Einnehmende Freiheit von Shino-Tenshi ================================================================================ Kapitel 6: ----------- Es war ein komisches Gefühl nicht mehr direkt im Geschehen zu sein. Zwar halfen wir Älteren den Jüngeren wo wir konnten, doch eigentlich waren wir machtlos. Unsere Digimon konnten nicht mehr so digitieren, wie wir es von ihnen gewohnt waren und dir gefiel das ja gar nicht. Der Gedanke, dass du deine Schwester alleine dem Feind gegenüber treten lassen musstest und der Fakt, dass du nicht in der Lage warst sie zu beschützen. Du musstest Davis und den anderen vertrauen. Ich selbst hatte auch ein mulmiges Gefühl, wenn ich daran dachte, dass Taikeru alleine da draußen unterwegs war. Und der Fakt, dass ich nun bei dir Zuhause saß, machte es nicht wirklich besser. Du hingst zur Hälfte von der Couch herunter, während ich einfach nur in mich zusammen gesackt da saß. Agumon und Gabumon sahen uns an. Es war uns egal. Was sollten wir schon tun? Mehr als eine einfache Digitation war einfach nicht mehr drinnen. Die Kraft, die uns Azulongmon geschenkt hatte, war schon längst aufgebraucht und überall kamen Kinder her, die ebenfalls Digimon besaßen. Wir waren irgendwie nichts Besonderes mehr. Ich hörte ein Seufzen von deiner Seite und sah dich an. Der Unmut, der sich durch deinen Geist fraß, war schon fast zum Greifen nahe. Immer wieder zuckte deine Unterlippe und ich spürte, wie sich dein Körper anspannte. Du konntest nicht mehr hier sitzen bleiben, aber du hattest auch keine andere Wahl. Was sollten wir schon tun? Davis und die anderen sammelten alle Kinder ein und trieben die Digimon zurück in ihre Welt. Ohne mein Zutun hob sich erneut mein Blick und ich begegnete Gabumon, der mich ruhig musterte. Ein leichtes Lächeln lag auf seinen Lippen, was ich erwidern musste. Er war hier bei mir und doch beschlich mich das Gefühl, dass diese Zeit sich langsam dem Ende entgegen neigte. „Werdet ihr auch gehen müssen?“, fragte ich ruhig und sah ihn an, wobei er kurz meinem Blick auswich. Du bewegtest dich neben mir und sahst ebenfalls interessiert auf deinen Partner: „Agumon? Wirst du gehen müssen?“ Unsere Partner sahen sich an. Sie waren die Einzigen, die wussten, was zwischen uns wirklich lief und irgendwie haben sie sich damals richtig für uns gefreut. Auch wenn wir beide nicht verstanden warum sie das taten. „Wir wissen es nicht, Tai“, gab Agumon dann kleinlaut von sich und Gabumon nickte nur: „Wenn wir die Welten dadurch durcheinander bringen, wäre es sinnvoller wieder zu gehen. Aber wir müssen erst einmal abwarten, was geschieht, wenn die anderen fertig sind. Wer weiß, vielleicht sieht die Welt dann schon ganz anders aus.“ Erneut tauschte ich einen Blick mit dir aus. Ich konnte den Schmerz in deinen braunen Augen tanzen sehen. Nein, du wolltest genauso wenig Abschied nehmen, wie ich. Doch wir wussten beide, dass es durchaus dazu kommen könnte. Erneut auf Wiedersehen sagen, tat mir jetzt schon in der Seele weh und ohne es zu wollen, stand ich einfach auf. Ging hinüber zu Gabumon und ließ mich vor ihm nieder. Seinen verwirrten Gesichtsausdruck ignorierte ich, als ich ihn einfach umarmte. So fest an mich zog, wie es mir in diesem Moment möglich war. Ich wollte sein weiches Fell unter meinen Fingern spüren und das Schlagen seines Herzens. „Matt, jetzt reiß dich zusammen“, hörte ich deine Stimme, doch ich ließ Gabumon nicht los und mein Partner legte ebenfalls