Little Princess Elisa von jane-pride (Harvest Moon) ================================================================================ Kapitel 2: Guten Morgen ----------------------- Kapitel 2 Guten Morgen Chen war ein langjähriger Freund von Cannon. Beide hatten sich im örtlichen Krankenhaus auf der Entbindungsstation kennengelernt. Ihre jeweiligen Ehefrauen lagen gleichzeitig in den Wehen in nebeneinandergelegten Zimmern im Kreissaal. Die zwei Ehemänner saßen vor der Verbindungstür auf Sitzbänken und warteten darauf, dass ihre Frauen jede Minuten zu ihnen stoßen würden. Im Laufe der Wartezeit kamen Chen und Cannon ins Gespräch. Sie merkten bald, dass dies der Beginn einer langen und guten Freundschaft werden würde. Denn, wie ich bereits erwähnt hatte, starb Cannons Frau kurz nach der Geburt, während Chen einen gesunden Sohn geschenkt bekam und seine Frau wohlauf war. Die entstandene Familie stand in den nächsten Jahren Cannon mit Rat und Tat zur Seite. Weil Elisa eine Mutter fehlte, übernahm Chens Frau Maron gerne diese Rolle. Der Handwerker war ihnen so dankbar, dass es dadurch für ihn leichter war den Tod seiner Frau zu verkraften und letztendlich auch zu akzeptieren. Er hatte verstanden, dass er nun für Elisa da sein und sie versorgen musste. Zum Erstaunen aller, die sich Sorgen um Cannon gemacht hatten, ob er dieser Aufgabe auch gewachsen sei, stellte sich heraus, dass er ein liebevoller und verantwortungsbewusster Vater wurde. Elisa fehlte es, mit Ausnahme der Mutter, daher an nichts. Aus diesem Grund verbrachte Elisa viel Zeit bei Chen und seiner Frau und deren kleinen Sohn Charlie. Charlie ist ein genauso lebhafter und quirliger Junge wie Elisa. Beide verbindet eine typische Jungen-Mädchen Freundschaft. Sie streiten viel miteinander, können gleichzeitig kaum bzw. selten ohne den anderen. Ich denke, dass ich nicht extra erwähnen muss, dass das kleine Mädchen oft als Gewinnerin aus einem Streit hervor geht. Das ist naheliegend, denn Elisa ist ein Mädchen und hat die natürliche Begabung unschuldig zu wirken. Außerdem weiß sie genau, wie sie die Herzen ihrer Mitmenschen gewinnt. Dagegen wird von Charlie verlangt, dass er sich gegenüber eine Dame, in diesem Fall noch sehr jungen Dame, wie ein Gentleman benimmt. So nachdem Motto: Eine Frau (hier auf ein Mädchen bezogen) schlägt man nicht (hier auf Ärgern bezogen). Demnach soll der kleine Junge, als ein beispielhaftes Vorbild fungieren, was er selbstverständlich als ungerecht empfindet, denn er ist der einzige, der erkennt, dass Elisa nicht so unschuldig ist, wie sie sich immer darstellt. Leider stößt er diesbezüglich bei den Erwachsenen auf taube Ohren. Es war ein sonniger Frühlingstag. An sämtlichen Bäumen wuchsen erneut die Blätter, die ankündigten, demnächst in herrlichen grün gekleidet zu sein. Auf den Wiesen und Straßen wuchs allmählich frisches Gras und kleine Blumen durchbrachen die Erdoberfläche. Alles erwachte aus seinem jährlichen Winterschlaf, auch die Bewohner der kleinen Stadt. Chen war einer, der ersten, der einen Fuß vor die Tür setzte, um seinen Lebensmittelladen zu eröffnen. Er war gerade dabei, die Schlösser an den Jalousien der Vordertür des Ladens zu öffnen als eine helle Mädchenstimme hinter ihm erklang. „Guten Morgen, Onkel Chen.“ Keineswegs überrascht drehte sich Chen zu Elisa um. „Guten Morgen, Elisa.