Interdependenz Buch 1 von abgemeldet (Die schweigende Lilie) ================================================================================ Kapitel 4: Angst und Hoffnung ----------------------------- Der Magier erwachte schlagartig, als eine Hand zwischen seinen Beinen nach seinem Glied tasteten und weiche Lippen die seinen streichelten. Im letzten Moment konnte Luca sich zurückhalten, um den anderen nicht zu beißen. "Endlich erwacht?" fragte Justin lächelnd und umfasste Lucas Glied. Dann begann er es zu massieren. Luca stöhnte auf und schloss die Augen. Er klammerte sich in die Decken und stieß in Justins Hände. Flammend rote Locken fielen über die blassen, opalfarbenen, schimmernden, nackten Schultern des Elfenvampirs. Er beobachtete seinen Geliebten aus dunklen, verlangenden Augen. "Lass mich dafür sorgen, dass es Dir bald besser geht..." Luca spürte, wie der schöne, sonst so kühle Elf seine Lippen einen Spalt weit öffnete und auf sehr laszive Weise lächelte, bevor er mit seiner Zungenspitze über Lucas Eichel streichelte. Luca schrie leise auf und sein ohnehin fiebriger Körper wurde noch etwas heißer... Aber er dachte keine Sekunde lang an Justin... Hinter seinen geschlossenen Lidern sah er den jungen Elfen... Dann erschrak er, mehr vor sich selbst. Seine Hände hatten sich in Justins dichten langen Locken vergraben... Mit einem heiseren Aufschrei stieß er Justin von sich. "Nein!" rief er. "Bitte nicht, Justin. Bitte... Wo ist der Junge...?" "Ayco?" fragte Justin, mit einem Unterton der Enttäuschung in seiner Stimme. Luca zog sich die Decke über und setzte sich auf. "Ayco? Ist das sein Name?" Er überhörte absichtlich Justins verletzten Tonfall. "Der Junge, den Du bei mir vor etwas über einem Jahr zum ersten mal gesehen hast," fragte Justin und setzte sich auf die Kante des gewaltigen Bettes... "Ja," flüsterte Luca und wich fast unbewusst Justins Hand aus, die sich auf seinen Oberschenkel legte und ihn wieder dort streicheln wollte. "Aycolén Amaro ist sein Name," sagte Justin. Seine Stimme klang nun wirklich verletzt. Der Vampir sah Luca aus dunkelblauen, ärgerlichen Augen an und Luca sah schon, dass er besser den Bogen nicht überspannen sollte, denn Justin war, obgleich er der gutherzigste, liebevollste Elf der Welt sein konnte, bei ihm, Luca, immer besonders schnell zornig. Der Herr des Labyrinths war extremen Launen unterworfen, und Luca schaffte es immer wieder, seinen Liebhaber zu stark zu reizen. Wild, düster und schön, wie der Ort über den er im Zentrum der freien Hafenstadt herrschte, war auch Justin. Das kannte Luca nur zu gut und ergab sich ihm traurig... ließ alles geschehen was Justin mit ihm tat. Luca aber schloss die Augen und vor seinen Augen erschien das Bild seines engelhaft schönen Freundes, der jetzt endlich einen Namen hatte... Wortlos zog ihm Justin die Decke weg und zog ihn zu sich, küsste Luca leidenschaftlich, wild und spreizte gleichzeitig Lucas Schenkel, um tief in ihn zu dringen, ohne ihn weiter darauf vorzubereiten. Luca schrie leise auf, und es war eine bizarre Mischung aus Lust und Schmerz, denn der Schmerz war so stark, dass es Luca Tränen in die Augen trieb, aber zugleich empfand er Lust, intensive, wilde Lust, denn hinter seinen geschlossenen Lidern war es nicht Justin, der ihn liebte... Luca stöhnte vor erlangen... flüsterte einen Namen, immer wieder, immer lauter in seiner Lust... Justins stöße taten furchtbar weh, waren härter und brutaler als je zuvor... Luca spürte Feuchtigkeit, heiß, klebrig... Sein Blut. Dann kam Justin in