorbereiten damit wir dann das werden können, was wir uns gewünscht haben. Sora wird es akzeptieren müssen. Ansonsten ist sie eh nicht die Richtige für dich“, der letzte Satz von dir tat schon fast ein wenig weh. Sora schien perfekt für mich zu sein. Ich lachte viel in ihrer Nähe und hatte meinen Spaß. Klar, nicht so viel wie mit dir, aber wir waren ja nur Freunde und außerdem warst du kein Mädchen. Wir hatten einfach unseren eigenen Spaß. Aber mit Sora fühlte ich mich gut genug, um zu sagen, dass ich sie liebte. Es wäre schade, wenn ich sie wegen meines Berufes verlieren würde. „Das sagst du so einfach. Sie ist mir schon wichtig. Warum kann sie es nicht einfach akzeptieren? Das würde alles umso vieles einfacher machen“, ich seufzte schwer und sah auf die Flasche in meinen Händen. Es war kaum noch etwas von der Flüssigkeit in ihr. Wir waren in manchen Ländern schon volljährig, doch für Japan fehlten uns noch drei Jahre. Es war schon ein komisches Gefühl. Eigentlich entschloss man sich in diesem Alter schon, was man später werden will, aber vor dem Staat ist man immer noch ein Kind. „Das musst du sie fragen. Klar, werden wir jetzt alle getrennte Wege gehen. Auch unsere Schulen sind nicht nah genug beieinander, dass man sich unter der Schulzeit mal sehen könnte. Uns bleiben allen nur noch die Ferien, in denen wir nach Hause kommen. Aber da müssen wir jetzt durch. Eine wahre Freundschaft hält das auch und so auch eine wahre Liebe“, ich spürte deine Hand auf meiner Schulter und lächelte dich kurz an, bevor ich die Flasche gänzlich leerte. „Ja, du hast Recht. Wenn wir uns wirklich lieben, dann werden wir diese Zeit überstehen. Schließlich wünsche ich mir auch, dass sie als Modedesignerin erfolgreich wird. Und eigentlich war es von Anfang an klar, dass wir in dieser Zeit nicht wirklich nah beieinander sein werden. Ich weiß nicht in was für einer Traumwelt Sora gelebt hat, wenn sie wirklich glaubte, dass ich auf eine Schule in ihrer Nähe gehen würde“, ich zuckte mit den Schultern und nahm dir deine ebenfalls leere Flasche ab. „Willst du noch eine?“, fragte ich, als ich aufstand, um sie wegzubringen und mir selbst noch eine Neue zu holen. Doch dein breites Grinsen zeigte mir, dass du im Moment andere Vorstellungen hattest, als mit mir gemeinsam noch eine Flasche zu leeren. „Nein, im Moment nicht. Aber trink nur, das erhöht meine Chancen bei der Entscheidung zu gewinnen“, ich spürte, wie mir bei den Worten ein angenehmer Schauer über den Rücken glitt. Alleine bei der Vorfreude darauf breitete sich eine angenehme Wärme in meinem Inneren aus, als ich dein Lächeln erwiderte: „Sei dir da mal nicht so sicher. Du weißt ja, dass ich schon immer mehr aushalte als du.“ Ich hörte dein Lachen, als ich kurz in die Küche ging und die Flaschen zum Pfandglas stellte, bevor ich mir selbst noch einmal eine holte. Irgendwie war es ein gutes Gefühl, dass ich meinen Alkoholkonsum vor meinem Vater nicht mehr verstecken musste. Diese Tatsache erfüllte mich mit dem Gedanken, dass er mich als volljährig ansah und ich somit ihm gegenüber gleichwertig war. Ich öffnete die Flasche, als ich mich schließlich wieder auf der Couch niederließ und lächelte dich sanft an: „Wollten wir nicht eigentlich lernen? Aber irgendwer hat da wieder etwas dagegen gehabt?