The Dark Legend von ilinga ================================================================================ Kapitel 4: Chapter 4 - ... nur noch eine Weile - dann beginnt es! ... --------------------------------------------------------------------- "Einst, vor langer Zeit, einer halben Ewigkeit gleich, da existierten drei Reiche auf dieser unserer Erde. Das höchste und schönste war das Reich der Engel. Sie lebten in Frieden und Harmonie mit dem Planeten und den Einwohnern der anderen Reiche. Das mystischste und fantasievollste Reich war das der Tiere und Sagengestalten. Es wurde das Heilige Land genannt. Das dritte Reich, war das der Menschen. Es war bekannt für seine Unbeständigkeit und seine Widersprüchlichkeit. Die Bewohner des Heiligen Landes verschlossen sich den Menschen gegenüber, sie hatten schon vom Anbeginn der Zeit her schlechte Erfahrungen mit diesen gemacht. Den Menschen war es verboten das Heilige Land zu betreten, jeder der es wagte, wurde sofort in Stein verwandelt, dafür sorgten die heiligen Elfen dieses Reiches. Da die Menschen Sünden die ihren nannten und Gier und Neid tief in jeder ihrer Seelen verankert waren, entbrannte bald ein Krieg zwischen den Engeln und den Menschen. Die Menschen wollten sich ihr Reich aneignen und alle Engel unterwerfen. Da die Engel bis zu jener Zeit in Frieden gelebt und den Menschen vertraut hatten, waren sie auf den Krieg nicht vorbereitet, so fiel eine Stadt nach der anderen den menschlichen Truppen zum Opfer. Fast alle Engel wurden ausgelöscht. Einige Kriegsherren hielten sich Engel als Sklaven, sie ließen Ketten durch die Flügel der armen Geschöpfe treiben, um diese an der Flucht zu hindern, auch brandmarkten sie die hilflosen Wesen mit ihren Wappenzeichen. Zu Beginn des Krieges erbaten die Engel die Hilfe der Wesen des Heiligen Landes, doch diese fühlten sich nicht insofern von den Menschen bedroht und waren der Ansicht, die Engel wären wohl in der Lage die Bedrohung durch die menschlichen Armeen allein abzuwenden. Nach dem Niedergang des einst so prächtigen und hohen Reiches erkannten die Wesen jedoch, dass der Mensch eine ernsthafte Gefahr darstellte und halfen den wenigen noch übrig gebliebenen Engel. Es heißt, auch heute noch sollen einige dieser Engelswesen im Heiligen Land leben. Nachdem das Reich der Engel ausgebeutet war, begannen die Menschen ihre Finger auch nach dem Heiligen Land auszustrecken. Ihre Gier schien unermesslich, dennoch wussten sie nicht, wie sie den Bann der Elfen brechen und in das Reich einmarschieren konnten. Doch bald sollte sich ein grausamer und mächtiger Kriegsmagier auf ihre Seite stellen. Er hatte schon im Kampf gegen die Engel sein Talent als großer Stratege unter Beweis gestellt. Sein Zauber brach den Bann, der Menschen in Stein verwandelte. Aber unter den Menschen begann sich Unmut auszubreiten. Einige sympatisierten mit den Engeln und wollten diese Rächen, andere waren auf der Seite der Tiere und Fabelwesen und wollten diese schützen. Diese Gruppen schlossen sich zusammen und verschanzten sich im Heiligen Land. Da es nur einen Eingang zu diesem Reich gibt, hatten die Truppen des dunklen Magiers keine Chance das Reich zu besetzen, da genau an diesem Tor die Krieger der "geflügelten Union", wie sie sich selbst nannten, den Truppen des schwarzen