Earning Angel Wings von fiZi ================================================================================ Kapitel 6: ~: Arrangements :~ ----------------------------- » Wer einen Engel sucht und nur auf die Flügel schaut, könnte eine Gans nach Hause bringen. « (Georg Christoph Lichtenberg) ~* Himmelstreppe, auf Höhe der fünften Sphäre *~ Gabriel zuckte überrascht zusammen und fuhr herum als die Stimme plötzlich hinter ihm erklang. Er musste nach unten blicken, denn sein Gegenüber war nicht nur etwa einen Kopf kleiner als er selbst, sondern stand auch noch auf der Stufe unter seiner. Funkelnde tiefblaue Augen bohrten sich in die seinen und auf dem gebräunten hübschen Gesicht des Anderen lag ein spöttisches Grinsen. Sein durchtrainierter Körper war – für einen Engel völlig untypisch – mit einer weißen Lederhose und einem lässigen Seidenhemd in derselben Farbe, das er offen trug, bekleidet. Die Füße des jungen Mannes steckten in grauen Boots. „Deine Reflexe lassen ganz schön nach, Gab! Man merkt, dass du schon lange nicht mehr auf der Erde warst!“ stichelte der Kleinere, der seine rotblonden Haare in einem Pagenschnitt trug und dessen große schneeweiße Flügel an den Federspitzen kupferfarbene Flammenränder aufwiesen. Dann wandte sich der junge Mann, der nicht nur wegen seiner Größe jugendlicher wirkte als die scheinbaren fünfundzwanzig Jahre, für die er sich offiziell entschieden hatte, dem Seraphim neben dem noch immer sehr perplexen Erzengel zu. „Hallo, schöne Sephrenia. Kaum zu glauben, dass du es immer noch mit ihm aushältst.“ Stellte er augenzwinkernd fest und zog sie in eine kurze herzliche Umarmung. „Michael!“ Gabriel hatte endlich seine Sprache wieder gefunden, starrte den jüngeren ranggleichen Engel aber immer noch ungläubig an. „Was machst du denn hier?“ Der Rotblonde richtete sich wieder auf und grinste ihn an. Ein spitzbübischer Ausdruck schlich sich auf seine hübschen Züge. „Ah, du bist der Sprache ja doch noch mächtig! Nun, ich hab mir ein neues Trainingsprogramm überlegt, mit dem ich dich wieder auf Vordermann bringe und bin hier um dich abzuholen, damit wir gleich anfangen können. Du hast ja gerade selbst gesehen, dass du so was dringend nötig hast.“ Gabriel warf ihm einen empörten Blick zu, und ein flüchtiges Lächeln erhellte Sephrenias Gesicht. Einen kurzen Moment behielt Michael die Maskerade noch bei, dann wurde er unvermittelt ernst. „Eigentlich komme ich von Ihm. Wir haben alle drei eine Verabredung mit dem alten Herrn und ich wurde von Ihm geschickt um zu schauen wo ihr bleibt. Wie es aussieht befinden wir uns ein wenig unter Zeitdruck.“ ~* Hölle, siebte und tiefste Sphäre, Raum von Natas *~ Ein blutroter Wirbel erschien etwa drei Meter über dem schwarzen Marmorboden der riesigen, bogenförmigen Kuppel, und kurz darauf materialisierte sich die erwachsene Form von Cruel, noch immer die leblose Gestalt Raphaels in den Armen. Luzifer, der mit einigen anderen Dämonen nahe dem Zentrum der Höhle stand, wo sich alle Kabel des riesigen Höllencomputers - die alle sieben Sphären wie ein wurzelartiges Geflecht durchzogen - zu einem riesigen, schwarzen Strang vereinten, der sich durch ein Loch im Zentrum der Kuppel weiter nach draußen wand , hob den Kopf und lächelte. „Wie ich sehe warst du erfolgreich.“ Der weißblonde Dämon erwiderte das Grinsen. „Hast du je daran gezweifelt?“ Der Höllenfürst zuckte mit den Schultern. „Es war keine leichte Aufgabe.