Black Butler- Schicksal von F88 ================================================================================ Kapitel 6: ----------- Kapitel 6 Ciel seufzte wohlig auf, als das warme Wasser seine Haut berührte. Er hatte gar nicht mitbekommen wie durchgefroren er war. Eigenartig. War er denn wirklich so sehr in Gedanken gewesen? Nun gut, ihn hatte so einiges zum Grübeln gebracht. Unter anderem das Gespräch mit Raven und die damit einher gegangene Wette zwischen ihnen. De Silver hatte sofort gesagt, dass Sebastian zwar in Versuchung geraten, aber seine Seele nicht anrühren würde. Er hatte diese Behauptung lachend zurückgewiesen. Gesagt, dass sie seinen Butler schlecht kenne. Schließlich war es dessen einziges Bestreben an seine Seele zu gelangen und diese zu verspeisen. Daraufhin schlug die junge Ärztin ihm die Wette vor. Siegessicher hatte Ciel zugesagt. Und siehe da, wie sich herausstellte, schien der junge Earl seinen Butler nicht zu kennen. Denn zu seiner Verwunderung hatte Sebastian sich in Verzicht geübt. Ciel hatte genau gesehen wie schwer seinem Butler diese Entscheidung gefallen war. Nur Hauchzart war er erneut an seinem sicheren Tod vorbeigeschrammt. Warum verschonte der Teufel ihn? So eine Gelegenheit kam nie wieder! Es hätte dem Jungen nichts ausgemacht zu sterben. Dazu war er bereit gewesen. Alles was er gewollt hatte war den Vertrag zu erfüllen. Aber wie es schien entschied Sebastian wann er sterben sollte. Beinahe war es so, als wolle der Teufel noch etwas mit ihm spielen, ehe er ihn tötete. Wie eine seiner heißgeliebten Katzen. Oder hing der Teufel plötzlich an ihm? Bei diesem abwegigen Gedanken hätte Ciel fast laut losgelacht. Doch nicht Sebastian! Sein Diener genoss es einfach nur, Ciels Leben in seinen Händen zu halten und ihn zappeln zu sehen. Ganz die Bestie, die er eigentlich war und hinter seiner menschlichen Fassade verbarg. Gelegentlich, wenn nicht gar immer öfter, vergaß der junge Herr, was sein Butler eigentlich wirklich war. Für ihn war er einfach Sebastian. Sein Butler und Auftragskiller in einer Person. Sein Vertrauter. Jedoch ließ Sebastian diese Tatsache nicht durchgehen. Er sorgte nur zu gerne dafür, dass sein Herr nicht vergaß womit dieser es eigentlich zu tun hatte. Allzu gerne demonstrierte der Rotäugige was er war, welche Fähigkeiten er inne hatte und was er zu tun vermochte. Ciel hatte erst vorhin einen erneuten Blick auf die andere, die teuflische Seite seines Butlers erhaschen können. Trotz dessen, dass er in diesem Moment Angst um sein Leben hatte, konnte er sich nicht gegen den Gedanken wehren, dass sein Butler in all seiner Grausamkeit wirklich schön war. Ciel bedeckte seine Augen mit der Hand. //Ich bin ihm wirklich verfallen.//, dachte sich dieser und ein wehmütiges Lächeln huschte über seine Lippen. Wie weh es doch tat sich in ein Wesen zu verlieben, das diese Emotion als typisch menschliches Laster ansah. Das nicht fähig war, Liebe zu spüren oder einem anderen zu schenken. „Hey, lässt du mich wirklich nur wegen deiner Ästhetik am leben?“, fragte Ciel seinen Butler unvermittelt und blickte diesen fest an. Als er jedoch den ungläubigen Ausdruck in dem Gesicht seines Butlers sah, wurde ihm schlagartig bewusst, welche Frage ihm gerade entschlüpft war. Er biss sich auf die Lippen. Diese Frage hatte er seinem Vertrauten eigentlich nicht stellen wollen. Nun jedoch war es zu spät. Er konnte seine Worte nicht zurücknehmen. Wollte er das eigentlich? Um ehrlich zu sein hätte er schon gerne eine Antwort auf seine Frage gehabt. Er wollte wissen, welches perfide Spiel sein Diener mit ihm spielte. Warum der Teufel ihn am Leben ließ, obwohl dieser nichts davon