Magiers die Stirn boten. Allerdings ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie es schaffen in das Land einzumaschieren, die Truppenstärke der geflügelten Union nimmt von Tag zu Tag ab. Die einzige Möglichkeit, die ihnen bleibt, ist es die Elfen wieder zu erwecken, welche durch den Zauber des dunklen Magiers alle getötet wurden, bis auf eine. Diese eine kann einen neuen Lebensbaum der Elfen sprießen lassen, welcher neue Elfenkinder hervorbringt. Es heißt, diese eine Elfe wäre gerade dabei gewesen den Baum keimen zu lassen, als sie vom Magier gefunden und in Stein verwandelt worden war. Jedoch ist es keinem normalen Menschen möglich das Schloss der Elfen zu finden und lebendig zu betreten. Eine uralte Legende aber berichtet uns von einem Menschen, der auserwählt sei einen heiligen Engel zu erwecken, welcher dieser Aufgabe gewachsen sei. Dieser Engel soll irgendwo, tief verborgen im Heiligen Land, in einem Tempel zu finden sein. Niemand konnte den Tempel bisher finden, da er in einem Teil des Heiligen Landes liegt, der vom mächtigen Wasserdrachen Skylt bewacht wird. Nur derjenige, der für den heiligen Dolch verantwortlich ist, welcher es dem Träger ermöglicht den heiligen Engel zu erwecken, darf das Tor zu diesem Gebiet passieren. Und dieser Mensch scheinst du zu sein, mein Kind." Kara musste die Worte des alten Bova erst noch auf sich wirken lassen. Sie hatte diese Geschichte noch nie gehört, und doch kamen ihr einige Passagen sehr vertraut vor. Raven stand am Fenster und spähte nach draußen in die Dämmerung. Die Sonne ging gerade auf. Sie waren wieder tagelang geritten, um den alten Bova aufzusuchen. Alle Überlebenden hatten sich lange bei Kara verabschiedet. Ihr Mutter hatte Raven gebeten gut auf sie acht zu geben. Eine wirklich schöne Frau. Lysal war ihr Name. Felim hatte Raven viel Glück gewünscht und Kara lange im Arm gehalten, bevor er die beiden ziehen lies. Auch er hatte die Geschichte so zum ersten mal gehört, er kannte sie nicht von Anfang an, er wusste nicht mehr viel vom Kampf der Menschen gegen die Engel, es war schon Jahrhunderte her. Aber er erinnerte sich noch sehr wohl an seine Kindheit, die Engel die vor seinen Augen getötet wurden und die Sklaven. Und jetzt kämpfte er als Krieger der Flügelunion, damit nicht auch noch das Reich des Heiligen Landes unterging. Wieviele Jahre kämpfte er nun schon? Wann war er überhaupt das letzte mal in dieser, der Menschenwelt gewesen? Die Menschen schienen nichts mehr von dem Kampf zu wissen, es muss also eine ganze Weile her gewesen sein. Auch kannte kaum noch jemand das Engelreich. Er sah zu Kara hinüber. Sie saß da auf ihrem Stuhl, den Blick zu Boden gerichtet und versuchte zu begreifen, was ihr der alte Mann da erzählt hatte. Armes Ding, sie fühlte sich im Moment sicher sehr verloren, immerhin wurde ihr ihre ganze Zukunft aus den Händen gerissen und ihr vom Schicksal einfach so vorgeschrieben. Ob sie wieder weglaufen würde? Er wüsste dann nicht, was er tun sollte, er brauchte sie und den Dolch, damit seine Freunde die nächsten Tage überlebten. Das Tuch, welches er an ihrer Stelle hätte nutzen können, war im Feuer verbrannt. Es wäre sowieso fraglich gewesen, ob der Drache ihn als Dolchträger akzeptiert und durchgelassen hätte. Wer weiß, ob er nicht auch eine Prüfung