Interdependenz Buch 1 von abgemeldet (Die schweigende Lilie) ================================================================================ Kapitel 16: Zwiespalt --------------------- "Und nun, Luca, wohin willst Du mit einem Jungen, der nicht leben will?" Luca hob Ayco hoch, auf seine Arme und sah dann zu Justin, "Vor 20 Jahren hast Du mir angeboten, hier, bei Dir zu leben, Justin. Wenn Du mich noch in deiner Nähe ertragen kannst, werde ich auch weiterhin bei Dir bleiben." Luca senkte den Blick. "Du bist der einzige Freund und dein Haus die einzige Heimat, die ich habe. Wenn du nur endlich akzeptieren würdest, dass ich deine Freundschaft und deine Nähe brauche, viel mehr als einen Liebhaber..." Luca ging gemessenen Schrittes zu Justin hinüber, den geschwächten Aycolén in seinen Armen. Der Junge zitterte, ob vor Schwäche oder Angst, konnte Luca beim besten Willen nicht sagen. "Ich bin bei dir," flüsterte der Magier, darauf hoffend, dass Aycos Gehör fein genug war, denn seine Stimme ging fast in dem Rauschen dieser gewaltigen Schwingen unter. Unmerklich klammerte sich Ayco an seinen Freund. Obgleich ihm diese Gestalt etwas besonders verlieh, mehr Würde, mehr Grazie...und er auch einfach stärker und schneller war, glaubte Ayco nicht daran, dass Luca in der Lage war jemanden zu beschützen. Er konnte sich selbst schon nicht schützen, wie also wollte er der Beschützer eines anderen sein? Luca Kniete vor Justin nieder, setzte Ayco auf seinem Oberschenkel ab und reichte dem Vampir die eine, freie Hand, aber er achtete darauf, dass der silberhaarige Elf vor den Blicken Justins geschützt blieb, verborgen hinter seinen Schwingen. Justin setzte sich auf und sah Luca an. "Was soll das?" fragte er leise. Luca reichte ihm auch weiterhin die Hand. "Ich will Dich nicht verlieren, Justin." Nachdenklich sah der rothaarige Elf ihn an, seine schlanken, langen Finger, die sich ihm entgegenstreckten. Seine Augen hoben sich und begegneten Lucas. "Du weißt, dass hier Dein Heim ist, Luca, gleich was zwischen uns ist." Er schüttelte traurig den Kopf. "Ich liebe dich, du Narr. Das letzte, was ich tun könnte, wäre dich meines Hauses zu verweisen." Tränen stiegen in seine Augen. "Bis heute war es immer für mich, als würdest Du zu mir nach Hause kommen, wenn Du da warst." Er lächelte. "Davon angesehen, wo willst Du sonst hin? Du hast weder Familie noch Freunde hier." Luca nickte mit traurigem Blick. "Ja." Justin ergriff nun endlich Lucas Hand und strich mit den Fingerspitzen der anderen über die Wange des Magiers. "Du bist meine Familie, Luca und ich die deine." Ayco sah auf. Luca hatte keine Familie? Dabei konnte der Magier doch erst Mitte zwanzig sein... So jung und allein... Aber wenn er es richtig deutete, hatte Justin Luca aufgenommen, als dieser noch ein Kind war, in kleiner Junge... Traurig senkte Ayco den Blick... Eine Gemeinsamkeit, die sie verband. Justin setzte sich vor Luca auf, sah ihm lang in die Augen und zog ihn dann zu sich. Der sanft, liebevolle Kuss, den er Luca gab, ließ Aycos Seele gefrieren und sein Gemüt kochen. Wie konnte Luca, nachdem ihm Justin Gewalt angetan hatte, so viel Zärtlichkeit von Justin zulassen? Aus den Augenwinkeln beobachtete er Luca und Justin... Der Magier erwiderte den Kuss nicht. Seine Lippen blieben verschlossen... Dann fühlte er, wie Lucas Arm sich enger um seine Taille schlang und ihn enger an seinen Körper zog... Noch vor 3 Wochen wäre das nicht möglich gewesen, aber irgendetwas in Ayco hatte sich verändert. Er mochte die Gegenwart Lucas, seine hilflosen Bemühungen, ihn am Leben zu erhalten, seine ungeteilte Aufmerksamkeit, seine schönen Märchen, seine Stimme, die ihn in seine Träume führte, sie für ihn schöner machte... Er liebte Lucas Nähe, sogar den Moment vor einigen Tagen, als er erwachte und Lucas Kopf so vertraut auf seiner Brust ruhte... unmerklich schmiegte er sich nun auch gegen Luca und spürte, wie schnell sich die kühle Haut des Magiers