“ „Ach, komm schon. Wir haben gestern schon so lange gepaukt. Da haben wir uns heute doch eine Pause verdient. Außerdem haben wir das schon lange nicht mehr gemacht. Einfach mal zusammen gesessen und etwas getrunken“, deine Stimme klang schon fast weinerlich, was mich nur breiter lächeln ließ. „Ja, da hast du Recht. Obwohl du eine interessante Definition von ‚schon lange’ hast. Schließlich haben wir das erst vor einer Woche getan. Erinnerst du dich? Als ich den Streit mit Sora hatte“, erwiderte ich ruhig auf deine Worte und nahm einen Zug aus der Flasche. „Ja, viel zu lange her. Außerdem warst du da so aufgebracht, es hat ewig gedauert bis ich dich einigermaßen beruhigt hatte“, ein Seufzer stahl sich über deine Lippen und erneut sah ich dieses Funkeln in deinen Augen. Es gefiel mir und ließ das Kribbeln in meinem Körper stärker werden. „Ich hatte halt nicht damit gerechnet, dass sie so dagegen ist“, ich zuckte mit den Schultern und trank noch einmal ein bisschen, während ich auf den schwarzen Bildschirm des Fernsehers sah. In der Spiegelung erkannte ich uns, wobei du mir mit deinem Körper zugewandt warst, als würdest du nur auf irgendetwas warten. Und ich wusste worauf, wodurch ich erneut leicht erschauderte. „Tja, sie hat dich eines besseren belehrt“, ich spürte deine Hand auf meiner Schulter und schluckte kurz, bevor ich leicht lächelte und dir ruhig begegnete: „Ohne einen kleinen Wettstreit? Hast du es so nötig, Tai?“ „Vielleicht“, deine Hand wanderte höher und ich erzitterte leicht, als ich deine Fingerkuppen auf meinem Bauch spürte. Eigentlich wollte ich noch reden und das Chaos in meinem Kopf aufräumen, doch das Funkeln in deinen Augen zeigte mir, dass ich erst danach wieder eine vernünftige Antwort bekommen würde, wodurch ich die Flasche auf den Couchtisch stellte und mich zu dir umwandte. Deine Hand wanderte höher, als du begannst über mich zu kommen und im nächsten Moment spürte ich schon deine Lippen auf meinen… ~*~ Ich ließ meine Hand über deine Brust wandern, als ich einfach an dich gelehnt dalag und deinem sanften Atem lauschte. Eigentlich wusste ich nicht, wann wir damit begonnen hatten nach dem Sex einfach liegen zu bleiben. Am Anfang hatten wir uns meist schnell wieder angezogen oder sind unter die Dusche gegangen. Doch schon seit einiger Zeit blieben wir so liegen. Ich spürte deine Hand durch meine Haare wandern. Es fühlte sich gut an. Eigentlich wusste ich nicht, warum wir immer noch dies taten. Ich war in einer Beziehung und auch du trafst dich mit anderen Mädchen. Dennoch schliefen wir bei fast jedem Treffen, bei dem wir ein wenig Privatsphäre hatten. Warum taten wir das? Wieso fühlte es sich nicht falsch an? Warum bekam ich kein schlechtes Gewissen Sora gegenüber? Ich wusste nicht, was es war, was mich so an dieser Aktivität mit dir fesselte, doch ich spürte, dass der Wunsch, dass es niemals enden würde, immer stärker in mir wurde. Im nächsten Moment spürte ich einen sanften Kuss auf meinem Haar und hob irritiert den Kopf. Unsere Augen trafen sich und ich sah das Leuchten in deinen. Was verband uns nur und trieb uns immer dazu dies zu tun? Wirklich nur das Glücksgefühl? Oder war da mehr? Bevor ich meine Gedankengänge zu ende bringen konnte, schobst du mich von dir herunter und griffst nach deiner Kleidung: „Komm, wir wollten doch noch ein wenig lernen und Sexualkunde ist nicht wirklich ein Prüfungsfach:" Ich musste schmunzeln, als ich dein Lachen hörte und begann mich ebenfalls anzuziehen: „Da könntest du Recht haben, obwohl wir darin bestimmt gute Noten erzielen würden. Willst du irgendetwas Bestimmtes durchgehen? Du hattest am Telefon gemeint, dass dir etwas Kopfzerbrechen bereitet.