von ihm zu bestehen gefordert hätte. Kara stand nun auf und hob den Dolch von der Stelle am Boden auf, an der sie ihn hatte fallen lassen. Sie strich über das glatte Metall der Klinge. Reich der Engel? Anscheinend hatte sie keine andere Wahl. Vielleicht würde sie so auch erfahren, was es mit ihren komischen Träumen auf sich hatte. Außerdem konnte sie so länger mit Raven zusammen sein. Sie hatte ihn inzwischen ins Herz geschlossen, ihre Wege sollten sich nicht schon wieder trennen. Sie sah ihn nun an, fast so als wollte sie sagen: Wann geht es los? Er erwiderte ihren Blick und ging nach draußen um Miko zu satteln. In der Tür blieb er stehen und bat Bova ihnen etwas zu Essen einzupacken. Dadurch, dass sie nur ein Pferd hatten, würde es länger dauern und sie würden nicht viel Zeit zum Rasten haben. Kara trat auf Bova zu und umarmte den alten Eremiten zum Abschied. Dann ging sie nach draußen und setzte sich ins hohe Gras. Sie wollte noch etwas über alles nachdenken. Der Hund kam auf sie zu und setzte sich vor sie hin. Er beobachtete sie eine Weile und lief dann zu Raven, der gerade Miko aufsattelte. Bova trat aus seiner Hütte und gab dem Krieger ein Bündel mit Essen. Dieser verstaute es in der Satteltasche, dankte dem alten Mann und führte Miko zu Kara. Er bat sie zuerst aufzusteigen. Danns chwang er sich selbst auf den Rücken des Pferdes und trieb es den Hang hinab, den Weg zurück, den sie nun schon dreimal genommen hatten. In dem Wald angekommen, trieb er Miko auf einen anderen Pfad, der sie in ein weiter nördlich gelegenes Gebirge führte. Kara war noch immer in Gedanken versunken. Sie versuchte sich alles genau einzuprägen. Der schaukelnde Gang des Pferdes lies sie allmählich einschlafen. Raven hatte sie wieder in seinen Mantel gehüllt. Ihre jetzigen Sachen waren ihr viel zu groß, sie musste sich welche von ihrer Mutter borgen. Diese hatte jedoch nur Kleider, so hatte Kara notgedrungen eines von ihr angezogen. Es war dunkelrot mit einer hellen Schürze. Hätte Kara nicht noch ihr Schwert mit dem Schultergurt umgeschnallt, hätte sie richtig brav ausgesehen. Im nächsten Ort würden sie erst einmal anhalten und neue Kleider für sie und bei Gelegenheit auch noch ein zweites Pferd erstehen. Durch ihre tiefen Atemzüge wusste er, dass sie schlief. Er fand den Gedanken, dass sie so seelenruhig in seinen Armen schlief irgendwie niedlich. So hatte er den kleinen Wirbelwind bisher nicht kennen gelernt. Obwohl er ja wusste, dass das menschliche Herz und die Seele viele Geheimnisse bergen können. Seine Ziehmutter hatte ihm viel beigebracht. Er wusste noch wie es war, als er zu ihr kam. Er war vielleicht gerade mal vier Jahre alt gewesen. Seine Eltern waren im Krieg mit den Engeln ums Leben gekommen. Der Herr, der ihn damals bei sich aufnahm, hatte ihm erzählt, sie seien von Engelskriegern getötet worden. Nach Jahren erfuhr er jedoch von seiner Ziehmutter, das dies nicht stimmte. Einige Krieger dieses Herrn hatten sie ermordet, da sie sich nicht im Kampf gegen die Engel dem Herrn hatten anschließen wollen. Seine Ziehmutter hatte es ihm gestanden, als sie starb. Sie selbst war eine Hexe gewesen, aber der Herr hatte nichts davon gewusst. Sie hatte den kleinen Raven bei sich aufgenommen und groß gezogen und ihm alles beigebracht, was sie konnte