“ Cruel verzog das Gesicht und schenkte dem ohnmächtigen Engel einen düsteren Blick. „Oh doch. Er war vollkommen abgelenkt und hat auf nichts mehr geachtet. Jeder niedere Dämon, wahrscheinlich sogar jeder Novize, hätte es ohne Probleme geschafft, ihn in diesem Zustand außer Gefecht zu setzen.“ Luzifer runzelte die Stirn. „Ich hätte nicht gedacht, dass die Sache mit dieser jungen Himmlischen im Krankenhaus einen so großen Effekt auf ihn hat.“ Er zuckte mit den Schultern. „Tut mir Leid, dass du nicht so viel Spaß haben konntest. Aber du hast ja jetzt jede Menge Zeit, um dich mit ihm zu amüsieren.“ Cruels Lächeln war kalt wie Eis, während seine Augen zu dem blassen Gesicht Raphaels wanderten. „Du hast Recht. Leider ist das Gift ziemlich stark – ich hatte schließlich mit einem einigermaßen ebenbürtigen Gegner gerechnet. Er wird noch Tage, wenn nicht Wochen schlafen. Ach – ehe ich es vergesse -“ Der junge Dämon warf sich sein bewusstloses Opfer kurzerhand über die Schulter und streckte eine Hand aus. In ihr bildete sich allmählich eine Kugel aus reiner Energie, die über die gigantische Oberfläche der abgedunkelten Scheiben, aus denen die Riesenkuppel bestand, golden aufblitzende Lichtreflexe schickte, und den gigantischen Raum mit flackernder Helligkeit erfüllte. Sie begann, rasch zu wachsen, und erreichte einen Durchmesser von sicherlich einem Meter, wobei ihr Leuchten immer intensiver wurde. Luzifers Augen weiteten sich vor Überraschung. „- unser Engel war so freundlich, uns ein wenig von seiner Mentalkraft zur Verfügung zu stellen.“ Langsam breitete sich auf dem Gesicht des gefallenen Engels ein Grinsen voller Triumph aus. „Hah! Einfach wunderbar! Die Idee war genial, Cruel! Das dürfte genug sein, um nicht nur das Transportsystem von denen da Oben vollständig außer Gefecht zu setzen, sondern ihnen auch noch ganz gewaltige Probleme mit Vawatjen zu bescheren. Vielleicht hatten sie ja sogar einen Totalzusammensturz, wenn das Gleichgewicht so krass gestört wurde. Jedenfalls gibt uns die Regenerationsphase, die sie mit Sicherheit benötigen werden um alles wiederherzustellen, genug Zeit, dass sich Sin mit Natas vertraut machen kann. Und die Energie, die du noch dazu gewonnen hast, wird ihn wieder aufladen. Seit dem Vorfall mit dem misslungenen Zauber musste er ja auf Sparflamme laufen.“ Cruel lächelte und gab der golden leuchtenden Kugel einen kleinen Schubs. Dieser reichte jedoch aus, um die gebündelte Energie mit ziemlich großer Geschwindigkeit in Bewegung zu setzen – direkt auf den gewaltigen Kabelstrang zu. Es dauerte nicht lange, bis der hell schimmernde Ball ihn erreicht hatte. Knisternd verschlang die Schwärze das Licht gänzlich und mit unglaublicher Geschwindigkeit, wobei die Kabelstränge langsam rot glühend wurden. Die düstere Farbe breitete sich rasch aus, bis die Stränge in einem seltsamen rot-schwarzen Muster flackerten. Nun erst wurde deutlich, dass jeder Zentimeter des Bodens der gewaltigen Höhle von den Wurzeln Natas’ durchzogen war, die sich bis zu Kapillargröße verzweigten. Der ganze riesige Raum begann, wie ein langsam zum Leben erwachendes Wesen in dunklem Rot zu pulsieren. Sogar die Streben der Kuppel bestanden aus Kabeln, die sich soweit verhärtet hatten, dass sie das gewaltige Gewicht der ganzen Konstruktion problemlos trugen. Luzifer nickte zufrieden. „Das kommt uns bei unserer Suche nach den besonders reinen Seelen sehr zugute. Vor allem jetzt, nachdem dieser Zauber mit Loki schief gegangen ist und wir diesen großen Energieverlust hatten, müssen wir schnell wieder neue Kraft sammeln um dieses Defizit ausgleichen zu können. Sonst hält das Siegel auf den Höllentoren noch ewig.