erwärmte, wo die beiden Männer sich berührten... Erschrocken realisierte Ayco, dass seine Haut leicht brannte und von leichter Erregung kribbelte, wo er ihn berührte. Trotz seiner Schwäche war der Elf aufgewühlt und nervös... Lucas Hand löste sich von Justins und er umarmte Ayco nun mit beiden Armen. "Ich lasse ihn nicht hier. Mein Zimmer ist groß genug. Da kann er sich erholen. Das große Bett ist besser für ihn, und ich habe da ein Diwan, auf dem ich schlafen kann." Er lächelte Ayco an. "Viel schöner als der Steinboden..." Justin stand auf. "Gestatte mir, nach Euch zu sehn, jeden Tag. Luca... Oder willst Du..." Verwirrt bemerkte Ayco Justins Bewusstseinsumschwung. Wirkliche Sorge schwang in der Stimme des Vampirs. Luca schüttelte lächelnd den Kopf. "Ich glaube Ayco wird mich bald so überhaben, dass er um jeden Besuch dankbar ist, der nicht groß und dürr und schwarzhaarig ist..." Er blinzelte Ayco zu. Ärgerlich wendete der Junge den Kopf ab. Warum sagte Luca solch einen Unsinn? Diese Worte taten weh... Unerklärlich, aber es schmerzte, sich vorzustellen, dass er Luca überdrüssig wurde, und er glaubte, dass dieser Zustand nicht eintreten würde. Nicht wirklich. Der Magier, seine ganze ruhige, sanfte Art, hatte etwas außergewöhnliches, für ihn reizvolles und irgendeine leise Stimme in Ayco drängte ihn dazu, egal wie, diese Persönlichkeit auszuloten... Immer noch war der Wunsch da, nicht wirklich leben zu wollen, und noch immer ärgerte ihn der Gedanke, dass Luca ihm die Entscheidung abgenommen hatte, aber Aycos Entschluss wackelte unterdes stark und er wusste, dass niemand außer Luca diesen Entschluss sterben zu wollen umstoßen konnte. Dieses Wissen war so fest in ich, dass es ihn schon ängstigte. All die neuen Gefühle, Eindrücke, Gedanken... In der Zeit, die er nicht bei sich war, in diesen drei Wochen, hatte sich sein tiefstes Inneres umentschieden.... nein, eine bestehende Entscheidung nur gefestigt. All das lag an diesem Mann, wie er sich selbst abfällig nannte, der dünne Magier... Wortlos schloss er die Augen und kuschelte seine Stirn an Lucas Schulter. Seine flachen Atemzüge beruhigten sich langsam und er sog tief Lucas Duft ein... Das Aroma, was sein Körper verströmte brannte sich in dieser Nacht für immer in Aycos Gedächtnis. Kein anderer Mann duftete so, wie Luca. Auch wenn er immer noch Justin an ihm wahrnahm, den scharfen Geruch des Spermas und des Schweißes... So verschwand all das unter dem schweren, süßen Duft seiner Haut, der irgendwo zwischen Rosen und Weihrauch lag... Für den Bruchteil einer Sekunde überlegte Ayco, wie Lucas Körper Duften musste, wenn er mit jemandem schlief und wirklich Lust empfand, einen Orgasmus erlebte... hastig verdrängte er den Gedanken wieder. Wie kam er plötzlich auf solche Ideen? Er spürte, wie ihm das Blut in den Kopf schoss und seine Wangen zu glühen begannen... Luca nahm Ayco wieder auf den Arm und verließ mit Ayco den Saal... Ein leichtes zucken ging durch Lucas gestalt, als die zwei kleinen Drachen aus dem Gebälk herabstießen und sich rechts und links auf seinen Schultern niederließen... Ayco sollte nun allein mit Luca in einem Zimmer bleiben? Ihm wurde klar, dass er sich vor dem Gedanken fürchtete. Im ersten Moment machte er die Tatsache, dass der Magier homosexuell war dafür verantwortlich, die Angst, dass Luca ihm das selbe antun konnte, wie Justin es bei dem Magier tat... aber gleichzeitig wusste er, dass Luca ihm nie etwas antun konnte. Dazu war der Magier zu sanft. Aber wovor fürchtete sich Ayco dann so sehr? Dass sich Luca in ihn verlieben konnte? Eine Stimme in dem Elfen sagte ihm, dass Luca ihn bereits liebte. Was also sonst? Aycos Blick irrte unsicher umher. Dennoch registrierte er kaum welche Strecke Luca zu seinem Zimmer, was eineinhalb Etagen unter dem Saal, aber in einem anderen Flügel des Hauses lag, nahm. Er klammerte sich an Luca, so fest er konnte... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)