seine Arme um mich herum. Es tat so gut ihn einfach festzuhalten und nie wieder mit dem Gedanken spielen zu müssen, dass sich unsere Wege trennen würden. „Tai“, ich hörte die Stimme von Agumon und wie seine schweren Schritte sich auf dich zu bewegten. Langsam trennte sich dadurch Gabumon von mir und ich sah in seine warmen Augen. Wenn ich an die Zeit zurückdachte, als wir uns das erste Mal begegnet waren. So eine kleine braune Kugel mit einem Messer auf dem Kopf. Ich dachte an den ersten Kampf gegen Kuwagamon. Daran, wie stark sie waren und mit welchem Mut Gabumon mich damals verteidigt hatte. Ich wusste nicht, was er damals war, doch ich konnte nicht abstreiten, dass ich ihn irgendwie mochte. Er war mir wichtig geworden. Schon im ersten Moment, als wir uns in die Augen gesehen hatten. Langsam richtete ich mich auf und drehte mich zu dir und Agumon um. Du hattest deine Hand auf seinem Kopf und streicheltest ihn leicht. Es war ein anderer Anblick, aber dennoch waren dort die gleichen Gefühle und auch dieselbe Angst, dass man sich schon bald nicht mehr sehen würde. Ruhig trat ich auf dich zu und blieb vor dir stehen. Meine Hände in meinen Hosentaschen und sah auf dich herab. Es war ein komisches Gefühl auf deinen Wuschelkopf zu sehen und irgendwie wünschte ich mir, dass du wieder lächeln würdest. Nur einen kurzen Moment. Nur eine winzige Sekunde. Nur für mich. Plötzlich griffst du nach meinem Hosenbund und zogst mich einfach wieder neben dich auf die Couch, bevor du mich an deine Brust drücktest. Es war ein komisches Gefühl, doch ich ließ es geschehen. Ich ließ mich von dir halten und spürte das sanfte Streicheln auf meinem Arm. Gabumon selbst kam ebenfalls zu uns und ließ sich neben mich nieder. Ich spürte seine Berührung an meinem Rücken, was mich leicht lächeln ließ. Sie waren alle hier. Die Wesen, die mir in diesem Moment so viel bedeuteten und bei denen ich mir wünschte, dass sie nie wieder verschwinden würden. Nie wieder… ~*~ Es war ein komisches Gefühl, als der Kampf zu Ende war. Noch einmal waren wir in der Digiwelt und haben unseren Freunden beigestanden. Doch jetzt war es ruhig. So unsagbar ruhig. Schon bald drehte sich unsere Welt nur noch um die Schule und den Abschluss. Ich selbst war froh, dass nun Gabumon auf mich Zuhause wartete. Es war ein gutes Gefühl nicht mehr alleine zu sein. Außerdem half er mir mehr beim Lernen, als ich wirklich geahnt hatte. Er verstand sehr schnell und konnte es sogar dann gut erklären. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass es besser für mich wäre, wenn er einfach für mich in die Schule ging. Er würde bestimmt bessere Noten nach Hause bringen. „Treffen wir uns heute wieder mit Tai und Agumon?“, durchdrang seine Frage die Stille, die sonst nur vom Kratzen des Stiftes auf dem Papier zerstört wurde. Ich selbst überlegte, ob ich dich heute treffen wollte. Eigentlich war es nicht geplant, aber du warst eh ein sehr spontaner Mensch, darum würde es bestimmt kein Problem sein. „Wieso? Vermisst du ihn denn schon?“, neckte ich meinen Partner ein wenig. Ich sah, wie er leicht rot wurde, was mich kurz verwirrte, doch dann nuschelte er irgendetwas in seinen nicht vorhanden Bart und schüttelte schließlich den Kopf: „Ich finde es schön, wie glücklich du bist, wenn Tai bei dir ist. Deswegen frag ich.