und wusste. Er dachte oft an sie zurück. Ihr Wissen war ihm oft von Nutzen gewesen. Auch musste er nun an seinen Freund Porta denken. Die beiden hatten sich angefreundet, als Raven vom Herrn aufgenommen wurde und so in dessen Dienste trat. Porta war der Sohn einer der Gefolgsleute des Herrn, sie waren in etwa gleichalt. Bis zum heutigen Tag kämpften sie zusammen gegen diesen Herrn, dessen Namen sie nicht einmal kannten, weil ihn bisher nie jemand ausgesprochen hatte. Er war immer nur der "Herr" gewesen. Raven erinnerte sich noch ganz deutlich an den Tag, an welchem sie beschlossen, sich gegen ihren Herren zu stellen. Kara murmelte etwas im Schlaf, aber Raven konnte es nicht verstehen. Er musste lächeln. Im Schlaf sah sie richtig friedlich aus. Wie ein kleiner Engel... Dieser Gedanke verpasste ihm einen Stich ins Herz. Aufs neue verloren sich seine Gedanken in der Vergangenheit. Inzwischen war es wieder Tag geworden. Sie erwachte in dem kleinen Zimmer auf dem harten Bett. Ihre Gelenke schmerzten nicht mehr so stark wie am Vortag. Wegen den Verbänden, hatte die alte Frau ihr die Fesseln nicht wieder angelegt. Sie stand auf und sah aus dem Fenster. Unten sah sie die beiden Jungs, die sie am vorigen Abend zum ersten mal gesehen hatten. Sie schienen Schwertkampf zu trainieren. Beide waren sehr schnell und schienen viel Kraft in ihre Schläge zu legen. Der kräftigere brauchte trotzdem nicht lange den anderen, der sie gestern auf das Bett gelegt hatte, zu entwaffnen. Jetzt erblickte sie auch den Herrn. Er applaudierte und ging auf den kräftigeren mit den kurzen blonden Haaren zu. Der andere mit den rabenschwarzen struppigen Haaren saß auf dem Boden und schaute trotzig zu dem anderen. Dann schweifte sein Blick nach oben zum Fenster, wo sie stand und das Ganze beobachtete. Die anderen bemerkten seinen Blick und folgtem ihm. Der Herr, der seine Hand auf die Schulter des blonden gelegt hatte, schaute nun auch zu ihr. Sein Blick jagte klate Schauer über ihren Rücken, er lächelte sie kühl und wissend an. Tränen stiegen ihr in die Augen. Im selben Moment öffnete sich die Tür hinter ihr und die alte Frau erschien. Sie brachte ihr etwas zu essen. Sie setzte sich aufs Bett und begann zu essen. Die Alte meinte, dass sie auch in der Küche essen könnte, wenn sie sich kräftig genug fühlte und keine Anstalten machte, wegzulaufen. Sie riet ihr, sich auf keinem Fall dem Herrn zu widersetzen, seine Strafen wären unmenschlich und er schreckte auch nicht davor zurück kleine Kinder besonders hart zu bestrafen. Die kleine nickte und starrte stumm auf den Fußboden. Der schwarzhaarige Junge tauchte nun auf. Er späte durch die Tür und fragte, ob es ihr heute besser ginge. Sie nickte ihm zu und schaute wieder zu Boden. Er bot ihr an, sie durch die Burg zu führen, wenn sie fertig gegessen hätte. Sie nickte wiederum und lächelte ihn kurz an. Da erschien auch der andere Junge und meinte, er wolle auch mitkommen, immerhin gäbe es heute nichts großartig zu tun und ihm wäre langweilig. Die beiden begannen zu überlegen, was sie ihr zuerst zeigen sollten, doch verstummten plötzlich. Der Herr stand hinter ihnen und wollte das Zimmer betreten. Er meinte, dass die beiden sie später noch durch die Burg führen konnten, zuerst wollte er aber noch mit ihr reden, er ließe sie dann