“ „Hm, ja… ich verstehe eine bestimmte Grammatik von Französisch nicht. Vielleicht kannst du mir da helfen. Du warst ja recht gut darin. Beziehungsweise hast du ein Händchen dafür. Ich versteh sowieso nicht, warum du Astronaut werden willst und nicht irgendwas mit Sprachen machen würdest oder gar an deiner Musikkarriere arbeitetest. Das würde dir bestimmt auch stehen. Du hattest eigentlich immer sehr viel Spaß am Musizieren und du warst auch gut“, du zogst deine Hose unterm Gehen an, als du deine Tasche holtest und schon damit begannst ein paar Bücher auszupacken. Ich selbst hatte im Moment keine Probleme beim Lernen. Deswegen wollten wir uns heute ganz auf dich konzentrieren. Schließlich war es wichtig, dass du das verstandest, denn sonst könntest du die Sprache nicht vernünftig anwenden und jedes weitere Lernen war dann schon fast für die Katz. „Ich weiß nicht. Es hat zwar Spaß gemacht auf der Bühne zu stehen. Aber irgendwie reizt mich der Weltraum mehr. Zu fernen Sternen reisen und die Welt von oben sehen. All das muss fantastisch sein. Außerdem hat mich die Technik auch schon immer fasziniert. Wie war es möglich, dass man ein Flugzeug da hinauf bringt und dann auch noch in der unendlichen Weite den Mond findet? Ich will es wissen und ich hoffe, dass ich es auch schaffe. Dich könnte ich auch fragen, warum du kein Profispieler werden willst. Dir macht Fußball auch Spaß und dennoch willst du in die Diplomatie gehen“, grinste ich dich an und ließ mir dann kurz die kritische Stelle zeigen. Oh ja, daran konnte ich mich selbst ganz gut erinnern. Ich hatte auch meine Schwierigkeiten hinter das System zu kommen, aber wenn man das erst einmal geschafft hatte, dann hatte man den schwersten Weg schon einmal hinter sich. „Das kann ich ja nicht lange machen. Ab Dreißig ist da Schluss und dann nur noch Trainer oder so was sein, darauf habe ich keine Lust. Ich würde es immer vermissen hinter dem Ball her zu rennen und um den nächsten Punkt zu kämpfen. Wahrscheinlich werde ich es in der Freizeit solange spielen, wie es möglich war. Aber mein Geld wollte ich damit nicht verdienen. Schließlich ist es nichts für die Ewigkeit“, du kamst näher zu mir, als ich dann schließlich begann dir diese Grammatik zu erklären. Immer wieder brachtest du Beispiele, wie du glaubtest, dass es funktionieren sollte. Es dauerte lange, bis sie endlich richtig waren, doch dann war der Groschen gefallen und es klappte ohne Probleme. Irgendwie spürte ich dadurch einen gewissen Stolz in mir aufsteigen, als ich sah, wie du einfach da saßest und mit französischen Sätzen um dich warfst. Das Leuchten in deinen Augen, weil du diesen Stein geknackt hattest, war der Hauptgrund, warum ich mit dir lernte. Es gefiel mir, wenn dein Gesicht vor Freude strahlte und ich diesen Erfolg mit dir teilen konnte. Wir gingen mit dir zusammen noch ein paar Vokabeln durch und die Konjugation der Verben, die zur dieser Grammatik gehörten. Ich merkte, dass du wirklich fleißig gelernt hattest. Du wusstest nur sehr wenige Wörter nicht und der Stolz in meinem Herzen wuchs. Mit jedem Wort, das du mir richtig sagtest, spürte ich mehr, dass du diese Ausbildung schaffen würdest. Du würdest deinen Traum erfüllen und Diplomat für die Digiwelt werden und in deinem Leben gab es keine Frau, die dich davon abhalten wollte. „Tai?“, ich wusste nicht, warum ich dich jetzt ansprach, doch ich klappte das Buch zu und senkte den Blick, als ich die Zweifel in meinem Herzen wieder spürte. War es wirklich richtig, was ich tun wollte? Würde ich mir diesen Traum erfüllen können oder hatte Sora Recht, dass es nicht zu mir passte und ich lieber auf die Musikuniversität in der Nähe von ihrer gehen sollte? „Ja?