“ Jetzt fühlte ich mich ertappt und spürte, wie mir leicht warm wurde. Ich vernahm die Wärme in meinen Wangen und wandte meinen Blick ab, um die Röte vor Gabumon zu verstecken: „Ach, wir verstehen uns einfach gut. Das ist alles. So wie bei dir und Agumon.“ „Genau so“, er grinste breit und deutete dann wieder auf das Blatt vor uns, „komm, lass uns die Übungen zu Ende machen und uns dann mit Tai und Agumon treffen.“ Irgendwie gefiel mir der Vorschlag, aber so wirklich wusste ich nicht, ob es in Ordnung war: „Ich weiß nicht, ob Tai überhaupt Zeit hat. Im Moment nimmt ihn sein Fußballtraining sehr stark ein. Und lernen muss er ja auch irgendwann einmal.“ Ich bekam darauf einen strengen Blick von Gabumon, was mich seufzen ließ und ich schließlich nach dem Handy griff: „Okay, ich schreib ihm eine Nachricht, ob er in ein oder zwei Stunden Zeit hat. Zufrieden?“ „Ja, sehr“, Gabumon grinste breit und ich hasste ihn dafür, doch ich schwieg und tippte dann einfach die Nachricht, bevor ich das Telefon zur Seite legte und schließlich weiter auf die Übung sah. So wirklich konnte ich mich nicht darauf konzentrieren. Ich spürte das angenehme Kribbeln in meinem Bauch, als die Spannung stieg, was du wohl antworten würdest. Irgendwie wünschte ich mir, dass wir einfach Zeit füreinander hätten. Ich wollte dich sehen und mit dir spaßen. Nur einmal wieder fliegen. „Matt? Wo bist du denn mit deinen Gedanken?“, Gabumons Stimme riss mich aus meine Träumerei und ich räusperte mich nur verlegen: „Ähm, nirgends. Bei den Übungen.“ „Ich wusste gar nicht, dass die Funktion davon ‚Tai’ heißt“, zog er mich auf und ich hasste ihn dafür. „Verdammt“, sofort begann ich deinen Namen wegzuradieren, bevor ich mich dann wieder auf die Aufgabe konzentrierte und begann sie zu lösen. Natürlich mit der Hilfe von Gabumon. Irgendwie war er ein mathematisches Genie. Dafür konnte er mit Sprache nichts anfangen. Das war bei mir schon anders. Wir ergänzten uns perfekt. Ob es wohl bei dir und Agumon auch so war? Irgendwie konnte ich mir deinen Partner gar nicht vorstellen, dass er mit dir irgendwelche Übungen durchging. Im Gegenteil er wird wahrscheinlich nur jammern, dass er endlich etwas anderes machen will. Darum wunderte es mich schon ein wenig, dass deine Noten seit Agumons Auftauchen noch nicht eingebrochen waren. „Matt? Wo bist du nur wieder mit deinen Gedanken? Jetzt malst du schon Agumon auf einer Couch auf das Blatt. Wenn du dich nicht konzentrieren kannst, dann sollten wir es einfach lassen“, drang Gabumons Stimme erneut zu mir durch und als ich auf das Ende meines Stiftes sah, musste ich ihm Recht geben. Jetzt hatte ich schon das Zeichnen angefangen. Erneut fluchte ich leise, bevor ich es dann wegmachte. „Du vermisst sie beide, kann das sein?“, seine Scharfsinnigkeit überraschte mich, doch ich schluckte nur schwer und nickte dann: „Ja, vielleicht. Aber wir müssen jetzt wirklich damit fertig werden. Schließlich ist sie wichtig für meine Note.“ „Gut, dann konzentrieren wir uns jetzt“, Gabumon sah wieder auf das Blatt und ich versuchte es ebenfalls, doch dann vibrierte schon mein Handy neben mir und ich schnappte sofort danach. Es war bestimmt du, der mir geschrieben hatte. Und meine Hoffnung wurde nicht enttäuscht. Die Nachricht war von dir und du sagtest mir für heute Abend zu. Früher hattest du auf Grund deines Trainings keine Zeit. Aber wir konnten uns später treffen. „Heute Abend unternehmen wir etwas mit ihnen. Sie werden zu uns kommen, weil Vater wieder unterwegs ist“, gab ich die Erkenntnis an Gabumon weiter und ich sah, wie er lächelte und kaum hatte ich zu Ende getippt, dass es in Ordnung ging, tippte er wieder auf das Blatt: „Gut, dann haben wir ja noch ein wenig Zeit dafür.