rufen, wenn er fertig war. Ein Blick von ihm genügte und die alte Frau verschwand aus dem Zimmer. Nun waren sie beide allein. Sie saß stumm auf dem Bett und starrte zu Boden. Er kniete sich vor sie hin und wollte ihr Gesicht berühren, doch sie drehte sich weg. Er redete davon, dass sie ein hübsches Mädchen sei und sicher einmal eine richtige Schönheit werden würde und das er ihr ein Angebot machen wolle. Sie sollte für ihn die anderen Engel ausspionieren, dafür würde er sie reichlich belohnen. Zudem könne sie sich doch glücklich schätzen an der Seite des mächtigsten Mannes der Welt zu leben. Er würde sie als seine Dienerin gut behandeln. Sie warf ihm nur einen sturen Blick zu, die Tränen in ihren Augen verrieten ihm, dass sie ihm nicht helfen würde, solange sie noch an ihren toten Vater dachte. Deshalb holte er das Medallion hervor. Ihr Blick richtete sich sofort darauf. Er versprach ihr, es ihr wiederzugeben, wenn er ihr gehorchte und die Informationen für ihn besorgte, die er haben wollte. Aber das konnte sie keinesfalls tun. Was würde aus den anderen Engeln werden, wenn sie das tat? Sie würden alle genauso sterben wie ihr Vater. Sie war zwar erst zehn Jahre alt, dennoch begriff sie die Relevanz ihrer Entscheidung. Sie schmetterte ihm ein harsches Nein an den Kopf. Sie wäre zwar bereit ihm zu dienen, aber ihr Volk könne sie nicht verraten. Ihre Entscheidung schien ihn nicht sehr zu erfreuen. Er steckte das Medallion wieder ein und ging zur Tür. Er drehte sich noch einmal um und sah sie an. Er war ungewöhnlich attraktiv für so ein Ekel, er hatte langes blondes Haar, war gut gebaut und hatte sicher eine lange Liste williger Frauen. Aber sein Inneres hatte sich ihr schön öfters gezeigt. Er hatte einen tiefscharzen Charakter, ohne jegliche Skrupel, grausam und unberechenbar. Hinter der schmeichelnden Stimme, die sicherlich zu vielen Komplimenten bereit war, verbarg sich ein taktisch planendes Hirn, dass jedes Wort, jede Regung des Gegenüber analysierte und zu seinem Vorteil ausnutzte. Die rechte Hand des Teufels könnte nicht anders aussehen, womöglich war er es sogar! Er lächelte sie erneut kühl an und sagte, dass er ihr noch Zeit gäbe es sich zu überlegen. Kurze Zeit nachdem er verschwunden war, tauchten die beiden Jungs wieder auf. Sie führten sie durch die Burg und erzählten dabei einiges über sich, den Herrn und die anderen Leute, die die Burg bewohnten. Der Großteil von ihnen waren Krieger, die dem Herrn dienten. Der ältere Junge, mit den blonden Haaren war 15 Jahre alt, der schwarzhaarige war vor kurzem erst 13 geworden. Sie zeigten dem kleinen Engel jeden Winkel der Burg, auch die geheimen Fluchtwege und versteckten Gänge, die sie kannten. Als sie in der Küche ankamen, schickte die alte Frau die beiden Jungs nach draußen, sie sollten den Kriegern bei der Jagd helfen, das Mädchen würde ihr hier in der Küche beim Kochen helfen. Ohne ein Wort des Widerspruchs verschwand das Zweigespann. Die Alte setzte sich an den Tisch und bat das Mädchen Platz zu nehmen. Sie unterhielt sich eine Weile mit ihr, über den Herrn, was sie in seiner Gegenwart lieber nicht tun oder sagen sollte und über die Arbeit, die hier bald auf sie zukommen würde. Gerade als sie das Engelskind mit einem Eimer zum Feuerholz holen schickte, erwachte Kara. Raven