“, begrüßte er sie. „ Du bist aber früh auf, heute. Oder hat dein Vater dich vor die Tür gesetzt?“, fragte Chen, um das kleine Mädchen ein wenig zu necken. Natürlich wusste er, das sein bester Freund dies niemals tun würde, dafür war er viel zu sehr mit seiner Vaterrolle verbunden. „ Quatsch!“, entrüstete sich auch sofort das aufgebrachte Mädchen und blähte ihre kleinen Wangen auf. „Nie und nimmer! Mein Papi hat mich ganz doll lieb!“ „Beruhige dich doch, Elisa. Ich mache doch bloß Spaß. Tut mir leid, wenn ich dich gekränkt habe.“, beschwichtigte Chen sie. So einen Ausbruch hatte er nicht gewollt. Einige Sekunden lang, starrte Elisa Chen noch verärgert an, bis sie schließlich lächelte. „Ich weiß, wie du das eben wieder gut machen kannst.“ Erstaunt riss Chen seine Augen auf. Wieder einmal musste er sich eingestehen, dass man bei dem kleinen blonden Mädchen nie weiß, welche Stimmung bei ihr gerade vorherrscht, bzw. wie lange diese anhält. Von jetzt auf gleich, kann diese sich nämlich sprunghaft ändern. Meistens mit einer hundert achtzig Grad Drehung. „Wie denn, meine Kleine?“, fragte der Lebensmittelhändler neugierig nach. „Ganz einfach.“, erhob Elisa ihre Stimme vorfreudig an. „Indem du mir sagst, lieber Onkel, wie dir mein neues Kleid gefällt.“ Chen musste innerlich kurz auflachen. Das war mal wieder typisch Elisa. Ihr zuliebe, tat er diesen Gefallen. „ Das Kleid steht dir wirklich ausgezeichnet, Elisa. Auch die pinke Schleife passt hervorragend zu deinen blauen Augen.“ „Oh!“ Mit solch einem fantastischen Lob hatte das blonde Mädchen nicht gerechnet. Vor Verlegenheit liefen ihre Wangen rosa an, passend zu ihrem neuen Kleid. „Du bist der beste, Onkel Chen.“ Elisa deutete Chen an, sich zu ihr runter zu bücken. Kaum hatte er das getan, beugte sich das kleine Mädchen vor und küsste ihren Nachbarn auf die Wange. „Hihi! Dein Bart kitzelt, Onkel Chen.“ Mit diesen Worten lief Elisa an ihm vorbei und öffnete die Tür zu seinem Haus. „Charlie? Charlie, bist du da?“, rief Elisa kurz nachdem sie durch die Haustür getreten war. „Oh! Guten morgen , Elisa. Hübsch siehst du heute aus.“ Maron kam aus der Küche in den Flur und begrüßte Elisa. „Guten Morgen, Tante Maron. Vielen Dank, das Kleid und die Schleife sind ganz neu.“ Um ihren Worten, noch mehr Ausdruck zu verleihen, drehte sich Das kleine Mädchen ein paar Mal um die eigene Achse und lächelte vergnügt dabei. „Schön, dich immer so heiter zu sehen. Charlie ist in seinem Zimmer. Magst du ein paar Kekse mit hinauf nehmen? Ich habe sie gestern Abend noch gebacken. „Au ja! Liebend gern.“ Elisa strahlte über das ganze Gesicht. Sie liebte Kekse und alle anderen Süßigkeiten über alles. Also, folgte sie Maron in die Küche. Maron ist eine sehr hübsche Frau. Ihre Figur ist zierlich, an der kein Gramm Fett zu viel ist. Heute trug sie eine blaue Jeans, die ihre langen Beine hervorragend zur Geltung brachte, dazu ein passendes dunkelgrünes Sweatshirt. Die Schwangerschaft hat sie noch schöner und zu einer reiferen Frau werden lassen. Ihre hellbraunen Haare sind zu einem kunstvollen Kranz geflochten, den Elisa mit großen Augen bemerkte. „Du, Tante Maron?“ „Ja, Elisa?“ „Hast du deine Frisur ganz alleine gemacht? Das muss sehr schwer gewesen sein.“, wollte das neugierige Mädchen unbedingt wissen. „Ja, du hast Recht. Dafür bin ich heute Morgen extra früher aufgestanden. Alleine ist es gewiss nicht so einfach und mein Mann ist in solchen Dingen alles andere als eine vernünftige Hilfe. Meine Mutter hatte sie mir beigebracht als ich noch jünger war.