Story between Worlds von FeelLikeParadise (Samael und Aurelia) ================================================================================ Kapitel 9: Kapitel 9 -------------------- Das sanfte Wiegen, das sich urplötzlich in ein Stolpern verwandelte, war das, was Amaya wieder erwachen ließ. Durch den kleinen Augenschlitz konnte sie nur wenig erkennen. Lediglich eine verschwommene, graue Zimmerdecke, dir vom trüben Licht an der Wand erhellt wurde. Sie sah, wie sie ihr immer näher kam, die Wände um sie herum dichter wurden und genauso erdrückend wurden, wie ihre Kopfschmerzen. Von Minute zu Minute. So schien es ihr jedenfalls. Dann machte sich der Druck zweier Arme spürbar, die sie sorgsam trugen. Einer unter ihrem Nacken, den anderen in ihrer Kniebeuge, warme Hände umfingen ihre Schulter und Beine, ließen einzelne wohltuende Schauer durch ihren Körper fließen. Trotz der jagenden Schmerzen, die sich immer mehr vergrößerten, kam es ihr so vor, als würde sie auf einer Wolke liegen, die sie bis zum Horizont geleitete. Sie blendete alles andere um sich herum aus und ließ sich treiben, gab ihren Kräften die Möglichkeit zur Ruhe zu kommen. Es hätte ewig so weiter gehen können, doch auf einmal sah sie eine dunkle Wand aus Nebel auf sich zukommen und wendete den Tag in die Nacht um. Amaya wurde schwindelig und schloss benommen die Augen. Kaum befand sie sich wieder im tiefen Delirium, zogen die schwarzen Nebelschwaden von neuem auf und überdeckten sie mit einer dicken Schicht Orientierungslosigkeit. Sie wusste weder wo oben, noch wo unten war, die Schmerzen wurden noch größer, sie wollte sich fallen lassen, ins endlose Nichts. Dann, bevor sie die Gelegenheit dazu hatte, ihren Körper der unendlichen Leere zu übergeben, sah sie Kreaturen, die aus dem Nebel hinaustraten und sich als ziehende Schatten auf sie zubewegten, ihre Mäuler öffneten und nach ihr greifen wollten. Amaya schrie erschrocken auf, versuchte wegzurennen, blieb aber wie angewurzelt an Ort und Stelle stehen. Sie kamen immer näher, die Qualen wurden größer, sie hatten sie fast erreicht, ein zweiter Schrei des Schmerzes folgte, bis sie auf dem Boden kniete. Aber der Druck verschwand nicht, stattdessen wurde er immer schwerer, unerträglicher, schnürte ihre die Kehle zu. Spitze Steinchen bohrten sich in ihre Füße, Stiche von hundert Nadeln waren die Folge. Inzwischen hatten sie Amaya erreicht, streckten ihre Fangarme nach ihr aus und griffen auf sie ein... Mit einem lauten Schrei schreckte sie aus ihrem Traum hoch, war schweißgebadet, was möglicherweise auch an der dicken Decke lag, unter der sie steckte. Ihre Stirn war feucht und fühlte sich heiß an. Was war das für ein Traum gewesen?, fragte sich sich. Amaya fasste sich an den Kopf und erschrak, als sie bemerkte, das er nicht nur sehr warm war, sondern regelrecht glühte! Sie bemerkte, das sie die übernatürlichen Schmerzen nicht nur geträumt hatte, als sich ein verräterisches Pochen wieder bemerkbar machte. Ein beklemmendes Gefühl machte sich in ihr breit. Was ist das nur? Ich kann es spüren, irgendetwas stimmt nicht! Irgendetwas stimmt mit mir nicht! Mühsam versuchte sie ihr Gedanken beiseite zu schieben, setzte sie sich vorsichtig auf und betrachtete die fremde Wohnung, in der sie sich befand: Amaya selbst lag auf einer Couch, umringt von etlichen bunt verzierten Kissen, auf denen sich die verschiedensten Applikationen befanden. Zu ihrer Rechten befand sich ein kleiner, aus dunklem Holz angefertigter Wohnzimmertisch, auf dem ein feuchtes Handtuch lag. Viel mehr konnte man in diesem Zimmer nicht erkennen, da es draußen schon dämmerte und nur das Licht in der gegenüberliegen Küche angeschaltet war. Ihr Blick blieb auf dem Stück Stoff hängen, als plötzlich eine schlanke Hand danach griff, es hochhob und Sekunden später sanft auf ihre Stirn legte. Javier. Amaya wusste nicht, wieso sie sich so sicher war, dass er es war, sie wusste es einfach. Erleichtert, das ihr Körper anfing sich endlich nicht mehr ganz so arg wie ein heißer Ofen anzufühlen, atmete sie auf, um diesen Moment noch länger in die Länge zu ziehen. Wohltuende Kühle floss in sie hinein, gab ihr die Kraft weiter die Augen offen zu halten, womit auch allmählich ihre Stimme wieder kam: „Wo bin ich? Was ist passiert?