Story between Worlds von FeelLikeParadise (Samael und Aurelia) ================================================================================ Kapitel 12: Kapitel 12 ---------------------- Aurelia lag auf der ledernen Couch und starrte aus dem Fenster. Inzwischen erstreckten sich die ersten Sonnenstrahlen über den Bergen und hüllten den neuen Tag in ein hell scheinendes Licht. Sie hatte gehofft noch für ein paar Stunden etwas Schlaf zu bekommen. Stattdessen lag sie wach und konnte keinen ruhigen Gedanken fassen. Das wütende Brüllen ihres Vaters und die Schläge ihres Bruders hatten sie den Rest der Nacht wach gehalten. Alles was Aurelia unternommen hatte endlich zur Ruhe zu kommen, hatte letztendlich nichts gebracht. Die Schreie und Hiebe waren nicht zu überhören gewesen. Seit etwa einer halben Stunde hatten sie allmählich nachgelassen und waren schließlich ganz verstummt. Wie alle Engel konnte auch Aurelia Dämonen nicht ausstehen und brachte jeden um, der ihr in die Quere kam, aber dennoch spürte sie, dass sie sich an die Art der Befragung ihres Vaters noch gewöhnen musste. Was ihr jedoch mehr zu Schaffen machte, war das Schweigen des Dämons. So wie es sich angehört hatte, als sie ihn gefoltert hatten, hätte er vor Schmerzen Schreien müssen, aber er hatte nicht ein einziges Mal ein Laut von sich gegeben. Jedenfalls keines, das sie gehört haben könnte. Aurelia rüttelte sich schaudernd aus ihren Gedanken und richtete sich mit einem Seufzen auf, da sie ja wohl doch nicht mehr einschlafen würde. Vor Müdigkeit wurde ihr ganz Schummrig vor Augen. Sie brauchte dringend einen starken Kaffee. Erschöpft lief Aurelia zur Tür und trat in den Flur hinaus. Der noch dunkle Gang lag so vor ihr, dass sie unwillkürlich an ihren Traum, den sie wenige Stunden zuvor gehabt hatte, erinnert wurde. Ein frösteln überkam sie. Gänsehaut breitete sich auf ihren Armen aus. Es war so kalt. Sie zwang sich weiter zu gehen und schob die Erinnerungen so gut es ging beiseite. Am Ende des Flurs erkannte sie das leuchtende Licht des Kaffeeautomaten, steuerte darauf zu und bestätigte den Knopf, auf dem „Kaffee“ drauf stand. Während die schwarze Brühe in den automatisch hervorgeholten Plastikbecher gegossen wurde, lehnte Aurelia den Kopf an die Wand und starrte Gedankenverloren auf den Boden. Ihre Augen schienen immer schwerer zu werden und klappten zu. Solange die Maschine vor sich hin brodelte, mischte sich noch ein anderer Unterton durch die Stille in der frühen Morgenstunde. Zuerst dachte Aurelia sie hätte sich das Qualen erfüllte Stöhnen nur eingebildet, doch als der Automat den Ton als Zeichen, dass der Kaffee fertig war, von sich gab, konnte sie es deutlich hören. Sofort schlug sie die Augen auf und drehte sich in die Richtung aus der, der Ton kam, um. Sie erkannte die Tür, die in Daves Büro führte. Dort hielten sie den Dämon, der sie angegriffen hatte, gefangen. Er litt, das konnte sie eindeutig hören. Einerseits wollte Aurelia in diesem Moment nicht wissen, ob Dave und Elijah die ganze Reihe der Folterinstrumente, die auf dem Tisch lagen, benutzt haben, um den Dämon zum Reden zu bringen. Andererseits war sie neugierig genug, um zur Tür zu gehen und sie zu öffnen. Anschließend hielt sie ein Moment inne. Nichts. Dann wieder ein schmerzerfüllter Laut, der ihr keine Ruhe ließ. Statt auf ihre innere Stimme zu hören, die ihr deutlich sagte, dass sie umkehren und gehe sollte, ließ sie die Tür hinter sich ins Schloss fallen und schlich sich auf den noch immer geöffneten Durchgang in der Wand zu. Plötzlich wurde es wieder ganz Still. Ihr Herz begann so stark zu schlagen an, dass sie sich sicher war, das man es meterweit hören konnte. Aurelia kam immer näher und als sie schließlich die offene Wand passierte, war sie sich nicht mehr sicher, ob sie das überhaupt noch wollte. 