“ „Ich werde unseren unfreiwilligen Gast mal in seine Zelle bringen, wo er sich erstmal ausschlafen kann.“ Murmelte Cruel und verschwand, nachdem er das zustimmende Nicken seines Herrschers abgewartet hatte, mit dem ohnmächtigen Erzengel in einem blutroten Wirbel. Luzifer wandte seine Aufmerksamkeit wieder der blassen jungen Frau die noch immer unbeweglich neben ihm stand zu, deren taillenlangen Haare ebenso weiß waren, wie die ihres Zwillings. Und die wie dieser dank Seelenenergie sowohl körperlich als auch geistig bereits auf den Stand einer Zwanzigjährigen gebracht worden war. Ihr wohlgerundeter Körper war in eine zeremonielle, weite schwarze Robe gehüllt, die über und über mit je nach Lichteinfall lavafarben aufleuchtenden Runen bedeckt war. „Also Sin – wollen wir doch mal sehen, wie gut du Natas gefällst und wie ihr beiden miteinander zurecht kommt.“ Die hübsche Dämonin lächelte, und ihre schwarzen Augen fixierten den dicken, pulsierenden Kabelstrang einige Meter vor ihr, während sie auf diesen zuging. Das düstere Rot spiegelte sich in ihrer Iris wider, die langsam begann, ebenso wie Natas, in regelmäßigen Abständen aufzuglühen, als die schlanke junge Frau dem Herz des Computers immer näher kam. Sie wusste nicht genau, was jetzt auf sie zukam oder von ihr erwartet wurde, aber in ihrem Bauch breitete sich ein Kribbeln voller Vorfreude aus. Sie spürte ihre Verbundenheit mit dieser Maschine, die doch so viel mehr war. Sie schien eher ein Lebewesen mit eigenem Bewusstsein zu sein. Das Pulsieren des riesigen Computers wurde immer schneller und das Glühen stetig intensiver, je näher Sin ihm kam. Plötzlich lösten sich einige der glänzenden schwarzen Kabel aus dem Hauptstrang, schossen wie die gierigen Tentakeln einer überdimensionalen außerirdischen Lebensform heran und schlangen sich unnachgiebig um den Körper der jungen Frau. Dabei rissen sie ihr die weite Robe geradezu vom Leib und zogen sie schließlich, völlig nackt, mit großer Bestimmtheit ins Innere Natas’. Die junge Dämonin war viel zu verwirrt um sich zu wehren, als sich die gewaltige Kabelansammlung bereitwillig teilte, um sie zu verschlingen. Die zierliche, noch immer fest von den Strängen umschlossene Gestalt verschwand zwischen schwarzen Tentakeln, als sich immer mehr der Kabel um ihren Körper wanden. Dann schloss sich die Kabelansammlung vor den Augen der übrigen Dämonen wieder, die das Schauspiel still betrachtet hatten. Als kurz darauf ein spitzer erstaunter Schrei aus dem Inneren Natas’ erklang, der in einem Stöhnen endete und in eindeutige, rhythmische Laute überging als die Stränge mit ihrer Aktivität fort fuhren, und der Kabelstrang beinahe ohne Unterbrechung rot glühte während er erregt zuckte, lächelte Luzifer zufrieden. „Natas’ hatte schon immer eine Vorliebe für hübsche Jungfrauen, und diese ist sogar auch noch sein eigenes Geschöpf. Die beiden werden gut miteinander auskommen, sobald er seine erste Gier an Sin gestillt hat. Das hier wird wohl noch ein wenig dauern. Sorgt dafür, dass sie nicht gestört werden und informiert mich, wenn sie fertig sind.“ Die anderen Dämonen starrten mit einer Mischung aus Verblüffung und stetig wachsender Erregung auf das sich aufgeregt bewegende Kabelbündel, in dessen Mitte sich noch immer die junge Frau befand, deren hingebungsvolle Laute leicht gedämpft nach draußen drangen. Als einige von ihnen begannen, sich mit vor Lust brennenden Augen nach Gleichgesinnten umzusehen, durchschnitt Luzifers Stimme ihre benebelten Sinne. „Oh nein, eine Orgie können wir uns jetzt nicht leisten. Ihr habt mehr als genug damit zu tun, die neuesten Daten auszuwerten, die Natas seit seinem Energieschub von sich gegeben hat. Ich möchte nicht böse auf euch werden und einige von euch … bestrafen müssen.