hatte sie energisch angestubbst. Sie waren in einem Ort angekommen und hielten vor einem Bekleidungsgeschäft. "Endlich wach? Na los, such dir ein paar Sachen aus, hier hast du Geld ich suche solange nach einem Pferdehändler." Er stieg ab und band Miko an einen Pfosten. Kara stieg ebenfalls ab und betrat das Kleidungsgeschäft. Sie sah sich eine Weile um, konnte aber nichts passendes entdecken. Das Geschäft führte hauptsächlich feine Sachen, Anzüge und Kleider. Der Inhaber versuchte sie für eines der Kleider zu begeistern, scheiterte aber an ihrem Sturkopf. Sie verlangte Kleidung, die für den Kampf geeignet war. Jedoch führte er so etwas nicht. Am Ende einigten sie sich darauf etwas zu improvisieren. Sie probierte einiges aus, letztendlich entschied sie sich für eine kurze Hose und ein Mieder, beides aus Leder. Ihr fehlten nur noch Stiefel. Der Ladeninhaber empfahl ihr den Schmied, er könne ihr da besser bieten als er, auch welche die für den Kampf geeignet sind. Als Raven mit einem zweiten Pferd wiederkam, dachte er diesmal wirklich eine Amazone vor sich zu sehen. Das Geld hatte auch noch für eine leichte Rüstung gereicht. Kara stand neben Miko und lächelte Raven verschmitzt an. "Wie findest du es?" sie drehte sich kurz und schaute ihn erwartungsvoll an. "Öhhh, ja... Nicht schlecht für den Kampf, aber in dem Kleid hast du mir trotzdem besser gefallen." er grinste breit zurück. Ein älterer Mann trat aus einem der naheliegenden Geschäfte. "Sag mal junger Mann, kann es sein, dass ich deinen Vater kenne? Vor ungefähr zwanzig Jahren kam hier mal jemand vorbei, der sah genauso aus wie du." Raven lächelte kurz, dann meinte er nur kurz:" Nein, tut mir leid alter Mann, mein Vater ist schon seit viel längerer Zeit tot, den den du meinst, das bin ich." Er ließ den verdutzten Mann stehen, half Kara aufs Pferd und ritt los. Der Hund lief ihnen wie immer treu hinterher. Kara beugte sich zu Raven herüber. "Wie hast du das gemeint, du wärst das gewesen? Das ist doch nicht möglich!" Raven musste wieder lächeln:" Ist es doch. Wie alt schätzt du mich?" "Hm, so an die 23?" sie sah ihn fragend an. Und wieder musste er lachen. "Setz noch eine fünf vorne dran und es müsste so in etwa stimmen." Kara schaute ihn nur ungläubig an. Er musste wieder lachen. "Im Heiligen Land vergeht die Zeit anders als hier. Jeden Tag den du dort verbringst, macht hier mehrere Jahre aus. Somit ist es garnicht so schwer, auf so ein stattliches Alter zu kommen. Auch tendiert der Unterschied der Zeit je nach Ort im Heiligen Land. Je weiter du dich im inneren des Landes befindest, desto mehr Zeit vergeht im Menschenreich." Sie wusste nicht genau, ob er sie auf dem Arm nehmen wollte oder das ernst gemeint war. Allerdings war der alte Mann ein Grund dafür, ihn ernst zu nehmen. Sie war schon sehr darauf gespannt, wie es wohl im Heiligen Land aussehen mochte. Wie wollten sie es eigentlich betreten? Laut Bovas Erzählungen, gab es doch nur ein Tor und dieses wurde von den Truppen des Magiers belagert. Aber irgendwie musste Raven auch von dort hierher gekommen sein. Also gab es eine Möglichkeit. Er hatte sich ja sicherlich nicht den Weg freigekämpft. Oder? Nein, unmöglich! Etwas anderes kam ihr in den Sinn, sie wandte sich wieder zu Raven: "Sag mal, wie heißt der Hund eigentlich?" "Gute