'Du bist schon so nah dran! Also zieh es auch gefälligst durch!', dachte sie und trat die letzten paar Meter durch den Gang. Glücklicherweise hatten ihre Stiefel keine Absätze, sondern eine glatte Sohle, die extra für schnelle Wendungen im Kampf gedacht waren. An der Ecke blieb sie stehen. Lauschte. Ein leises röcheln, wütendes knirschen der Zähne, der Atem eines Dämons. Ihre Hände fingen an zu zittern, stützten sich einen Augenblick an der Wand ab. Ihr Körper bebte vor Anspannung. Draußen war ein vorbeifahrender Krankenwagen zu hören, doch mit seinen Sirenen schien er kaum zu Aurelia durchdringen zu können. Auf einmal durchbrach ein wutentbrannter Schrei die Stille, gefolgt von einem heftigen Stoß. Sie hörte Steinbrocken auf den Boden fallen, Staub rieselte hinab und vermischte sich mit dem Blut, das durch die Rillen des der Fliesen floss. Einer der Brocken rollte ihr bis vor die Füße. Herausgerissen. Aus der Wand. Sie zuckte zusammen. Dann sah sie wieder hoch und ein einziger Gedanke stellte sich vor allen anderen in den Vordergrund: Jetzt oder nie. Mit neu gefasstem Mut straffte sie ihre Schultern und wirbelte mit ganzer Kraft um die Ecke. Aurelia hatte kaum den Fuß wieder auf den Boden gesetzt, als eine kräftige Hand sie am Hals packte und sie gewaltig gegen die Wand drückte. Ihr Kopf stieß hart auf, sodass noch mehr Putz von der Wand prasselte. Ein krampfhafter Schmerz durchfuhr ihren Körper, ihre Sicht verschwamm. Sie versuchte mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte bei Bewusstsein zu bleiben, was ihr allerdings nur einige Sekunden gelang. Zwischen schwarzen Löchern und weißen Flächen erblickte sie ein Gesicht, konnte es aber niemandem zuordnen. Dazu war sie zu schwach. Erst als hell brennende Augen die Dunkelheit zum glühen brachten, wusste sie, dass es seine waren. Doch dann war es schon zu spät. Schon nach kurzer Zeit betrat Nathaniel die große Eingangshalle der Garnison. Elijah hatte ihn schon seit einer Weile nicht mehr gesehen, doch sein Äußeres hatte sich kaum verändert: Dunkelbraunes, Schulterlanges Haar und einen Dreitagesbart, gute Statur und kräftige Oberarme. Man hätte meinen können er wäre Anfang dreißig, doch seine blasse Haut verbarg sein wirkliches Alter. Mit seinem stolzen Gang kam er auf Dave und Elijah zu: „Ich grüße euch! Wie geht es dir, mein alter Freund?“, fragte Nathaniel mit einem Anflug eines Lächelns. Sie umarmten sich, wie es gute Freunde eben machten und klopften dem jeweils anderen auf die Schulter. Als beide wieder ein Schritt voneinander gewichen waren und auch Nathaniel und Elijah sich begrüßt hatten, breiteten sich leichte Sorgenfalten auf der Stirn des Erzengels aus. „Danke, uns geht es gut“, antwortete Dave. „Schade, dass wir uns unter solchen Umständen wieder sehen. Es wäre sicher angenehmer gewesen sich bei einer Tasse Kaffee zu treffen, aber ich gehe dahin wo ich gebraucht werde, egal zu welchen Gegebenheiten.“, beteuerte Nathaniel. Er hatte eine gewisse formelle Art an sich, die ihn wiederum auf eine noch höhere Position als ohnehin schon brachte. Trotzdem behielt er seine Wärme und Vertraulichkeit gegenüber seinen Freunden und Verbündeten. „Es werden sich sicher wieder Gelegenheiten finden, in denen man sich austauschen kann.“, meinte Dave: „Doch vergangene Nacht ist etwas passiert.