“ Fügte der Höllenfürst mit einem dünnen Lächeln hinzu, als sich ihm eine ganze Menge Gesichter mit verlangendem Ausdruck zuwandten. Die Verwalter des Computers waren zum Großteil weiblich, was daran lag, dass Natas Frauen in seiner Nähe bevorzugte. Er warf jedem von ihnen noch einen strengen Blick zu, um seinen Standpunkt nachdrücklich klar zu machen. Dann drehte sich der gefallene Engel mit einem eleganten Wirbeln seines schwarzen Umhangs kurzerhand um und verließ die Höhle, die noch immer von dem Stöhnen Sins erfüllt war, ehe er selbst schwach wurde. Trotz allem - es lief bisher ganz ausgezeichnet. ~* Erde, Lokis Appartement im offiziell nicht vorhandenen 13. Stock des Kazewolkenkratzers *~ Die Stimme dieses Anführers war rau und gleichzeitig erstaunlich sanft. Sie hatte nur noch entfernt Ähnlichkeit mit der des Jungen, der er gewesen war. Wieder verspürte Eve dieses seltsame Kribbeln in ihrem Bauch, während das Gemurmel der anderen Dämonen an ihr Ohr drang. „Was fällt ihr ein, gerade Ihn in einem schwarzmagischen Schutzschild anzurufen? Wir können froh sein, dass sich der Zauber einfach nur aufgelöst hat und uns nicht explodiert ist! Jeder mit noch so kleiner magischer Ausbildung weiß, dass man so etwas unter keinen Umständen machen sollte! Sonst wäre es ja auch zu einfach. Sie scheint wirklich gar keine Ahnung zu haben, noch nicht einmal von den einfachsten Sachen, die jeder, egal ob Engel oder Dämon, von klein auf lernt.“ murmelte gerade eine wunderhübsche junge Frau mit lilafarbenen, langen glatten Haaren. Ihr Körper steckte in einem tief ausgeschnittenen, äußerst eng anliegendem ärmellosen schwarzen Lackbody mit silbernem Reißverschluss an der Vorderseite, der von ihren üppigen Kurven mehr zeigte als verbarg und Eve schon allein vom anschauen her die Röte ins Gesicht trieb. Um ihre Arme, die sie gerade senkte, waren ebenfalls schwarze Lederschnüre gewickelt, und den Beinabschnitt, den man zwischen ihren oberschenkelhohen Lackstiefeln sah, bedeckte eine grobe Netzstrumpfhose. Sie stand direkt hinter dem gut aussehenden Anführer der Höllengeborenen. Ihre vollen Lippen, die die Farbe von dunklen Kirschen hatten und sich leuchtend von ihrer makellosen, hellen Haut abhoben, verzogen sich zu einem missmutigen Schmollmund. Lilafarbene, schwarz umrandete Augen richteten sich anklagend auf Eve, und der junge Engel bemerkte, dass ihre rechte Augenbraue von einem blauschwarzen Strich durchbrochen wurde. „Genau, dafür muss sie bestraft werden!“ warf eine unangenehm schneidende, für eine Frau relativ tiefe Stimme ein. Die Dämonin, der sie gehörte, war ein gutes Stück größer als die schöne Dame, die eben gesprochen hatte, und der junge Engel hatte schon die ganze Zeit vermieden, auch nur in ihre Richtung zu sehen. Wenn ihre Aura auch bei weitem nicht so mächtig war, wie die des jungen Mannes ihr gegenüber – das war keine der anderen - so lag doch eine so erschreckende Kälte und Brutalität in ihr, die die aller anderen hier im Zimmer an Gewaltbereitschaft übertraf, dass es der Himmlischen einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Widerstrebend wandte sie den Kopf und starrte die grobknochige Frau verängstigt an, die ihren Blick aus vollkommen hellroten Augen mit geschlitzter Pupille erwiderte. Ihre Haare hatten die Farbe von getrocknetem Blut und waren zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst. Ihrem kantigen Gesicht