“ Ich hasste und liebte ihn gleichermaßen für dieses Verhalten, doch ich beugte mich seinem Willen und versuchte mich weiter auf die Funktionen zu konzentrieren. Es ging einigermaßen, auch wenn ich mich immer wieder dabei erwischte, dass ich viel lieber an dich und den kommenden Abend dachte… ~*~ Ich richtete gerade ein paar Knabbersachen in Schalen her und verteilte sie auf den Wohnzimmertisch. Genauso wie ich verschiedene Softgetränke auf dem Boden stellte und vier Gläser auf den Tisch stellte. Es würde nicht mehr lange dauern und du würdest mit Agumon hier sein. Auch Gabumon eilte aufgeregt hin und her. Irgendwie waren wir beide ein wenig nervös. Kurz seufzte ich und strich mir durch die Haare, worauf auch Gabumon kurz stoppte und mich verwirrt ansah: „Was ist los, Matt?“ „Ich weiß nicht. Was soll unser Benehmen? Wir treffen nur Freunde. Das ist doch nicht gut“, ich spürte, wie die Verzweiflung in meinem Herz langsam zunahm. Mein Verhalten war einfach nicht normal für dieses Treffen. „Wieso denn nicht? Wir mögen sie halt und wollen einen schönen Abend mit ihnen verbringen. Daran ist doch nichts falsch“, versuchte mir Gabumon meine Zweifel zu nehmen, doch irgendwie wusste ich, dass er Blödsinn redete. Es war nicht normal. Ich wusste, dass ich mich nicht auf ein Zusammensein von Freunden freute, sondern auf das intime Zusammensein mit dir. Ich freute mich darauf dich zu streicheln und zu küssen. Einfach wieder mit dir zu schlafen und die Zeit um uns herum zu vergessen. Klar, ich hatte niemals gesagt, dass ich dich liebte und du hast diese Worte auch nicht in den Mund genommen. Wir brauchten sie nicht. Auch wenn ich mittlerweile nicht mehr wusste, was für eine Beziehung wir überhaupt führten. Waren wir Freunde mit Sonderleistungen oder sogar mehr? „Hör auf zu grübeln, Matt“, durchdrang die Stimme von Gabumon meine Gedanken und ich sah irritiert auf ihn: „Ich grüble gar nicht.“ „Doch das tust du. Ich sehe es dir an“, damit verschwand es wieder und holte noch ein paar Kissen, die es auf den Boden verteilte, sodass wir angenehme Sitzgelegenheiten hatten, wenn wir spielen würden. So schön es auch war, dass mich Gabumon so gut kannte, umso schlimmer war es, wenn es solche Phasen hatte, wo es immer meinte alles besser wissen zu müssen. Gabumon war ein guter Freund. Das stand außer Frage, aber manchmal meinte er es einfach zu gut. „So, sie können kommen“, stolz stemmte es die Arme in die Seite und grinste unser Werk an. Ja, jetzt fehlten wirklich nur noch du und Agumon, dann konnte der Abend nur schön werden. Und als hättet ihr meine Gedanken gelesen, klingelte es schon an der Tür. Gabumon rannte mit den Worten „Ich mach auf“ sofort zu ihr und öffnete sie. „Hallo, Gabumon. Na, wo hast du Matt versteckt?“, hörte ich deine Stimme und ich spürte, wie ein angenehmes Kribbeln in meinen Bauch trat. Ich fühlte mich einfach glücklich, als ich mich schließlich erhob und in deine braunen Augen sah. Du wurdest mit jedem Jahr, das verging, erwachsener und vor allem männlicher. Ich mochte die Ausstrahlung von Sicherheit, die dich umgab. „Na, habt ihr schon lange gewartet?“, begrüßest du mich und ich winkte nur ab: „Nein, wir sind gerade fertig geworden. Perfektes Timing also. Wie war dein Training? Hast ein paar neue Tricks gelernt?