(Fast) Perfekte Weihnachten von Streuner_Sakuri ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Es sollte der perfekteste Weihnachtsabend werden, den Sashas Freund Lukas je gehabt hatte. Mit einem wunderschön geschmückten Baum, leckerem Essen, gemütlicher Atmosphäre mit Kerzenlicht und Geschenken von Herzen. Bereits Anfang Dezember hatte Sasha alles Nötige gekauft, vorbestellt oder bis ins kleinste Detail geplant. Angefangen bei dem Geschenk. Da Sasha sich kein normales, alltägliches Geschenk für seinen Freund haben wollte, entschied er sich für eine Mischung aus seiner Kreativität, dem Internet und handwerklichen Geschick. Auf gemeinsamen Ausflügen und ihrem Urlaub in der Türkei waren viele schöne Fotos entstanden, die er zum einen in einer Kollage und zum anderen als kleine Schlüsselanhänger verschenken wollte. Die Kollage entwarf er auf einer Internetseite, welche ihm bis zum 22.12 das Ergebnis schicken wollte. Die unfertigen Schlüsselanhänger kaufte er in einem Laden, die Fotos, welche in die Plastikanhänger sollten, druckte er in einem Drogeriemarkt aus. Und zu Hause kam es zu dem ersten Hindernis. Sasha nahm die Schere, begann zu schneiden – und köpfte Lukas! Erneut musste er zur der Drogerie und die Fotos ausdrucken – dieses Mal vorsichtshalber öfter. Der nächste Versuch wurde zu schief, der darauf zu klein, dann verschnitt er sich wieder. Letztendlich nahm er die Versuche, welche am wenigsten schief waren und hoffte, dass Lukas sich sehr über die Kollage freuen würde. Doch als der 22.12 kam, brachte der Postbote das Geschenk nicht. Verzweifelt schrieb Sasha eine Mail an die Internetseite, wurde von der Antwort aber erleichtert. Die Kollage sollte am 23., allerspätestens am 24. vormittags kommen. Da würde also doch alles gut gehen. Am Morgen des 23.12 stand er früh auf um einkaufen zu gehen. Immerhin wollte er ein zauberhaftes Essen für Lukas zubereiten. Vorspeise, Hauptgang, Nachtspeise, Salat, Kekse. Die Zutaten bekam er, auch wenn sein Portemonnaie danach sehr leer war. Gegen Mittag begann er mit dem Teig für die Kekse. Alles verlief nach Plan. Nachdem der Teig genug im Kühlschrank geruht hatte, nahm er ihn heraus und legte ihn auf den Tisch, als es an der Tür klingelte. „Der Postbote!“, rief Sasha aufgeregt und beeilte sich zur Tür zu kommen. Es war der Postbote, nur leider nicht für ihn, sondern für seinen Nachbarn, welcher nicht da war. Sasha nahm das Päckchen für diesen an. Er stellte es in das Schlafzimmer, wo es vor seinen beiden Katzen in Sicherheit war, hin und ging zurück in die Küche. „Felix! Sheba!“, schrie er entsetzt, als er sah, wie die beiden sich an dem Teig zu schaffen machten. Straßenkater Felix sprang sofort erschrocken auf und flüchtete, wobei er den Teig auch noch auf den Boden warf, während die Abessinierin ihn nur fragend ansah. Menschen hatten selber Schuld, wenn sie ihre Nahrung aus den Augen ließen. Nachdem er den alten Teig entsorgt und den neuen gemacht hatte, simste er mit Lukas, welcher sich schon sehr auf den 24. freute. Frisch motiviert achtete Sasha darauf, dass die Katzen nicht erneut an den Teig konnten, während er ihn ausstach und verzierte. Danach schob er ihn in den Ofen. 10Minuten. Nach der Hälfte der Zeit klingelte es an der Tür. Der Nachbar, der sein Päckchen abholen wollte. Sofort ging Sasha in das Schlafzimmer um es zu holen – und verfluchte seine Katzen sofort wieder. Mit einem entschuldigenden Lächeln übergab er das sichtlich angeknabberte und anderweitig demolierte Päckchen und durfte sich eine Standpauke anhören. Nachdem er sich vielmals entschuldigt hatte, konnte er die Haustür endlich schließen. Seufzend lehnte er sich gegen sie und schloss die Augen. Schlimmer konnte der Tag nicht mehr… Was roch hier so verbrannt? Die Kekse! Sasha sprintete in die Küche und riss die Ofentür auf. Dunkler rauch stieg ihm entgegen, brachte ihn zum Husten. Verdammt! Die konnte er auch wegwerfen. Und bei der fortgeschrittenen Uhrzeit schaffte er keine neuen mehr. Immerhin musste er heute auch noch die Krüppeltanne, die in sein Studentenbudget gepasst hatte, schmücken. Kekse dürfte er also für Weihnachten streichen… Am 24.12 stand er erneut früh auf. Zu aller erst bereitete den Nachtisch vor. Wackelpudding mit Vanillesoße. Nicht, dass es sehr aufwendig war, aber was fertig war, war fertig. Außerdem war es schnell gemacht. Danach widmete er sich der Gans, die die Nacht in der kleinen Speisekammer in einem Eimer verbracht hatte. Gut abgeschottet von den Katzen, welche sie bei der Vorbereitung neugierig beäugten. Da Sasha noch nie Gans zubereitet hatte, orientierte er sich an der Gebrauchsanweisung, die seine Oma ihm gegeben hatte. Er begann zu lesen, wurde blasser. Was sollte er machen? Leicht verstört sah er zu dem Stück Vogel. Langsam steckte er seine Hand hinein. Während er in eine andere Richtung