ihm, so tief und hart, dass Luca fast von dem Schmerz die Besinnung verlor... Einen Herzschlag später schlug Justin ihm die flache Hand ins Gesicht. "Was...?" flüsterte Luca. Justins Gesicht war eine Maske aus Schmerz und Zorn. "Aycolén, an ihn dachtest Du also, du billiges Miststück...!" Justin schlug ihn wieder und wieder und weder, bis Lucas Gesicht von einer feinen Blutschicht überzogen war... Luca weinte nicht, wendete den Blick nicht ab. Er sah Justin in die Augen. "Ich liebe Dich nicht, und das weißt Du," flüsterte der Magier. "Du bist mein engster Freund, und die Art von Liebe, die ich für Dich empfinde, hat nichts mit Partnerschaft zu tun..." Justin schlug Luca wieder und zugleich begann er wieder sich in Luca zu bewegen. Er war wieder erregt... "Wenn Du Dich wie eine Hure aufführst, mein schöner Luca, dann werde ich Dich auch so behandeln." Wortlos sah Luca an ihm vorbei und versuchte die Schmerzen aus seinem Bewusstsein zu streichen, was wahnsinnig schwer war. Stunden später erhob sich Luca, allein gelassen von Justin und betrachtete den Blutfleck auf den Laken... Sein Blut. Immerhin hatte er den Vorteil, dass seine Krankheit fast vergessen schien. Und dennoch, er fühlte sich erniedrigt und missbraucht und auf eine Art und Weise ausgenutzt, wie er es nie von seinem Geliebten angenommen hätte. Aber er verstand Justin auch, denn dieser fühlte sich zutiefst verletzt und verraten, nachdem er schon geschlagene 22 Jahre auf ihn achtete und ihn liebte und seit 17 Jahren mit ihm schlief. Er begann sich noch schäbiger vorzukommen und im Unrecht, denn Justin hatte allen Grund, ihn zu verachten, nutzte Luca ihn schließlich nur aus... Der Magier spürte dennoch die Sehnsucht, endlich seinen schönen Freund wiedersehen zu wollen... unbedingt... Aycolén Amaro... Ayco... Der Name allein tanzte wie ein Schmetterling, prickelte wie junger Wein auf seiner Zunge... Luca liebte den Jungen, der endlich einen Namen hatte... "Ayco," murmelte er vor sich hin. Luca irrte recht lang durch Justins Villa, dem dunklen, warmen Herz des Labyrinthes. Er war nur noch sehr selten hier, bei Justin. Zwischen ihm und dem rothaarigen Elfenvampir hatte sich viel geändert, seit er Aycolén hier zum ersten Mal sah... Dieser schicksalhafte Tag vor mehr als einem Jahr... Luca blieb auf den Stufen nach unten stehen und schluckte, setzte sich dann auf die Stufen und schloss die Augen. Er erinnerte sich nur zu gut daran. Wie heute kam er mit Orpheu und seinen Männern von deinem Auftrag zurück nach Valvermont, und eilte sofort zu Justin, ins Labyrinth... Der einzige Ort, an dem er Ruhe fand und vergessen konnte. Vergessen... ja, in Justins Armen. Luca erinnerte sich zu gut daran, dass er selten mehr hier tat, als bei Justin zu sein und mit ihm zu schlafen... geliebt zu werden. Auch an diesem Tag kam er zu Justin, um einfach alles, was er gesehen und getan hatte, aus seiner Erinnerung zu streichen, sich Justin hinzugeben und einfach nur zu spüren, dass es jemand anderen gab, dem er etwas bedeutete. Luca wartete in Justins Arbeitszimmer, denn von dem etwas tumben Oger Gorg der Justin als Koch diente, hatte Luca erfahren, dass Justin noch nicht da sei. War er damals eingeschlafen? Luca wusste es nicht mehr, aber er erinnerte sich an den Moment, als Justin endlich kam. Der Elf trat ein, strahlend schön, wie immer, so schön, dass Luca sich furchtbar schämte, staubig und verschwitzt dazusitzen, fertig, verletzt und müde, desillusioniert und allein... Luca warf all seine Waffen zur Seite, sprang auf und fiel Justin