“ „Nun ja, nicht wirklich. Davis holt immer mehr zu mir auf. Bald muss ich Angst haben, dass er besser wird als ich. Vielleicht ist es langsam an der Zeit, dass ich den Fußball aufgebe. Wie läuft es mit deiner Band?“, du nahmst auf einem Kissen Platz und schnapptest dir die Schüssel mit Chips, was mich leicht lächeln ließ. „Nun ja, wir haben momentan zu viel um die Ohren. Ich glaube, dass wir uns bald verlieren werden. Die meiste Zeit spiele ich für mich alleine. Beziehungsweise für Gabumon. Es macht mir schon noch Spaß. Aber ich glaube, dass es nur ein Hobby bleiben wird“, winkte ich ab und ich sah dich nicken: „Ja, so denke ich über den Fußball mittlerweile auch. Irgendwann werde ich aus der Mannschaft austreten und dann nur noch mit Freunden ein wenig kicken. Einfach so zum Spaß und um die Zeit zu genießen. Manchmal soll es halt einfach nicht sein, dass das Hobby zum Beruf wird.“ „Ja, leider. Wie geht es Kari so?“, hielt ich das Gespräch am Laufen und du lächeltest kurz: „Sie schlägt sich tapfer. Gott sei dank wird sie nicht mehr so oft krank. Sie hängt sich in der Schule rein. Anscheinend verfolgt sie ihren Berufstraum noch. Immer mal wieder trifft sie sich mit deinem Bruder. Hat er dir das nicht erzählt?“ „Doch, doch. Er schreibt ja an einem Buch. So neben der Schule“, ich strich mir durch die Haare und musste lächeln, als er mir ein paar Zeilen davon vorlas. Es war nicht schlecht, aber er musste definitiv noch ein wenig üben und einiges daran verbessern. „Worüber handelt es denn? Davon hat mir Kari nämlich noch nichts erzählt“, deine Neugier stieg und ich musste noch breiter grinsen. Das war so typisch für dich. Man konnte dir deine Gefühle an der Nasenspitze ansehen: „Von seinem Abenteuern in der Digiwelt.“ „Oh, da hat er aber ein gewaltiges Stück Arbeit vor sich“, du zogst anerkennend die Luft ein und dann wurde dein Grinsen noch breiter: „Und wie läuft es mit Sora und dir?“ „Ähm… darüber will ich nicht reden“, nein, das war definitiv fehl am Platz. Ich wollte mit dir nicht über die Dates reden, zu denen mich Sora in regelmäßigen Abständen überredete. Am Wochenende war es eh schon wieder so weit. Ich wusste nicht, was sie damit bezweckte. „Sie ist ein süßes Mädchen und hat Feuer“, du lachtest auf und ich musste ebenfalls grinsen. Stimmt, du warst ja mal mit ihr zusammen gewesen. Lange ist es her und irgendwie hat es auch nur bedingt lange gehalten. Zu kurz, als dass es unsere besondere Beziehung gestört hätte. „Ja, sie ist schon etwas Besonderes. Es macht ja auch Spaß mit ihr und alles“, ich seufzte und strich mir durch die Haare. „Aber? Was hast du auszusetzen?“, du sahst mich schräg an, „ihr wärt ein wunderbares Paar. Gib ihr doch einfach mal eine Chance.“ Irgendwie tat es weh solche Worte von dir zu hören, doch ich lächelte über den Schmerz hinweg und versuchte mich selbst zu beruhigen. Klar, es sprach nichts dagegen. Wir waren beide Singel und eigentlich war sie schon irgendwie süß. Vielleicht konnte ich sie ja wirklich lieben. „Okay“, stimmte ich knapp zu und im nächsten Moment stelltest du das Go-Brett zwischen uns: „Ich habe Lust auf eine Runde Go. Der Gewinner darf oben liegen.