Jahrhunderte währendes Versprechen von Izu-chan (RusAme) ================================================================================ Kapitel 1: „Das versteh‘ ich nicht!“ (ca. 1616) ----------------------------------------------- „Oh nein…“, seufzte England, sobald er die Halle des Ländertreffens verlassen hatte. „Ist etwas passiert?“, erkundigte Frankreich sich in aller Höflichkeit und legte ihm besorgt die Hand auf die Schulter. England ließ sich jedoch nicht einfallen, auf das gespielte Verhalten seines ewigen Rivalen einzugehen, schlug die Hand beiläufig weg und marschierte den Gang hinab. „Nichts“, antwortete er abweisend. „Ich finde meine Kolonien auch ohne deine Hilfe!“ Verdutzt blieb Frankreich zurück, die Hand noch erhoben. „Aha?“, lächelte Francis verstehend. „Dieser kleine Junge vorhin war also…“ Keines der vielen Länder beachtete den kleinen Blondschopf, der unbedarft durch ihre Mitte wanderte und sich neugierig umsah. Nachdem die allgemeine Versammlung für beendet erklärt worden war, waren nur die Großmächte für eine gesonderte Besprechung im Konferenzsaal verblieben, während alle anderen die Gelegenheit nutzten, sich ausgiebig zu unterhalten, nach Bündnispartnern Ausschau zu halten, oder einfach die Residenz des Gastgeberlandes zu bewundern. Die kleine Kolonie des bekannten Britischen Empires fiel wie auch die anderen kleinen Länder niemandem weiter auf. Selbst, als sich der Blondschopf aus der Ansammlung löste und eifrig auf den Garten zu lief, nahm ihn niemand wahr. Er verschwand um eine Hausecke, hüfte weiter und lachte ausgelassen, als er die wärmenden Sonnenstrahlen auf seiner Haut bemerkte. Daheim bei Onkel England war das Wetter viel zu oft trüb und England ließ ihn nie aus den Augen! Eine Gelegenheit wie diese war so selten, dass sich das Kind keine Gedanken darüber machte, was passieren würde, sollte England herausfinden, dass er Schottland weggelaufen war anstatt brav zu warten. „Wooooow!“, gab die kleine Kolonie beeindruckt von sich, nachdem sie um eine weitere Hausecke gelaufen war und sich vor einem großen Blumenfeld wiederfand. Strahlende Kinderaugen sogen den Anblick des blaugelben Blütenmeeres auf. Dem kurzen Augenblick seiner Faszination folgend, nahm er begeistert Anlauf und sprang übermütig die wenigen Treppenstufen hinab auf die großen Blumen zu. Den Mann, der in einiger Entfernung auf diesen Treppenstufen saß und ihn verdutzt dabei beobachtete, wie er lachend durch das Feld lief, bemerkte er nicht. Zu sehr war er von der leuchtenden Farbenpracht abgelenkt, zu sehr genoss er den Duft, den die Blumen verströmten. Hier und da war das Feld in Bewegung, dort, wo er mit ausgestreckten Armen entlang flitzte. Doch dann war das endlose Blumenmeer plötzlich zuende. Die kleine Kolonie bemerkte das Verschwinden der Blumen, noch ehe es Anhalten konnte. Die kleinen Kinderhände patschten auf die Brust von jemandem. Die Britische Kolonie blickte erstaunt auf – große, leuchtend blaue Unschuld traf auf violett schimmernde Überraschung. Die kleine Kolonie wich erschrocken vor dem Erwachsenen zurück, doch das vor ihm sitzende Land begann zu lächeln. „Das sind schöne Blumen, nicht wahr?“ Der Junge blieb stehen und nickte. Er war ein Kind, aber er war auch eine Inkarnation und darum bemerkte er aufmerksam die Narben auf den Handrücken, während sich sein Gegenüber etwas zu schnell die braunen Handschuhe überstreifte. „Diese hier sind auch schön, da?“, lächelte das große Land und streichelte über die Blätter der Sonnenblumen, die es im Arm trug. „Ich konnte einfach nicht widerstehen, sie zu kaufen…“ Die kleine Kolonie bekam wieder große Augen, denn der Blick, mit dem der Mann seine Blumen betrachtete, war unglaublich traurig. Es war auch ein trauriges Lächeln. Vorsichtig stützte er sich auf dem Knie des Landes auf und streckte seine kleine Hand nach dem Kopf aus. Mit aufmerksamem Blick streichelte er über den aschblonden Schopf. „Sei nicht traurig!“, verlangte das Kind von dem Großen, dann grinste es herzlich, als es verdutzt angesehen wurde. „Deine Blumen sind am Schönsten!“ Die violetten Augen weiteten sich, dann wendete sich die kleine Kolonie ab, lief die Treppen hinauf und davon. Eine Hand streckte sich nach dem Jungen aus. „Warte!“, rief das Russische Reich. So besorgt hatte man die Kolonialmacht selten gesehen. Noch immer war sie auf der Suche nach ihrer wichtigsten Kolonie und schalt sich einen Vollidioten, dass sie nicht besser darauf Acht gegeben hatte. Doch dann, gerade als er um eine Ecke bog, stand Arthurs kleine Kolonie plötzlich vor ihm. „Onkel Iggy!“, strahlte der Junge, während dem Älteren ein ganzer Berg Sorgen vom Herzen fiel und er erleichtert vor der Britischen Kolonie in die Hocke ging. „Wo zur Hölle warst du?! Habe ich dir nicht oft genug gesagt, dass du bei Schottland bleiben sollst? Es ist gefähr-“ „Onkel Iggy, kann ich die bei mir zuhause einpflanzen?“, wollte das Kind eifrig wissen und hob Arthur eine Sonnenblume entgegen, die beinah so groß war wie es selbst. England richtete sich mit gerunzelter Stirn auf. „Das ist eine Schnittblume“, erwiderte er. „Die kann man nicht mehr einpflanzen.“ Doch der kleine Blonde blickte ihn aufgeregt an. „Der Mann hat aber gesagt, dass man ganz viele daraus machen kann, wenn sie zu Ende geblüht hat!“, protestierte die Britische Kolonie. „Ich muss ganz viele haben!“ Genervt verschränkte England die Arme. „Warum musst du-?“, begann er, doch dann brach er stutzend ab. „Was für ein Mann?!“ „Der da!“, antwortete der Junge und deutete hinter sich auf die Stufen am Rand des Blumenfeldes. Doch der Platz war leer – von dem fremden Land fehlte jede Spur und die Kinderhand sank langsam hinab. Fragend blickte der blonde Junge auf, als England sich vor ihm auf ein Knie niederließ und ihm die Hände auf beide Schultern legte. Der ernste Blick konnte nichts Gutes bedeuten. „Vor diesem Mann musst du dich in Acht nehmen, hast du mich verstanden?“, redete das Britische Empire eindringlich auf seine Kolonie ein. „Er ist geschwächt, aber unberechenbar und sehr, sehr gefährlich, verstehst du?“ Das Kind blickte ihn mit großen Augen an, hielt die Sonnenblume fest an sich gedrückt und schüttelte langsam den Kopf. Das verstand der kleine Alfred nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)