wurde von rundum verlaufenden, roten Zacken, die von außen nach innen immer schmaler wurden, ein noch unheimlicher Ausdruck verliehen. Es sah aus wie eine seltsame aber sehr bedrohliche Kriegsbemalung und unterstrich die beängstigende Ausstrahlung der Dämonin noch mehr. Ihr großer schlanker Körper steckte in einer schwarzen, eng anliegenden Lederhose und einem ärmellosen T-Shirt in derselben Farbe. Um ihre Taille lag ein breiter Nietengürtel und ihre Hände, die sie nun ebenfalls senkte, wurden von schwarzen Lederhandschuhen bedeckt, die nur die Fingerspitzen frei ließen. Eve drückte sich unwillkürlich noch tiefer in die weiche Ledercouch, die ihr aber plötzlich wenig Schutz bietend und kalt erschien. „Du solltest das lieber lassen, Anger, wenn du Loki nicht sauer machen willst.“ Warf eine neue, diesmal männliche Stimme ein. In ihr schwang ein leicht amüsierter Unterton mit. Die Himmlische war dem Sprecher wirklich dankbar, denn durch die gesprochenen Worte war es ihr möglich, den Kopf abzuwenden. Sie hatten den Bann, den diese andere, schreckliche Dämonin - die offensichtlich Anger hieß – unwillkürlich auf sie ausgeübt hatte, durchbrochen. Ihre ungewöhnliche magische Sensibilität, die sie nach wie vor besaß, war von der grenzenlosen Kälte dieser Aura geradezu eingefroren worden. Während Eve sich noch fragte, ob mit Loki wohl der gutaussehende Anführer gemeint war, der ihr gegenüber saß, erblickte sie auch schon den Sprecher, einen dünnen jungen Mann, der links von ihr, zwischen Anger und der hübschen jungen Frau stand. Braune Augen, in deren äußeren Winkel jeweils ein roter Strich bis hin zur Schläfe verlief und in denen ein seltsames Glitzern lag, erwiderten ihren Blick belustigt. „Mein Name ist Greed.“ Stellte sich der Dämon ohne große Umschweife vor, und fuhr sich mit einer von einem Lederhandschuh bedeckten Hand schnell durch die kurzen dunkelbraunen Haare – wie in einem vergeblichen Versuch, sie ordentlicher erscheinen zu lassen. Auch er trug ausschließlich schwarz, in Form der Handschuhe, einer einfachen, eng anliegenden Hose und einem ebenfalls figurbetonenden T-Shirt. Der Kontrast zu den ständigen Pastellfarben und leuchtenden Weiß im Himmel hätte nicht krasser sein können. Der junge Engel biss sich verunsichert auf die Lippen. Trotz seiner scheinbar recht netten Worte strahlte seine Aura, in der sie ein sehr seltsames Gefühl bei dem es ihr nicht so recht gelang es einzuordnen überdeutlich wahrnahm, Ablehnung aus. Immer wieder schien sein Blick abzuschweifen und zu ihren Füßen zu wandern. Warum konnte sie sich allerdings gar nicht erklären. Wie sollte sie jetzt also reagieren? Sie wusste doch, dass ihm nicht wirklich etwas daran lag, ihren Namen zu erfahren. Die Entscheidung sollte ihr allerdings abgenommen werden. „Nun, Engelchen – es ist ziemlich unhöflich, auf eine so nette Vorstellung nicht zu antworten.“ Durchschnitt die Stimme des Anführers ihre Gedanken. Aus seinem Mund hörte sich das Wort „nett“ allerdings mehr wie eine Beschimpfung oder etwas sehr Ekliges an. Er sprach es mit sichtbarem Widerwillen aus. Widerstrebend wandte ihm Eve wieder seine Aufmerksamkeit zu. Wie erwartet kam das seltsame Kribbeln zurück, sobald sie ihn ansah. Ihre Kehle war plötzlich wie zugeschnürt, während ihre Gedanken wild durcheinander wirbelten. Was war nur mit ihr los? Sie konnte sich die seltsamen Reaktionen ihres Körpers auf ihn nicht erklären. Ob es wohl damit zusammenhing, dass sie jetzt Zwölf war? Aber irgendwie fühlte sich das alles nicht so an, als würde es zu einem Kind passen. Peinlich berührt und verunsichert drückte sie sich noch mehr in die Polster des schwarzen Ledersofas. Diese Gefühle waren nicht wirklich unangenehm, aber irgendwie … unangebracht? Außerdem – warum waren diese Dämonen nach außen hin so freundlich zu ihr, wenn sie sie in Wirklichkeit doch gar nicht leiden konnten, um es mal etwas zu verharmlosen. Insbesondere diejenige, die Anger genannt wurde, hatte noch ganz andere Dinge mit ihr vor. „Nun glotz ihn nicht an wie ein hypnotisiertes Kaninchen, Mädchen.