“ Ich musste leicht den Kopf schütteln. Schön, dass unsere Beziehung trotzdem so weiterlief, obwohl du mich eigentlich verkuppelt hattest. Doch solange wir in keiner Partnerschaft wären, würde diese Beziehung weiterlaufen und ich würde dein grinsendes Gesicht sehen. Die Lust in deinen Augen tanzen und dir Laute entlocken, die nicht jeder hören durfte. Im Moment war ich noch etwas Besonderes und das wollte ich auch nicht so schnell aufgeben. Darum baute ich das Spielfeld auf und wir begannen um die Verteilung der Rollen zu spielen. Es war ein knappes Spiel, doch ich hatte gewonnen. Eine Seltenheit, doch ich genoss es. Alles in mir schrie auf, als ich deine Lippen mit meinen versiegeln konnte und ich deine Haut wieder unter meinen Fingern spürte… ~*~ „Hallo, Matt“, die Stimme von Sora machte auf sich aufmerksam, als ich in das kleine Café trat. Ich hatte sie eigentlich schon von außen gesehen, doch anscheinend wollte sie noch einmal auf Nummer sicher gehen und stand auf, um mir zu zuwinken. Zögerlich erwiderte ich die Geste des Grußes, bevor ich mich dann in ihre Richtung bewegte und ihr gegenüber Platz nahm: „Hallo, Sora. Ich hoffe, dass du nicht schon lange wartest. Die Züge wollten nicht so wie ich das gerne hätte.“ „Macht nichts. Ich bin auch ein wenig später angekommen. Dasselbe Problem irgendwie, deswegen war ich ganz froh, als du noch nicht da warst. Also, mach dir keinen Kopf“, sie lächelte leicht und begann dann die Karte zu studieren. Zwei Atemzüge beobachtete ich sie dabei und fragte mich, ob es wirklich richtig war hier zu sein. Klar, sie war durchaus ein schönes Mädchen und ihre Energie gefiel mir. Sie erinnerte mich damit irgendwie ein wenig an dich. Du warst genauso impulsiv und setztest dich für deine Ziele ein. Ein leichtes Lächeln legte sich auf meine Lippen, als ich merkte, dass sie mir durchaus gefiel. Die Tatsache wie sich ihre Stirn kräuselte, wenn sie sich nicht entscheiden konnte oder sogar wie sich ihre Unterlippe leicht nach vorne schob, wenn sie der Meinung war, dass ihr Leben gerade nicht fair verlief. Ich wandte mich von ihrem Anblick ab und begann selbst die Karte zu studieren. Nach einer kurzen Überlegung entschied ich mich für einen Obstkuchen und einen Milchkaffee. Es war ein angenehmes Gefühl hier mit Sora zu sitzen. Auch wenn ich nicht wusste, woher dies kam. Schließlich war mir vor zwei Tagen das Treffen schon fast zuwider gewesen. Doch jetzt, als ich so ihr gegenüber saß und ich hier dabei zuhörte, wie sie von ihrem letzten Tennisspiel berichtete, spürte ich, dass es eine gute Entscheidung war hierher zu kommen. „Hast du eigentlich noch Kontakt zu Tai?“, fragte ich sie nach einer Weile und sie sah mich verdutzt an: „Ähm, wie kommst du denn darauf?“ „Nun ja, ihr ward ja schließlich mal zusammen gewesen und schließlich verbindet uns alle auch das gemeinsame Abenteuer. Darum frage ich einfach mal“, ich zuckte mit den Schultern und sie begann kurz zu überlegen, bevor sie dann lächelte und den Kopf schüttelte. „Nicht wirklich. Wir treffen uns ab und an in der Schule. Aber das war es auch. Außer Mimi und jetzt dich sehe ich kaum noch jemanden von damals regelmäßig. Wie sieht es bei dir aus? Hast du noch Kontakt zu den anderen?“, gab sie die Frage nach der Beantwortung zurück und ich stockte kurz. Es war schon ein komisches Gefühl darüber nachzudenken. Aber eigentlich traf ich mich nur noch mit Joe und dir. Natürlich sah ich über Taikeru auch Kari hin und wieder, aber den Rest? Eigentlich kaum noch. Ich kam mit ihnen auch nie wirklich gut klar. Als mich Sora um dieses Date bat, war ich auch mehr als überrascht, weil ich niemals gedacht hätte, dass sie etwas von mir wollen würde. „Nun ja, eigentlich nur noch zu Tai, Joe und ein bisschen Kari über meinen Bruder. Aber das war es auch schon. Und natürlich dich jetzt, wenn wir uns öfters sehen sollten“, ich lächelte kurz und merkte, wie Sora ein wenig rot wurde, bevor sie die nächste Frage ganz leise stellte: „Würdest du dich denn gerne öfters mit mir treffen?