“, deine Mimik war offen und ich spürte erneut die Gewissheit in mir, dass ich dir alles sagen konnte. Du würdest mir zuhören und dich niemals über mich lustig machen. Früher hatten wir uns geärgert, doch wir waren älter geworden und ich wusste, dass uns eine Freundschaft verband, die niemals zerbrechen würde. „Ich glaub, ich schaff das nicht“, meine Kehle schnürte sich bei diesen Worten zu und ich begann mich in mich selbst zu verkriechen. Sofort warst du bei mir und ich spürte deine Hand auf meinem Knie und die andere, wie sie durch mein Haar strich. „So ein Unsinn. Du kannst alles und du weißt alles. Es ist dein Traum und er wird in Erfüllung gehen. Dabei werde ich dir so gut es geht helfen. Lass den Kopf nicht hängen und lächle ruhig einmal. Du wirst es schaffen. Immer wenn ich dich ausfrage, dann weißt du die Antwort. Du musst jetzt nur auch selbst daran denken. Es ist dein Traum, Matt und ich weiß, dass du es schaffst. Wir schaffen es beide unsere Träume zu verwirklichen. Deswegen sitzen wir doch hier, nicht wahr?“, dein breites Grinsen gab mir Mut und ich spürte, wie sich der Zweifel in meinem Herzen langsam zerstreute. „Ja, du hast Recht. Wir schaffen das. Schließlich haben wir uns das damals geschworen. Beide oder keiner. Danke, Tai“, ich spürte den Drang in mir dich zu küssen, doch ich bewegte mich nicht, sondern ließ deine Hand über meine Wange streicheln, bevor du wieder Abstand zu mir nahmst und dann nach meiner Tasche, die wie fast immer neben der Couch stand, griffst, um ebenfalls ein Buch herauszuholen. Es ging um Physik und dein Grinsen wurde breiter, als du begannst mich auszufragen. Ich wusste, warum du das tatest, denn mit jeder richtigen Antwort, die ich dir gab, wuchs die Zuversicht, dass wir es wirklich schaffen könnten. Ja, wir würden uns unsere Träume erfüllen. Gemeinsam werden wir es schaffen. Da war ich mir jetzt mehr als sicher. Danke, Tai… ~*~ „Du willst es also wirklich tun?“ Sora saß mir gegenüber an dem Tisch in dem kleinen Café, das wir gerne besuchten, wenn wir uns trafen. Dort gab es leckeren Kuchen und guten Kaffee. Ich selbst hätte jetzt lieber noch ein wenig mit dir gelernt, doch du hattest Recht. Diese Sache musste endlich zwischen mir und ihr geklärt werden, sonst würde es mich die ganze Zeit belasten und vielleicht auch meine Zukunft gefährden. „Ja, das ist mein Traum, Sora. Gabumon freut sich auch schon. Er träumt genauso wie ich von den Sternen und dass er mal auf dem Mond steht. Darum will ich uns beiden diesen Traum erfüllen. Ich kann es schaffen und ich bitte dich, dass du mir die Möglichkeit dazu gibst und dich mir nicht in den Weg stellst.“ Ich wirkte stärker, als ich mich innerlich fühlte. Schließlich wusste ich nicht, was ich tun sollte, wenn sie meinen Wunsch nicht akzeptierte. „Ist dir nicht klar, wie gefährlich das ganze Unterfangen ist? Es ist nicht einmal gewiss, ob du sicher dort oben ankommst, geschweige denn wieder hier landest. Soll ich die ganze Zeit dann in Angst leben, dass ich dich nie wieder sehe?“ Ihre Augen blieben hart und die krampfhaft verschränkten Arme vor ihre Brust schrieen förmlich, dass sie sich nicht umstimmen lassen wollte. „Doch ist es, aber es ist der Traum von Gabumon und mir. Ich möchte ihn uns einfach erfüllen. Ist das so schwer zu verstehen?