Frage, die Leute haben mir nichts gesagt. Vielleicht hat er gar keinen Namen." "Hm, dann könnten wir ihm doch einen geben! Nur welchen?" "Es ist ein Rüde, also wie wäre es mit..." er überlegte eine Weile "...Hund?" er grinste sie breit an. "Ach vergiss es! Ich werde mir einen Namen für ihn ausdenken." sie schaute böse zu ihm rüber. "Das war doch nur Spaß! Ok, wie wäre es mit Targras?" Sie betrachtete ihn eine Weile von der Seite. "Schöner Name, wie kamst du gerade auf den?" "Mein Vater hieß so." Ravens Blick wurde starr und leer. Kara wusste, dass sie jetzt besser schweigen und nicht weiter nachfragen sollte. Sie schwiegen eine lange Zeit. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Raven verlor sich wieder einmal in seiner Vergangenheit. Kara dachte währendessen über ihre komischen Träume nach. Sie wurden immer intensiver, länger und realer, egal wie lange sie schlief. Was das wohl zu bedeuten hatte? Dazu kam noch, dass ihr die Menschen, von denen sie träumte so seltsam vertraut vorkamen. Aber sie konnte sich nicht an die Namen erinnern, die in ihren Träumen gefallen waren. Wer waren diese Menschen? Was hatte sie mit ihnen zu tun und mit dem kleinen Engelsmädchen? Sie erinnerte sich daran, die Empfindungen des Mädchens jedesmal mitgefühlt zu haben, ja sie hatte die Rolle dieses Wesens in ihren Träumen übernommen. Aber wozu? Sollten ihr diese Träume irgend etwas sagen? Wer schickte ihr blos solche Träume und aus welchem Grund? Sie fand einfach keine Antwort. Das ganze erschien ihr so obskur, sie konnte nichts davon begreifen und keine der Erinnerungen wirklich fassen und verarbeiten. Sie waren einfach nur da und spukten in ihrem Bewusstsein herum. Jedesmal, wenn sie an sie dachte, überkam sie ein mulmiges, fast schon nostalgisches Gefühl. Sie seufzte laut, sie bekam einfach keinen klaren Kopf, alles war so wirr und unverständlich. Raven betrachtete sie von der Seite. Sie scheinte sich über irgend etwas den Kopf zu zerbrechen. Ihr Blick wirkte ernsthaft und gleichzeitig verwirrt. Woran sie wohl gerade dachte? Das zweite Pferd hatte ihnen zeitlich wirklich einen Vorteil verschafft. In ein paar Tagen würden sie die Grenze zum Heiligen Land erreichen. Inzwischen ritten sie schon durch Gebirgspässe, ihr Weg führte sie immer tiefer in die Berge, an einen Ort, von dem selten ein Mensch lebend zurück gekehrt ist. Nicht etwa der Ort war gefährlich, sondern der Weg an sich. Er barg viele versteckte Gefahren, wie Erdrutsche, plötzlicher Steinfall, Gletscherspalten und Drachenhorte. Noch war der Weg einfach, doch bald mussten sie sehr unwegsames Gelände überqueren. Hoffentlich machten die Pferde das auch mit! Sie brauchten nur einem der Drachen am Berggipfel aufzufallen und sie hätten den ganzen Clan am Hals, zwei kräftige junge Pferde ließen die sich als Beute sicher nicht entgehen. Kara war sicher noch niemals so tief in den Bergen gewesen. Nach einiger Zeit hatten sie den Beginn des gefährlichen Pfades erreicht. Raven erklärte Kara, wie sie sich in Notfällen zu verhalen hatte. Von nun an durfte keiner von beiden ein Wort sagen, um eventuelle Katastrophen wie Lavinen oder die besagte Drachenhetzjagd nicht herauf zu beschwören. Der Weg zog sich ewig lang hin. Sie schafften die Hälfte der Strecke ohne Vorkommnisse. Dann kamen sie