hatte. Denn, dass Sebastian dies nur wegen seiner Ästhetik tat, wollte und konnte der junge Herr nicht recht glauben. Wusste er doch, dass nicht alle Teufel so regeltreu waren wie sein Butler. Dass diese nur zu gerne ihre Vertragspartner töteten, wenn sich die Gelegenheit bot. Das hatte Raven ihm selbst in seinem Büro erzählt. Mit aufmerksamem Blick taxierte der Butler seinen Herrn. Was bewog den Jungen dazu, solch eine Frage zu stellen? Hatte er sein Anliegen nicht klargemacht? Eine Augenbraue des teuflisch guten Butlers wanderte nach oben. Wie es schien war Ciel wohl von seiner eigenen Frage überrascht gewesen. Zumindest ging er davon aus, als er das Verhalten des Jungen vor sich bemerkte. Ob er seinem neugierigen, jungen Herrn wohl eine passende Antwort geben sollte? Ein überhebliches Lächeln umspielte seine feinen Lippen. Er könnte sich ja einen kleinen Spaß mit dem Jungen gönnen. Ungeduldig sah sein Herr ihn an. Für einige Minuten schwieg der Diener einfach und sah Ciel unverwandt an, ehe er seine dunkle und dennoch so sanfte Stimme erhob. „Sollte ich einen anderen Grund haben?“, entgegnete Sebastian und sah ihn fragend an. Oh, er hätte es wissen müssen! Als ob sein Butler es ihm so einfach machen würde. „Verdammt, musst du denn immer mit einer Gegenfrage antworten? Ob du einen anderen Grund hast, will ich doch von dir wissen. Wenn du es nicht weißt Sebastian, wer dann?“, fauchte Ciel genervt. Auf den Lippen des Teufels erschien ein leichtes Lächeln. „Hm, habe ich noch einen Grund, Euch am leben zu lassen?“, fragte er laut und nahm eine nachdenkliche Pose ein. „Warum wollt Ihr das wissen?“ „Och ich weiß auch nicht. Vielleicht weil es nur um mein Leben geht.“, erinnerte ihn Ciel kühl und sah seinen Butler warnend an. Er ging zwar auf dessen Spielchen ein, doch nur solange wie er noch keine Antwort erhalten hatte. „Ah richtig. Jetzt wo Ihr es erwähnt.“ Gedanklich hatte Ciel seinen Butler bereits tausend Tode sterben lassen. „In der Tat gibt es noch einen Grund, warum Ihr lebt.“, gestand dieser mit ernster Miene. Damit Sebastian weiter sprach sah Ciel ihn auffordernd an. „Wollt Ihr diesen wirklich wissen, Herr?“, erklang die dunkle Stimme des Teufels und musterte Ciel ganz genau. „Jetzt mach dich nicht wichtig und rede endlich.“, erwiderte dieser und sah seinen Butler aufmerksam an. Was würde Sebastian wohl sagen? Welchen Grund hatte er Ciel am Leben zu lassen? Ja, der junge Earl gab es zu. Sein Butler hatte seine Neugierde geweckt. Mit einer schnellen und geschmeidigen Bewegung beugte sich Sebastian zu Ciel hinab und umfasste, mit seiner linken Hand, das Kinn seines Herrn. Sanft zwang der Teufel den Jüngeren so ihn anzusehen. Er nahm seinem Vertragspartner dadurch jede Möglichkeit, seinen Blick von ihm abwenden zu können. Wenn der junge Herr so sehr auf eine Antwort beharrte, dann wollte der Teufel von einem Butler ihm diese auch geben. Überrascht blickte der Junge in zwei violett getünchte, teuflische Augen. Ciel bemerkte, dass Sebastians Griff zwar fest, aber nicht schmerzhaft war. Der Junge fühlte wie sich augenblicklich sein Puls beschleunigte, als sie sich so nahe kamen, so dass er Sebastians Atem auf seiner nackten, erhitzten Haut wahrnehmen konnte. Wie schaffte es der Teufel nur, ihn jedes Mal so sehr aus der Fassung zu bringen? Er versuchte sich nichts anmerken zu lassen und bedachte den Teufel mit finsteren Blicken. „Nun Herr, der Grund warum ich Euch am Leben lasse und somit auf Eure Seele verzichte, ist gänzlich simpel.