“, drängte ich sie weiter um Einsicht, doch sie lächelte nur traurig und wich meinem Blick aus. Ich hatte das Gefühl, dass sie gegen die Tränen kämpfte, bevor sie dann hysterisch auflachte: „Ist klar, es geht immer nur um dich. Du warst schon immer so ein Egoist, Matt! Schon immer!“ Ich begriff nicht, was jetzt plötzlich passierte, als ihre Hände mit einem lauten Knall auf die Tischplatte aufschlugen und sie mich zornig anfunkelte: „Warum kannst du nicht einmal an die Menschen denken, die dir etwas bedeuten oder denen du etwas bedeutest? Wieso kannst du dich nicht einmal in mich hinein versetzen? Du verlangst immer nur, dass ich dich verstehe, aber versuchst nicht ein einziges Mal, dass du begreifst, wie ich mich dabei fühle!“ „Tai steht hinter mir. Er unterstützt mich dabei meinen Traum zu erfüllen“, versuchte ich gegen ihre Anschuldigungen zu sprechen. Ich wollte nicht glauben, dass ich solch ein Egoist war. Sora sah das Alles nur zu eng. Sie machte sich nur unnötige Sorgen. Es war nicht so gefährlich, wie sie es sich immer versucht einzureden. „Tai liebt dich aber nicht!“, war ihre einzige Erwiderung, als sie sich wieder nach hinten fallen ließe und die Arme wieder vor der Brust verschränkte. Sie starrte seitlich in den Raum des Cafés und schien alles zu tun nur um mich nicht ansehen zu müssen. Bei ihrer Aussage spürte ich einen leichten Stich in meiner Brust, der mich trocken schlucken ließ und ich verdrängte ihn nach ganz weit hinten. Mit ihm konnte ich mich noch später beschäftigen, aber jetzt war wichtig, dass ich diese Beziehung irgendwie rettete. „Das tut er vielleicht nicht. Aber er ist mein bester Freund und er macht sich bestimmt auch Sorgen um mich, doch er versteht, dass dies mein Wunsch ist und versucht mich mit allen Mitteln zu unterstützen, damit ich ihn mir erfüllen kann. Ich tue das auch für ihn“, versuchte ich sie ein wenig zu beruhigen, doch sie schnaubte nur. „Sora, ich weiß, dass dein Traum die Modewelt ist. Klar, dieser Beruf ist nicht so gefährlich wie meiner, aber du wirst viel öfters weg sein als ich. Immer unterwegs und immer im Stress. Niemals hast du mich gefragt, ob ich das Alles überhaupt möchte, sondern nimmst es einfach als gegeben hin, dass ich es akzeptieren werde und dich unterstütze. Du willst das aber nicht für mich tun. Darum frage ich mich, warum ich es dann für dich tun sollte.“ Meine Stimme war ruhig und ich griff sanft nach ihrem Arm, doch sie entriss ihn mir. Ein Seufzer stahl sich über meine Lippen und ich ließ mich zurücksinken, um sie einfach zu betrachten. Dieses Mädchen war mir wichtig, aber sie machte es mir im Moment nicht leicht sie zu lieben. Warum musste sie sich so vehement in meinen Weg stellen? Wieso konnte sie meinen Traum nicht einfach akzeptieren so wie du es getan hast? Hat sie vielleicht Recht, dass es daran lag, dass sie mich mehr mochte als du? „Ich habe einfach Angst, Matt“, flüsterte sie und ich dachte im ersten Moment, dass ich mir ihre Stimme eingebildet hatte, doch sie wandte ihren Blick zu mir und lächelte mich dann unsicher an, „ich habe einfach Angst, dass du nicht mehr zurückkommen könntest oder du bei der Ausbildung ein anderes Mädchen kennen lernst und mich vergisst. Wir sind dann so weit auseinander und so lange von einander getrennt. Glaubst du daran, dass wir es schaffen können? Wird unsere Beziehung diesen Test überstehen? Ich will dich nicht verlieren, Matt.“ Ich sah die einzelnen Tränen, wie sie über ihre Wangen rollten und musste sanft lächeln, bevor ich mich zu ihr beugte und die salzigen Perlen wegwischte: „Ich liebe dich, Sora. Egal, wie weit wir von einander entfernt sind. Kein Mädchen könnte dich jemals ersetzen.