“, erklärte Maron freudig. „Kannst du meine Haare auch so flechten?“ „Aber natürlich. Leider habe ich gerade keine Zeit. Ich muss noch einkaufen und dann das Mittagessen zubereiten. Wenn du bis nach dem Mittag bleiben willst, flechte ich dir gerne deine Haare.“ „Ja! Das hört sich toll an! Kann ich jetzt die Kekse mit zu Charlie nehmen?“ „Selbstverständlich.“ Während sie sich unterhalten hatten, hatte Maron in der Zwischenzeit einige Kekse auf einen Teller gelegt, den sie nun Elisa reichte. Ein lautes Quieken war daraufhin von Elisa zu hören. Auf den Teller befanden sich drei verschiedene Sorten von Keksen. Schokoladenkekse, Kokoskekse und Zitronenkekse. Dem kleinen Mädchen lief das Wasser bei diesem Anblick im Mund zusammen. Sie bedankte sich überschwänglich bei Maron und eilte danach die Treppe ins obere Stockwerk hinauf zu Charlie. Charlie hockte vor seinem Bett auf dem Boden und spielte gerade mit seinen Spielzeugautos. Er besaß ein Dutzend davon. Darunter Polizeiautos, Feuerwehrautos, Krankenwagen und diverse Zivilfahrzeuge. Für seine fahrbaren Spielzeuge hatte der kleine Junge einen Teppich, der mit einer kleinen Stadt versehen war und auf dem genügend Straßen eingezeichnet waren, auf denen er die Autos fahren lassen konnte. Der sechsjährige trug heute eine blaue Hose und eine dunkelblaues T-Shirt auf dem der Junge aus der Zeichentrickserie „Ben10“ abgebildet war. Er liebte unter anderen diese Serie und sah sie sich jeden Tag an. Elisa verzog bei diesem Anblick ein wenig ihr Gesicht. Zudem missfiel ihr auch seine Mütze, auf dem ein leuchtender Sticker von „Pokemon“ draufgeklebt worden war. Warum er immer mit dieser dämlichen Mütze herumlief, wusste Elisa nicht und würde es vermutlich auch nicht verstehen. Sie hatte bereits häufiger versucht, Charlie in Sachen Mode zu beraten und sich von einigen seiner Kleidungsstücke für immer zu verabschieden, weil diese, ihrer Ansicht nach, kein Junge tragen sollte und zudem unmöglich aussahen. Außerdem wollte sie ihn von diesen albernen Zeichentrickserien abbringen, die in ihren Augen nichts mit der Schönheit der Welt zu tun hatten, die sie in ihren Kleidern und Blumen sah. Bisher jedoch, ohne Erfolg. Charlie weigerte sich stur, irgendeiner Bitte oder Forderung von Elisa nachzukommen. In seinen Augen, war sie eben eine dumme Ziege und, wie sollte es auch anders sein, ein Mädchen, dass ihn jeden Tag aufs Neue nervte. Nachdem Elisa die Zimmertür hinter sich geschlossen hatte, sah Charlie nur kurz auf, ehe er sich wieder seinen Autos widmete. „Du kannst mir ruhig „Guten Morgen“ sagen, wenn ich dein Zimmer betrete.“, beschwerte sich Elisa sofort bei Charlie und stellte den Teller mit den Keksen auf seinem Tisch ab, der links von ihr an der Wand stand. „Ich habe nicht gehört, dass du mich begrüßt hast.