“, hauchte er leise aber verständlich, und beobachtete genau jede Regung des Jungen. Unbeirrt und voller Erwartung wurde sein Blick von Ciel erwidert. Wie es schien, hatte es Sebastian geschafft das Interesse seines Herrn zu wecken. Wäre diese Situation jetzt nicht so ernst, hätte sich der teuflisch gute Butler wohl zu einem feinen Lächeln herabgelassen. Doch so sah er für wenige Minuten seinen, vor ihm in der Wanne sitzenden Herrn, nur ernst an. Da war kein falsches, aufgesetztes Lächeln, kein höhnischer, überlegener Blick, wie er es sonst so gerne zur Schau trug, um die Menschen in Sicherheit zu wiegen oder sich über diese lustig zu machen. Als der Rotäugige seine Stimme erhob, war diese zwar kühl, aber nicht unfreundlich, als er bestimmt erklärte: „Ihr gehört mir.“ Ungläubig und von diesen Worten aufs Tiefste erschüttert, weiteten sich die Augen seines jungen Herrn. Als der teuflische Butler sich bewusst wurde, was er da gerade ausgesprochen hatte, konnte er es selbst kaum glauben. Ja, Sebastian war von seinen eigenen Worten überrascht. Wie bitte hatte er seinen jungen Herrn gerade betitelt? Als sein Eigentum? Ciel, welcher sich als Erster wieder einigermaßen nach diesem Schock gefangen hatte, schlug energisch Sebastians Hand bei Seite. Was fiel dem Kerl eigentlich ein ihn so anzufassen? Aufgebrachtes violett und dunkelblau blitzte zu Sebastian herauf. Sein Eigentum? Was erdreistete sich dieser Mistkerl eigentlich? Er war doch kein verdammter Gegenstand den man besitzen konnte… Aber wie es schien sah sein Butler das anders. Nun ja, er war ja auch nur die Beute des Teufels. Da hatte Sebastian wohl nicht so ganz unrecht, wenn er plötzlich Besitzansprüche stellte. Das sein hübscher Rabe ihn jedoch nur als Imbiss sah, tat schon weh. Doch wie immer hatte sich der junge Herr bestens im Griff, als er seine Stimme erhob. „Noch nicht völlig Sebastian.“, entgegnete der Junge. „Und das wird auch nie der Fall sein, schließlich hast du meine Seele abgelehnt.“, murrte er und bemühte sich ruhig zu bleiben. Nachdenklich zog der Angesprochene seine Hand zurück. Das er Ciel auch auf andere Weise in Besitz nehmen konnte, schien der Junge nicht zu bedenken. Die Naivität seines Herrn, in manchen Dingen, war schon fast süß. Er war wirklich überrascht, dass sein junger Herr zu seiner Behauptung nichts einzuwenden hatte. Da kam kein Protest oder gar eine Ohrfeige, kein Wutausbruch des Jüngeren, weil er diesen als sein Eigentum bezeichnet hatte. Sonderbar… Jedoch bemerkte er den eisigen Blick, welchen ihm Ciel nun schenkte und auch dessen Stimme klirrte wie Eis, als er diese erneut zum Sprechen erhob. „Und fass mich nie wieder so an, oder es Gnade dir Gott.“, zischte Ciel. Süffisant grinste Sebastian und fragte: „Mach ich Euch etwa nervös, Herr?“ Mit seiner Geduld am Ende, schleuderte Ciel seinem Butler eine geballte Ladung Wasser ins Gesicht. „Raus!“, befahl dieser zornig. „…wie Ihr wünscht.“, entgegnete Sebastian ergeben. Erleichtert atmete Ciel aus, als sich die Badezimmertüre von außen schloss. Aufgewühlt fuhr er sich durchs Haar. Verdammt, fast hätte Sebastian ihn durchschaut. Er musste wirklich besser aufpassen. Er hatte schon befürchtet sein Herz würde stehen bleiben, als der Butler ihm so unvermittelt diese, zugegeben, unverschämte Frage stellte. Sein Blick huschte zur Tür. Ciel wusste, dass Sebastian auf der anderen Seite stand und darauf wartete, dass er diesen zu sich rief. Doch darauf konnte der teuflische Butler lange warten. „Sein Eigentum also… aha.