“. Als Amaya keine Antwort erhielt, wurde sie leicht nervös und blickt hinter sich. Dort erblickte sie sein Gesicht und blieb sofort, an genau einer Stelle haften: Diese Augen, so tief, so rein wie die blaue See, die sich perfekt an seine Nussbraunen Haare anpassten. Er war so schön... Augenblicklich schwebte ihr ein Bild von einem Fels in der Brandung vor den Augen, wie sich die Wellen an ihn schmiegten und ihn einen Moment später wieder allein ließen, er in der untergehenden Sonne glänzte und seine Schatten auf das aufschäumende Wasser warf...Götter! Was machst du hier eigentlich gerade?! Javier schien ihre Unruhe bemerkt zu haben und gab sich deshalb Mühe nicht aufgeregt zu klingen: „Du bist vorhin im Park zusammengebrochen...Ich hatte gehofft, du wüsstest vielleicht, warum das passiert ist“. Ja, wenn ich das nur wüsste, fuhr es ihr durch den Kopf. Amaya war es immer noch völlig schleierhaft, warum sie in Ohnmacht gefallen war, denn normalerweise wurden Wesen ihrer Art nie krank oder verloren das Bewusstsein. Das ganze muss doch einen Grund haben!... Ich werde mich später mit Mirac in Verbindung setzen müssen... Erst jetzt bemerkte sie, dass, das Handtuch auf ihrer Stirn langsam runter rutschte, da Javier es losgelassen hatte und sie fragend anstarrte. Er wollte es gerade auffangen, aber Amaya war ihm schon einen Schritt voraus und nahm es in ihre Hand. „Ich habe gefragt wo ich bin?! Und um deine Frage zu beantworten...nein, ich weiß nicht warum ich...zusammengebrochen bin.“. Ihr kam es so merkwürdig vor, das aus ihrem Mund zu hören. Wie konnte das nur geschehen? Sie wollte nicht länger von ihm so angesehen werden, richtete sich schnell auf, was ein großer Fehler war. Stechende Schmerzen schossen ihr durch den Kopf und ließ sie einen Moment schwanken. „Autsch!“. Was war nur los mit ihr?! Er erhob sich von seinem Stuhl und half ihr sie noch das letzte Stück aufzusetzen. „Besser?“, fragte er. Sie nickte nur, als er sich wieder auf dem Stuhl neben ihr sinken ließ. Dann blieb es einige Minuten still. Unwissend was sie jetzt sagen sollte, wandte sie sich und wollte gerade versuchen aufzustehen, als er die unangenehme Stille brach: „Um dich zu beruhigen: Du bist bei mir Zuhause und nein, ich wollte dich nicht abschleppen oder sonstiges. Das überlasse ich lieber diesem Alkoholiker, der dir wie ein verrückter hinterhergerannt ist.“. DAS WAR KEIN ALKOHOLIKER! Wenn du wüsstest! Das war was größeres, als du jemals zu sein vermagst! Ohne sie weiter zu beachten, ging er in die Küche, während sie entsetzt aufstöhnte: „Du hast wirklich gedacht...das ich denke, dass du...“. Vor lauter Aufregung und wahrscheinlich auch Wut, blieben ihr die Worte im Hals stecken und der Mund weit geöffnet. „Willst du was trinken?“, fragte er sie und holte aus einem der Wandschränke nur ein Glas heraus. Als Amaya weiter schwieg, meinte Javier: „Naja, nach deinem Blick zu urteilen, nachdem du aufgewacht bist, hätte man sich das durchaus denken können, das du dich das gefragt hast.“ Er lächelte leicht. „Du spinnst!“, war das einzige, was sie hervorbrachte, aber immerhin mit einer kräftigen Stimme. „Ist das deine Art dich bei jemandem zu bedanken, der dich im Fieberwahn nicht einfach liegen gelassen hat, sondern zu ihm nach Hause getragen hat? Schließlich hätte ich dich auch einfach dort lassen können“. Das Lächeln war verschwunden. Er füllte das Glas mit Mineralwasser aus einer Flasche, kam zu ihr zurück und drückte es Amaya in die Hand. Ein leises „Danke“, kam ihr über die Lippen, während er in seine Jackentasche griff, die über der Stuhllehne hing und eine Zigarettenschachtel herausholte, in der zusätzlich ein Feuerzeug eingesteckt war. „Willst du auch eine?“, fragte er zu ihr gewandt. „Ich bin nicht Raucher, aber danke, nochmals.“, erwiderte sie mit Nachdruck. „Wie du willst.“, meinte er schulterzuckend. Javier ging zum Fenster, öffnete es und stützte sich mit den Ellenbogen auf dem Fenstersims ab. Um keine Zeit mehr zu verschwenden, nahm sie noch ein Schluck Wasser, stellte danach das Glas auf den Wohnzimmertisch, schlug die Decke zurück und beugte sich hinunter, damit sie sich ihre Schnürstiefel anziehen konnte. „Wie lange war ich eigentlich bewusstlos?