The Return von Alaiya (Die Rückkehr der Tamer) ================================================================================ Prolog: Ein Jahr ---------------- Ein Jahr war es beinahe her, dass die Digimon Tamer D-Reaper besiegt hatten. Ein Jahr beinahe, seit die Digimon in die digitale Welt zurückgekehrt waren. Es war Oktober und seit etwa einer Woche war der Wind, der durch die Bucht von Tokyo wehte, kühler geworden, so dass man draußen immer mehr Menschen in Herbstjacken sah. Auch fielen immer wieder kurze Schauer von Nieselregen auf die Stadt hinab, die auch wenn der Regen noch nicht besonders kalt war, die Atmosphäre auf den Straßen unangenehmer machte und dafür sorgte, dass man sich lieber ins innere der Wohnungen und Häuser zurückzog. Ein solcher Regenschauer fiel auch jetzt auf die Straßen der Metropole, so dass die Menschen, die sich noch über die Straßen bewegten, entweder Regenschirme in verschiedenen Straßen bei sich trugen oder Kapuzen über ihre Köpfe gezogen hatten. Doch da es bereits spät war, waren zumindest in den Einkaufsstraßen von Nishishinjuku, wo sich verschiedene kleine Familiengeschäfte in den engen Straßen entlang reihte, kaum noch Menschen unterwegs. In der Wohnung über einem solchen Laden lag ein gerade elfjähriger Junge bereits im Bett und war in tiefen Schlaf versunken. Der Junge hatte hellbraunes Haar und trug einen blauen Pyjama. Neben seinem Kopfkissen lag ein weißes Gerät mit zwei Knöpfen unter einem leeren Bildschirm. Der Name des Jungen war Matsuda Takato und er war einer der Tamer, die vor beinahe einem Jahr gekämpft hatten, um diese Stadt zu beschützen, und am Ende einen Freund verloren hatte, der ihm sehr wichtig war. Hätte jemand den Jungen beim Schlafen beobachtet, so wäre ihm klar geworden, dass er gerade von genau diesem Freund träumte. „Guilmon“, murmelte er im Schlaf, während er sich auf die Seite drehte. „Guilmon... Du bist wieder... da...“ Zumindest in seinem Traum war er wieder mit seinem Partner vereint, doch in der Realität hatte er im ganzen vergangenen Jahr keine Nachricht von dem Digimon, das er einst selbst erschaffen hatte, gehört. Er wusste nicht, ob die Nachricht, die er selbst mit seinen Freunden an seinen Partner geschickt hatte angekommen war. Er wusste nicht einmal, ob sein Partner noch lebte. Und es sah danach aus, das der einzige Weg dies herauszufinden sein würde, in die digitale Welt zurückzukehren. Doch das Tor war verschlossen – zumindest im Moment. Nicht ganz einen Kilometer von der Einkaufsstraße entfernt jedoch arbeiteten zwei Männer daran ein solches Tor zu öffnen. Obwohl es bereits kurz vor elf war und das Tokyo Metropolitan Government Building beinahe verlassen wirkte, waren diese Männer noch in einen Versuchsaufbau vertieft, der auf der obersten Etage der tokyoter Zwillingstürme aufgebaut war. Der eine Mann hatte blondes Haar und saß mit einem Laptop neben dem Versuchsaufbau. Sein Name war Yamaki Mitsuo, doch die meisten riefen ihn nur bei seinem Nachnamen. Er war der mittlerweile wieder eingesetzte Leiter von Hypnos, der SIGINT Organisation der japanischen Regierung. Der andere Mann war offensichtlich chinesischer Abstammung. Sein schwarzes Haar war von grauen Strähnen durchzogen. Der Name dieses Mannes war Lee Janyuu und auch er arbeitete momentan für die japanische Regierung. Auch sie waren an dem Kampf gegen D-Reaper beteiligt gewesen und es war unter anderem ihre Schuld, das die Digimon der Kinder von ihren Partnern getrennt waren. Das war der Grund, warum sie zu dieser Stunde an einem Projekt, das von der Regierung zwar geduldet, aber nicht aktiv gefördert wurde, arbeiteten. Während Janyuu sich nun an eine feste Konsole neben dem Aufbau, der an eine Bühne aus weißen, spiegelnden Klötzen erinnerte, arbeitete, öffnete sich die Tür zu dem kleinen Saal und eine Frau mit rötlichem Haar kam herein. „Ich habe mir gedacht, dass ich euch hier finde“, meinte sie und ging zu Yamaki hinüber. Sie legte ihre Hände auf seine Schultern und sah auf den Bildschirm seines Laptops. „Ich werde langsam nach Hause gehen. Kommst du mit, Liebling?