sah, tastete er nach dem, was er erst einmal herausholen musste. Als er es dann in der Hand und aus der Gans hatte, sah er vorsichtig hin. Sofort ließ er den Beutel mit den Innereien fallen und rannte zur Toilette. Als er zurück in die Küche kam war er schon fast enttäuscht, dass die Katzen weder über die Gans noch den Innereien auf den Boden hergefallen waren. Nach dem Theater mit der Gans machte er sich an die Vorspeise. Eisbergsalat mit Joghurtsoße und Mandarinen. Er hatte es schon hunderte Male zubereitet. Dieses Mal wollte er es jedoch leicht verändern. Da man über Weihnachten immer so viel Süßes und Zucker zu sich nahm, wollte er mit Stevia süßen. Er mischte alles fertig, probierte die Soße und spuckte sie sofort wieder aus. Das war abartig! Schnell versuchte er mit mehr Stevia alles zu retten, machte es aber nur noch schlimmer. Verdammt! Dann meldete sich auch noch seine kleine Diva Sheba lauthals aus dem Badezimmer. Die Katzentoilette musste gemacht werden. Im Glauben, dies würde ihn etwas beruhigen, machte Sasha sich daran. Nur um festzustellen, dass das Katzenstreu nicht über die Feiertage reichen würde. Schnell machte er sich auf den Weg zum Drogeriemarkt und holte neues Streu. Als er gerade in seine Straße abbog, sah er das Postauto wegfahren. Das Päckchen! Ach, seine Nachbarn waren ja da. Sonst nahmen sie immer alles an. Er ging zu seinem Briefkasten um nachzusehen, bei welchem Nachbarn das Päckchen abgegeben worden war. Nachdem er den Zettel gelesen hatte, fiel er ihm aus der Hand. „… kann am 27.12 ab 10Uhr in der Postzentrale abgeholt werden.“ Ver#############!!!!!!!! Da musste er Lukas wohl noch schnell einen Gutschein basteln… Bis zum frühen Nachmittag war das gröbste erledigt. Katzenklo, Deko, Gans. Naja, diese war gewaschen und gefüllt, ohne, dass er sich erneut übergeben musste. Er schob sie in den Ofen und atmete erleichtert durch. Nur noch den Gutschein machen und die Anhänger hübsch verpacken. Er ging in seine kleine Stube, legte die Anhänger auf den Tisch und suchte das Geschenkpapier. Und suchte. Und suchte. Und fand schließlich die gelbe Rolle mit den Marienkäfern, Klebblättern und Hufeisen, in welchem er die Geburtstagsgeschenke seiner Nichte und seines Neffen verpackt hatte. Kein anderes. Kurz vorm Verzweifeln klingelte dann auch noch das Telefon. Seine Mutter, die ihm fröhliche Weihnachten wünschte. Sie begannen zu reden, Sasha beruhigte sich und bereute es schon fast, dass er über die Feiertage doch nicht nach Hause gefahren war. Dort hätte er eindeutig weniger Stress gehabt. Als er erneut an der Tür klingelte, machte Sasha schnell Schluss. Lukas war endlich da! Freudig strahlend lief er an die Tür und öffnete. „Frohe Weihnachten.“, begrüßte Lukas ihn lächelnd. Sofort schlang Sasha seine Arme um Lukas Hals. „Frohe Weihnachten.“ „Ähm… Sasha? Ist das Feueralarm in deiner Wohnung?“ „… Schei-!“ Sofort löste er sich von seinem Freund und rannte in die Küche. Die Gans war schwarz! Nicht dunkelbraun. Nicht Sonnenbankbraun. Pechschwarz! Kurz vorm heulen stellte er den Alarm aus und öffnete das Küchenfenster. Lukas, der in der Küchentür stand, sagte lieber nichts. Er wusste, wie sehr Sasha in so einer Situation ausrastete. „Lukas… Gehst du bitte wieder?“, kam es leise von Sasha. Langsam ging Lukas zu seinem Freund, sich der Gefahr bewusst. „Alles, aber wirklich alles ist schief gegangen…“, fuhr Sasha fort. „Die Kekse, der Salat, die Gans… Ich hab nicht einmal ein richtiges Geschenk für dich!“ Sasha lächelte bitter. Lukas schloss ihn in seine Arme und schwieg. Es dauerte eine Zeit lang, bis Sasha sich endlich gegen ihn lehnte. Behutsam begann Lukas über den Rücken seines Freundes zu streichen. „Sasha… Ich weiß ja, dass du immer alles perfekt machen möchtest, aber das geht nicht immer…“ „Ja, vor allen, wenn es perfekt werden muss!“ „Vor allen dann… Aber das ist mir egal. Ich weiß, dass du dir Mühe gegeben hast. Ich weiß, dass du es für mich getan hast. Weil du mich liebst. Und das ist das größte Geschenk, dass du mir machen kannst.“ Vorsichtig suchte Sasha den Blick seines Freundes. Als sie sich trafen, küssten sie sich. Lange, zärtlich. „Also mach dir keinen Kopf… Wir bestellen einfach eine Pizza, ja?“ Sasha musste grinsen. Etwas anderes als Pizzabestellen bekam Lukas nicht hin. Eine Stunde später saßen sie aneinander gekuschelt auf dem Sofa. Mit Kerzenlicht, Pizza, Bier und einem Horrorfilm. Den Braten wollten sie eigentlich an die Katzen verfüttern, doch die dachten nicht daran das verbrannte Etwas auch nur eines Blickes zu würdigen. Nicht einmal Felix. Als erst Sheba und dann Felix zu den beiden auf das Sofa kamen schmiegte Sasha sich glücklich lächelnd an Lukas. Ihr erstes Weihnachten zusammen. Es hätte kaum schlechter laufen können, aber dennoch war er unendlich glücklich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)