“ „Ich liebe dich auch, Matt.“ Langsam verschwanden die Tränen aus ihren Augen und das Lächeln wurde wärmer, als sie sich sanft in meine Berührung schmiegte und ihre Lider schloss. Es fühlte sich gut an und ich beugte mich zu ihr, um ihr einen sanften Kuss zu geben. Die Zeit ohne sie würde bestimmt nicht leicht werden, aber auch du würdest mir fehlen. Dennoch muss ich diesen Weg, um meinen Traum zu erfüllen und das will ich tun. Mit aller Kraft, die ich habe. „Wir werden es schaffen. Ja, wir werden alle unsere Träume erfüllen und dann werden wir uns wiedersehen. Hier in Tokio und wir werden dann immer zusammen sein. Auch mit unseren Freunden. Aber manchmal muss man einfach getrennte Wege gehen. Deswegen muss man sich ja noch lange nicht für immer verlieren“, versuchte ich ihr Mut zuzusprechen und lächelte sanft. Zärtlich umschloss ich ihre Hand und begann mit meinen Daumen über ihren Handrücken zu streicheln. Ich wollte sie beruhigen und ihr zeigen, dass sie mir wichtig war. Langsam entspannte sie sich und nickte dann: „Ja, du hast Recht. Wir werden uns wiedersehen. Ich lasse dich gehen. Verwirkliche deinen Traum, Matt.“ „Danke.“ ~*~ „Geschafft!“ Ich konnte es gar nicht glauben, als ich mein Abschlusszeugnis in der Hand hielt. Die Noten waren so wie ich sie brauchte, um meinen Traum des Astronautenlebens zu erfüllen. Auch du jubeltest neben mir und ich konnte sehen, dass dir deine Punkte reichten. Im nächsten Moment spürte ich eine sanfte Berührung auf meiner Schulter und als ich mich umdrehte, blickte ich in das Gesicht von Sora, die mich anlächelte. „Und? Wie lief es bei dir?“, fragte ich sie ruhig und im nächsten Moment sprang sie mir um den Hals: „Bestanden! Ich kann auf meine Modeschule gehen! Und du?“ Voller Stolz zeigte ich auf mein Ergebnis: „Auch. Wir können uns alle unseren Traum erfüllen. Ist das nicht toll?“ Sora nickte und löste sich dann langsam von mir, als du zu uns tratest: „Na, ihr Turteltauben? Lust unseren Erfolg zu feiern? Matt kann bestimmt seine Wohnung zur Verfügung stellen.“ Ich musste auflachen, als du so selbstverständlich wieder auf die Alkoholvorräte meines Vaters zugreifen wolltest und musste den Kopf schütteln: „So typisch. Aber spricht nichts dagegen. Mein Vater ist im Moment nicht da. Irgendeine Geschäftsreise oder so. Wir haben also die ganze Wohnung für uns.“ „Ne, lasst mal, Jungs. Ich hab mich mit Mimi verabredet. Aber ihr könnt gerne feiern. Man sieht sich, Matt.“ Sie hauchte mir einen Kuss auf die Wange und war dann auch schon verschwunden. Irgendwie war ich froh, dass ich mit dir alleine feiern konnte. Sora hatte mich noch nie betrunken erlebt. Außerdem wusste ich dann nicht, ob unsere Tarnung auffliegen würde. Schließlich waren wir bis jetzt immer alleine gewesen, wenn wir getrunken hatten. „Nun gut, dann halt nur wir Zwei, oder?“ Du sahst mich fragend an und ich nickte schließlich. Es war ein komisches Gefühl Sora dabei zuzusehen, wie sie in der Masse verschwand, um sich mit Mimi zu treffen, aber ich verbrachte die Zeit eh lieber immer nur mit einem von euch. „Scheint so. Willst du gleich los, oder erst noch woanders hin? Es ist ein wenig früh, um zu trinken, findest du nicht?“ Ich lächelte ruhig und dein Arm legte sich schon um meine Schultern, bevor du mich langsam mitnahmst: „Vielleicht, aber wir können ja trotzdem schon zu dir gehen. Schließlich kann man das Ganze auch anders feiern.