“ Riss sie die ungehaltene Stimme der wunderhübschen Frau aus ihren Überlegungen, und Eve wurde siedendheiß bewusst, dass sie diesen gutaussehenden Anführer tatsächlich ununterbrochen angestarrt haben musste, während sie ihren Gedanken nachgehangen war. Sie konnte nicht ahnen, dass Wantoness ziemlich eifersüchtig sein konnte was den Sohn des Höllenfürsten betraf, und die Dämonin sich eigentlich einen Dreck um die Regeln des Anstands scherte. Auch wenn sie das junge Mädchen, das jetzt auf dem Sofa saß, nicht wirklich als Konkurrenz betrachtete. Für die junge Himmlische, die nun verlegen den Blick senkte, war es eine Ermahnung wie sie ihr jeder andere Engel auch hätte zukommen lassen. Sie registrierte zwar die leichte Veränderung in der Aura der schönen Dämonin, maß ihr aber keine weitere Beachtung zu. Die Himmlische in Kindform war mit ganz anderen Dingen beschäftigt, ihre Wangen brannten. So eine Blamage, und sie hatte ihren Fauxpas noch nicht einmal bemerkt! Mit ihr stimmte wirklich gar nichts mehr. „Mein Name ist Eve.“ Sagte sie leise, während sie ihre Augen wieder hob. Loki blickte sie scharf an. Es war das erste Mal, dass er als Erwachsener ihre richtige Stimme hörte, ohne dass sie flüsterte. Der Moment, als sie sich erstmals begegnet waren, konnte in dieser Hinsicht nicht mitgezählt werden, denn da hatte er dem Klang keine große Bedeutung zugemessen, ja gar nicht darauf geachtet. Schließlich war er zu dem Zeitpunkt ein Dreizehnjährger gewesen, der sich nicht für derartiges interessierte, und erst recht nicht auf so was ansprach. Doch das hatte sich geändert. Er war jetzt wieder ein ausgewachsener Dämon und somit empfänglicher für Dinge, die er als Junge nicht einmal beachtet hätte. Dass ihm der helle, sanfte Klang jetzt sofort gefiel, mochte er gar nicht und es machte ihn stutzig. Warum konnte sie nicht schrill oder quietschend sprechen? Die Kleine war jetzt zumindest körperlich ein Kind von zwölf Jahren! Wie kam es dann, dass sie noch immer diese äußerst melodiöse Stimme hatte, die sie auch mit 23 besessen hatte? Lokis Augen verengten sich beinahe unmerklich, doch auf seinen Zügen spiegelte sich nichts von seinem Misstrauen, als er mit vollkommen beherrschter Stimme antwortete. „Eve also. Loki, Wantoness, Anger.“ er deutete der Reihe nach erst auf sich, dann auf die beiden Dämoninnen, während er weiterhin das nach wie vor ein wenig blasse, hübsche Gesicht des jungen Engels, das seit dem Kuss eindeutig kindliche Züge aufwies, betrachtete. Ihre großen, ausdrucksvollen Augen waren noch immer dunkel vor Furcht. Sie war bereits als Zwölfjährige schon eine auffallende Schönheit, soviel stand fest. Aber dachte Er etwa, dass Loki mit so etwas simplem wie dem Klang einer Stimme aus dem Konzept zu bringen war? Ansonsten hatte die Himmlische jetzt schließlich nichts wirklich Reizvolles mehr zu bieten – und er würde mit Sicherheit nicht den Verlockungen eines Kindes erliegen, soviel stand ja wohl fest! *:------------------------~*~--------------------------:* TBC. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)