“ Er erzählte Nathaniel die Geschehnisse der vergangenen Nacht, während sie sich auf den Weg zu seinem Büro machten. Die Garnison war groß, wenn man statt der Höhe die Fläche mit ein berechnete. Sie bestand aus fünf riesigen Gebäuden und einer Außenanlage. In dem ersten Gebäude befand sich natürlich die Eingangshalle und die Verwaltung mit ihren Büros. Von dort aus konnte man drei verschiedene Richtungen einschlagen. Durch einen langen, lichtdurchfluteten Gang gelang man in das zweite und dritte Gebäude die zwei unterschiedliche Trainingsräume – und Lager mit einbezogen. Durch den mittleren Gang kam man in Ruhe – und Aufenthaltsräume, die von allem anderen am meisten abseits lagen, sodass dort niemand gestört wurde. Durch den dritten und letzten Gang gelang man in den größten Trainingsraum, der gleich an dem Waffenlager angrenzte. Nebenbei gab es noch eine Außenanlage, auf der eine etwas kleinere Arena gebaut wurde. Dort fanden hin und wieder Kampfspiele statt, bei denen die Engel ihre Kampfleistungen und Stärken aneinander messen konnten. Auch wenn es in der Garnison meistens nur um Krieg und Dämonen ging, herrschte zwischen den Engelskriegern eine lockere und freundschaftliche Atmosphäre. Sowohl Männer als auch Frauen starteten dort ihre Ausbildung und bekamen danach eine Anstellung, wenn sie in der Umgebung bleiben wollten. Dave, Elijah und Nathaniel gingen die weiße Marmortreppe hinauf, die sich nach dem ersten Abschnitt zu zwei Seiten erstreckte. Sie schlugen die rechte Richtung ein und verließen den Eingangsbereich. Danach folgte ein länglicher Korridor, dessen Decke aus Fenstern bestand und Sonnenstrahlen hindurch scheinen ließ. Immer wenn Elijah den Erzengel sah, musste er auch an dessen Bruder, Lysander, denken. Vor langer Zeit waren beide dazu bestimmt gewesen ein Erzengel zu werden. Da aber nur einer den hohen Posten erlangen konnte, musste sich der Rat für einen von ihnen entscheiden. Die Wahl traf folglich auf Nathaniel. Man konnte zwar nie behaupten, dass sich die Brüder nahe standen, aber diese Entscheidung brachte noch mehr böses Blut zwischen sie. Anfangs tat Lysander fast alles um Nathaniel zu stürzen. Doch mit der Zeit hatte er gemerkt, dass, das nichts brachte. Und so hatte er sich für den Posten als Botschafter entschieden. Er erledigte alle wichtigen Vorbereitungen, wenn es um größere Schlachten zwischen Engel und Dämonen ging. Außerdem reiste er in andere Länder, um die dortigen Engel zu besuchen. Er beriet sich mit ihnen und tüftelte mit ihnen Vorgehensweisen zur Bekämpfung der Dämonen aus. Insgeheim wusste fast jeder, dass er immer noch sauer auf die Entscheidung war. Wenn man einmal nah dran gewesen war, den höchsten Posten der Engel zu erlangen, war es verständlich, wenn man etwas enttäuscht war. Doch Elijah war sich aus irgendeinem Grund sicher, dass Lysander mehr als enttäuscht war. Nach ein paar Richtungswechseln gelangen sie schließlich in den Flur, in dem Daves Büro lag und es schon verräterisch nach Kaffee roch. War Aurelia etwa schon aufgestanden?, fragte sich Elijah. Nachdem er sie in der Nacht hatte gehen lassen, um sich im Raum nebenan hinzulegen, war er davon ausgegangen, dass sie mindestens den ganzen Vormittag schlafen würde. Inzwischen war Dave mit dem Erzählen an dem Punkt angelangt, als der Dämon vor Schmerzen das Bewusstsein verloren hatte: „...ist er zusammengebrochen und hatte keine Regung mehr von sich gegeben. Wir hatten die Folterinstrumente noch gereinigt und hatten dich anschließend hergerufen.“, beendete er seine Worte. „Merkwürdig. Das ist in der Tat sehr seltsam. Ich werde ihn mir gleich mal ansehen.“, meinte Nathaniel. „Ich weiß nicht ob es stimmt, aber als meine hellseherische Fähigkeit von neuem kam, konnte ich bei ihm nichts spüren. Ich konnte zwar herausfinden welchem Dämonenclan er angehört aber mir hat irgendetwas gefehlt. Mir kommt es vor wie eine große Lücke, die ich nicht füllen konnte.“, meinte Dave; „Es kann aber auch gut sein, dass die Gabe sich wieder entfernt hatte. Was sehr wahrscheinlich ist.