an den Gipfel, den es zu überqueren galt. Hier bedeutete Raven Kara mit Handzeichen, dass es an dieser Stelle viele Drachen gab und sie besonders vorsichtig sein mussten. Auch diesen Weg schafften sie, ohne erwähnenswerte Geschehnisse. Es wurde bereits dunkel. Seitdem sie den Ort verließen, in welchem sie das Pferd und die Kleidung erstanden hatten, waren nun schon acht Tage vergangen. Die dort gekaufte Verpflegung ging nun langsam zur Neige, wenn sie nicht bald das Heilige Land erreichten, würde es problematisch für sie werden. Noch trugen sie die Pferde und noch war das kalte Klima in den Bergen zu ertragen. Raven hatte vorsorglich noch einen Mantel für Kara gekauft. Nach Einbruch der Nacht hatten sie sich eine Höhle gesucht und dort ein Feuer gemacht. Dem Anschein nach, war dies einmal ein alter Drachenhort gewesen, aber nun waren keine Drachen mehr dort, da sich die Pferde in die Höhle trauten. Draußen wütete inzwischen ein starker Schneesturm, ganz wie es die Wolkenformationen Raven vorausgesagt hatten. Sie hatten Glück, dass sie noch rechtzeitig die Höhle entdeckt hatten. Kara hatte sich auf dem Boden zusammen gerollt und schlief eingekuschelt in den Mantel. Raven hatte Targras auf seinen Schoß genommen und wärmte ihn in seinem Mantel. Durch ihn gingen ihre Reserven schneller zur Neige, Raven hatte ihn beim Einkauf nicht bedacht. Zudem hatte der harte Weg sehr an seinen Kräften gezehrt. Er war unterkühlt und brachte kaum noch die Kraft auf alleine zu laufen. Seit einem Tag schon lag er mit auf Mikos Rücken, eingewickelt in Ravens Mantel auf dessen Schoß. Wenn der Schneesturm vorüber war, mussten sie sich beeilen die Grenze des Heiligen Landes zu erreichen. Dort würde es ihm schnell wieder besser gehen. Raven hatte nie daran gedacht, dass er sich jemals solche Sorgen um einen Hund machen würde, aber der kleine war ihm inzwischen sehr sympatisch geworden. Er folgte ihnen immer treudoof und war immer da, wenn man mal Trost brauchte, sich einsam fühlte oder nicht mehr weiter wusste. Wie im Wald, als er den Spuren gefolgt war. Mit diesen Gedanken schlief er bald ein. Als er aufwachte, ging die Sonne gerade wieder auf. Kara stand am Höhleneingang und betrachtete das atemberaubende Szenario. Der Glanz der Sonnenstrahlen färbte die weit entfernten schneebedeckten Berggipfel sanft orange. Der Schnee um sie herum begann zu glitzern und zu funkeln. Sie sog die kalte klare Luft tief ein. Sie roch nach Schnee und nach den Abenteuern der Zukunft. Ein verheißungsvolles Kribbeln stieg in ihr auf. Sie fühlte sich so wohl, wie schon lange nicht mehr, gleichzeitig war sie unruhig und angespannt. Irgendetwas Großes würde bald passieren, das spürte sie nun. Und sie würde Teil davon sein, sie würde das Ihre dazu tun. Raven bemerkte nun, dass sie ihren Mantel um ihn gelegt hatte. Er ging zu ihr und legte ihn ihr um die Schultern, seine Hände auf diesen für einen Moment ruhend. Er blickte in die Ferne. Sie drehte ihren Kopf zu ihm und lächelte ihn an. Er erwiderte ihren Blick und das Lächeln. "Bald ist es soweit, ich spüre es, ganz tief in mir." sie flüsterte es ihm zu, ihre Augen wirkten hohl, wie in Trance. Sie schien nicht mehr die selbe zu sein und doch wirkte sie ihm noch immer so vertraut. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)