um den Hals. Auch wenn er es nicht wollte, so rannen ihm Tränen über die Wangen und er klammerte sich an seinen etwas kleineren, zierlicheren Freund. "Luca..." In Justins Stimme schwang so viel Sorge und Liebe mit... "Was hast Du denn, mein Kleiner?" "Justin, dieser Auftrag... diese Söldner, die wir gejagt haben, kannst Du dir vorstellen, was sie mit den armen Menschen angestellt haben? Die Frauen und Kinder wurden Vergew..." In dem Moment erst erkannte Luca, dass sein Liebhaber nicht allein war. Er sah über die Schulter des Vampirs direkt in die zornigen, jungen Augen des silberhaarigen Elfen, in große, smaragdgrüne Katzenaugen, halb verborgen unter einem langen silbrig weißen Pony, dass sein Gesicht mysteriös und geheimnisvoll erscheinen ließ, denn es verhüllte von der Schönheit des Knaben mehr, als Luca es lieb war... Dieses zarte, zerbrechliche Gesicht, die sanften, rosigen Lippen, der trotzige Blick... Die Augen... Sie waren nicht trotzig sondern verletzt, erschrocken, verängstigt und scheu. Luca stockte der Atem. Dieser Junge... Er wusste nicht warum, aber als er ihn in diesem Moment sah, verliebte er sich in ihn, in diesen Blick, der ihn berührte, in Luca den tiefen Wunsch erweckte, den Jungen beschützen zu wollen, ihn glücklich zu machen und immer für ihn dazusein. "Luca, das ist... verdammt, ich weiß nicht mal wie Dein Name ist..." Der junge Elf sah wortlos in Lucas Augen. Für den Bruchteil einer Sekunde flammte etwas in den Augen auf, ein hauch von Verwunderung und Erkennen, zugleich eine Frage, ein Gefühl, doch wurde es sofort von den primären Empfindungen und tiefem Misstrauen zerstöret. Luca löste sich von Justin, wischte sich die Tränen aus den Augen und reichte dem jungen Elfen seine Hand. "Ich bin Luca," sagte er leise. Der Elf ließ zu, dass Luca seine Hand ergriff und sanft drückte... Wie zart doch diese Hand sich anfühlte, wie Jung er doch war. In Menschliche Jahre umgerechnet konnte der Jung nicht älter sein als 17 oder 19 Jahre... Luca spürte, dass er sich Hals über Kopf in den Jungen verliebte... Er? Dachte der Magier bei sich und lächelte versonnen. Luca spürte in dem Moment zum ersten mal Liebe, wirkliche Liebe, etwas, dass weit über alle Geborgenheit hinausging, die Luca empfand, wenn er bei Justin war, in seinen Armen lag und sie sich liebten... Der Junge hielt Lucas Blick noch einige Sekunden lang stand, bevor er seine Hand losriss und auf dem Absatz herumfuhr, um zu verschwinden... Luca hatte ihn seit dem Moment nicht mehr gesehen, ihn aber auch keine Sekunde vergessen. Seraphs wie er liebten nur einmal in ihrem ganzen Leben und vergaßen diese Liebe nie. Luca starrte die Treppenhalle hinab, den weg, den er damals gelaufen war. Er glaubte immer noch Aycos Schritte auf den Stufen zu hören. Hunderte von Füssen liefen täglich hier hinab, traten den alten, weißen Marmor aus, sorgten dafür, dass sich hier nie Staub sammelte... Die Villa war zugleich auch ein Spital, und Justin, der zu Lebzeiten ein Priester war, und immer noch seine phantastischen Wunder beherrschte, hier noch immer der Heiler... Luca erhob sich und strich sein langes Haar aus dem Gesicht. Erst jetzt bemerkte er, dass er weinte. "Hab ein wenig mehr Vertrauen, Luca," murmelte die Stimme von Goldy. "Auch wieder da?" fragte Luca ungewollt boshaft. Die Drachenechse seufzte. "Du hast ja recht, Luca, aber ich ertrage es nicht, wenn Justin dich mal wieder gegen Deinen Willen nimmt. Ich weiß doch, was in Dir vor sich geht und was Du denkst und fühlst, und wenn er dich dabei dann auch