“ Irgendwie war sie schon süß, aber genau dieses Verhalten ließ sie sich von dir unterscheiden. Du wärst niemals rot geworden, sondern hättest geradeaus gefragt. Sie war vielleicht so impulsiv wie du, aber bei weitem nicht so selbstsicher. Ich verstand ja nicht einmal, warum sie überhaupt gerade bei mir war. Sie hätte sich doch auch Joe oder Izzy nehmen können. Warum ich? „Bis jetzt spricht nichts dagegen. Es macht Spaß mit dir“, ich lächelte ein wenig und erst jetzt fiel mir etwas auf, was schon fast ein wenig irritierend war. Wir waren die Träger der Wappen Liebe und Freundschaft. Den beiden Dingen, die für die Bindung zwischen zwei Wesen verantwortlich waren. Wenn uns nicht die Verwandtschaft aneinander band. War es dann Zufall, dass wir nun hier saßen und begannen eine Beziehung aufzubauen? Wollte ich diese Beziehung überhaupt? Klar, es gefiel mir und ich fühlte mich in ihrer Gegenwart durchaus wohl. Dennoch blieb das Gefühl, dass irgendetwas zwischen uns stand. Ich hatte einfach nicht das Gefühl, dass ich ihr nicht alles sagen könnte. Zum Beispiel wusste ich jetzt schon, dass sie niemals von uns erfahren würde. Nicht solange ich es verhindern könnte. „Das freut mich. Ich habe mir gedacht, dass wir danach vielleicht noch ein wenig einkaufen gehen könnten oder in den Park. Was meinst du?“, machte sie ein paar Vorschläge für den Rest des Nachmittags, kaum dass unsere Bestellungen zu uns gebracht wurden. Sora selbst hatte sich für einen Schokoladenkuchen entschieden und trank dazu eine Tasse Kaffee. Auch darin glich sie dir ein wenig. Ich fand immer mehr Parallelen zwischen euch und irgendwie gefiel es mir. Ja, vielleicht könnte ich mich in Sora wirklich verlieben. „Ich bin eher für den Park. Die Einkaufsstraßen sind mir jetzt zu voll“, gab ich meine Meinung dazu preis. Jetzt um diese Zeit waren da viel zu viele Menschen. Im Park selbst verteilten sie sich meistens ganz gut. Deswegen fiel es mir da meist nicht sonderbar auf. Ich mochte es nicht unter so vielen Menschen zu sein, die ich nicht kannte. Außerdem hatte ich keine Lust mit einer Frau einkaufen zu gehen. Zumindest nicht beim ersten Date. Irgendwie musste ich unweigerlich an den Schuheinkauf mit dir denken. Du hattest dich benommen wie eine Frau, obwohl du nur neue Fußballschuhe gebraucht hattest. Ich dachte wirklich, dass ich dich bald an die nächste Wand klatschen würde. Wie ich wohl mit Sora reagieren würde? Schließlich war sie eine Frau und da erwartete man solch ein Verhalten. Wahrscheinlich würde ich es einfach über mich ergehen lassen. Wir unterhielten uns einfach nur eine Weile. Genossen die gemeinsame Zeit und ich wünschte mir, dass es irgendwie anders verlaufen würde. Immer wieder sah ich dich in ihr und das ließ mich lächeln. Vielleicht würde sie wirklich mein Deckel werden. Sie war dir so ähnlich, dass ich es mir durchaus vorstellen konnte. Ich musste nun nur noch die kleinen Abweichungen zu lieben lernen. Niemals würde mir in diesem Moment in den Sinn kommen, dass es falsch war, was ich tat, als wir unsere Bestellungen bezahlten und uns auf den Weg in den Park machten… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)