“, flüsterte der Junge leise. Ciel hatte recht mit seiner Vermutung. Sebastian wartete vor dem Badezimmer auf dessen Ruf. Lässig strich er sich sein tropfnasses Haar nach hinten. Wie es schien hatte er eine Grenze seines Herrn überschritten. Es war wirklich Jahre her, dass Ciel ihn aus dem Bad geschmissen hatte. Damals hatte er von menschlichen Bedürfnissen nicht sonderlich viel Ahnung gehabt. Das Badewasser war kochend heiß und seinem Herrn hätte er damals fast die Haut von den Knochen gerieben. Er grinste schwach als er daran dachte. Inzwischen jedoch hatte er sich ganz passabel gemacht. Wenn er dies bei aller Bescheidenheit über sich denken durfte. Und Ciel, so wie dessen Umfeld, gaben ihm in dieser Annahme recht. Er war, für seinen Herrn, zum perfekten Butler geworden. Und darauf legte er selbst wohl den allergrößten Wert. Ja, er war stolz auf seine Arbeit und auf sein Können. Aber heute…heute war er weit vom perfekt sein entfernt. Ungefragt war er seinem jungen Herrn zu nahe getreten. Nur zu deutlich hatte er Ciels ablehnende Körperhaltung bemerkt und auch diesen kalten, abwehrenden Blick, als er ihn dazu brachte ihn anzusehen. Nein, seinem jungen Herrn hatte die Nähe seines Butlers nicht gefallen. Und das war noch vorsichtig ausgedrückt. Der Junge hasste solche ungefragten Berührungen. Selbst von Sebastian. Das hatte er nur zu deutlich gezeigt. Es war aber auch schwer die Finger von dem Jungen zu lassen, wenn dieser nackt vor einem saß und dann auch noch die Frechheit besaß, ihm zu trotzen. Wie sollte sich da jemand zurückhalten können? Der Butler blickte zu Boden. Eine andere Frage drängte sich ihm auf: Hätte er auf die Frage seines Herrn besser schweigen sollen? Nur zu deutlich hatte er Ciels Gesichtsausdruck gesehen. Eine Mischung aus Überraschung und Ablehnung. Auf der anderen Seite jedoch, hätte sein junger Herr wahrscheinlich nicht eher locker gelassen, bis er eine Antwort auf seine Frage erhalten hätte. Er seufzte. Plötzlich hörte er, wie sich die Klinke der Badezimmertüre nach unten bewegte. Sofort hob der Butler seinen Blick und entfernte sich zwei Schritte von der Tür. Nicht, dass sein junger Herr noch in ihn hineinlief. Kurz darauf betrat Ciel, gekleidet in einen weißen Bademantel, den Flur. Musternd glitt sein Blick über die Erscheinung seines Butlers. Unmerklich wanderte eine Augenbraue des Jungen nach oben. Er war nun viel ruhiger als noch im Bad. „Begossener Pudel.“, ließ Ciel liebenswürdig vernehmen und Sebastian setzte sein falsches Butler Lächeln auf. „Nun junger Herr, diesen Aufzug verdanke ich Euch.“, wandte dieser ein. Innerlich rang er mit sich. Es gab Momente, in denen er den Jungen am liebsten übers Knie gelegt hätte, bis dieser um Gnade flehte. Jetzt gerade, war ein solcher Moment. „Passt doch zu einem Hund wie dir, nicht wahr, Sebastian?“, fragte der Junge lieblich und betonte den Namen seines Dieners ganz besonders. Der Butler schwieg vorsorglich. Er wusste worauf sein junger Herr anspielte. Auf seinen Vornamen. Denn als Ciel seinem Butler dessen Namen gab, orientierte der sich an seinem ehemaligen Haustier. Einem Hund mit Namen Sebastian. Und der Teufel hasste diese Biester aus vollem Herzen, wie sein junger Herr sehr wohl wusste. Eine schlimmere Beleidigung hätte dem Bengel nicht einfallen können. Wie es schien war sein geschätzter Vertragspartner noch immer schlecht auf ihn zu sprechen. Nur wegen dieser einen Frage? Sein Herr schien heute recht nachtragend zu sein. Obwohl seine Frage eigentlich neckisch gemeint war. Schon eigenartig das Ciel so empfindlich auf diese reagierte. Wissend und siegessicher verzogen sich Ciels Lippen zu einem flüchtigen Grinsen. „Ich gehe zu Bett.“, sagte er schlicht und setzte sich in Bewegung, um sein Schlafzimmer aufzusuchen. Als der Junge hinter sich die leisen Schritte hörte, wusste er, dass Sebastian ihm folgte. //Braver Hund.//, dachte sich der Junge und lächelte fies in sich hinein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)