“ Nathaniel nickte. Gemeinsam gingen sie in das Büro und anschließend durch die geöffnete Wand. Kaum traten sie um die Ecke, blieben die drei auch schon wie angewurzelt stehen. Er war weg. Der Dämon war verschwunden. Spurlos. Elijah konnte die Anspannung seines Vaters spüren und auch Nathaniel kam aus der Ruhe: „Wo ist er?“, fragte der Erzengel. „ Ich werde sofort meine Leute alarmieren!“, sprach Dave in gehetztem Ton und machte sich schon auf den Weg ins Büro um den Alarmschalter umzulegen, der alle zu ihm rufen sollte. Elijah sah die kaputten Handschellen an: Sie waren mit Gewalt herausgerissen worden und auch die Wand war völlig eingefallen. Dunkles, fast schwarzes Blut klebte ebenfalls daran. Elijah ließ sein Blick weiter gleiten und stieß auf einen weißen Fleck. Eine unruhige Vorahnung durchflutete sein Innerstes. Er ging näher an die Wand heran und fasste die weiße Flüssigkeit an. Engelsblut! Blitzartig schoss ihm das Bild seiner Schwester durch den Kopf. Vor Besorgnis fing sein Herz an zu rasen an und noch ehe er wusste was er tat, stürmte er aus dem Büro und rannte den Gang entlang. Schlitternd kam er vor dem Zimmer stehen, in das sich Aurelia hineingelegt hatte. Er riss die Tür auf. Es war leer. „Aurelia?!“, schrie er, doch er bekam keine Antwort. „Elijah, was ist los?“, hörte er Nathaniel am Ende des Flurs rufen. Er eilte zum Erzengel zurück: „Sie ist weg. Er hat Aurelia mitgenommen!“. Mittlerweile kamen auch schon die anderen Engelskrieger und Kriegerinnen angerannt. Für einen kurzen Augenblick war es still, doch das reichte Elijah um die zuschlagende Tür im nebenan liegenden Flur zu hören. „Hier entlang!“. Aurelia kam es vor, als wäre sie eine Ewigkeit nicht bei Bewusstsein gewesen, doch als sie nicht gerade sanft hochgehoben wurde und einen Moment später Kopf über lag, merkte sie, dass es sich höchstens nur um Minuten gehandelt haben konnte. Langsam versuchte sie ihre Augen zu öffnen, was ein Fehler war. Ihr wurde darauf so übel, dass sie die saure Flüssigkeit in ihrer Kehle wieder hinunterschlucken musste. Also schloss sie ihre Lider wieder, wohl wissend das sie nicht wusste, wohin sie gerade gebracht wurde. Ihr fehlte noch jegliche Kraft sich zu wehren, geschweige denn sich zu befreien. Erneut drohte der tiefe Abgrund sie zu verschlingen. Das letzte was sie davon abhielt war ein harter Schlag an den Kopf. Warum musste sie jemand schlagen, wenn sie ohnehin schon zu schwach war, um sich zu verteidigen? Oder war es gar nicht irgendjemand gewesen? Es hätte auch eine Wand oder ähnliches sein können... Aurelia öffnete nochmals die Augen. Glücklicherweise wurde ihr dieses Mal nicht schlecht. Ihr Blick war starr auf den mit Fliesen bedeckten Boden gerichtet. Sie befand sich also noch in der Garnison. Einem Ort, an dem sie den größten Teil ihrer Zeit verbrachte. Neue Hoffnung keimte in ihr auf. Sie hob ihren Kopf etwas an, konnte aber durch die verschwommene Sicht nichts erkennen. Unerwartet ging es um die Ecke, als dann kurz darauf eine Tür geöffnet wurde, durch die sie getragen wurde. Sie meinte die Stimme ihres Bruders zu hören, war sich aber nicht sicher. Doch als sie ihn ihren Namen rufen hörte, wusste sie, dass er nach ihr suchte. Ihr Puls beschleunigte sich. Aurelia nahm ihre ganze restliche Kraft zusammen, um ihm zu antworten. Wollte ihm ein Signal geben, damit er wusste wo sie sich befand. Doch ehe sie einen Ton heraus brachte, schlug die Tür fest ins Schloss. Eine Tür aus dickem Metall. Keiner würde sie hören. Instinktiv wusste sie, dass sie sich nun im Treppenhaus, das direkt aufs Dach der Garnison führte, befanden. Undurchdringbare Finsternis beherrschte den Raum. Auf einmal war sie wieder hellwach, ihr Körper spannte sich sofort an. Knarrendes Holz durchbrach die Stille. Mit aller Kraft versuchte sie sich hoch zu hieven, wurde aber durch starke Arme wieder nach unten gedrückt. Aurelia wollte protestieren, doch sie bekam kein einziges Wort heraus. Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Sie versuchte ihre Atmung wieder zu regulieren, um einen halbwegs klaren Kopf zu bekommen. Als eine zweite Tür geöffnet wurde, ließ das Knarren der Stufen nach und einzelne Sonnenstrahlen schienen den dunklen Treppenabsatz hinab. Aurelia wagte einen Blick über ihre Schulter und erkannte die Statur, die schwarzen Haare und seine Augen, als er seinen Kopf ebenfalls kurz zur Seite wandte. Er sah sie an, ließ sich aber nichts anmerken. Noch bevor sie realisieren konnte, was mit ihr geschah, nahm er sie an den Hüften, um sie auf dem Boden abzusetzen. Doch dazu würde er nie kommen. Während er noch damit beschäftigt war sie über die Schulter zu heben, krallte sie sich an seinen Oberarmen fest, drückte sich mit den Füßen an seinen Hüften ab, machte einen Rückwärtsalto und stieß ihn damit mit voller Wucht nach hinten. Aurelia kam mit beiden Füßen auf dem Boden auf und schlitterte noch ein paar Meter weiter nach hinten. Anschließend breitete sie ihre Flügel aus und rannte direkt auf dem, am Grunde liegenden Dämon zu. Sie würde keinen Versuch auslassen ihn umzubringen. Sie ließ ihre Flügel die spitzen Klingen hinausfahren, die einen an Eiszapfen erinnerten, nur mit dem kleinen Unterschied, dass sie aus Metall waren. Darüber hinaus waren sie auf beiden Seiten so scharf, dass man sich glatt den Finger abschnitt sobald man Hand an sie legte. Aurelia federte sich vom Boden ab, streckte die Klingen noch weiter aus und zielte auf ihren Gegner zu. Doch ehe sie sich versah, kam er ihr schon entgegen, breitete seine tief dunkelroten, fast schon schwarze Schwingen aus und schleuderte Aurelia mit ihnen zur Seite. Trotz ihres fehlgeschlagenen Angriffs wusste sie, dass sie mit ihren Klingen ihn an den Flügeln getroffen hatte. Kaum hatte sie sich über diese kleine Wunde gefreut, traf sie auch schon hart auf dem Betonboden auf. Aurelia wollte sich gerade wieder aufrichten, als er sich über sie beugte, sie am Hals packte und nach unten drückte. Alle Versuche sich aus seinem Griff zu befreien scheiterten und wurden nebenbei von ihm geschickt abgewehrt. Er fing an ihr langsam die Luft aus der Kehle zu pressen. Schließlich blieb sie liegen und sah ihn hasserfüllt an. Einen Moment lang regte sich keiner von ihnen und der Druck seines Griffes ließ nach. Plötzlich ertönte ein lautes Krachen. Wie auf Knopfdruck schauten beide in die Richtung aus der, der Lärm gekommen war. Die Tür, durch die sie vor wenigen Augenblicken gekommen waren, wurde aufgestoßen und fiel auf den Boden. Kurz darauf erschien Elijah und die Wachen ihres Vaters. Als ihr Bruder sie erblickte, zuckten die Krieger und Kriegerinnen bereits ihre Waffen und kamen auf sie zu. Der Dämon reagierte sofort, nahm Aurelia am Arm und zog sie auf die Beine. Danach legte er einen der giftigen Stacheln seiner Flügel an ihren Hals. „Kein Schritt weiter!“, brüllte er. Seine Stimme klang etwas rau, aber dennoch gefährlich und nicht zu unterschätzen. Als Elijah und die Wachen stehen blieben, um nichts zu tun, was ihr schaden könnte, setzte der Dämon sich in Bewegung, lief rückwärts und nahm sie mit sich. Aurelia machte keinerlei Anstalten sich zur Wehr zu setzen. Es würde jetzt nur wenig helfen einen Giftstachel in die Kehle gerammt zu bekommen. Stattdessen fing sie den Blick ihres Bruders auf, welcher sie zum einen Teil aus besorgten Augen ansah, zum anderen Teil aber auch wusste, dass sie keine hilflose Frau war, die sich nicht zu Helfen wusste. Aurelia nickte ihm noch einmal zu, als sie darauf mit dem Dämon vom Dach stürzte und in die meterweite Tiefe der Stadt sprang. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)