“, konterte der kleine Junge zurück. Kaum hatte Elisa angefangen mit ihm zu sprechen, war Charlie zugleich genervt und reagierte deswegen auch gereizt. Zumal er keine Lust hatte mit Elisa zu spielen. Gestern war sie bereits den ganzen Tag bei ihm gewesen und hatte ihn gezwungen „Vater, Mutter, Kind“ zu spielen. Ein Alptraum für den kleinen Jungen, weil er immer der Vater sein musste. Dementsprechend spielte Elisa immer die Mutter und eine Puppe von ihr war deren gemeinsames Kind. Einmal, hatte das kleine Mädchen Charlie sogar dazu genötigt, der Puppe einen Gute-Nacht-Kuss zu geben. Dieses Erlebnis war für den Jungen so abartig, dass er in der anschließenden Nacht davon geträumt hatte, dass ihn hunderte von Puppen mit langen Haaren und bunten Kleidern, die seltsamerweise alle Ähnlichkeit mit Elisa hatten, verfolgten und ihn unbedingt küssen wollten. Aufgrund dessen, gruselt sich Charlie heute noch vor Elisas Puppen und vermeidet es so gut es geht, diese jemals wieder anzusehen, geschweige denn, berühren zu müssen. Es mag grausam von mir sein, aber jedes Mal, wenn ich daran zurückdenke oder es jemanden erzähle, muss ich grundsätzlich darüber lachen, weil es einfach zu komisch ist. Trotzdem hege ich für den Jungen ein großes Mitgefühl, denn das Mädchen macht ihm manche Tage wahrlich zur Hölle, was ihr euch sicher vorstellen könnt. „Trotzdem.“, antwortete Elisa prompt und wandte sich den leckeren Keksen zu. Genüsslich ließ sie den knusprigen Teig auf ihrer Zunge zergehen. Durch das Kaugeräusch aufmerksam geworden, hob Charlie seinen Kopf und entdeckte die Kekse, die vor Elisa auf SEINEM Tisch lagen. „Hey! Ich will auch Kekse. Futter sie nicht alleine auf!“ „Erst, wenn du „Guten morgen“ sagst.“ „Das ist Erpressung, Elisa!“ Hochnäsig drehte sich das kleine Mädchen mit den Teller voll Keksen von Charlie weg, der nun ihren Rücken betrachten konnte. Wütend stand Charlie auf und ließ dabei achtlos seine Autos fallen. Mit schnellen Schritten erreichte er Elisa, blickte ihr auffordernd ins Gesicht und versuchte ihr die Kekse zu entwenden. „Meine Mama hat diese Kekse gebacken. Gestern durfte ich keine davon essen vor dem schlafen gehen. Du hast kein Recht diese Kekse zuerst und alleine zu essen!“, echauffierte sich Charlie. „Und ob ich das habe!“, entgegnete Elisa und hielt eisern den Teller fest, wobei sie versuchte, sich wieder von Charlie wegzudrehen. „Lass los, du blöde Ziege!“, fing nun der kleine Junge an zu schimpfen. „Nein! Du zuerst!“, forderte das blonde Mädchen ihn auf. „Warum sollte ich? Das ist MEIN zu Hause.“ „Mag sein. Lerne dich aber erstmal richtig zu benehmen.“ „Was soll das jetzt schon wieder heißen?“ „Indem du anfängst, mir „Guten Morgen“ zu sagen, wenn ich dich besuchen komme.“, erklärte Elisa mit Nachdruck. „Außerdem, keine Beleidigungen!“ „Jetzt, stell dich nicht so an. Gib mir die Kekse!“ Charlie ließ Elisas Erklärung kalt. Soll sie sich erstmal richtig benehmen, dachte der kleine Junge. Sie soll nicht immer ihren Willen bekommen, schwor er sich noch dazu. Eine Weile ging das Gerangel so weiter. Schließlich verlor Elisa ihre Geduld und schrie fast: „Ich wünsche mir, dass du „Guten Morgen“ zu mir sagst! Dann bekommst du auch die Kekse.“ Und wie durch ein Wunder, hörte Charlie auf Elisa. „Guten Morgen.“ Häh? Was war denn nun in mich gefahren, fragte er sich. Das hatte ich doch überhaupt nicht vor. „Na bitte. Es geht doch.“ Erfreut über ihren Sieg lächelte das blonde Mädchen und teilte mit Charlie nun liebend gern die selbstgebackenen Kekse seiner Mutter. Doch Charlie stand so neben sich, dass er nicht einmal bemerkte, wie Elisa anfing ihn zu füttern. Er wunderte sich, warum er der Aufforderung so schnell Folge geleistet hatte, ohne dass er es wirklich wollte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)