“ Yamaki seufzte und rieb sich mit der Hand über die Augen, ehe er in das Gesicht der Frau – seiner Frau – sah. „Wir wollen es noch einmal probieren.“ Daraufhin rieb die Frau, die seit nun knapp einem Monat auf den Namen Yamaki Reika hörte, über seine Schultern. „Ihr seht beide aus, als könntet ihr etwas Ruhe gebrauchen.“ Nun sah auch Janyuu von der Konsole auf. „Aber die Kinder“, seufzte er. Reika sah zu ihm hinüber. „Glaubst du, dass du deinen Kindern einen Gefallen tust, wenn du dich bis zur vollkommenen Erschöpfung überarbeitest?“ Der Chinese schüttelte den Kopf. „Ich weiß ja“, meinte er matt. „Aber ich ertrage es nicht mehr nach Hause zu sehen und die Enttäuschung zu sehen... Jenrya hat mittlerweile aufgehört mich zu fragen, aber Shuichon...“ Yamaki schüttelte den Kopf. „Lee-san hat Recht. Wir sind es den Kindern schuldig. Ohne sie...“ Erneut seufzte Reika und ließ sich nun auf einen Stuhl fallen. „Ich mache mir Sorgen um euch, wisst ihr?“ Sie verschränkte die Arme. „Ja“, erwiderte Yamaki mit einem Tonfall, der gleichzeitig schuldbewusst und grummelig klang. Tatsächlich arbeiteten sie seit mehr als einem halben Jahr – seit sie die Erlaubnis und genug Sponsorgelder bekommen hatten – daran ein stabiles, kontrolliertes Portal in die digitale Welt zu öffnen, doch bisher ohne Erfolg. Erneut versank Janyuu an seiner Arbeit über der Konsole, an der er noch einmal die Parameter kontrollierte. Sie hatten es bisher geschafft mithilfe von Shibumis Code Dinge aus der digitalen Welt zu materialisieren, sofern sie deren Position in der digitalen Welt kannten, doch war es ihnen soweit nicht möglich gewesen materielle Dinge in die digitale Welt zu schicken. Doch keiner von ihnen hätte es sich verzeihen können, so einfach aufzugeben. Ohne die Kinder und ihre Digimon, hätten sie es nicht geschafft D-Reaper zu besiegen. Denn auch wenn es ihr Programm gewesen war, dass D-Reaper degeneriert hatte, so wäre es ohne die Digimon nicht möglich gewesen, dieses überhaupt in D-Reaper zu übertragen. Und auch, wenn es sich von ihnen keiner genau erklären konnte: Zwischen Kindern und Digimon existierte ein Band, dass nichts anderes so einfach ersetzen konnte. „Bist du soweit, Yamaki-kun?“, fragte Janyuu schließlich und sah erneut von seiner Konsole auf. Wortlos nickte Yamaki. Er schloss seinen Laptop von dem Panel, mit dem es verbunden war, ab und trat einen Schritt zurück. Auch Janyuu nickte. „Also gut. 2. Oktober 2002, Versuch 52, Portal in die digitale Welt mit veränderten Übertragungsparametern.“ Er gab einen Befehl in die Konsole ein, vor der er stand, und legte dann einen Schalter um. Ein leises Summen erklang im Saal, während die Klötze, aus denen die Bühne bestand, langsam begannen zu leuchten. Über ihnen war ein Flimmern in der Luft zu erkennen, wie an heißen Sommertagen, doch ohne das irgendeine Wärme zu spüren war. Das Flimmern intensivierte sich, während auch das Summen anhob – etwas das nicht zum ersten Mal geschah – und für eine Weile schien es, als wäre das, das einzige, was passierte. Janyuu hob schon die Hand, um die Konsole auszuschalten, doch in dem Moment verstummte das Summen. Überrascht sah er zu den Klötzen und erstarrte im nächsten Moment. Neben dem Flimmern war etwas anderes zu sehen: Es war, als würden überdimensionale Pixel in Weiß und Schwarz über den Klötzen flimmern, die immer regelmäßiger wurden. Die beiden Männern starrten diese Pixel an, ehe sich schließlich Janyuu zusammenriss und auf die Konsole sah. Das Ergebnis auf dieser bestätigte nur, was die beiden anhand dem, was sie sahen, vermuteten. „Die Verbindung zur digitalen Welt... Ist stabil.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)