“ Nur kurz strichen deine Lippen über mein Ohr und schickten einen Schauer über meinen Rücken. Eigentlich wusste ich, dass dies Betrug an Sora war, doch ich konnte nicht aufhören. Wir wollten einfach nicht aufhören. Darum legte sich ein breites Lächeln auf meine Lippen. „Kann man vielleicht.“ Ich sah die Überraschung in deinen Augen, als du dich deines Spaßes beraubt fühltest, doch dann kehrte dort wieder das gewohnte Feuer zurück, was mir einen angenehmen Schauer bescherte: „Kann man vielleicht? Ganz sicher kann man das. Du willst es doch auch.“ „Pssst. Nicht so laut. Wir sind nicht alleine“, ermahnte ich dich und du trenntest dich mit einem unwilligen Knurren von mir, um dann brav neben mir aus der Schule zu gehen. Es war ein komisches Gefühl, das sich als angenehmes Kribbeln in meinen Bauch ausbreitete. Alles in mir schrie danach, dass ich dich jetzt küsste und dir zeigte, dass du alles mit mir machen konntest, was du wolltest, aber es ging nicht. Wir waren kein Paar und wir wollten auch nie eines sein. Ruhig schritten wir durch die Straßen und ich konnte deine Ungeduld förmlich greifen, dennoch schwieg ich und sah dich lieber von der Seite an. Deine wuschelige Mähne war schon lange verschwunden. Du hattest sie kürzer und das machte dich männlicher. Es wirkte nicht mehr so, als hättest du deine Haare nicht unter Kontrolle. „Willst du wirklich?“, durchbrach ich leise die Stille und du sahst mich irritiert an: „Wieso sollte ich nicht? Es ist schön und fühlt sich gut an. Wäre ja Blödsinn, wenn wir es nicht tun würden, oder? Es gefällt uns ja beide.“ „Ja, schon, aber sollten wir nicht lieber darüber reden, wie es mit uns weitergeht?“ Ich schluckte trocken und spürte, dass der Abschied von dir mir um einiges mehr schmerzte, als der von Sora. Warum tat es das? Ich liebte dich nicht, sondern sie, dennoch war dort die Angst, dass ich dich vielleicht nicht mehr sehen würde. Dass sich unsere Wege für immer trennen könnten. „Wie soll es schon weitergehen? Wir machen beide unsere Ausbildung und treffen uns dann später wieder hier in Tokio oder willst du woanders wohnen?“ Dein Blick glitt über mich und ich spürte erneut diesen Schauer. Ich wollte mich nicht von dir verabschieden. Wir hatten so viel erlebt miteinander und du warst einfach immer da gewesen. „Du hast Recht.“ Ich schluckte alle anderen Sätze herunter. Nein, ich konnte und wollte mit dir nicht über meine Empfindungen sprechen. Bestimmt würdest du mich dann nur als Weichei ansehen und das wollte ich einfach nicht. Langsam erhob sich der Wohnblock vor uns und ich öffnete die Tür, um uns den Einlass zu ermöglichen. Im nächsten Moment stiegen wir schon die Treppe nach oben und schwiegen. Es war ungewöhnlich, dass du nicht sagtest, doch ich spürte, dass jedes Wort nun falsch wäre. Im Moment gab es nichts zu besprechen und kaum hatte ich die Wohnungstür hinter uns geschlossen, waren dort deine starken Arme, die mich umschlangen, und deine gierigen Lippen heiß auf meinen Nacken. Du zogst mich mit dir in Richtung Wohnzimmer. Nur kurz dachte ich daran, dass Gabumon irgendwo hier sein musste, doch deine geschickten Finger unter meinem T-Shirt ließen mich meinen Partner sofort vergessen. Ich verstand nicht, warum du plötzlich so gierig warst, doch ich ließ mich von deiner Lust einfach mitreißen und versank im Hier und Jetzt. Jede deiner Berührungen sagte mir nur eines: Unsere Leben werden sich nicht gänzlich trennen. Niemals. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)