“, fragte sie, bevor sie, wegen dem noch immer etwas verschwommenen Sichtfeld, das Zubinden der Schuhe aufgab und die Bändel in den Schaft stopfte. Ihre Kopfschmerzen hatten immer noch nicht aufgehört und wurden immer schlimmer. Erschöpft fasste sich sich an die Stirn und schloss die Augen. „ So etwa um die zwei Stunden, vielleicht auch drei.“, beantwortete er Amaya´s Frage, ohne sie anzuschauen,was sie wiederum rasend machte, als sie fassungslos die Augen wieder aufschlug. Zwei, vielleicht auch drei. MENSCH! Wie konnte man so...so leichtfertig sein?! An den Gedanken, was alles hätte passieren können, hatte er wohl keine Zeit verschwendet. Wie denn auch? Er ist ein Mensch, vergiss das nicht, ermahnte sie sich. Und mal wieder brachte sie vor lauter Zorn kein einzigen Ton heraus. Noch etwas, das ich nicht leiden kann. Sie schaute zu ihm auf. Javier starrte raus auf den Straßenverkehr, wobei einzelne Strähnen seiner Haare ihm ins Gesicht wehten. Es hatte nichts mit ihm zu tun, aber so hätte sie ihn stundenlang anstarren können. Sein Körperbau war nicht der kräftigste, aber schmächtig konnte man es auf keinen Fall nennen. Ihm fehlten vielleicht ein paar Muskeln, doch sein Gesichtsausdruck zeigte so viel stärke, das es ihr schon fast unrealistisch vorkam. Er wäre ein ein begnadeter Geisterkrieger, fuhr es ihr durch den Kopf. Fasziniert schaute Amaya noch einen Augenblick auf sein Gesicht, als ihr auch schon etwas aus dem Mund rutschte, was sie sofort bereute: „Wer bist du?“. Sie sah, wie er sich kurz anspannte, dann seinen Kopf zu ihr drehte und sie entgeistert anstarrte. Unbemerkt ließ er seine Zigarette fallen: „Was?“. Verlegen schaute sie auf den Fußboden, biss sich auf die Lippen, sodass sie zu bluten anfingen. „Nichts. Ich muss jetzt auch wieder gehen. Danke, dass du dich um mich... gekümmert hast.“, sagte Amaya, drehte sich um und schnappte sich ihre beige Strickjacke, die auf der Rückenlehne der Couch lag, und schritt mit schnellen Schritten auf die Tür zu, bei der sie meinte, das diese die Wohnungstür sei. Sie drückte die Klinke hinunter und zog die Tür zu sich, aber so schnell sie, sie geöffnet hatte, so schnell wurde sie mit einem kräftigen Stoß wieder geschlossen. Dann stellte sich ihr Javier direkt in den Weg und schaute sie an. „Wohin willst du gehen?“, fragte er sie ehrlich interessiert. Das hatte sie nicht erwartet. „Warum willst du das wissen?“, fragte sie zurück. Doch er sah sie mit einem bohrenden Blick an, an dem es keinen Ausweg gab. Etwas genervt rollte Amaya die Augen: „Ich will wieder nach Hause und jetzt öffne bitte die Tür:“ „Nein. Geh nicht. Bitte.“ „Nenne mir einen guten Grund wieso ich hier bleiben soll.“ Sie wusste zwar nicht, was er wollte, aber falsche Hoffnungen wollte, durfte sie ihm nicht machen: „Du hast mich gerettet, wofür ich dir auch dankbar bin, aber -,“ „Ich mache mir sorgen. Ist das Grund genug für dich?“. Als er ihren skeptischen Blick sah, sprach er weiter: „Stell dir doch mal vor, dieser Typ kommt wieder und greift dich an. Was machst du dann?“. „Er wird nicht wieder auftauchen.“, log sie und machte einen Schritt nach vorne und abermals nach der Klinke zu greifen, wurde aber von Javier gestoppt, indem er seine Hand um ihre Finger schloss, die schon auf dem Griff lagen. Er roch leicht nach Zigarettenqualm. „Da wäre ich mir nicht so sicher.“. Amaya sah in seinen Augen echte Besorgnis. Nicht gut. Unter seiner Hand konnte sie seinen Puls spüren, seine Finger auf der ihren. Er drückte sie kurz, als ob er sie damit überreden könnte doch zu bleiben...was er auch irgendwie schaffte. Ihr Kopf schmerzte, sodass sich bereits schwarze Punkte vor ihren Augen bildeten. Noch weniger gut. Konzentriert versuchte sie seinen Blick ruhig zu erwidern und meinte: „Ich werde bleiben. Unter einer Bedingung.“. Amaya konnte seine Erleichterung deutlich spüren und trat näher an ihn heran. „Und die wäre?“, fragte er, fast flüsternd. Sie standen sich nun so nah, das sie seinen Atem auf ihrem Gesicht spüren konnte. So warm...so menschlich. „Küss mich“. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)