noch..." Luca nahm sie von den kalten Steinstufen auf und setzte sie sich in seinen Schoß, begann ihr Köpfchen zu streicheln. "Er ist mein Freund," murmelte Luca matt. "Daran wird sich nie etwas ändern. Er ist mein bester und engster Freund, und ich bin ihm als Freund treu, egal, was er sagt und tut." "Luca, lass ihn uns suchen gehen, in Ordnung?" Sie sah zu Luca hinauf. Der junge Mann nickte lächelnd und wischte seine Tränen fort. "Vielleicht wirst Du eines Tages seine Tränen trocknen und er die deinen." Nun erhob sich Luca und ging die Stufen hinab. Er wollte nur zu sehr daran glauben, und dennoch konnte er es nicht wirklich, denn er hatte bis heute nie von einem Seraph gehört, er sein Glück und seine Liebe fand. Der Junge lag auf einer schmalen Pritsche, allein und dennoch in der Masse untergegangen... Er wirkte verloren, einsam und so zerbrechlich. Seine Alpträume beherrschten seinen Geist und er warf sich hin und her. Luca setzte sich neben ihn und streichelte seine Stirn. Fast augenblicklich entspannte sich der junge Elf ein wenig. "Ayco," flüsterte er. Er wagte nicht, en Kopf des Jungen in seinen Schoß zu betten, zumal Justin hier unten gerade einige der Gefangenen versorgte. Er sah sich um. Auf dem Boden stand eine Schüssel mit heißem Wasser um ihn zu waschen und frisches Verbandszeug. Luca sah zu Justin, der ihn ebenfalls wahrgenommen hatte und nun mit langen schritten zu ihm kam. Wie zerbrechlich er doch aussah, dachte Luca... "Bist Du des Wahnsinns?!" fluchte Justin. "Du bist krank, fiebrig und ziemlich ansteckend..." In Luca zerbrach das Bild, was er von Justin hatte ein weiteres Mal und er blickte zu Boden. "Ja. Mag sein," sagte er leise. "Aber wenn ich Dir in diesem Zustand ausreiche, dass Du meinen Körper besitzen kannst, wie es Dir gefällt..." er verstummte. Eigentlich wollte er Justin nicht angreifen. Im Gegenteil... Der Vampir kniete vor Luca nieder, legte alles aus den Händen und strich sanft über Lucas Oberschenkel, seine Brust und die langen, schwarzen Haare, die offen um Lucas Schultern fluteten. "Du bist krank und erschöpft, Luca..." Er richtete sich ein stück weit auf und küsste Lucas Lippen, doch der Magier erwiderte den Kuss nicht. Traurig nahm er ihn an den Schultern und sah ihm in die Augen. "Justin, du bist mein Freund, mein liebster, engster und bester Freund, aber wieso liebst Du mich? Wieso musst Du ausgerechnet mich so sehr lieben?" Er umarmte Justin fest. "Du weißt, dass ich dich nie lieben werde, und es macht mich unglücklich zu wissen, dass Du darunter leidest, denn das will ich nicht. Aber ich will auch nicht dein Spielzeug sein..." Justin senkte die Lider und verbarg seine dunkelblauen Augen unter seinen dichten, roten Wimpern. "Sht, nicht, mein Lieber." Er lächelte verführerisch, während sein Finger sanft über Lucas Lippen strich ... Der Magier kannte den Blick. Damit war es einst Justin gelungen ihn zu verführen, das erste mal mit dem Vampir... Er war damals ein Kind gewesen, ein Junge von 14 Jahren... Und ihn hielt diese Grazie, die Eleganz und die zärtliche Aufmerksamkeit, die Justin Luca zollte, damals gefangen. "Ich würde sagen, heute Nacht werde ich Dich auf andere Gedanken bringen, dich glücklich machen..." "Bitte, Justin, ich will bei ihm bleiben. Wenn er schläft ist er viel ruhiger, wenn ich in seiner Nähe bin..." "Wie Du willst," murmelte Justin und stand auf. Er drehte sich um und ging, ließ Luca mit dem Jungen zurück und mit reichlich bösen Vorahnungen und Schuldgefühlen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)